Das Schwert der Göttinnen von Kittykate ================================================================================ Kapitel 10: Die Legende vom Held der Zeit ----------------------------------------- Link war die Nacht durchgeritten und außer einer kurzen Pause am Morgen, trieb er Epona immer weiter voran. Gegen Mittag erreichte er den Waldrand und entdeckte nicht weit von sich einen kleinen Teich. Erst da gönnte er sich und seiner treuen Stute eine weitere Pause. Besorgt saß er unter dem letzten Baum im Schatten, beobachtete wie Epona graste und fragte sich, wie schlimm es bereits um Zelda und das Land stand. Wieder ärgerte er sich, das er nur so blind war und es nicht früher erkannt hatte. Zelda brauchte seine Hilfe und er ließ sie einfach im Stich. Er aß seinen Apfel auf, dann schwang er sich in den Sattel seiner Stute. Link ließ die Wälder hinter sich, diese verschwanden in der Ferne und erst als die Dämmerung einsetzte erreichte er die steinige Steppe. Die Bewohner Equipagus erzählten ihm von dem Ödland, das einmal ein wunderschönes blühendes Land gewesen ist. Er selbst war noch nie hier, denn als er Alnayru erreichte befand er sich auf dem Weg von Termina, dessen Wälder mit denen Alnayrus und Hyrules Verlorenen Wäldern verwachsen waren. Kaum einer kannte die Grenzen zwischen den Ländern innerhalb der Wälder. Lange ritt er durch die steinige Steppe. Durch die Felsen und Unebenheiten konnte Epona nicht so schnell wie sonst galoppieren lassen. Er beobachtete seine Umgebung, denn mit der kommenden Nacht wurde es auch kühler. In der Ferne sah er einen feuerroten Leuchtblitz, der so schnell verschwand wie er erschien. Er zog den Köcher mit den Pfeilen aus seiner Tasche hervor. Er würde sich bereit machen, egal auf welches Wesen er auch treffen würde. Sein Bauch zog sich zusammen je weiter er kam. Es dauerte nicht mehr lange, da sah er ein helles blaues Licht aufleuchten. Eiskalt wurde die Nacht und ein schwarzes Nichts hüllte die Landschaft ein. Dann sah er wie große Wesen mit ihren langen Klauen auf das Licht schlugen, das mehr und mehr zu flackern begann. Er ließ Epona frei laufen, zog den Bogen, das Geschenk seiner Ziehbrüder, hervor und spannte den ersten Pfeil. Nun würde sich zeigen, ob dieser auch funktionierte. Er ließ den ersten Pfeil los und dieser sauste mit einer rasanten Geschwindigkeit durch die Luft und als er auf eines dieser fremdartigen Wesen traf, wurde der Pfeil so hell wie goldenes Licht. Sofort fühlte sich Link an die alternative Zeit erinnert, in dem er die Lichtpfeile eingespannt hatte. Erneut flackerte das blaue Licht, erlosch für einen kurzen Augenblick ganz, dann baute sich dieses wieder auf. Schnell nahm Link den nächsten Pfeil, schoss diesen ab und auch dieser wurde so hell wie Licht und zerstörte ein weiteres Schattenwesen. Je näher er kam, desto schwächer wurde das blaue Licht, und desto weniger wurden auch die Schattenangreifer. Am Schluss war nur noch ein Wesen übrig, die roten Punkte in der wabernden Wolke, die sein Kopf darstellte, richteten sich auf ihn. Link legte einen weiteren Pfeil ein, schoss und traf. Auch dieses Wesen löste sich im Nichts auf. Das blaue Licht erlosch zeitgleich. Auf zitternden Beinen stand eine bekannte Gestalt vor ihm, erschöpft und verletzt, dann brach diese zusammen. Link erkannte sie, wusste aber nicht was das zu bedeuten hatte: „Shiek?!