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Kaleidoscope

Sequel from „Heart-shaped glasses“
von
Koautor:  Ranmaru_Kurosaki

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Three boys for Alexis

Der nächste Unitag startete sehr viel besser als die gesamte vergangene letzte Woche. Den Sonntag hatte er damit verbracht mit seinem „Jack of Hearts“ zu chatten und sich nebenbei um die Vorlesung zu kümmern, während er samstags immer noch auf der Flucht vor Morgan war.
 

Mit viel Energie startete er in den Tag, freute sich schon auf das Ende der Woche und musste sich schon sehr zurück halten niemanden zu erzählen was sein Bruder vor hatte. Es bestand die Gefahr, dass am Ende doch etwas zu Noel durchdrang und das wollte er nicht.

Außerdem ging es ihm besser, wenn er sich nicht ständig den Kopf über Morgan oder wahlweise Kentin zerbrach. Der letzte Brief an diesen war noch nicht so lange her gewesen, doch eine Antwort hatte er noch nicht erhalten. Zum Glück. Er würde früh genug wieder vor ihn treten müssen.
 

Wie geplant begab sich Alexy sehr früh in die Cafeteria um sich einen Cappuccino zu bestellen. Er sah aus wie immer, auch wenn er sich beim Styling extra viel Mühe gegeben hatte. Man sah ihm an, dass er sich auf sein indirektes Date mit einem Fremden freute und nicht einmal daran dachte, dass er jemanden über den Weg laufen würde. Die meisten Studenten schliefen um diese Zeit noch und nur sehr wenige waren bereits auf den Beinen und vor allem in der Cafeteria, die glücklicherweise fast immer offen war.
 

Fröhlich lächelnd wippte er vor der Theke, wartete auf seine Bestellung und überlegte was er nach der Uni tun könnte. Armin hatte ihm die Daten fürs Abholen bereits geschrieben, aber das konnte auch noch bis heute Nachmittag warten, war es schließlich erst Montag.
 

„Danke“, gab Alexy von sich als er seinen Cappuccino endlich bekam. Gefüllt in einen Pappbecher, den er nachher entsorgen konnte. Dieser war allerdings geöffnet, da es Alexy für unnötig hielt auch noch einen Plastikdeckel darauf zu setzen.
 

Als sich der Blauhaarige überschwänglich umdrehte, rechnete er nicht damit, dass jemand direkt hinter ihm stand. Es war ausgeschlossen, dass der Fremde nicht gleich mit dem gesamten Kaffee begossen wurde. Alexy verlor beinahe das Gleichgewicht, spürte schon den heißen Cappuccino auf seiner Hand, als er plötzlich bemerkte, wie jemand sein Handgelenk und Schulter griff um ihn davon abzuhalten zu fallen und das Getränk zu verschütten.

„Alex“, gab Morgan erschrocken von sich, der besagten Angesprochenen nun dicht bei sich hielt. „Du verteilst wohl gerne... Flüssigkeiten auf mir“, gab er unbewusst zweideutig von sich.
 

Natürlich wurde Alexy auf der Stelle wieder knallrot und er konnte sich kaum von der Stelle bewegen. Wie auch? Morgan hielt die Hand noch immer mit seiner umschlossen, während die andere sanft an seiner Schulter entlang strich. So kam es zumindest Alexy vor, auch wenn Morgan ihn wohl nur besser festhalten wollte.

„Oh... tut... tut mir Leid. Ich hab dich nicht gesehen“, entschuldigte sich Alexy.

„Das hab ich gemerkt“, gab er amüsiert von sich. „Du sahst aus als wärst du ziemlich in Gedanken gewesen“, lachte Morgan.

„Ich hab nur... an meine Vorlesung gedacht!“, log er. Er wusste nicht warum Morgan ihn nicht wieder losließ nachdem die Gefahr gebannt war den Kaffee zu verschütten.

„Nicht zufällig an die mit einem gewissen Dozenten, der mit Vorliebe offene Hemden trägt und seine Studenten verwirrt?“

„Was?“, gab Alexy überrascht von sich. Natürlich wusste er von WEM Morgan da sprach und erst im nächsten Moment fiel ihm wieder ein, dass er vor Morgan bereits geoutet war. „Nein! Ich studiere keine... moderne Kunstgeschichte“, erklärte er erst einmal.
 

