Kaleidoscope von Ai_Mikaze (Sequel from „Heart-shaped glasses“) ================================================================================ Kapitel 1: Handsome stranger ---------------------------- Alexy wachte von dem Weckton seines Handys auf, welchen er extra mehrfach gestellt hatte. Heute war immerhin der erste Tag an dem er wieder in die Uni musste. Sonderlich weit war es von seinem Zimmer auf dem Campus natürlich nicht, aber er brauchte ja auch seine Zeit sich ein wenig schick anzuziehen. Es war zwar eher so, dass es kaum neue Leute geben würde, aber man konnte ja trotzdem gut aussehen. Gähnend setzte er sich auf den Bettrand und blinzelte ein wenig um wach zu werden. Noch mit halb geschlossenen Augen tastete er nach seinem Handy und besah sich die Nachricht, die auf dem Display blinkte. Sie war von Rosa, die scheinbar schon 20 Minuten sehr viel wacher war, als er selbst. Ebenfalls hatte er eine Nachricht von seiner Mutter, die ihm viel Erfolg für den ersten Tag wünschte und eine Nachricht von seinem Bruder, der ihm ein komisches Meme geschickt hatte. Viel Zeit hatten sie nicht mehr gemeinsam, seit Armin die ganze Zeit unterwegs war - momentan in Amerika, aber immerhin schrieben sie sich regelmäßig, auch wenn es meistens Nonsens war. Alexy gähnte recht offen und trat dann zu seinem Schrank um die Klamotten herauszusuchen und sich dann auf den Weg ins Badezimmer zu machen um zu duschen. Er hatte sich den Wecker extra so gestellt, dass er genug Zeit hatte, sich danach auch noch die Haare zu trocknen und er trug noch ein wenig Mascara auf. Nachdem er einigermaßen mit sich zufrieden war, ging er ins Zimmer zurück, nahm seine Jacke und Tasche und machte sich dann auf den Weg in die Stadt. Er wollte sich noch kurz einen Kaffee und etwas beim Bäcker holen, außerdem musste er noch einen Brief einwerfen. Besagter Brief ging an seinen Ex-Freund, Kentin, der immer noch an der Militärakademie arbeitete. Sicher hätte er ihm auch per E-Mail oder per Nachricht schreiben können, aber ein Brief war persönlicher. Nach ihrer Trennung hatten sie über Brief lose Kontakt gehalten und Alexy wusste, dass es ihm gut ging. Es war auch nicht so intensiv über Brief den Kontakt zu haben, wie über Handy oder E-Mail. Also war es okay. Alexy fragte sich bei diesem Gedankengang auch, wann er vielleicht mal wieder jemand finden würde, der ihn ansprach. Immerhin war die Sache mit Kentin jetzt eine ganze Weile her und außer ein paar Dates hatte sich bisher nichts mehr ergeben. Rosa versuchte ihn immer wieder zu verkuppeln, wenn sie mal jemand fand, der passen könnte. Alexy musste aber sagen, dass sie bisher nie wirklich seinen Geschmack getroffen hatte. Zurück auf dem Campus, den Kaffeebecher noch in der Hand, setzte er sich dann auf eine der Bänke um noch ein wenig die Ruhe zu genießen. Der Campus erwachte nur langsam zum Leben. Alexy fühlte sich dort tatsächlich sehr wohl und es war fast schade, dass es jetzt nur noch ein Jahr war, bis er dann die Uni verlassen würde. Wo es für ihn hingehen würde, das wusste er noch nicht, aber er rechnete damit ebenso die Stadt zu verlassen wie Armin. Kentin hatte er über Brief als Einzigen bisher anvertraut, dass er sich auch vorstellen könnte ein Praktikum oder Trainee im Ausland zu absolvieren. Er war ein bisschen gespannt, was sein Ex dazu sagen würde, Kentin hatte ihn bisher in jeder seiner Entscheidungen durchaus bestärkt und Alexy war sich ziemlich sicher, dass sie, wenn sie damals nicht entschieden hätten, dass eine Fernbeziehung nicht so passend zu der Zeit war, noch heute zusammen sein würden. Oder zumindest wären sie gute Freunde. Alexy wurde von einer angenehmen Stimme aus den Gedanken gerissen und sah vor sich einen Kerl, relativ groß, ein wenig breitschuldiger gebaut und mit einer stylischen Kurzhaar-Frisur, den er vorher noch nie gesehen hatte. „Hey“, meinte der Kerl und musterte Alexy ebenfalls einen Moment auffällig. „Hey!