Ich fang dich auf von Dekowolke ================================================================================ Kapitel 4: ----------- Fast rechnete Jason schon damit, dass er nun das nackte Hausmädchen des anderen spielen sollte und dementsprechend unruhig war auch seine Nacht auf der viel zu harten Couch. Nicht, dass er sich beschweren wollte, aber er war doch nun wirklich deutlich mehr Komfort gewöhnt. Trotzdem fragte sich der Dunkelhaarige, ob Nik das Sofa selbst aus Spanplatten zusammengezimmert hatte. Zumindest fühlte es sich so an, auch wenn es zum Schlafen reichte. Der nächste Morgen war entsprechend, sein Rücken protestierte und seine Augen sowieso, von dem Lärm, den Nik in der Küche veranstaltete mal ganz zu schweigen. „Rücksichtnahme ist wohl auch nicht so deine Stärke, oder?“, maulte er nur leise ins Kissen, welches er sich wenig später bereits über den Kopf zog um zumindest das Licht der Lampe über sich auszublenden. Außerdem dämpfte der Stoff ein wenig die übertriebene Geräuschkulisse, welche scheinbar noch zugenommen hatte. Irgendwas schien der Rotfuchs sogar gesagt zu haben, nur ging es in dem Kissen verloren, was ihn aber nicht wirklich störte. Sollte der Kerl doch meckern so viel er wollte, solange er ihn noch ein paar Minuten in Ruhe schlafen ließ. Nur sah dieser das wohl ein wenig anders, wurde das Kissen nur wenige Zeit später von seinem Gesicht gezogen. „Na los, steh auf! Du wolltest dich ja nützlich machen.“ Leise murrend blinzelte er zum Rotfuchs hoch, welcher ihn eindringlich ansah und auch jetzt keine Miene verzog. Konnte der Kerl überhaupt lachen oder war sein Gesicht immer so streng? Auch die Tonlage war schon wieder recht bestimmend, was direkt wieder die rebellische Natur in ihm weckte. Er war es nicht gewöhnt, Widerworte zu erhalten oder gar Befehle zu befolgen. Auch jetzt wollte er schon trotzig die Arme verschränken und sich einfach auf die Seite rollen, den Rücken zum anderen gewandt. Aber etwas an dem Ausdruck in den grünen Augen ließ ihn doch einlenken und sich langsam aufsetzen. „Kann ich wenigstens vorher noch duschen gehen?“ Okay, ganz schaffte er es nicht, einen provokanten Unterton aus seiner Stimme herauszuhalten. Auch seinem Gegenüber entging das nicht, hob dieser langsam eine Braue an und musterte ihn nachdenklich. Viel mehr passierte allerdings auch nicht, drehte sich der Rotfuchs einfach weg und ging zu einer Türe, von der Jason schon wusste, dass sie zum Bad gehörte. Schließlich hatte er ja wirklich den kompletten Bunker geschrubbt, bis auf das Schlafzimmer des Größeren. Nicht, dass er nicht neugierig gewesen wäre, aber eine verschlossene Türe war auch für ihn ein Problem. Außerdem glaubte Jas kaum, dass der andere sonderlich begeistert gewesen wäre, hätte er plötzlich einen Fremden in seinen ziemlich privaten Räumen stehen. „Zehn Minuten, danach will ich dich draußen sehen. Emmies Stall muss ausgemistet werden. Also beeil dich.“ Natürlich brauchte Jason deutlich mehr, als die angesetzten zehn Minuten. Seine Schuld war es allerdings nicht direkt, da er erst noch vergebens auf heißes Wasser gewartet hatte, welches aber maximal lauwarm geworden war. Als er eine gute halbe Stunde später erst wieder aus dem Bunker trat, brauchte er auch eine Weile bis er Nik gefunden hatte. Denn so rot seine Haare auch leuchteten, durch Holz schienen sie leider nicht mehr hindurch. „Ist das Emmie?