“ Epona blieb stehen und Link sprang sofort vom Pferd. Mit schnellen Schritten war er bei seiner Verbündeten aus der alternativen Zeit und kniete sich zu ihr hinab. Zuerst betrachtete er Shiek und stellte fest, das sie dieses Mal ihre weibliche Figur nicht versteckte. Dann entdeckte er einige Kratzer an ihren Armen und Beinen. Das Fragment der Weisheit schien sie vor schlimmeren Verletzungen bewahrt zu haben. Vorsichtig zog er ihr das Tuch vom Gesicht und betrachtete die bewusstlose Prinzessin in ihrer Shiekah-Gestalt. Was war nur geschehen, das er auf sie in der steinigen Steppe traf? Was suchte sie in Alnayru? Was geschah in Hyrule? Links Augen starrten auf ihr Antlitz, das so zart und unschuldig im Mondlicht wirkte. Dann wurde ihm bewusst, das sie sich in größter Gefahr befanden. Seine Pfeile gingen ihm aus und er wusste nicht ob diese Wesen wieder zurückkamen. Entschlossen blickte er in Zeldas Gesicht, dann hob er sie auf seine Arme. Mit Hilfe seiner Stute konnte er sie auf Eponas Rücken heben und schwang sich, sie vor einem Sturz bewahrend, ebenso in den Sattel. Er umschlang sie mit seinen Armen, hielt sie beschützend fest und nahm Eponas Zügel. „Lass uns nach Equipagus zurück kehren.“ Dieses Mal achtete der vergessene Held darauf Epona nicht mehr zu quälen. Link drohte die Müdigkeit zu übermannen, dennoch riss er sich zusammen um nicht einzuschlafen. Er konzentrierte sich auf die junge Frau in seinen Armen und es fiel ihm immer schwerer den Blick von ihrem hübschen Gesicht abzuwenden. Sie brauchten die ganze Nacht zurück zum Waldrand. Und mit den ersten Sonnenstrahlen durchbrachen sie die ersten Bäume. Er lenkte Epona zum Teich, an dem sie sich eine Pause gönnten. Link stieg aus dem Sattel und ließ die immer noch erschöpfte Zelda von Eponas Rücken rutschen und fing sie auf. Dann trug er sie zum See und begutachtete ihre Wunden. Mit dem Wasser des Teiches wollte er diese nicht säubern, daher zog er seine Trinkflasche hervor und träufelte das Wasser über einige tiefere Schnitte. Er prüfte Zeldas Atmung, die regelmäßig ging, und legte sich dann neben sie in die Wiese. Schon war er eingeschlafen. Epona trank aus dem Wasser, dann widmete sie sich der frischen Wiese. ***~~~***~~~*** „Wo ist sie? Verdammt nochmal! Wo ist SIE?!“ Einige der Schatten zuckten zurück. Aber derjenige der angeschrien wurde, kniete im Thronsaal als Gefangener vor den Stufen zum Thron. „Sie ist nicht mehr im Schloss“, antwortete der Gefangene, senkte sein Haupt und wartete auf sein Ende. Dann allerdings fasste er den Mut und hob seinen Blick. Seine Augen trafen auf den Schatten, der scheinbar der Anführer dieser Armee war. „Aber wir könnten sie des Hochverrats anklagen. Das würde die Bewohner Hyrules dazu bringen ihr Versteck zu verraten.“ „Das dauert zu lange. Der Herrscher wird bald hier eintreffen. Findet sie und bringt sie her!“ „Nein, wartet, lasst mich mit dem Volk sprechen! Lasst mich euer Sprachrohr werden. Ihr seid am Tag schwach und hilflos...“ Die Klauen des Wesens umschlangen seinen Körper und hoben ihn in die Luft. „Du wagst es“, drohte das Wesen mit dem wabernden Körper „Ihr versteht mich vollkommen falsch“, erwiderte der Hylianer und erklärte sich erneut. „Das Volk wird euch nicht als seinen neuen Herrscher anerkennen. Lasst die Bewohner Hyrules in dem Glauben dass das Königshaus alles unter Kontrolle hat. Dann könnt ihr regieren, wie Ihr das wünscht.“ Der Schatten überlegte, dann stellte er den Hylianer wieder auf seine Füße. „Das klingt nach einem Plan. Zumindest bis unser Herrscher hier eintrifft und das Zepter in die Hand nimmt.