Zum Inhalt der Seite

Blutleer

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

2. Kapitel
 

Längst schon war das friedliche Idyll Weidmannsheil aus dem Blickfeld von Fisk verschwunden.

Ein letztes Mal hatte er seinen Freunden im Glücklichen Ferkel noch einen Besuch abgestattet bevor er bei Einbruch der Nacht losgezogen war. Zum Glück hatte Anne sich bereits darum bemüht seinen Auftrag zu erfüllen. Alle Tränke, Mixturen und Mittelchen waren aufgefüllt. Einiges davon würde er auch gebrauchen können wenn sein Auftrag die Erledigung eines Nachtschwärmers verlangte.

Lieber hätte er gegen ein ganzes Nest Langschwanzbären gekämpft als sich diesem Gegner zu stellen. Nachtschwärmer waren ein mehr als gefährliches Volk Dravasuums.

Meistens hielt man Abstand von ihnen, weil auch die Nachtschwärmer lieber unter ihres Gleichen blieben. Eine glückliche Fügung.

Fisk war überzeugt dass es in dieser Welt sehr viel mehr Nachtschwärmer gab als man wusste. Da sie sich dem Aussehen der Menschen sehr gut anpassen konnten, wandelten sie meist unter einem ohne dass man es merkte.

Ein Nebeljäger aber wusste wann unter einer Menschenmenge ein Nachtschwärmer seine Kreise zog. Beide waren von ähnlicher Magie beseelt und spürten einander auf kurze Distanz.

Wie auch ein Jäger wusste wenn ein Ordensmitglied in seiner Nähe war.

Genau wie in diesem Augenblick.

Fisk wusste um Laturidas Anwesenheit ohne sich herum zu drehen, deshalb machte er sich gar nicht die Mühe und blickte weiter geradeaus.

Hufgeklapper drang an seine Ohren, zusammen mit dem Schnauben eines Pferdes. Vielleicht schnaubte Laturidas auch so laut. Bei dem Gedankengang musste Fisk ausgiebig schmunzeln.

Für einen Moment rechnete der Waidmann dass sein Ordensbruder für den Rest der Reise hinter ihm bleiben würde um an das Ziel ihres Auftrages zu gelangen. An einer Unterhaltung waren beide Nebeljäger nicht interessiert.

Um so mehr überraschte es Fisk als Laturidas sein Pferd direkt neben ihn lenkte.

Der Blick des Elfen war stur nach vorn gerichtet. Genau wie Fisk trug der Elf die Kleidung der Nebeljäger. Ein merkwürdiges Auftreten für einen Lichtelfen. Dieses Volk trug niemals Schwarz, nicht einmal Grau. Lichtelfen liebten das Licht, bunte Farben und sich mit dem Glanz der Sonne zu messen mit all ihrem Schmuck und Edelsteinen die für gewöhnlich ihre Gestalt schmückten.

Laturidas aber musste sich dem Willen des Ordens beugen, es gab keine Wahl.

Nein, ganz richtig war das nicht. Eine Wahl blieb jedem. Leben oder Tod.

Gerüchteschmiede munkelten dass Laturidas Wahl fast auf den Tod gefallen wäre, so groß war sein Stolz. Offensichtlich hatte er sich letztlich doch für das Leben eines Ausgestoßenen entschieden.

Unter dem nach vorne hin spitz zulaufendem Hut lag ein spitz zugeschnittenes Gesicht mit hohen Wangenknochen. Alle Frauen im Orden schwärmten für das Antlitz des Elfen, er aber zeigte jedem nur die kalte Schulter.

Langes blondes Haar, so hell dass es fast Weiß erschien, fiel offen an seinem Rücken bis zur Hälfte seiner Schulterblätter hinab.

Nur ein paar Strähnen hatte er mittig an seinem Hinterkopf zu einem Zopf zusammen geflochten. Gegen Fisks dickes Haar wirkte das des Elfen wie Seide.

„Nennt mir das Ziel unseres Auftrags, dann werde ich schon einmal vor reiten.“, befahl der Elf.

„Damit Ihr Euch allein daran macht die Beute zu erledigen und alle Lorbeeren einsammelt? Nein.“

Fisk spürte den zornigen Blick an seiner Seite, betrachtete aber weiterhin die Straße vor sich.

„Euer Hyna ist viel zu langsam! Warum diese Sache unnötig in die Länge ziehen? Wir wollen sicherlich beide so schnell wie möglich dass sich unsere Wege wieder trennen.“

In letzter Sache musste Fisk dem Elfen zustimmen, dennoch durfte er kein Scheitern riskieren nur weil sie beide sich nicht riechen konnten.

„Dies ist ein Auftrag von Ihr persönlich. Ob wir wollen oder nicht, wir müssen es erledigen wie es uns aufgetragen wurde.“

Wütend gab Laturidas seiner dunkelbraunen Stute die Sporen und ritt anschließend ein gutes Stück vor dem Menschen schweigend den Weg entlang. Ob der Weg nun bekannt oder unbekannt war, spielte keine Rolle. Niemals aber würde er hinter einem Menschen her reiten und schon gar nicht an dessen Seite.

Wenn auch dieser Ritt einen Geschmack des Alleinseins trug, wäre Fisk eben lieber allein gereist, statt mit diesem Elfen auf dessen Rücken er immer starren musste.

Hin und wieder schlug Fisk einen anderen Pfad ein, nicht notwendiger Weise, nur um Laturidas zu ärgern damit dieser wieder zurück reiten musste. Statt sich aber hinter dem Menschen einzureihen, ritt er immer wieder voraus und bot Fisk erneut die Gelegenheit an einer Biegung den anderen Pfad zu nehmen.

Sicherlich machten sie auf diese Weise den ein oder anderen Umweg, aber dieses stille Vergnügen war es Fisk wert.
 

Immer weiter nach Westen führte der Auftrag die Waidmänner. Hinter sich ließen sie grüne Weidegründe, dichte Wälder und eine Reihe an kleinen Ortschaften.

Zwei Nächte lang schlug jeder der Jäger für sich ein kleines Lager auf und verbrachte die frühsommerlichen Nächte unter dem Sternen verzierten Dach von Dravasuum.

Kein einziges Wort tauschten sie mehr aus.

Kurz nach Einbruch der Nacht die dem vierten Tage folgte, steckte Fisk die Karte in das kleine Notizbuch, welches an seinem Gürtel befestigt war. Er benötigte sie nicht länger.

Umringt von einem Kranz schroffer Felsen, befand sich in dem kleinen Tal vor ihnen ein Anwesen. Tief versunken zwischen Feldern trockenen Grases das einem ausgewachsenen Mann bis an die Hüften reichte.

Helles Mondlicht beschien das alte Gebäude und verlieh ihm eine friedliche Aura. Fisk wusste wie trügerisch solch ein Frieden sein konnte.

Ein paar wenige Jahre schon musste das Anwesen leer stehen. Fensterläden waren hier und dort aus den Angeln gebrochen, die Farbe von den Balken geplatzt und Efeu schlängelte sich an den Wänden empor.

Niemand hatte sich um dieses Anwesen gekümmert nachdem der Besitzer gestorben war, dafür lag es zu abgeschieden und der Boden war unfruchtbar. Keiner wollte hier draußen in der Einsamkeit sein Leben fristen. Zumindest kein Mensch.

Selbst Reisende mieden dieses Anwesen weil es einem einen eisigen Schauer den Rücken hinab jagte. Gerüchte über Geister und Dämonen verbreiteten sich in ländlichen Gegenden schneller als ein Lauffeuer.

