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Mosaik

Urban Fantasy Thriller
von

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[18.09.2011 – M24 – Verabredungen]

Pakhet sah auf ihr Handy. Sie hatte eine Nachricht von Jack bekommen.

„Chase hat mir erzählt. Habe ein paar Informationen zu Jaco. Wann können wir uns treffen, Sweetheart?“

Natürlich hatte er sich das „Sweetheart“ nicht verkneifen können. Mittlerweile nahm sie es ihm nicht einmal mehr übel. Sie erinnerte sich zu gut, wie verloren er dort auf dem Parkplatz gewirkt hatte. Ja, sie hatte Mitleid. Sie hatte wirklich Mitleid mit ihm.

Sie sah auf die Nachricht. Sie hatte ihn nicht um Hilfe gebeten. Er hatte sich dafür entschieden. Sie hatte versprochen ihn zu beschützen. Wie konnte sie das so?

Dennoch antwortete sie: „Übermorgen. Komm zum Krankenhaus.“

Vielleicht war es nicht das klügste, sich hier zu treffen. Wo sonst? Sie konnten sich nicht immer in der Öffentlichkeit treffen.

Ein Klopfen am Fenster ließ sie zusammenzucken. Mittlerweile war sie beinahe daran gewöhnt. Murphy in Rabengestalt. Sie ging zum Küchenfenster.

Murphy war nicht allein. Da war auch noch eine Möwe. Trixie.

Pakhet öffnete das Fenster, ließ die beiden herein. „Was macht ihr hier?“

Die Möwe krächzte, als sie ins Wohnzimmer flog, während Murphy seine menschliche Gestalt annahm und wieder einmal splitterfasernackt vor Pakhet stand.

„Die Möwe hat mir erzählt, dass …“ Weiter kam er nicht, ehe Trixies Stimme aus dem Wohnzimmer erklang.

„Siobhan hat mich geschickt. Sie hat Informationen über Zea. Sie wollte fragen, ob du sie treffen willst.“

Pakhet ging ins Wohnzimmer, musterte die Möwe, die auf dem Tisch saß. „Wir können uns treffen, ja.“ Damit ging sie in ihr Zimmer hinüber, um die Kleidung, die sie für Murphy geholt hatte, aus dem Schrank zu nehmen. „Was hat Siobhan herausgefunden.“

„Sie sagt, deine Vermutung ist richtig“, antwortete Trixie. „Die beten ägyptische Götter an.“

Wortlos drückte Pakhet Murphy die Kleidung in die Hand, während ihre Aufmerksamkeit auf der Möwe ruhte. „Okay. Danke.“ Sie überlegte. „Kann sie übermorgen rüberkommen? Dann ist auch Jack da.“

Murphy protestierte: „Hey? Was soll das?“ Er sah auf die Kleidung, die er in den Händen hielt.

„Habe ich für dich gekauft. Damit du hier nicht nackt herumlaufen musst.“ Sie schenkte ihm einen amüsierten Blick.

Der Junge zog einen Schmollmund und sah auf die Kleidung. Ein einfaches T-Shirt, eine Jeans, Unterwäsche. „Woher weißt du überhaupt, dass sie passt?“

„Weil bei dir alles passen kann“, erwiderte sie. Sie hatte die Kleidung in Größe S geholt, da Murphy in seinen Standardgestalten, wenn er bei ihr war, meist hager war.

Er schenkte ihr einen beleidigten Blick, setzte sich dann auf das Sofa, während die Möwe ihn interessiert beobachtete, dabei ihr Kopfgefieder leicht aufstellte.

Pakhet wuschelte dem Jungen durch das Haar. „Komm, tu mir den Gefallen.“

Er sah sie an. „Und was ist, wenn nicht?“

Zur Antwort zuckte sie nur mit den Schultern. Sie würde kaum etwas tun. Dennoch fühlte sie sich unwohl, wenn er hier so nackt rumsaß.

Offenbar ahnte er das. „Krieg ich dann ein Eis?“

„Von mir aus.“ Sie schenkte ihm einen amüsierten Blick.

Mit langgezogenem Seufzen stand er auf. „Okay.“ Er zog auch das Wort unnötig in die Länge. Damit ging er zum Bad, während die Möwe ihm hinterhersah.

Pakhet wandte sich ihr wieder zu. „Kannst du das Siobhan sagen?“

Der Kopf des Tieres schreckte zu ihr herum. Trixie wirkte verwirrt. „Was?“

„Ob Siobhan übermorgen Abend herkommen kann“, meinte Pakhet.

Trixie plusterte sich auf, raschelte mit den Flügeln. „Ja, kann ich ausrichten.“ Sie zögerte. Beinahe wirkte es, als würde sie seufzen, doch wahrscheinlich taten Möwen so etwas nicht. „Ich werde dann mal.“ Damit schlug sie mit den Flügeln und entschwand wieder durch das Küchenfenster.

Pakhet schüttelte den Kopf. Die Möwe war bisher definitiv ihr seltsamster Verbündeter.

Murphy kam in das Wohnzimmer zurück, blieb aber in der Nähe der Tür stehen und verschränkte die Arme. Er schmollte. Wegen der Kleidung?

„Was ist, Kid?“ Sie sah zu ihm.

Er blähte die Wangen auf, wie es ein wirkliches Kind tun würde. „Du hast mich nicht um Hilfe gebeten!“

Für einen Moment brauchte sie, um die Worte zu verstehen. „Du meinst wegen der Sache?“

Er sah sie nur an. Offenbar wollte er: „Was sonst?“ sagen. Noch immer waren seine Arme verschränkt. Seine Augenbrauen schoben sich zusammen.