“, fragte er neugierig nach, während er die Kuh musterte, welche gerade genüsslich auf Heu herumkaute, während der Rotfuchs sie bürstete. Statt einer Antwort bekam er eisiges Schweigen zu hören und selbst als Jas sich direkt zu ihm stellte, tat dieser so, als wäre er gar nicht da. Kein Wort und auch kein Blick wurde ihm zuteil, während er selbst allmählich die Geduld verlor und schließlich mit der Hand vor Dominiks Gesicht wedelte. „Hallo? Was stimmt denn jetzt schon wieder nicht? Ich bin doch hier, man!" Noch bevor er erneut zu etwas ansetzen konnte, schnappte sich der Größere seine Hand und hob sie erst hoch in die Luft bevor er ihn geschickt herumdrehte und ihm den Arm an den Rücken drückte. Sofort begann ihm das Herz bis zum Halse zu schlagen, wagte er sich nicht einmal aus dem Griff zu befreien, der zum Glück noch nicht schmerzhaft war. Statt zu protestieren wartete Jason diesmal einfach nur ab, was denn passieren würde, als sich der Größere schon hinter ihn stellte und über die Schulter zum Ohr vorbeugte. „Ich habe dir zehn Minuten gegeben, keine halbe Stunde. Wenn du das hier nicht ernst nimmst, kannst du deine Sachen und direkt wieder verschwinden, verstanden? Und jetzt nimm dir den Eimer und füll ihn mit Wasser. Der Fluss liegt ein paar Minuten östlich von hier“, ließ ihn der andere auch schon wissen, wobei Jas zugeben musste, dass es ihm doch ein wenig schwer fiel, sich auf den Inhalt der Worte zu konzentrieren und nicht etwa auf die Stimme an sich. Sofort machte sich sein Körper wieder selbstständig, trieb ihm die Röte auf die Wangen und ließ ihn hart schlucken, ehe er einfach nur nickte. Scheinbar zufrieden damit, ließ ihn der Größere auch schon wieder los und widmete sich erneut der Kuh, als wäre nichts weiter passiert. Jason selbst hingegen biss sich bereits innerlich fluchend auf die Unterlippe, schnappte sich den hölzernen Eimer aus scheinbar längst vergangenen Tagen und stapfte bereits Richtung Ausgang, nur um dort dann noch einmal stehen zu bleiben. Langsam drehte sich der Dunkelhaarige wieder um und schaute erneut zu Nik, welcher sich noch immer um Emmie kümmerte, bevor er schließlich fragend zu ihm sah. „Wo ist Osten?“ Hatte er eigentlich mit einem genervten Laut gerechnet, bekam er stattdessen sogar eine vernünftige Beschreibung geliefert, welche ihm eindeutig weiterhalf. Diesmal beeilte er sich sogar wirklich, fand den besagten Fluss recht schnell und füllte den Eimer rasch um keine Zeit zu verlieren. Fast schon ein wenig stolz auf sich präsentierte er Dominik den Eimer, mit dem er zu den beiden Schweinen verschwand, welche sich der Rotfuchs zusätzlich zu Kuh und Hühnern hielt. Als er den leeren Eimer wenig später wieder in die Hand gedrückt bekam, war Jason jedoch sichtlich verwirrt. Nur langsam dämmerte ihm, dass er wohl noch einen holen sollte und als er schließlich den fünften gebracht hatte, zitterten ihm die Arme vor Anstrengung. Völlig außer Atem ließ er sich einfach ins saftige Gras fallen, eine Hand schon wieder in der Hosentasche, aus der er seine Packung Zigaretten zog. Sehr zu Niks Missfallen wie es schien, stand dieser wenige Minuten später schon wieder bei ihm und schnappte ihm diesmal sogar direkt die komplette Packung aus der Hand. Binnen weniger Sekunden sprang Jason auf die Beine, wohlwissend, was der andere nun schon wieder vor hatte, nur um zu straucheln als ihm schwarz vor Augen wurde. „Wenn du ständig rauchst, musst du dich auch nicht wundern, wenn du keine Kondition hast“, gab der Rotfuchs nur leicht entnervt von sich, während er Jason stützte, damit dieser nicht noch den Boden küsste. Für einen Moment war der Kleinere auch wirklich dankbar dafür, hielt sich sogar mit einer Hand an dessen Unterarm fest, während sich sein Kreislauf wieder normalisierte, nur um dann seine Zigarettenpackung wieder an sich zu nehmen. „Ich kann für mich selbst entscheiden! Ich… hab einfach nur noch nichts gegessen, das ist alles. Da spielt jeder Körper verrückt, wenn er so ne Arbeit machen muss!