Nachdem er den kleinen Pfad hinab in die Senke beritten war, blieb auch endlich Laturidas stehen und taxierte dabei jeden Winkel des Anwesens ganz genau.

Allein das sanfte Rauschen des Windes unter dessen zärtlicher Berührung sich die Halme wiegten, war zu hören.

Laturidas trieb sein Pferd an und ritt im leichten Galopp die Senke hinab. Fisk kam ihm fluchend nach und zischte. „Bleib stehen du Narr! Wir warten bis zum Morgen und erkunden dann das Anwesen! Die Nacht ist das Element unseres Feindes. Du legst dich ihm geradewegs auf den Teller.“

Nichts weiter als das Summen einer lästigen Fliege waren die Worte für den Elfen. „Meine Augen sind deutlich besser als deine, Mensch. Die Nacht verbirgt vor mir keine Überraschungen. Warte du ruhig bis zum Morgen, dann werde ich den Auftrag längst erledigt haben.“

Fisk zügelte Veldig und machte hinter dem Rücken seines Ordensbruders eine sehr unhöfliche Geste. Sollte er doch in sein Verderben reiten, was kümmerte es ihn?

Stolz und selbstbewusst näherte sich Laturidas dem alten Anwesen. Einst muss es eine prachtvolle Erscheinung gewesen sein, für die Architektur der Menschen. Drei Etagen hoch, viele Fenster die das Licht der Sonne hinein ließen, weiß gestrichene Balken und einen kleinen Balkon im obersten Stockwerk wo noch immer ein verwitterter Schaukelstuhl seinen Platz hatte.

Rosenstöcke hatten den Bereich vor der Veranda bereits vollends eingenommen, nur ein kleiner Bereich vor den drei Stufen des Eingangsbereiches war verschont geblieben als würde sich das Haus nicht gänzlich vor Besuchern verschließen.

Viele Fensterläden waren verschlossen, einige hingen schlaff herab und offenbarten zerborstene Fensterscheiben.

Vom Rücken seines Pferdes konnte Laturidas hier und dort einen vorsichtigen Blick ins Innere werfen, viel zu erkennen gab es allerdings nicht. Möbel standen wüst herum und waren teilweise vor die Fenster geschoben worden.

Kein Laut war zu vernehmen. Es herrschte Totenstille.

Unter flachen Atemzügen rutschte Laturidas von seinem Pferd herunter und tauchte fast lautlos in das hüfthohe Gras neben den Treppenstufen ein. In geduckter Haltung näherte er sich der Westseite des Hauses, beide Hände unter den langen Mantel geschoben.

Seine Finger schmiegten sich um die Hefte der goldenen Dolche, welche am Gürtel seiner Hüften angebracht waren.

Geschmeidig wie eine Katze streifte er um das Haus, bis er an dessen Rückseite eine Lücke zwischen den Rosenstöcken entdeckte.

Im Boden war eine Tür eingelassen, üblicherweise führten sie in einen Keller oder Vorratsraum. Oft bestückt mit einem Geheimgang um bei Gefahr diese Tür für eine Flucht in die Freiheit nutzen zu können.

Die Tür war mit einem wuchtigen Schloss versiegelt. Es wirkte nicht als wäre das Schloss schon einmal aufgebrochen worden, selbst bei genauem Hinsehen konnte Laturidas keine Kratzer erkennen.

Aus einer kleinen Tasche mit vielen Fächern, welche er um seinen rechten Oberschenkel geschnallt hatte, zog er einen schmalen Dietrich heraus und hatte das Schloss in nur einem Wimpernschlag geöffnet.

Das leise Klacken ließ ihn in dieser erdrückenden Stille kurz inne halten. Es verklang ohne jegliche Reaktion. Nichts verriet sich durch ein Rascheln im hohen Gras, dennoch verharrte er einen weiteren Augenblick, wissend dass er nicht der Einzige war, der sich lautlos an seine Beute heran schleichen könnte.

Als nichts geschah öffnete der Jäger langsam das Tor und blickte in einen Schlund der absoluten Finsternis. Vor ihm lagen zwei Stufen, der Rest war in solch eine Schwärze gehüllt, dass selbst die guten Augen eines Elfen nichts mehr zu erkennen vermochten.

Ganz vorsichtig stieg er die Stufen hinab und riss die Augen weit auf, dennoch erkannte er schon bald nicht mehr die Hand vor diesen.

Blind tastete er an an der Rückseite seines Gürtels nach einem kleinen Fläschchen.

Eilig kippte Laturidas den bitteren Inhalt hinab und blinzelte einige Male. Seine Pupillen weiteten sich und verdrängten fast komplett die Iris. Erste Umrisse wurden in der Finsternis sichtbar.

Der Trank würde noch eine Weile brauchen bis er seine völlige Wirkung entfaltete, doch der Jäger hatte keine Zeit für derlei Dinge.

Vorsichtig stieg er weiter die Stufen hinab. Ein ekelerregender Gestank drang in seine Nase ein und drehten ihm fast den Magen herum. Zum Glück lag die letzte Mahlzeit schon eine Weile zurück.

Es roch nach verwesendem Fleisch. Nach Tod.

Laturidas rümpfte die Nase und beschloss weiter durch den Mund zu atmen, doch selbst auf diese Weise schmeckte er den Gestank.

Sein Stiefel stieß auf etwas Hartes und es ertönte ein platschendes Geräusch. Das Ende der Treppe war erreicht.

Vermutlich war Wasser in den Keller gesickert. Langsam und vorsichtig schob der Elf seine Füße weiter. Immer deutlicher wurden die Umrisse in der Finsternis.

Um ihn herum konnte er Regale ausmachen, welche man einst genutzt hatte um Vorräte zu lagern. Es lagen sogar noch drei Säcke Mehl auf dem Boden.

Je weiter Laturidas in das Kellergewölbe eindrang, desto schlimmer wurde der Gestank. Insgeheim hoffend dass der Grund für diesen Geruch nicht das war was er vermutete.

Die Hoffnung starb im nächsten Augenblick. Es kam noch schlimmer.

Aus der Finsternis heraus stürzte sich abrupt etwas auf den Jäger und riss ihn zu Boden.

Ein schriller Schrei schmerzte in des Elfen Ohren und ein enormes Gewicht lag auf ihm.

Matte dunkelrote Augen blickten auf ihn nieder. Knapp unter ihnen begann sich ein großes Maul zu öffnen. Zwischen den krummen Zähnen sickerte zäher Speichel hinaus. Wieder erklang dieser schrille Schrei aus dem Rachen der Bestie. Riesige Hände, bewährt mit vier großen Fingern pressten sich auf seinen Brustkorb. Der starke Gestank raubte Laturidas fast die Möglichkeit zu atmen.

Nachdem das Wesen den Kopf weit in den Nacken geworfen hatte, wollte es seine Zähne mit Wucht in den zappelnden Leib rammen, doch ein Pfeil traf ihn mitten in die Brust.

Der Aufprall war so stark, dass das Monster von dem Elfen hinunter gerissen wurde und heulend aufschrie.

Fisk sprang die Treppe in den Keller hinunter und umfasste den Griff seines Schwertes, welches über seine rechte Schulter ragte.

Anmutig wie eine Katze kam Laturidas wieder auf die Beine und zog blitzschnell seine Dolche. Mit den Klingen voran sprang er auf das sich aufrappelnde Monstrum und stieß zu.

