Wenn das Schicksal zum Verräter wird von ManamiSaitou ================================================================================ Kapitel 47: Gegen die eigene Angst ---------------------------------- Manami musste endlich etwas unternehmen. Ansonsten würde sie wahrscheinlich noch verrückt werden. Auf Takehito brauchte sie nicht zählen. Er schenkte ihren Worten ja ohnehin keinen Glauben. Also musste sie nun selbst aktiv werden, um diesen Spuk ein für alle Mal beenden zu können. Und sie war sich sicher, dass die Okiyas eine verdammt heiße Spur waren. Sie klammerte sich an die Hoffnung, dass einer von ihnen mehr über ihre Verbindung zur Organisation wissen könnte. Hoffnung... Das war das Einzige, was ihr in den letzten Wochen geblieben war. Die Hoffnung, dass früher oder später sich das Blatt wenden würde und sie endlich wieder in Frieden leben könnte. Ohne Angst an jeder dunklen Straßenecke auf Gin zu stoßen. Gin... Immer wieder dachte sie über diesen Codenamen nach. Er war derjenige gewesen, der damals auf dem Beifahrersitz des Porsche 356 A saß und dessen jadegrünes eiskaltes Augenpaar ihr eine Angst bescherte, die sie zuvor noch nie gefühlt hatte. Dieser Hut... Das lange silberne Haar... Sie konnte sich noch ganz genau daran erinnern wie er ausgesehen hatte. Diesen Anblick würde sie wohl nie mehr vergessen. Seit diesem Tag erschien er ihr fast täglich in ihren Alpträumen. Allein aus diesem Grund würde sie ihn wohl nie vergessen können. Aber da war noch etwas anderes... Etwas, was ihr noch viel mehr Angst machte. Je mehr sie über Gin nachdachte, desto vertrauter wurden ihr dieser Gedanke und auch dieser Mensch. Irgendwie kam er ihr vertraut vor. Es war als würde sie diesen Menschen kennen. Und das lag keineswegs daran, dass sie ihm bereits zuvor im Disneyland begegnet war. Das war es nicht. Da war etwas anderes. Etwas, das sie sich absolut nicht erklären konnte. Sie musste ihn von irgendwo her kennen. Sie wusste wie gefährlich dieser Mensch war. Sie vermutete es nicht... Nein... Sie wusste es. Und das ließ nur einen einzigen Schluss zu... Gin hatte etwas mit ihrer Vergangenheit zu tun. Sie musste ihn zwangsläufig aus ihrer Kindheit in Kyoto, an die sie sich noch immer nicht erinnern konnte, kennen. Und die logische Schlussfolgerung daraus war, dass sie tatsächlich etwas mit der Organisation am Hut gehabt haben musste. Das war die einzig logische Erklärung. Doch warum konnte sie sich an nichts erinnern? Ganz gleich wie sehr sie es auch versuchte... Es gab nichts an das sie sich erinnern konnte. Rein gar nichts. Sie musste endlich herausfinden welche Verbindung sie zur Organisation hatte. Nur dann könnten sie und Takehito ernsthaft über ihre nächsten Schritte nachdenken. Doch noch ehe sie sich weiter ernsthaft Gedanken darüber machen konnte, kamen die beiden Teenager an der Senshin Oberschule an. Jetzt war sie wieder Yumi Hirofumi. Eine Kunstfigur ohne Vergangenheit, ohne Gefühle, ohne Zukunft. „Yumi! Junichiro! Guten Morgen!", brüllte ihnen Kaito beim Betreten des Schulgeländes fröhlich entgegen. Sofort gesellten sich die beiden zu ihren neuen Freunden. Manami eher widerwillig als freiwillig. Aber Takehito hatte ihr unmissverständlich klar gemacht, dass sie sich wie ein ganz normales Mädchen benehmen solle. Und dazu gehörte nun mal auch, dass man an einer neuen Schule Freundschaften schloss. Es war keineswegs so, dass sie Kaito, Aoko, Akako und Saguru nicht mochte. Im Gegenteil. Die vier waren ihr eigentlich recht sympathisch und hätten sie sich unter anderen Umständen getroffen und kennen gelernt, hätten sie wirklich gute Freunde werden können. Aber aufgrund der Situation, in der sie sich und auch dieser Detektivspinner derzeit