“ Der Schatten setzte sich auf den Thron und deutete mit einer Klaue dem Hylianer fortzufahren: „Erklärt mir noch einmal was genau ihr vorhabt.“ Ein böses Grinsen zeigte sich auf den Lippen des Mannes und dieser erklärte sich. ***~~~***~~~*** Die heiße Mittagssonne brannte trotz der schattenspendenden Bäume hindurch und weckte Link aus seinem kurzen, dennoch erholsamen Schlaf. Epona trabte zu ihm, schien auch etwas erholter. Zelda allerdings regte sich immer noch nicht. Besorgt betrachtete er die schlafende Prinzessin. Vorsichtig strich er ihr eine verirrte blonde Haarsträhne aus der Stirn. Erschrocken spürte er die hohe Temperatur. „Epona, wir müssen so schnell es geht zurück. Sie hat Fieber und muss vor Einbruch der Nacht in ein Bett.“ Geübt und wieder mit Eponas Hilfe schwang er sich mit Zelda in den Sattel und schnell galoppierten sie zurück nach Equipagus. Kurz nach Einbruch der Dunkelheit erreichte Link die Hufschmiede. Er trug Zelda auf seinen Armen und öffnete die Türe. Überrascht blickten Boron und Annelie auf. Die Kinder waren schon im Bett. „Link?“ Boron blickte auf. „Du bist wieder da“, freute sich Annelie. Betrachtete aber dann die fremde Frau: „Wer ist das?“ „Das ist Prinzessin Zelda“, antwortete Link. „Sie hat Fieber und entzündete Wunden. Ich bringe sie ins Bett.“ Schon verschwand Link im hinteren Zimmer. Nach dem ersten Schock, stand Annelie auf und holte eine Dose mit ihrem Kräutersud aus der Küche. Dann folgte sie mit dem Heilmittel. Link hatte Zelda auf seinem Bett abgelegt, sie von ihren Kopfverbänden befreit und betrachtete das lange blonde Haar, das wie ein Fächer auf seinem Kissen ausgebreitet war. Er sah sie an, und konnte seine Augen nicht mehr abwenden. Sie sah aus wie aus dem alternativen Zeitpfad. Genauso atemberaubend schön. Annelie betrat das Zimmer, blieb ehrfürchtig vor dem Bett stehen und betrachtete die junge blonde Frau. Niemals hätte sie angenommen die Prinzessin des Landes in ihrem Haus zu empfangen, sich gar um sie zu kümmern. Dann aber schob sie Link zur Seite. „Geh schon mal hinunter zu Boron. Ich kümmere mich um unseren Gast.“ Link nickte, betrachtete die schlafenden Schönheit und konnte es selbst kaum glauben Zelda vor sich zu haben. Als Annelie aber begann sie zu entkleiden um sich ihre Wunden anzusehen, errötete er und drehte sich schnell um. Dann verschwand er aus dem Zimmer. Erschöpft schlich er die Stiege hinunter und wollte in die Küche etwas trinken, als Boron ihm entgegen trat. Er reichte ihm einen dampfenden Tonkrug und deutete auf die Sitzecke. Die beiden Männer setzten sich, ließen den Tee ein wenig auskühlen und schwiegen. „Schön das du wieder zurück bist, Held der Zeit“, schmunzelte Boron schließlich, auch wenn er es immer noch nicht ganz zu glauben schien. „Oh, bitte, Boron, lass die Scherze“, wies Link ihn zurück. „Das ist also dein Geheimnis, dass du all die Jahre gehütet hast?“ Wie gewünscht schlug der Ziehvater einen ernsthaften Ton an. „Wie alt bist du gewesen, als das Schicksal dich auserkoren hat?“ „Den Held der Zeit gibt es nicht“, antwortete Link. „Ich kenne die Legende, Junge! Er hat Hyrule vor einem schlimmen Schicksal bewahrt. Es hieß, das er ein junger Mann war.“ Link nickte nur. Das war er damals, mit dem Wissen eines kleinen Jungen. Viele verwirrende Gefühle spürte er damals in sich, wusste nicht was diese bedeuten sollte, denn er war damals gerade zehn Jahre alt. Zumindest schätzte er sich auf das Alter. Selbst der Deku-Baum konnte ihm zu seinem Alter nichts sagen. Der vergessene Held trank einen Schluck und schmeckte Lavendeltee. Das war wirklich wohltuend und er hoffte er würde diese Nacht in einen ruhigen Schlaf finden. „Ich schätze ich war zehn, als ich meiner Bestimmung folgte“, erklärte Link nun doch. „Zehn Jahre alt?