Der Krieg der Schatten von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 12: Schmerz (Laufey) ---------------------------- Ein frohes neues Jahr an alle. Laufey Er war leer. Ausgehöhlt. Das einzige was blieb waren Kummer und Verlust. Und die Ungewissheit. Das ständige Hoffen und Bangen. Das Nichtwissen. Sie hatten Farbautis Körper der Welt zurückgegeben, zusammen mit all den anderen Toten. Sie war sein Herz gewesen. Seine einzige Liebe und nun war sie nicht mehr. Nur noch eine Steinerne Säule mit einem Namen unter dem bleiche Knochen lagen. Er war immer noch König. Er hatte Verpflichtungen und ein Volk das seine Führung brauchte. Vieles nahmen ihm seine Berater und Generäle ab aber er war immer noch der König dieser Welt. Dem konnte er sich nicht entziehen. Sie hätte es nicht gewollt. Sie hätte gewollt das er stark blieb. Trümmer wurden beiseite geräumt, Tunnel und Höllen frei gegraben und neu aufgebaut. Das Eis wuchs zu neuen Kuppeln unter dem gefrorenen Boden heran und ihre Magie erhielt es. Tote wurden geborgen, so viele Tote. Auch Asen die unter den Trümmern lagen, die von den ihren vergessen wurden. Soweit er wusste verbrannten die Asen ihre Toten. Eine Verschwendung von Ressourcen nach seiner Meinung und so taten sie das selbe mit ihnen wie mit den eigenen Toten. Nur das ihre Knochen nicht unter einer Säule mit ihren Namen vergraben wurden. Ihre abgenagten Reste wurden in einem Namenlosen Loch verscharrt oder den Tieren vorgeworfen. Es kamen Nachrichten von den anderen Städten und Dörfern. Bei ihrer Belagerung war das Asische Heer weit über das Land ausgeschwärmt. Viele kleiner Orte waren einfach niedergerannt worden einige Städte ins Sperrfeuer geraten. Die Schäden waren mehr oder weniger Überschaubar. Die meisten Bewohner hatten ihre Habseligkeiten in die jeweiligen Eishallen gebracht und dann die Eingänge einstürzen lassen. Die oberirdischen Bauten würden wieder aufgebaut werden können. Auch die Felder und Herden waren kaum beeinträchtigt. Der Angriff fand zu Beginn der langen Nacht statt, was ein Glück war. Die Felder lagen brach und unter Tonnen von Schnee und Eis. Die Ernte sicher verstaut in den tiefen Kammern und die Herden zu weit entfernt als das Odins Truppen sie für sich beanspruchen konnten. Und die lang Nacht hatte die Asen, die aus Licht und Wärme kamen, geschwächt. Und doch. Die Verwüstung war so groß. So viele hatten ihre Liebsten verloren. Und die Urne des Winters, das heiligste und älteste ihrer Welt, war gestohlen worden. Der Wiederaufbau schritt voran. Langsam und begleitet von stiller Trauer und Klage. Jeden Tag schritt Laufey durch die Stadt und beobachtete die Fortschritte. Er ging aufrecht und mit hartem Gesicht. Zeigte keine Zweifel und keine Schwäche. Draußen über den Hallen türmte sich der Schnee und begrub die Welt. Türmte sich immer höher auf und presste sich mit seinem Eigengewicht zu massivem Eis, bis nur noch die Spitzen der Türme daraus emporragten. Die Urne fehlte. Seit Jahrmillionen hatte ihre Macht die Welt gespeist. Die Magie von unzählbaren Jotunen, die ihre Kräfte auf sie übertrugen bevor sie starben und wieder zu einem Teil der Natur und der Elemente wurden. Sie hatte Energie geliefert. So viel Energie und das Summen ihrer Macht in dem die Stimmen der alten Magier klangen war über die ganze Ebene zu fühlen gewesen. Jetzt nicht mehr. Und die Schatullen von Schnee konnten es nicht ausgleichen. Sie