Whitbeards jüngste Tochter von Runenmagierin (Ein kleines Kind auf der Moby Dick) ================================================================================ Kapitel 11: Am See ------------------ „Also,“, Thatch sah sich ein kleines bisschen gestresst um. Es gab tatsächlich einige Leute, die gar nichts gegen einen Abend Eislaufen an einem Zugefrorenen See hatten. Spätestens als Shatiel gefragt hatte was Eislaufen sei, und wie das ginge und Charlie ihr das erklärt hatte, war das kleine Mädchen nicht mehr zu halten gewesen. Sie wollte das unbedingt ausprobieren. Charlie hatte sich bereit erklärt mit ihr zu dem See gewesen. Nicole war sofort entschlossen die beiden zu begleiten, ihre Motivation war nicht hundertprozentig klar, aber eine Erwähnung von Pyrros Flirtversuch am Morgen sorgte dafür, dass einige andere aus der Crew entschieden, dass Nicole auf GAR KEINEN FALL ohne Begleitung zum Eislaufen gehen durfte. Die Kommandanten hatten einschreiten müssen, damit nicht am Ende alle Anwesenden Mitglieder der Crew am See auftauchen würden. Es war keine einfache Angelegenheit gewesen, da die Kommandanten selber unentschlossen gewesen waren, doch am Ende hatten sie sich geeinigt. Thatsch, Marco, Izou und Haruta begleiteten die Gruppe, die zum See gehen würde, einige andere hatten beschlossen gemeinsam in die Kneipe am Hafen zu gehen und wieder einige andere wollten an Bord bleiben, Liv zum Beispiel. „Auch wenn sich keiner prügelt, irgendwer wird sich schon lang machen und Medizinische Versorgung brauchen.“, hatte sie spitz erklärt. „Also,“, setzte Thatch nun wieder an, „ich glaube wir sollten los.“ „Was ist eigentlich glasiertes Obst?“, fragte Shatiel gerade treuherzig den ihr Nächststehenden. Sie hatte nicht so recht verstanden wie angespannt die Situation war, sie hatte verstanden das offensichtlich keiner Streit wollte, das hieß für Shatiels kindliches Verständnis, dass niemand einen der anderen angreifen würde. Von sich aus. Und damit war für sie auch alles entschärft. Wie tückisch das zusammentreffen zweier Piratencrew sein konnte, die sich auch als Gegner kannten, wie tückisch es sein konnte, wenn Alkohol ins Spiel kam und wie gefährlich ein Kampf beider Crew wäre, das wusste sie nicht. Und so sollte es erst einmal auch bleiben. So lange es keine Notwendigkeit gab ihr zu erklären wie gefährlich die Situation war, so lange wollte das auch keiner tun. Shatiel sollte den Abend genießen, Eislaufen lernen und Spaß haben, wie es sich für ein kleines Kind gehörte. „Na dann, auf geht’s!“, Charlie sprang enthusiastisch von Bord. Die meisten, allen voran das Nesthäckchen, folgten in ähnlicher Manier. Auch wenn die Situation angespannt war, hieß das ja nicht dass niemand das Beste draus machen konnte. Entsprechend gelockert, wenn auch nicht völlig gelöst, war die Stimmung der Piraten als sie das Westende des Dorfes erreichten. Tatsächlich sah es sehr einladend aus, Der See war erstaunlich Groß, so nah an der Küste, rund herum waren Lampen aufgestellt und Laternen aufgehängt worden, die warmes, goldenes Licht spendeten. Zwei große Feuer brannten, an einem war eine Bude aufgebaut worden, von er es süßlich duftete, wahrscheinlich gab es dort das glasierte Obst. Zwei weitere Buden gab es, deren Funktion nicht sofort zu erkennen war, in der einen gab es Glühwein, in der anderen