Chastity von DieLadi ================================================================================ Kapitel 4: Geek und Mauerblümchen --------------------------------- In Chastity starben Leute. Eine klassische Art von amerikanischem Horrorfilm beginnt damit, dass eine Gruppe von Leuten, sagen wir ein paar Teenager, sich aus ihrem fröhlichen Alltag heraus in eine isolierte Situation begeben, sagen wir, eine einsame Hütte im Wald. Zwar gibt es keinen vernünftigen Grund, warum Teenager dergleichen tun sollten. Aber schließlich braucht so ein Film ja einen Aufhänger. Nun, jedenfalls beginnt die Lage schon kurz drauf zu kippen und der Horror bricht los. Zuerst Sterben der Schwarze und das blonde Dummchen. Danach sind der Nerd und das schüchterne Mauerblümchen dran. Und zum Schluss der Cheerleader und der jugendliche Schönling, die entweder auf besonders grausame Art und Weise dahin gerafft werden, nachdem sie geglaubt haben, schon der Rettung nah zu sein. Oder aber Sie kommen tatsächlich davon. Das beruht dann im Allgemeinen auf dem Wunsch der Macher des Films, einem zweiten Teil zu drehen, um damit ein weiteres Mal Geld scheffeln zu können. Das ganze ist so klischeehaft, dass es einen geradezu schüttelt, wenn man darüber nachdenkt. Doch genau das war im Chastity passiert. Sechs junge Leute, die einsame Hütte. Nur mit dem Unterschied, dass fünf von ihnen die Sache, wenn auch verletzt und mit massiven Gedächtnislücken, überlebten. Am Ende war nur das Mauerblümchen tot. Sie allerdings war ziemlich grausam hingeschlachtet worden. Sie hing zwischen zwei Bäumen, an Händen und Füßen gebunden und regelrecht ausgeblutet. Äußerst unschön, das ganze. Erstaunlicherweise schlug die Sache nicht solche großen Wellen, wie man vermutet hätte. Es gab kaum Schlagzeilen. Das Phänomen war ganz ähnlich, wie damals, als „Es“ in Derry, Main, massenhaft Kinder fraß und es offenbar niemanden kümmerte. Wie, hat etwa jemand geglaubt, Stephen King hätte sich die ganze Geschichte um „Es“ nur ausgedacht? Nun, Dean und Sam wussten es besser. Dennoch, Bobby hatte seine Quellen, und so gelangte die Nachricht schließlich zu ihm. Er forschte nach, und fand heraus, dass etwa ein Jahr zuvor schon einmal etwas ganz ähnliches passiert war. Damals war in einem Nonnenkonvent, den es am Stadtrand von Chastity gab, ein ähnlich grausiger Mord verübt worden. Es hatte eine Gruppe von Frauen getroffen, die sich zu einer Art Urlaub vom stressigen Alltag für den Zeitraum von ein paar Wochen in dieses Kloster zurückgezogen hatten. Der Konvent bot diese Art kontemplative Erholung für die gestresste Managerin von heute an, und ließ es sich gut bezahlen... na ja, auch Bräute Jesu müssen schließlich von etwas leben. Diese Gruppe war in Begleitung einer der Nonnen zu einer Art Gebet in der freien Natur in den nahegelegenen Wald aufgebrochen. Man fand sie ohnmächtig und verwirrt, auch sie erinnerten sich an nichts. Doch sie alle lebten. Bis auf die Nonne. Schwester Innocentia war auf einem flachen Felsen wie auf einem Altar hergerichtet gewesen und grausam zugerichtet worden. Sie gingen weiter zurück und fanden, dass seit langer, langer Zeit jedes Jahr wieder etwas ähnliches passierte. Immer erwischte es den einen in einer Gruppe, der sozial eher zurückgezogen lebte, wenig Kontakte hatte, wenig Freunde; oder der in irgendeiner Form, ob nun gewollt oder ungewollt, wenig bis gar nicht an ganz normalen sozialen Aktivitäten teil hatte. Bobby holte die Winchesters ins Boot, und Crowley, der hinter all dem direkt wieder eines der Alphawesen witterte, nach denen er gierte, war sofort einverstanden, dass sie sich auf den Weg machten. Also waren sie schon wenige Tage darauf in einem Motel in Chastity. Dean hatte einen Aktenordner auf den Knien und sah sich die ganze Angelegenheit noch einmal an. Sam, der Geek, war moderner unterwegs und arbeite lieber mit seinem Laptop. Nun, sollte er. Dean war sicher nicht dumm, keinesfalls, aber er fühlte sich als eher einfacher Kerl und hatte lieber Papier in der Hand. Diese ganze Computerkacke überließ er gern dem „kleinen“ Bruder. Einen Fall um den anderen prüften sie und es war erschreckend. Es zog sich tatsächlich über Jahrzehnte hin, seit Beginn der Aufzeichnungen. Es gab jedoch vereinzelte Hinweise darauf, dass bereits zu Zeiten der Erstbesiedlung durch Weiße in dieser Gegend ähnliche Dinge vorgefallen waren. Und nie, nicht einmal in der heutigen modernen Zeit, hatte es ein großes Medienecho gegeben. Es schien einfach niemanden zu kümmern Das war nicht gut. Gar nicht gut. „Oh Mann, ich verstehe nicht, warum das nicht staatenweit bekannt ist,“ sagte Sam. „Dean, was denkst du...“ Er sah zu seinem Bruder, doch der schien ihn gar nicht gehört zu haben. „Dean?“ Dean schreckte hoch. Er sah Sam mit großen, weit aufgerissenen Augen an. „Sammy“, sagte er atemlos, „ich glaube, ich weiß, wen es immer erwischt.“ „Was?“ „Ich weiß, welche Art Mensch es immer ist, der dran glauben muss.“ Sam sah erwartungsvoll zu ihm hinüber. “Wer? Dean, nun lass dir doch nicht alles einzeln aus der Nase ziehen!“ „Es ist die Jungfrau“, sagte Dean und seine Worte schlugen ein wie eine Bombe. „Oh!“, stieß Sam aus. Sie sahen sich alle verfügbaren Informationen noch einmal durch. Und es sah aus, als hätte Dean recht. Es war nicht einfach nur das Mauerblümchen, die Nonne, der jüngste Bursche im Holzfällerlager, die Lehrerin in den Fünfzigern, die darauf bestand, mit „Miss“ angesprochen zu werden. Es waren Menschen, bei denen es bei jedem einzelnen ausgesprochen wahrscheinlich war, dass sie noch „Jungfrau“ waren. „Oh Fuck“, sagte Dean, denn Dinge, wo es um Jungfräulichkeit ging waren meistens eine ganze Nummer größer. Es war zu vermuten,dass sie es nicht mit Vampiren, Dämonen oder ähnlichem Zeug zu tun hatten, sondern mit etwas wesentlich mächtigerem. Aller Wahrscheinlichkeit nach war ihr Gegenspieler irgendeine Verkörperung eines heidnischen Gottes. Aller Grund also, „Oh Fuck“ oder gar schlimmeres zu sagen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)