waren nichts im Vergleich zur Urne. Kaum mehr als ein Tropfen, wo sie das Meer war. Asgard hatte ihnen das Herz ihrer Ahnen geraubt. Und das schlimmste war, das Odin es vermutlich noch nicht einmal wusste. Für ihn war die Urne nichts weiter als ein mächtiges Artefakt. Ein hübsches aber gefährliches Ding, das sicher verwahrt werden musste. Vermutlich stand sie irgendwo in einem kargen Raum, zwischen anderem Tand und verstaubte. Eine Trophäe, die der Allvater seinem Volk präsentieren konnte. Zorn erfüllte Laufey. Es war gut und er trieb seine Wut an. Den solange er voller Wut war, musste er nicht an seinen Verlust denken. Und er wollte nicht daran denken, wollte den Schmerz auslöschen und vergraben. Verbannte ihn in die tiefsten Tiefen seines Selbst. Bis die Arbeiten für den Tag abgeschlossen wurden. Bis der Schlaf sich über das Reich senkte. Dann kam die Trauer, dann kam der Schmerz und es kam die Ungewissheit. Das vielleicht... Das was wäre wenn... Wenn er nur besser geplant hätte. Wenn sie härter gekämpft hätten. Wenn er stärker oder entschlossener gewesen wäre. Hätte er sie retten können? Er hatte sie in den Tempel geschickt, er hatte sie unwissentlich in den Tod geschickt, es war seine Schuld. Es war Odins Schuld, es war niemandes Schuld. Und gerade die letzte Tatsache, so wahr sie auch sein mochte, zerfraß ihn innerlich. Irgendetwas, irgendjemand musste Schuld haben. Er brauchte etwas, auf das er wütend sein konnte. Irgendetwas. Er brauchte ein Ventil. Zuerst waren es seine Soldaten und Generäle auf die seine Wut sich richtete, doch es verging noch in der selben Sekunde wie ihm der Gedanke kam. Sie hatten getan was sie tun sollten und was ihnen befohlen wurde. Und auch sie hatten Verluste erlitten, das wusste er. Er kannte auch kaum einen von ihnen persönlich außer seinen engsten. Die Wut auf sie war ziellos. Eine Zeit lang gab er Nal die Schuld. Sie war bei seiner Frau gewesen, bei seinem Sohn. Sie hatte zugelassen, das sie starb. Sie hatte das Kind nicht beschützt. Aber Nal die Schuld zu geben, verursachte ihm nur noch mehr Kummer. Nach dem Abzug von Odins Armee war sie an seiner Seite geblieben. Hatte ihm Halt gegeben. Ihm in seinem Kummer geholfen und dabei selbst um den Tod ihrer Schwester und ihres Liebsten getrauert, während sie ihre gemeinsamen Kinder nun alleine versorgte. Sie war zu aufopferungsvoll, zu verständnisvoll, zu sehr wie Farbauti, als das er sie lange hätte hassen können. Odin und seine Armeen trugen all seinen Hass. Wann immer er an Odin dachte, glühte die Welt weiß und sein Zorn löschte jede andere Empfindung aus. Aber Odin war weit, weit entfernt und unerreichbar. Er wollte dieses Monster anbrüllen, ihn schlagen und zerreißen. Wollte ihm sein zweites Auge ausstechen, all seinen Schmerz auf ihn bringen aber Odin war nicht hier. Und so blieb nur er selbst übrig um sich die Schuld zu geben. Wenn die Stadt schlief blieb er wach und starrte ins Nichts. Schlug die Fäuste gegen die Wände bis sie bluteten. Wanderte durch die Gänge bis zu der Steinernen Säule. Ein Name. Und daneben eine leere Fläche auf der ein zweiter Name stehen sollte. Aber die Fläche würde blank bleiben. Nur die Namen der Toten standen auf den Säulen und es gab keine Gewissheit darüber. Die anderen konnten sagen was sie wollten aber solange es keine Gewissheit gab... „Ihr müsst schlafen mein König. Bitte, es ist nicht gut wenn ihr jede Nacht hier wacht.