Tagebuch einer Priesterin von LiraJacobs ================================================================================ Kapitel 1: Die verlorenen Bücher -------------------------------- Mehrere Abende hat es mich nun gekostet zu entscheiden, welches die ersten Worte sein mögen, die ich in dieses Buch schreibe. Ich bin gerade in meiner Heimat im Wald von Elwynn und bekleide ein kleines Zimmer im sehr übersichtlichen Goldhain, wo ich aufgewachsen bin. Wobei mir nun gerade auffällt, wer auch immer dies hier ließt, wird sich wohl fragen wer ich genau bin und genau so möchte ich auch anfangen; mit einer kleinen Vorstellrunde: Mein Name ist Mawari Marcot und ich bin an einem unbekannten Ort geboren worden. Ich kenne meine Eltern nicht, nur die Person, welche mich mit sich nahm in einer sehr kühlen eisigen Nacht. Remen Marcot rettete mir das Leben, schweigt aber über jegliche näheren Umstände. Es brachte nichts ihn anzubetteln, anzuschreien, zu bestechen oder ihn zu einem Duell herauszufordern. Er schwieg vehement und es kränkt mich noch heute, jedoch habe ich eingesehen, dass sein Dickkopf wohl größer ist, als der meine. Trotz allem bin ich meinem Ziehvater sehr dankbar. Nicht nur für mein Leben, sondern auch für alles weitere, was ein Baby, ein Kleinkind und eine junge Erwachsene so benötigt. Alles was ich brauchte habe ich bekommen um eines Tages - wie er immer gerne zu sagen pflegte - eine große Persönlichkeit zu werden. Deswegen schenkte er mir zu meinem 11. Geburtstag ein leeres Buch und sagte ich solle meine Geschichte aufschreiben. Ich tat es einige Jahre lang. Ich tat es gern und werde es weiterhin versuchen, auch wenn meine ersten Bücher tragischer Weise bei einem Feuer zur Zeit der Schlotternächte, verloren gegangen sind. Nun denn, deswegen habe ich mir selbst Urlaub verordnet um eben jenes Geschriebene zumindest in einer gewissen Kurzform abermals zusammen zu fassen. Der Wald von Elwynn Ich war gerade dabei mit meiner Freundin Maybell herum zu albern und zu scherzen, als plötzlich Gastwirt Farley mich rief. Mit strenger Stimme ermahnte er mich nicht soviel Zeit zu verschwenden, denn ich war so etwas ähnliches wie seine Kellnerin. Solange mein Ziehvater auf Geschäftsreise war, sollte ich mich im Gasthaus Zur Höhle des Löwen nützlich machen. Nicht herum lungern und irgendwelchen Leuten auf der Tasche liegen. Also war es meine Aufgabe mit zarten 10 Jahren Kunden mit Speis und Trank zu bedienen. Mein Lohn war allerdings kein Silber und Trinkgeld in Form von Kupfer gab es auch nur selten. Zwei Mahlzeiten am Tag waren aber auch vollkommen ausreichend. Diese bestand meist aus zähem Brocken Brot mit darnassischen Blauschimmelkäse und etwas erfrischendem Quellwasser. Selten gab es auch mal Stockfleisch, welches allerdings auch recht zäh und kaum zu kauen ging. Abends gab es dann eine andere Art Käse, pikant und nach Dalaran-Art. Zu besonderen Tagen dann auch mal Fleischschenkel. Ich war nicht die einzige Bedienung. Melika. Etwas älter als ich und bekam mehr Trinkgeld. Letztens sogar 5 Silberstücke! Ich gestehe, ich war neidisch. Wären wir nicht in gewisser Weise Konkurrenten, dann hätte ich mit ihr sogar die Hand voll Trauben, welche mir Maybell zum Geburtstag mitgebracht hat, geteilt. Oder das Stück Melone von gestern. Ich hatte zwar erst morgen Geburtstag, aber die Maclure-Familie kam nicht jeden Tag nach Goldhain um ihre Trauben und ihren Wein abzuliefern. Meistens machten sie nur kurz rast um dann in die Hauptstadt zu reisen. Genauso verhielt es sich mit Tommy Joe Stonefield und seinen Wassermelonen. Es war selten, das diese beiden Freunde am