“, machte Alexy zurück und blinzelte. „Kann ich dir… helfen?“, fügte er dann an. Der Fremde nickte. „Ich bin neu hier und ich hab… den Weg in die Bibliothek nicht mehr im Kopf und ich sollte mich dort mit einem Kommilitonen treffen, aus meinem Kurs, der mich mit in den Hörsaal nehmen wollte.“ „Bibliothek? Oh… na klar, ich weiß wo die ist!“, sagte Alexy schnell, erklärte dann den Weg und bekam dafür ein Grinsen von dem jungen Mann. „Danke dir, man sieht sich!“, verabschiedete er sich, offensichtlich in Eile, und lief dann mit schnellen Schritten Richtung Bibliothek. Alexy sah ihm einen Moment nach und leckte sich unbewusst über die Lippen. Das war… ein gut aussehender Typ gewesen… genau sein Fall. Moment. „Hey! Warte!“, rief er schließlich ziemlich verspätet, doch der Kerl war ohnehin schon weg, Alexy schüttelte über sich selbst den Kopf. Aber… seinen Namen hätte er wirklich gerne gewusst. „Na du Tagträumer“, hörte man Rosalia, die plötzlich hinter Alexy aufgetaucht war und neben ihn trat. Alexy hatte nicht mitbekommen, wie er noch eine ganze Weile in die Richtung starrte, in die der Fremde verschwunden war. „Guten Morgen, Rosa“, gab Alexy von sich und tat so als wäre nichts gewesen. „Mhhh“, machte sie erst und musterte ihren besten Freund. „Du hast mir noch nicht auf meine Nachrichten geantwortet!“, sagte sie plötzlich und sah ihn auffordernd an. „Oh, ja, sorry. Ich hatte heute Morgen so viele Nachrichten und hab niemanden zurückgeschrieben“, teilte er mit und erhielt gleich noch einen grimmigen Blick von Rosa. Man sollte sie lieber nicht ignorieren. „Jedenfalls hab ich keine Lust schon wieder Opfer deiner Kuppelversuche zu werden... warum suchst du dir dafür niemand anderen?“ „Weil es niemand anderen gibt, Alexy! Sieh doch, du bist schon solange Single, du brauchst einfach mal wieder jemanden.“ Alexy zuckte mit den Schultern, dachte dann für einen Moment wieder an den Kerl von eben und grinste. „Ich versteh nicht was daran so lustig ist?“, meinte Rosalia. „Nichts, nichts“, lachte Alexy und winkte ab, damit sie sich auf den Weg in die Uni machen konnten. Die ersten Kurse hatten sie noch zusammen, obwohl sie etwas unterschiedliches studierten. „Das liegt doch hoffentlich nicht daran, dass du Kentin immer noch hinterher trauerst?“ „Kentin und ich haben uns... im Guten getrennt und haben auch immer noch ein wenig Kontakt. Du bildest dir da was ein“, erklärte sich Alexy und seufzte innerlich. „Aber nicht weil ihr keine Gefühle mehr-“, fing Rosalia mal wieder an, wurde diesmal jedoch von Alexy unterbrochen. „Sag mal... du kennst nicht zufällig jemand von den Neuen, oder?“, fragte Alexy und ignorierte Rosalias Mutmaßungen komplett. Diese Fragte warf sie einen Moment aus der Bahn, dass sie sogar aufhörte von Kentin zu reden. „Nein. Sollte ich?“, wunderte sie sich. Inzwischen saßen sie in einen der Hörsäle und hatte es sich auf den Bänken in den hintersten Reihen bequem gemacht um auf den Dozenten zu warten. „War nur eine Frage“, erwiderte Alexy und sah sich kurz um. Es war eigentlich ausgeschlossen, dass jemand Neues in seinem Master-Studium saß, aber man konnte nie wissen... vielleicht hatte er ja auch einfach Glück? Rosalia fiel Alexys Verhalten natürlich auf und folgte dessen Blick. „Suchst du jemand bestimmten?