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Lichtsucher

von

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Die Fragen eines sonnenloses Kind

Ein schwacher Funken Licht brach für einen Moment durch die massiven, dunklen Wolken.

Wieder zum ersten Mal in 12 Jahren...

Ein kleines Mädchen schaute mit weit aufgerissenen Augen in den schwarzen Himmel. Sie konnte es nicht fassen, dass sie gerade Licht durch die Wolken dringen sah! Ihre Eltern hatten ihr schon viel von diesem sogenannten ''Sonnenlicht" erzählt... Doch jetzt sah sie es mit eigenen Augen!

Selbst wenn der Strahl nur für wenige Sekunden die Wolken durchbrach...

Um dem Hals des kleinen Mädchens hing ein leuchtender, gelber Kristall.

Licht und Wärme strahlte er aus, fast wie eine kleine Sonne. Heutzutage trug jeder Mensch so einen Kristall, den man Sonnenkristall nannte, um den Hals.

Vor etwa 12 Jahren zogen an dem Tag ihrer Geburt Schwarze schwarze Wolken am Himmel auf. Bis Heute heute blockierten sie das Licht des Universums.

Das fehlende Sonnenlicht ließ die Temperaturen überall auf der Welt rapide sinken. Davor musste die Menschheit mit der Erderwärmung kämpfen... Heute war der Feind die Erderkältung.

Sämtliche Tierarten starben fast aus und waren nur noch in Zoos anzutreffen. Gefangen hinter Gittern... aber dafür in Sicherheit.

Der Vegetation tat das fehlende Sonnenlicht ebenfalls nicht gut.

Wo einst gewaltige, grüne Wälder die Landschaft beherrschten... herschte heute ein kahles und trostloses Land.

Die veränderte Situation des Planeten schadete nicht nur der Umwelt... sondern auch den Menschen.

Niemand kannte den Grund für den schwarzen Himmel... Ebenso wusste niemand, wie man die Wolken auflösen konnte.

Es kam zu Hungersnöten, weil die Pflanzen ohne Sonnenlicht nicht wachsen konnten. Die meisten Landtiere verhungerten und die Lebensmitteln wurden immer teurer.

Zum Glück fanden Wissenschaftler bald eine Lösung in der Form von Kristallen, die das Sonnenlicht imitierten.

Jeder Mensch besaß nun einen dieser Sonnenkristalle. Riesige Exemplare dieser Kristalle wurden in der Landwirtschaft eingesetzt. Ohne sie wäre die Menschheit und sämtliche andere Wesen dieser Welt wahrscheinlich schon längst ausgestorben...

Niemand wusste, woher diese Kristalle kamen, weil die Forscher keine wirkliche Auskunft über die Herkunft der Kristalle gaben. Natürlich machte dies viele stutzig.... Jedoch hinterfragte keiner dies. Warum sollte man auch? Immerhin hatte man Licht, Wärme und Nahrung... Es gab keinen Grund die Herkunft der Sonnenkristalle nachzuprüfen.

So nahm die Menschheit die Sonnenkristalle einfach hin, denn ohne sie konnten die Menschen nicht überleben.

An dem Tag, an dem der Himmel sich schwarz färbte, , wie an jedem anderen Tag auch, Kinder zur Welt gebracht...

Darunter war auch Lucy.

Ihre Eltern nannten sie Lucy, weil der Name von dem lateinischen Wort für Licht "Lux" stammt und sie in ihr einen Funken Hoffnung sahen.

Lucy war ein junges Mädchen mit zwei blonden Zöpfen und hellblauen Augen. Ihre Kleidung bestand aus warmen Winterklamotten. Ein warmer, pinker Winterschal wurde um ihren Hals gewickelt. Ihre Handschuhe trugen die Farbe violett und ihr Mantel besaß die Farbe hellblau.

Sie war wohl die Erste in der Generation "Verdunklung", die das Sonnenlicht erblickte. Selbst, wenn der Sonnenstrahl die Wolke für nur einen Moment durchbrechen konnte. Doch es war immerhin ein Funken Licht...

Zwar hatte sie das Sonnenlicht zuvor noch nie gesehen... aber ihre Eltern erzählten ihr immer, dass es wie die Strahlen des Sonnenkristalls aussah.

,,LUCY!'', ertönte plötzlich die Stimme ihrer älteren Schwester und holte Lucy aus ihren Gedanken. ,,JA?!'', rief Lucy zurück und schaute nun zu dem Haus, in welchem sie und ihre Familie lebten. Im Türrahmen stand ein älteres Mädchen, circa 17 Jahre alt. Ihre braunen, gelockten Haare hingen ihr locker über die Schultern. Sie trug einen blauen Pullover und eine

schwarze Jeans. Ein orangener, strahlender Kristall hing um ihren Hals. Fragend sah sie zu Lucy, welche perplex in den Himmel starrte. Um sie herum lagen ihre Spielsachen verstreut.

