Das Schwert der Göttinnen von Kittykate ================================================================================ Kapitel 11: Verrat ------------------ „Link?“ „Link!“ „Link ist wieder da!“ Aus dem Schlaf gerissen murrte der legendäre Held der Zeit, als plötzlich jemand auf seinen Bauch sprang. „Linkie!“ Seine Augen fühlten sich schwer an. Er konnte sie kaum öffnen. Der Nachtschlaf war viel zu kurz. Er fühlte sich absolut kraftlos und erschöpft. Quälend langsam schlug er seine Augenlider auf und blickte in ein großes dunkles Augenpaar, das ihn vor Freude anstrahlte. „Du bist wach!“, freute sich Zoe und hüpfte begeistert auf seinem Bauch herum. Link stöhnte unter dem Druck leicht schmerzhaft auf. „Geh bitte runter, Zoe“, murrte er verschlafen und noch orientierungslos. Sein Rücken fühlte sich steif wie ein Brett an, sein Nacken verkrampft und überhaupt spürte er jeden Winkel seines Körpers schmerzhaft ziehen. Zoe folgte seiner Bitte schnell, rutschte von ihm hinunter auf den Boden und betrachtete ihn aufmerksam. Schmerzhaft und darauf bedacht seine Muskeln vorsichtig zu dehnen, richtete Link sich auf. Er sah sich um, blickte in drei vor Freude strahlende und zwei neugierige Gesichter. Vor ihm standen Zoe, Pantas, Qantas, Tobin und Xenia. Alle Augenpaare sahen ihn aufmerksam an. „Was macht ihr in meinem Zimmer?“, fragte er immer noch nicht richtig wach. „Du bist nicht in deinem Zimmer“, erwiderte Pantas irritiert. Qantas nickte zustimmend. „Warum schläfst du hier?“ Link stutzte, dann betrachtete er die Chaiselongue und erinnerte sich an die letzte, viel zu kurze Nacht. Er setzte sich nun komplett hin, schwang dabei die Beine von seinem Schlafplatz und rieb sich müde über die Augen. „Ich bin letzte Nacht spät zurück gekommen“, antwortete er. Sein nächster Gedanke aber galt schon der Person, die in seinem Bett ruhte. Zelda. Er blickte zur Stiege. Annelie kam diese eben hinunter. „Kommt, Kinder, Link ist erschöpft von der Reise.“ Sie betrachtete ihren Ziehsohn und schien zu wissen, was ihm durch den Kopf ging. Die Kinder folgten Annelie aus dem Zimmer. Link streckte seine verspannten Glieder und stand dann auf. Er musste sie sehen. Er wollte wissen wie es ihr geht. Daher stieg er die Stiege hinauf und trat den kleinen Gang nach rechts zu seiner Kammer. Er griff nach der Türklinke, doch dann entschied er sich zu klopfen. Sie war schließlich die Prinzessin des Landes. Es gehörte sich nicht unangekündigt im Zimmer zu erscheinen. Auch wenn es in den letzten Jahren seine Kammer war. Zaghaft hob er seine Hand und klopfte vorsichtig an. Es erfolgte aber keine Reaktion. Entschlossen umfasste er den Türknauf und drehte ihn. Erst lugte er ins Zimmer, fand sie aber schlafend in seinem Bett vor. Er betrat die Kammer, schloss die Türe und trat näher. Sie war so blass wie das Laken. Auf ihrer Stirn lag ein Lappen. Neben dem Bett auf dem Nachttisch stand eine Waschschüssel. Er befühlte das Tuch, welches durch ihre erhitzte Stirn ausgetrocknet war. So nahm er es und tauchte dieses in die Waschschüssel. Er wrang es aus und legte ihr den feuchten Lappen wieder auf die Stirn. Er vermutete, dass das Fieber ihrer Wunden wegen kam. Besorgt beobachtete er ihre feinen Gesichtszüge, die blonden