Erst jetzt ließ ihn Morgan wieder los, aber nicht ohne Alexys gesamten Arm nach unten zu streichen, was ihm eine Gänsehaut bescherte.
 

„Verstehe“, meinte Morgan. „Ich war gerade dabei mir einen Cappuccino zu holen. Wollen wir nicht zusammen trinken?“, wechselte er das Thema. „Du scheinst alleine hier zu sein und ich denke bis zur ersten Stunde ist noch ein wenig Zeit. Natürlich nur, wenn du willst.“

„Ja... ja, gerne“, zwang sich Alexy über die Lippen. Er musste sich innerlich erst einmal von dieser Nähe zu Morgan erholen und seinen Herzschlag wieder unter Kontrolle bekommen. So viel zum Thema Ablenkung. Er wollte SO gerne Zeit mit Morgan verbringen, andererseits wusste er nicht wie er das überstehen sollte ohne sich wieder zum Deppen zu machen. Der Abend in der Bar hatte gereicht. Doch scheinbar nahm ihm Morgan das nicht übel und er hatte wirklich kein Problem damit, dass er auf Männer stand.
 

Während sich Morgan seinen Cappuccino holte, fragte sich Alexy warum Morgan ihn denn immer wieder ansprach oder einlud oder sonst irgendetwas. Rein nüchtern betrachtet war das normal, wenn man Bekanntschaften oder Freundschaften schließen wollte, aber bei Alexy spielten Gefühle mit, die ihm diese einfache Lösung einfach nicht deutlich machten.
 

Sie setzten sich auf einen freien Platz neben dem Ausgang, gegenüber voneinander.

„Ich wollte mich nochmal dafür entschuldigen, dass ich letzte Woche einfach verschwunden bin“, fing Morgan an.

„Verschwunden?“

„Mein Handy hatte mitten in unserem Gespräch geklingelt?“

„Ach das... kein Problem. Es scheint ja wichtig gewesen zu sein.“ Vielleicht hatte Morgan aber auch einfach vergessen was er ihm erzählt hatte...?
 

Endlich nahm Alexy einen Schluck von seinem Cappuccino, was ihn kurz daran erinnerte, dass er diesen ja indirekt mit jemand anderen trank. Dass Morgan nun zufällig auch einen vor sich hatte, war Ironie des Schicksals.
 

„War es“, sagte Morgan knapp. „Aber ich wollte dir eigentlich noch etwas sagen...“

„Mein... Mein Bruder kommt dieses Wochenende zurück und ich muss noch einiges für ihn erledigen! Er will seinen Freund überraschen und“, fing Alexy plötzlich lautstark an. Gut, Morgan hatte das Gespräch nicht vergessen, also versuchte er es nun irgendwie von sich abzulenken.

Morgan sah ihm mit weit geöffneten Augen überrascht an.

„Und ich... ich glaube Nath hat ein bisschen übertrieben und Dinge erzählt, die niemanden etwas angehen“, fügte Alexy hinzu und seufzte leise.

„Alex“, fing Morgan wieder an. Es war ein weitere Versuch ihm etwas mitzuteilen, was auch dieses Mal nicht so gut funktionierte. Wenigstens war es diesmal kein Handy das klingelte.
 

„Alexy!“, schrie Rosalia durch die halbe Cafeteria, obwohl sie direkt am Eingang neben Alexy stand.

„Oh Gott, Rosa!“, stieß Alexy aus und rutschte auf der Bank ein wenig nach hinten um in Sicherheit zu gehen. „Ich bin nicht taub!“

„Aber ständig verschwu- ... Oh hallo, schöner Mann“, gab Rosalia von sich als sie Morgan entdeckte. „Ich hoffe, ich störe nicht bei irgendetwas?“

„Nein, keine Sorge“, gab Morgan lächelnd von sich. „Setz dich doch zu uns.“

„Oh, ja gerne!“, nahm sie sofort an und quetsche sich neben Alexy. „Ich bin Rosalia und Alexis beste Freundin!“, stellte sie sich vor.