“ Boron schluckte. Das erklärte einiges und dennoch war es viel zu jung um eine ganze Welt zu retten. „Aber ich war zu klein um das Masterschwert zu tragen, darum versetzten mich die Weisen in einen langen Schlaf. Sieben Jahre später erwachte ich und stellte mich nach vielen Prüfungen Ganondorf, dem Großmeister des Bösen.“ Link starrte in die gelbliche Flüssigkeit in seinem Krug. „Als dieser besiegt und Zelda gerettet war, kehrte ich in die Vergangenheit zurück. Der Frieden war fortan bewahrt und unsere Welt hat sich verändert.“ Boron wollte es lassen, doch er konnte nicht und zog amüsiert seine Augenbrauen hoch. „Zelda? Ihr seid ja sehr vertraut.“ Link blickte auf, errötete: „Wir haben ein gemeinsames Schicksal.“ „Also ist etwas wahres dran, wenn man vom Held der Zeit und der Prinzessin des Schicksals als Liebespaar spricht?“ Süffisant grinste Boron und wackelte vielsagend mit seinen Augenbrauen. „N...nein“, wies Link entrüstet ab. „Wir sind kein Liebespaar, nie gewesen. Wir sind ...“, er hob die Tasse an seine Lippen. „... Freunde.“ Dann trank er einen großen Schluck Tee. Es ärgerte Link, das Boron nicht ernst bleiben konnte und sich einen Spaß auf seine Kosten machte. Annelie betrat die Stube. Beide Männer blickten auf, wobei in Links Gesicht Sorge stand. „Sie schläft. Ich hab sie gewaschen, umgezogen und ihre Wunden versorgt.“ Sie bedachte ihren Ziehsohn mit einem langen Blick. „Was ist ihr zugestoßen und warum ist sie nicht im Schloss, wo sie hingehört?“ „Ich fand sie bewusstlos in der steinigen Steppe.“ Nicht auszudenken, was geschehen wäre, wenn er sich nicht auf den Weg gemacht hätte. Was aber in Hyrule geschehen war, würde nur Zelda erklären können. „Wirst du uns nun alles erzählen?“ Boron musterte ihn aufmerksam. Link war erschöpft, dennoch stimmte er zu. Sie hatten es verdient die Wahrheit zu erfahren. „Fragt was ihr wissen möchtet.“ Annelie holte sich einen Becher Lavendeltee und setzte sich zu den Männern an den Tisch. Boron nickte ernst: „Du bist also mit zehn Jahren deiner Bestimmung gefolgt.“ Annelie schnappte erstaunt nach Luft, während Link mit einem Kopfnicken zustimmte. „In etwa, ich weiß nicht wann ich geboren wurde.“ „Wo bist du aufgewachsen?“, fragte Annelie. „Meine Mutter brachte mich in die Verlorenen Wälder. Sie gab mich in die Obhut des Deku-Baums. Sie selbst verlor dabei ihr Leben. Ich war ein kleiner Säugling und wuchs bei den Kokiris auf.“ Er dachte an die fröhlichen Kinder zurück, die nie erwachsen werden und jeder eine Fee als Begleitung hatte, nur er nicht. „Ich war immer der Feenlose Junge und die Kokiris machten sich immer wieder darüber lustig. Meine erste Fee bekam ich erst, als die Gefahr für Hyrule drohte. Der Deku-Baum schickte sie mir als Begleiter auf die Reise mit. Sie war eine treue Gefährtin.“ „Ist sie in die Verlorenen Wälder zurückgekehrt?“ Annelie hakte vorsichtig nach, denn die Vergangenheitsform war ihr nicht entgangen. „Nein“, er schüttelte seinen Kopf. „Ich weiß nicht wo sie ist. Als ich von Prinzessin Zelda in die Vergangenheit zurückgeschickt wurde, war Navi verschwunden.“ Annelie verstand die Zusammenhänge noch nicht, während Boron überlegte. Aber dann erinnerte er sich an das Gespräch am Abend vor Links Wiegenfest: „Sie ist die Freundin nach der du suchst?