geschwungenen Augenbrauen, sowie die hohen Wangenknochen. Er folgte der schmalen und spitzen Nase hinab zu ihren rosigen vollen Lippen. Sie war bei weitem das schönste Wesen, das er bisher traf. Er befeuchtete das Tuch ein weiteres Mal und legte es wieder auf ihre Stirn. Dann setzte er sich auf die Bettkante und wartete. Wieder mal fragte er sich, was nur geschehen war, warum er sie als Shiek verkleidet in Alnayru traf und was Zoes Visionen nur bedeuten konnten. Zudem sorgte er sich. Die fremdartigen dunklen Wesen, mit wabernden Körpern und den drei leuchteten roten Punkten, griffen sie an. Warum? Es waren die gleichen Wesen, wie Xenia beschrieb. Zudem spürte er wieder diese klirrende Kälte, nahm die Finsternis um sich herum wahr, als diese Dämonen erschienen. Sollte das alles miteinander zusammen hängen? Es klopfte an der Türe. Aus den Gedanken gerissen, blickte Link auf und sah Annelie das Zimmer betreten. „Sie schläft noch?“ „Ja.“ Annelie nickte sorgenvoll. „Wir müssen abwarten.“ Ihre Augen hingen an der schlafenden Prinzessin und so ganz schien sie es immer noch nicht glauben zu können. „Du solltest etwas essen. Geh nur. Ich kümmere mich um sie.“ Link nickte. Er betrachtete die schlafende Schönheit und stand dann auf. Wenig später verließ er das Zimmer und stieg die Stiege hinab. Am Tisch saßen die Kinder zusammen und aßen. Sie schmiedeten bereits ihren Tagesplan. Link setzte sich dazu und nahm sich ein Stück Brot. Kaum das er saß richteten sich die Kinderaugen wieder auf ihn. „Du bist zwei Tage weg gewesen. Wo warst du?“ „Ich bin in die steinige Steppe geritten“, antwortete Link. Was er den Kindern erzählen sollte, wusste er auch noch nicht. Bisher hatte er sich keine Gedanken gemacht. „Was wolltest du da?“, bohrte Qantas neugierig nach. „Ich...“, er suchte nach den passenden Worten, fand sie aber nicht. „Ich hab ihn beauftragt mir ganz bestimmte Kräuter zu suchen, die nur an der Waldgrenze zur steinigen Steppe wachsen.“ Annelie betrat die Stube, verschwand in die Küche und kehrte dann zurück. In ihren Händen hielt sie ein kleines Döschen. „Wenn ihr gegessen habt, könnt ihr spielen gehen“, wies sie noch an und verschwand wieder. Die Kinder und Pflegekinder aßen auf. Nach dem Essen verschwanden sie aus dem Haus. Link ging nochmals zu seinem Zimmer, klopfte und trat ein. Aber nichts hatte sich bisher verändert. Annelie saß am Bettrand und blickte auf. Die korpulente Frau befeuchtete wieder das Tuch. Gerade als sie dieses auf die Stirn der Prinzessin legte, rührte sich das blonde Mädchen und schlug die Augen auf. Verwirrt sah Zelda sich um, blinzelte von der Helligkeit geblendet, dann öffnete sie ihren Mund um etwas zu sagen, aber kein Ton folgte. Schnell griff Annelie nach einem Tonkrug und stützte die Prinzessin im Rücken, sodass sie einen Schluck trinken konnte. Dann legte sie sich wieder in das Kissen zurück: „Wo bin ich?“, krächzte sie. „Sprecht noch nicht, Hoheit. Schont Eure Kraft und ruht Euch aus.“ Link stand sofort neben Annelie, blickte in die müden und doch so leuchtend blauen Augen seiner Kindheitsfreundin. „Zelda“, hauchte er sorgenvoll. „L... Link?