Black Sweets von _Delacroix_ ================================================================================ Cockroach Clusters ------------------ Mit abschätzigem Blick musterte Bellatrix die Zeichnung eines Schlammbluts. Große Ohren, schiefe Augen ... Der Mann sah genauso aus, wie man sich ein minderwertiges Stück Dreck vorstellen musste. Sie rümpfte die Nase. Auf der einen Seite fand sie es gut, dass es inzwischen tatsächlich ein paar Autoren gab, die es auf sich nahmen die Gesellschaft vor den Gefahren der Schlammblüter zu warnen, auf der Anderen verabscheute sie es, dass die Kreaturen so noch mehr Aufmerksamkeit anständiger Leute stahlen. Entschieden blätterte sie um.   "Bellatrix?"   Ungnädig hob sie ihren Blick. Lucius Malfoy saß auf dem Stuhl ihr gegenüber und musterte sie interessiert. "Ich nehme an, du hast mir nicht zugehört?" Ihre Augen wanderten zurück zu ihrem Buch. "Ich lese", klärte sie ihn auf. Lucius schnalzte missbilligend mit der Zunge. "So wichtig, wie ich die Aufklärung bezüglich dieser "Wesen" finde, selbst mir fällt es schwer, ein Gespräch am Leben zu erhalten, wenn ich nicht ein kleines bisschen Hilfe bekomme." Bellatrix klappte das Buch zusammen. "Vielleicht will ich ja, dass es stirbt?" "Das wäre wirklich unhöflich." Er schenkte ihr ein schmales Lächeln und Bellatrix sah sich genötigt, das Buch auf den Cafétisch zu legen.   "Also schön, wie war das Thema?", gab sie nach und beobachtete, wie Lucius sich auf seinem Stuhl aufrichtete. "Ich sagte, ich habe heute Morgen Rodolphus getroffen", wiederholte er für sie. Bellatrix unterdrückte ein Gähnen. Seit Rodolphus sich darauf verlegt hatte, den braven Verlobten zu spielen, war von seiner Seite aus nicht mehr viel Gutes gekommen. Ja, gelegentlich gab er ein paar Galleonen für die gerechte Sache, doch der Mut selbst etwas ändern zu wollen, hatte ihn scheinbar verlassen. Versager! "Er fragte mich, ob wir uns schon entschieden haben." "Was soll ich entschieden haben?" Lucius räusperte sich umständlich. "Wir", erklärte er, und betonte das "Wir" als wäre es ihm wirklich wichtig, "Müssen uns entscheiden, wohin unsere Hochzeitsreise gehen soll." Bellatrix legte den Kopf schief. "Ist das nicht furchtbar unerheblich und belanglos?" "Das habe ich zunächst auch gesagt", stimmte ihr Lucius zu, "doch dann hat er mir freundlich in Erinnerung gerufen, dass unsere Eltern erwarten, dass wir irgendwohin reisen. Und Bella - Ich fürchte ein Ausflug auf den Landsitz von Du-weißt-schon-wem zählt da nicht mit." "Nicht?" Lucius schüttelte den Kopf. "Nein. Traditionell erwarten sie Sonne, Meer und Zweisamkeit. Und so gut es mir auf dem Landsitz auch gefällt, er erfüllt nicht eines dieser Kriterien."   Bellatrix runzelte die Stirn. Sie sagte es nicht gerne, aber Lucius hatte recht. Ihre Mutter erzählte schon seit Tagen von nichts anderem mehr als von ihrer Reise nach Frankreich. Sie kaufte französisches Gebäck, murmelte französische Floskeln und einmal hatte sie den Hund ihres Vaters sogar "Mademoiselle" genannt. Das waren keine guten Vorzeichen. "Ich habe keine Zeit, um an irgendeinen Strand zu fahren", erklärte sie trotzig. Lucius nickte. "Ich genauso wenig." "Wer soll denn die Anwerbungsgespräche führen, wenn nicht ich? Ich habe die letzten drei Monate beharrlich mit Mr. und Mrs. Snyde verhandelt. Sie stehen kurz davor, dem Landgut einen Besuch abzustatten. Wenn ich sie jetzt warten lasse - Dann kann ich mit Pech von vorne beginnen." "Bei mir sieht es nicht besser aus", erklärte Lucius, "Ich bin voll und ganz damit beschäftigt, unsere Importe am Ministerium vorbeizuschleusen. Und du weißt, wie die da sind. Jede Kiste, die nur ein paar Minuten unbeobachtet herumsteht, wird aufgemacht und angegafft. Ich kann es nicht gebrauchen, dass die das bei Du-weißt-schon-was versuchen." Bellatrix nickte. "Scheint als hätten wir ein Problem." Lucius beugte sich im Sessel vor und griff nach seiner Teetasse. "Eines das wir besser schnell in den Griff bekommen sollten." "Wir könnten die Hochzeit verschieben", schlug Bellatrix vor, doch Lucius schüttelte elegant den Kopf. "Zu auffällig", urteilte er. "Das funktioniert nur, wenn einer von uns beiden totsterbenskrank ist und wenn du totsterbenskrank bist, lassen dich die Snydes nicht mehr rein." Bellatrix hob die Augenbrauen. "Wieso muss ich denn totsterbenskrank sein?", wollte sie wissen. Lucius lächelte düster. "Weil du die Einzige bist, die es schaffen würde auch dann noch gut auszusehen", säuselte er. Bellatrix ignorierte das. Solche Floskeln mochten ihren Schwestern gefallen, ihr jedoch war so etwas ganz egal. "Außerdem muss ich meine Importe bewachen und ich habe einen Vollzeitjob", ergänzte Lucius hilfsbereit.   