Kaleidoscope von Ai_Mikaze (Sequel from „Heart-shaped glasses“) ================================================================================ Kapitel 2: Mates ---------------- Alexy ging an seinem Lieblingsschnellimbiss vorbei, holte gebratenen Reis, deckte sich im Supermarkt auch noch mit Obst ein und machte sich dann auf den Weg an den Rand der Stadt. Dort lebte Noel, in einer wirklich schönen Wohnung, die er zusammen mit ihm eingerichtet hatte. Deshalb fühlte sich Alexy auch ziemlich wohl bei dem Älteren. Seit er damals mit Armin zusammengekommen war, hatte sich auch eine Freundschaft zwischen ihnen aufgebaut und hatte bis heute gehalten. „Lexy! Hallo!“, begrüßte ihn Noel überschwänglich und zog ihn an sich, kaum dass er die Wohnungstür geöffnet hatte. Noel hatte sich ein wenig verändert zu früher, er war zwar immer noch klein, seine Haare waren aber nun noch ein wenig länger und er trug sie meistens zu einem Zopf zusammengebunden, an einer Seite fielen sie allerdings immer noch länger herunter. Er hatte noch ein paar mehr Piercings, vor allem eines in der Zunge, von dem er bestimmte Dinge von seinem Bruder gehört hatte und er hatte gerade Türkise Strähnen in hellem, fast weißem Haar. Seine Haarfarbe änderte sich ziemlich oft, doch Alexy hatte sich mittlerweile daran gewöhnt. „Hab Chinesisch mitgebracht und Obst für die Vitamine!“, meinte er und hob eine Tüte hoch, nachdem sich Noel von ihm gelöst hatte. „Hah… ja, Vitamine bekomme ich wohl zu selten, aber ich sitze gerade an einem Riesen Projekt!“ „Hm, hat Armin schon erwähnt, ein ganz großes Ding… bla bla…“, meinte Alexy gespielt gelangweilt und bekam einen Stoß in die Seite. „Wenn wir das fertig haben, haben wir beide zusammen genug Geld für einen schönen, tollen Urlaub.“ Noels Augen begannen bei diesen Worten regelrecht zu glitzern und Alexy konnte sich ein Kichern nicht verkneifen. „Honeymoon in Vegas, ich weiß!“, meinte er spaßeshalber. Noel zog einen Schmollmund. „In Japan, und für Honeymoon ist es dann doch noch zu früh…“ Alexy grinste. „Noch…“ Noel schlug ihn dafür erneut, vor allem weil er rot auf den Wangen geworden war. „Momentan hat er nur unser… Spiel im Kopf… er hat mich auch schon wieder zwei Wochen vertröstet, weil er die Programmierer in Amerika nicht alleine lassen kann.“ Alexy nickte, immerhin hatte Armin ihm das auch schon mitgeteilt. Er war jetzt mittlerweile zwei Monate dort. Noel war in Paris geblieben. Auch wenn sie eigentlich an dem selben Projekt arbeiteten, hatte Noel keine Lust gehabt ihr hübsches Apartment gegen ein Hotelzimmer einzutauschen. Auch wenn er Armin vermisste. Das Warten würde hoffentlich bald ein Ende finden und Armin zumindest für ein paar Tage wieder zurückkommen. Manchmal war es fast so als wäre er gar nicht mehr hier, aber nur wenn Noel für ein paar Minuten Pause machte und sich wünschte, dass Armin bei ihm war. „Ich beneide euch irgendwie“, meinte Alexy gespielt seufzend. Das Essen hatte er mittlerweile auf den Esstisch gestellt, während Noel Besteck holte. „Was gibt es da zu beneiden? Ich vermisse Armin und zwei Monate sind schon eine lange Zeit.“ „Ich weiß, aber ihr seid trotzdem noch zusammen~ Ich wäre meinem Freund vermutlich die ersten Wochen hinterher geflogen“, lachte Alexy. „Aber ihr habt bestimmt auch anders euren Spaß, hm?