“ Aber dann fielen der erschöpften Prinzessin auch schon wieder die Augen zu und sie versank in einen tiefen Schlaf. „Ein gutes Zeichen“, stellte Annelie fest und nickte erfreut. Nach einem Blick zu dem Blonden lächelte sie aufmunternd. „In ein paar Tagen ist sie wieder ganz gesund.“ Auch der Held der Zeit spürte die Erleichterung um sein Herz. Nur mit Mühe und Not wandte er seine Augen von ihrem Antlitz ab und sah zu der Frau, die ihn vor vier Jahren wie ihr eigenes Kind aufgenommen hat. „Ich werde Mister Ektarius aufsuchen. Ich muss mich noch für den Bogen bedanken. Danach kümmere ich mich um Epona. Ich hab sie letzte Nacht ganz schön vernachlässigt.“ Annelie nickte. „Geh nur! Ich bin hier und sorge für unseren Gast.“ Link verließ das Zimmer, trat die Stiege wieder hinab und schnappte sich den Bogen. Mit diesem verließ er das Haus. Die Sonne stand hell am wolkenlosen Himmel. Allerdings spürte er, das sie nicht mehr mit selber Intensität strahlte wie noch vor einigen Wochen. Link sah sich nach seiner Stute um, konnte sie aber nirgends sehen. Da trat Boron aus der angrenzenden Hufschmiede heraus. „Link, guten Morgen.“ „Guten Morgen, Boron. Hast du Epona gesehen?“ Der Hufschmied hatte seine dicke Schutzschürze umgebunden und trug die feuerfesten Handschuhe. „Hab sie heute morgen völlig erschöpft hier stehen sehen. Sie ist in der Box und ruht sich aus.“ Er trat näher. „Wo willst du hin?“ Link sah auf den Bogen in seiner Hand. „Zu Mister Ektarius und mich dafür bedanken.“ „Funktioniert er denn?“ Der Held blickte auf. „Ohne ihn hätte ich Zelda nicht retten können.“ Boron nickte, dann deutete er auf die Hufschmiede. „Kommst du danach? Ich hab heute viel Arbeit.“ Link bestätigte: „Es dauert nicht lange.“ Der Hufschmied drehte sich um und kehrte zu seiner Arbeit zurück, während Link in die entgegengesetzte Richtung zur Dorfmitte ging. Die Bewohner Equipagus gingen ihrer täglichen Arbeit nach. So traf Link auf viele bekannte Gesichter, die er grüßte. Beim Denkmal bog er links ab und folgte dem Weg, der zwischen weiteren Häusern lag. Wenige Schritte später kam er am Hühnerhof von Alinias Eltern vorbei. Dieses Mal waren die Hühner da, wo sie hingehörten und flatterten nicht wieder über den Dorfplatz. Er passierte den Hof und blieb vor dem nächsten Haus stehen. Dieses Haus bestand nur aus Holz mit vielen verschiedenen feinen Schnitzereien und Verzierungen. Es hatte einen eigenen Liebreiz. Link trat auf die Türe zu, klopfte an die Türe und drückte die Klinke herunter, aber es war abgeschlossen. Irritiert runzelte er die Stirn, kratzte sich am Kopf und ging zu einem der Fenster. Er erhaschte einen Blick ins Innere, das über und über mit verschieden großen und unterschiedlichen Holzfiguren zugestellt war. „Mister Ektarius ist nicht zuhause.“ Link löste sich von dem Fenster, drehte sich der Stimme zu und entdeckte Alinia, die ein noch recht junges Huhn auf dem Arm trug. „Weißt du wann er zurückkommt?“ „Er ist nach Hyrule gereist um seine Waren zu verkaufen.“ Link ahnte, dass der Holzschnitzer für längere Zeit abwesend sein würde. „Danke, Alinia.“ Zoes Freundin nickte und verschwand wieder im Hof. Auch Link trat den Rückweg zur Hufschmiede an. Gerade als er den Platz mit dem Denkmal erreichte und zur Arbeit gehen wollte, wurde er erneut zurückgehalten. „Link?!