“ Trotzdem zündete er sich nun doch keine Zigarette an, sondern schob die Packung wieder zurück in die Hosentasche, während er seinen Gegenüber fast schon genervt ansah. Er mochte sowas nicht, war sowas auch nicht gewöhnt und wollte sich auch nicht daran gewöhnen. Konnte ihm doch egal sein, ob er zu viel rauchte und damit seiner Lunge schadete, was mischte dieser sich überhaupt ein? „Ich rauche, seit ich 16 bin, danke. Ich brauche also niemanden, der mir sagt, was ich zu tun oder zu lassen habe! Das weiß ich auch selbst sehr genau“, grummelte er leise und war fast schon versucht, sich einfach nun doch aus Trotz einen Glimmstängel zu gönnen. Allerdings konnte er Nik noch immer nicht einschätzen und er wollte nicht wegen ein wenig Tabak und Nikotin bei den Schweinen übernachten müssen, die sich gerade wieder in ihrem Schlammloch suhlten. Trotzdem konnte er einfach nicht anders, als den Rotfuchs weiterhin voller Trotz anzusehen, während dieser ihn lange musterte und schließlich die Augen verdrehte. „Pack deine Sachen und verschwinde. Ich kann dich nicht gebrauchen.“ Völlig perplex von dieser Aussage vergaß Jason seinen Trotz und blinzelte fragend zum Größeren. Dieser hatte sich aber schon wieder von ihm abgewandt und ging zu den Hühnern, ließ Jason einfach stehen und dachte scheinbar, dass es mit dieser Aufforderung getan sei, wobei die letzten Worte schon richtig verletzend gewesen waren. Nur nicht verletzend genug, wollte Jas ihm nun viel eher beweisen, dass er ihn hier sehr wohl gebrauchen könnte. Statt also wie gewünscht seine Sachen zu packen und zu verschwinden, schaute er sich im Bunker um suchte nach etwas, was er machen könnte. Den Boden hatte er gestern schon geschrubbt, der brauchte sicher nicht schon wieder eine Behandlung. Aber vielleicht könnte er ja generell einfach putzen? Natürlich zog sich der Dunkelhaarige dafür nicht wieder aus, machte sich nur einen Eimer mit Wasser und Spülmittel fertig und begann schon damit, nicht nur über die Schränke drüber, sondern sie auch direkt auszuwischen. Die Arbeit an sich lenkte ihn auch von seinem Verlangen zu rauchen ab und außerdem hoffte er, dass er so beweisen könnte, dass er eben doch zu etwas gut war. Auch sein Kreislauf war mit dieser Arbeit scheinbar zufrieden, wurde ihm nicht erneut schwarz vor Augen, auch wenn sein Magen sich langsam meldete. Nicht, dass es ihn sonderlich interessierte, sein Essverhalten war ohnehin ein wenig gestört, weswegen er recht schmal geraten war. Nicht unbedingt dürr, aber eben doch verhältnismäßig schmal und im direkt Vergleich mit Dominik sogar gleich noch mehr. Ein wenig fragte sich Jason schon, ob dieser durch die Arbeiten hier derartig trainiert war oder ob das von etwas anderem kam. Nur was? War das Schlafzimmer am Ende vielleicht gar kein Schlafzimmer sondern ein geheimer Fitnessraum, mit dem er seinen Körper so definiert hielt? Oder kam das vom Holzhacken, was sicherlich auch schon genug den Muskelaufbau förderte? Was es auch war, wirklich lange sollte Jason darüber besser nicht nachdenken, schweiften seine Gedanken bereits jetzt schon wieder ab und ließen sich nur schwer wieder zurückholen. Erst die Stimme des Rothaarigen ließ ihn aus seinem kleinen Tagtraum aufschrecken, den er besser niemanden erzählen sollte. „Komm runter, ich würde gerne etwas zu essen machen.