Hana No Maho von Dudisliebling (Der Zauber der Blüten) ================================================================================ Kapitel 96: Meine Shiju (Nousagi) --------------------------------- Kapitel 96 Meine Shiju (Nousagi)    An diesem Morgen zogen wir los und trafen auf dem Weg auf Myoga-sama. Mein Herr hatte das Training der letzten Tage gut getan. Er war viel schneller wie sonst und so musste ich mich nur ein wenig zurück halten, um nicht zu schnell zu sein.   Sein Schwert ruhte leicht an meiner Hüfte und seit ich es trug, spürte ich eine gewisse Aura immer wieder. Doch könnte es nicht möglich sein und so dachte ich an unsere Begegnung im Jenseits. Meine shiju. Wie gerne wäre ich bei dir geblieben, so wäre ich als glücklicher Mann im Jenseits verweilt.   Ich wollte damit nicht sagen, dass ich meinem Herrn nicht dankbar für die Rettung und die Chance auf ein zweites Leben war. Aber mein Leben war unvollkommen und daran änderte auch das Leben bei meinem Herrn und seiner Frau nichts. Izayoi war Shiju in vielem so ähnlich. Freundlich und liebevoll, auch wenn sie lange nicht so aufbrausend war wie meine liebste.   Das Gesicht meiner Shiju tauchte wie so oft seit unserer Begegnung vor meinen Augen auf. Mein Herz schmerzte und ich konzentrierte mich wieder auf den Weg. Solange, bis mein Herr frei war, würde ich bei ihm bleiben und dann zu dem Ort Reisen, aus dem meine Maske stammte, die Shiju mir an jenem Tag gab. Schnell schüttelte ich die Bilder aus meinem Kopf und bemerkte kaum das wir bald da sein würden. Zumindest sagte das Myoga-sama.     An einem dichten Bambuswald, drückten wir uns durch die engen Lücken die uns die Stämme bereit hielten. Mein Herr mühte sich ganz schön ab und auch sonst war er sehr gereizt. Irgendetwas schien ihm nicht zu gefallen und er kam mir sehr hastig und nicht so ruhig wie sonst vor. Wie aufs Stichwort fragte Myoga-sama nach: „Oyakata-sama warum seid ihr nur so in Eile?“ Woraufhin mein Herr ihn böse anfunkelte und ankeifte: „Ich habe nur noch wenige Wochen Zeit diesen Drachen zu erledigen"   Myoga-sama sprang daraufhin zu mir und grummelte vor sich hin. Toga wechselte kurz einen Blick mit mir und schnaubte, bevor er sich abwendete. Nach einigen wenigen Schritten fiel er plötzlich herunter und warnte mich so vor dem Abhang der sich vor uns auftat. Vorsichtig ging ich diesen hinab und sah mich um. Eine unglaubliche Wärme Drang zu mir und überall war es grün. Es sah alles nach einem kräftigen Frühling aus und ähnelte gar nicht dem, was außerhalb des Bambuswaldes aufzufinden war. „Wie kann das sein?“ flüsterte ich und versuchte die Umgebung weiter zu erkunden. Am Rande der Wiese stand ein Haus, welches von einem Teich eingefasst war. Auf dessen Oberfläche schwebten sanft kleine Seerosen. Myoga-sama begann zu erklären und ich spürte die Anwesenheit eines Yokais der langsam auf die Veranda trat.    Mein Herr erblickte die junge Frau, dessen Haut an vielen Stellen sichtbar war. Hart schluckend senkte ich meinen Blick von ihr und beobachtete wie mein Herr zu ihr sprang. Doch sobald seine Schuhe den Boden bei ihr berührten, stand er plötzlich wieder neben mir. Verwirrt sah ich ihn an und vernahm die Stimme einer Frau. „Wer seid ihr? Was fällt euch ein hier einfach so einzudringen?