Wenn das Schicksal zum Verräter wird von ManamiSaitou ================================================================================ Kapitel 3: Eine heiße Spur -------------------------- Vor der Bibliothek suchte Takehito händeringend nach der nächstbesten Telefonzelle. Er wusste genau wer ihm jetzt wahrscheinlich am ehesten weiterhelfen konnte. Tatsuya Akanishi, Polizeichef von Kyoto und sein Großvater. Er war sich ganz sicher, wenn sich die Verbrechen, welche die schwarzen Männer begangen haben, in Kyoto zugetragen haben, so könne ihm sein Großvater am ehesten Informationen beschaffen. Es dauerte gar nicht lang, bis Takehito eine Telefonzelle gefunden hatte. Doch als er in der Zelle stand, kamen ihm Zweifel. Würde sein Großvater ihm ohne weiteres die Informationen geben, die er wollte, selbst wenn er sie hätte? Denn wenn sein Großvater tatsächlich Informationen zu den schwarz gekleideten Männern hatte, so wusste er sicherlich auch von deren Gefährlichkeit. Dann war es wohl eher unwahrscheinlich, dass sein Großvater ihm die Informationen gab. Allerdings war ihm auch klar, dass er gar keine andere Wahl hatte, nachdem sämtliche Recherchen seinerseits ins Leere gelaufen waren. Widerwillig wählte er am Ziffernblatt des Telefons im Inneren der Telefonzelle die Nummer seines Großvaters. Es hatte gerade zweimal geklingelt, als sein Großvater das Telefonat bereits annahm. "Akanishi, Tatsuya. Wer spricht?", schallte es in den Hörer. "Ojiisan? Ich bin es, Takehito. Ich brauche deine Hilfe." Als Tatsuya wusste wer am anderen Ende war, wirkte er gleich etwas fröhlicher. Er schien sich auch zu freuen von seinem Enkel zu hören. Zu diesem Zeitpunkt wusste er auch noch nicht, was genau sein Enkel eigentlich von ihm wollte. "Was kann ich für dich tun, Hito-Chan?" Kurze Stille. Takehito schien noch einmal zu überlegen, ob er seinen Großvater wirklich fragen sollte. Doch schließlich sprang er über seinen Schatten und formulierte sein Anliegen: "Hör zu, Ojiisan. Ich bin gerade an einem sehr komplizierten Fall dran, bei dem ich auf deine Unterstützung angewiesen bin. Bei meinem letzten Fall bin ich auf zwei zwielichtige Gestalten gestoßen, die ich bei einem äußerst verdächtigen Deal beobachtet habe. Jedenfalls waren diese beiden Gestalten komplett schwarz gekleidet und machten unmissverständlich den Anschein, dass sie vor keinem Verbrechen zurück schrecken würden. Nicht einmal vor Mord. Bei meinen eigenen Nachforschungen bin ich zu der Schlussfolgerung gekommen, dass sie ihre Verbrechen nicht in Tokio begehen, sondern eher in Kyoto. Gab es in Kyoto in den letzten Jahren ungeklärte Verbrechen, die vielleicht etwas damit zu tun haben könnten?" "Takehito, du weißt, dass solche Informationen meiner Schweigepflicht unterliegen. Über Ermittlungen der Kyotoer Polizei darf ich dir eigentlich gar nichts sagen. Ich würde in Teufels Küche kommen und riskiere meinen Job. Mal ganz davon abgesehen, dass deine Eltern mich wahrscheinlich einen Kopf kürzer machen würden, sollten sie erfahren, dass ich dich in deinen Detektivspielen unterstütze.", sprach sein Großvater ernst. Diese Reaktion war für den jungen Nachwuchsdetektiv keine Überraschung. Er hatte durchaus damit gerechnet. Sein Großvater tat sich schon immer schwer damit ihn mit brisanten oder geheimen Informationen zu versorgen, was wohl daran lag, dass er Ärger mit Takehitos Eltern vermeiden wollte. In die detektivischen Fähigkeiten seines Enkels hatte er nämlich großes Vertrauen und wusste um seine außergewöhnlichen Fähigkeiten bestens Bescheid und schätzte sie sehr. Eindringlich sprach Takehito: "Ojiisan, bitte! Du vertraust mir doch, oder? Ich stecke mittlerweile viel zu tief in diesem Fall drin, als dass ich nun meine Ermittlungen ruhen lassen könnte..." Totenstille am anderen Ende des Apparates. Nur das schwere Atmen seines Großvaters verriet ihm, dass er immer noch am Hörer war und noch nicht aufgelegt hatte. Einige Sekunden sagte keiner der beiden etwas, wobei es Takehito vor kam wie eine Ewigkeit. Schließlich unterbrach Tatsuya die Stille. Behutsam sprach er auf seinen Enkel ein: "Es scheint mir, als hättest du dich dieses Mal mit den falschen Leuten angelegt. Diese Sache alleine regeln zu