Skadi-Die Wintergöttin von Skadii ================================================================================ Kapitel 6: Körper, Herz und Geist --------------------------------- Sie kam zu sich, ganz langsam öffnete sie ihre Augen und blinzelte ein paar mal bis die Umgebung durch Umrisse und Farben gezeichnet wurde. Wie lange hatte sie geschlafen, fragte Skadi sich. Aufgeregt setzte sie sich auf, als ihr die Erinnerung an den verletzten oder womöglich toten Alon in den Sinn kam. Wie wild pochte ihr Herz und sie befreite sich aus den Felldecken in die man sie gelegt hatte. „Alon?...“ füsterte sie zuerst. „Wo bist du....“ Ihr Körper fühlte sich noch schwer und unbeweglich an, doch klaren Gedanken konnte sie bereits fassen. Mit ihren Händen stützte sie sich vom Boden und kam auf wackeligen beiden Beinen an. Sie sah sich erneut um und erkannte ein Zelt in dem sie sich befand. War es etwa das Zelt des Stammesfürsten? „A....alon, Anouk...“ schluchzte sie nun und wurde den Gedanken nicht los, dass man sie hier allein zurück gelassen hatte. Als Braut für Dalibor. Ihren Kopf hatte sie nun schluchzend zwischen ihren Händen vergraben und betete, dass das alles hier nur ein schlechter Traum war. Das Ledertuch wurde zur Seite geschoben und ein bekanntes Gesicht spickte dazwischen hindurch. Es war Alon. Ohne sich auch nur eine weitere Sekunde beherrschen zu können brach die Wintergöttin in Erleichterungs-Tränen aus. „Du lebst...“, schluchzte sie zwischen Tränen der Freude und nach Luft ringend. Der Herbstgott trat unbeholfen in das Zelt und stand einige Sekunden steif vor der in Tränen ausgebrochenen. „Skadi, beruhige dich.“, flüsterte er und streckte nun endlich seine Hände nach ihr aus. Noch bevor er von sich aus nach ihr greifen konnte fiel sie in seine Arme. Ihren Kopf vergrub sie in seinem Oberkörper, die Kraft die sie bei der Umarmung ausübte verblüffte den Herbstgott. Auch er legte nun seine Hände sanft auf ihren kühlen Hinterkopf, dabei streich er durch ihr Silbernes Haar um ihr ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit zu vermitteln. „Ist ja gut, ich bin hier.“ „Ich hatte Angst um dich...“, hauchte sie. „Spinn doch nicht rum, hast du etwas eine Sekunde an mir gezweifelt?“, er grinste frech als er sie von sich drückte um in ihr besorgtes Gesicht zu sehen. Der Anblick ließ ihn allerdings verstummen. Ihre Augen waren von roten Rändern gezeichnet und er spiegelte sich in ihren Eisblauen Augen. Ihre Angst war echt, sie war real und sie galt ihm. „Wozu die Tränen?“, fragte er sie und strich behutsam über ihre feuchten Wangen. De Berührung färbten Ihre Backen in einem zarten Rosa, beschämt neigte sie ihren Kopf zur Seite, doch er holte sie zurück zu sich und forderte erneut den Augenkontakt. „Ich würde dich niemals zurücklassen.“ Skadi glühte und senkte dieses mal ihren Blick zu Füßen, der Herbstgott ließ dennoch nicht locker und stupste ihren Kinn leicht an, sodass sie ihren Kopf erneut aufrichten musste. „Du weißt er wird dich nicht gehen lassen, nicht bevor ich dich zu meiner Frau gemacht habe!“ ** Die Heilerin Nada flocht ein paar weiße Federn in das Silberne Haar der Wintergöttin. Vereinzelte Strähnen ließ sie offen, sodass es mehr romantisch statt streng zusammengebunden wirkte, nachdem sie fertig war legte sie der Wintergöttin eine Kette um den Hals die aus Silber gegossen wurde. Die einzelnen feinen Gelenke der Kette waren das Abbild eines Geweihs. „Ihr seit keine gewöhnliche.“, sagte Nada nachdem sie die Kette in ihrem Nacken verschlossen hatte. „Dein Körper ist schwach wie der eines Menschen, doch deine Augen verraten dich...“, sie lächelte als sie vor Skadi trat. „Ich habe für dich gebetet.“ Die Wintergöttin nahm die Hände der Heilerin dankend in ihre, als sie sie wieder losließ staunte die Heilerin über das was sie dazwischen vorfand. Es war ein vereister Samen. „Ihr habt mir einen warmen Platz zum schlafen gegeben und mich mit heilenden Kräutern versorgt, deshalb möchte ich euch danken.