herzhafte Snacks. Die Dorfgemeinschaft hatte für alles gesorgt. Ursprünglich auch nur für das Dorf, das sich Abends wohl des öfteren hier versammelte, zu einem großen Teil wenigstens. Es waren einige Kinder und Jugendliche auf dem See unterwegs und auch ein paar junge Erwachsene. Marco sah sich suchend um und entdeckte Serena ziemlich schnell. Sie stand an einer der Buden und unterhielt sich mit einem alten Mann. Bei ihr stand Jasson, und eine junge Frau, die Marco tatsächlich erst auf den zweiten Blick als Shila, eine weitere Mitstreiterin Serenas, erkannte. Von den anderen aus Serenas Crew sah er nicht auf Anhieb. Sie waren wohl unter den Dorfleuten, einige waren auch sicher nicht hier. Er brauchte es nicht zu hinterfragen, mit Sicherheit waren ein paar ihrer Leute im Dorf geblieben, um sicher zugehen das die Whitbeardpiraten sich auch der Abmachung entsprechend benahmen. Sie vertrauten ihnen gewiss so wenig, wie die Whitbeardpiraten ihnen vertrauten. „Wo geht es jetzt zum Eislaufen?“, fragte Shatiel ungeduldig. Sie zappelte ein wenig herum und wandte den Kopf in Richtung See. Bestimmt spürte sie die Menge dort. „Na komm, ich bring dich hin, und dann üben wir erst mal am Rand, das ist nämlich ein bisschen rutschig.“, bot Charlie ihr an und nahm sie bei der Hand. „Wieso rutschig, was heißt das?“, fragte Shatiel sofort. „Ähm...“, Charlie sah sich kurz hilfesuchend um, doch niemand schien bereit, oder in der Lage, auf die schnelle eine angemessene Erklärung zu geben. „Weißt du, das zeige ich dir am besten gleich.“, wandte sich Charlie wieder an Shatiel. „Ich komm mit.“, meinte Nicole auf einmal und nahm Shatiel andere Hand. „Hab ich irgendwas verpasst?“, wandte sich Haruta überrascht an Marco. „Nein, ich glaub nicht wirklich.“, gab dieser zurück und musterte die drei kritisch. Shatiel sprang fröhlich zwischen den beiden Älteren auf und ab und gab dem ganzen beinahe ein familiäres aussehen, wären Nicole und Charlie nicht beide erst Teenager gewesen. Marco schüttelte kurz den Kopf. „Charlie war offensichtlich sehr beeindruckt von Serena.“, stellte Klaus beiläufig fest. Er hatte die eine Bude inzwischen identifiziert, als mit herzhaften Snaks ausgestattet und wandte sich in dessen Richtung. „Nicht direkt eine Überraschung.“, meinte Izou und warf einen kurzen Blick auf die andere Kapitänin. Serena fing seinen Blick auf und nickte zur Begrüßung. „Nun, es sollte uns recht sein wenn Nicole meint sie muss Charlie im Auge behalten, dann kann er gleich ein Auge auf sie haben.“, fuhr Izou dann fort und deutete etwas abseits auf eine Felsformation am Seeufer, an der Pyrros saß, umringt von ein paar Kindern, denen er offensichtlich Abenteuergeschichten erzählte. „Ich sehe mich mal unauffällig um.“, schlug Haruta vor. „Tu das.“, stimmte Marco zu. „Mach dir nicht zu viele Gedanken, ich werd unsere Küken im Auge behalten.