“ Diese Stimme kannte er zu gut. Langsam drehte er sich um und stand Sukki gegenüber. „Guten Morgen, Sukki.“ „Guten Morgen?“, wiederholte sie brüskiert. „Du verschwindest ohne ein Wort für zwei Tage und dann höre ich nur ein guten Morgen?“ Sie verschränkte ihre Arme vor der Brust, blickte ihn herausfordernd aber auch sehr misstrauisch an. „Wo bist du gewesen?“ Er legte sich eine Hand an den Hinterkopf und antwortete: „Annelie hat bestimmte Kräuter gebraucht, die nahe der steinigen Steppe wachsen.“ Sukki starrte ihn noch einen Moment an, beobachtete jede noch so kleine Änderung in Mimik und Verhalten, dann aber löste sie ihre verkrampfte Haltung und fiel ihm um den Hals. „Ich hab mir Sorgen gemacht. Das nächste Mal redest du mit mir, in Ordnung?“ Link nickte, schloss seine Arme um ihren schlanken Körper, aber es fühlte sich nicht mehr so intensiv an wie vor einigen Tagen. „Ich hab dich vermisst“, säuselte sie an seinem Hals. Verwirrt über seine veränderten Gefühle löste er sich von der Tochter des Bürgermeisters und wich ein Stück zurück. „Ich habe Boron versprochen gleich zur Schmiede zu kommen um ihm bei der Arbeit zu helfen.“ Verständnisvoll nickte Sukki und löste sich endgültig von Link. „Sehen wir uns nach Einbruch der Dunkelheit?“ Der Blonde nickte: „Ja, wir treffen uns hier.“ Schon drehte er sich um und flüchtete regelrecht. In seinem Inneren herrschte die reinste Verwirrung. ***~~~***~~~*** Misstrauisch stand er hinter den Stahlstreben. Nicht nur er, sondern auch viele Mitstreiter waren hier versammelt. Sie alle wurden hierher gerufen und erhielten den Auftrag das Tor zu sichern. Niemand sollte das Schloss betreten. Falls sich jemand unerlaubt Zugang verschaffte lautete der eindeutige Befehl zu handeln. Er sträubte sich unschuldige Hylianer zu richten. Am liebsten hätte er diejenigen zu Fall gebracht, die seit einigen Tagen das Schloss beherrschten und die Stadt teilweise zerstörten. Nur dank einiger Hyruler und den königlichen Soldaten konnte das Feuer in dieser schicksalshaften Nacht eingedämmt und letztendlich gelöscht werden. Diese fremdartigen Wesen sind es, die hingerichtet gehörten. Dennoch hielt er sich und seine Wut zurück. Prinzessin Zelda verließ sich auf ihn. Er würde in ihrer Abwesenheit alles beobachten, wichtige Informationen sammeln um diese Wesen letztendlich mit ihren eigenen Waffen zu schlagen. Die anderen Ritter der Leibwache konnte er noch nicht sprechen. Diese Schattenwesen waren überall und beobachteten alles. Strongfield musste darauf vertrauen, das die Ritter auch weiterhin dem Königshaus die Treue hielten. Zusehends mehr Hylianer, Goronen, Zoras und Gerudos fanden sich vor dem großen Tor ein. Die breite Straße wurde mit voranschreiten des Morgens immer gefüllter. Langsam verstand er, warum die vielen Soldaten postiert wurden. Sollte die Masse sich aufbäumen und das Schloss stürmen wollen, so war die Armee die letzte Bastion zum Schutz des Palastes. Obwohl er überzeugt war, dass diese fremdartigen Geschöpfe der Hölle sich auch gut allein verteidigen könnten. Das die vielen Bewohner Hyrules sich an diesem Tag vor dem Schloss versammelten, lag eigentlich nur an dem großen Markt, der vor den Toren Hyrule Stadt stattfand. Nur zu jedem Vollmond trafen sich die Völker Hyrules in der hylianischen Steppe