“   „Er sollte sie nicht zu sehr reizen. Byorigaku-sama kann sehr ungehalten sein", plapperte Myoga-sama auf meiner Schulter und ich sah zu meinem Herrn, der sich aufbaute und über den Rasen hinüberrief. „Ich, der Taisho bin hier, zusammen mit meinem begleiten. Ich brauche einen Rat zu meinem Schwert“, brachte er unser Anliegen vor und ich spürte ein Zittern, welches von besagtem Schwert ausging. Ein weiterer Sprung meines Herrn, in dem er wieder neben mir landete, anstatt bei dieser Frau zu landen lies ihn ungehalten murmeln.     Wie aus dem nichts und schneller wie ich hätte reagieren können, stand die Frau vor mir und musterte mich. Ihre Augen waren weiß und ihr langes violettes Haar schwang ihr bis zur Hüfte. Ihre ganze Nacktheit ließ mich schwer schlucken und ich fragte mich, ob Shiju mich nicht doch irgendwann heimsuchen würde, wenn ich meine Augen nicht bei mir lassen würde.   Sie hob ihre Hand und Strich mir über die linke Brust, genau dort wo mein Herz schlug. Ihre anderen Hand ergriff Bakusaiga und ich wurde von einem starken pochen erschüttert. Wie ein Blitz traf es mich und ich konnte kaum atmen. Die blauen Augen meiner Gefähertin tauchten vor mir auf und ich sah verwirrt zu, wie mein Herr neben mir zusammenbrach. „Was habt ihr getan?“, rief ich und kniete mich sogleich zu ihm. Er war bewusstlos. Ein schnipsen erklang und wir fanden uns in einem Empfangsraum wieder.    Einen kurzen Moment, sah ich mich in dem aus Holz bestehenden Raum um, als ich die Bewegungen meines Herrn vernahm. Erleichtert sah ich ihn an. „Endlich seid ihr wach!“, rief ich, auch wenn er nur kurz geschlafen hatte. Er atmete unruhig und fragte mich umgehend: „Was geht hier vor sich?“   Hinter mir tauchte diese Hexe auf und ich bemerkte erst jetzt, dass sie fort gewesen war. „Wer bist du?“, Fragte Toga und Myoga sprang von meiner Schulter zu ihm, um zu erklären. „Das ist Byorigaku, sie hat uns empfangen!"   Noch einmal musterte ich die Frau und ihre Gestalt. Nur zwei lange Tücher, die aufwendig gewickelt waren, bedeckten die intimsten Stellen. Sofort wandte ich wieder den Blick ab und hörte die Stimme meines Herrn, die mich zum Glück ablenkte. „Du musst dir mein Schwert ansehen", befahl er und sie kicherte. „Wer erlaubt euch mich zu duzen? Nur weil ihr der Taisho seit?“   Mein Herr sah sie genervt an, lenkte aber ein und wurde höflicher: „Ihr müsst euch mein Schwert ansehen" Byorigaku begann lauthals zu lachen und hatte wohl Gefallen daran, meinen Herrn zu ärgern. „Schickt eure Begleiter hinaus. Ich will allein mit euch reden", ertönte ihre Stimme nachdem sie zu ende gelacht hatte und funkelte mich kurz an. Irgendwas stimmte mit dieser Frau nicht und ich sorgte mich um meinen Herrn. Doch das Schwert war wichtig für ihn und den bevorstehenden Kampf. Falls einem von uns etwas passieren würde, wäre der andere sicherlich in der Lage es zu nutzen.  Ich ging auf ihn zu und zog dabei das Schwert aus meinem Gürtel, um es ihm zu überreichen. Er sah mich erst verwirrt und dann wissend an, nahm es in die Hände und ich hörte das leise zischen, das es auslöste, wenn es seine Haut verbrannte. Kurz nickte ich ihm zu und ging dann mit Myoga-sama hinaus.    