„Freut mich. Mein Name ist Morgan...“
 

„Hast du es also doch geschafft, Alexy? Hat ja auch la-“, fing sie an, als Alexy ihr plötzlich den Mund zuhielt.

„Ja... danke, ich hab meinen Kaffee bekommen... war ja nicht so schwer“, versuchte er zu retten.

„Hmmhmmmh...“

„Naja, vielleicht... sollten wir gehen“, schlug Alexy vor, hielt Rosalia noch immer den Mund zu.

„Oh“, gab Morgan sichtlich enttäuscht von sich. Einen Laut, den Alexy gar nicht als solches wahrnahm, da er viel zu beschäftigt damit war Rosalia davon abzuhalten noch mehr auszuplaudern.

„Dann... mach’s gut“, meinte Alexy.

„Man sieht sich“, erwiderte Morgan.
 

Wiederwillig ließ sich Rosalia nach draußen schieben, wo sie Alexy auch endlich wieder losließ. Seinen Cappuccino musste er nun leider stehen lassen, dabei hatte er sich so darauf gefreut. Außerdem hatte er das Gefühl, dass es einfacher mit Morgan wurde und im Grunde hätte er ein ganz normales Gespräch mit ihm führen können. Wenn Rosalia nicht einfach aufgewacht wäre und Alexy seine Gefühle besser unter Kontrolle gehabt hätte. Ihre Gespräche waren nie sonderlich... sinnvoll oder führten irgendwo hin. Zwar musste Morgan nun noch mehr über Alexy, doch er wusste nichts über Morgan.
 

„Was sollte das denn?“, griff Alexy sie ungewohnt harsch an.

„Was sollte was? Ich dachte du hast Morgan endlich angesprochen und ihr habt schon über Hochzeitspläne geredet!“

Alexy verdrehte genervt die Augen.

„Nein, nichts dergleichen! Ich hätte ihm beinahe meinen Kaffee über geschüttet und dann hat er mich eingeladen einen zusammen zu trinken... wir konnten uns nicht einmal richtig unterhalten!“

„Du bist nur zu langsam.“
 

„Vergiss es“, meinte Alexy und schüttelte nur den Kopf. Es kam nicht oft vor, dass er wütend auf jemanden war, aber Rosalia überspannte den Bogen einfach in letzter Zeit. Nicht einmal er verstand was auf einmal mit ihr los war. „Warum hast du mich eigentlich gesucht?“

„Eigentlich hab ich nur Julie gesucht. Ich bin Castiel über den Weg gelaufen und scheinbar hat sie was von Überstunden bei ihrem Nebenjob erzählt.“

„Was? Um diese Zeit?“

„Ja, schon komisch... wollen wir mal nach ihr sehen?“

„Sollten wir.“
 

So viel Chaos schon am frühen Morgen und das obwohl Alexy nur seinen Kaffee trinken wollte. Er machte sich zwar auch Sorgen um seine Freundin, trotzdem wäre es ihm lieber gewesen, wenn er noch einmal mit Morgan hätte reden können.
 

„Alex, warte“, hörte man besagten Mann plötzlich hinter ihm. Abrupt bliebt Alexy stehen und drehte sich um, sodass diesmal Morgan beinahe in ihn hinein gelaufen wäre.

„...“

Morgan kam nur sehr knapp vor ihm zum stehen, berührten sich ihre Körper beinahe und erst jetzt bemerkte Alexy, dass Morgan ein Stückchen größer war als er und er blickte auch zum ersten Mal direkt in dessen leuchtend, grün-blaue Augen...

„Du... hast deinen Cappuccino vergessen“, wisperte Morgan aus Versehen.

Alexys Wangen war mal wieder gerötet und er bewegte sich kein Stück, nicht dass er noch einen elektrischen Schlag bekam, wenn er Morgan berührte.
 

Es vergingen einige Sekunden in denen die beiden beinander standen und sich ansahen. Erst dann war es Morgan, der einen Schritt nach hinten ging. Wieder wanderte eine Hand an Alexys Oberarm um ihn kurz zu berühren und ihm anschließend den Becher in die Hand zu drücken.

