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Urban Fantasy Thriller
von

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[09.05.2011 – D07 – Unterkunft]

„Doc?“, rief sie den dunklen Flur hinab. „Doc?“ Sie grummelte genervt. „Hey. Heidenstein!“

Keine Antwort. War wirklich niemand hier? Verdammt.

Sie erinnerte sich daran, dass sie ein Taxi rufen konnte, doch fühlte sie sich nur bedingt wohl bei dem Gedanken, ihr ramponiertes Auto in der Garage, die eigentlich für Krankenwagen gedacht war, stehen zu lassen.

Morgen würden die Ersatzteile kommen. Dafür jedoch musste der Wagen morgen hier noch stehen.

Morgen  …

Wenn sie den Wagen nicht direkt reparieren konnten, würde sie Robert bitten müssen, sie mit zu ihrer Wohnung zu nehmen. Dann würde sie später mit ihrem Motorrad herfahren.

Morgen …

Sie blickte auf die Uhr an der Wand des Flurs, in dem nur jede zweite Lampe brannte. Es wäre faktisch heute. Es war bereits nach Mitternacht. Als hätte sie nicht schon genug Schlafmangel über die letzten Tage angesammelt.

„Doc?“, versuchte sie es erneut, ehe sie fluchte. „Fuck.“

Unschlüssig stand sie dort. Vorsichtig schlich sie zu einem der Behandlungsräume. Verdammt noch mal, sie hatte keine Lust am nächsten Morgen erst wieder mit einem verfluchten Taxi hierher zu fahren. Da konnte sie ebenso gut hier bleiben.

Wenn niemand hier war, würde sie auch niemand aufhalten.

Etwas wunderte es sie, dass es hier keine Patienten gab, die über Nacht blieben. Doch auf der anderen Seite  … Seit sie mit der Firma in der Stadt waren, hielten sich die Magier aus mehr und mehr Konflikten heraus. Das örtliche Werwolfsrudel würde Heidenstein nicht trauen. Und Kriminelle? Die blieben wahrscheinlich ungerne hier.

Was scherte es sie?

Sie durchsuchte die Schränke in dem Behandlungsraum und fand schließlich eine Wolldecke, mit der sie sich auf die Liege an der Wand legte. Besser als noch weniger Stunden Schlaf, beschloss sie und schloss die Augen, froh gelernt zu haben, in so ziemlich jeder Situation einschlafen zu können.

Das Licht ging flackernd an und ließ sie aufschrecken.

„Pakhet?“ Das war die Stimme Heidensteins.

Sie blinzelte. Mit einem Blick auf die Uhr über der Tür wurde ihr klar, dass sie bereits drei Stunden geschlafen hatte. Es fühlte sich an, als hätte sie erst gerade die Augen geschlossen.

„Guten Morgen, Doc“, erwiderte sie scherzhaft.

Ungläubig starrte er sie an. Er hatte einen Arztkittel an, so, als würde er arbeiten wollen. „Was machst du hier?“

„Ich habe geschlafen, bist du mich geweckt hast.“ Sie bemühte sich, ihrer Stimme einen nüchternen Klang zu geben.

Mit offenem Mund starrte er sie an. „Warum hast du nicht gefragt?“

„Ich habe dich nicht gefunden und dachte, du wärst nach Hause gefahren. Da niemand da war, dachte ich, es würde niemanden stören.“

Heidenstein brauchte einen Moment um sich zu sammeln, dann seufzte er, schüttelte den Kopf. „Verstehe.“ Er lächelte matt, seufzte wieder. „Komm mit. Ich bekomm' einen Patienten. Notfall.“

„Okay“, meinte sie und stand auf. Innerlich fluchte sie. Sie war so verdammt müde.

Sie folgte ihm den Gang hinab, bemüht sich die Müdigkeit nicht anmerken zu lassen. Es würde sich kaum lohnen, daheim noch zu schlafen, wenn sie bald doch wieder herkommen müsste. „Ich kriege in vier Stunden Ersatzteile hierher geliefert“, erklärte sie. „Für den Wagen.“

„Wenn mit dem Patienten alles gut geht, kann ich dir helfen“, bot er an.

Sie zuckte mit den Schultern. „Danke.“

Anders als erwartet, führte er sie nicht in Richtung des Treppenhauses, sondern in die entgegengesetzte Richtung, wo sich hinter einer Biegung des Flurs die Hauptaufzüge des Krankenhauses fanden.

„Ich nehme lieber die Treppe“, meinte sie nüchtern. Er wusste es mittlerweile.

Er musterte sie wortlos, rief den Aufzug und wartete. Wie so oft, wenn er nervös war, schürzte er die Lippen.

Misstrauisch beobachtete sie ihn. „Planst du mir, eine Niere rauszunehmen?“

Er schüttelte den Kopf und versteckte die Händen in den Taschen des Kittels, als der Aufzug ankam.