“, fügte er grinsend hinzu und sah wie Noel wieder rot wurde. Schnell drehte er sich um und holte noch etwas aus der Küche um nicht darauf antworten zu müssen. Gewisse Dingen hatten sich immer noch nicht geändert und Noel fühlte sich manchmal noch immer, wie frisch verliebt. Er ging offen mit gewissen Themen um und konnte auch offen mit Alexy darüber reden, aber wenn es direkt um seine Gefühle für Armin ging, war er manchmal noch immer schüchtern. „Ich halte es eben aus bis er wieder kommt... dann ist die Freude umso größer“, antwortete Noel darauf. Er wollte eigentlich die Sache mit Kentin erwähnen, da es bei ihnen mit der Trennung ähnlich war, nur dass sie eben nicht zusammenleben konnten. In Anbetracht der Tatsache, dass Noel nicht wusste, wie Alexy dazu stand, sagte er aber nichts. „Außerdem ist mir unser Projekt genauso wichtig, deshalb ist es zum aushalten... noch. Er sollte mich nur nicht nochmal versetzen in zwei Wochen.“ Noel war ein lieber Mensch und Alexy war froh, dass die beiden zusammen geblieben waren, obwohl es anfangs so viele Zweifel gab. Außerdem nahm Noel einen guten Platz als „bester Freund“ ein, zu dem er einfach mal so konnte. Mit Kentin schrieb er zwar, war das nur nicht das Selbe. Außerdem hatte er sonst nur weibliche Freundinnen und mit denen konnte er nicht über alles reden. „Danke übrigens für das Essen“, bedankte sich Noel noch einmal als sie anfingen zu essen. Wenn er beschäftigt war, dann kam er nicht zum Kochen und selbst wenn er sich etwas bestellte, war das nicht unbedingt ein Festmahl. Das Essen jetzt war zwar auch nicht selbst gemacht, aber immer noch besser... vor allem das frische Obst dazu. „Einer muss doch aufpassen, wenn mein Bruder nicht da ist“, gab Alexy amüsiert von sich. Noel lachte und winkte dabei ab, ehe er sich eine Gabel in den Mund stopfte. „Aber sag mal, ist irgendetwas passiert? Du klangst vorhin so aufgeregt?“, wunderte sich Noel und blinzelte den Anderen dabei an. Bei dieser Frage verschluckte sich Alexy regelrecht, dass Noel erst einmal ein Glas Wasser holen musste, welches Alexy sofort mit einem mal herunterspülte. „Uff...“, machte Alexy und atmete tief durch. Auf ihm ruhte ein besorgter Blick, der darauf wartete, dass er endlich etwas erzählte. „Alles in Ordnung?“ „Ja, ist schon okay“, meinte Alexy und wischte sich über den Mund. Es war nur der erste Gedanke an Morgan gewesen, der ihn gleich wieder aus der Fassung brachte. Alexy entschloss sich zuerst aufzuessen, damit ihm das nicht noch einmal passierte. Sein Essen war sowieso weniger als das von Noel und er aß nur aus Höflichkeit am Ende ein bisschen langsamer, damit er nicht wie ein Vielfraß rüberkam. „Also“, fing Alexy an und stocherte mit seiner Gabel im restlichen Essen herum. „Ich bin ein Vollidiot! Ich glaube ich habe mich jemanden gegenüber noch nie so dämlich verhalten“, seufzte er. „Mh? Was meinst du? Wem gegenüber? Und was hast du getan?“ „Was heißt dämlich? Ich hab jemanden kennengelernt - wobei kennengelernt noch zu viel gesagt ist - aber ich stand vor ihm und hab fast kein Wort rausbekommen!“, fing Alexy an zu erklären. „Ich meine - ich hab es nicht mal geschafft mich ihm richtig vorzustellen, als er es getan hat! Er musste mich danach fragen!“, fügte er hinzu. Seine Gabel landete auf dem Tisch und sein Gesicht vergrub er in seinen Händen, ehe er die Geschichte von Anfang an erzählte. Noel hörte ihm aufmerksam zu und war gerade mit Essen fertig als Alexy endete. „Du kennst mich doch, oder? Ich bin eigentlich genau das Gegenteil von dem, wie ich mich verhalten habe“, meinte der Blauhaarige verzweifelt. „Ahhh! Lexy“, schmunzelte Noel und hätte ihn vermutlich einfach in den Arm gezogen, wenn sie nicht gegenüber voneinander am Tisch sitzen würden. „Das klingt fast so als wärst du total verknallt. Liebe auf den ersten Blick!