“, wollte sie grinsend wissen. „Ich? Nein? Wieso? Niemanden“, verteidigte sich der Blauhaarige, nur wollte Rosalia ihm nicht so ganz glauben. „Jetzt machst du dich aber verdächtig! Du hast vorhin schon so verträumt in der Gegend rum gestarrt!“ Alexy seufzte leise, blickte sich um und merkte, dass ihnen niemand Beachtung schenkte. „Na gut“, gab er sich geschlagen. Rosalia machte große Augen und rückte ein Stück näher. „Ja?“ „Kurz bevor du gekommen bist... hat mich so ein gut aussehender Typ gefragt, wo die Bibliothek ist. Er muss sich wohl verlaufen haben“, erzählte Alexy. „Uuuuund?“ „Was und?“ „Wie heißt er? Wie sieht er aus? Wann trefft ihr euch?“ Mehr als die Augen zu verdrehen konnte Alexy nicht, war es klar, dass man seine beste Freundin nicht mit so einer Kleinigkeit zufrieden stellen konnte. „Ich hab ihm nur den Weg erklärt, Rosa“, lachte Alexy und zuckte mit den Schultern, „Wobei... ja gut, er meinte... „Man sieht sich.““, setzte er fort. Rosalia machte große Augen und grinste Alexy verschwörerisch an. „Oh nein“, gab er von sich und hatte jetzt erst recht Angst vor ihr. „Misch dich da bitte nicht ein!“ „Dir gefällt endlich mal jemand! Das muss man doch unterstützten“, redete sie gleich los. Man sah deutlich, dass sie sich schon einen Plan im Kopf zurecht legte, wie sie die beiden zusammen bekam. „Ach komm schon... ich hab ihn gerade einmal kurz gesehen und ihm den Weg erklärt, mehr nicht. Daraus wird bestimmt keine Mega Lovestory. Abgesehen davon... du weißt nicht mal, ob er überhaupt auf Männer steht!“ Was das anging, da hatte Alexy noch nie wirklich Glück. Man fand eben nicht so einfach jemanden, der ebenfalls schwul war und dann auch noch auf einen stand. Über Datingportale - ja, aber da fand Alexy sowieso niemanden, der für mehr als nur Sex und ein oder zwei Dates gut war. Diese Kleinigkeiten überzeugten Rosalia ebenfalls nicht und während der gesamten Stunde verbrachte sie damit, sich einen Plan zurecht zu legen, wie sie den Kerl wiederfanden. Alexy lies sie einfach machen und würde sich dem eben unterwerfen oder bei Rosalia endlich einmal den Stop-Knopf drücken. Aber wenn er ehrlich war, dann wollte er gar nicht wissen, welche teuflischen Pläne sie verfolgte. Er hoffte, dass sie nicht auf die Idee kam den Fremden einfach direkt zu fragen. „Du solltest dich wirklich mehr auf die Vorlesung konzentrieren, Rosa. Warum kümmerst du dich nichtmal um dich?“, fragte Alexy als sie auf dem Weg aus dem Hörsaal waren. „Du bist mein bester Freund, mir ist wichtig, dass es dir gut geht!“, verteidigte sie sich. „Ja, aber“, setzte Alexy an, wollte ihr schon wieder widersprechen als sie vor dem Universität standen und ihnen der Kerl von heute Morgen entgegen lief. Alexy verstummte in diesem Augenblick, ignorierte Rosalia, die schon wieder irgendetwas von sich gab und blickte dem Unbekannten für einen Augenblick in die Augen. Ihre Blicke trafen sich nur einen kurzen Moment, doch Alexy konnte spürten, wie seine Wangen anfingen zu glühen. „Hey. Huhu! Erde an Alexy“, meinte Rosalia und fuchtelte mit ihrer Hand vor Alexys Augen herum, nachdem der Kerl schon an ihnen vorbei war und sie nicht mehr hören konnte. Alexy schien das jedoch gar nicht mitbekommen zu haben. Erst als Rosa anfing zu kichern, sah er sie an. „Was?“ „Du bist knallrot!“ Alexy blinzelte verwirrt, dann grummelte er. „Bin ich nicht.“, nuschelte er dann, peinlich berührt, weil er es wohl doch war. Aber… er hatte seinen Blick genau aufgefangen, war er nicht sogar ein wenig langsamer gelaufen? „Alex!