Auf der Veranda ließ ich mich nieder und sah zum angrenzenden Bambuswald. Myoga-sama war leider nicht so ruhig und hüpfte angespannt herum. “Was treiben die beiden da drinnen?”, fragte er und ich sah zu ihm. “Sie wird sich wohl das Schwert ansehen”, antwortete ich und erntete einen vielsagenden blick. “Das will ich hoffen.”, knurrte der Floh und ich wendete meinen Blick zum Himmel. “Der Herr ist ein anderer seit er Izayoi-sama kennt”   Damit hatte ich Myoga-samas Aufmerksamkeit auf mich gelenkt und er hüpfte auf mein angewinkeltes Knie. “Ist er wirklich schwächer geworden?”, fragte er und ich zog kurz eine Augenbraue hoch, die er natürlich unter der Maske nicht sehen konnte. “Ich finde er ist viel stärker geworden. Er hat jemanden, den er beschützen will und nimmt dafür einiges in Kauf”, erklärte ich ihm meine Sichtweise und sah wieder Shiju vor mir. Auch ich wollte sie beschützen und konnte es nicht. Zu Langsam, zu schwach.  “Also lag es jedes Mal an Sesshomarus Einmischungen” murmelte der Floh und Shiju verschwand aus meinen Gedanken. Seufzend stand ich auf und ging einige Schritte. “Das kann sein. Im letzten Kampf hätte er ihn sicherlich besiegt, wenn Ryukotsusai Sesshomaru nicht angegriffen hätte. Toga-sama wusste nicht das ich mich für ihn opferte. Dann hätte er ihn sicherlich erledigen können.”, erzählte ich was passiert war und Myoga-sama wurde aufgeregter. “Du hattest das nicht mit ihm geplant? Im Falle des Falles?”   Erschrocken sah ich ihn an, als er weiter redete: “Du hast dich aus eigenen Stücken vor ihn gestellt?” Der Kloß in meinem Hals wuchs und ich wusste nicht, was ich antworten sollte. Myoga-sama sprang auf meine Nase und sah mir mit seinen runden Augen in die meinen. “Warum bist du nur so treu?”   Schmunzelnd schlug ich ihn von meiner Nase und fing ihn mit meiner Hand auf. “Ich verdanke Toga-sama alles und für mich gibt es nichts auf dieser Welt, außer ihm zu Diensten zu sein. Wenn Sesshomaru endlich reif genug ist, werde ich diese Treue aufgeben und einen Ort suchen an dem ich gehen kann”, erklärte ich und Myoga-sama kullerten einige Tränen aus den Augen.     Schnaubend pustete ich ihn von meiner Hand und drehte mich um, um weiter zu gehen. Ich zog einige große Kreise um das Haus und ging gerade über den Rasen, als sich eine Tür öffnete und mein Herr heraustrat. Schnell lief ich zu ihm und sah ihn an. “Was hat sie gesagt?”   Kurz zögerte er und schien zu überlegen was er mir sagte. Normalerweise teilte er alles mit mir und hatte stets sofort geantwortet. Was ging hier also vor? Doch sein schmunzeln und der leichte Schlag auf meine Schulter ließen mich hoffen, dass doch alles gut war.   “Nur ein Böser Geist, der besitz davon ergriffen hat. Wir können heimkehren, doch muss ich vorher noch etwas besorgen. Lauf du vor”, bat er und ich nickte sofort. Trotzdem war ich verwirrt. Es war nur ein böser Geist? Warum hat er dann mich nicht angegriffen, aber alle anderen? Selbst Izayoi-sama waren die Hände verbrannt. Die tiefe Stimme meines Herrn holte mich aus meinen Gedanken. “Ich rufe nach euch und dann gehen wir endlich deine Shujikara besuchen.”, kündigte er an und mir versetzte es einen Stich ins Herz. So lange habe ich mich davor gedrückt und nun drängte er mich. Ach, hätte ich ihn nur nie gebeten mit zu kommen. “Sie wartet sicherlich auf ihren Vogel, den du dann gleich mitbringen kannst.”, fügte er hinzu und ich nickte bevor ich mich verabschiedete und nach Hause lief.   Nach Hause. Das war eine eigenartige Sache. Ich schlief dort, ich aß dort mit Izayoi-sama und Toga, ich badete und trainierte dort. Doch fehlte trotzdem das Gefühl für mein zuhause. Und das lag an jenem Ort, welcher mein Herr unbedingt mit mir besuchen gehen wollte. Nun wollte er sogar Iazyoi-sama mitnehmen. Sicherlich um mir besser beistehen zu können. Er hasste tränen und war eben ein Krieger.   