wollen, kann für dich fatale Folgen haben. Takehito, hör zu... Ich habe gute Kontakte zu Interpol. Mir scheint als wärst du hier in Japan nicht mehr sicher. Deine Ermittlungen auf eigene Faust sind viel zu gefährlich. Ich halte es für das Beste, wenn du vorerst das Land verlässt. Zumindest bis es gelungen ist diese Männer fest zu setzen. Im Ausland wärst du vorerst in Sicherheit. Überlass die Ermittlungen in diesem Fall den Profis." Die Worte seines Großvaters kratzten ziemlich am Ego des jungen Detektivs. Energisch unterbrach er: "Auf gar keine Fall! Ich werde nicht vor meinem Schicksal davon laufen! Du musst mir einfach vertrauen! Ich weiß, was ich tue. Ich muss diesen Fall selbst lösen, verstehst du, Ojiisan. Aber deinen Worten nach zu urteilen, weißt du tatsächlich etwas über sie..." Wieder herrschte Stille am anderen Ende. Prinzipiell war Takehitos Reaktion keine Überraschung für Tatsuya. Dass sein Enkel so reagieren würde, war ihm eigentlich von vornherein klar gewesen. Tatsuya ließ einen lauten Seufzer von sich. "Du erinnerst mich immer mehr an mich, als ich in deinem Alter war, Hito-Chan. Hör zu, ich kann dir nicht viel sagen, weil selbst für die japanische Polizei diese Gestalten völlig unbekannt sind und sie ihre Verbrechen ungehindert im Verborgenen ausüben. Ich habe selbst nur ein einziges Mal von einem Fall mitbekommen bei dem in schwarz gekleidete Männer involviert waren. Ob es sich dabei um dieselben Männer handelt, wie in deinem Fall, kann ich natürlich nicht sagen. Allerdings wären das schon zu viele Zufälle auf einmal. Ich selbst habe in diesem Fall nicht ermittelt. Die Ermittlungen in diesem Fall damals oblagen der japanischen Sicherheitspolizei. Und es drangen auch überhaupt keine Ermittlungsergebnisse an die Außenwelt. Ich kann dir nur sagen, dass damals eine junge Frau aus Tokio in diesen Fall involviert war und eine Zeit lang im Mittelpunkt der Ermittlungen stand. Ihr Name war Masami Hirota. Vielleicht solltest du sie mal aufsuchen. Eventuell kann sie dir weitere Informationen geben. Aber sei auf der Hut. Diese schwarz gekleideten Männer und deren Hintermänner scheinen gefähr-..." Tatsuya kam gar nicht dazu seinen Satz zu beenden. Takehito hatte bereits aufgelegt. Schließlich hatte er nun eine heiße Spur, der er unverzüglich nachgehen musste. Entschlossen wählte er die Nummer der Auskunft. Ihm war klar, wenn die japanische Sicherheitspolizei, die PSIA, damals die Ermittlungen in dem besagten Fall übernommen hatte, musste es tatsächlich brisant sein. Das bestärkte ihn in seiner Vermutung, dass von den schwarz gekleideten Männern eine unberechenbare Gefahr ausging. Aber sein Entschluss stand fest. Er wollte die beiden dingfest machen und ihnen das Handwerk legen. Und nichts und niemand konnte ihn von seinem Vorhaben abbringen. Von der Auskunft hatte er die Adresse von Masami Hirota erfahren. Glücklicherweise gab es in ganz Tokio nur eine Frau mit diesem Namen. Ihre Adresse lag nicht weit entfernt vom Disneyland. Takehito war klar. Das konnte keineswegs ein Zufall sein. Diese Frau musste eine Verbindung zu den in schwarz gekleideten Männern haben. Doch bevor er sich auf den Weg zur Adresse von Masami Hirota machte, beschloss er erst einmal zu ermitteln in welchen Fall diese junge Frau damals verwickelt war. Erneut besuchte Takehito die Bibliothek von Koto. Recht schnell hatte er auch gefunden, wonach er suchte, wenngleich die Informationen recht sporadisch waren. Vor einem Monat gab es in Kyoto einen Überfall auf einen Geldtransporter, bei dem insgesamt eine Milliarde Yen erbeutet wurden. Masami Hirota geriet schnell ins Visier der Ermittlungen und galt schnell als Hauptverdächtige. Da die Beute bis zum heutigen Tage nicht gefunden werden konnte und es keine eindeutigen Beweise gab, die für Masami Hirota als Täterin sprachen, wurde sie bisher nicht fest genommen. Auch mit diesen sporadischen Informationen hatte Takehito schnell eine Schlussfolgerung gezogen. Masami Hirota hatte durchaus den Raub begangen. Allerdings war sie nur ausführendes Organ. Die Drahtzieher hinter der ganzen Angelegenheit waren ganz andere und viel mächtiger als Masami selbst. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)