“, rief ihn Rosalia ein wenig nachdrücklicher zurück ins Hier und Jetzt. Alexy zuckte davon sogar zusammen, während Rosalie die Hände in die Hüften stützte. „Also wie stellen wir es an?“ „Stellen... was an?“ „Na“, Rosa zwinkerte. „Dir den Mann deiner Träume zu angeln… gerade lief er doch vorbei, nehme ich an?“ Alexy seufzte, denn Rosa würde da - einmal angefangen - natürlich nicht locker lassen. „Aber ich hatte dir gerade doch schon versucht…“, fing er nochmal an, was Rosa mit einer Handbewegung unterband. „Ist mir egal, Alex… du bist offensichtlich auf den ersten Blick verschossen… das sehe ich doch!“ Alexy zuckte mit den Schultern, er wusste ja irgendwie selbst nicht so genau, was das gerade war. Vielleicht hatte… Rosa tatsächlich recht, aber wenn, dann war das doch immer noch… seine Sache, oder? „Aber mal was anderes… weißt du wen ich vor den Toiletten getroffen habe?“ fragte Rosalia, auch weil sie merkte, dass das Thema - attraktiver Fremder - irgendwie gerade nichts mehr bringen würde. „Amber?“, fragte Alexy, weil sich Rosa in letzter Zeit sehr häufig mit ihrer ehemaligen Schulkameradin unterhielt und ihm schon mehr als einmal gesagt hatte, wie sie immer wieder überrascht ist, wie sehr sich Amber einfach zum positiven geändert hatte. „Fast“, grinste Rosa und klatschte dabei in die Hände. „Julie!“, rief sie dann aus, was Alexy überrascht die Augen aufreißen lies. „Oh“, machte er und sah sich automatisch um, wie als ob sie gleich auftauchen würde. Rosalia kicherte und sie fing an lauter zu lachen, als sie in der Ferne tatsächlich die besagte Person sah. Na was für ein Zufall. Julie schien sie ebenfalls zu sehen, denn sie hielt inne und legte den Kopf schief, dann ging sie wieder schneller und kam auf Rosa und Alexy zu. „Alexy?“, fragte sie zaghaft, als sie vor ihnen zum Stehen kam und grinste ein wenig schief „Ha…“, fing sie an, wurde da aber schon von Alexy in eine feste Umarmung gezogen, während ihr auf den Rücken geklopft wurde. „Julie.“, freute sich Alexy aufrichtig und drückte sie dann ein Stück von sich, um sie zu mustern. „Du hast dich kaum verändert!“, stellte er fest. „Immer noch klein, hm?“, fragte Julie amüsiert und strahlte Alexy an. „Vor allem, weil ICH noch ein klein wenig gewachsen bin!“, stimmte Alexy zu. „Bist du? Ich dachte du warst mit 18 schon ausgewachsen!“, mischte sich Rosalia ein. „Zwei Zentimeter mindestens!“, gab Alexy zurück und lies Julie dann auch mal wieder los, die anfing zu lachen. „Habt ihr was vor?“, wollte sie wissen, war sie immerhin gerade auf dem Weg in die Cafeteria gewesen. „Eigentlich nicht… Alexy hat gerade nur die Liebe seines Lebens getroffen!“, plauderte Rosa schon mal aus was passiert war, was ihr einen leichten Stoß in die Seite, von Alexy einbrachte. „Es war nur ein neuer Student, der nach der Richtung gefragt hat!“, klärte Alexy schnell auf, was Julie die Hand an die Lippen heben lies. „Aaalso… ich hatte auch eine Begegnung mit einem Studenten, der den Hörsaal gesucht hat…“ Alexy zuckte wie vom Donner gerührt zusammen und sah sie an. „Wie… wie sah er denn aus?“, fragte er zaghaft, was Rosalia ganz leise kichern lies. Alexy ignorierte sie. „Hm, groß, braune Haare, so eine Frisur die hinten und seitlich kurz ist und nur vorne und oben mehr Haare hat. Und er trug eine Lederjacke und hatte Sommersprossen! Oh, und blaue Augen!“, erklärte Julie, sehr viel besser als jeder Andere. Sie hatte offensichtlich einen guten Blick für Menschen. „Er sah ein wenig verloren aus, deshalb bin ich stehen geblieben und er hat mich dann auch angesprochen!