Die lederne Haut war so fest und nahezu undurchdringlich dass die Klingen sie erst durchstießen als Laturidas sie in schneller Folge mehrmals auf die gleiche Stelle niedergehen ließ.

Etwas schleimiges spritzte ihm entgegen. Einer der langen Arme fegte den Elfen beiseite.

Unter lautem Heulen stemmte sich das stinkende Wesen wieder in die Höhe und betastete seine Wunde im Brustkorb. Voller Zorn ging es wieder auf den Elfen los, doch dieses Mal sollte es ihm nicht gelingen.

Ein mächtiger Hieb mit dem Schwert trennte dem Untier seinen muskulösen Hals von den Schultern.

„Was willst du hier?“ Schimpfte der Elf.

„Gern geschehen.“ Erwiderte Fisk und betrachtete das am Boden liegende Wesen. Für ihn war es kein Problem all die Details zu erkennen, er hatte den Trank der Nachtsicht bereits früher als sein Ordensbruder eingenommen.

Der sonst eher dünne Leib war mit einem breiten Kreuz versehen und muskulösen, langen Armen womit es sich beim Gehen auf den Fingerknöcheln abstützen konnte. Kahl war der Schädel, Herberge für ein hässliches Gesicht. Der Jäger wusste sofort was er vor sich hatte. Einen Ghul.

Nun war klar wieso niemals Leichen der verschwundenen Menschen gefunden worden waren, es hatte nichts mehr gegeben was man finden konnte da die Toten im Magen dieses Monsters verdaut wurden.

Da sein Magen dick und aufgebläht war, schloss Fisk darauf dass seine letzte Mahlzeit nicht sehr lange her gewesen sein konnte.

Laturidas klopfte sich den Schmutz von seiner Kleidung und warf nur einen flüchtigen Blick auf seinen Angreifer.

„Du Narr bist ihm geradewegs in die Falle gelaufen.“ Bemerkte Fisk und sorgte bei seinem Ordensbruder damit nicht gerade für gute Stimmung. „Ich sagte dir, wir warten bis zum Tag. Nun weiß er dass wir hier sind.“

Hastig steckte der Elf seine Dolche weg und ging der Aufgabe nach als wäre er nie gestört worden.

In der Ecke wo der Ghul gelauert hatte, gab es tatsächlich einen schmalen Durchbruch in der Wand.

Laturidas musste sich wegen seiner Größe ducken und schob sich langsam in unbequemer Haltung durch den schmalen Gang.

Der Geruch von Moder und Stock lag in der Luft. Feucht und glitschig waren die glatten Wände aus Stein. Hinter ihm erklangen Schritte. Natürlich würde Fisk ihm folgen, natürlich würden sie sich weiter die Nerven rauben, natürlich wusste Laturidas es hinnehmen zu müssen.

Sollte Fisk ihn beim Orden verpetzen, war all die Mühe umsonst gewesen. Wenn er ihn doch nur noch ein wenig mehr auf Abstand hätte halten können. Diesen kleinen Menschen, der es in dem schmalen Gang deutlich bequemer hatte und den Kopf nur leicht einziehen musste.

Am Ende des Tunnels gelangten sie an eine Öffnung in der Decke, welche durch eine Geheimtür verdeckt war. Vorsichtig drückte Laturidas die Dielen in die Höhe. Trotz des Trankes erkannte er nichts.

Rasch wurde klar wieso, die Tür war durch einen Teppich verdeckt worden. Stück für Stück zerrte der Elf an dem Stoff bis er letztlich den Blick in das Innere des Hauses offenbarte.

Die Magie des Trankes erlaubte es keine Farben zu erkennen, aber hell und dunkel waren durch deutliche Kontraste zu unterscheiden. Jede Form war klar. Der massive Holzschrank neben der Tür, der verrottende Sessel mit verschnörkelten Ranken auf den Polstern und der kleine Beistelltisch auf dem noch immer ein Stapel verstaubter Bücher lag.

Die meisten Fenster waren durch die Fensterläden verschlossen und ließen nicht einmal den kleinsten Strahl des Mondlichts hinein.

Vier Türen führten aus dem großen Raum. Überall standen Bücherregale. An einer Wand war sogar ein riesiger Kamin platziert.

Ganz langsam öffnete Laturidas die Geheimtür und kletterte aus dem Loch hinaus. Vorsichtig schlich er einige Schritte voraus.

Ohne dem Beispiel seines Vorgängers zu folgen, kraxelte auch Fisk aus dem Loch, rumpelnd und polternd.

Mit wutverzerrter Miene wandte sich der Elf zu ihm herum. Fisk zuckte mit den Schultern.

„Da du blindlings in die Falle getappt bist und wir dadurch einem schreienden und plärrendem Ghul begegnet sind, müssen wir uns an dieser Stelle nicht bemühen leise zu sein. Er weiß dass wir hier sind.“

„Falle?! Das war einfach Pech gepaart mit Zufall du Narr.“ Zischte Laturidas und richtete sich zu voller Größe auf. Um zwei Köpfe überragte er den Menschen, doch dieser ließ sich davon nicht im Geringsten einschüchtern.

„Der Ghul ist mit dem breiten Kreuz sicher nicht durch den Gang gekrochen. Also kann er nur durch die Außentür dort unten hinein gelangt sein. Da sein Magen voll war, saß er dort unten noch nicht lange fest. Die Tür war mit einem Schloss gesichert dass so aussehen sollte als wäre es schon ewig nicht mehr geöffnet worden um einen Eindringling unvorsichtig werden zu lassen. Zufrieden oder soll ich noch weiter machen?“

Die Worte des Menschen brachten Laturidas Blut zum kochen. Zwei lange Schritte und er hatte seinen Ordensbruder erreicht. Wenn es auch gegen seine Natur und Manieren verstieß, spielte der Elf mit dem Gedanken seinem Gegenüber einige Zähen heraus zu schlagen.

Bevor aber auch nur eine Beschimpfung seine Lippen verlassen konnte, erregte etwas im Türrahmen seine Aufmerksamkeit. Eine kleine Silhouette, vermutlich ein Kind, stand dort und beobachtete sie.

Bevor sich Details formen konnten, rannte das kleine Etwas blitzschnell fort.

Auch Fisk vernahm die kleinen Schritte und drehte sich herum.

„Was war dort?“

„Ein Kind.“ Noch immer starrte Laturidas mit großen Augen auf den Türrahmen. Neben ihm fluchte der Mensch leise.

„Verdammt... dieses Stück Scheiße hat tatsächlich ein Kind zu Seinesgleichen gemacht? Dafür werde ich ihm die Haut in Streifen abziehen.“

Beide Jäger eilten zu der offenen Tür. Fisk zog seine Armbrust und hielt sie bereit. Vorsichtig lehnte er sich in den nächsten Raum und blickte in einen leeren Flur an dessen Ende eine Treppe hinauf in die erste Etage führte.

Eine Fensterscheibe war zerborsten und ließ kühle Luft hinein. An den Wänden hingen zwei Gemälde, welche von der Witterung bis zur Unkenntlichkeit zerfressen waren. Unter den vorsichtigen Schritten der Jäger ächzten leise die Dielen.

An den Stufen der Treppe angekommen, verlief der Flur zu dessen linker Seite weiter. Etwas schaute durch eine geöffnete Tür hindurch zu den Eindringlingen. Die Gestalt war klein, zerzaustes Haar stand vom Kopf ab, aber es war zu weit weg als dass die Dunkelheit das Gesicht offenbaren konnte.