vor der Stadt zusammen um ihre Waren zu verkaufen. Und sie alle waren dem Aufruf des Palastes gefolgt um der Verkündung des Königshaus beizuwohnen. Unruhe breitete sich vor den Toren aus, niemand konnte sich erklären, was es zu verkünden gab. Sicherlich kursierten die Erzählungen über den Angriff durch das Land, aber niemand berichtete aus erster Hand. Als auch der letzte Winkel auf dem breiten Weg gefüllt war, tat sich etwas im Schloss. Innerhalb einer ausgewählten Einheit von Soldaten trat Lord Siam aus dem kaum zerstörten Schloss heraus. Erstaunlicherweise war das Schloss weitestgehend von dem Angriff verschont geblieben und glänzte im Sonnenlicht. Woran das liegen mochte konnten allein die Göttinnen sagen. Als Strongfield seine Augen auf Lord Siam richtete, der mit einem gehässigen Grinsen dem Weg zum Tor folgte, überkam ihn Wut. Die lilafarbene Robe um seine Schultern zeichnete ihn für alle Bewohner des Landes als ersten Berater des Königs aus. Seine Hand ballte sich zur Faust. Was soll nur aus Hyrule werden, sollte Prinzessin Zelda etwas zustoßen und dieser widerliche Mann regieren. Niemand wusste wo die Prinzessin sich derzeit versteckt hielt. Und wieder einmal fragte er sich: Hätte er sie vielleicht begleiten sollen? Aber er musste dieses Schattenwesen von ihr ablenken. Wie hätte er ihr sonst zur Flucht verhelfen können? Der Lord trat an ihm vorbei, ließ sich von einem Soldaten die Türe im seitlichen Turm öffnen und verschwand darin. Wenig später betrat er die Steinmauer oberhalb des Tores, auf der auch viele Soldaten standen, bereit jederzeit einen Angriff abzuwehren. Ein Raunen ging durch die Menge, die ständig vorhandene Lautstärke vieler verschiedener Stimmen und Gespräche verstummte langsam. Lord Siam erhob seine Stimme und mit seinen ersten Worten, kehrte ruckartig eine beängstigende Stille ein. „Bewohner Hyrules! Ihr wisst bereits, dass wir angegriffen wurden. Das Schloss und die Stadt wurden teilweise beschädigt und wir mussten schmerzhafte Verluste hinnehmen, dennoch konnte ich mich mit den Angreifern auf ein Abkommen einigen. Sie werden euch, die Bewohner des Landes Hyrule, in Frieden lassen. Sie werden ab sofort nachts für die Sicherheit auf den Straßen der Stadt und im Land sorgen. Dafür lassen wir sie aber auch in Frieden.“ Erste widerwillige Aufschreie ertönten aus der Masse. Viele der Hylianer gaben sich mit dieser Einigung nicht zufrieden, misstrauten den zerstörerischen Kräften, die einige Häuser der Stadt in Brand gesteckt hatten. „Wo ist der König?“, rief jemand aus der Masse und immer mehr Hylianer verlangten den König zu sehen. Lord Siam hob beruhigend seine Hände und nur zeitverzögert verstummten die aufbegehrenden Stimmen wieder. „Der König ist tot!“ „Diese Wesen haben ihn umgebracht“, rief wieder jemand aus der Masse, die Hylianer sofort angestachelt von den Worten begehrten wieder auf, drückten gegen das Tor und wollten das Schloss stürmen um dem Feind gegenüber zu treten. Ritter Strongfields Hand krampfte sich um das Heft seines Schwertes. Was für ein abgekartetes Spiel wurde hier nur getrieben? Er traute dem Lord in keinster Weise. Jemand räusperte sich und der Ritter blickte zum Tor. Nicht weit von sich entfernt stand eine verhüllte Gestalt. Skeptisch betrachtete er den braunen Umhang, die große Kapuze und trat unauffällig näher an das Tor heran. Die verhüllte Gestalt nutzte den Moment und presste sich an das Torgitter. „Zitadelle der Zeit. Ich warte dort auf euch“, raunte eine männliche Stimme ihm zu. Als er einen Blick unter die Kapuze erhaschte, sog er die Luft ein. „Hört zu! Hört mir zu!