“ Alexy sah ertappt auf, schüttelte den Kopf und rutschte schließlich auf dem Stuhl tiefer. Noel hatte genau ins Schwarze getroffen und nun bekam er es auch noch bestätigt... was eigentlich total dämlich war. Er war schon so oft in jemanden verknallt, hatte Beziehungen oder war etwas intimer mit jemanden, aber so hatte er sich gegenüber noch keinem Verhalten. „Aber ich kenn das so gar nicht“, erwähnte Alexy. „Überhaupt nicht?“ Noel sah ihn durchdringend an, wollte zu etwas ansetzen, bevor Alexy weitersprach. „Nein. Tatsächlich war das nichtmal bei Kentin damals so schlimm. Wobei ich zugeben muss, dass er sowas wie meine erste große Liebe war und ich wirklich sehr, sehr, sehr starke Gefühle für ihn hatte und mich anfangs auch ein wenig dumm angestellt habe, aber ich bin ganz normal mit ihm umgegangen, habe ihn geärgert und kam ihm auch einfach so näher, ohne darüber nachzudenken“, erzählte er. Die Geschichte kannte Noel bereits. Sowohl von Alexy, als auch von Kentin und Armin, verbrachten sie damals schließlich sehr viel Zeit miteinander bis Kentin irgendwann zurück zum Militär ging. Das mit Morgen war komplett anders und Noel wusste auch warum, nur schien Alexy das nicht zu sehen. „Klingt nach einem schwierigen Fall“, stellte Noel fest. Nachdenklich fasste er sich ans Kinn und spielte mit seinen Lippenpiercings. „Du weißt immerhin schon wie er heißt... und er hat dich vorhin angesprochen, nicht?“ „Ja, genau das ist das Problem... erst starr ich ihn an, dann kommt er zu mir und ich bekomm kaum einen anständigen Satz raus. Ich wollte ihn eigentlich fragen was er studiert und ob man sich vielleicht nicht öfters mal über den Weg läuft, aber ich hab einfach nur dagestanden!“ „Hey, ganz ruhig“, versuchte Noel ihn zu beruhigen, da Alexy fast panisch klang. Deshalb stand er auf, ging um den Tisch und legte eine Hand auf seine Schulter. „Der Campus ist nicht mega groß und ihr seid euch schonmal begegnet... warum lädst du ihn nicht mal ein?“ „Einladen? Wohin einladen? In mein Zimmer? Zu mir?“ Wieder fing Noel an zu lachen und schüttelte den Kopf. „Vielleicht nicht gleich so direkt, mehr in eine Bar oder zu einer Party?“ „Kommt das nicht etwas seltsam? Ich meine... er ist schließlich ein Kerl und wenn er von einem anderen eingeladen wird...?“ „Dann müssen wir erst herausfinden, ob er auch auf Kerle steht!“, schlug Noel vor. „Wir?“ „Oder du... ich würde dir ja gerne helfen, aber ich bin nicht mehr auf der Uni und hab eigentlich auch zu viel zu tun“, überlegte er und seufzte schließlich. „Wir brauchen Armin!“ „Oh nein, nein, nein! Nicht Armin. Das war damals bei Kentin in Ordnung, weil sie befreundet waren, aber keiner von uns kennt Morgan.“ „Dann bleibt wohl doch nichts anderes übrig als euch zufällig auf einer Party zu treffen.“ „Oder ich lasse es einfach bleiben.“ „Nichts da!“ „Wäre nicht das erste Mal, dass ich auf jemanden stehe, der am Ende hetero ist“, gab Alexy von sich. Ihn überforderte die ganze Sache mit Morgan so sehr, dass es das Beste wäre, wenn er es einfach vergessen würde. „Vielleicht sehen wir uns nichtmal mehr oder er hat gar keine Zeit oder...“ „Oder ihm geht es genauso wie dir und er traut sich nicht dich besser kennenzulernen?“ Wieder schüttelte Alexy den Kopf und seufzte auf. Sein Blick suchte den von Noel und er lächelte ihn schief an. Hoffentlich musste er das Gespräch nachher nicht nochmal mit Rosalia und Julie führen, wenn sie in der Bar waren. Noel sollte ihn da am Besten verstehen, kam es eben oft vor, dass sie mal auf Kerle standen, die im Grunde hetero waren. Bei ihm und Armin war es schließlich ähnlich gewesen, nur das sich Armin seiner Sexualität vorher nicht sicher gewesen war. Und das mit Kentin war ähnlich gewesen. Ihre Geschichten waren fast schon Ironie, weshalb Alexy nicht glaubte, nochmal so viel Glück zu haben. „Wusstest du, dass Kentin bei Armin war?