Blutleer von JiskahRedHood ================================================================================ Kapitel 3: ----------- 3. Kapitel An seinem eigenen Blut erstickend ging er zu Boden. Schnappte noch ein letztes Mal nach Luft bevor sich sein zuckender Leib zur letzten Ruhe bettete. Unter dem Ghul bildete sich eine Lache schwarzer Flüssigkeit. Von seiner Art war niemand mehr übrig. Allein die beiden Nebeljäger standen schnaubend in der lauen Nacht im Licht der drei Monde. Blut klebte an ihrer Kleidung und tropfte von den Waffen. Fisk schloss für einen Moment die Augen, nur langsam beruhigte sich sein Atem wieder. Vom Wind zärtlich gestreichelt, ging ein Rauschen durch die hohen Gräser. Sonst herrschte Stille. Laturidas schob seinen Hut zurecht und blickte zu seinem Ordensbruder. „Ich höre niemanden mehr. Das waren scheinbar alle.“ Beide drehten sich herum, zu dem Anwesen das fast schon komplett herunter gebrannt war. Nur noch kleine Flammen tanzten auf ihrem Mahl. Die Banshee war in den Flammen verbrannt da sie den Ort, an welchem ihre Knochen ruhten, nicht verlassen konnte. Lange noch waren ihre Schreie zu hören gewesen. „Hier wird sich der Nachtschwärmer wahrscheinlich nicht mehr aufhalten. Vielleicht sollten wir in das nahe Dorf reiten um uns dort nach ihm umzusehen.“ Schlug der Elf vor und warf einen Blick in den Himmel. Lange würde die Nacht nicht mehr anhalten. Er schätzte dass die Sonne in etwa zwei Stunden aufgehen sollte. Fisk leckte sich knapp über die Lippen und wandte den Blick ab, auf den Pfad der durch die kleinen Hügel hinab zum Dorf führte. Dabei stieß er einen hellen Pfiff aus und hörte schon sehr bald wie sich Veldig näherte. Nach einer kurzen Begrüßung kramte der Waidmann eine Rolle aus einer der Satteltaschen. Auf dem Papier war die Karte der Gegend nieder gezeichnet die er vor dem Aufbruch erhalten hatte. „Wonach suchst du?“ Wollte der Elf neben ihm wissen und warf aus der Ferne einen desinteressiert wirkenden Blick auf die Karte. „All diese Ghule müssen von irgendwo her gekommen sein. Sie vertragen genau wie der Nachtschwärmer kein Tageslicht. Ich habe so eine Ahnung wo wir unseren Gastgeber finden können.“ Fisk deutete auf einen Punkt der Karte. „Hier. Wie ich vermutet habe. Ein Anwesen wie dieses, abseits des Dorfes ist meist lange im Besitz einer Familie. Diese Familien schotten sich nicht nur im Leben ab, sondern auch im Tod und besitzen meist eine eigene Gruft.“ Nun trat der Elf doch etwas näher heran und schaute sich den Punkt genauer an, auf welchen sein Ordensbruder deutete. Es war ein kleines Häuschen am Rande der Senke eingezeichnet wo das Anwesen lag. Mittig in dem kleinen Häuschen war ein Kreuz zu erkennen. Laturidas steckte sich Zeigefinger und Daumen in den Mund und stieß nun ebenfalls einen Pfiff aus um sein Pferd zu rufen. Jemand packte seinen Arm. Fisk funkelte ihn düster an. „Dir gefällt es genau so wenig wie mir diese Aufgabe in ungeliebter Begleitung zu erledigen. Aber dieses Mal stürmst du nicht einfach kopflos voran nur um mich abzuhängen. Ich sage es ungern aber dieser Geist hatte Recht. Wir stehen uns selbst im Weg und müssen zusammen arbeiten. Nur dieses eine Mal.“ Beide Waidmänner blickten sich lange und äußerst finster in die Augen. Schließlich stieß Laturidas einen tiefen Atemzug aus seinen Nasenlöchern aus und nickte. Zusammen ritten sie Seite an Seite, aber mit großem Abstand über die Ebene zu der kleinen Gruft die am Rande einer Anhöhe stand. Das Gebäude sah besser gepflegt aus als das Anwesen selbst. Der kleine Garten hinter dem Eisengitter, das diesen Platz vor Eindringlingen schützen sollte, war erst seit kurzer Zeit dabei zu verwildern. Fisk drückte das Tor des Gitters vorsichtig auf, nur soweit dass beide hindurch schlüpfen konnten. Schweigend näherten sie sich der eisernen Tür und tauschten einen letzten grimmigen Blick aus. Als sich die Pforte in die Gruft öffnete empfing sie ein modriger Geruch gepaart mit einer eisigen Kälte. Direkt hinter der Tür gab es einen kleinen Raum mit einem runden Fenster an der gegenüberliegenden Wand, welches ein wenig Mondlicht hinein ließ. Darunter stand ein Altar, bedeckt mit altem Laub und Schmutz. Noch ein paar alte Kerzen die zur Hälfte hinab gebrannt waren, standen an den Rändern. Rechts und Links an den Wänden blätterte die Farbe einstiger Wandmalereien ab. Laturidas musterte kurz die Dame zu seiner Rechten und den Herren zu seiner Linken. Vermutlich waren es vor langer Zeit einmal sehenswerte Kunstwerke gewesen, nun erkannte man lediglich einige Umrisse. Auf beiden Seiten gab es Öffnungen in der Wand. Stufen führten hinab in die Dunkelheit. Laturidas streckte seine Hand mit der Innenfläche nach oben aus. Eine Kugel aus Licht bildete sich darin, welche den Schein einer Fackel deutlich übertraf. Fisks linke Augenbraue schoss in die Höhe. Den fragenden Blick bemerkend, rümpfte der Elf seine Nase und ging auf eine der Türen zu. „Wenn ich auch ein Verstoßener meines Volkes bin, heißt das nicht, dass mir die Natur mein Erbe verweigert hat. Natürlich besitze ich auch diese Art der Magie.“ Etwas leiser fügte er noch etwas an, den Blick abgewandt. „Zusätzlich zu der Anderen.“ Fisk stieg hinter ihm die breite Treppe hinab, viele Stufen waren es nicht, da gelangten sie in einen breiten Korridor. In den Wänden waren tiefe Einbuchtungen eingelassen. Jede von ihnen war Heimat eines Sarges. Darunter befanden sich kleine Messingschilder in welche man Namen und das Datum der Geburt, sowie das Datum des Todes eingelassen hatte. „Ich hörte dass die Magie von Lichtelfen vom Sonnenlicht abhängig ist. Stimmt das?“ Am missmutigen Tonfall war zu erkennen dass Laturidas die Frage nicht sonderlich zu gefallen schien. „Diese Gegebenheit ist eines der bestgehüteten Geheimnisse meines Volkes. Ich will gar nicht wissen woher du diese Information hast, aber ich verbiete dir darüber jemals ein Wort an Außenstehende zu verschwenden.“ Einer von Fisks Mundwinkeln zuckte kurz. Der Elf war von seinen eigenen Leuten verstoßen worden, hielt aber dennoch zu seinen Wurzeln. Irgendwie amüsierte es den Waidmann, ihm waren die Ursprünge seiner Wurzeln egal. Er ist loyal jenen gegenüber die loyal ihm gegenüber sind. So einfach. Beide Jäger erstarrten als sie vernahmen, dass jemand applaudierte. Laturidas hielt seine schwebende Lichtkugel ein wenig Höher. Sein Ordensbruder griff nach der Armbrust, welche am Köcher mit einigen Pfeilen, an seinem Oberschenkel befestigt war. Aus den Schatten des langen Korridors schälte sich eine Gestalt. Ein Mann, gekleidet in feine schwarze Stoff Hosen, kniehohe Stiefel und einem dunklen Mantel über dem schwarzen Hemd, blieb einige Klafter von ihnen entfernt stehen. Auf seinen dünnen, blassen Lippen lag ein Lächeln. Kurzes schwarzes Haar thronte auf seinem Haupt. Rote Augen, umrahmt von einem fast weißen Teint, starrten ihnen entgegen. Das Lächeln des Fremden erlosch während er seine Hände sinken ließ. „Nun sollte es doch so sein dass Ihr beiden mich gefunden habt. Ich muss gestehen dass ich hoffte ihr würdet den Flammen zum Opfer fallen, dann müsste ich nicht diesen Ort des Friedens hier mit Blut beschmutzen.“ In seinem ganzen Leben hatte Fisk bisher nur drei Male einem Nachtschwärmer gegenübertreten müssen. Ihnen haftete eine mächtige Magie an, welche ihm jedes Mal eine Herausforderung geboten hatte, auf die er jetzt gern verzichtet hätte. Zum ersten Mal war er froh diesen Elfen an seiner Seite zu haben. Blitzschnell hob Fisk seine Armbrust und feuerte ab, bevor Laturidas überhaupt bemerkte dass sein Ordensbruder die Hand hob. Der Pfeil surrte durch die Luft und verlor sich in der Dunkelheit des Korridors. Der Nachtschwärmer war in sich zusammengefallen wie ein schwindender Schatten. Eine schwarze Masse aus tausenden flirrender Partikel tummelte sich dort wo er zuvor gestanden hatte. Ganz langsam formte sich die Masse wieder zu etwas humanoiden. Rote Augen starrten sie an, während die dunkle Stimme in ihren Köpfen erklang. „Ihr werdet alt, Jäger. Der sechsunddreißigste Sommer scheint nicht spurlos an Euch vorbei gezogen zu sein. Dabei hörte ich dass Eure Lebenserwartung über der eines... nun ja, normalen Menschen liegen soll.“ Ein dunkles Lachen folgte während die Waidmänner zusehen konnten wie sich die schwarze Masse wieder in den Nachtschwärmer verwandelte. „Wie langweilig. Dann hätte ich mir all die Mühe mit den Menschen in dieser Gegend gar nicht machen müssen um dich in eine Falle zu locken.“ Fisk verengte seine Augen, die Armbrust ließ er trotz des verpatzten Schusses, nicht sinken. „So? All die Morde sollten nur dienen um Aufmerksamkeit zu erregen? Denkst du ich wäre blöd auf diese Farce hinein zu fallen? Jeder unseres Ordens hätte kommen können. Ich hasse es wenn dumm herum gefaselt wird. Alles Zeitverschwendung.“ In einer schnellen Drehung des Handgelenks betätigte Fisk einen kleinen Auslöser an seiner Armbrust, auf dass sich die Arme wieder einklappten. Während er mit langen Schritten los preschte befestigte er die Waffe wieder in der kleinen Halterung an seinem Köcher. Seine andere Hand schloss sich um den Griff des Schwertes. Sofort reagierte auch der Elf an seiner Seite und rannte dem Nachtschwärmer mit gezogenen Dolchen entgegen. In aller Ruhe hob die Kreatur der Nacht eine Hand, sobald er auch nur das erste Zucken bemerkte, und schnippte mit dem Finger. Am Ende des Korridors entflammten auf einmal dutzende von Kerzen die auf dem Boden um einen Stuhl standen. Die Waidmänner erstarrten im Lauf als ihre Blicke auf das verzerrte Gesicht einer guten Bekannten fielen. Auf dem Stuhl saß eine Frau. Blut klebte an ihrer dunklen Kleidung. Kleidung des Ordens der Nebeljäger. „Irmila.“ Flüsterte Fisk und riss seine hellblauen Augen auf. Irmila war an den Stuhl gefesselt und ein Knebel in ihrem Mund machte ihr das Sprechen unmöglich. In der Lehne direkt neben ihrem Gesicht steckte Fisks Pfeil. Ihre Wangen waren schmutzig und eingefallen. Tränen hatten den Staub verschmiert. Sie saß nicht erst seit kurzer Zeit hier unten. Wenn auch Angst in ihrem Blick zu lesen war, erkannte Fisk eine Müdigkeit die einen Menschen ereilte, sobald er alle Hoffnung aufgegeben hatte. „Natürlich musste ich Eure Anführerin bitten dass sie Euch sendet, Fisk. Da ich richtig in der Annahme lag dass sie dies nicht einfach so tun würde, musste ich ein wenig Druck ausüben und habe ihr... einen Finger meiner Beute geschickt damit sie weiß wie ernst es mir ist. Ich gestattete ihr, dir einen Freund zur Seite zu stellen, damit du nicht ganz so allein reisen musst. Eine interessante Wahl hat sie da getroffen muss ich sagen.“ Den Blick noch immer auf die gefesselte Jägerin gerichtet, knurrte Fisk mit Zorn in der Stimme. „Was soll der Scheiß? Was willst du von mir?“ Einmal klatschte der Nachtschwärmer in die Hände und richtete seine Augen auf die Decke. „Kann ich Euch sagen. Euren Kopf aufgespießt auf einen Pfahl. Denn Euer Blut ist es was ich brauche um ein ganz spezielles Ritual abhalten zu können.“ Als der Nachtschwärmer seinen Blick wieder sinken ließ, waren seine Züge entstellt von unsagbarem Zorn. „Ihr hattet Kontakt mit einem ganz speziellem Hexenmeister. Ein Hexenmeister der sich lange Zeit zur Ruhe gesetzt und uns allen einen riesigen Gefallen damit getan hatte. Dank Euch aber streift er nun wieder durch die Welt und spielt sein altes Spiel weiter.“ Alle Farbe wich aus Fisks Gesicht. „Arior?“ „Ganz genau. Euch haftet seine Essenz an. Durch Euer Blut kann ich die Spur des Hexers aufnehmen. Sterbt in dem Gedanken dazu beigetragen zu haben, diese Kakerlake endgültig vernichtet zu haben. Es sollte sich als ein schöner Tod für Euch gestalten oder?“ Ganz langsam ging den beiden Jägern ihre Beute entgegen. „Was sollte Arior mit Euch Nachtschwärmern am Hut haben?“ Wollte Fisk wissen. Theatralisch stieß der Nachtschwärmer ein Stöhnen aus und verdrehte die Augen so weit dass nur noch das Weiße darin für einen Moment zu sehen war. „Wie habt solch ein Trottel wie Ihr es nur so lange geschafft zu überleben? Hm? Hexen lieben Knochen, Haare, ach es würde ewig dauern alles aufzuzählen was diese Kakerlaken benutzen um ihre Rituale zu vollführen. Was glaubt Ihr wie wertvoll unsere Knochen dafür sind? Ganz genau.“ Das Wesen der Nacht schleuderte seinen rechten Arm feste nach unten als wolle er etwas Klebriges von seinen Fingern los werden. Ein leuchtend roter Blitz erschien und schon einen Wimpernschlag später befand sich ein schmales Kurzschwert in seiner Hand. Der Griff war Schwarz, die Klinge aber rot. Es wirkte als würde feuchtes Blut jetzt schon an ihr kleben. Fisk wusste nur zu gut dass es keine Täuschung war. Ihm stand eines der wenigen Wesen ganz Dravasuums gegenüber das in der Lage war, Blutmagie zu wirken. Nicht die stärkste Form von Magie aber einer der Gefährlichsten. Mit der freien Hand schnippte der blasse Mann und über dem Kopf von Irmila erschien ein waberndes Etwas. Binnen weniger Sekunden hatte es einen roten, spitzen Pfahl gebildet. Kleine Tröpfchen fielen auf das Haupt der Jägerin. Ganz leise seufzte sie in den Knebel in ihrem Mund hinein und schüttelte sich. „Tötet mich und sie ist tot. Versucht Euch zu wehren und sie ist tot. Einzige Möglichkeit für Euch zu entkommen Elf, natürlich mit der werten Dame, ist dass Ihr mir nicht im Weg steht wenn ich mir jetzt hole was ich will.“ Versprach der Nachtschwärmer und bedachte den Elfen mit einem dunklen Schmunzeln. Dieser warf einen Blick auf seinen Ordensbruder und schien die Sache tatsächlich abzuwägen. Ganz langsam ließ er die Dolche wieder in die Halterungen in seinem Gürtel gleiten. „Gut. Einverstanden. Ich konnte den Menschen sowieso noch nie leiden.“ Mit dem schallenden Gelächter des Nachtschwärmers in den Ohren warf Fisk dem Elfen einen fassungslosen Blick zu und straffte den Rücken. Dieser aber schien ihn überhaupt nicht mehr zu beachten und verschränkte die Arme vor der Brust. „Dein verdammter Ernst jetzt?“ Blaffte Fisk ihn an, doch von seinem Ordensbruder erhielt er als Antwort nur einen kalten Blick. „Ach ist das schön! Ich hatte schon solch eine Freude dabei Euch zu betrachten als ihr die Bruchbude betreten habt. Euer Hass ist köstlicher als das Blut eines Mädchens das noch unberührt ist.“ Amüsierte sich ihre Beute und ließ dabei das Schwert durch die Luft wirbeln. Über seine schmalen Züge legte sich ein breites Grinsen und offenbarte zwei spitze Eckzähne die er nutzte, um das Fleisch seiner Opfer zu durchschlagen. Anschließend labte er sich an ihrem warmen Blut bis es vollends leer war. Einzige Nahrung die ein Nachtschwärmer zum Überlegen brauchte. Fisk verzerrte sein Gesicht vor Zorn und drohte dem Elfen mit der Faust, auf seinem Handrücken glänzte ein Metallring mit Nieten im fahlen Schein der Kerzen. „Du dreckiger Elf. Ich hätte dir wirklich noch das Gesicht einschlagen sollen als ich die Gelegenheit dazu hatte.“ Die Klinge des Nachtschwärmers sauste durch die Luft, eigentlich hätte er wirklich Spaß daran gehabt dabei zuzusehen wie sich die beiden zerfleischten. Aber er hatte keine Zeit um dem Vergnügen zu frönen. Seine Arbeit wollte er rasch erledigt wissen. Nur knapp wich Fisk der Klinge im letzten Augenblick aus und machte einmal eine Drehung um sich selbst. Auch der Nachtschwärmer wirbelte herum und hieb direkt dorthin, wo er sein Ziel wusste. Fisk bog seinen Oberkörper weit nach hinten und spürte noch wie die rote Klinge das Leder seines Wamses streifte. In gleicher Bewegung griff er nach seinem Schwert, drehte sich abermals herum und ließ sich auf sein Knie sinken. Gerade noch in letzter Sekunde riss er seine Klinge herum und blockierte damit einen Streich, welcher seinen Kopf in zwei Teile hätte spalten sollen. Das empfindsame Gehör des Nachtschwärmers nahm schnelle Schritte wahr. Mit Überraschung musste er feststellen dass Laturidas unterdessen voran geprescht war wie der Wind. In einem übermenschlichen Tempo rannte er auf die gefangene Nebeljägerin zu. Es genügte nur ein Gedanke von ihm um den Pfahl in ihren Kopf niedergehen zu lassen, aber kaum dass er diesen stummen Befehl wirken wollte, durchfuhr ihn ein brennender Schmerz. Fluchend trat er einen Schritt zurück und blickte nieder auf den Pfeil, der in seiner Wade steckte. Das Blut in seinen Adern verwandelte sich in Feuer und er stöhnte leise obgleich des Schmerzes. „Was?“ Fisk schmunzelte leicht. „Meine Pfeile habe ich in Weihwasser getaucht. Ganz so unvorbereitet bin ich nicht wenn ich weiß dass ich ein Treffen mit einem Nachtschwärmer habe.“ Mit schmerzverzerrter Miene warf das Wesen der Nacht den Kopf herum zu dem Elfen und konzentrierte sich auf den Pfahl. Er ging nieder und bohrte sich in Fleisch, befreite die rote Flüssigkeit des Lebens. Laturidas presste die Zähne zusammen und schnaubte. Die letzten Klafter hatte er nochmal alles gegeben und war dem Stuhl entgegen gesprungen. Mit vollem Körpereinsatz prallte er gegen sein Ziel und riss das Möbel samt der Jägerin um. Während er sich wieder aufrappelte zischte er vor Schmerz. Der Pfahl hatte sich in die Rückseite seines Oberschenkels gebohrt. Dennoch zögerte er nicht eine Sekunde und durchtrennte mit einem seiner Dolche die Fesseln von Irmila. Eilig half er ihr auf die Beine und versuchte dabei sein verwundetes Bein nicht all zu sehr zu beanspruchen. Durch den Stoff ihrer Kleidung merkte er wie sie nur noch Haut und Knochen zu sein schien. Ihre Wangen waren eingefallen und die Farbe ihrer Haut wirkte selbst im warmen Kerzenlicht fahl. „Holt sie euch!“ Brüllte der Nachtschwärmer durch den Korridor. Noch als ihnen das Echo seiner Worte in den Ohren hallte, vernahm Laturidas im Dunkeln der Gruft donnernde Schritte und einen immer stärker werdenden Leichengestank. Drei Ghule stampften aus der Finsternis in den Schein der Kerzen. Laturidas wurde übel, nicht allein wegen dem Gestank. Er reichte der Jägerin einen seiner Dolche. Fisk schenkte der sich bietenden Szene nur einen flüchtigen Seitenblick. Rasch warf er sich dem Nachtschwärmer entgegen und tauschte mit ihm einige Hiebe aus. Nur knapp konnte Fisk der Blutklinge manches Mal ausweichen. Sein Gegner war schnell und er selbst schon etwas erschöpft von der Auseinandersetzung im Haus. Dem Elf erging es noch schlechter, sein blutendes Bein duldete kaum Belastung, dennoch konnte er keine Rücksicht darauf nehmen. Drei Ghule suchten noch den Tod. Irmila versuchte durch einen schnellen Ausfallschritt hinter eine der Kreaturen zu gelangen, doch die geschwächte Jägerin war zu langsam. Der Ghul schlug mit seiner gewaltigen Pranke zu und schleuderte die Frau an die Wand. Regungslos blieb sie am Boden liegen. Laturidas sah sich nun drei stinkenden Monstern entgegen und eines seiner Beine gehorchte ihm kaum noch. Der Elf schloss die Augen und rief die alte Magie seines Blutes an. Die Magie der Lichtelfen. Im Gegensatz zu den Anderen seines Volkes, hatte die Göttin ihn nur mit sehr wenig dieser Magie in die Welt entsandt. Zudem war es im Bauch dieser Gruft dunkel und er konnte weder das Licht der Sonne noch das der Monde um seine Hilfe bitten. Doch jeder Schweißtropfen auf seiner Stirn war es wert. Ein Ball aus Feuer begann sich in seiner Hand zu bilden und rotierte als er seine hellbraunen Augen aufriss. Kraftvoll schleuderte er das Feuer auf einen der Ghule. Das Biest schrie entsetzt auf während die Flammen Blasen auf seiner Haut erzeugten und das Fleisch schwärzten. Vom Schmerz benebelt bekam es nicht mit wie der Elf sich unter seinen Beinen hindurch rollte und somit den Angriffen der beiden Anderen aus dem Weg ging. Mit einem Sprung auf den Rücken des Ghuls, umklammerte Laturidas das Biest und musste gegen den Brechreiz ankämpfen den der Gestank des Körpers absonderte. Die Klinge seines Dolches schnitt in die Kehle, immer wieder bis das Wesen gurgelnd auf die Knie sank und langsam an seinem Blut erstickte. Fisk hingegen tanzte noch immer den Tanz des Todes mit dem Geschöpf der Nacht. Sein Gegner schien zunehmend verärgert über die Tatsache zu sein dass er es noch immer nicht geschafft hatte, diesem Wurm das Leben zu nehmen. Stattdessen schaffte es der Waidmann sogar, nach einer Finte, dem Nachtschwärmer einen weiteren Pfeil zwischen die Rippen zu stoßen. Das Blut, welches durch seine Adern floss brannte immer mehr. Es würde ihn nicht töten, aber es schwächte ihn so sehr dass Fisk immer mehr in die Offensive ging statt sich gegen ihn verteidigen zu müssen. Laturidas tropfte Schweiß von seinem Kinn. Immer schlimmer verschwamm ihm das Blickfeld. Das Blut des Pfahls tobte in seinem Leib. Dennoch wollte er ihn nicht hinaus ziehen, sonst würde er verbluten ehe einer der Ghule sich den Geifer von den Lippen lecken konnte. Irmila blinzelte ihre Benommenheit fort. Vernebelte Umrisse formten sich zu Laturidas und zwei Ghulen. Als ihr Kopf zur Seite schwankte, sah sie Fisk im verbissenen Kampf mit dem Nachtschwärmer. Ganz kurz fielen ihr die Augen zu. Diese Narren. Aber wie sollten sie es auch besser wissen? Wie sollten sie wissen dass sie längst zu spät waren, bevor sie diese Reise begonnen hatten? Sie war verloren. Alles was sie liebte war verloren. In ihren Gedanken brannte sich das Gesicht ihres Mannes ein, und das ihres kleinen Sohnes der noch nicht einmal seinen zweiten Sommer erlebt hatte. Der einzige Mann der akzeptierte was sie war und jeden Kompromiss mit ihrer Lebensweise geschlossen hatte. Nie wieder würde sie seine Wärme spüren oder das lachende Gesicht ihres Sohnes sehen. Verloren. Alles was sie noch gewinnen konnte war dieser Kampf. Ihren Ordensbrüdern noch ein paar Sommer mehr schenken, wenn es denn das Schicksal so wollte. Irmila hockte sich auf die Fersen und öffnete das Kästchen in ihrem Inneren. Das Kästchen was die Magie in sich bannte. Jedes einzelne Siegel brach sie. Als die Jägerin ihre Augen wieder aufriss, strahlten sie in einem hellen Violett. Beide Handinnenflächen riss sie nach oben und deutete damit auf die Ghule. Plötzlich schrien die Kreaturen auf und warfen die Köpfe weit in den Nacken. Ihre massiven Körper blähten sich auf und aus ihren Kehlen drang ein gurgelndes Geräusch. Irmilas Hände zitterten, fest kniff sie ihre Augen zusammen, das violette Leuchten flackerte noch stärker auf. Laturidas blickte die Frau entsetzt an. Irgendetwas brüllte er ihr noch zu, aber sie hörte es nicht. Der Elf starrte auf die Ghule, die Adern unter ihrer grauen Haut pulsierten, entsetzliche Laute brachten sie hervor während einer von ihnen immer wieder auf seine Brust trommelte. In letzter Sekunde sah der Elf zu dass er das Weite suchte, und humpelte hinter eine der Nischen aus denen die Ghule hervorgekommen waren. Nur einen Wimpernschlag später gab es einen gewaltigen Knall. Irgendwas plätscherte zu Boden. Als er im die Ecke schaute, entdeckte er die Ursache für dieses Geräusch. Das was einmal in den Ghulen drin gesteckt hatte, war nun auf den Wänden, der Decke und dem Boden verteilt. Wie eine überreife Tomate waren sie geplatzt. Direkt vor ihm lag ein matschiger Augapfel, welcher ihn entsetzt anzustarren schien. Unter ihren Füßen gab es eine gewaltige Erschütterung. Der Nachtschwärmer vernahm die Klagelaute und schaute hinüber zu seinen Schöpfungen. Er sah wie sie förmlich explodierten. Unbändiger Zorn schwoll in ihm an. Ruckartig sah er wieder nach vorn um diesem nervigen Jäger endlich den Todesstoß zu verpassen. Das letzte was er in seinem Dasein noch erblicken durfte waren die himmelblauen Augen Fisks direkt vor ihm. Diese Augen nahmen sein ganzes Sein ein. Noch bevor er das Schwert aus dem Augenwinkel wahr nahm, wusste er um diesen dummen Fehler. Nur einen kleinen Augenblick hatte er sich ablenken lassen. Einen kleinen Augenblick zu lang. Der Kopf des Nachtschwärmer flog im hohen Bogen davon. Einen glatten Schnitt hatte sein Schwert gemacht. Hart prallte der Körper auf seine Knie und kippe vornüber während der Kopf über den Boden rollte. Noch immer waren die Augen vor Schrecken weit aufgerissen als er schließlich gegen die Wand kullerte und dort liegen blieb. Tief atmend richtete sich Fisks Blick auf die Stelle wo sein Ordensbruder gerade noch gegen die Untoten gekämpft hatte. Nun klebten sie überall. Laturidas war zu Irmila gesprintet. Die Jägerin war in sich zusammen gesunken. Ihre Augen wirkten leer als sie die Decke anstarrte. Schnell war auch Fisk an ihrer Seite und schlang einen Arm unter ihr hindurch, um der Frau beim Aufsetzen zu helfen. „Du Närrin... wie kannst du deine Magie nur so leichtsinnig einsetzen? Dieser Angriff hat dich sicherlich ein gesamtes Jahrzehnt gekostet.“ Tadelte sie Fisk mit eisenharter Stimme. Müde ließ die Jägerin ihren Kopf zur Seite rollen um zu ihm aufzublicken. Leise waren ihre Worte, kaum mehr als ein gequältes Flüstern. „Es war für mich schon längst zu spät. Sein Gift wütet in mir.“ Flüchtig wechselte Laturidas mit Fisk einen Blick. Vorsichtig schob der Elf das Halstuch der Jägerin beiseite und entdeckte an ihrer Kehle eine Bisswunde. Die Haut hatte sich längst dunkel verfärbt. In der Natur eines Nachtschwärmers lag es dass er keinerlei feste Nahrung benötigte, allerdings musste er in regelmäßigen Abständen Blut trinken. Es liegt in seinem Ermessen wie viel er von seinem Opfer trinkt. Lässt er dem Gebissenen genug um am Leben zu bleiben, wird es für ihn keine Folgen haben, sobald man sich von der Erschöpfung erholt hatte. Trinkt er aber so viel dass das Opfer stirbt, kann er aus dem Leichnam einen Ghul wiederauferstehen lassen. Die dritte Möglichkeit welche sich ihm bot, wäre noch dem Gebissenen, vor dem sicheren Tod, von seinem eigenen Blut zu trinken zu geben. Dann verwandelt sich das Opfer in einem langen, qualvollen inneren Kampf selbst in einen Nachtschwärmer. An den dunklen Adern rund um die Bisswunde erkannten die beiden Nebeljäger sofort dass sie von dem Blut getrunken hatte. Ihre Metamorphose war eingeleitet worden. Sobald sie starb, würde sie als Nachtschwärmer wieder erwachen und von dem selben Hunger nach Blut getrieben werden wie das Wesen dass ihr diesen Zustand angetan hatte. „Bitte. Tötet mich.“, wandte sich Irmila an ihre Ordensbrüder. „So etwas will ich nicht werden.“ Fisk drückte sie noch etwas mehr an sich heran. „Hat er dir irgendwas gesagt? Warum er nach Arior sucht, zum Beispiel?“ Kraftlos versuchte Irmila ihren Kopf zu schütteln. Die Geste war nur zu erahnen. „Nein... er hat mir nichts gesagt. Nur dass ihr sicher schon auf dem Weg zu ihm seid“ Fisk stand die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. „Werdet Ihr es tun? Bitte.“ Flehend sah sie dem Menschen und dem Lichtelf abwechselnd in die Augen. Laturidas Blick war auf ihren Gürtel gerichtet, er mied es der jungen Frau in die Augen zu blicken. „Werden wir. Ihr bekommt ein ehrenhaftes Begräbnis wie es einem Nebeljäger gebührt.“ Versprach er ihr und erhob sich langsam. „Bringen wir sie hinaus. Dann können wir all das hier dem Erdboden gleich machen.“ Fisk hob die schwache Frau hoch und trug sie wie eine Braut. Erschöpft lehnte sie ihren Kopf an sein Brust. Laturidas ging an der Leiche des Nachtschwärmers vorüber und rümpfte die Nase als er den blutenden Stumpf sah, welcher einst einmal ein Hals gewesen war. Veldigs goldene Augen fixierten seinen Herren, doch er erwiderte den Blick nicht. Noch immer starrte er auf die Flammen welche die Gruft mehr und mehr verschlangen. Was das Tier nicht wusste, es waren nicht diese Flammen die er so eindringlich betrachtete, es waren jene von dem kleinen Scheiterhaufen den er vor der Gruft aufgebaut hatte. Irmila war nie eine Freundin gewesen, aber sie hatte lange Jahre dem Orden gut gedient. Außerdem war sie stets eine angenehme Person gewesen, es hatte nie einen Grund gegeben wieso man sie nicht hätte mögen sollen. Tief in sich drin verspürte er Zorn. Er war wütend dass sie diesem Nachtschwärmer in die Hände gelaufen war, wütend darüber dass sie bei dieser Begegnung ihr Leben verloren hatte, wütend darüber dass die Herrin des Ordens ihnen nichts gesagt hatte als sie aufgebrochen waren, und wütend war er auch darüber dass es nicht diesen Elfen getroffen hatte. Laturidas hatte es übernommen ihr den Kopf abzuschlagen, dabei hatte seine Miene nicht einmal gezuckt. Fisk hatte ihm angeboten diesen Pfahl aus seinem Bein zu ziehen, aber auch das wollte der Elf allein erledigen und hatte es mit den Worten getan, dass Fisk den Pfahl nur nutzen würde um ihn direkt mit zu beseitigen. Laturidas setzte seinen Hut wieder auf das hellblondes Haar und wandte sich ab. „Wir sollten in das nahe Dorf reiten und den Bewohnern Bescheid geben dass ihr Land wieder sicher ist.“ Sprach ihn Fisk an, während dieser ebenfalls wieder seinen Hut platzierte. „Außerdem solltest du mit deiner Wunde vielleicht keine weiten Strecken reiten.“ Während Laturidas die Zügel seiner Stute nahm und ihr beruhigend auf den Hals klopfte, würdigte er den Menschen keines Blickes. „Erledige du das. Ich reite weiter gen Norden.“ „Wir müssen noch den Auftrag abliefern.“ Erinnerte ihn Fisk mit grimmiger Miene. Unter einem Zischen und einem leisen Fluch über sein schmerzendes Bein, schwang sich der Elf auf den Rücken des Pferdes. „Behalte du den Lohn. Du brauchst es dringender.“ Stumm wunderte sich Fisk über das großzügige Angebot, doch er sah es gar nicht ein diesem Schnösel auch nur eine kleine Gefälligkeit zu schulden. Mit seinem Zeigefinger bohrte er in den blutigen Verband und erhielt sogleich die übelsten Beschimpfungen, gespickt mit einer Drohung ihm werde gleich ebenfalls die Kehle aufgeschnitten. „Ich lade dich auch auf einen Wein ein. Ihr Elfen sauft doch diesen Fusel statt etwas ordentliches zu trinken.“ Schweigend betrachtete Laturidas ihn einen langen Augenblick. „Euer Wein schmeckt nicht besser als der Urin eurer Pferde. Aber ich nehme die Einladung an.“ „Du hast Pferdepisse getrunken?“ Wollte Fisk mit einem Schmunzeln auf den Lippen wissen. Wenn auch das Volk der Lichtelfen dieses Exemplar hier verstoßen hatten, so war er doch noch immer in seiner Natur einer von ihnen. Kein Volk dieser weiten Welt betrank sich so gern wie die Lichtelfen. Zweimal noch grüßten sich die Monde und die Sonne am Horizont bis der Morgen über der kleinen Insel graute. Ein feiner Dunst lag über dem vom Tau feuchten Gras. Unzählige Spinnennetze glänzten im fahlen Licht als hätte man sie mit kleinen Perlen aus Glas gespickt. Lange schon hatte sie in der Ferne das Horn eines Jägers vernommen der um eine Überfahrt auf ihre Insel bat. Sie wusste wer kam. Sie wusste dass diese Begegnung erfreuliches und weniger erfreuliches mit sich bringen würde. Mit auf dem Rücken verschränkten Armen wartete sie auf oberster Stufe des Versammlungshauses. Lange musste sie nicht warten, da zeichneten sich zwei Reiter im feinen Nebel des Morgens ab. Einer von ihnen ritt ein Pferd und der Andere einen Hyna. Laturidas und Fisk stiegen ab. Sie blickten von unten zu der Frau im roten Umhang auf. Wie immer hatte sie die Kapuze tief in ihr Gesicht gezogen. Ein Schatten legte sich über die dunkelgrünen Augen ohne sie gänzlich zu verschlingen. Fisk warf ihr die Papiere des Auftrags vor die Füße. Die blutrot geschminkten Lippen zuckten kaum merklich. „Erledigt. Aber das wisst Ihr vielleicht schon. Wie Ihr auch wusstet dass dieser Nachtschwärmer Irmila in seiner Gewalt hatte. Vielleicht sogar dass er sie schon mit seinem Gift verdorben hatte.“ Verlautete Fisk mit dunkler Stimme. „Letzteres wusste ich nicht. Habt ihr sie erlöst?“ Erfragte sie. „Ich habe ihr den Kopf abgeschnitten und verbrannt.“ Antwortete Laturidas mit weniger Bitterkeit in der Stimme als sein menschlicher Kollege. „Eure Wut kann ich verstehen, aber mir blieb keine Wahl. Mich erreichte ein Schreiben in welchem der Nachtschwärmer darum bat ihm Fisk zu schicken. Gerne in Begleitung damit es ihm nicht all zu langweilig werde. Sollte ich euch einweihen oder mehr entsenden, drohte er mit der Vernichtung des ganzen Dorfes.“ Sprach sie ruhig. „Der Orden der Nebeljäger lässt sich von einem jämmerlichen Nachtschwärmer erpressen?“ Entrüstete sich Laturidas und legte ein spöttisches Lächeln auf. „Ihr habt doch gesehen was er aus einem der Kinder des Dorfes gemacht hat. Aus Elise.“ Nur leicht erhob sie ihre Stimme, fasste sich sogleich aber wieder und sprach ruhig weiter. „Es stand ein Leben gegen das von Vielen.“ „Zwei. Denn er wollte mich. Was hat es damit auf sich? Er wollte durch mein Blut die Spur Ariors aufnehmen.“ Fisk trat mit einem Fuß auf die erste Stufe. In den grünen Augen konnte er Staunen erkennen, noch ein Detail dass sich ihr entzogen hatte. „So ist das. Ich vermutete einen Racheakt für den Nachtschwärmer den du im letzten Jahr tötetest. Allerdings lag es mir fern euer beider Leben zu riskieren. Zusammen würdet Ihr einen Nachtschwärmer zur Strecke bringen.“ „Wir konnten unsere Haut nur retten weil wir von unserer Magie Gebrauch machten!“ Wetterte Fisk wütend los. „Irmila hat unser Leben gerettet weil sie das ihre fast vollkommen aufgezehrt hatte als sie einen Zauber wirkte, um drei verdammte Ghule zu vernichten.“ „Einen davon hatte ich schon getötet.“ Verbesserte ihn Laturidas. „Wäre Laturidas nicht in einem Anfall von Selbstüberschätzung in das Haus gestürmt, sondern hättet Ihr Eure Umgebung und die Beute beobachtet wie es sich für einen erfahrenen Jäger gehört, wäre diese dumme Falle auch nicht zugeschnappt.“ Ihre Stimme erhob sich wie ein nahendes Gewitter. Noch immer ruhig aber grollend warnte der Sturm vor seinem Kommen. „Es war kein Zufall dass ich Euch beide zusammen auf diese Reise entsandte. Mit Gewissheit kann ich sagen dass ihr euch dessen auch bewusst seid. Nicht wahr?“ Laturidas blickte auf eine kleine Spinne die sich ihren Weg über die Grashalme suchte um ihre Mahlzeit zu fangen. Eine kleine Fliege die ihr ins Netz gegangen war. Eine kleine Fliege die sich wahrscheinlich heute morgen schon an einem dampfenden Haufen Mist genährt hatte. Wie sich auch die Wut der beiden Jäger genährt hatte. Die Wut war berechtigt, nur hatten sie diese auf die falsche Person gerichtet. Auch Fisk schien das zu merken und nahm seinen Fuß wieder von der Stufe. Unter dem roten Mantel, der ihr bis zu den Knöcheln reichte, entspannten sich etwas die gestrafften Schultern. „Wir alle scheinen etwas gelernt zu haben. Ruht euch aus. Ich gewähre euch eine Woche lang. Unterdessen werde ich versuchen herauszufinden warum die Kinder der Nacht Interesse daran haben diesen Hexer zu finden.“ Den beiden bereits den Rücken zugewandt, brachte sie Fisk dazu nochmal inne zu halten. „Wenn Ihr etwas herausgefunden habt, lasst es mich bitte wissen. Heute noch werde ich die Insel verlassen.“ „Wie du willst.“ Als die Schatten im Inneren des Hauses die Herrin der Jäger verschluckt hatten und ihre Schritte kaum noch zu vernehmen waren, tauschte Fisk einen Blick mit Laturidas aus. „Du bleibst sicher.“ „Selbstverständlich. Ich spüre mein Bein kaum noch. Außerdem wäre es dumm eine geschenkte Woche auszuschlagen. Aber du warst noch nie für deine Weisheit bekannt, Mensch.“ Fisks linker Mundwinkel zog sich leicht in die Höhe. „Zu allen Göttern die es auf dieser Welt geben soll werde ich beten dass ich nie wieder mit dir zusammenarbeiten muss.“ Fisk saß auf Veldig auf und lenkte ihn in Richtung des kleinen Pfades, welcher wieder zu der Brücke führte die den einzigen Weg darstellte um diese Insel wieder zu verlassen. „Fisk. Waidmannsheil.“ „Waidmannsdank.“ Wenn er auch immer noch diesen Elfen nicht ausstehen konnte, so gab es sicherlich schlimmeres. Sie alle hatten ihre Lektion gelernt. Ihr Geschmack war bitter gewesen. Viel später zeigte sich oft erst der Nutzen von bestimmten Dingen. Wie vielleicht auch von dieser Begegnung. Schnell aber wurden des Waidmanns Gedanken in einen dunklen Strudel gezogen während sein Hyna langsam über den sandigen Pfad trottete. Wieder hatten Menschen das Leben verloren weil ihm dieser Hexer durch die Finger gegangen war. Einst aber würde der Tag grauen da er seine Beute erlegte. Dieses Mal würde er es nicht schnell machen, so wie er es einst gelernt hatte. Nichts leiden lassen, schenke einen schnellen Tod. Nein, Arior hatte diese Milde nicht verdient. Er würde schreien. Tag und Nacht. Bis er heiser war und noch viel länger. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)