“, versuchte Lord Siam die Kontrolle zurück zu gewinnen. Doch seine Worte gingen bei dem Aufstand unter. Darum gab er den Soldaten das Zeichen die Waffen zu zücken. Als die Spitzen der Lanzen durch die Stäbe des Tores blitzten, auch von der Mauer herab gerichtet waren, drückten die vordersten zurück um nicht aufgespießt zu werden. Er sah wie der Verhüllte in der Masse untertauchte. Auch er stand unter dem Kommando des Lords und aus diesem Grund zog Ritter Strongfield ebenso sein Schwert. Als die Waffen gezogen waren, verstummte das Volk sofort wieder, blickte zu dem Lord auf. Entsetzen und Verärgerung, wie auch Wut und Hass blitzten in den Gesichtern auf. „Der König wurde hinterlistig ermordet, aber nicht so wie ihr denkt. Nein, es ist viel schlimmer, denn unser König wurde von seinem eigen Fleisch und Blut ermordet.“ Nicht nur Ritter Strongfield blickte bei den Worten hasserfüllt auf. Viele Hyruler und Hylianer schienen diese Worte nicht zu glauben. „Prinzessin Zelda befindet sich seit dieser Nacht auf der Flucht. Jeder, der Hinweise auf ihren Verbleib hat oder ihr Versteck kennt und es mir meldet, wird reich belohnt. Wer ihr aber bei der Flucht geholfen hat, wie auch ihr Unterschlupf gewährt, wird wegen Landesverrat zum Tode verurteilt.“ Ein wütendes Aufbegehren zog sich über die Masse. Lord Siam war aber noch lange nicht am Ende. „Ich, Lord Siam, König Harkenias erster Berater und Vertreter des Königshaus, klage Prinzessin Zelda an wegen Hochverrats an der Krone!“ Wieder rebellierten die Bewohner, wollten nicht akzeptieren und glauben was sie da hörten, doch Lord Siams letzte Worte machten sie handlungsunfähig. „Wer sich der Vereinbarung widersetzt und Unfrieden stiftet, hat unser Schicksal besiegelt!“ Mit diesen Worten drehte sich der Lord um, verschwand von der Mauer und später wieder mit seiner Eskorte im Schloss. Die Soldaten hingegen standen immer noch mit gezückten Waffen um das Schloss vor möglichen Angriffen verteidigen zu können. Lange blieb das Volk noch schimpfend vor den Toren stehen. Keiner wollte es glauben und das ließ Strongfield innerlich aufatmen. Das Volk würde hinter Prinzessin Zelda stehen. Es dauerte noch eine ganze Weile, bis sich die entrüsteten Bewohner dann doch auf den Rückweg machten. Einige seiner Kameraden sicherten weiterhin das Tor, auch wenn es bei weitem keinen Aufstand mehr geben würde. Strongfield sah sich um, zögerte, denn er wollte sich sofort zur Zitadelle aufmachen, aber sein Dienst war noch lange nicht zu Ende. Niemand war mehr hier, auch keines dieser Schattenwesen zeigte sich und so näherte er sich seinen wachhabenden Kameraden und fragte: „Glaubt ihr dem Lord?“ Vier Augenpaare musterten Strongfield aufmerksam, dennoch ohne Gefühlsregung. Jeder hielt sich bedeckt, würde nichts falsches sagen und letztendlich antworteten sie ihm nicht. Drei von ihnen blickten wieder durch die Gitterstäbe, einer aber murrte: „Stelle nicht solche Fragen!