“ „Pflanzt diesen Samen in von Schnee bedeckter Fruchtbarer Erde und sie wird Wurzeln schlagen, im Frühling wird ein Stiel aus der Erde ragen und zu einer Knospe heranwachsen. Im Sommer wird sie erblühen doch erntet sie nicht, sie wird die Kraft der Sonne brauchen. Im Herbst dürft ihr sie Pflücken.“ Nada drückte den Samen fest an sich, denn sie wusste bereits welches Geschenk ihr die Göttin gemacht hatte. „Sie wird eurem Sohn die Kraft geben zu laufen.“ Nada entflog eine Träne als sie das kostbare Geschenk in eine Schatulle packte, sie half Skadi in ein weißes Stoffkleid und legte ihr einen wärmenden langen Ledermantel auf die Schultern den man vorne oberhalb der Brust zusammenband. An den Enden des Mantels war Pelz angebracht, der bei jedem Schritt spuren im Schnee hierließ, während sie sich auf den Weg zum Priester machten. ** Skadi fühlte sich lächerlich, die Vermählung fand im freien Statt und hunderte von Augen waren auf sie gerichtete, während sie sich einen Weg durch sie bahnte. Nada hatte sich unter das Volk gemischt und ließ sie allein den Weg zum Priester antreten. Die Menschen lächelten ihr entgegen und traten zur Seite. Die letzten Personen gaben die Sicht frei und sie entdeckte Alon der mit verschränkten Händen und gesenktem Blick vor dem Priester auf sie wartete. Beim Anblick wurde der jungen Wintergöttin schlecht. Alon wartete dort auf sie und wirkte als diene diese Zeremonie allein dem Zweck der Freilassung. Sie drückte sich zwischen einem Pärchen hindurch und wollte gerade fliehen als sie eine starke Hand am Handgelenk griff und zu sich zog. „Falsche Richtung!“ „Lass mich los!“, forderte sie Alon auf. Ihr gelang es jedoch nicht sich aus seinem Griff zu befreien. „Wieso?“ „Weil ich das nicht möchte!“ „Also möchtest du hier bleiben? Bei Dalibor?“ „NEIN!“ „Was DANN Skadi? Was möchtest du?“, Alon war wütend. Verärgert ließ er ihre Hand los, fast schubste er sie von sich um ihr den Weg zur Flucht freizugeben. „Verschwinde!“, zischte er. Seine Stimme war laut, was Skadi zusammenzucken ließ. „Ich möchte das du es willst.“, erklärte sie ihm mutig trotz seinem Zorn. „Du sollst es wollen weil du es willst und nicht weil du es musst.“, sie kehrte ihm den Rücken und wollte gerade mit der Menge Verschmelzen als Alon wie wild zu brüllen begann. „Aber das will ich doch! Warum quälst du mich so?“ „Komm mit mir Schneeprinzessin!“, er streckte seine Hand erneut nach ihr aus dieses mal jedoch fordernder und gleichzeitig mit der Angst darin abgewiesen zu werden. Seine Worte ließen ihr Herz schneller schlagen und erfüllten sie voller Leben sie überlegte nicht lang sondern legte ihre zarte, blasse Hand in seine. Alon zog sie an sich und drückte ihren schwachen Körper gegen seinen starken sie verweilten einige Sekunden ineinander verschlungen bis sie gemeinsam vor den Priester traten. Der Priester wickelte ein geflochtenes Band um ihre verschränkten Hände und sprach dabei die Worte: „Mögen euer Körper, Herz und Geist sich ineinander verschlingen wie dieses Band. Mögt ihr so stark wie die Knoten am Anfang und am Ende des Bandes sein, sodass auch der Tod euch nicht lösen kann. Mögen wir alle Zeugen dieser Vereinigung sein.“ Die Menge tobte als Alon seine Stirn auf die der Wintergöttin lehnte und auch der Stammesfürst klatschte Beifall. Einer der Krieger blies in ein Horn und kündigte das Fest der frisch vermählten an. ** Anouk brachte die beiden in ihr Gastzelt, dass Dalibor ihnen für eine weitere Nacht vor ihrem Anbruch hergerichtet hatte. Alon hatte bereits einen sitzen von dem ganzen Trunk der ausgeschenkt wurde. Skadi begleitet den Braunbären der seinen Meister auf seinem Rücken beförderte und schmunzelte über die Worte die dem angeheiterten entflogen: „... auf dem Feld waren sie Krieger aber zu Hause jagten ihre Frauen sie mit einem heißen Kochlöffel durch die Gegend. Wenn sie morgens mit einem blauen Auge auf dem Übungsplatz erschienen wusste ich genau sie wurden zu Hause von ihren Gattinnen verdroschen...