“, wechselte Alexy einfach so das Thema. Verständlicherweise sah Noel ihn skeptisch an und fing an den Tisch abzuräumen ohne gleich darauf zu antworten. „Ja, das wusste ich“, antwortete Noel zögerlich. „Ich wollte es nicht unbedingt ansprechen, da ich nicht sicher war wie du zu dem Thema Kentin stehst, aber scheinbar bist du da ganz gut drüber hinweg“, stellte er fest. Alexy seufzte, nickte dann aber. Er war wohl wirklich darüber hinweg, vor allem so wie er sich Morgan vorhin gegenüber verhalten hatte. Es änderte trotzdem nichts daran, dass er immer wieder ein bisschen schlucken musste, wenn er an den Braunhaarigen dachte. Es war einfach… seine erste große Liebe gewesen und im Grunde hatten die Gefühle auch sehr, sehr lange noch bestanden, auch nachdem sie sich getrennt hatten. „Sagen wir, ich bin… bereit für was Neues?“, gab Alexy zurück. Zwar hatte er schon ein paar Dates und auch ein oder zwei One-Night Stands gehabt, aber nichts wirklich Ernstes. Noel nickte ebenfalls. „Das ist gut, Lexy…es wird langsam auch Zeit, dass du… na du weißt schon.“ „Mich neu verliebe? Hm ja… bisher war eben nur niemand so wie er. Bisher…“, murmelte Alexy, vor allem in Gedanken an Morgan. Was immer noch irgendwie seltsam war und er hatte auch sicher keine Chance und vor allem… warum ging das eigentlich so schnell? „Aber heute hats dich voll erwischt und genau deshalb solltest du den Kerl ausfindig machen und in eine Bar einladen!“, befand Noel, mitten in Alexys Gedanken hinein. „Ich weiß aber immer noch nicht… wie!“, jammerte Alexy. „Immerhin hab ich immer noch das Problem… mit ihm zu reden…“ Alexy war sich ziemlich sicher, dass er beim nächsten Mal genau so herum stottern würde, immerhin schlug sein Herz so schnell, dass es gar nicht anders möglich war. „Dann versuche etwas über ihn herauszufinden, mit wem er rumhängt oder so und dann gehts du eben über seine Freunde.“, schlug Noel weiter vor. „Das ist aber auch irgendwie seltsam… ich will ihn ja nicht stalken…“ „Lexy! Tu es einfach.“ Sie argumentierten noch ein wenig hin und her, bis Alexy ein Nachricht von Rosalia bekam und ihm einfiel, dass er ja für die Bar verabredet und noch nicht ansatzweise fertig war. Er verabschiedete sich also von Noel und fuhr dann zurück, um sich in seinem Zimmer schnell für ein Outfit zu entscheiden. Zum Glück war das Wohnheim-Zimmer nicht so groß und er hatte nur eine begrenzte Auswahl. Die restlichen Klamotten waren noch bei seinen Eltern, in seinem alten Kinderzimmer, das mittlerweile zu einem Gästezimmer geworden war. Armins Zimmer war nun eine Art Büro, aber es wäre jederzeit möglich zurückzukommen, wenn es irgendwelche Probleme geben sollte. Das hatten ihre Eltern zugesichert, als ihre Söhne nacheinander das Elternhaus verlassen hatten. Alexy zog ein paar verschiedene Oberteile an, denn für eine Jeans hatte er sich schnell entschieden. Sie war eng, klassisch und bequem. Genau das richtige für einen Bar-Abend. Er entschied sich schließlich für ein etwas längeres Shirt mit Aufdruck und Lederjacke und komplettierte das Outfit mit Chucks, einer Kette und ein paar Armbändern. Zum Schluss kam eines seiner Parfums zum Einsatz und nach einem letzten Blick in den Spiegel, befand er sich für annehmbar. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)