„Also.. bis dann“, verabschiedete sich Morgan noch einmal und kehrte zur Cafeteria um.
 

Alexy sah total perplex auf seinen Becher, in dem wirklich noch ziemlich viel von dem Cappuccino war und realisierte erst jetzt was gerade geschehen war.

„D-Danke...“, murmelte er vor sich hin, was Morgan natürlich nicht mehr mitbekam. Dafür allerdings Rosalia, die breit grinste.

„Er hat dir deinen Cappuccino nachgetragen, Alexy... entweder der Kerl ist ein Gentleman sondergleichen, oder er steht auf dich...“, fasste Rosa zusammen.
 

„Er ist nett.“, gab Alexy zurück und beendete damit das Gespräch. Rosa beließ es diesmal dabei, denn immerhin hatte Alexy sie kurz zuvor wirklich ziemlich angefahren und das brauchte sie dann doch nicht nochmal. Außerdem wollten sie ja ohnehin jetzt endlich zu Julie und schauen warum sie vor der Uni Überstunden machen musste.
 

Es stellte sich heraus, dass die Überstunden gar nicht so schlimm waren, auch wenn die Chefin Julie ein wenig auf dem Kicker zu haben schien. Zumindest was sie so erzählte und das schon ganz zu Anfang. Aber ihr Kollege war dafür recht nett. Er hieß Hyun und auf Alexy wirkte er ein wenig wie ein treuer Welpe. Er sah durchschnittlich aus, hatte aber durch seinen Asia-Touch dann doch etwas. Außerdem wurde er bei jedem Satz von Julie entzückend rot. Alexy schätzte mal, dass er ein Auge auf sie geworfen hatte, allerdings hatte er da wohl mit Castiel als Rivale nicht wirklich viel Chancen. Alexy tat er daher fast ein wenig Leid, aber gut, man konnte da wohl nichts machen.
 

Den restlichen Tag hatte Alexy keine Gelegenheit mehr groß über Morgan oder Kentin oder Jack of Hearts nachzudenken, er hatte ein paar Vorlesungen und machte sich dann auf den Weg den Gutschein für Noel abzuholen. Außerdem ging er in der Konditorei vorbei, die die Torte als Auftrag bekommen hatten. Armin hatte wirklich keine Kosten gescheut, die Torte sah fantastisch aus und auch der Rundflug war nicht unbedingt billig, wie Alexy auf einer der Tafeln hatte lesen können, die dort herumstanden und für besagten Flug geworben hatten.
 

# Wusste gar nicht, dass du so viel Geld hast, Brüderchen. #
 

Er schickte Armin schließlich, zusammen mit einem Bild von der Torte und von dem Gutschein, eine kurze Nachricht. Allerdings bekam er keine Antwort, vermutlich war sein Bruder beschäftigt... oder vielleicht schlief er ja mal zur Abwechslung wie ein normaler Mensch.
 

# Na Vögelchen, wie war dein Tag? #
 

Er bekam stattdessen eine Nachricht von seinem Chatpartner und fing unweigerlich an zu grinsen, immerhin schrieb er ihn einfach so an, normal war es immer Alexy der sich meldete.
 

# Es gab viel zu tun, viele Vorlesungen und dann hab ich noch die Sachen für meinen Bruder erledigt. #
 

# Hm, die Überraschung für seinen Boyfriend? Er kann sich wirklich glücklich schätzen so einen Bruder zu haben. #
 

# Wir helfen uns gegenseitig, tatsächlich versteht er mich immer noch von allen am Besten und ich freu mich, wenn er wieder da ist. Früher waren wir mal unzertrennlich... #
 

# Klingt wirklich schön, ich hab zwar auch Geschwister, aber unser Band war nie so sonderlich eng. #
 

# Wir sind adoptiert und tatsächlich haben wir auch noch einen großen Bruder, den wir aber erst später wieder gefunden haben, ich denke sowas schweißt ohnehin mehr zusammen. #
 

# Das ist wohl wahr, darf ich fragen, warum? #
 

# Unsere Eltern starben bei einem Unfall und wir kamen zusammen zu unseren Eltern und unser Bruder... er kam woanders unter, wir haben lange nicht gewusst was geschehen ist und irgendwann hat mein Bruder nachgeforscht und über kurz oder lang haben wir dann alles erfahren. Aber wir lieben unsere Pflegeeltern und hatten eine super Kindheit und auch jetzt stehen sie hinter allem was wir tun. #
 