Ganz leise erklang eine weinerliche Stimme. „Verschwindet von hier! Niemand soll mir mehr weh tun!“ Rasch zog es sich in den Raum zurück, ein Schniefen war noch zu hören. Gerade als sie dem Flur folgen wollten, erschallte von oben ein leises Poltern. Stille, und dann eilige Schritte, ein heller erstickter Schrei und das zuschlagen einer Tür. Wieder Stille.

Die Nebeljäger tauschten einen finsteren Blick aus. Laturidas reckte das Kinn nach oben und flüsterte. „Du gehst dem Kind nach, ich sehe mich oben um.“

Fisk schüttelte heftig den Kopf. „Er will uns trennen! Genau das sollten wir nicht tun.“

„Wenn nicht? Wenn hier wirklich noch Gefangene sind und wir ihr Leben retten können?“

Aus dem Raum im Erdgeschoss erklang ein spitzer Schrei, gefolgt von einem dunklen Grollen wie es im Keller schon erklungen war.

Wütend bleckte Fisk die Zähne, warf dem Elfen einen letzten finsteren Blick zu und eilte den Flur entlang. Der Zurückgelassene zog seine Dolche und erklomm langsam die Treppe.
 

Fisk rauschte um die Ecke, die Armbrust im Anschlag. Vor ihm lag die Küche des Anwesens, zwei große Öfen standen ihm gegenüber, rechts davon hatte ihm eine große Gestalt den Rücken zugewandt.

Vor dem Ghul hatte sich das kleine Etwas in eine enge Nische zwischen zwei Schränke gequetscht und stieß abermals einen Schrei aus als das Wesen einen der Schränke mit einem kraftvollen Stoß seiner muskulösen Arme beiseite schleuderte.

Feinste Porzellanteller fielen heraus und machten beim Zerspringen einen Lärm der Tote hätte wecken können.

Der zweite Arm wurde in die Höhe gerissen um seine Beute zu zerschmettern als ihn etwas schmerzhaft in den Nacken traf.

Unter einem lauten, wütendem Schrei wirbelte der Ghul zurück und blickte aus schwarzen Höhlen dem Jäger entgegen. Nur ein Teil der Pfeilspitze war in die dicke, blasse Haut des Monstrums eingedrungen. Im Keller hatte Fisk dem Pfeil Magie beigemischt um ihm mehr Kraft zu verleihen, aber seine innere Stimme riet ihm diese zu schonen.

Ghule konnte Fisk auf den Tod nicht leiden. Neben dem entsetzlichen Gestank der Verwesung den sie abgaben waren sie zwar langsame, aber zähe Gegner denen man meist nur im Nahkampf begegnen konnte. Zudem waren sie in seiner persönlichen Liste der Wesen, welche die Unterwelt hervor brachte, ganz oben auf wenn es um die hässlichste Erscheinung ging.

Ihre hellgraue Haut war von schwarzen Flecken überzogen, hier und dort ragten kleine Büschel von fünf, sechs Haaren aus seinem Schädel. Gelbe Zähne drangen aus dem breiten Maul.

Leise schoss ein zweiter Pfeil durch die Luft und traf das Wesen genau zwischen die Augen. Töten würde es den Gegner nicht, das kleine Hirn war hinter einer Schädeldecke aus Stein verborgen, aber genau dort lag das Gleichgewichtsorgan.

Wütend stampfte der Ghul auf, die Balken des Hauses bebten und zitterten. Dann schlug es mit seinen riesigen Händen auf und stürmte dem Jäger entgegen.

Fisk zog das Schwert aus der Scheide, begleitet von einem leisen Flüstern. Goldene Runen auf schwarzem Stahl leuchteten auf. In diesem Kampf durften keine Fehler geschehen. Selbst ein Kratzer von den spitzen Nägeln des Ghuls konnten Tage später eine tödliche Infektion herbeirufen.

Fisk sprintete seinem Gegner entgegen. Wie erhofft schwankte das Ungetüm leicht durch den Treffer auf der Stirn und schlug daneben. Im Rennen ließ sich Fisk nach hinten fallen und schlitterte zwischen den mageren Beinen des Ghuls hindurch. Hinein in das weiche Fleisch des Magens grub sich die scharfe Klinge. Abgebremst durch den Aufprall des Schwertes, stemmte sich Fisk sofort auf eines seiner Knie und machte einen Ausfallschritt nach vorn. Über seine Schulter hinweg zerrte er an der Klinge bis sie nachgab und ein platschendes Geräusch hinter ihm erklang.

Sich vor entsetzlichen Schmerzen krümmend, brüllte das hässliche Wesen auf und drehte sich herum. Verzweifelt versuchte es noch nach dem Jäger zu schlagen, dieser aber rollte sich über eine Schulter weiter fort um außer Reichweite zu gelangen.

Innereien und das schlagende Herz hingen dem Ghul aus dem aufgeschlitzten Bauch. Zähes Blut bildete unter ihm eine Lache und ließen das Wesen ausrutschen als es versuchte Fisk nachzukommen.

Ein lautes Donnern erklang als er zu Boden ging, kurz war ein Röcheln zu vernehmen dann war das Wesen aus der Unterwelt tot.

In der Nische kauerte noch immer das kleine Wesen und schluchzte.

Nur langsam kam Fisk wieder auf die Beine, das Kind im Blick. Es war keine Gestalt mehr von undurchdringlicher Schwärze. Nun erkannte er ein kleines Mädchen, vollkommen verschmutzt und mit zerzaustem Haar. Ihr Kleidchen war einst hell gewesen, aber nun voller Flecken.

Ihre Augen huschten in der Dunkelheit umher, weit aufgerissen denn im Gegensatz zum Jäger konnte sie kaum etwas erkennen.

„Wer bist du?“ Sprach Fisk leise, noch immer das Heft seines Schwertes mit beiden Händen umfasst.

„Elise.“ Flüsterte das Mädchen.

„Was machst du hier Elise?“

„Ich darf nicht mit Fremden reden hat meine Mama gesagt.“ Murrte sie leise.

Säße ihm wirklich ein Nachtschwärmer gegenüber, würde es Fisk merken. Erstrecht auf diese kurze Distanz. Wenn er auch unsicher war, ob da vor ihm in der Dunkelheit wirklich ein Kind hockte, deutete nichts auf das Gegenteil hin.

„Nun, da hat deine Mama nicht Unrecht. Aber ich habe dir gerade das Leben gerettet und würde schon gern wissen wen ich da vor mir habe.“

„Meinen Namen habe ich dir doch gesagt!“ Schimpfte Elise.

Fisk stöhnte leise, er mochte einfach keine Kinder, genau wegen derlei unsinnigen Diskussionen. Er erhob sich und schüttelte das Blut des Ghuls von seiner Klinge.

„Wenn du nett bist. Helfe ich dir hier raus.“

„Ich habe gesehen wie du durch den Boden gekommen bist, also kann ich da raus gehen und brauche dich nicht.“

Fisk verdrehte die Augen und wandte sich wortlos ab. Für solche Spielchen fehlte ihm die Zeit. Recht hatte sie, sollte sie doch allein in die Freiheit rennen.

„Warte.“ Flüsterte Elise. „Meine Mama ist noch hier. Ohne sie will ich nicht gehen.“

Der Waidmann blieb im Türrahmen stehen und betrachtete das Mädchen in der Dunkelheit.