“ Sanft führte Nal ihn zurück zu seinen Gemächern. Die Tage war er stark. Mächtig und Unerschütterlich. Aber die Nächte waren voller Schmerz. Die Ungewissheit war das schlimmste. Wenn sie eine Leiche gefunden hätten, wäre es furchtbar gewesen. Noch mehr Verlust und Trauer. Aber nichts zu finden. Nicht zu wissen. Es gab keinen Abschluss. Es blieb Hoffnung. Tief vergraben und voller Zweifel und Ängste aber da war Hoffnung und das war das schlimmste von allem. Der letzte Ort wo sein Sohn gesehen worden war, war im Tempel, versteckt im Altarraum. Das letzte konnte nur Nal bestätigen aber er wusste das sie nicht log. Doch der Altarraum war leer gewesen, die Durchsuchung des oberen Tempels blieb erfolglos. Und von denen, die nach dem Ende der Schlacht wieder aus den Höhlen aufstiegen, wusste niemand etwas. Aber sie fanden auch keine kleine Leiche. Die Hoffnung blieb, das jemand das Kind genommen und versteckt hatte, als die Plünderer kamen. Er hatte suchen lassen. In jedem Hof, in jedem Haus. Tunnel, Höhlen und Hallen. Hatte es überall in Utgard ausrufen lassen aber sie hatten nichts gefunden. Er hatte die Suche ausgedehnt, hatte Soldaten ausgeschickt um die Umgebung zu durchforsten, später das ganze Land, ihre ganze Welt. Es gab keine Spur. Weder Tot noch lebendig. Nichts. Vielleicht war er in dem Chaos das herrschte unentdeckt geblieben. Eine Verzweifelte Mutter, ein verzweifelter Vater, die ihre eigenen Kinder im Krieg verloren hatte. Es gab viele davon und es gab so viele Waisen. Dieser Tage wurden viele neue Familien gegründeten aus den Überlebenden vorheriger. Doch keines der Kinder war sein Sohn. Vielleicht hatte einer der Asen das Kind genommen. Doch warum? Wozu? Ihre Völker waren seit Jahrtausenden Feinde und befanden sich im Krieg. Warum einen Säugling mitnehmen? War sein Sohn eine perverse Art von Trophäe? Was würde mit ihm geschehen? Darüber nachzudenken brachte Alpträume. Hatten sie ihn getötet? Oder war er ein Spielzeug für irgendeinen Reichen Adligen geworden? Ein exotisches Haustier um ihre Macht über das Jotuniche Volk zu zeigen? War er ein Gefangener und wurde zur Schau gestellt? Wenn es so wäre, wenn er noch lebte und bei den Asen war, würde er ihn jemals wiedersehen? Sollte er als Mittel dienen um ihn leiden zu lassen, ihn zu brechen oder zu verhöhnen? Wollten sie ihn als Druckmittel einsetzten um seine Gefolgschaft zu sichern? Es gab zu viele Fragen und keine Antworten. Es gab keinen Anhaltspunkt über seinen Verbleib noch ob er überhaupt noch lebte. Aber es blieb immer dieser winzige Funken Hoffnung, der nie ganz verschwand und ihm vorgaukelte, das sein Kind lebte und es ihm gut ging. Nur um kurz drauf von Zweifel überschautet zu werden der ihn leiden ließ. Die Zeit verging. Die Gletscher der Berge brachen auf, die Thermalquellen im Erdinneren wurden aktiver, begannen das Eis von unten her langsam auszuhöhlen und die Kanäle der Stadt wurden von den Eisigen Fluten gefüllte, die herab donnerten und Richtung Meer flossen. Die kalten Winde drehten sich und brachten den Geruch von dunkeln Ebenen mit sich. Ihr Planet verlagerte seinen Schwerpunkt, drehte sich auf die andere Seite und die lange Nacht wanderte hinüber zu ihrem anderen Pol, während die blaue Sonne nun über Utgard stand. Die Herden kehrten zurück, die Felder wurden neu bestellt und oben am Rande des Gebirges thronte Utgard, die größte und älteste ihrer Städte, in eisiger