,,Es gibt Abendessen.", erwiderte die Brünette leicht verwirrt und trat zu ihrer Schwester. ,,Oh... okay...", antwortete diese nur und wollte sich schon ins Haus begeben, als ihre Schwester meinte: ,,Hast du grad ein Ufo gesehen oder warum hast du so in den Himmel gestarrt?"

Lucy wandte sich ihrer Schwester zu und antwortete: ,,Ich glaube ich habe einen Sonnenstrahl gesehen..."

Für einen Moment herrschte Stille zwischen den Schwestern.

Einen Sonnenstrahl...

Die Ältere wusste nicht, was sie dazu sagen sollte... Es konnte ja sein, dass sich Lucy irrte und sie es sich vielleicht nur eingebildet hatte.

Doch es war bestimmt keine Lüge seitens Lucy, Lucy würde ihre große Schwester niemals anlügen.

,,Bist... bist du dir sicher?", fragte Ashley, so hieß die ältere Schwester, unsicher und blickte in den schwarzen Himmel. Kein Funken ließ sich sehen.

,,Ja!'', antwortete Lucy und setzte sich auf den kühlen Boden. Ashley gesellte sich neben ihr auf den Boden und seufzte: ,,Ich glaube dir natürlich, Sis. Es ist nur.... Naja... es wäre schön die Sonne, den Mond, die Sterne und den blauen Himmel wieder zu sehen... aber..."

Ihre Stimme verstummte und ihre Augen musterten den schwarzen Himmel.

Zwar konnte sie das Licht selbst nur wenige Jahre genießen... aber immerhin hatte sie die Tage des Lichts noch miterlebt.

Im Gegensatz zu ihrer kleinen Schwester, Lucy.

Lucy hatte nie die Chance das Licht des Himmels zu erblicken und war dementsprechend „besessen" darauf, das Licht zu sehen.

,,Ashley... könntest du mir alles über die Sterne erzählen?"

Lucy unterbrach die Gedanken ihrer Schwester mit einer sehr zu erwartenden Frage. Diese Frage musste ja irgendwann kommen.

,,Sicher... Ich würde in deiner Situation auch nach den Sternen fragen..." erwiderte Ashley sanft lächelnd.

Ihr Blick schweifte wieder zurück zu Lucy.

,,Was möchtest du denn über die Sterne wissen?"

Lucy überlegte kurz. Ihre Finger kratzten am Kinn, ihre Zunge leckte über ihre Lippen und ihre Augen blickten nachdenklich in den Himmel.

Was für Fragen würde wohl ein Kind, welches noch nie die Sterne gesehen hat, stellen?

,,Naja.. was sind die Dinger?", kam eine simple und doch interessante Frage. Ashley selbst hatte sich nie wirklich mit dem Thema "Sterne" beschäftigt. Trotzdem wollte sie, so gut wie ihr begrenztes Wissen es eben zuließ, die Fragen ihrer Schwester beantworten.

,,Sterne sind gewaltige Gasbälle, die Wasserstoff zu Helium fusionieren.", antwortete Ashley knapp.

,,Und warum machen sie das?", fragte Lucy, neugierig wie eh und je.

,,Naja... um zu überleben...", antwortete die Brünette kurz und wandte ihren Blick von Lucy ab. In diesem Moment wünschte sie sich, besser im Unterricht aufgepasst zu haben.

,,Sterne sind Lebenswesen?", stellte die jüngere Schwester nun eine andere Frage.

Ashley kratzte sich am Hinterkopf und antwortete unsicher: ,,Ehm... das könnte man so sagen."

,,Sicher?", vergewisserte Lucy sich, sie merkte eben, dass ihre Schwester wenig über die Sterne wusste.

,,Ja sicher.", meinte Ashley eher unsicher als sicher.

Manchmal konnte Lucy echt ein kleiner Teufel sein. Sie liebte es, die Unwissenheit ihrer Schwester gegen sie zu verwenden.

Argumentieren würde sie später wohl sehr gut können...

Ihr kindlicher Charme tarnte ihr Talent fürs hinterfragen sehr gut.

,,Hmmm.... Okay und können sie auch sterben?"

Obwohl Lucy ihre Schwester gerne auf diesem Weg ärgerte, wissbegierig war sie dennoch.

Ashley war sich dem kritischen Verhalten der blonden Schülerin bewusst. Es war halt nicht das erste Mal, dass Lucy etwas über die Welt erfahren wollte...

Daher versuchte sie ihre Frage so professionell wie möglich zu beantworten:

,,Ja können sie. Unsere Sonne, ein Stern, der von der Erde umkreist wird, wird wohl noch 5 Milliarden Jahre existieren. Bis sie ihren Wasserstoffvorat aufgebraucht hat und sich wie ein Ballon aufbläht. Nur um am Ende ein kleiner, weißer Zwerg zu werden."