“ Erst jetzt bemerkte Jason, dass er völlig in Gedanken versunken weiter geputzt hatte und dabei sogar auf die Arbeitsfläche geklettert war und nun darauf kniete, während er die Schränke abwischte. Nur langsam rutschte er wieder runter, seinen Gedanken noch immer ein wenig hinterher hängend und den anderen dabei musternd. Zu gerne würde er dem Größeren ja eine kleine Regung entlocken, wenn auch nur eine winzige. Ganz abgeneigt schien er ihm ja nicht zu sein, wenn er an die Blicke von gestern dachte. Nur wie sollte er das anstellen? Den nackten Mann auf dem Sofa zu geben kam ja wohl nicht mehr in Frage, dieser hatte ja schon alles bei ihm gesehen. Ein Gedanken, der Jason noch immer nicht behagte, ihm aber auch wieder die Röte in die Wangen trieb und dabei bei Nik für Verwirrung sorgte. Zumindest dem fragenden Blick nach zu urteilen. Allzu lange schien der Gedanke aber nicht in dem Rotfuchs zu verweilen, ging er wieder später an den Herd und stellte einen Topf mit Wasser auf, welches er ganz eindeutig zum Kochen bringen wollte. Als dann auch noch Nudeln aus dem Schrank geholt wurden, schnappte Jas ihm die Packung aus der Hand und schob sich selbst vor den Herd um sich darum zu kümmern. Er wollte noch immer beweisen, dass er es wert war, hier zu sein und wenn er dafür kochen musste. Scheinbar passte es dem Größeren auch ganz gut in den Kram, protestierte er nicht einmal, sondern begann damit, ganz altmodisch Kaffee zu kochen. Etwas, was Jason nur aus dem Fernsehen kannte und für ihn komplettes Neuland war. Erst recht, weil nur eine Armlänge entfernt eine Kaffeemaschine stand. „Wie lange lebst du schon hier, Dominik?“ Eigentlich rechnete er ja nicht damit, überhaupt eine Antwort zu bekommen, weswegen Jas ihn auch gar nicht ansah, sondern in den Kühlschrank schaute um zu sehen, was er denn zu den Nudeln machen könnte. Genug Gemüse hatte der Rotfuchs schon einmal, daraus ließ sich definitiv etwas zaubern und wenn es nur eine simple Tomatensoße war. Genau deswegen holte er sich auch schon alles aus den Schränken zusammen nur um sie in einem weiteren Topf vorzubereiten, während er die Nudeln schon ins Wasser geben konnte. „Seit etwa 14 Monaten jetzt“, kam schließlich die Antwort vom Größeren, welcher mit seinem frischen Kaffee am Tisch lehnte und ihn genau beobachtete. Wieder wanderten die grünen Augen seinen Körper entlang und wieder wandte Jas schnell seinen eigenen Blick dabei ab, wollte er nicht riskieren, Ablehnung oder etwas Vergleichbares zu sehen. Lieber suchte er ihnen noch Teller und Besteck zusammen, deckte den Tisch und verteilte anschließend die Nudeln mit der Soße darauf. Auch jetzt bemerkte er wieder, wie Dominik ihn musterte ehe sein Blick auf ihre Teller fiel. Während er Nik eine normale Portion hatte zuteilwerden lassen, begnügte er sich mit einer kleineren, wollte er nicht unverschämt wirken obwohl er Hunger hatte. Bevor das Thema darauf kam, setzte er sich rasch und rührte ein wenig herum, damit sich beide Komponenten miteinander verbanden. „Ziemlich lange Zeit… wird man nicht irgendwann einsam?“ „Ich hab meine Tiere, das reicht.“ Ein wenig überrascht über diese Antwort schwieg Jas und schaute wieder auf seinen Teller, rührte aber mehr darin herum, als dass er wirklich was aß. Ganz im Gegensatz zu Dominik, welcher scheinbar einen ziemlich gesunden Appetit pflegte und sich gleich noch einmal bediente. Ein wenig stolz war Jason dabei schon auf sich, lächelte auch stumm Richtung Teller und verkniff sich die Frage danach, ob es denn auch schmeckte oder nur der Hunger es runterwürgte. Als dieser sich schließlich zurück lehnte, schaute auch der Kleinere wieder auf, nur um zu bemerken, dass er schon wieder angesehen wurde. „Vielleicht… bist du ja doch ganz brauchbar“, ließ ihn der andere wissen und noch bevor Jason etwas Abfälliges interpretieren konnte, begann der Rotfuchs ehrlich zu lächeln, was er nur mit klopfendem Herzen erwidern konnte. Fuck. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)