„Sag mir was du hier gemacht hast, oder wie du her gekommen bist. Dann suche ich deine Mama.“

„Wir waren auf den Feldern und wollten Papa suchen, weil er nicht nach Hause gekommen war. Wir suchten bis die Nacht kam. Als wir gerade nach Hause gehen wollten, überfiel uns ein Mann und es wurde ganz schwarz. Dann sind wir hier in einem Käfig aufgewacht. Meine Mama konnte ich nicht sehen, aber hören.“ Schluchzte Elise leise.

„Wie sah der Mann aus?“ Wollte Fisk wissen.

„Weiß nicht. Es war so dunkel.“

„Hat er irgendwem von euch beiden weh getan?“

„Mir nicht. Ich saß seit drei Tagen in dem Käfig bis ich ihn vorhin endlich öffnen konnte. Meine Mama habe ich seit gestern nicht mehr gehört.“ Zitternd kam das Mädchen auf die Beine.

Fisk kaute auf der Unterlippe herum. Alle Türen waren aus den Angeln gerissen, oder gar nicht mehr vorhanden. Hier konnte er sie nicht zurück lassen. Womöglich schlichen in diesem Anwesen noch mehr Ghule herum.

Fisk öffnete einen der unteren Schränke in der Küche und zog einen großen Kessel hinaus.

„Versteck dich hier und warte bis ich dich hole.“

„Nein! Ich lasse mich nicht wieder einsperren!“ Protestierte Elise energisch.

Stöhnend schloss Fisk die Augen. „Ich habe keine Zeit für so etwas. Du bist mir sonst nur im Weg. Hier drin kannst du dich verstecken. Ich beeil mich auch und suche dafür deine Mama.“

Schluchzend schüttelte das Kind den Kopf und trat ein paar Schritte vor, die Arme in der Dunkelheit ausgestreckt.

„Ich will hier nicht bleiben. Es stinkt.“

Fisk erhob sich und ging dem Mädchen entgegen. „Nun gut. Komm. Aber bleib zurück wenn ich es dir sage. Sei mir nicht im Weg.“

Das Mädchen schrak zusammen als der Fremde sie bei der Hand nahm.

„Du bist kein Mensch ja?“

„Doch bin ich.“

„Wieso kannst du dann so gut sehen? Ich sehe gar nichts außer Schatten.“ Wollte Elise wissen.

„Zauberei. Jetzt sei still, wir müssen leise sein.“ Murrte der Jäger und klemmte sich das Kind kurzerhand unter den Arm als er merkte dass er so nur langsam voran kommen würde. Sobald er eine Kammer oder ähnliches fand wo er das Kind sicher unterbringen konnte, war er sie fürs erste los. Zumindest schien sie resolut zu sein und weinte nicht, was die ganze Sache für ihn angenehmer machte.
 

Laturidas fand sich im ersten Stock in einem größeren Wohnraum wieder. Von unten drangen Schreie eines Ghuls heran. Damit würde sein Ordensbruder schon problemlos fertig werden.

Ihn interessierte vor allem der Nachtschwärmer. Würde er ihn beseitigen, würde das viele abgelehnte Aufträge wieder ausgleichen und ihm mächtig zugute kommen.

Inmitten des Wohnraumes waren alle Möbel fortgeschafft worden. Auf die blanken Dielen hatte man mit Kreide einige Zeichen gemalt. Dem Elfen genügte nur ein flüchtiger Blick um zu sehen dass hier dunkle Magie betrieben worden war.

Amateurhaft hatte jemand versucht Kontakt mit einer verstorbenen Seele aufzunehmen. Manche der Runen waren nicht korrekt gezeichnet worden, andere sogar spiegelverkehrt aufgemalt.

Wahrscheinlich waren hier Kinder am Werk gewesen die ein Buch in die Finger bekommen hatten, dass nicht in Kinderhände gehörte, denn der Kreis um die Runen herum war zwar mit Salz gezeichnet worden, aber mehr als unsauber. Am wichtigsten war auch den Kreis ohne Unterbrechungen zu zeichnen, dieser hier aber wimmelte nur so davon.

Diese Beschwörung war ins Leere gelaufen und wohl kaum ein Grund dafür wenn sich hier ein Wesen der Unterwelt festgesetzt hatte.

Seine langen Ohren zuckten als eine Tür zuschlug. Noch fester umfasste er die Griffe seiner Dolche. Hastig huschten seine Augen umher, doch nichts regte sich. Die Geräusche von unten waren ebenfalls verstummt.

Laturidas schlich weiter und steuerte eine verschlossene Tür am anderen Ende des Raumes an. Als er leicht gegen diese drückte, gab sie sofort nach und öffnete sich glücklicherweise ohne einen Laut von sich zu geben.

Als er in den Raum hinein spähte, erblickte der Jäger einen Sekretär auf dem noch einige Schreibutensilien verstreut lagen.

Vorsichtig drang er in den kleinen Raum ein. Papiere lagen zerstreut auf dem Boden und verrotteten langsam. Durch das offene Fenster war Regen eingedrungen, in dem Bücherregal an der Wand konnte er sogar ein altes Nest entdecken was sich ein Vogel einst gebaut haben musste.

Da sich in dem Raum nichts weiter von Bedeutung finden ließ, kehrte Laturidas in den Wohnraum zurück und erstarrte. Etwas war falsch.

Mit zusammen gekniffenen Augen blickte er sich um, dann erkannte er was nicht stimmte.

Inmitten des falsch gemalten Beschwörungskreises lag etwas auf dem Boden.

Beim langsamen Näherkommen ließ sich ein Vogel erkennen.

Nicht irgendein Vogel. Vor seinen Stiefelspitzen lag ein Goldschweiffalke. Weder hier in diesem Land, noch auf diesem Kontinent kamen diese sonst so prachtvollen Vögel vor.

Es gab sie nur in den Wäldern rund um Ithamea, Hauptstadt der Lichtelfen. Zwischen diesem Ort und dem Reich der Elfen lag eine monatelange Reise.

Der Kopf des Tieres war auf den Rücken gedreht und auch die Flügel standen in einem Winkel ab, den die Natur so nicht vorgesehen hatte. Schon vor langer Zeit musste der Tod über das stark verweste Tier gekommen sein, doch noch immer waren die Spitzen seiner langen Schwanzfedern golden.

Laturidas rümpfte die Nase und wanderte mit seinem Blick ganz genau jeden Winkel des Raumes ab, überall lag eine feine Schicht aus Staub. Lediglich an einem schmalen Pfad zerstört von seinen eigenen Fußspuren.

Langsam auf den Fußspitzen schleichend näherte er sich der letzten Tür.

Leise knarzend zog er sie auf und spähte hinein. Weit konnte der Nachtschwärmer nicht mehr sein, denn alle Fenster in diesem Raum hatte man mit Vorhängen zugezogen, um sich vor dem Licht des Tages zu schützen. Sonnenlicht verbrannte einen Nachtschwärmer zu Asche.

Ein süßlicher Gestank raubte Laturidas den Atem, der ihm mehr als vertraut war.

Beide Dolche fest in der Hand drang er in den Raum ein.

Kaum dass seine Sohle die Schwelle übertreten hatte, schlug die Tür hinter ihm mit einem lauten Knall zu.

Unter einem nicht vorhandenen Wind bäumten sich die Vorgänge einer nach dem anderen auf und sanken anschließend zu Boden.

Durch Ritze in den Brettern, die man vor den Fenstern angebracht hatte, drang das Licht der Monde herein und offenbarte dem Elfen einen Anblick der ihm den Atem raubte.