befanden, wobei letzterer das offensichtlich gut zu verdrängen schien, konnte und wollte sie keine ernsthafte Freundschaft zu ihren Klassenkameraden aufbauen. Irgendetwas in ihr sträubte sich dagegen. Sie hatte einfach das Gefühl, dass es nicht richtig war. Was hätte diese Freundschaft auch für einen Wert gehabt. Sie hätte einzig und allein auf Lügen basiert. Und das widerstrebte dem grundehrlichen Mädchen zutiefst. Allein aus diesem Grund wehrte sie sich gegen diese Freundschaft. Takehito hingegen schien das keineswegs zu stören. Er spielte seine Rolle als Junichiro Hirofumi gerade zu perfekt. Niemand würde auf die Idee kommen, dass er nicht der war, der er vorgab zu sein. „Ihr seid heute aber ganz schön spät dran. Wir dachten schon ihr würdet heute gar nicht kommen? War etwas?", riss Aoko sie aus ihren Gedanken. Das junge Mädchen schüttelte den Kopf. Der Schreck darüber, dass sie, während sie so tief in ihren Gedanken versunken war, beinahe von einem Auto erfasst wurde, saß immer noch tief. Auch den Alptraum von Gin letzte Nacht konnte sie einfach nicht vergessen. Egal wie sehr sie auch versuchte es auszublenden... Es wollte ihr einfach nicht gelingen. Dennoch machte sie gute Miene zum bösen Spiel, versuchte ihre wahren Gefühle zu überspielen und erwiderte: „Nicht der Rede wert. Wir sind ja jetzt da." Sie wusste, dass ihr Antwort Aoko durchaus vor den Kopf stieß, aber was hätte sie ihr denn auch sagen sollen? Dass sie in der Nacht von Alpträumen geplagt war und auf dem Weg zur Schule beinahe von einem Auto angefahren wurde? Mit dieser Antwort allein hätte Aoko sich ohnehin nicht zufrieden gegeben. Dann wären ihr wahrscheinlich noch viel unangenehmere Fragen in den Sinn gekommen, auf die sie ohnehin nicht hätte Antworten können. Deshalb erschien ihr diese Reaktion am sinnvollsten, auch wenn das bedeutete Aoko so vor den Kopf zu stoßen. Noch ehe Aoko erneut die Möglichkeit hatte den Versuch zu unternehmen sie in ein Gespräch zu verwickeln, ergriff bereits Kaito das Wort. Er war zwar ein Plappermaul und redete permanent wie ein Wasserfall, aber er hatte auch durchaus das Talent geschickt das Thema zu wechseln, ohne dass es groß auffiel. „Sagt mal Leute, ist euch eigentlich schon aufgefallen, dass die Okiyas noch gar nicht da sind?" Als das junge Mädchen realisierte, was Kaito gerade gesagt hatte, hatte er sie direkt in seinen Bann gezogen. Mit diesem Thema konnte man sie sofort aus all ihren Gedanken reißen. Hastig sah sie sich um. Kaito hatte Recht. Sie waren nirgends zu sehen. Das war wirklich ungewöhnlich. Zu dieser Uhrzeit hätten sie schon längst dort sein müssen. Der Unterricht würde in wenigen Minuten beginnen. „Wer weiß, vielleicht haben sie einfach verschlafen und kommen heute einfach nur etwas später. Das kann ja mal passieren.", versuchte Takehito die Situation herunter zu spielen. Er hoffte inständig, dass er Recht behalten würde. Er wusste, wenn die Okiyas nicht auftauchen würden, dass Manami sich wieder irgendwelche Hirngespinste zusammen reimen würde. „Oder sie sind sich einfach zu fein zum Unterricht zu erscheinen. Ich meine... Nötig hat es von ihnen niemand. Jeder von ihnen hat einen Einser Durchschnitt. Sie sind wahre Wunderkinder. Außerdem fällt es doch ohnehin kaum auf, dass sie nicht da sind. Sie reden doch eh mit niemanden von uns Normalos. Sie sind halt was Besseres.", sprach Akako mürrisch. Es war unschwer zu erkennen, dass sie nicht gut auf die Okiyas zu sprechen war. Sie hasste diese verkörperte Perfektion dieser Familie. Ohne weiter auf dieses Thema einzugehen, betraten die sechs Schulkameraden nun endlich das Schulgebäude und begaben sich zu ihrem Klassenzimmer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)