“ Link nickte. „Ich habe mir geschworen sie zu finden und nach Hause zu bringen.“ „Warum hat dich deine Mutter in die Verlorenen Wälder gebracht?“, Annelie blickte ihn besorgt an. Link zog seine Schultern hoch. „Ich weiß es nicht. Ich weiß auch nicht wie ihr Name war oder wo ich geboren bin.“ Boron hingegen interessierte etwas anderes: „Was hast du alles erlebt?“ „Nachdem ich den großen Deku-Baum von dämonischen Insekten befreit habe, erhielt ich von ihm einen heiligen Stein. Er schickte mich nach Hyrule zu Prinzessin Zelda. Dann starb er an dem Fluch des Bösen, konnte aber den Kokiris einen neuen Spross hinterlassen.“ Erklärend fügte er noch hinzu: „Die Kokiris wären verloren und schutzlos allen finsteren Mächten ausgeliefert, wenn es den heiligen Deku-Baum nicht mehr gäbe.“ Er trank einen Schluck, dann erzählte er weiter: „Meine Aufgabe bestand darin das Schloss aufzusuchen und die Prinzessin zu finden. Das tat ich und ich erfuhr vom Großmeister des Bösen. Ganondorf wollte mit aller Macht das Triforce für seine finsteren Machenschaften einsetzen. Zelda bat mich die anderen beiden heiligen Steine zu finden und in die Zitadelle der Zeit zu bringen. Es waren schwierige Aufgaben, dennoch hab ich sie bewältigt.“ Näher würde er nicht darauf eingehen. Es waren schreckliche Erinnerungen an viele Kämpfe und mit vielen Schmerzen verbunden. Auch wenn er wie abgestumpft wirkte, so nagten die Erlebnisse noch heute in ihm. „Als ich in dieser einen Nacht das Schloss Hyrule erreichte, öffnete sich die Zugbrücke und Zelda wurde von ihrer Zofe weggebracht. Sie konnte mir während ihrer Flucht noch ihre Okarina zuwerfen. Die Okarina der Zeit.“ Er stockte. Durch die Erzählung erwachten all die Erinnerungen wieder zum Leben und er fühlte wie er alles erneut durchlebte. Er blickte kurz auf, sah in die aufmerksamen und neugierigen Blicke seiner Pflegeeltern. Es schien als würden sie dies alles nur für eine Geschichte halten, dennoch spürte er, das sie ihm glaubten. „Mit den drei heiligen Steinen und der Okarina ging ich zur Zitadelle der Zeit und spielte dort die Hymne der Zeit. Dadurch öffnete sich das Tor zum heiligen Reich. Ich war der Auserwählte, des Masterschwerts würdig, allerdings noch zu jung um es zu führen. So wurde ich sieben Jahre gebannt und in einen tiefen Schlaf versetzt. Als ich aufwachte, war ich ein junger Mann mit Gedanken und auch dem Wissen eines kleinen Jungen. Es war alles so fremd für mich. Mein Körper hat sich verändert, meine Stimme war so anders ... ich brauchte einige Zeit um mit diesen Veränderungen umgehen zu können.“ „Was ist alles geschehen in den sieben Jahren?“ Boron wollte es genau wissen, aber Link zögerte mit seiner Antwort. So schlimm wie er es erlebt hatte, stellte sein Ziehvater sich das bei weitem nicht vor. „Ich erfuhr das Ganondorf das heilige Reich betrat um das Masterschwert an sich zu nehmen. Dabei teilte sich das Triforce und verschwand. Dennoch war der schrecklichste Mann in Hyrules Geschichte im heiligen Reich. Er erlangte die Kontrolle über das Reich und das Triforce-Fragment der Kraft. Er eroberte Hyrule und verbreitete Angst und Schrecken. Nichts war mehr so wie ich es kannte. Alles war zerstört. Hylianer gab es in der neuen Zukunft nicht mehr. Wer fliehen konnte hat es getan – alle anderen waren verloren. Ich traf auf Shiek und sie sagte mir, das die Weisen in der Lage sind Ganondorf zu verbannen. Meine Aufgabe bestand darin die Tempel aufzusuchen, diese von dem dunklen Fluch zu befreien und die Weisen zu erwecken.