Whitbeards jüngste Tochter von Runenmagierin (Ein kleines Kind auf der Moby Dick) ================================================================================ Kapitel 3: Versprochen ---------------------- „Ist das so richtig?“, fragte Shatiel begeistert und mischte die Karten vorsichtig weiter. „Ja, das machst du gut.“, lobt Thatch. Er hatte sich der Kleinen angenommen. Bis jetzt hielten sie es schon einen halben Tag miteinander aus. Anstelle ihres zerrissenen Kleides hatte eine der Frauen, von den Männern wusste niemand genau wer, ihr ein Top gegeben. Da das Kleidungsstück viel zu große Ärmellöcher hatte, waren die Träger einfach durchgeschnitten und auf ihren Schultern zusammen geknotet worden. So das sie jetzt aussah als trüge sie ein weißes Kleid. „Lass mal sehen.“, forderte Vista sie lachend auf und bewunderte ihre Mischkünste gebührend. Die ganze Crew hatte sich als erstaunlich Kinderafin herausgestellt. Shatiel freute sich sichtlich, dann drückte sie Thatch die Karten in die Hand und hüpfte neugierig über Deck. „Du~,“, sie zupfte Jouzo an der Hose damit er ihr zuhörte. Das war das andere was Shatiel machte, wenn sie sich nicht gerade von Thatch Kartentrick bei bringen ließ, die sie selbst nie würde anwenden können, sie befragte die Crewmitglieder die in der Nähe waren. Sie fragte alles. Von Namen, Alter, wie lange sie schon auf See waren, bis zu Lieblingsessen und Hobbys. „Du~, was macht ihr eigentlich auf dem Meer?“, fragte sie jetzt Jouzo und schaffte es durch hüpfen an den Rand der Reling zu kommen und sich hoch zu ziehen. Jouzu überlegte. Was sagte man jetzt einem Kind auf die Frage? „Nun, in erster Linie erleben wir Abenteuer.“, versuchte er es neutral. „Abenteuer? Du meinst so aufregende Sachen? Gefahren bestehen zusammen?“, fragte sie noch mal begeistert nach und stemmte sich mit den Armen hoch um herum zu wippen. „Genau.“, nickte Jouzo sofort, erleichtert das Shatiel so schnell und harmlos begriff. „Das klingt spannend.“, strahlte die Kleine. „Ja, ist es meistens auch.“, Jouzo wandte sich kurz ab, und da geschah es auch schon. Shatiel hatte zu energisch auf ihren Armen gewippt und verlor nach vorne die Balance und fiel Kopf über von Bord. Ein irritiertes ´Uah´ war das einzige was sie herausbrachte so das keine sofort merkte was überhaupt los war. Jouzo versuchte noch nach ihr zu greifen, doch da war sie schon zu weit die Bordwand hinunter. „Mann über Bord!“, rief jemand in der Nähe. „Kind über Bord!“, korrigierte Thatch fast panisch und stand im nächsten Moment neben Jouzo an der Reling und suchte entsetzt nach einem Anzeichen seines Schützlings. Dann brach das Hellviolette Haar durch die Wasseroberfläche. Thatch griff sofort nach dem Seil das jemand herbei brachte und band es sich um die Hüfte bevor er Shatiel hinterher sprang. „Das war auch irgendwie spannend.“, murmelte Shatiel etwas bedröppelt und Wasser Spuckend, als sie und Thatch wieder an Bord standen. „Ihr müsst vorsichtiger sein!“, murrte Marco verärgert und kontrollierte vorsichtshalber die Verbände, aber es war nichts schlimmeres passiert. „Weil es bluten könnten?“, fragte Shatiel nach. „Ja, weil es bluten könnte.“, brummte Marco ungehalten und dieses mal keineswegs belustigt wegen der naiven Frage. Shatiel zuckte erschrocken zusammen und biss sich auf die Lippe. „Mach mal halb lang!“, empörte sich Thatch sofort, „So was passiert schon mal beim Spielen, wir werden ab jetzt besser auf passen.“ „Sei nicht so streng so mit ihr.“, mahnte auch Vista und tätschelte Shatiel den Kopf den diese betroffen gesenkt hatte. Marco seufzte. „Geh mal zu Paps und sag den Krankenschwestern das du was trockenes zum Anziehen brauchst.“, forderte er Shatiel auf und gab ihr einen kleinen Schubs. Als sie außer Hörweite war wandte er sich an seine ´Brüder´. „Ihr vergesst da was, auf der nächsten Insel verlässt sie das Schiff, gewöhnt euch nicht zu sehr an sie.