Als ich durch die Wälder streifte und dem Haus immer näherkam, kamen die alten Gefühle von jenem Tag hoch. Alle hatte ich sie zerfetzt, doch brachte das Shiju nicht mehr zum Leben. Der einzige der mir damals half, das zu überstehen war Toga. Wie fast mein ganzes Leben, war er für mich da und hatte mich wie seinen Sohn großgezogen. Ich teilte nicht sein Blut und doch war er für mich wie ein Vater.    Die Gedanken abschüttelnd, sprang ich über die Mauer und folgte dem Geruch Izayoi-samas. Sie war wohl gerade in der Küche und als ich die Tür öffnete strahlten mich ihre braunen Augen hoffnungsvoll an. “Nousagi! Ihr seid zurück?” fragte sie und versuchte um mich herum zu sehen. Sie hoffte auf ihren Liebsten. Seki sprang in meine Arme und begrüßte mich innig, indem er seinen Kopf an meine Brust drückte. Mein kleines Überbleibsel, dachte ich und streichelte sein weißes Fell. “Ich bin zurück”, antwortete ich Izayoi-sama und zerschlug damit ihre Hoffnung.  “Ich? Wo ist Toga?” fragte sie mit skeptischem Blick. “Er muss noch etwas erledigen. Ich soll euch in einigen Tagen zu ihm bringen”, antwortete ich ihr und bemerkte ihren Stimmungsumschwung. Sie drehte sich um, in der Hoffnung, dass ich es nicht bemerken würde, wie sehr sie ihn erhofft hatte. Schmerzlich stach es in meiner Brust, denn niemand wartete so hoffnungsvoll auf mich.   Das Salz ihrer Tränen drang an meine Nase und sie begann, sich mit dem schneiden des Gemüses abzulenken und plapperte drauf los. “Warte kurz, ich mache dir schnell etwas zu essen. Du musst ganz ausgehungert sein.” Schmunzelnd ging ich zu ihr und legte ihr meinen Arm auf die Schulter. Seki hatte sich auf meiner Schulter einen Platz gesucht und drängte sich in meine Halsbeuge. “Ihm geht es wirklich gut. Macht euch keine Sorgen Izayoi”, bat ich und sie hörte auf zu schnippeln.   Sie drehte sich zu mir und umarmte mich. Erst war ich überrumpelt, denn die Vergangenheit hatte gezeigt was passierte, wenn ich sie zu viel berührte. Vorsichtig legte ich die Arme um sie und roch ihre Tränen, die sie an meine Brust schluchzte. Sanft streichelte ich mit meinen Fingern ihren Rücken, als sie nach einigen Minuten langsam zur Ruhe kam. “Du hast mich nicht mit –sama angesprochen”, sagte sie und mir fiel es selbst auf. Grinsend sah ich sie an und löste mich. “Ich denke nun ist es Zeit für den Trank von Kusuri, oder Izayoi?”, lenkte ich vom Thema ab und sie sah mich blinzend an.  Auch bei Yasashiku-sama und Sumi-sama, hatte ich sie stets dran erinnern müssen. Wenn sie einsam war, vernachlässtigt sie sich selbst. Isst kaum und vor allem musste man sie an diesen Trank erinnern. Es kam mir manchmal fast so vor, wie wenn sie es drauf anlegte ihren Liebsten so, zu sich zu locken.  Mit einigen Schritten ging ich zu dem Krug und kippte etwas in einen Becher, den sie für gewöhnlich nutze. Er war blau und hatte einen weißen Schmetterling darauf. Zudem nahm ich einen becher, den sie mir immer gab. Dieser war Grünlich und hatte einen kleinen Orangenen Vogel drauf. Schmunzelnd dachte ich an die Vögel, die stezt bei Shiju saßen, wenn sie im Garten einschlief und schenkte mir Wasser ein.  Den blauen Becher schob ich Izayoi zu und nahm meinen zur Hand. Seki sprang auf die Arbeitsfläche und sah mich an. Eilig holte ich Kusuris Kräuter hervor und legte sie mir in der Hand zurecht. “Zum Wohl”, prostete ich grinsend und hob meinen Becher. Sie begann zu lächeln und hob auch ihren Becher.     