Es lag Bellatrix auf der Zunge ihn zu fragen, seit wann "Schulrat" ein Vollzeitjob war, doch sie biss sich auf die Unterlippe und hielt ihren Mund. Eigentlich war es ja auch gar nicht so schlecht jemanden zu haben, der sich dafür einsetzte, dass den Kindern gleich die richtigen Tugenden und Werte beigebracht wurden. Und das es Lucius war - Nun ja, zumindest hatte er dadurch eine Menge Freizeit. Wenn sie ihn bat, ihr zu helfen, hörte sie höchst selten, dass er eine Sitzung hatte, oder Akten lesen musste. Insofern war seine Berufswahl also nützlicher als die von Rodolphus. Richter im Gamot. Wann brauchte man schon so etwas? "Ich denke, wir können uns darauf einigen, dass das für uns beide keine Option ist", antwortete sie diplomatisch. "Es muss eine Lösung her." Lucius nippte an seinem Tee. "In der Tat." "Wir können auf keinen Fall zwei Wochen lang unsere Pflichten vernachlässigen." Lucius stellte seine Tasse zurück auf den Tisch. "In der Tat", wiederholte er. "Wir brauchen eine Lösung."   Das erwartete "In der Tat" blieb aus, und als Bellatrix den Blick hob um festzustellen wieso, wurde ihr auch klar warum. Lucius Blick hatte sich auf eine kleine, blaue Tüte gerichtet, die schon seit ein paar Tagen auf ihrem Tischchen lag. "Erdnussflips", erklärte sie ungefragt, "Sirius hat sie mir zur Verlobung geschickt. Ein unverschämt billiges Geschenk." Lucius nickte. "Billig, in der Tat. Aber ich hatte heute keine Mittagspause. Stört es dich, wenn ich sie öffne?" Bellatrix winkte ab. Sollte er mit den Dingern doch machen, was er wollte. An einem Geschenk von ihrem kindischen Cousin war sie ohnehin nicht interessiert.   "Wie wäre es, wenn wir uns um einen Sonderauftrag bemühen?", fragte Lucius, während er mit der Tüte herum raschelte. "Du müsstest immer noch eine Vertretung für Mr. und Mrs. Snyde finden, aber sicher verstehen sie es, wenn du ihnen sagst, dass du dringend nach Afrika reisen musstest, um einen Nundu zu erstehen." "Und was soll ich mit einem Nundu?", fragte Bellatrix zumindest ein Stück weit interessiert. "Es war nur ein Beispiel, Bella. Ich bin mir sicher "Er" hat einige Dinge, die ihn im Ausland interessieren. Wenn wir ihm eines davon beschaffen ..." Lucius griff beherzt in die Tüte und nahm einen Erdnussflip heraus. "Würde ihm das sicher gut gefallen", beendete Bellatrix den Gedanken. Er gefiel ihr. Wann immer sie der Sache nützlich sein konnte, fühlte sie sich so viel leichter und beschwingter. Und wenn "Er" sie dann auch noch lobte ... Vor ihrem inneren Auge sah sie sein zufriedenes Lächeln, die Art, wie "Er" den Kelch hob, um ihr zuzuprosten, seine Augen, die ihr sagten, dass jeder seiner Siege auch der ihre war. Sie konnte seine Stimme fast schon hören. Süße Worte, unterstrichen von einem lautem Schrei.   Bella riss die Augen auf und starrte Lucius an, der entsetzt auf ihren Tisch zeigte. "D-Da!", stotterte er und zog die Füße zu sich auf den Stuhl. Bellatrix' Blick folgte seinem Fingerzeig vorbei an ihrer Teetasse und an der Kanne bis hin zu der Tüte, die Lucius offensichtlich hatte fallen lassen. Sie knisterte unheilvoll. Energisch streckte Bellatrix die Hand nach ihr aus, riss sie in die Luft und sah ... "Kakerlaken!" "Widerlich", entfuhr es Lucius, "Mach sie bloß weg!"   Bellatrix Hand krallte sich fester in die Tüte, während sie mit der anderen ausholte. Heißer Schmerz fuhr durch ihre Finger, als sie auf das lackierte Holz trafen. Das Geschirr klirrte, etwas klebte an ihr, aber wenigstens rührte sich ihr Opfer nicht mehr. Misstrauisch musterte sie ihre Handfläche ... "Cockroach Clusters", knurrte Lucius von seinem Stuhl aus und Bellatrix schnaubte verärgert. "Diese miese, kleine Ratte", knurrte sie, "aber dieses Mal, ist er zu weit gegangen. Es ist mir egal, wohin wir in die Flitterwochen fahren, aber eines sag ich dir! Auf dem Weg dorthin, mache ich in Hogwarts halt und dann werde ich ihm seine Kakerlaken dahin stopfen, wo die Sonne nicht mehr scheint!" "Meinst du nicht, da haben die Lehrer was dagegen?", fragte Lucius. Bellatrix schnaubte. Es war ihr egal, was irgendwelche Lehrer sagten. Hier ging es um ihren missratenen Cousin. Und den würde sie zur Räson bringen und wenn es das Letzte war, was sie tat. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)