“, warnte er ernst. Damit ließ er sie stehen. Shatiel kam wenig später wieder umgezogen, wieder in ein zerschnittenes Top gekleidet, an Deck. Sie hielt sich jetzt aber bewusst von der Reling fern und wirkte bedrückter als zuvor. Mit gesenktem Kopf setzte sie sich an den Mast und zog die Knie an die Brust. „Was ist los, Kleine?“, fragte Haruta besorgt und kniete sich zu ihr. Shatiel schob die Unterlippe vor. „Ich hab was dummes gemacht.“, murmelte sie schuldbewusst. „Na so schlimm kann´s doch gar nicht gewesen sein.“, versuchte Haruta sie aufzumuntern. „Ich bin ins Wasser gefallen.“, erklärte Shatiel, „Und Marco war böse auf mich.“ Darauf wusste Haruta nicht sofort etwas zu antworten. Er setzte sich zu dem Mädchen und überlegte einen Moment. „Marco war nicht wirklich böse.“, versuchte er zu erklären, „Er war besorgt, da hätte schlimmeres passieren können als nur nass zu werden.“ Shatiel legte den Kopf schief. „In Zukunft müssen wir etwa vorsichtiger sein, du wenn du an der Reling spielst, und wir wenn wir dabei sind.“, fuhr er schnell fort um fragen nach diesem Schlimmeren Dingen zu vermeiden, „Dann kann nichts passieren und niemand muss sich sorgen machen.“ Shatiel nickte langsam, das klang einleuchtend. Wirklich beruhigt war sie aber nicht. Sie begann zwar wieder umher zu laufen und fragen zu stellen, mied Marco aber dabei genauso wie die Reling. Gegen Abend zog ein leichtes Unwetter auf. Der Seegang wurde heftiger und es begann zu Regnen. Die Crew zog sich ins innere der Moby Dick zurück, nur eine Wache musste im schlechten Wetter ausharren bis sie abgelöst wurde. Es war bereits wesentlich später am Abend, eigentlich fast schon in der Nacht, als der Wachmann Alarm gab das sich Schiffe näherten. Piratenschiffe. Die direkten Kurs auf die Moby Dick hielten. Es war manchmal doch erstaunlich wie viele Neulinge glaubten sie würden schneller berühmte werden wenn sie sich direkt mit den Große anlegten. Gut das war nicht falsch, aber es war schmerzhaft und selten, um genau zu sein nie, von Erfolg gekrönt. Trotzdem versuchten zu viele es immer wieder. „Aber warum Nachts?“, beschwerte sich Thatch der eigentlich früh hatte schlafen gehen wollen. „Vielleicht um dich zu ärgern.“, gab Jouzo zurück. „Das ist ihnen gelungen.“, schnaubte erster säuerlich und ließ die Knöchel knacken. Sollten ihm die Jungspunde doch vor die Fäuste kommen, sie würden keine Freude daran haben. Aber er seine Genugtuung. Die meisten anderen nahmen es nicht so persönlich. Die vierte Division übernahm den Schutz des eigenen Schiffes, der Rest setzte fast direkt über um sich um das Gegnerische Schiff samt verbliebener Besatzung zu kümmern, respektive zu verhindern das noch mehr Leute versuchten die Mobby Dick zu entern. „Ist doch ein ganz gutes Training, so um in Bewegung zu bleiben. Wenn nichts passiert werden wir nur faul.“, stellte Izou unbekümmert fest und schoss zwei Gegner ab die dicht hinter einander auf ihn zu stürmten. „Fang nicht an es zu sehr zu genießen.“, warnte Vista, „Die sind gehen uns gleich aus.“ „Was schon?“, fragte Izou verblüfft und sah sich um. Marco landete neben ihnen. „Wir hatten es schon mit tougheren Neulingen zu tun.“, beschwerte er sich. Ein kurzer Blick zur Mobby Dick zeigte das auch dort alles in Butter war. Dann runzelte er allerdings die Stirn. „Wer ist als letztes an Deck gekommen?“, fragte er misstrauisch. Izou und Vista sahen ihn an. „Das weiß wahrscheinlich nicht mal der Betreffende.“, meinte Izou und versuchte zu erkennen was Marco Aufmerksamkeit erregt hatte. Die Kajütentür stand offen. „Es wird schon nicht rein regnen.“, Vista hob gelassen die Schultern. „Ja.“, Marco nickte, es bestand kein Grund zur Sorge, selbst wenn ein Angreifer ins Innere der Moby Dick gelangt war. Trotzdem beschlich Marco ein ungutes Gefühl, es gab haargenau eine Person auf dem Schiff die sich nicht gegen einen Angreifer wehren konnte und wie er das Glück dieser Person kannte würde sie wahrscheinlich auf mögliche Angreifer treffen. Kurz sah er sich um, hier oben wurde er jedenfalls nicht mehr gebraucht. „Ich will nur auf Nummer sicher gehen.