Lucy nickte und nahm wieder ihre Denkerpose ein, um sich eine neue Frage zu überlegen.

Ashley zeichnete währenddessen Kreise in den kühlen Boden und summte eine kleine Melodie vor sich hin.

,,Naja... warum umkreist die Erde denn die Sonne? Ist das etwa ein Tanz?"

Dies war wirklich eine gute Frage... und die gute Antwort darauf lautete:

,,Das ist der Tanz der Schwerkraft."

Zufrieden stellte diese Antwort Lucy jedoch nicht. Dies war mehr als zu erwarten...

,,Und was ist diese "Schwerkraft" Ashley kratzte sich erneut am Hinterkopf. Es war zu erwarten, dass Lucy noch weiter bohren würde.

,,Die Schwerkraft hält dich auf dem Boden... wie auf die Erde drangeheftet....", antwortete Ashley nach einigen Minuten des gründlichen Überlegens. ,,Also... liebt mich die Erde?'', kam nun eine kindliche Frage, welche die Brünette zum Schmunzeln brachte: ,,Das könnte man so sagen"

,,Ich hab die Erde auch lieb", lächelte die jüngere Schwester und stellte nach wenigen Sekunden eine andere, ernstere Frage: ,,Warum sehen wir die Sterne nicht mehr?"

Diese Frage stellte sie so oft...

Immer hoffte sie eine Antwort von Ashley zu bekommen. Doch Ashley konnte ihr keine vernünftige Auskunft geben, denn....

,,Ich weiß es nicht."

Ihr Wissen über das Verschwinden der Sterne war... sehr begrenzt.

Wahrscheinlich wusste niemand, was mit dem Himmel passiert war.

,,Haben die Sterne uns etwa verlassen?" Ihre Augen betrachteten Ashley traurig. Sanft legte Ashley ihre Arme um Lucy und flüsterte: ,,Nein... sie sind immer noch da... Ihr Licht strahlt wie eh und je... Aber es erreicht uns nicht.... und daran sind nur diese schwarzen Wolken Schuld!"

Ihre Stimme wurde am Ende immer aggressiver und lauter. Lucy wusste, dass Ashley sie nie verletzen würde... Trotzdem jagte der wütende Ton in ihrer Stimme Lucy Angst ein.

Doch das Thema mit der schwarzen Wolke brachte die kleine Schwester auf eine andere Frage. Welche ihr schon seit langem durch den Kopf flog:

,,Warum heiße ich Lucy? Ich hatte mal gehört, dass es so etwas wie Licht bedeutet... Warum werde ich so genannt... wenn Black besser zu mir passen würde."

Ashley verstummte erneut und sah in die Ferne der Dunkelheit. Sie erkannte die Lichter der Häuser in der näheren Umgebung. Schwarze Silhouetten von kahlen Bäumen zeichneten sich in dem schwachen Licht der Häuser ab.

Nach einem Moment der Stille seufzte sie: ,,Weil du unser Licht bist."

Verwirrt schaute Lucy ihre große Schwester an: ,,Wie meinst du das?"

,,Eigentlich hätten wir noch zwei Brüder... aber diese starben direkt nach der Geburt. Ich war damals noch selber sehr jung... Daher konnte ich nicht verstehen warum unsere Mutter so traurig war.... Eines Tages erzählte mir Mom, dass sie schwanger sei und ich eine kleine Schwester bekommen würde. An dem Tag deiner Geburt waren wir so froh.... Alles war normal mit dir. Selbst wenn die Wolken das Licht blockierten... So warst du ein Lichtschimmer für uns. Ohne uns beide wäre Mutter vielleicht nie aus der Depression rausgekommen..."

Lucy erwiderte nichts.

Ashley lächelte und sah auf ihre Uhr: ,,Na komm. Sonst wird das Essen noch kalt."

Lucy erwiderte nichts.

Langsam stand Ashley auf und guckte ihre Schwester fragend an: ,,Kommst du?"

Lucy erschreckte leicht, die Stimme ihre Schwester holte sie aus ihren Gedanken. ,,Ehm... ja..."

Ashley grinste und ging in das Haus.

Lucy saß noch für einige Minuten im kahlen Garten. Sie verspürte keinen Hunger... dafür aber ein seltsames Gefühl von Freude.

Mit einem sanften Lächeln erhob sich Lucy von dem kühlen Boden. ,,Ich möchte mehr über die Sterne herausfinden...", murmelte sie schwach.

Ihr Blick schweifte ein letztes Mal zum Himmel... und erneut durchbrach ein kleiner Lichtstrahl die massiven, schwarzen Wolken am dunklen Himmel.



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