“ Es klang wie ein Spaziergang, doch das war es bei weitem nicht. Es war eine gefährliche und anstrengende Reise und hätte er Navi nicht dabei gehabt, so wäre er so manches Mal einfach nur verzweifelt und hätte aufgegeben. Boron warf die nächste Frage ein: „Wer ist Shiek?“ „Ihr habt sie vorhin gesehen.“ „Prinzessin Zelda?“ Annelie blickte verwirrt Link an. Sie schien überfordert, denn es war unvorstellbar von einem so grausamen Schicksal zu hören, was parallel zu dieser Zeit passiert sein soll. Link nickte müde. Er war erschöpft, dennoch würde er seine Geschichte erzählen und wenn sie die ganze Nacht hier saßen. „Sie hat sich in den sieben Jahren vor Ganondorf versteckt, da sie das Triforce-Fragment der Weisheit in sich trägt. Damit Ganondorf sie nicht findet, hat sie sich als den männlichen Shiek, dem letzten Nachfahre der Shiekah ausgegeben. Ich wusste bis zuletzt nicht, das es sich bei Shiek um Zelda handelte. Erst als die Weisen im heiligen Reich zusammentrafen, zeigte sie mir ihr wahres Gesicht. Aber Ganondorf lauerte und entführte Zelda, als sie sich zu erkennen gab.“ Boron war sichtlich anzusehen, das er entsetzt von Links Geschichte war. Es erklärte zumindest all die verblassten Narben auf seinem Körper. „Und du trägst das dritte Fragment in dir?“ Zögerlich nickte Link, dann zog er sich den Handschuh von seiner linken Hand und zeigte den Beiden das Abbild des Triforce, wobei sein Fragment rechts unten farblich hervor gehoben war. „Das Fragment des Mutes.“ Beide zogen die Luft zischend ein, starrten auf den Handrücken und schienen nicht glauben zu können, was sie sahen. Link zog seinen Handschuh wieder an, unterdrückte ein Gähnen und erzählte dann weiter. „Ich bin Ganondorf gefolgt, konnte Zelda befreien und gemeinsam besiegten wir den Großmeister des Bösen und auch seine dämonische Gestalt Ganon. Er konnte mit Hilfe des Triforce und durch die Macht der Weisen verbannt werden. Als es überstanden war, schickte Zelda mich mit der Okarina in die Vergangenheit, damit ich meine Kindheit nachholen konnte.“ Boron und Annelie ließen die gesprochenen Worte erst mal sacken. Die eben gehörte Geschichte klang so unwirklich, dennoch zweifelten sie nicht an der Wahrheit. Die Legende vom Helden der Zeit erzählte man sich ein wenig anders, dennoch stimmte die Grundgeschichte dahinter. Zudem nahmen auch die Hylianer an, das dieser Kampf vor vielen hundert Jahren statt fand und nicht erst in diesen Augenblicken. Link ahnte was in den Köpfen seiner Pflegeeltern vor ging, ließ ihnen die Zeit zum Verarbeiten und trank seinen Tee aus. Auch wenn ihm jeden Moment die Augen zufielen, so würde er warten bis sie keine Fragen mehr hatten. Er unterdrückte ein erneutes Gähnen und wartete ab. Schließlich fand Boron seine Stimme wieder. „Du bist also wirklich ein Held.“ „Keiner erinnert sich an mich. Ich bin nur eine Legende. Daher bin ich für alle ein ganz normaler Hylianer und kein Held.“ „Wieso kann sich keiner an das erinnern?“ Link zuckte mit den Schultern. „Ich kehrte zu dem Zeitpunkt zurück, als ich Zelda das erste Mal im Schlossgarten traf. Wir sahen wie zuvor durch das Fenster in den Thronsaal. Statt Ganondorf empfing der König Naboru, die Anführerin der Gerudos. Ab diesem Zeitpunkt gab es den Großmeister des Bösen nicht mehr. Das Schicksal nahm einen anderen Lauf – Hyrule lebte in Frieden.“ „Prinzessin Zelda kann sich auch nicht daran erinnern?