Wieder befand er sich im selben Raum wie zuvor, denn am Ende ihm gegenüber konnte er durch die geöffnete Tür den Sekretär mit den Schreibutensilien ausmachen.

Dieses Mal aber lag kein toter Vogel inmitten des falsch gezeichneten Bannkreises. Die Ursache für den vorherrschenden Gestank war eine stark verweste Leiche.

Helles Mondlicht beschien den kleinen Leib. Allein anhand des verrotteten Stoffes erkannte Laturidas dass es sich um ein Mädchen gehandelt haben musste.

Der Elf griff nach der Tür hinter sich, tastete nach dem Knauf, doch seine Finger fuhren nur über blanke Bretter. Sie war nicht mehr da.

Mit gestrafftem Rücken trat er näher an den Leichnam heran.

Ihre Beine waren an den Knöcheln zusammen geschnürt, ihre Arme lagen zu beiden Seiten ausgestreckt. Leere Augenhöhlen starrten an die Decke.

Maden tummelten sich auf ihr, störten sich nicht an dem dörren Fleisch ihrer Mahlzeit.

Genau betrachtete der Elf die gemalten Runen. Mit einem Satz des Herzens musste er feststellen dass sie dieses Mal richtig gezeichnet waren. Doch der Kreis um all die Zeichen war noch immer nicht ohne Unterbrechungen gemalt und machte somit die Formel unwirksam.

Angewidert riss er sich von dem Anblick los und steuerte die einzige Tür in dem Raum an. Selbe, durch die er diesen Ort erst betreten hatte, im Raum davor.

Die Klinke ließ sich zwar runter drücken, doch die Tür war dieses Mal verschlossen.

Hinter ihm ertönte ein Geräusch dass ihm die Nackenhaare zu Berge stehen ließ.

Als würden Krallen über Schiefer kratzen.

Langsam sah Laturidas über seine Schulter und starrte auf das Kind. Es hockte inmitten des Bannkreises und zog mit einem kleinen Stück Kreide den Kreis nach.

Mit langen Schritten ging der Elf auf die Tote zu, ihr langes Haar verdeckte Gesicht und Schultern. Durch die Luft wirbelten seine Dolche und würden sie erreichen bevor der Kreis fertig gezeichnet war.

Wie sehr er sich irrte.

Unter einem ekelhaften Knacken riss das Kind den Kopf herum, unter dem Haar klappte ihr Kiefer auf. Was erklang war eine dunkle Stimme die nicht dieser Welt entspringen konnte.

„Du zuerst!“

Ein Windstoß donnerte heftig gegen den großen Elfen und riss ihn von den Füßen.
 

Fisk konnte das Donnern unter seinen Stiefelsohlen spüren als sei etwas schweres umgestürzt. Sofort erstarrte er und drückte das Kind hinter sich. Zwei Stufen noch fehlten ihm um das erste Geschoss erklommen zu haben.

Wartend lauschte er in die Stille hinein. Nichts.

„War sicher nur der Wind. Viele Fenster sind kaputt.“ Flüsterte das kleine Mädchen leise um ihn zu beruhigen. Ihre kleinen Fäuste gruben sich in seinen Mantel und zitterten.

Schweigend ging Fisk weiter, eine Hand immer am Knauf seines Schwertes dass auf seinem Rücken nur darauf wartete frei gelassen zu werden.

Wie sein Ordensbruder betrat er den Raum mit dem toten Vogel auf dem Boden. Nachdenklich kniff er die Augen zusammen und betrachtete das stumpfe Gefieder. Diese Art war ihm nicht bekannt.

„Igitt!“ Schrie das kleine Mädchen auf und zerrte an seinem Umhang. „Lasst uns doch gehen! Bitte, bitte!“

„Ruhe jetzt.“ Befahl Fisk harsch und das Kind gehorchte wimmernd.

Langsamen Schrittes durchquerte er den Raum um in das Zimmer mit den vermoderten Schreibutensilien zu treten. Etwas hielt ihn davon ab. Ein Vibrieren auf seinem Rücken. An sein Ohr drang ein Flattern.

In aller Ruhe drehte er sich herum, der Leib des Mädchens war vor Schrecken erstarrt.

Der tote Vogel hatte sich aufgesetzt und betrachtete die Beiden aus seinen matten Augen. Ruckartig warf er den Kopf von Rechts nach Links.

Ein dunkles Krächzen rief er dem Jäger entgegen und zitterte mit den zerzausten Flügeln.

Nur ein klein wenig gewann das Schwert auf Fisks Rücken an Freiheit als abermals das Krächzen erklang und sich veränderte.

„Es wird dir nichts nützen Jäger. Ihr seid verloren. Euer Hochmut lockte Euch in mein Haus. In Euer Grab. Lange noch werde ich das Fleisch von Euren Knochen nagen können bis sie weiß sind.“

Greinte der kleine Vogel und gackerte anschließend als würde er lachen.

Fisk zog die Nase kraus und entließ sein Schwert gänzlich in die Freiheit. Leere Drohungen hatten noch nie Wirkung auf ihn gezeigt.

Schnell wie der Blitz schoss der Nebeljäger vor und ließ die dunkle Klinge mit den goldenen Runen durch die Luft sausen.

Unbeirrt blieb der Vogel sitzen. Das Schwert zerteilte den kleinen Leib und eine Explosion von Federn schoss durch die Luft.

Sich hin und her wiegend segelten die kleinen Federn zu Boden. Sie waren stumpf und klebten zusammen.

Der Körper des Vogels war zerschmettert und sein Kopf lag schlaff auf einer Seite. Plötzlich fing er wieder an zu gackern. „Ich sagte doch bereits, es wird dir nichts nutzen. Ihr seid mein Spielzeug bis ich eurer müde werde.“

Wütend zerschmetterte Fisk den Kopf mit dem Stiefel.

„Wo bist du, du blutsaugendes Scheusal? Zeig dich und kämpfe fair gegen mich!“

Nichts mehr. Stille war das was blieb.

„Ich habe Angst.“ Weinte das kleine Mädchen.

„Deshalb sagte ich dir auch dass du dich unten verstecken sollst. Mir fehlt es an Nerven und an Zeit sich um eine heulende Rotznase zu kümmern.“ Fisk nahm das Kind bei der Hand und zerrte es hinter sich her. Es musste laufen um mit seinem Schritt mitzuhalten.

Um das Mädchen nun doch vorübergehend in den Schrank zu sperren, wo es sicher war, bis er die Sache hier erledigt hatte, fehlte ihm noch immer die passende Möglichkeit.

Die kleinen Finger wurden seiner Hand entrissen. Als Fisk sich auf dem Absatz herum drehte stand das kleine Mädchen am anderen Ende des Raumes. Die Augen vor Schreck aufgerissen zitterte es am ganzen Leib.

Knarrend öffnete sich die Tür zu ihrer Linken.

Fisk rannte los, zeitgleich riss etwas unsichtbares das Mädchen von den Füßen und schleuderte es durch die Luft. Ihr Schrei erstarb als sie durch die offene Tür flog, welche sich auch sogleich hinter ihr mit einem lauten Knall schloss.

Heftig zerrte der Jäger an dem Knauf der Tür, riss sie fast aus den Angeln, öffnen aber wollte sie sich nicht.

Fluchend trat er einen Schritt zurück und trat mit aller Kraft gegen das morsche Holz. Einige Splitter flogen davon, mehr aber auch nicht.