Pakhet seufzte leise. „Es gibt aktuell wenig, was du tun kannst. Außerdem …“

Er unterbrach sie: „Wenig, was ich tun kann? Ich kann Informationen besorgen. Ich bin darin wahrscheinlich besser, als irgendwer anderes. Also jedenfalls offline.“ Er gestikulierte, löste zumindest so seine Arme.

„Du bist aktuell nicht in Joburg und kannst nicht nach Joburg.“ Sie bemühte sich um einen strengen Blick. „Du hast einen Job, schon vergessen?“

„Crash kommt auch ein paar Tage ohne mich aus.“

„Hast du ihn danach gefragt?“

„Nein, weil du mich ja nicht um Hilfe gebeten hast!“ Seine Stimme wurde lauter. Er schien nicht einmal so beherrscht, wie er es normal war. Nur Schauspielerei oder war er wirklich so beleidigt?

„Ich versuche Rücksicht auf dich zu nehmen“, meinte sie.

„Nein. Du willst mich beschützen“, erwiderte er. „Weil du glaubst, dass ich mich nicht selbst verteidigen kann.“

War es so offensichtlich? Seine Worte trafen es nicht ganz, aber doch war genug Wahrheit daran.

„Kid“, meinte sie sanft. „Ja, ich gebe zu, ich will dich beschützen. Ich will dich nicht weiter darein ziehen. Du hast einen Job. Du hast eine Chance von diesem ganzen Scheiß wegzukommen. Die will ich dir nicht nehmen.“

„Aber es ist noch immer meine Entscheidung! Ich will dir helfen! der ganze Kram geht mir nicht einfach am Arsch vorbei. Ich will helfen. Ich will dir helfen!“

Sie konnte nicht anders. Noch einmal seufzte sie. „Ich weiß. Ich verstehe es auch. Ich werde dir Bescheid sagen, wenn es etwas gibt, was du hier machen kannst, ja?“

„Und was ist mit Joburg?“

„Du hast Crash gegenüber Verpflichtungen. Murphy. Bitte. Ich denke nicht schlecht von dir. Ich glaube dir, dass du dich verteidigen kannst.“ Sie schüttelte den Kopf. „Aber schau doch. Ich kann mich verteidigen, oder?“

Er antwortete nicht, verschränkte wieder die Arme.

„Glaubst du, dass ich mich verteidigen kann, Murphy?“, wiederholte sie die Frage, dieses Mal eindringlicher.

Er schnaubte. „Ja.“

„Ich wäre gestorben, als wir an diesem Casino waren. Wäre Doc nicht da gewesen, wäre ich gestorben. Da will ich dich nicht allein reinrennen lassen. Auch nicht, um zu recherchieren. Wenn es etwas gibt, was du hier machen kannst oder wo du uns vor Ort helfen kannst, dann sage ich dir Bescheid, aber ich will nicht, dass du allein dahin gehst und …“ Sie schüttelte den Kopf.

Sein Blick war noch immer wütend, funkelte. Dann aber wich er ihrem Blick aus, sah zu Boden.

„Murphy. Ist es nicht eigentlich eine gute Sache, dass mir genug an dir liegt, dass ich dich beschützen will?“ Vielleicht war es die falsche Frage.

Er zögerte. „Wenn du dann deswegen …“ Er hielt inne, fing sich. Ein blasses Lächeln erschien auf seinen Lippen. Da war seine Maske wieder. „Ich meine, mal ehrlich. Alles was ich vermeiden will, ist dass du scheiterst und mal ehrlich, ohne meine Hilfe, wie willst du das denn auf die Reihe bekommen? Willst du diesem Jack oder irgendeinem Polizisten vertrauen?“

„Ich denke, die beiden haben ihre eigenen Gründe, gute Arbeit zu leisten, ja.“ Sie ging zu ihm hinüber. „Komm, Kid. Ich habe eine hohe Meinung von dir. Wirklich. Du bist ein verfluchter kleiner Jedi. Aber im Moment ist es besser, wenn sich jemand darum kümmert, der sich in Joburg auskennt.“ Vorsichtig streckte sie eine Hand aus und legte sie dem Jungen auf die Schulter.

Beinahe rechnete sie damit, dass er versuchen würde, sie anzusehen, doch sah er sie nur an.

Für einen Moment verblasste sein Lächeln wieder gänzlich und eine seltsame Verletzlichkeit erschien in seinen Augen. Doch dann war das vergangen. Wieder fand das Lächeln zurück auf seine Lippen. „Aber ich kann dir helfen, wenn du was unternimmst? Immerhin kommt Crash dann mit?“

Pakhet atmete tief durch, lächelte dann aber. „Sicher.“ Dabei ahnte sie, dass sie dieses Versprechen bereuen würde.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Vampyrsoul
2020-07-14T20:20:39+00:00 14.07.2020 22:20
Murphy ist echt ... Er will immer so erwachsen sein, aber irgendwo ist er doch noch ein Kind/verhält sich häufig so. Ich bin grad nicht sicher, wurde mal erwähnt, wie alt er nun wirklich ist? Finde es bei ihm wirklich sehr schwer einzuschätzen (gehe aber so von 16/17 aus bei dem Verhalten). Schließe mich daher an: Hoffentlich macht er keinen Unfug.

Von:  Taroru
2020-07-08T21:52:15+00:00 08.07.2020 23:52
ich kann murphy echt gut verstehen :-)
und ich hoffe das er keine dummheiten anstellt. aber das wird sich vermutlich auch erst mit der zeit zeigen.
oh und ich mag trixie XD


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