“, erklärte Julie weiter, währen Alexy schon wieder rötlich auf den Wangen wurde. „Und… und hast du nach seinem Namen gefragt?“, wagte er zu fragen. „Morgan. Mehr weiß ich aber nicht, er ist auch recht schnell verschwunden. Hast du ihn gemeint?“ „Uhm.“, meinte Alexy und zuckte mit den Schultern, aber es klang schon sehr nach diesem Fremden. Rosa grinste. „Na, da wir nun seinen Namen wissen, sollte er sich doch finden lassen! Dann könnt ihr auf ein Date.“ Alexy verdrehte gespielt die Augen und seufzte hörbar auf. „Julie, bitte bring sie zur Vernunft! Sie will mich schon die ganze Zeit verkuppeln und jetzt hat sie wieder jemanden gefunden“, jammerte der Blauhaarige und blickte Julie mit Rehaugen an. „Hör nicht auf ihn, Julie“, fing Rosalia an und hakte sich bei ihren alten Freundin ein. „Alexy braucht dringend einen Freund. Stell dir vor - er hatte seit Kentin keine feste Beziehung mehr!“, erzählte sie einfach. „Oh!“, machte Julie und blickte Alexy aus großen Augen an. „Ihr... habt euch getrennt?“ Da Julie vier Jahre außerhalb der Stadt verbrachte und sie mit niemanden viel Kontakt gehalten hatte, wusste sie natürlich nichts davon. Sie schrieb nur hin und wieder mit Rosalia und die hatte kein Wort davon erwähnt. „Ja, aber das ist schon eine ganze Weile her“, meinte Alexy und winkte ab. Er wusste nicht, ob er sich mehr über das Thema Kentin oder Morgan freuen sollte. „Entschuldigung... das ist wohl kein so gutes Thema?“, mutmaßte sie. „Warst du nicht gerade auf den Weg in die Cafeteria?“, wechselte Alexy schnell das Thema. Er wollte gerade weder mit... Morgan verkuppelt werden und auch nicht über Kentin reden. Zumal beides in Kombination überhaupt nicht passte. Und direkt vor der Uni war auch nicht der richtige Ort für solche Gespräche. Alexy wartete nicht auf eine Antwort und machte sich auf den Weg zur Cafeteria, sah jedoch immer mal nach ob die beiden ihm folgten. Angekommen nahmen sie sich ihre Tablets für das Essen und suchten sich einen Weg in der hintersten Ecke, die noch frei war. Rosalia schien zu schmollen, blickte Alexy vorwurfsvoll an und ließ ihn auch nicht aus den Augen während sie aß. „Ähm“, fing Julie an als sie die Stimmung zwischen den beiden bemerkte. „Warum treffen wir uns heute Abend nicht einfach in einer Bar um dort... zu reden?“, schlug sie vor. „Du meinst etwas Trinken gehen? Klingt gut! Da bin ich sofort dabei“, meldete sich Alexy zu Wort und grinste. Er sah Rosalia kurz entschuldigend an, die endlich aufgab ihn anzustarren. Wenn sie heute noch etwas trinken gingen, dann würde sie das Thema schon noch auf den Tisch bringen. „Es ist jedenfalls schön euch wieder zu sehen!“, meinte Julie. „Sind noch mehr hier?“ „Einige, ja“, meinte Rosalia nachdenklich. „Du wirst dich jedoch wundern, wenn du sie wieder siehst!“, lachte sie. „Wieso?“ „Du wirst schon sehen“, meinte sie noch. Julie blickte fragend zu Alexy, der mit den Schultern zuckte. Er wusste wovon Rosalia sprach, hatte jedoch selbst mit keinem der anderen noch etwas groß am Hut. Da Julie meinte, dass sie noch etwas für die Uni tun musste und Probleme mit ihrer Mitbewohnerin hatte, verabschiedete sie sich gleich nach dem Essen wieder. Sie bekam von Alexy noch die Adresse einer Bar in der Stadt und verabredete sich für 21 Uhr mit ihnen. Alexy hielt in der Cafeteria extra Ausschau nach Morgan, den er allerdings nicht entdeckte. Nur Rosalia machte sich mal wieder einen Spaß und zog ihn damit auf. Da sie den Nachmittag in unterschiedlichen Kursen verbrachten, trennten sich auch ihre Wege und Alexy entschloss sich dazu, sich noch ein wenig draußen auf die Bank zu setzen. Nicht etwa in der Hoffnung Morgan zu