Alexy wunderte sich selbst ein wenig wie ernst er mittlerweile mit Jack of Hearts sprach oder besser schrieb und wie leicht es auch einfach war. Er überlegte einen Moment ob er sein momentanes Problem bezüglich Morgan andeuten sollte, aber wenn er vielleicht Hoffnungen in dem anderen weckte... immerhin flirteten sie, war das vielleicht keine gute Idee. Andererseits wusste er ja nicht mal wo sein Chatpartner wohnte, vielleicht um die Ecke, aber vielleicht auch ganz weit weg, in einer anderen Stadt.
 

# Klingt schon fast wie in einem Film, bis auf mein Outing war mein Leben eher geradlinig, gab irgendwie keine großen Dramen und ich merke, wie zufrieden ich damit sein kann. #
 

# Und dein Outing lief ja auch gut...#
 

# Bisher weiß es aber nur meine Familie, von meinen Freunden und Kommilitonen und was es sonst noch so gibt, weiß es niemand. #

# Immerhin kann dich dann niemand ungewollt outen, bei mir wissen es alle von früher und auch wenn ich es nicht verstecke, mag ich es doch nicht, wenn es einfach so gesagt wird... wenn ich mir nicht sicher sein kann, wie mein Gegenüber reagiert. Vor allem, wenn ich dem Gegenüber gefallen will. #
 

Alexy dachte an Nath und wie er ihn vor Morgan einfach geoutet hatte. Auch wenn es jetzt im Nachhinein nicht schlimm war, wollte er doch gerne selbstbestimmt entscheiden wer es von ihm gesagt bekam.
 

# Hm, das verstehe ich, ich hatte letztens die Situation, dass jemand vor mir geoutet wurde und dass es ihm nicht Recht war, hat man doch irgendwie gemerkt. Aber tatsächlich war es ganz gut, denn komplett sicher war ich mir nicht... ob ich ne Chance hab. #
 

Alexy blinzelte und merkte wie ihm dieser Satz nicht wirklich gefallen wollte, er bekam einen leichten Stich in der Brust und biss sich auf die Unterlippe. Tatsächlich mochte er es nicht, dass sein Chatpartner scheinbar schon jemand hatte... den er gut fand?
 

# Oh und jetzt, flirtest du mit ihm, oder so? Hast du eine Chance? #
 

# Hm, ich versuche schon im Nahe zu kommen, aber das ist gar nicht so einfach, manchmal hab ich das Gefühl er kann mich nicht leiden. #
 

# Bestimmt nicht, du bist doch... ein Gentleman und interessant und... ja ... zumindest das was ich von dir weiß. #
 

# Danke Vögelchen, dennoch, irgendwie scheint er immer auf der Flucht und letztens als wir gerade sowas wie ein Gespräch hatten, musste er wieder weg. #
 

# Versuchst du es weiter? #
 

# Klar, er ist wirklich... nun ich denke ich hab einen kleinen Crush. #
 

Und erneut ein kleiner Stich, diesmal auf jeden Fall Eifersucht, dabei KANNTE er seinen Chatpartner eben gar nicht wirklich... aber Alexy hatte sich leider schon immer schnell mal verknallt und er hatte dann wohl auch nicht nur einen Crush auf Morgan, sondern jetzt auch noch auf seinen Chatpartner. Wundervoll. Soviel dann auch dazu sich abzulenken, das war dann wohl mal in die Hose gegangen.
 