gleichen Tag in der Siedlung auftauchten, da sich ihre Familien nicht mochten. Wir Kinder hatten da keinerlei Probleme miteinander. Ich machte meine Schicht zu Ende, aß zu Abend und wollte gerade schlafen gehen, als eine kleine Gruppe Reisender hinein trat. Es waren die unterschiedlichsten Personen. Eine kleine Frau, sie schien erwachsen zu sein, jedoch gerade mal so groß wie ich. Sie hatte pinkes Haar zu einem sehr hohen Zopf aufgestellt. Es war ein Wunder, dass dies hielt. Das musste wohl eine Gnomin sein. Breit grinsend nahm neben ihr ein bärtiger Mann platz, welcher sofort nach einem großen gekühlten Bier rief. Seine Rüstung schepperte laut bei jeder Bewegung. Auch ohne die abfällige Bemerkung der sehr hoch gewachsenen Frau hätte ich gewusst, das es sich bei dem lauten Kameraden um einen Zwerg handelte. "So typisch Zwerg, immer nur Bier im Kopf!", beschwerte sich die wunderschöne Dame und neigte ihren Kopf dann zu dem letzten Kameraden in der Runde, einem Menschen, welcher eine Augenklappe trug. "Ich habe eine Kiste gefunden, als Meister des Schlossknackens sollte das kein Problem sein, oder?", fielen die Worte hochgestochen aus und sie zeigte ihm eine kleine unscheinbare Kiste. Sofort kam Melika an, drängte mich zur Seite und sagte beiläufig, dass es ihre Kunden seien. Eigentlich sollte es mir recht sein, ich wollte am morgigen Tag ausgeschlafen sein. Vielleicht eigennützig, aber die Reisenden waren spendabler, wenn sie erfuhren, das man Geburtstag hatte. Jedoch war meine Neugierde geweckt und ich horchte - eher ich belauschte - den Tisch und fand raus, dass die Gnomin eine Magierin war, der Zwerg ein Krieger, der Mensch ein Schurke und die hochgewachsene Dame eine Nachtelf Priesterin. Ich hatte zuvor noch nie eine Nachtelfe gesehen und fand diese Frau entsprechend spannend. Mit ihren silbernen Haaren und den leuchtenden Augen. Allgemein konnte ich meinen Blick nicht von ihr abwenden, was dazu führte, dass man mich bemerkte. Man forderte mich auf sich dazu zu setzen, das galt auch für Melika, die aber mehr daran interessiert schien ihren Job zu machen. Ich dachte mir nur was' soll's und setzte mich dazu. Die halbe Nacht lauschte ich den Geschichten der Reisenden. Es waren spannende Dinge und ich wollte eigentlich gar nicht aufhören zu zu hören, aber irgendwann wurde man müde und ging ins Bett. Damals war es mir nicht bewusst gewesen, aber die Begegnung war eindeutig richtungsweisend gewesen. Am morgigen Tag weckte man mich unsanft. Das war nicht nett! Als ich zu mir kam, sah ich in die braunen Augen meines Vormundes. "Du bist schon da?", waren meine ersten Worte nach Wochen der Distanz, was dazu führte, dass mein Erzieher meinte eine Augenbraue skeptisch zu heben. "Komm' mit.", war Remen genauso wortkarg. Es ging in den Keller und ich ahnte schon Schlimmes. Ich mochte den Keller nicht, dort roch es intensiv nach Wein und Schwefel. Letzteres kam zustande durch die dunklen Rituale und Beschwörungen, welche von einem Kollegen meines Vormundes herrührte: Maximillian Raab und dessen Gefährtin Cylina. Sie waren mir suspekt, aber lange Freunde meines Erziehers. Schließlich rückte Remen mit der Sprache raus. Er wollte anscheinend, dass ich in der Kunst der Schatten unterrichtet werde und eine mächtige Hexenmeisterin werde. Ich schluckte. Wollte ich das? Erwartungsvolle Stille und drei menschliche und ein dämonisches Augenpaar war auf mich gerichtet. Der beschworene Wichtel fing plötzlich an mit irgendwelchen Beleidigungen, die wirklich derb und unschön waren, auf mich einzuprasseln, was dessen Meisterin natürlich nicht gut hieß. Remen dachte wohl