Am späten Abend saßen wir noch gemeinsam und hatten gerade unser Mahl zuende gebracht. Izayoi hatte mir Sake eingeschenkt und fragte: “Konntet ihr das Schwert den begutachten lassen?”, “Ja, Byorigaku-sama konnte es sich ansehen und den Geist, der davon besitz ergriffen hatte lösen.” erklärte ich und nahm einen Schluck aus meiner Schale. Sie starrte auf ihre Tasse, murmelte dann etwas vor sich hin, was ich erst nicht richtig aufnehmen konnte “Das könnte auch der Grund sein, warum ich nicht mehr von Shiju träume”, und ließ vor schreck meine Schale fallen, die laut auf dem Tisch aufschlug. “Ihr habt was?”, fragte ich und sah sie geschockt an. Sie kannte Shiju nicht, woher sollte sie dann wissen das sie es war?   “Äh ich habe einige Nächte von ihr geträumt. Toga half mir dann herauszufinden, wer die Frau in meinem Traum war und er sagte es wäre Shiju.”, erklärte sie und ich versuchte meine normale haltung wieder anzunehmen. Zitternd hob ich die leere Schale an und bat sie stumm um etwas mehr davon. Sie schenkte mir ein und ich trank ihn in einem Zug herunter. Seufzend sackte ich zusammen. “Sie sucht mich sicherlich heim”  “Wieso sollte sie das? Warst du ihr kein guter Mann?”, fragte Izayoi und wieder erfüllte mich das Gefühl der Schuld. Es lag bestimmt an dem Nahenden Todestag und an der Tatsache, das ich sie noch nie besucht hatte. Die Tischplatte fixierend antwortete ich: “Ich war noch nie bei ihrem Grab, das störte sie im Jenseits sehr”. Wissend nickte sie, denn auch ihr hatte ich von meiner Begegnung mit Shiju und meinen Eltern erzählt.   “Wir werden hingehen”, beschloss Izayoi und brachte mich in Panik. “Nein! Nein! Izayoi bitte, ohne Toga schaffe ich das nicht. Und was denkt sie erst wenn sie mich mit einer anderen Frau bei ihrem Grab sieht!”, plapperte ich und schlug wild mit meinen Armen umher. Der Sake tat sein Übriges, indem er mir die Scham nahm. Liebevoll ergriff sei meine Hände und lächelte mich sanft an. “Sie weiß wer ich bin. Ich glaube sie würde eher in deinen Träumen auftauchen und dich heimsuchen, als die Frau mit der sie dir eine Affäre zumutet, oder?” Damit hatte sie wirklich recht und nun stutze ich. Ich sah sie zwar oft vor meinen Augen, und die Sehnsucht war seit meinem Tot noch viel stärker geworden, doch geträumt hatte ich noch nie von ihr. Zumindest nicht bewusst.     Einige Tage Später     “Ihr müsst essen Izayoi”, befahl ich ein weiteres Mal und sie seufzte tief. Wie immer, wenn mein Herr nicht zugegen war. Wenigstens zwang sie sich etwas zu sich zu nehmen. Kurz wanderte mein Blick zu dem kugelrunden Bauch, den sie bei sich trug. Ich hörte dort den Herzschlag des Kindes, der kräftig und schnell schlug. Des Öfteren in den letzten Wochen fragte ich mich, wann es wohl soweit sein würde. Würde es eher Izayoi oder meinem Herrn ähneln? Würde es wie ein Mensch aussehen oder eher wie ein Hund? Aber ich denke Kusuri hätte uns mitgeteilt, wenn es Tierisches aussehen haben würde. Vielleicht sähe es ja ganz normal aus und keiner würde es als Hanyou erkennen. Ob Hanyous anders rochen? Fragte ich mich und hörte plötzlich einen Ruf. Sofort sprang ich auf die Veranda und schloss meine Augen, um es besser wahrzunehmen. Ja! Das war Togas ruf!  Sofort drehte ich mich um und ging auf Izayoi zu, die gerade Seki in ihren Armen hielt. Ich zog sie auf meine Arme und stand auf, was sie wild zappeln ließ. “Nousagi, was tust du da?”, schrie sie und ich antwortete grinsend: “Euer Gemahl ruft”. Endlich würde sie wieder mehr essen und auf sich achten, wenn er bei ihr war.     “Bring mich zu ihm”, bat sie. Schnell huschte ich durchs Haus und warf ihr ein dickes Fell um, das sie wärmen würde. Den kleinen Vogel trug ich seit Tagen bei mir, um immer bereit zu sein, wenn das soeben erklungene Zeichen auf mein Ohr traf. Also brachen wir auf und ich lief so schnell ich konnte. Auch wenn ich wusste das ich bald meinen schwersten Gang tun würde, freute ich mich darauf, das Izayoi wieder bei meinem Herrn sein konnte. Die beiden waren wirklich zu meiner Familie geworden.   Ich spürte ihren Kopf an meiner Schulter und hörte wie ihr Herz stetiger und sanfter schlug. Sie war müde, obwohl es erst Morgen war und würde wohl bald einschlafen. Sie streichelte Seki, der es sich auf ihrer Brust gemütlich gemacht hatte und seinen Kopf auf dem Bauch abgelegt hatte. Auch er freute sich auf den neuankämmling, der darin wuchs und schlief.    Wir kamen am nächsten Morgen an und ich erblickte Toga, wie er auf uns wartend auf der grünen Wiese stand, die nun angefangen hatte zu erblühen. Überall standen kleine Blumen in voller pracht. Ich trat zu ihm und er lächelte mich an. Doch seine Augen schienen nachdenklich und müde. War in meiner Abwesenheit irgendetwas passiert, von dem ich wissen sollte?   “Danke, mein Freund”, bedankte sich mein Herr und ich bemerkte eine bewegung auf meinen Armen. Izayoi war erwacht und schaute ihren Gemahlen freudig an. “Liebster”    Mein Freund. So nannte der mich des öfteren in letzter Zeit. Er kam näher an mich heran und nahm seine Frau aus meinen Armen. Kurz schüttelte ich meine Arme aus, denn sie fühlten sich steif und angespannt an. Myoga sprang auf meine Schulter, nachdem er wieder einmal an Izayoi gekostet hatte. Wusste er denn nicht das es Toga missfiel?  “Sei froh das Izayoi auf meinem Arm ist, sonst würdest du bald aufhören zu existieren. Ohne dein Erbe der feigheit festgeschrieben zu haben”, hörte ich meinen Herrn knurren und stuzte. Was meinte er mit festschreiben? Hatte er etwa schon vorgesorgt, würde er einmal sterben? Sonst machte er sich nicht solche Gedanken. Er war schließlich der stärkste Inu-Yokai den es je gegeben hatte.  “Schön warm hier”, schwelgte Izayoi, nachdem sie Toga beruhigt hatte und schmiss das wärmende Fell von sich. Kurz lachten wir bei dieser Geste. Sie war oft so unbekümmert, was einem einfach ans Herz ging.   Doch ein bekannter Geruch ließ mich verstummen und ich erblickte Byorigaku-sama, die still auf der Veranda stand und uns beobachtete. Ein kurzes Gespräch, aus dem ich die Eifersucht förmlich greifen konnte, brannte zwischen Toga und Izayoi, bevor wir zu der knapp bekleideten Frau gingen. Sie begutachtete Izayoi genau und mir missfiel das. Sie sah sie an, wie Kusuri des öfteren mich ansah und ich hoffte das sie nicht bösartig gesinnt war. Ich hatte noch zu wenig mit ihr zu tun gehabt, um sie einschätzen zu können. Ich würde meine Familie beschützen. Egal was kam.   Byorigaku öffnete eine Tür und wir folgten ihr herein, als sie sich plötzlich umdrehte und mich ansah. „Er muss fort bleiben". Erschrocken wollte ich mich wehren, doch ihr Schnipsen ließ mich in einem tiefen schwarz versinken.    