Wieder griff er nach seinem Schwert. Ein Klicken brachte ihn dazu in der Bewegung inne zu halten.

Einladend öffnete sich die Tür einen Spalt weit und beschloss ihm Einlass zu gewähren.

Fisks Nasenflügel bebte während er die Tür mit den Fuß weiter aufdrückte.

Dahinter erwartete ihn ein Raum, der exakt so aussah wie jener, in dem er sich befand.

Inmitten des Raumes lag Elise auf dem Rücken und rührte sich nicht.

Ganz langsam übertrat er die Schwelle.

Fisk bemerkte dass sie in einem Kreis lag. Während er versuchte die Runen zu lesen, schlug die Tür hinter ihm mit lautem Knall zu.

Das Vibrieren seines Schwertes wurde stärker. Plötzlich zuckte der Körper des kleinen Mädchens zusammen. Stöhnend schlug sie ihre Augen auf und rieb sich den schmerzenden Kopf.

„Elise! Bleib liegen. Rühr dich nicht.“ Sprach Fisk beruhigend.

In einer Ecke regte sich ein Schatten.

„Ich kann nichts sehen!“ Jammerte Elise und kauerte sich mit umschlungenen Knien zusammen.

Der Schatten erhob sich. Fisk erkannte die Gestalt einer Frau. Das lange Kleid hing nur noch in Fetzen von ihrem dürren Leib. Das Haar stand ihr wild vom Kopf ab.

Als sie das Gesicht hob, starrten dem Nebeljäger zwei rotglühende Augenhöhlen an. „Elise?“ Sprach sie leise.

„Mama?“ Ruckartig riss das Kind den Kopf in die Höhe und erhob sich auf die zitternden Beine.

Ein Grinsen breitete sich auf dem Gesicht der Mutter aus. Im Gegensatz zu dem Kind konnte Fisk das Boshafte darin erkennen.

„Bleib unten! Das ist nicht deine Mutter.“

„Aber ich erkenne doch ihre Stimme.“ Jammerte die Kleine leise und streckte ihre Hände in der Dunkelheit aus von wo sie die vertraute Stimme her vernommen hatte.

Fisk eilte an Elise vorbei und stellte sich zwischen Mutter und Kind.

Taumelnd machte die Tote kleine Schritte und ging den beiden entgegen.

„Einen Nutzen gebe ich dir. Sag mir wo der Nachtschwärmer ist.“ Knurrte Fisk

Die Tote blieb stehen, ihr Körper schüttelte sich, dünne Fäden Blut tropften von ihren Lippen.

„Tu meiner Mama nichts!“ Greinte Elise hinter ihm.

Wie das leise Flüstern des Windes drangen Worte an sein Ohr, wenn sie auch nicht sprach, musste die Stimme der Mutter gehören.

„Alles was hier auf dich wartet ist der Tod Nebeljäger. Du bist zu mir gekommen wie ich es wollte. Er wird mich reich entlohnen wenn ich ihm deinen Kopf vor die Füße lege.“

Fisks Finger umklammerten das Heft seines Schwertes noch fester.

„Von wem sprichst du?“

Seine Antwort war ein Gackern. Die Tote legte den Kopf weit in den Nacken und lachte sich förmlich die Kehle aus dem Leib.

Mit einem Schlag verstummte das Gelächter. Ihr Kopf rollte über eine Schulter nach vorn.

„Elise, mein liebes Kind. Komm zu mir. Komm. Komm in meine Arme. Ich habe dich so vermisst.“

Fisk bleckte die Zähne, für derlei Spielchen hatte ihm schon immer die Geduld gefehlt. Bevor das Kind auch nur einen Schritt machen konnte, rannte er nach vorn und holte mit seinem Schwert weit aus.

Überrascht riss die Mutter die Augen auf und schrie aus voller Kehle das ihm die Ohren schmerzten.

Der Waidmann holte aus um den dürren Leib in der Mitte zu zerteilen, geschmeidig wie eine Katze duckte sie sich unter dem Angriff weg und wich dabei ein Stück zurück.

Wieder schrie sie ihn an und krümmte ihre Finger zu Klauen. Fisk nutzte seinen Schwung, drehte sich einmal um sich selbst und setzte mit einem zweiten Hieb nach. Vor dem Gesicht kreuzte Elises Mutter ihre Arme um sich zu schützen. Für den Bruchteil einer Sekunde musste Fisk innerlich lachen über ihren plumpen Versuch. Im nächsten Moment war die Belustigung Schrecken gewichen.

Kleine Funken entstanden als sein Stahl auf ihre Haut traf. Zitternd vor Anstrengung hielt sie ihre Arme hoch um sich dem Druck seiner Klinge entgegen zu stellen.

Der Waidmann wusste nicht wie das möglich war. Weder ein Geist noch ein Untoter wäre dazu in der Lage.

Heftig riss sie ihre Arme zur Seite und entging so seiner scharfen Schneide direkt vor ihrem Gesicht. Flink machte sie einen Satz fort von ihm und raste los. Direkt auf Elise zu.

„Verdammt!“ Brüllte Fisk und setzte der Toten nach. Nur wenige Schritte trennten ihn von ihren Fersen, doch er wusste es würde ihm auf die kurze Distanz nicht gelingen das Kind vor ihr zu erreichen.

Der Waidmann riss seine linke Hand nach vorn, um seine Finger bildete sich ein schwaches, violettes Leuchten. Ein unsichtbarer Stoß riss die Frau von ihren Füßen und ließ sie wenige Zentimeter über dem Kind durch die Luft sausen.

Begleitet von einem lauten Krachen donnerte sie gegen die breite Fensterfront. Hinter den Brettern konnte man Glas splittern hören.

Schnaufend kämpfte sie sich auf die Beine, Fisk aber war bereits bei ihr und ließ die schwarze Klinge mit den goldenen Runen auf sie hinab sausen.

Schnell und geschickt formte sie einige Zeichen mit den Fingern und richtete die Handinnenflächen anschließend auf den Jäger. Fisk erstarrte mit einem Schlag und war nicht mal mehr in der Lage auch nur seinen kleinen Finger zu bewegen.

Er kämpfte gegen ihren Zauber an, seine Zähne knirschten so fest presste er seine Kiefer aufeinander. Was hatte von ihr Besitz ergriffen dass sie in der Lage war solch einen Zauber zu formen? Ihn zu bannen war weit mehr als ein Taschenspielertrick.

Auch ihr Gesicht war vor Wut verzerrt. Plötzlich aber verformte es sich und nahm ganz andere Züge an. Das Kinn wurde breiter, die Augen schmaler. Ihr Haar wuchs ebenfalls wie ihre Ohren in die Länge.

Der Waidmann traute seinen Augen kaum als die tote Mutter des Kindes vor seine Augen zu Laturidas wurde. Seinem ungeliebten Ordensbruder.

„Komm endlich zu dir du Narr! Ich bin es!“ Brüllte der Elf dessen eigentlich hellbraune Augen violett leuchteten.

Die Umgebung begann zu flimmern und hinter Fisk erklang ein dunkles Kichern. Eine krächzende Stimme, nicht von dieser Welt säuselte ihm zu.

„Wie schade aber auch. Meine Hoffnung war dass ihr beiden euch gegenseitig zerfleischt. Oh wie hätte ich das genossen! Ihr Spielverderber.“

Fisk versuchte den Kopf zur Seite zu drehen, doch selbst das war unter Laturidas Zauber nicht möglich.

„Lass mich gehen Elf!“ Befahl er und endlich löste sich der Zauber.