Heidensteil ließ ihr den Vortritt und wählte dann, als er die metallene Kabine betrat, die oberste Etage aus.

„Was soll das?“, fragte sie und runzelte die Stirn.

„Wart's ab.“
 

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Sie war sich nicht sicher, ob sie das wirklich tun sollte, schwieg dennoch. Er hatte keine Waffe bei sich und sie war sich sehr sicher, dass sie ihm im Nahkampf jeder Zeit überlegen wäre. Also verschränkte sie die Arme und wartete.

Die Tür öffnete sich mit einem „Pling“ und offenbarte einen verlassenen, dunklen Flur.

Direkt bei den Aufzügen war eine Tür, die nicht aussah, als würde sie hierher, in die oberste Etage eines Krankenhauses gehören: Es war eine schwere Doppeltür, vom Modell einer Brandschutztür, mit einem Kartenschloss daneben.

Er hielt eine Karte davor und öffnete die Tür. „Du kannst hier schlafen“, meinte er dann nüchtern und beobachtete sie.

Sie runzelte die Stirn. Schon wollte sie etwas darüber sagen, dass sie sich hinter der Tür wie eine Gefangene fühlen würde, als er das Licht anmachte.

Vor ihr lag ein Zimmer, das ohne Frage – obwohl es keine Fenster hatte, da es wohl eigentlich als ein Wartezimmer gedacht war – als Wohnzimmer genutzt wurde. Da war ein Sofa, ein Wohnzimmertisch, ein Fernseher, ein Bücherregal.

Hinter dem Sofa war freier Raum, das Bücherregal schien einen Teil des Raums abzugrenzen, von dem aus zwei Türen abgingen.

Heidenstein trat zu einer von ihnen.

„Du wohnst hier?“, fragte Pakhet ungläubig. Das ergab keinen Sinn. Wer lebte in einem verdammten Krankenhaus?

Zur Antwort zuckte er mit den Schultern. „Sieh es als Gästezimmer“, meinte er, als er die Tür öffnete.

Sie sammelte sich. Was sollte sie dazu sagen? Wieso lebte er hier? Wieso erlaubte das Krankenhaus, dass er hier lebte? Es ergab keinen Sinn. Sie war zu müde. „Danke“, stammelte sie matt und musterte ihn lange.

„Kein Problem“, antwortete er und lächelte sie an. „Ich muss dich nur bitten, niemanden davon zu erzählen.“

Er meinte in der Firma. Klar. Niemand sollte wissen, wo er lebte. Hatte er auch bei Michael die falsche Adresse angegeben? Sie sollte morgen darüber nachdenken. „Klar“, erwiderte sie und ging an ihm vorbei.

Heidenstein nickte ihr zu. „Ich muss nach unten.“

Pakhet erwiderte das Nicken, sagte nichts mehr, als er die Hand zum Abschied hob und sich abwandte. Sie sah ihm nach, wie er durch die Wohnungstür verschwand und sie so in seiner „Wohnung“ allein ließ.

Er war verrückt. Vertraute er ihr wirklich?

Sie schüttelte den Kopf bei diesem Gedanken und trat in den Raum hinein. Es war ein kleiner Raum, der gerade einmal Platz für ein einfaches Bett – ein Krankenhausbett – einen alten Nachtschrank und einen schmalen Schrank ließ.

Warum lebte Heidenstein hier?

Nein. Das war die falsche Frage. Die bessere Frage war: Wer zur Hölle war er?


Nachwort zu diesem Kapitel:
Nächstes Kapitel kommt Dienstag. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Caliburn
2019-03-01T13:58:35+00:00 01.03.2019 14:58
Okay, dass scheinbar niemand nachts über im Krankhenaus ist, weder Patient noch Arzt, ist echt merkwürdig. Es wird ja sicher abseits vom Doc noch andere Ärzte geben, oder? Wer behandelt sonst die Notfälle, die eintreffen, während der Doc auf Mission ist? x_x
Antwort von:  Alaiya
01.03.2019 15:09
Na ja, im Keller ist nur die Straßenklinik, also effektiv ein illegales Krankenhaus. Das hat mit dem normalen Krankenhaus im Erdgeschoss und den zwei Etagen drüber wenig zu tun
Von:  Taroru
2019-01-26T08:12:19+00:00 26.01.2019 09:12
das frage ich mich allerdings auch o.O
wer ist er? ich meine gut... als arzt im krankenhaus wohnen, sehe ich durch aus als praktisch an... dann ist es nicht so weit zur 'arbeit' auch wenn das mit unter verdammt ätzend sein kann.... weil man dann praktisch immer auf abruf da ist... allerdings... warum dann dieser job wechsel?
so viele offene fragen XD
ich hoffe dann halt einfach darauf, das irgendwann alle beantwortet werden :-p


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