“, teilte er den anderen beiden Kommandanten mit. Die beiden nickten ihm zu als Marco auch schon seine Flügel erscheinen ließ und zur Moby Deck zurück flog. Shatiel saß schon eine ganze Weile auf dem Bett. Das Schiff schwankte reichlich und das kleine Mädchen hatte beschlossen auf dem Bett sitzen zu bleiben. Es war weich, voller Decken und Kissen und sie konnte sich nicht weh tun. Anders als wenn sie versuchen würde herum zu laufen. Am Ende würde sie sonst wieder aus irgendeinem Kratzer bluten und jemand würde sich Sorgen machen, das wollte sie nicht. Sie summte leise vor sich hin, das prasseln am Bullauge, so hieß das kleine Fenster, hatte Thatch ihr erklärt, war stärker geworden und von Deck hatte sie Lärm gehört. Sie nahm die ganzen fremden Präsenzen wahr, sie nahm der Verlöschen eben dieser wahr und wusste das ein Kampf auf Deck stattfand. Es irritierte sie, machte ihr Angst. Anders als das Fühlen selbst war das hier ungewohnt. Sie tastete nach der Flauschedecke. Sie hatte die Decke so genant weil sie dick und weich war, voller Federn. Vorsichtig wickelte sie die Decke um sich herum um sich darin zu verstecken. Sie hatte Angst. Angst davor das eine ihr bekannte Präsenz verlöschen könnte. Den Fremden der vor ihrer Tür stehen blieb nahm sie erst wahr als das Quietschen der Tür an ihre Ohren drang. Sie spürte die Verzweiflung, die Wut, Angst, vielleicht sogar etwas Hass. Eine ganz neue Angst schlich sich bei Shatiel ein. Angst vor diesem Mann. Die Tür war offen, er konnte sie sehen. „Ein Kind?“, fragte er rau und verblüfft, doch die Verblüffung hielt nicht lange. „Du!“, rief er schwer atmend, „Du bist meine Fahrkart hier raus!“ Shatiel verstand seine Worte nicht, alles was sie verstand war das dieser Fremde kein Freund war. Panisch strampelte sie sich von der Decke frei und rutschte vom Bett. Sie strauchelte, konnte dem Mann gerade noch so ausweichen als er auf sie zustürmte, wurde dann aber von ihm gepackt. Reflexartig unterdrückte sie einen Schrei. Etwas warmes flüssiges tropfte in ihren Nacken und lief ihr den Rücken herunter. Blut schoss es ihr durch den Kopf. Völlig erstarrt wartete sie. „Wenn du einen falschen Muks machst, dann bring ich dich um.“, keuchte der Fremde. Shatiel sagte nichts. Sie versuchte sich zu ordnen, die Angst hielt sie immer noch in einem festeren Klammergriff als der Fremde aber etwas in ihr sagte das sie sich Ordnen musste. „Lass das Kind los.“, die Forderung klang ganz ruhig, ohne Zittern ohne Zaudern, doch die Drohung war selbst für Shatiel unüberhörbar. Marco war wütend. Richtig wütend, nicht so wie am Tag als Shatiel ins Wasser gefallen war. „Los lassen?“, fragte der Fremde panisch, „Sicher nicht, wenn ihr mich nicht raus lasst ist die Kleine tot!“ Shatiel gab es auf sich zu ordnen, sie wollte nicht ruhig werden, sie wollte das der Fremde sie los ließ, sich in Paps großer Hand verstecken oder in Thatch Armen, sie wollte weg hier und irgendwohin wo es sicher war. Sie wollte weinen. Weinen, sie wusste nicht ob das normal war, ob sie schon einmal geweint hatte, aber jetzt wollte sie. „Hilf mir.“, flüsterte sie verzweifelt und spürte die ersten Tränen über ihre Wangen laufen. Und das war das Startsignal für Marco. Shatiel konnte es nicht nach vollziehen, und der Fremde wohl auch nicht, denn mit einem mal stand Marco direkt vor ihnen und der Fremde ließ los. Seine Präsenz verschwand und Shatiel spürte nur noch Marco, der sie festhielt und so verhinderte das sie zu Boden fiel. Ein schluchzen entrang sich ihrer Kehle und sie klammerte sich an seinem Hemd fest bis er sie hochhob und sie ihre kurzen Arme um seinen Hals schlingen konnte. Tränenbäche stürzten inzwischen unkontrolliert über ihre Wangen. „Ich hatte solche Angst!“, brachte sie zwischen den Schluchzern hervor. „Jetzt ist alles Gut.“, antwortete Marco beruhigend und tätschelte ihr sachte den Rücken, „So lange du bei uns bist kann dir keiner etwas tun.“ „Wirklich?“, fragte sie ängstlich. „Wirklich.“, bekräftigte Marco, „Versprochen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)