# Süß, ich wünsche dir viel Erfolg beim nächsten Mal... #
 

# Danke, ich hatte schon länger keine Beziehung mehr, es wäre mal wieder ganz schön. #
 

# Ich auch nicht... und du hast Recht, es wäre mal wieder schön. #
 

Alexy seufzte nun wirklich und irgendwie hatte er nun auch schlechte Laune bekommen. Um ihn herum waren alle entweder verliebt, zusammen oder bandelten wieder mit jemand an, nur er war schon seit Kentin alleine. Erneut wischte er mal wieder auf dessen Name und die letzte Nachricht die er von ihm bekommen hatte. Es war tatsächlich ein Glückwunsch zum Geburtstag gewesen, sonst hatten sie sich Briefe geschrieben. Wie auch immer das begonnen hatte, sie hatten es einfach weitergeführt. Tatsächlich ging das Gespräch zurück bis in die Zeit wo sie zusammen gewesen waren und Alexy begann ein wenig in den alten Nachrichten zu lesen, bis er sich auf die Unterlippe biss, weil er merkte, dass diese Worte ihn immer noch berühren konnten. Vor allem die vielen Herzchen und süßen Worte, waren eine Art bitter-süßer Schmerz.

Schließlich schmiss er das Handy genervt von sich und stand auf, um sich seine Jacke zu holen.

Er musste sich definitiv von all diesen Kerlen in seinem Leben ablenken.
 

Das Handy steckte er daher lautlos in die Tasche und schnappte sich noch seinen Schlüssel, verließ dann das Wohnheimzimmer und stand ein paar Sekunden später ein wenig planlos auf dem Campus. Es war früher Abend und die meisten waren entweder noch arbeiten, lernten in der Bibliothek oder waren in ihren Zimmern. Alexy lief ein wenig ziellos über den Campus, fand sich dann auch irgendwann in der Cafeteria wieder und zog sich einen Kaffee am Automaten. Die Cafeteria an sich hatte nämlich schon geschlossen. Ein paar Studenten saßen vereinzelt auf den Bänken im Foyer und hatten ebenso wie Alexy einen Pappbecher mit Automatenkaffee in der Hand. Die meisten saßen in Gruppen und unterhielten sich und Alexy fragte sich einen Moment, wo gerade eigentlich seine Freunde abgeblieben waren. Aber tatsächlich hatte er gar nicht so viele, eigentlich nur Rosa und Julie und eben Noel, aber der war nicht auf der Uni. Der Rest waren Bekannte oder alte Schulkameraden von früher. Er kam zwar immer recht gut an, aber wirklich engen Kontakt pflegte er eben nur mit wenigen.
 

Nachdenklich nippte er an seinem Kaffee, der gar nicht so schlecht schmeckte, obwohl er nur aus Wasser und Farbstoff zu bestehen schien. Aber immerhin war er warm und beschäftigte ihn zumindest einen Moment. Weiter an dem Becher nippend, lief er durch das Foyer und besah sich die Poster und Ankündigungen die man an den Wänden verteilt fand. Unter anderem war das Plakat von Castiels Konzert gleich mehrmals vorhanden und auch diverse andere Konzerte. Weiter gab es Angebote zur Nachhilfe, jemand wollte eine Band gründen, es wurden nach Mitgliedern für Clubs gefragt. Außerdem suchte jemand einen Tanzpartner, für Standarttänze und Alexy überlegte einen Moment, ob er sich den kleinen Zettel mitnehmen sollte, immerhin hatte er irgendwie nicht wirklich ein Hobby momentan und das merkte er gerade jetzt sehr deutlich.
 

Aus der Laune heraus zog er sein Handy aus der Tasche und öffnete den Chat mit Jack of Hearts.
 

# Ich überlege gerade, ob ein Tanzkurs eine gute Idee für ein Hobby wäre. #
 

# Tanzt du gerne? #
 

# Schon, aber eher so rumgehopse in Clubs und auf Partys. #
 

# Tanzen hat was, ist ziemlich intim... wenn es die Richtigen sind#
 

# Like, Dirty Dancing? #
 

# Genau so und ein bisschen Johnny steckt ja doch in mir... #
 

# Hm... ein Bad Boy also? #
 

# Finde es doch raus, Baby. #
 

Alexy kicherte leise, da war eben wieder dieser leichte Touch Humor den der Andere hatte, der ihm gefiel. Und so ein bisschen Bad Boy war tatsächlich sein Fall. Alexy biss sich auf die Unterlippe als ihm bewusst wurde, dass dieses kleine Gespräch seine Laune in einer Sekunde verbessert hatte und er setzte sich neben den Kaffeeautomaten und exte den Pappkaffee, ehe er sich zurücklehnte und die Augen schloss.