mein zögerliches Verhalten hätte damit zutun und fing an mit Erklärungen. Was er genau sagte, war eigentlich unwichtig, nur, dass ich ihn harsch unterbrach mit den Worten: "Darf ich in der Bibliothek von Nordhain studieren?" Abermals war eine verstörende Stille aufgekommen. "Ab wann?", fragte mein Erzieher kühl und überrumpelte mich mit dieser Gegenfrage ziemlich. "M-M-Morgen?", stotterte ich und hatte mir gar nicht richtig zugehört. Morgen schon? Was sagte ich da nur?! Das würde er mir nie erlauben! "Dann pack Deine Sachen.", hieß es nur. Ich starrte den Mann, der mich großzog mit ungläubigen Augen an. Immerhin war es noch früh und ich wollte doch Trinkgeld haben und... doch dann wurde ich mir meiner Chance bewusst. Wenn man mich in der Abtei aufnahm, dann könnte ich alles werden. Ich hatte dann die Chance auch andere Klassen kennen zu lernen und mich damit vertraut zu machen. "Mach heute, was Du möchtest, ich muss nochmal los.", überraschte mich Remen, aber ich nickte, rannte aus dem Keller und direkt in mein Zimmer. Ich machte mich fertig um Kunden zu bedienen, immerhin brauchte ich ein wenig Geld, Rücklagen waren wichtig. Abends packte ich mein bisschen Zeug zusammen. Morgen würde ich vorstellig werden in Nordhain. Ich war aufgeregt. So sehr, das ich tatsächlich vergaß, dass eigentlich mein Geburtstag war. Ich hatte von vielen Abenteuern in der Nacht geträumt. Meine Sachen waren schon gepackt, ich ging noch zu Melika und bat sie darum Maybell und Tommy schöne Grüße auszurichten, wenn sie das nächste Mal etwas lieferten. Ob sie es tun würde, wusste ich nicht, aber ich ging mit einem grinsen hinaus aus dem Gasthaus und da wartete Remen schon am Eingang der Schmiede gegenüber. Er hatte ein Päckchen mit einer roten Schleife in der Hand. "Gestern war Dein 11. Geburtstag. Eigentlich solltest Du einen Hexen-Folianten bekommen, aber...", das hatte sich ja schon erledigt. Also nahm ich das Geschenk und packte ein unbenutztes Tagebuch aus. "Für Deine Geschichten, es ist wichtig, wenn man eine große Persönlichkeit wird, zu wissen und manchmal auch wissen zu lassen, woher man kam." "Danke, werter Vater.", waren meine Worte. Selten sagte ich Vater. Er war gerührt und eine seltene Umarmung kam zustande. Dann entließ er mich ins nahe liegende Nordhain. Wahrscheinlich war es der Euphorie geschuldet, dass ich nicht mitbekam, das mein Vater ausnahmsweise mal die eigene Herkunft als wichtig erachtete. Sonst schwieg er immer über Vergangenes, sagte es sei nicht von Bedeutung woher man stamme, wenn man nur das Richtige tat, gerecht war und hilfsbereit. Der Weg nach Nordhain war nicht weit, aber es hieß, dass ab und an, der ein oder andere Wolf aus dem Wald herausgestürmt käme um einen zu fressen. Das erzählte man sich um Kinder davon abzuhalten böses zu tun. "Der Böse Wolf wird kommen und Dich fressen, wenn Du nicht brav bist.", waren auch in meiner Kindheit keine seltenen Sätze. Obwohl ich vergleichsweise artig war im Vergleich zu manch einem Gleichaltrigen, welcher anfing mit Magie zu spielen und dabei Frösche abzufackeln oder in Eisklumpen einzuschließen. Ich kam schließlich an der großen Mauer vom Nordhaintal an, grüßte die Wachen und stolzierte von dort aus zu dem Gebäude in der Mitte des Tales: Der Abtei von Nordhain mit einer geschichtsträchtigen Bibliothek. Ich starrte die großen Tore an und meine Augen funkelten bei betrachten der Verzierungen in den Wänden und mein Hals tat nach einer Weil weh als ich hinauf blickte zur Kirchenspitze. So wie ich da stand blieb ich natürlich nicht unbemerkt und ein Mann mit Glatze kam sprach mich an. "Für welche Klasse