“, wandte Thatch sich an Marco, der ihm dankbar zu nickte. Die kleine Gruppe Whitbeardpiraten löste sich langsam auf und mischte sich unter die Dorfleute, die überraschend offen mit den Piraten umgingen. So wirklich überraschend war das wohl nicht, immerhin lebte eine berüchtigte Piratin unter ihnen. Es zerstreute Marcos sorgen nicht unbedingt, aber es erschien ihm doch ein positives Zeichen zu sein. Shatiel begriff sehr schnell was „rutschig“ bedeutete. Als Nicole und Charlie ihren verwirrten Gesichtsausdruck sahen, mit dem sie ihren ersten Sturz auf den Hintern quittierte, mussten sich beide alle Mühe geben um nicht zu lachen. Shatiels Ehrgeiz war mit diesem Sturz auf jeden Fall geweckt, sie stemmte sich, immer wieder wegrutschend, wieder hoch und versuchte vorsichtig einen Schritt zu machen. Es dauerte noch eine ganze weile, bis das kleine Mädchen einigermaßen über das Eis laufen konnte, ohne bei jedem zweiten Schritt auf den Hintern oder die Nase zu fallen, mutig begann sie sich nun auch von Charlie und Nicole zu entfernen. „Vorsicht“, Nicole war sofort wieder an Shatiels Seite, als sie schwankte, doch Shatiel befreite sich schnell wieder von ihr. Charlie, der mit etwas Abstand um die beiden Mädchen herum gefahren war, hielt vor beiden an. „Lass sie doch mal“, schlug er Nicole vor, „Sie macht das doch gut.“ Zweifelnd sah Nicole ihn an, ließ aber zu, dass Shatiel sich vorsichtig etwas von ihr entfernte und als sie nicht mehr in Hörweite war, nahm Charlie Nicoles Hand und zog sie mit sich. „Charlie! Was soll das?“, fragte sie leicht schockiert. „Nah was glaubst du?“ Er legte ihr Hand auf seiner Brust ab und fuhr langsam rückwärts – Nicole zog er dabei sanft mit sich. Nicole konzentrierte sich für einen Moment auf die Bewegungen ihrer Füße, bis ihr klar wurde was sie gerade tat. „Charlie die andern schauen schon. Was sollen sie denken?“ „Lass sie denken, was sie wollen. Vertrau mir einfach.“ Die brauen Augen von Nicole trafen auf die blau grünen ihres Gegenübers und auf einmal war die Anspannung, dass sie beobachtet wurden weg. Shatiel kniff die Lippen fest zusammen und schob vorsichtig einen Fuß vor den anderen. Sie achtete überhaupt nicht mehr auf die anderen. „Das läuft ja ganz hervorragend, Kleine“, Pyrros erschien lässig an Shatiels Seite. „Ich lerne“, erklärte sie ernsthaft. „Ach, ich dachte du könntest das schon, so gut wie du hier über das Eis spazierst“, lachte Pyrros freundlich – sie wandte ihm kritisch das Gesicht zu. „Machst du dich über mich lustig?“, fragte sie spitz. „Aber nein!“, wehrte Pyrros ab und lachte laut, „Ich meine das ernst, ich musste erst mal wesentlich älter werden als du, bis ich Eislaufen gelernt habe.“ „Warum das den?“, fragte Shatiel, passte nicht auf, rutschte mit dem Fuß weg und viel auf die Nase. „Mist“, murmelte sie und stemmte sich ein weiteres mal auf. „Oh“, murmelte Pyrros, „das sieht nicht so gut aus.“ „Was denn?“, fragte Shatiel sofort, „Blutet was? Das ist nicht gut – Marco macht sich sonst Sorgen!“ Besorgt sah sie zu Pyrros auf. „Deine Nase Blutet ein bisschen“, erklärte Pyrros und half ihr beim aufstehen, „Komm, da ist eine Bude, da sieht die keiner.“ Pyrros sah sich vorsichtig um. Thatch war gerade von Serena abgelenkt und bei der Bude stand seine Freundin Shila – die perfekte Verbündete für den Moment. „Hey Schatz“, rief er sie vorsichtig und schob Shatiel vor sich her, „das kleine Fräulein hat Probleme mit Nasenbluten.“, erklärte er schnell. „Hingefallen?“, fragte Shila sachte und setzte Shatiel au einen umgedrehten Korb neben der Bude. „Jupp“, gab Shatiel zu und ließ zu, dass Shila ihren Kopf erst in den Nacken legte, dann wieder nach vorne legte und ihr ein Tuch vor die Nase hielt. „Das haben wir gleich“, versprach Shila freundlich, „Das hört gleich von alleine auf.