Einen Moment stellte er sich die Tanzszene des Films vor und ohne sein Zutun begann er auch die Melodie zu summen. Erschrocken hörte er auf, als ihm bewusst wurde wo er war und öffnete die Augen. Nur um erschrocken zusammenzuzucken, weil er direkt in zwei grün-blaue Augen blickte.
 

„Dirty Dancing?“, fragte Morgan, der sich zu ihm gebeugt hatte und es war wirklich gut, dass sein Kaffee diesmal leer war, denn Alexy zuckte einfach nochmal zusammen.

„Ngh...“, machte er erst mal und Morgan grinste entschuldigend.

„Sorry, wollte dich nicht erschrecken, aber du hast... gesummt?“

Oh Gott ja, das hatte er und es war doch wohl am peinlichsten das es ausgerechnet sein Schwarm mitbekommen hatte. Verzweifelt hob Alexy die Hände und versteckte seine roten Wangen dahinter.

„Sieht so aus...“, quetschte er dann hervor. „Ich hab, also Rosa - wir haben letzt den Film gesehen und ...“

Ja und was... warum dachte er jetzt daran? Das machte irgendwie ja auch keinen Sinn.

„Typischer Mädchenfilm, als schwuler bester Kumpel, muss man da wohl durch.“

Er grinste, was Alexy sah, da er seinen Blick wieder gehoben hatte und etwas gequält lächelte.

„Jah... aber es ist okay, normalerweise ist sie nicht so der Schnulzen Fan, Horror mag sie auch ganz gerne.“

„Und was magst du?“

Morgan setzte sich einfach neben Alexy, nachdem er sich und ihm noch einen Kaffee gezogen hatte. Alexy bedankte sich erst einmal artig, wenn auch überrascht und sah einmal auch schnell nach rechts und links, damit nicht doch wieder Rosa, Julie, Castiel oder Nath auftauchen würden und die Unterhaltung stören könnten.

„Uh, ziemlich viel eigentlich... je nach Laune. Aber tatsächlich steh ich ein wenig auf diese Tanzfilme.“

„Tanzen kann ganz nett sein... intim...“, stimmte Morgan zu und sah zu Alexy, der sich wie in einem Deja-vu fühlte. Immerhin hatte sein Chatpartner das gerade ja auch gesagt... oder eben geschrieben.

„Je nach Tanz, ja...“, gab er daher zurück. Morgan sah ihn nun wirklich direkt an und zum ersten Mal sah Alexy auch nicht weg, sondern hielt dem Blick stand. Auch wenn er sehr nervös wurde und sein Herz anfing zu rasen.

„Ich hab tatsächlich mal getanzt. Um genau zu sein - suche ich eigentlich jemand der mit mir zu einem Tanzkurs geht.“

Alexy blinzelte und wandte den Blick Richtung schwarzes Brett und dann wieder zu Morgan, der seinem Blick gefolgt war und nun grinste.

„Ach... hast du etwa meine Anzeige gelesen?“

„D-Die ist von dir?“ Alexy stammelte nun wirklich, vor allem weil er sich gerade ja schon überlegt hatte... da mal anzurufen. Er hatte die Nummer dann doch nicht mitgenommen und nun erfuhr er, dass Morgan der Kerl dahinter war. Aber gut, dann suchte er vermutlich ein Weibchen zum tanzen.

„Ja, ich dachte - da ich hier noch niemand kenne, außer meinen Kommilitonen, meinen Zimmernachbar und dich... naja...“ Nun war es Morgan der ein wenig verlegen wurde.

„Verstehe.“, meinte Alexy ein wenig erstickt, weil sein Herz einfach immer noch so schnell schlug und auf seiner Zunge lag, dass er gerne mit ihm zum Tanzen gehen könnte. Aber er hielt sich zurück und meinte nur: „Ich hoffe du findest jemand. Ich mein - es gibt bestimmt viele Mädchen, die gerne mit so einem gut aussehenden... ich meine... mit einem Kerl tanzen wollen...“

Morgan nickte, wirkte aber ein wenig unsicher und holte ein wenig Luft.