willst Du Dich entscheiden?", fragte er ziemlich direkt und ich schaute ihn mit großen Augen an. Schließlich lächelte ich etwas und stellte mich erst einmal mit Namen vor und dann mein Anliegen. Marshall McBride seufzte und schickte mich hinein, ich sollte in der Mitte des Raumes warten, dies tat ich dann. Vor mir waren zur Dekoration drei Steinköpfe und als ich gerade mit irgendwelche Geschichten zu den einstigen Helden ausdenken wollte, kam eine Frau in einer gelben Robe hinein. Allein dies war ein seltsamer Anblick, aber sie noch irritierender war die Schubkarre an Büchern den sie in den ersten Gang hinein schob. Ich sah mich um, ob jemand denn irgendwie Anstalten machte mich abzuholen, was wohl nicht der Fall war und lief der Frau hinterher. "Kann ich helfen?", fragte ich höflich. Sie nahm meine Hilfe an, ohne zu fragen wer ich war und da ich bereits lesen und schreiben konnte, war es nicht ganz so schwer ihr die richtigen Bücher für die richtigen Regale zu reichen. Schließlich waren wir fertig und dann kam auch die Frage auf, wer ich war. Zwischendurch knurrte mein Magen, die Zeit war irgendwie so schnell vergangen und seit dem Morgen hatte ich nichts mehr gegessen. Auch den Namen der Blonden Frau erfuhr ich - Anetta - und sie war in der Abtei die Priesterinlehrerin. Sie lud mich zum Abendessen ein und dort erzählte ich ihr von der Begegnung im Gasthaus und wie interessant ich die Elfe gefunden habe und warum ich nach Nordhain gekommen war. In den darauffolgenden Tagen stellte Schwester Anetta mir die anderen Lehrer und Gelehrten der Abtei vor, sowie den Handwerkern, welche vor dem Gebäude ihre Dienste anboten. Nach einer Woche jedoch stellte man mir eine wichtige Frage: "In welche Richtung möchtest Du gehen?", ich war total überfordert, was man mir scheinbar auch sehr gut ansehen konnte, weswegen mir die Priesterin erklärte, das ich hier weiter studieren könne, aber mich auf etwas spezialisieren müsse. Weiterhin standen viele imaginäre Fragezeichen über mein Haupt, wodurch Anetta seufzte und abermals anfing zu versuchen es zu verdeutlichen. Die Abtei von Nordhain schien schon seit jeher eine gewisse Anlaufstelle für junge Männer und Frauen der Allianz zu sein, wo sie eine Spezialisierung abschließen konnten, welche auch Klasse genannte wurde. Als Beispiel nahm sie sich selbst, sie war Priesterin und so langsam sollte ich meine Begabungen einschätzen können, dass ich sagen kann mit welcher Klasse ich durchs leben gehen wollte. Da konnte ich ja schlecht sagen, dass ich einfach nur nach Nordhain gekommen war um Bücher zu lesen, also nickte ich und versprach ihr bis zum Abend eine Antwort geben zu können, denn diese Entscheidung würde mein ganzes weiteres Leben wohl beeinflussen. Eigentlich habe ich es schon gewusst, jedoch wollte ich damals wohl einfach sichergehen, so habe ich die Grundkenntnisse jeder Klasse noch einmal überflogen und bin zu ein paar wenigen Lehrern, neben Schwester Anetta gegangen, dass sie mich testen. Darunter für die Klasse des Paladins und auch des Hexenmeisters. Letzteres wohl nur um eventuell meinem Vater zu gefallen. Schließlich habe ich mich entschieden: Ich möchte Priester sein. Ab diesem Zeitpunkt war ich eine vollwertige Studentin, musste allerdings nicht nur meine Klasse lernen, sondern auch der Abtei an sich helfen, was ich allerdings eh schon tat. Ich half dabei die Wolfsbestände klein zu halten, das Weingut von Milly zu umsorgen und die Mine von ihren Besetzern zu befreien. Ersteres und Letzteres waren unschöne Dinge, die allerdings gemacht werden mussten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)