sehen, sondern um sich von Rosalias Verkupplungsversuchen zu erholen. Im Grunde war das kein schlechter erster Uni Tag für Alexy. Er war schon länger hier und hatte selten mal das Glück jemand Neues zu finden, mit dem er sich verstand. Dass Julie zurück war, war eines der tollen Dinge und er konnte es kaum erwarten sie auszufragen, was sie die letzten Jahre getrieben hatte. Dass sie nicht mehr mit Castiel zusammen war, wusste er bereits, aber das war alles. Außerdem verursachten die Gedanken an Morgan ein warmes Gefühl in Alexys Magengegend und er konnte nicht anders als durch die Gegend zu grinsen. Das letzte Mal, dass er wirklich sofort verschossen war, war noch in der Schule und tatsächlich Kentin gewesen. Seitdem hielten sich seine überschwänglichen Gefühle in Grenzen und Morgan schaffte es gleich, ihn beim ersten Blick aus der Bahn zu werfen. Mit Kentin hatte er damals zumindest Kontakt gehabt. Kopfschüttelnd zog Alexy sein Handy heraus und öffnete die Nachricht von seinem Bruder, die er ihm heute Morgen hat zukommen lassen. # Na, Brüderchen? Wie läuft es auf der Arbeit? Willst du nicht mal wieder vorbei kommen? Julie ist zurück in der Stadt und ich vermisse es mich mit dir zu streiten. *g* # # Hatte ich tatsächlich bald vor :D Musst dich aber noch etwas gedulden~ und Julie kann sich noch an dich erinnern? XD Dachte sie wäre vom Erdboden verschluckt. # Alexy grinste bei der schnellen Antwort, trotz Zeitverschiebung, und musste Armin recht geben. Rosalia war die einzige, die irgendwie mit Julie Kontakt halten konnte, was schon sehr schwach war, wenn sie das nicht mal bei ihrem besten Freund schaffte. # Ach ja, Kentin hat mich übrigens am Wochenende besucht, bevor es bei ihm wieder losging mit der Arbeit. Er ist für ein paar Wochen hier in Amerika stationiert... dachte ich erzähle dir das lieber. ;) # Gerade hatte Alexy wieder aufgesehen, da ein paar Schüler über den Hof gingen als eine zweite Nachricht von Armin kam. Nun ja... er hatte zwar den Kontakt über Brief mit Kentin, aber gesehen hat er ihn die letzten Jahre nicht. Scheinbar war das bei Armin und ihm anders, aber eigentlich hatte Alexy nichts mehr damit zu tun. Sie gingen alle getrennte Wege und die beiden waren genauso befreundet gewesen. Und wenn Kentin zufällig in Amerika war, dann sprach eigentlich nichts gegen ein Treffen. Vermutlich würde ihm Kentin im nächsten Brief davon erzählen. # Hoffe ihr hattet Spaß! Rosalia will mich schon wieder verkuppeln... diesmal hat sie vielleicht mehr Glück. 😳# Und wieder wanderten Alexys Gedanken zu Morgan. Da konnte Armin noch so viel mit Kentin kommen, der war ihm gerade ziemlich egal. Dabei fiel ihm auch ein, dass er gleich zur nächsten Vorlesung musste. Da sein Bruder sowieso nicht mehr antwortete, steckte er das Handy weg und eilte in den Hörsaal um sich einen ruhigen Platz zu suchen. Alexy fragte sich welches Fach Morgan wohl studierte? Und ob sie im Laufe des Jahres irgendwelche Kurse zusammen haben würden? In Gedanken bekam er nicht sonderlich viel von der Vorlesung mit, träumte nur vor sich hin und freute sich irgendwann schon auf den Abend in der Bar. Seitdem er auf der Uni war, waren Partys unumgänglich und Alexy war auf so gut wie jeder, die ihm zusagte. Vor allem wenn es Alkohol gab, denn den brauchte man als Student manchmal wirklich dringend. Und mit den Regeln nahm es hier sowieso niemand so ernst... nicht einmal die Dozenten. Zum Glück war die Vorlesung nicht unbedingt wichtig gewesen, denn Alexy hatte wirklich nicht viel mitbekommen und als sie schließlich zu Ende war, klappte er seinen Laptop