Mosaik von Alaiya (Urban Fantasy Thriller) ================================================================================ [29.09.2011 – M25 – Aufmunterung] --------------------------------- „Man siehst du beschissen aus“, stellte Murphy fest, als er in die Kabine des Flugzeugs kletterte. Sie hatten mit Smith telefoniert, hatten sich nun einen Transportflieger besorgt, der sie nach Kapstadt zurückbringen würde. Es war einfach nicht möglich für sie, mit Infektion und Wunde in einen normalen Linienflug zu fliegen. So lag sie nun halb auf einem der Stühle, während Heidenstein mehr schlecht als Recht eine Aufhängung für einen Tropf improvisiert hatte. Sie brauchte mehr Flüssigkeit, Schmerzmittel und Fiebersenker. Sie hasste es, sich so schwach zu fühlen. „Danke“, erwiderte sie und sah den Jungen an, der sich auf den Stuhl neben sie setzte. Sie hatte ihn seit dem Einsatz am Vortag nicht mehr gesehen. Natürlich trug er wieder seine Teenager-Gestalt, wirkte jedoch blasser als normal. Es gab offenbar nur so viel, was seine Magie erreichen konnte. „Was hast du denn auch gestern gemacht?“, fragte er. „Zauber.“ Sie deutete ein Schulterzucken an. „Hast du es nicht gesehen?“ „Ich war zu abgelenkt mit den Dämonen“, erwiderte er. Sie lächelte matt. Zumindest war bei dem Jungen alles in Ordnung und auch Crash schien halbwegs in Ordnung zu sein. Immerhin saß er noch normal. Einzig ein großes Pflaster hing in seinem Nacken. Offenbar eine Wunde aus seinem Kampf mit dem riesigen Krokodil. Lieber hätte sie seine Geschichte gehört. Etwas, das sie von ihren Schmerzen ablenkte, selbst wenn sie durch die Mittel erträglich wurden. Murphy saß neben ihr, sah sie an. Er schluckte. Er fühlte sich deutlich unwohl. Warum? Weil es ihr schlecht ging? Weil sie schwach war? Oder weil sie aktuell nur einen Arm hatte? Da sie noch immer nicht wieder die Prothese tragen konnte, da sie mit den Wunden rieb, war es nun sehr offensichtlich. „Habt ihr gestern noch etwas von diesem Zea erfahren?“, fragte er schließlich. „Nur, dass er gewissenlos und verrückt ist“, erwiderte sie und schloss die Augen. „Er hat die ganze Zeit nur wirres Zeug geredet. Wenig Sinnvolles. Es kann sein, dass sie ihn freilassen müssen.“ „Fuck.“ Murphy sah auf den Boden. „Du sagst es, Kid.“ Sie wusste nicht mal, was sie machen konnte. Vielleicht war alles umsonst gewesen. „Aber hey, ohne dich und die Möwe hätten wir ihn gar nicht geschnappt. Deine Aktion war ziemlich gut.“ Gerne hätte sie ihm die Hand auf die Schulter gelegt, hätte ihn auf die Schulter geklopft, doch da er zu ihrer linken saß, ging es nicht. Er lächelte verlegen. Ernsthaft verlegen. „Danke.“ „Elektrozauber?“, fragte sie. Immerhin hatte sie schon häufiger gesehen, dass er Leute mit einem Zauber getasert hatte. Er grinste. „Nein. Nicht ganz. Ich war mir nicht sicher, was passiert wäre. Also …“ Er brach ab, wirkte halb hämisch, halb amüsiert. „Ja?“ „Sagen wir es mal so. Ich habe zusammen mit Alice einen anderen Zauber entwickelt.“ Er hob seine Augenbraue vielsagend. Pakhet glaubte zu verstehen. Sie fragte besser nicht. „Du bist unglaublich, Kid.“ „Natürlich bin ich das“, erwiderte er und grinste. Sie lächelte, lehnte sich wieder zurück. Für einen Moment schloss sie die Augen. Auch wenn sie es nicht zugeben würde, war sie beinahe froh, dass sie in ein paar Stunden im Krankenhaus liegen würde. Sie hatte genug getan, sagte sie sich. Sie hatte genug getan. „Kann ich vielleicht noch etwas für dich tun?“, bot Murphy an. Sie sah ihn an. „Ich glaube im Moment nicht. Sofern du deine Heilzauber nicht verbessert hast.“ „Ich fürchte nicht, nein.“ Er seufzte. „Ich fürchte, es ist einfach nicht meine Spezialität.“ Sie blickte zur Kabinendecke. „Was ist denn deine Spezialität?“ Zumindest würde das Gespräch sie ablenken. Das Flugzeug setzte sich mit einem Ruck in Bewegung. Sie würden also in Startposition fahren. „Willst du das wirklich wissen?“, fragte er. Sie zuckte leicht mit den Schultern. „Warum nicht?“ Immerhin wusste sie, dass die Spezialität von Heidenstein Heil- und Erdzauber waren. Wobei sie nicht gänzlich sicher war, ob es wirklich sein Talent war oder er einfach am meisten in Sachen Heilzauber trainiert hatte. Doch jene extrem guten Heiler waren selten, sehr selten. Nicht, dass sie es wirklich nachvollziehen konnte, doch wusste sie, dass Heilmagie schwer sein sollte. „Na ja, ich bin halt gut, mit allem was Illusionen angeht“, meinte der Junge. „Illusionen erschaffen, Leute glauben lassen etwas bestimmtes gehört und gesehen haben. Generell. Wahrnehmung verändern. Sowas.“ „Also Gedankenmagie.“ „Nein. Ich manipuliere keine Gedanken!“, protestierte Murphy. „Also ich könnte es, aber ich mache es nicht. Sowas ist krank. Ich lasse die Leute nur glauben, was anderes zu sehen.“ „Auch mit deinem Aussehen?“ Sie glaubte es eigentlich nicht, doch das machte eine gute Illusion aus. Er schüttelte den Kopf. „Nein. Das ist … Physisch. Aber ich kann es nur bei mir selbst. Ich … Das ist so eine Sache mit meinem Körper. Ich konnte das schon immer.“ Also nicht erst seit der Pubertät. Das war ungewöhnlich. Die meisten erwachten erst in dem Alter. Sie sagte jedoch nichts. Sie musste nicht dafür Sorgen, dass der Junge sich wegen ihr unwohl fühlte. „Cool“, meinte sie schließlich. Beinahe schien er erleichtert. Er grinste. „Ja, nicht?“ Sie schenkte ihm ein Lächeln, während das Flugzeug beschleunigte. Noch zwei, drei Stunden und sie wären in Kapstadt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)