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Urban Fantasy Thriller
von

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[15.08.2011 – F04 – Schlange]

Murphy schien sich die Sache mit dem Eis in den Kopf gesetzt zu haben. Pakhet fand sich am Samstag Nachmittag mit ihm und Crash zusammen in einem Eiscafé – Crash zahlte. Anders, als sie erwartet hatte, machte Murphy keine Anstalten, sie über die Ferien auszuhorchen. Vielleicht war es nur, weil Crash dabei war.

Das Wochenende verging und am Montag fand sie sich in der Firma und auf dem Weg in die oberste Etage wieder, die sie eigentlich mied. Innerlich schimpfte sie sich verrückt, während sie den Flur in Richtung Michaels Büro entlangstampfte. Sie hatte es Heidenstein versprochen. Ja, sie hatte es Heidenstein versprochen. Dennoch ahnte sie, dass es nicht gut ausgehen würde.

Sie klopfte an Michaels Bürotür, wartete darauf, seine Stimme zu hören. Er würde da sein. Er war immer da und hatte für einen Geschäftsführer erstaunlich selten Besprechungen. Warum war er überhaupt da? Wahrscheinlich nur, um sich wichtig zu fühlen.

„Ja?“, erklang schließlich seine Stimme.

Sie öffnete die Tür, trat hindurch.

„Pakhet, meine Liebe“, meinte er mit seinem üblichen, falschen Lächeln. „Na, hast du deine Ferien genossen?“

„Ja“, log sie kühl. „Ich wollte mit dir sprechen.“

Er wies auf den Stuhl ihm gegenüber, wartete, bis sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, ehe fortfuhr: „Ich habe gehört, dass du mit dem guten Doktor im Urlaub warst. Ich bin ja wirklich schockiert. Seit wann bist du denn so jemand?“

Sie durfte sich nicht reizen lassen. „Du wirst sicher auch davon gehört haben, warum er mitgekommen ist?“

„Ja, irgendetwas von einem Muti-Fluch?“

„So in etwa“, erwiderte sie spitz.

Michael musterte sie mit einem hochnäsigen, herablassenden Blick. Noch immer umspielte ein Grinsen seine Züge. „Und? Wie steht es? Hat er dich schon um den Finger gewickelt?“

Sie hätte wissen müssen, dass das Gespräch so verlaufen würde. „Er ist ein guter Freund.“

„Also hast du wirklich mit der ‚Freunde‘ Sache angefangen, eh?“, meinte Michael. „Erst Freunde, dann mehr und am Ende gründest du noch eine Familie?“ Er schüttelte den Kopf. „Ich hoffe, dass es nur eine Phase ist. Vielleicht sollte ich Smith feuern. Immerhin ist sein kleines Experiment daran Schuld, oder?“

Anders als Michael, war Smith zumindest für sie – und für die anderen Söldner – da, wenn man Hilfe brauchte. Hochhackige Schuhe hin oder her. „Warst du es nicht, der die Idee eingebracht hat, mich als Teamleiter für das kleine Experiment einzubringen, nachdem der erste Auftrag der Chaoten wortwörtlich in die Luft gegangen ist?“ Zugegebenermaßen riet sie nur, doch hatte sie mit den Jahren gelernt, mehr Wissen vorzuschützen, als sie eigentlich hatte. „Wahrscheinlich wegen dem Auftrag davor. Der Sache in Durban, oder? Beziehungsweise wohl eher meine absolut undankbare“ – sie bemühte sich um einen sehr sarkastischen Unterton – „Reaktion auf die Planung.“

Michael lachte. Er lachte wirklich. Bemühte er sich eigentlich, wie ein Superbösewicht zu wirken? Hatte er Spaß daran?

„Okay“, meinte er nach einer Pause. „Ich gebe dir den Punkt.“ Er musterte sie. Berechnung lag in seinem Blick. „Aber davon einmal abgesehen: Warum bist du hier?“

„Ich werde für die nächsten Monate“ – sie hielt sich absichtlich vage – „einen anderen Job nebenher machen. Entsprechend werde ich nicht immer abrufbereit sein.“

Michael wirkte nicht überrascht. Manchmal fragte sie sich, ob seine Möglichkeiten, Informationen zu beschaffen, gänzlich mit rechten Dingen zugingen. „Einen anderen Job?“

„Ja.“ Sie würde nicht weiter ausführen, was für ein Job es war. Er würde es herausfinden, aber sie musste es ihm nicht erklären.

„Was bringt dich auf diese Idee, hmm?“ Eisige Kälte lag in seinen Augen. „Bist du etwa nicht mehr zufrieden, Jojo?“

Sie erwiderte seinen Blick eisern. „Das geht dich nichts an. Du besitzt mich nicht.“

Das Lächeln, das seine Lippen umspielte, gefiel ihr nicht. „Warum immer so feindselig, Jojo?“

„Weil du Abschaum bist, Michael. Du bist ein gewissenloses Arsch, dass jeden, wirklich jeden unter den Bus werfen würde, um seinen eigenen Profit zu erhöhen.“

„Das ist richtig“, antwortete er nüchtern. „So funktioniert das Geschäft halt.“ Er zuckte mit den Schultern. „Das sollte dich aber auch daran erinnern, dass auch du ersetzbar bist. Soweit ich mich erinnere, gibt es noch immer einen Haftbefehl gegen dich, oder, Ms Snyder?“

Sie wich seinem Blick nicht aus. Es war die Reaktion, mit der sie gerechnet hatte. Sie wusste, dass er Macht über sie hatte. Er wusste zu viel über sie, darüber wo sie hergekommen war und warum. „Ich sehe nicht, wieso es ein Problem sein sollte. Ich mache meistens einen Job die Woche, brauche dafür selten mehr als zehn Stunden. Ich kann meine andere Zeit auch sinnvoller verbringen, als auf dem Laufband Zeit totzuschlagen.“

Schweigen. Noch immer hatte er seine Augen auf sie fixiert. Dann veränderte sich sein Lächeln, wurde wärmer, herzlicher, auch wenn seine Augen dieses Mimenspiel Lügen straften. „Mach, was du willst.“

Sie wartete, auf das fraglos folgende „Aber“.

Michael lehnte sich zurück. „Ich nehme an, dein neuer Job ist für Dr. Anderson?“

Wahrscheinlich hatte eine kleine Änderung in ihrer Mimik sie verraten, denn der hungrige, kühle Ausdruck kehrte Prompt stärker als zuvor auf seine Züge zurück.

„Mach, was du willst, Jojo“, meinte er. „Du wirst schon sehen, wohin es dich bringt.“

„Ist das eine Drohung?“, fragte sie.

Er winkte ab. „Keine Drohung. Eine Feststellung. Wieso sollte ich etwas tun? Du wirst es doch selbst sehen, wohin dich Vertrauen bringt.“

Ging es ihm darum?

Er lachte kurz. „Freundschaft“, murmelte er verächtlich und schüttelte den Kopf.

„Solltest du vielleicht einmal probieren“, meinte sie. Sie sah ihn an. „Dann habe ich dein Einverständnis?“

Er zuckte mit den Schultern. „Mach, was du willst. Wirklich.“

Pakhet zwang sich zu einem Lächeln, stand auf. „Danke, Michael.“

Er hob die Arme in einer selbstgefälligen Geste, während sie zur Tür ging. „Du wirst schon sehen“, sagte er noch einmal, als sie die Tür erreichte.

Sie erwiderte nichts, drückte die Türklinke runter und verließ sein Büro. Sie mochte irgendetwas in seiner Stimme nicht. Etwas ließ sie ahnen, dass er sie früher oder später hierfür bestrafen würde.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Vampyrsoul
2019-09-09T20:17:47+00:00 09.09.2019 22:17
Bäh, schmieriger Kerl >.< Er wirkt denoch leicht verbittert. Ich glaub, die richtige Antwort auf "Jojo" wäre "Mick" oder "Michi" gewesen.
Als Bösewicht finde ich ihn dennoch toll :)
Von:  Taroru
2019-09-09T19:20:06+00:00 09.09.2019 21:20
also ich frag mich ja wirklich was hinter der fasade von micheal steckt o.O
er ist so der typische lackaffe den ich nicht leiden kann, in den meisten fällen, versteckt sich dann dahinter aber mehr als nur ein überhebliches getue, von der seite her frage ich mich schon, was hat es mit ihm auf sich.....


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