zu, auf den er die ganze Zeit nichts geschrieben hatte. Vielleicht würde er sich von irgendjemand mal einen Mitschrieb ausleihen… aber das hatte noch Zeit. Zumindest seiner Meinung nach. Lieber hatte er sich eben noch überlegt was er anziehen wollte. Er war gerade dabei sich innerlich zwischen den Stiefeln und den Chucks zu entscheiden, als er plötzlich stehen blieb, weil er in der Ferne Morgan sah. Diesmal stand er einfach da, hatte das Handy am Ohr und schien angeregt mit jemand am anderen Ende der Leitung zu reden, er gestikulierte ein wenig mit der Hand, was Alexy automatisch grinsen lies. Tatsächlich wurde ihm aber erst bewusst, dass er ihn offensichtlich anstarrte, als Morgan den Blick schweifen lies und dabei Alexys traf. Bei diesem Blickkontakt zuckte Alexy regelrecht zusammen, weil ein Stich durch seinen Körper ging. Schnell wandte er den Blick ab und biss sich die Unterlippe. Wenn er jetzt weiterlaufen würde, müsste er direkt an Morgan vorbei und er traute sich jetzt schon gar nicht mehr den Blick zu ihm zurück zu wenden, um zu gucken, ob er nicht vielleicht doch auch weitergegangen war. „Hey!“, machte es plötzlich neben ihm und Alexy erkannte die Stimme sofort wieder. „Huh?“, machte er sowohl erschrocken als auch irgendwie ertappt und blinzelte in blaue Augen, die besonders intensiv waren. „Du hast mir doch heute früh geholfen, nicht?“, fragte der Fremde, Morgan, und Alexy konnte nur nicken. „Ich hatte mich gar nicht vorgestellt, richtig? Ich bin Morgan.“ Er streckte ihm die Hand hin und Alexy schüttelte sie einen Moment. „…“ Morgans Blick wurde auffordernder. „Und… du bist?“, fragte er langsam und Alexy blinzelte, verstand erst jetzt was Morgan von ihm wollte. „Alexis. Alexy… mein ich…“ „Alex!“, befand Morgan schnell für sich und grinste ein wenig. „Freut mich dich kennenzulernen, ich bin neu hier und… aber ich denke, das hast du dir schon gedacht.“ Alexy nickte, verfluchte sich selbst dafür, das er gerade so still war. „Hast du… dich zurechtgefunden, hat dir schon jemand den Campus gezeigt?“, brachte er dann doch heraus, auch wenn sein Herz schon ziemlich schnell schlug. „Hm? Ja, so langsam kenne ich mich aus. Mein Kommilitone hat mir das Wichtigste gezeigt. Ich muss jetzt aber auch wieder rein, ich wollte mit ihm nochmal über die letzte Vorlesung reden. Man sieht sich!“ Alexy nickte, während Morgan schon die Hand gehoben hatte und an ihm vorbeigegangen war. Etwa 20 Sekunden stand Alexy einfach nur da und erst dann drehte er sich um, doch Morgan war schon in einem der Gebäude verschwunden. „Mist…“, murmelte Alexy vor sich hin, wurde aber gleichzeitig bei dem Gedanken rötlich auf den Wangen, da Morgan ihn - Alex - genannt hatte. Automatisch legte er sich die Hände kurz auf die glühenden Wangen und war sehr froh, dass weder Rosa, noch Julie oder sonst jemand in der Nähe war, der hätte sehen können, wie er sich gerade verhalten hatte und es immer noch tat. Schließlich setzte er sich doch wieder in Bewegung und zog irgendwann sein Handy heraus um einen bestimmten Kontakt in seiner Liste anzuwählen. „Lexy?“, klang es auch plötzlich an sein Ohr und Alexy konnte nicht umhin, freudig zu grinsen. „Noel! Hey, ich… hast du Zeit, können wir uns sehen?“ „Klar, komm einfach her! Du weißt ja wo.“ „Bis gleich, soll ich dir was zu Essen mitbringen?“ „Sicher, ich kam heute noch nicht dazu was zu machen. Es ist wirklich gut, dass du vorbeikommst, ich sollte ne Pause machen!“ Alexy lachte leise. „Okay, ich bin in einer halben Stunde da.“, meinte er und legte dann auch auf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)