„Alex, was ich dir eigentlich noch sagen wollte...“, fing er an, aber da vibrierte das Handy, das offensichtlich in seiner Jackentasche steckte und er zog es heraus um mit gerunzelter Stirn darauf zu blicken.

„Sorry Alex, ich muss mal wieder schnell weg... das ist leider wichtig...“

Schon wieder? Dachte sich Alexy und nickte nur, während Morgan ihm noch ein entschuldigendes Lächeln zuwarf und dann verschwand. Alexy sah ihm hinterher und fühlte sich irgendwie an seine Zeit mit Kentin erinnert, als er diesem immer wieder versucht hatte zu sagen was er fühlte. Was aber wollte ihm Morgan sagen? Das würde er wohl erst mal nicht herausfinden. Er seufzte und exte den Kaffee den er von Morgan bekommen hatte und ging dann wieder zurück in sein Zimmer.
 

Mit dem Gedanken daran, dass Alexy nun im Grunde drei Typen hatte mit denen er sich etwas vorstellen konnte, lag er auf seinem Bett und starrte an die Zimmerdecke. Mit Kentin hatte er keinen Kontakt, der fiel als erstes weg... für den Anfang. Mit seinem Chatpartner konnte er nicht sehr viel anfangen, wenn er nicht bei ihm war - außer sie würden sich doch noch irgendwie treffen. Und dann war da noch Morgan, aus dem er einfach nicht schlau wurde. Ihre Gespräche wurden ständig unterbrochen als hätte das Schicksal etwas dagegen. Und eigentlich... es schien ja doch so, als würde Morgan nach einer Frau suchen.
 

Gequält von den Gedanken drehte er sich auf die Seite. Sein Blick fiel auf sein Handy und endlich gab er dem Drang nach Kentin zu schreiben. Es machte die Sache nicht besser, viel eher schlechter, aber was sollte jetzt noch schief gehen? Am Ende bekam er sowieso niemanden und Jack of Hearts hatte ebenfalls jemanden, auf den er ein Auge geworfen hatte. Also... warum nicht den Ex-Freund anschreiben?
 

# Hey! Ich wollte nicht auf deinen Brief warten und da ich deine Nummer noch habe und Armin erzählst hat, dass du bei ihm warst.. wollte ich nochmal nachfragen, wann du denn genau hier in der Nähe bist? Alexis #
 

Es war ein wenig komisch seinen kompletten Namen auszuschreiben und ihre Nachrichten waren auch nicht unbedingt förmlich oder dergleichen, aber Alexy schrieb es ganz automatisch. Erst als die Nachricht gesendet war, seufzte er auf.
 

„Ich bin nicht greedy, aber ich weiß einfach nicht was ich tun soll“, sprach er mit sich selbst. „Ich sollte eine TV-Show machen... Sowas wie Herzblatt“, fügte er hinzu und schüttelte über sich selbst den Kopf.
 

Rosalia hatte mit dem allen angefangen! Sie versuchte ihn schon seit einer halben Ewigkeit zu verkuppeln und er war eben schon immer mehr ein Herz-Mensch gewesen, der mehr Wert auf die Gefühle legte. Deshalb war es eben bei den wenigen One-Night-Stands geblieben. Ob... Nathaniel nicht doch recht hatte?

Alexy biss sich auf die Unterlippe, konnte er nicht glauben, dass er nun selbst daran dachte.
 

Da Kentin ihm nicht antwortete, beschloss er es dabei zu belassen und zu schlafen. Es waren nur noch wenige Tage, dann war Armin endlich wieder hier und er konnte sich vielleicht besser ablenken. Sein Leben konnte nicht ewig aus irgendwelchen Kerlen bestehen, auch wenn die Uni eigentlich genau die richtige Zeit war eine Beziehung zu führen. Jeder um ihn herum schien nämlich genau das zu tun.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Onlyknow3
2018-11-18T18:16:30+00:00 18.11.2018 19:16
Armer Kerl, Alexy! Er sollte mit seinem Chatfreund lernen zwischen den Zeilen zu lesen.
Meine Vermutung stimmt nämlich, das es Morgan ist mit dem er da Chattet.
Weiter so, freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3


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