“, er lachte herzlich. „Mit diesen Frauen hätte man in den Krieg ziehen müssen!“. Er rutschte von dem Rücken des Bären hinunter als sie am Zelt angekommen waren. Es schneite wieder und der Boden war rutschig. Alon geriet ins schwanken und griff sich am Fell des Braunbären fest, dieser schnaubte genervt. „... ich glaube du verlierst dein Winterfell!“, er betrachtete seine Hände in denen er ausgerissenes Fell entdeckte, nachdem er sich schwankend von ihm löste. Skadi eilte ihm nach um ihn daran zu hindern auszurutschen, geriet dabei selbst ins taumeln und sie fielen beide rückwärts in den frisch gestreuten Schnee. Anouk gab ein grölen von sich, dass verdächtig nach einem lachen klang, danach kehrte er den beiden den Rücken zu um sich auf den Weg in seinen warmen Stall zu machen. Die Wintergöttin lag regungslos im kalten Schnee und grinste. „Das war nicht so geplant.“ Es begann wieder zu schneien und die Flocken verdampften auf ihren glühenden Backen. Sie genoss für einen Augenblick den Moment und schloss die Augen, als sie sie im nächsten Moment öffnete entdeckte sie den Herbstgott über sich gelehnt und sein Gesicht ihrem gefährlich nahe. „Ich glaube dir kein Wort!“, grinste er frech. „Konntest du nicht abwarten bis wir im Zelt liegen?“, neckte er sie. Ihr Gesicht lief Feuerrot an und sie presste Alon weg von sich, blitzschnell richtete sie sich auf und floh in das Zelt. Alon genoss ihre Bescheidenheit, langsam richtete er sich auf und klopfte den Schnee von seinem Körper, dann folgte auch er ihr in das warme beheizte Zelt. Er entdeckte Skadi am Feuer stehend und wie sie ihre Hände darüber wärmte, leise schlich er sich näher. Sie schien in Gedanken, doch ihre glühenden Wangen verrieten sie. Alon war sich ziemlich sicher das diese Reaktion nicht das Feuer hervorgerufen hatte. Andererseits kam ihm der Gedanke des Fieberns und er sorgte sich: „Ist dir kalt?“ „Ja“, flüsterte sie. Schnell trat er an ihre Seite und legte seine Hand auf ihre Stirn. „Fieberst du?“ Die Wintergöttin wich panisch zur Seite und stotterte: „N...nein! Mir geht’s gut!“ Verwirrt betrachtete er sie. „Aber du frierst?“ „Vom Schnee, d...deshalb“, log sie. Alon verschwand hinter ihr und kramte etwas aus dem Hölzernen Regal das im Zelt stand. Weil sie sich nicht traute ihm verlegen in die Augen zu sehen verweilte sie regungslos in Ihrer Position am Feuer und streckte erneut ihre Hände nach den Flammen aus, bis sich ein Körper von hinten an ihren drückte und sie nahe an seinen zog. Alon schlang beide Arme mit einer Decke die er sich um die Schultern geschmissen hatte um ihre Taille, sodass auch Skadi in sie gewickelt wurde. „Du musst jetzt nie wieder frieren.“, flüsterte er nahe an ihrem Ohr und legte seinen vom Alkohol schweren Kopf auf ihren Schultern ab. „Ich wärme dich.“ „Und wenn ich dich verärgere darfst du mich mit einem Kochlöffel aus dem Zelt jagen, solange ich immer wieder zu dir zurückkehren darf.“ Sie lächelte über seine warmen Worte und fragte sich ob er wohl wusste was er ihr bedeutete. „Darf ich?“, fragte er ohne eigentlich um Erlaubnis zu bitten. Er drückte ihr einen sanften Kuss auf ihre Schläfe und ihr Herz begann wie wild um sich zu schlagen. Bald, dachte die Schneeprinzessin wie er sie nannte würde sie in Ohnmacht fallen, denn mehr Berührung verkraftete sie heute nicht mehr. Eine Weile standen sie dort ineinander geschlungen bis sie sich müde in ihre Decken legten und die Augen schlossen. Morgen würden sie ihre Reise zu der Eisdecke im Norden fortsetzen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)