Mosaik von Alaiya (Urban Fantasy Thriller) ================================================================================ [22.07.2011 – D19 – Aufbruch] ----------------------------- Sie standen auf einem Parkplatz an der M2, zwanzig Kilometer nördlich von Kapstadt. Der Himmel über ihnen war dunkel und hinten im Van blutete Spider. Alles in allem hätte es wesentlich schlechter ausgehen können. Dennoch war Pakhets Laune auf einem aktuellen Tiefpunkt. Sie sah im Rückspiegel zu, wie Heidenstein den jungen Mann verarztete, während Mik besorgt daneben saß. Ja, sie hatten ihm das Leben gerettet, doch dafür war eventuell eine Hexe hinter ihnen her. Eine Hexe, die etwas von Heidensteins Blut hatte. Keine gute Aussicht. Was musste sich Spider auch in Probleme bringen? Der Heilzauber schien anzufangen, seine Wirkung zu entfalten. Gut. Immerhin war Heidenstein schon gute zwanzig Minuten beschäftigt. „Uh, das ist besser“, murmelte Spider. „Nicht bewegen“, flüsterte Heidenstein. „Okay.“ Spider lag sofort still. Weitere zehn Minuten vergingen, ehe Heidenstein es sich erlaubte, zurückzulehnen. „Versuch deinen Arm zu bewegen.“ Spider tat, wie ihm geheißen. „Viel besser. Danke, Doc.“ „Gerne“, erwiderte Heidenstein matt und seufzte. „Dankbarerweise sind Zombiebisse meistens nicht ansteckend.“ „Zumindest nicht, wenn es Muti-Zombies sind“, meinte Pakhet griesgrämig. Noch immer sah sie ihn nicht an. „Dafür haben wir jetzt eine Hexe auf dem Hals.“ „Und das heißt?“, fragte Mik. Natürlich. Er wusste wahrscheinlich recht wenig über Magie. Er war noch nicht lang genug im Geschäft und Straßenkinder wussten nicht viel mehr, als dass es Dinge nachts in den Straßen gab, denen man nicht über den Weg laufen wollte. Pakhet seufzte. „Fernbleiben und hoffen, dass sie einen keinen Zauber auf den Hals hetzt.“ „Wie, fernbleiben?“ „Am besten ans andere Ende des Landes fahren“, erwiderte sie und seufzte. „Ich werde Smith anrufen, dass sich jemand um das Problem kümmert.“ „Aber“, begann Heidenstein. Natürlich verstand er. Sie würde ein Kopfgeld auf die verfluchte Hexe aussetzen. Was blieb ihr auch sonst für eine Wahl? Eigentlich sollte Spider derjenige sein, der sich darum kümmerte, verdammt! „Doc. Die Bitch war korrumpiert. Blutmagie. Du weißt, wie diese Dinge gehen.“ Sie seufzte und schrieb eine Nachricht an Smith. Dann erlaubte sie sich ein kurzes, genervtes Stöhnen. „Wisst ihr Idioten eigentlich, dass ich verdammt noch mal schlafen und morgen auf dem Weg in den Urlaub sein sollte?“ Sie sah selbst im Dunkeln des Wagens, wie sich ein begeistertes Grinsen auf Spiders Gesicht ausbreitete. „Wir könnten alle zusammen den Urlaub fahren.“ Sogar Heidenstein schenkte ihm einen missmutigen Blick. Pakhet brummte. „Oh, ja, das klingt nach einem Urlaub!“, murmelte sie sardonisch. Das Grinsen fiel in sich zusammen. Spider zog einen Schmollmund. „Oder nicht.“ Schließlich wandte sich Mik an sie. „Was schlägst du vor, was wir jetzt machen?“ Pakhet schloss die Augen und überlegte. „Ich fahre euch nach George und fliege von dortaus weiter in meinen verdammten Urlaub.“ Es hatte keinen Sinn, jetzt zurück zu fahren. Es war ein unnötiges Risiko. „Von dortaus, seht ihr zu, wie ihr weiterkommt.