“ Strongfield zuckte zurück. Auch die anderen drei haben diese Worte gehört, taten aber so, als ginge es sie nichts an. „Aber wenn sie zurück kommt...“, setzte er erneut an. „Genug jetzt“, fauchte der Soldat zurück und wie aus dem Nichts ertönten schwere Schritte auf dem von Kies gesäumten Weg. „Ritter Strongfield!“ Sofort versteifte sich der Angesprochene und streckte den Rücken durch. Er drehte sich dem Soldaten niedrigeren Ranges zu und wartete was dieser zu sagen hat. „Lord Siam wünscht euch zu sehen! Bitte folgt mir!“ Von misstrauischen Augen beobachtet, kam Strongfield der Aufforderung nach und folgte dem Soldaten ins Innere des Schlosses. Es überraschte ihn nicht, das Lord Siam ihn im Thronsaal empfing. Ebenso konnte ihm der Anblick, wie Lord Siam auf dem königlichen Thron saß, als wäre er bereits der Herrscher über das Land, nicht verblüffen. Allerdings staunte er über die Tatsache, das die vier höchstrangigen Ritter bereits versammelt waren. Seine Augen glitten über die vier unterschiedlichen Männer, die allesamt die gleiche Stellung im Schloss hatten, wie er selbst. „Ritter Strongfield, wir haben euch bereits erwartet“, sprach Lord Siam und lehnte sich in dem Thron zurück. Seine Hände verschränkte er dabei über der Brust, während seine Ellbogen auf den seitlichen Lehnen gestützt waren. „Unser König ist tot! Ich, als sein erster Berater, bin somit der königliche Vertreter und habe einen ganz speziellen Auftrag. Dieser wird umgehend ausgeführt!“ Skeptisch betrachtete Strongfield die verlogene Ratte auf dem Thron. Ihm lagen bissige Worte auf der Zunge, dennoch schluckte er diese und schwieg. In den Gesichtern seiner langjährigen Kameraden konnte er ebenso Abscheu und Gegenwehr erkennen. Das beruhigte ihn nun doch ungemein, denn auch sie würden Prinzessin Zelda die Treue halten. Zu lange standen sie schon im Dienste des Königshaus, als das sie dem Verrat und dem Bösen die Treue schworen. „Bei Sonnenaufgang beginnt der Auftrag und er endet erst, wenn ihr mir die Prinzessin des Landes bringt. Tot oder Lebendig macht dabei keinen Unterschied.“ Lord Siam stand auf. Strongfield selbst noch viel zu erschrocken über diesen Auftrag, hörte einen seiner Kameraden fragen: „Wie viele Soldaten sollen wir mitnehmen?“ „Keinen! Ihr werdet allein reisen. Euer Auftrag unterliegt der höchsten Stufe der Geheimhaltung, Ritter Mistleroy. Ihr teilt euch auf und sucht nach Prinzessin Zelda. Wenn ihr Versteck gefunden wurde – zerstört es!“ Alle Ritter sogen scharf die Luft ein. Ihr Treueschwur untersagt dieses Handeln, dennoch war der König tot und die Prinzessin verschwunden. Ihnen blieb nichts anderes übrig als zu gehorchen. „Teilt euch selbst ein, wo ihr suchen werdet...“, verkündete Lord Siam großzügig. „... nur kehrt nicht ohne die Prinzessin zurück!“ Widerwillig verbeugten sich die Ritter vor Lord Siam und verließen den Thronsaal. „Wir sollten uns heute Abend in der Taverne zusammen setzen und alles weitere besprechen“, schlug Mistelroy vor, als sie den langen Flur entlang schritten. „Nach Sonnenuntergang treffen wir uns dort“, fügte er dann hinzu und die anderen vier nickten zustimmend. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)