Ich schwebte in einer tiefen Dunkelheit umher und öffnete nur schwer meine Augen. War ich wirder gestorben? Aber das könnte nicht sein. Hier waren keinerlei Vögel oder Seelen anderer, die zu ihren Ahnen fortgebracht wurden. Ein kleines flattern ließ mich schwerfällig den Blick dahin wenden und ich erblickte schwarze kleine Flügel, dessen Federn straf gespannt im Flug waren. Eine helle rotbraune Brust Verband die schwarzen Flügel miteinander und langsam landete der kleine Vögel auf meiner linken Brust. Ich konnte mich nicht bewegen und sah ihm direkt in die Augen. Was willst du kleiner Vogel? Fragte ich kurz und er begann in seichtes rosiges Licht aufzugehen. Das Licht wanderte in meine Brust und ich spürte ein starkes pochen. Blaue Augen die mich ansahen. Shiju.    Als ich erwachte, spürte ich den warmen Atem meines Herrn, der mich mit seiner Nase anstupste. Er hatte sich verwandelt und sah mich mit seinen roten Augen an. Mit einem brummenden Kopf setze ich mich langsam auf und Toga ging in Licht auf. Er stand vor mir und reichte mir die Hand. „Nun musst du stark sein, Nousagi", befahl er und ich wendete den Blick in meine Umgebung. Wir müssten Byorigaku verlassen haben, denn hier lag über all kühler glatter Schnee. Einige Meter von mir erblickte ich einen Baum und mir blieb fast das Herz stehen. Hier hatte ich Shiju des öfteren besucht und sie oft liebevoll in meinen Armen gehalten. Doch nun erblickte ich am Fuße dieses Baumes einen Stein. Auf ihm stand ihr Name. Shijukara. Wir waren an ihrem Grab.    Schwer schluckend ergriff ich die Hand meines Herrn und zog mich daran hoch. Im stand sah ich zum Grab meiner liebsten und mir brach das Herz. Luft anhaltend stand ich einige Minuten da und bemerkte Togas Blick. „Willst du sie nicht begrüßen?“, Fragte er vorsichtig und ich brach aus meiner Schockstarre. Mit zitternden Händen griff ich nach der Buntmeise, welche ich ihr geschnizt hatte. Um ihr zu zeigen, dass ich mich verbessert hatte und an sie dachte, was ich immerzu tat. Besonders die Momente in denen ich keinen Auftrag hatte oder alleine war. Das einzige was mir von ihr geblieben war, war Seki, ihr Hase und mein treuer Freund.  Ich fiel auf die Knie und verbeugte mich tief vor dem Stein. „Shiju, bitte verzeih mir das du so lange auf mich warten musstest", bat ich und schluckte schwer. Mein Herz schlug so schwer und langsam in meiner Brust, dass ich mir sicher war, das es bald aufhören würde zu schlagen. Tief in mir war es mein Wunsch, lieber bei ihr zu sein, auch wenn sie mich dann schimpfen würde. Auf ihre unbeschreiblich süße Art und Weise.   Einige Buntmeisen sprangen auf der Erde herum und ich folgte ihnen mit meinen blicken. Sie erforschten kurz das Gebilde aus Holz und ich musste lächeln. Sie hatte sich oft lustig über meine Künste gemacht und sie oft verbessert. Doch so lernte ich besser zu werden. Ein besserer Mann, ein besserer Krieger und ein besserer Gefährte. Warum war ich damals nur zu spät gekommen!    „Nousagi, ich habe dich belogen, was den Geist in Bakusaiga angeht", sprach Togas Stimme hinter mir und ich sah auf. „Warum?“ Fragte ich mit kratzenden Stimme. Er schluckte und fing meinen Blick kurz auf, bevor er ihn hinüber zu einem dichten Geäst richtete und nun stieg mir ein bekannter Geruch in die Nase, gemischt mit dem Geruch von Izayoi und etwas anderem.   Vorsichtig lugte Izayoi hinter den Geäst hervor und sprach mit jemanden. Ich stand langsam auf und hielt die Luft an. Dieser Geruch. Das kann nicht sein. Und dann sah ich sie.   Meine Shiju.     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)