Pracht. Sie begannen die Mauern wieder aufzubauen. Aus den Trümmern der Tunnel wurden neue Häuser und Türme geschaffen. Das Leben ging weiter. Doch ein Schatten lag auf Land und Volk. Das Herz ihrer Ahnen war fort. Und selbst diejenigen, die noch niemals im Tempel waren und die Urne gesehen hatte, spürten ihr fehlen. Ohne ihre Magie, waren die Felder weniger üppig, die großen Herden bekamen weniger Nachkommen und wuchsen langsamer. Das ewige Eis das sie erschufen und mit dem sie bauten, schien nicht mehr so strahlend wie vor dem Krieg und begann zu bröckeln. Die Magie ihrer Uhrväter, ihre Seelen die in die Urne übergegangen waren, waren geraubt und ihr Segen mit ihnen entrissen worden. Vielleicht hatten sie zu lange nur auf dieses eine Artefakt gebaut. Vielleicht hätten sie ihre Macht nicht nur in dieses eine Gefäß legen sollen. Die Schatullen waren Abbildungen der Urne, geschaffen um ihr gleich zu sein und viele der neuen Generationen hatten ihre Magie vor dem Tod in sie gelegt. Doch die Schatullen waren jung, kaum mehr als ein paar Jahrtausende. Und nur die geringeren Magier hatten ihre Macht an sie gegeben. Jetzt waren sie das einzige was übriggeblieben war. Ihre Welt würde überleben doch die einst prachtvollen Hallen und Tempel würden kaum mehr als bröckelnde Ruinen sein. Kraftlos und im Verfall. Sie würden keine Energie auf sie verschwenden können wenn sie anderenorts dringender gebraucht wurde. Aber sie würden überleben. Jotunheim würde überleben. Und eines Tages würden sie die Urne zurückfordern. Dies war eine Gewissheit des Volkes. Und auch ihres Königs Schmerz und seine Hoffnung würden zu einer Geschichte werden. Von einem gestohlenen Königssohn, der seiner Heimat und seiner Familie entrissen worden war. Und einem Vater der niemals vergeben würde. Und eines Tages würde der Sohn zurückkehren und Asgard würde für seine Sünden bezahlen. Es war eine Geschichte und eine Hoffnung. Trügerische Hoffnung. Odins Tat, sein Diebstahl, hatten eine Wut geschürt die nicht enden würde. Niemals enden würde bis sie gesühnt war. XXXX Kommt mir jetzt bitte nicht mit Kannibalismus ist schlecht und falsch und so. Oder das man die Toten nicht an irgendwelche Tiere verfüttern sollte, sondern ehrenvoll bestatten muss. Das ist Schwachsinn. Das einzige was uns Menschen davon abhält sind einige ethisch, moralische Grundsätze und die Gefahr von Seuchenübertragung. Andere Spezies haben da weniger Probleme und Bedenken. Im Tierreich gibt es überall Kannibalismus. Sogar bei Pflanzenfressern und Nagetieren. Das hat nichts mit Grausamkeit zu tun. Teilweise ist es sogar das Gegenteil. Mütter fressen ihre eigenen Jungen oder die anderer Mütter, wenn es zu viele sind, sie zu schwach sind oder das Nahrungsangebot in der Umgebung gering. Auf diese Weise haben die restlichen bessere Überlebenschancen und sie selbst kann genug Energie gewinnen um sie besser zu schützen und zu versorgen. Und was das ehrenvolle Bestatten angeht. Jotunheim ist eine ziemlich raue Welt. Und ein Toter Körper ist mal ganz emotionslos gesagt, eine Fleischquelle. In Tibet werden die Toten an die Geier verfüttert. In der Natur werden Kadaver eben von Aasfressern beseitigt. Sind sie noch nicht lange tot auch von anderen Raubtieren. Würde man sie in der Erde bestatten würde das auch passieren. Durch Würmer, Pilze und Bakterien. Man sieht es nur nicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)