“ „Okay“, stimmte Shatiel ruhig zu, „Warum fühlst du dich an wie zwei Leute?“ „Häh?“, Pyrros sah einen Augenblick verwirrt auf auf seine Freundin und das kleine Mädchen herab – was meinte sie damit. „Das liegt daran, dass ich ein Baby bekomme“, erklärte Shila ruhig. „Woher weiß sie das?“, fragte Pyrros verwirrt, wurde aber von Shila und Shatiel ignorriert. „Wie du bekommst ein Baby?“, fragte Shatiel zurück. „Weißt du wo Babys herkommen?“, fragte Shila hingegen. „Nein“, gab Shatiel zu. „Babys wachsen im Bauch ihrer Mama, bis sie groß genug sind um in dieser Welt leben zu können“, erklärte Shila möglichst neutral. Sie nahm das Taschentuch von Shatiels Nase und stellte mit einem zufriedenen Nicken fest, dass das Nasenbluten aufgehört hatte. Als sie das Tuch wegstecken wollte, griff Pyrros schnell zu und steckte das Tuch ein. „Und wie ist das Baby in deinen Bauch gekommen?“, fragte Shatiel neugierig. „Dafür brauchte ich den Papa, wenn es eine Mama und einen Papa gibt und die beiden sich sehr lieb haben, dann kann es ein Baby geben“, erklärte Shila geduldig weiterer. „Und wer ist der Papa deines Babys?“, Shatiel ließ sich, wie fast immer, nicht aufhalten ihre Neugierde zu stillen. „Na, Pyrros hier“, Shila zupfte an Pyrros Ärmel. „Ich freu mich schon auf unsere Kleine“, Pyrros beugte sich zu Shila herunter und küsste sie auf die Stirn. „Es könnte auch ein Kleiner werden“, gab sie lachend zurück. „Na...ich bin sicher es wird ein Mädchen“, scherzte Pyrros. „Shatiel?“, Thatch erschien neben der Bude, sah sich einen Moment fahrig um und stürzte sich fast schon auf seinen Schützling, als er sie entdeckte, „Ist alles okay?“ „Ja“, Shatiel strahlte ihn an – kurz schien sie zu überlegen, was sie erzählen wollte – dann strahlte sie wieder, „Shila hat mir erklärt wie ihr Baby in ihren Bauch gekommen ist.“ Thatch entglitten kurz die Gesichtszüge. Nicole ließ sich sorglos von Charlie übers Eis führen. Sie drehten sich im Kreis, liefen mal rückwärts, mal vorwärts und mal seitlich. Selbst die Dorfbewohner, die auf dem Eis gelaufen waren, hielten an um sich das Paar an zu sehen. Nach einer letzten Drehung hielten die beiden an, lösten sich von einander und schauten sich noch eine Weile an, bevor... „Also so was will ich auch können.“ Shatiel strahlte zu den beiden auf und schlidderte, noch immer nicht ganz standfest auf sie zu. „Klar. Ich bringe es dir gern bei.“ Charlie sah Nicole noch mal an, bevor er sich – unter Thatch kritischen Blick – mit der kleinen an der Hand von Nicole entfernte. Marco kam langsam auf Nicole zu, das Mädchen begann sich unwohl zu fühlen, unter den stechenden Blicken ihrer Brüder – Thatch und Marco. „Alles klar?“, fragte Marco ernst. „Hä? Oh ja ja! Alles...huh alles super. Er war so toll.“, Nicole errötete und versuchte sich auf etwas anderes zu konzentrieren – als erstes fiel ihr Blick auf Charlie und Shatiel. Das Mädchen errötete noch tiefer. „Letztlich ist es deine Entscheidung – aber wähle vorsichtig“, ermahnte Marco sie. Nicole nickte artig. „Wer hätte das gedacht..“, murmelte Thatch und betrachtete Nicole und dann Charlie, „Da wollten wir Pyrros auf Abstand halten und stattdessen macht Charlie sich an sie ran.“ „Entweder er behandelt sie anständig, oder er verbrennt sich die Finger“, meinte Marco fast sachlich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)