Des Elfen Augen nahmen wieder ihre normale Farbe an während Fisk sich langsam zu Elise herum drehte. Es war nicht mehr das kleine Mädchen von zuvor was ihn begleitet hatte, viel mehr war es das was von dem Kind übrig war nachdem der Tod sie vor einer Weile mit seinen eisigen Händen berührt hatte.

Ihre vertrocknete Haut klebte eng am Knochen, das Grinsen legte eine Reihe schmutziger Zähne frei, umgeben von faulig schwarzem Zahnfleisch.

Leere Höhlen, dort wo einst ihre Augen gewesen waren, starrten ihn boshaft an. Zitternd erhob sie sich auf die dürren Beine und deutete in seine Richtung.

„Ihr werdet den Morgen nicht mehr erleben. All das nur weil ihr Beide an eurem Egoismus festhaltet. Jeder will besser sein, sich mehr Jahre verdienen und dem anderen nicht einen Tag gönnen.

Nun habt ihr noch mehr der wertvollen Zeit verloren. Dämliche Narren die ihr seid.“ Krächzte sie.

Laturidas kämpfte sich wieder auf die Beine und raunte leise. „Gut informiert das kleine Miststück.“

„Ein wenig zu gut für einen einfachen Geist.“ Erwiderte Fisk missmutig.

Einen Schritt trat der Elf vor und hielt seine beiden Dolche weiterhin griffbereit in der Hand.

„Wo ist der Nachtschwärmer?“

Statt einer Antwort, warum auch sollte sie zwei todgeweihten noch eine liefern, grinste Elise nur noch mehr. Mit einem Schlag aber verschwand das Grinsen aus ihren Zügen und sie riss weit den Mund auf.

Aus ihrer Kehle drang ein lauter Schrei der Fisk dazu zwang sich die Ohren zu zuhalten. Laturidas, im Besitz eines noch sehr viel besseren Gehörs, sank auf die Knie und krümmte sich vor Schmerz. Ihm war als jagte man ihm eine Klinge durch den Schädel.

Elise breitete die Arme zu beiden Seiten aus und schwebte einige Meter über dem Boden. Ihre Beine lösten sich in dunklen, violetten Rauch auf der so dicht war dass man glauben könnte er sei schwarz.

„Eine Banshee!“ Brüllte Laturidas, noch immer die Ohren zuhaltend.

Der Schrei verhallte, dafür begann der Boden wie wild zu rütteln.

Inmitten des Kreises den das tote Mädchen gezeichnet hatte, begann die Luft zu flirren.

Zischend gingen die Zeichnungen in Flammen auf und lodernde Hitze schlug den Nebeljägern entgegen.

Elise kreischte abermals auf und jagte durch den Raum. Schnell wie ein Blitz raste sie auf die beiden Männer zu. Ihre langen Krallen nach vorn gestreckt um sie in das zarte Menschenfleisch zu graben.

Laturidas schwankte als er aufsprang, noch immer die Hände auf die Ohren gepresst. So schnell hätte er niemals seine Hände erneut um seine Dolche schlingen können wie die Tote auf ihn zuraste.

Dafür sauste eine andere silberne Klinge durch die Luft und zwang die Banshee dazu von ihrem Kurs abzuweichen.

Ihr Schrei raubte Fisk schier alle Besinnung und neben ihm ging der Elf erneut auf die Knie und stieß selbst einen Klagelaut aus.

Immer mehr Funken stoben auseinander und brachten das Feuer dazu, sich rasch auszubreiten. Der Waidmann wusste, würden sie sich noch länger von der Banshee in Schach halten lassen, würden sie hier drin als ein Haufen Asche enden.

Mit langen Schritten sprintete Fisk auf Elise zu, doch es gelang ihr auszuweichen.

Gegen alle Vernunft und Elises Erwartungen, folgte ihr der Waidmann inmitten der Flammen. Das letzte was sie sah waren die goldenen Runen auf dem schwarzen Teil seines Schwertes und die tanzenden Flammen die sich in den Augen des Menschen widerspiegelten.

Fisk spürte nur einen leichten Widerstand als er den dürren Leib zerteilte. Ihr greller Schrei verebbte rasch, hinterließ dennoch ein lautes Pfeifen in seinen Ohren.

Den Schwung seines Angriffes nutzend, machte er eine Drehung in der Luft und sprang aus dem Feuer hinaus das bereits an ihm leckte.

Wie der Boden unter ihm bereits nachgab bemerkte Fisk und rannte weiter.

Laturidas kniff die Augen zusammen als die Sicht durch den beißenden Rauch immer schlechter wurde.

Wie sein Ordensbruder riss er den schwarzen Schal hoch und bedeckte damit Mund und Nase.

Längst hatte das trockene Holz an den Wänden ebenfalls Feuer gefangen und das alte Herrenhaus würde bald vollends in Flammen stehen und verzehrt werden.

Fisk rannte ihm entgegen und deutete auf die Fenster hinter dem Elf.

Laturidas hechtete zu den Brettern und versuchte sie von den Fenstern zu reißen. Allerdings hatte jemand ganze Arbeit geleistet und sie mit dutzenden von Nägeln an die Rahmen genagelt.

Fluchend richtete er seinen Blick auf das Feuer. Beide Hände darauf richtend, schloss er die Augen.

Rasch begannen seine Hände zu zittern, Fisk hustete laut neben ihm. Aus den Flammen und fliegenden Funken formte sich ein Feuerball der im Nu die Größe eines Fasses angenommen hatte. Kraftvoll machte der Elf eine halbe Drehung und riss dabei die Arme in Richtung des Fensters als würde er einen schweren Gegenstand werfen.

Der lodernde Feuerball schoss durch das Zimmer und krachte gegen eines der Fenster. Splitter flogen durch die Luft, Glas zerbarst und das Haus erbebte.

Laturidas packte Fisk am Arm und rannte mit ihm auf das Loch zu was nun in der Wand klaffte.

Der Rauch versperrte ihnen die Sicht, wissend aber dass sie sich im ersten Stock befanden sprangen sie blind in die Tiefe.

In dieser Nacht stand das Glück für einen Moment an der Seite der beiden Nebeljäger. Unter ihnen befand sich lediglich ebener Boden den sie noch im rechten Augenblick einzuschätzen vermochten und sich abrollen konnten.

Über ihnen leckten Flammen in die Luft und das Herrenhaus ächzte unter dem Hunger des Feuers welches es rasch verschlang.

Röchelnd und hustend schnappten beide nach Luft und beeilten sich Distanz zu dem Haus zu gewinnen, bevor es einstürzte.

„Da drin befand sich sicherlich kein Nachtschwärmer. Wir sind schön in die Falle gelaufen die man uns gestellt hat.“ Der Vorwurf in Fisks Stimme war deutlich heraus zu hören.

Laturidas aber schenkte ihm keinerlei Beachtung denn im hohen Gras regte sich etwas.

Der Geruch von Tod und Fäulnis lag in der Luft. Mischte sich unter verbranntes Holz.

Ghule rannten aus allen Richtungen auf die beiden Waidmänner zu.

Fisk schob sich seinen Schal wieder über Mund und Nase während er mit der anderen Hand nach seinem Schwert griff.

Dieser Kampf war noch nicht gewonnen. Wer auch immer vorsah dass sie ihren Tod in den Flammen finden sollten, wollte sicher gehen dass ihr Schicksal besiegelt war, falls sie es doch schafften einen Weg hinaus in die Nacht zu finden.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück