Mosaik von Alaiya (Urban Fantasy Thriller) ================================================================================ [21.07.2011 – T04 – Zombiezug] ------------------------------ „Wo bist du denn?“, schnauzte Pakhet in ihr Handy, während es schwer war, am anderen Ende der Leitung irgendetwas zu verstehen. „Ich weiß es nicht“, klagte Spider. „Nicht mehr in der Stadt.“ „Wieso bist du denn in den Zug eingestiegen?“ „Ich wollte nach Hause.“ Es klang, als würde er weinen. „Ihr müsst schnell kommen. Ich habe mich in einem Abteil eingeschlossen.“ Pakhet stöhnte und schüttelte den Kopf. Sie konnte ihn einfach hängen lassen. Er war nicht länger ihre Verantwortung, verdammt. Noch weniger war er Heidensteins Verantwortung. Doch was sollte sie denn tun? Sie hasste es und doch saß sie im Wagen. „Okay, durch welchen Bahnhof bist du zuletzt gekommen?“ „Ich weiß es doch nicht. Wir fahren landeinwärts.“ „Und du bist dir sicher, dass es Zombies sind?“ „Ja.“ Pakhet schüttelte den Kopf. Zombiezüge. Sie hatte davon gehört. Ja, sie hatte davon gehört. Aber es war nur eine urbane Legende. Nichts, das sie normalerweise ernst genommen hätte. Von allem, was sie wusste, hing es noch mit der Kolonialzeit zusammen. Halt nur eine Legende. Eine Warnung nicht in Züge zu steigen. Nichts, was echte Zombies beinhaltet hätte! Aber natürlich musste Spider sie eines besseren belehren. „Versuch auf das Dach des Zuges zu kommen, hörst du? Du bist doch so ein Kletteraffe.“ Stille. Rauschen im Hintergrund. „Ich versuch's“, wimmerte Spider schließlich. „Gut. Wir versuchen dich zu finden.“ Was ein wahrscheinlich unmögliches Unterfangen wäre. Dennoch legte sie auf. Sie brauchte eigentlich einen Zauber. Einen Zauber oder Murphy. Vogelperspektive wäre jetzt sicher praktisch. Doch was wollte sie tun? Sie konnte diese Dinge nicht herzaubern. Also musste sie sich mit dem zufriedengeben, was sie hatte. Sie sah zu Heidenstein. Er war blass. Unglaublich blass. Eigentlich sollte er liegen, sollte er schlafen. Aber ganz ohne ihn, ganz ohne magische Unterstützung? Er ahnte, was sie dachte. „Mach dir um mich keine Sorgen. Wir holen ihn daraus.“ Sie schürzte die Lippen, konzentrierte sich auf die Straße. Sie war auf der M2 unterwegs. Sie musste irgendwann abbiegen. Es wäre verdammt hilfreich zu wissen, wo zur Hölle Spider überhaupt war. So konnten sie nur raten. Wenn sie dazu einberechnete, dass Züge schneller unterwegs waren, als Autos, waren ihre Chancen schlecht. Na ja. Vielleicht auch nicht. Ein Zombiezug wäre keine moderne E-Lokomotive, oder? Vielleicht hatten sie Glück, hatten es mit einer Dampflok zu tun. Damit konnten sie aufholen. „Du solltest im Bett liegen“, murrte sie Heidenstein zu. „Ich fühle mich außerdem nicht sehr wohl, dich in die Nähe von Zombies zu lassen.“ „Solange du keine Granaten wirfst, wird schon alles okay sein.“ Ein mattes Grinsen zeigte sich auf seinem Gesicht. „Da hast du aber Glück, dass ich keine Granaten bei mir habe.“ Mit ihrem magischen Auge musterte sie den Horizont in der Hoffnung irgendeinen Hinweis zu entdecken, irgendetwas, das ihr verriet wo dieser spezielle Idiot nun gerade war. Stattdessen klingelte ihr Handy. Dieses Mal nicht Spider. Es war Mik. Großartig. Sie drückte die Freisprech-Taste. „Was gibt es?“ „Ich bin auch auf der Suche nach Spider. Ich glaube, ich habe eine Ahnung, wo der Zug langfahren könnte.“ „Und woher nimmst du diese Idee?“ „Vom Schienennetzplan“, erwiderte Mik. Heidenstein sah zu ihr. „Gerade heraus, dass musst du ihm lassen.“ Aber da konnte nicht einfach ein Zombiezug langfahren. „Mik. Ich glaube nicht, dass die auf einem üblichen Personenverkehrsnetz fahren.“ „Ja, aber auf den alten Güterschienen schon“, erwiderte Mik. „Das ist auch Teil der Legende.“ „Der Urban Legend?“ „Genau.“ Fuck. War besser als einfach wild raten. „Okay. Wohin fahren wir?“ „M1. Versuch auf die M1 zu kommen.“ Großartig. Die war von hier aus ein ganzes Stück weiter nördlich und sie fuhr den verdammten klapprigen und noch immer stinkenden Teamvan. „Okay.“ „Gut.“ Sie legte auf, schüttelte den Kopf und fluchte leise vor sich hin. Worauf hatte sie sich da eingelassen? Sie drückte das Glaspedal durch, bemüht das missmutige Brummen des Motors zu ignorieren. Das würden sie nicht allzu lange durchziehen können. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)