“ Link starrte in den leeren Tonkrug. „Sie ist vermutlich die einzige, die sich auch an alles erinnern kann.“ Boron schüttelte den Kopf. „Wir glauben dir und Prinzessin Zelda weiß das du der Held bist. Du trägst die Macht der Göttinnen in dir. Du trägst den Beweis auf deinem Handrücken. Zeig es den Hylianern, dem König und du wirst als Held anerkannt werden.“ „Und dann?“, unterbrach Link Boron unwirsch. „Was geschieht dann? Werden sie mich respektieren? Akzeptieren? Es wird Neider hervorrufen und ich würde als Lügner tituliert werden! Außerdem werde ich Verpflichtungen nachkommen müssen, die ich vielleicht gar nicht übernehmen wollte. Wahrscheinlich erwartet man das ich in die Armee des Königs eintrete, obwohl ich doch lieber Hufschmied bin!“ Boron schluckte, während seine Augen zu glänzen begannen. „Ich werde nie wieder ein ruhiges Leben führen können. Alle Augen werden auf mich gerichtet sein. Das möchte ich nicht. Aus diesem Grund verstecke ich das Zeichen der Göttinnen.“ Annelie nickte verständnisvoll. „Wichtig ist, dass du weißt was du getan hast. Dank dir und deinem Mut dürfen unsere Kinder in Frieden aufwachsen.“ Boron nickte den Worten seiner Frau zustimmend zu und gähnte herzhaft. „Es ist spät. Wir sollten schlafen gehen.“ Annelie und Link stimmten zu. Sie standen auf, spülten die Krüge noch aus und verließen danach die Stube. Link blieb vor der Chaiselongue stehen. „Mein Bett ist belegt, ich werde hier schlafen.“ Boron nickte. „Ich bringe dir gleich noch eine Decke.“ Schon verschwand er die Stiege hoch. Annelie stand vor dem Jungen, der seit vier Jahren bei ihnen lebte und den sie genauso liebte wie ihre eigenen Kinder. „Du hast viel durchgemacht, viel erlebt und bestimmt grausame Bilder gesehen. Wenn ich dir helfen kann, du reden möchtest... ich bin für dich da – jederzeit.“ „Danke, ich weiß das zu schätzen“, antwortete Link und lächelte ihr zuversichtlich zu. Annelie beugte sich vor, strich ihm über das blonde Haar und lächelte ihn mütterlich an. „Du hast hier immer ein zuhause. Ich möchte, dass du das weißt.“ Link fühlte die warme Hand, die liebevolle mütterliche Geste und schluckte gerührt. Da ihm seine Stimme entglitt, nickte er nur. Seine Ziehmutter wünschte ihm noch eine gute Nacht und zog sich ebenso zurück. Link zog seine Tunika über den Kopf, sein Kettenhemd aus und legte seine Waffen wie auch die magische Tasche zur Seite. Als er den Bogen betrachtete erinnerte er sich an die magischen Pfeile. Er sollte sich bei Mister Ektarius melden, sich für den Bogen bedanken und ihn fragen, ob er sich erklären konnte, was mit seinen Pfeilen geschehen ist. Die Stiegen knarrten und Boron trat nochmal ins Zimmer. Unter seinem Arm eine Decke eingeklemmt. „Hier“, er reichte die Decke an Link. „Ich bin froh, dass du uns erzählt hast, was du alles erlebt hast.“ Link nickte nur, nahm die Decke entgegen und hielt sie fest. „Sukki ist über deine plötzliche Abreise sehr aufgebracht gewesen. Du solltest sie morgen aufsuchen und mit ihr reden.“ An seine Freundin hatte Link überhaupt nicht mehr gedacht. Das schlechte Gewissen drückte ihn. Ein Kopfnicken gab Boron Antwort. „Gute Nacht, Link“, verabschiedete sich sein Ziehvater. Kurz bevor er aber die Stiege wieder hinauf ging, fügte er noch hinzu: „Danke, dass du uns dein Geheimnis anvertraut hast.“ Dann verschwand er. Link löschte die Kerze und legte sich auf die Chaiselongue. Er kuschelte sich in die Decke und starrte in die Dunkelheit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)