“ Niemand war dumm genug, ihr zu widersprechen. Und so fuhren sie. Zombiezüge. Ja, großartig. Doch auf der anderen Seite, hätte sie denselben Job in den USA gemacht, dann dürfte sie sich jetzt wahrscheinlich mit Skinwalkern rumschlagen. Sie war glücklich keinen davon je getroffen zu haben. Diese Dinger waren angeblich extrem lästig, extrem bösartig und extrem schwer zu töten. Eine Stunde später waren Spider und Mik mit einem Taxi verschwunden, während sie mit Heidenstein am noch immer stinkenden Teamvan lehnte. Sie würde Smith anrufen müssen. Sie brauchte einen Flieger nach Richard's Bay. Idealerweise einen, bei dem sie den Transporter mitnahm. Doch erst einmal war da noch Heidenstein. Sie sah ihn an. „Und was machst du?“ „Ich werde nach Kapstadt zurückfahren“, erwiderte er. „Ich muss zur Klinik zurück.“ Sie musterte ihn, schüttelte den Kopf. „Sei nicht albern. Abstand ist nicht die beste Sicherheit, aber es ist eine Sicherheit. Du solltest möglichst weit weg und am besten einen Schutzzauber aufbauen.“ Heidenstein schürzte die Lippen, schien sich auf die Unterlippe zu beißen, während er überlegte. „Was ist mit Murphy?“ „Hast du niemanden im Krankenhaus, der sich um ihn kümmern kann?“ Auch sie hasste den Gedanken, den Teenager dort allein zu lassen, doch Murphy hätte nichts gewonnen, wenn er von einer Horde Zombies überfallen wurde, weil Heidenstein da war. Heidenstein seufzte schwer, nickte dann aber. „Ich kann Victor anrufen, dass er jemanden vorbei schickt.“ „Gut, sonst rufe ich Smith an“, meinte sie. Er nickte, wirkte geschlagen. Wieder biss er sich auf die Lippe und dachte nach. Dann sah er sie an, zögerte. „Sag mal, hättest du was dagegen, wenn ich mit dir komme. Nach Richard's Bay?“ Gute Frage. Hatte sie was dagegen? Sie redete gern mit ihm, wurde das Gefühl allerdings nicht los, dass sie zu viel Zeit mit ihm verbrachte. Ein Gedanke, den sie nicht mochte. Verdammt, sie hatte in den letzten Monaten wie oft bei ihm geschlafen? Auf der anderen Seite war sie im Moment froh um Gesellschaft und einen zweiten Fahrer. Sie wusste, dass die Kopfschmerzen wiederkehren würden, sobald die Tablette aufhörte zu wirken. „Von mir aus. Komm mit.“ Sie lächelte matt. Heidenstein nickte ihr zu. „Danke.“ „Ja.“ Sie ging zur Fahrertür des Wagens, öffnete sie. „Lass uns fahren“, murmelte sie, als Heidenstein ihr die Hand auf die Schulter legte. „Lass mich fahren. Du hast dir eine Auszeit verdient.“ „Du auch“, erwiderte sie. Immerhin war er verletzt worden, hatte geheilt. „Ich muss gleich eh fliegen.“ Jedenfalls war es wahrscheinlich, dass sie sich einfach einen Transportflieger leihen würden. „Ein Grund mehr, dass ich jetzt fahre. Komm schon. Ich hatte drei Stunden Schlaf und einen Trank.“ Er klopfte ihr auf die Schulter und drängte sie sanft zur Seite, um an der Fahrerseite einsteigen zu können. Sie seufzte. Er hatte Recht und Unrecht zugleich. Dennoch ging sie um den Wagen herum, stieg an der Beifahrerseite ein, wo sie das Fenster sofort herunterkurbelte. Sie schloss die Augen und zog die Nachtluft gierig ein. „Danke, Doc.“ Er lächelte nur und startete den Wagen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)