Ein süßer Groupie von MarryDeLioncourt ================================================================================ Kapitel 6: von guten Freunde und einem ganz besonderen Schatz ------------------------------------------------------------- Noch immer ruhte sein sanfter Blick auf mir und eine Antwort auf seine unausgesprochene Frage zu erwarten. Ich schob meinen leeren Teller weg und erhob mich. Erst jetzt ergriff Kyo meine Hand. „Kazu…“, wisperte er noch einmal, doch dieses Mal wich ich seinem Blick aus. „Ich geh duschen“, bemerkte ich und löste mich aus seinem Griff. Ich wusste, dass auch mein wunderschöner Freund sein Päckchen mit sich trug, denn auch wenn ich bisher nicht all zu viel über ihn wusste, kamen mir die unzähligen Videos in den Kopf, in denen er seinen Fans eine nicht ganz unblutige Bühnenshow darbot. Doch diese Tage schienen vorbei zu sein und irgendwer oder irgendwas hatten ihm dabei geholfen. Und nun wollte er für mich da sein, doch warum? Konnte ich ihm so viel mehr bieten als jemand, der weniger Probleme mit sich brachte? Was machte mich in seinen Augen so besonders? „Alleine duschen ist blöd…genauso wie alleine schlafen“, erklang Kyos weiche Stimme auf einmal hinter mir. Und mir wurde heiß und kalt im Wechsel. Seine Hände glitten meine Seiten entlang. Er verteilte hauchzarte Küsse auf meinen Schultern und meinem Nacken. „Und wenn ich das gerade nur gesagt hab, um allein zu sein“, gab ich zurück. Weitere Küsse am Hals und seine Finger streiften meine Brustwarzen. „Ich glaub dir kein Wort…Süßer, jetzt hör mir Mal zu…ich hege mittlerweile wirklich den Verdacht, dass du keinen blassen Schimmer davon hast, wie wunderschön du bist…ich weiß nicht, was dir widerfahren ist, aber ich hoffe du erzählst es mir irgendwann. Glaub mir Kazuki, ich geh bestimmt nicht mit jedem dahergelaufenen Musiker ins Bett, nur weil ich seine Songs mag…du bist sehr besonders. Jetzt muss ich es nur noch schaffen, dass das in deinem hübschen Kopf ankommt.“ Kyo drehte mich zu sich um und sein Blick rief meine Tränen ganz von allein. Ich konnte mich nicht daran erinnern, wann mir jemand überhaupt Mal so etwas schönes gesagt hatte. Mit seinen Fingern wischte er die Tränen weg und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. „Danke“, wisperte ich und ließ meinen Kopf an seine Brust sinken. „Wofür?“ „Für alles…ich werde es dir erzählen, wenn ich bereit dazu bin, versprochen…ich hab nur noch keinem davon erzählt und ich fürchte, das macht es so verdammt schwer.“ „Glaub mir, es hilft...Moment, keinem? Nicht einmal Sota weiß davon?“ Ich schüttelte mit dem Kopf. „Nein. Hast du mich eben gerade echt Süßer genannt?“ So langsam kehrte meine gute Laune zurück. Kyo schnappte sich das Duschgel und verteilte es auf meinem Körper. „Und ich hatte gehofft es fällt dir nicht auf. So langsam beschleicht mich das Gefühl, dass ich doch nicht so ein gefühlloses Arschloch bin.“ Während er so redete, seiften seine Hände meinen Körper ein und mittlerweile schien er irgendwie genauestens zu wissen, wo sich meine erogenen Zonen befanden. Was für eine schöne Gemeinheit, denn auch ich würde nur zu gern wissen, was diesen wunderschönen Mann so richtig in den Wahnsinn trieb. Am Hals begann er mich zu küssen und jeh tiefer seine Hände wanderten, desto verrückter machte mich das. „Du bist vielleicht manchmal etwas zu schnell reizbar, aber ein gefühlloses Arschloch bist du ganz sicher nicht. Und verflucht, wie schaffst du es nur mich so schnell aus dem Konzept zu bringen. Vielleicht hätte ich eher etwas mit alten Männern anfangen sollen.“ In meiner Stimme schwang schon wieder dieser lustvolle Unterton mit und das entging meinem schönen Sänger keinesfalls. Jetzt kehrte wieder dieses gefährliche Funkeln in seinen Augen zurück, was mich einerseits ein bisschen bangen ließ aber welches ich auch verdammt heiß fand. Mit meinen 31 Jahren hatte ich zwar auch schon mein jugendliches Alter überschritten, dennoch störte mich unser Altersunterschied keinesfalls. Es war nur immer wieder eine wahre Freunde Kyo ein bisschen zu ärgern. „Ich zeig dir gleich, was ich alter MANN sonst noch so für Qualitäten besitze“, flüsterte er mir zu und frischte den Knutschfleck an meinem Hals auf. Doch dieses Mal tat es sogar ein bisschen weh. Ich ergab mich diesem lustvollen Schmerz. Ich verlangte nach mehr und endlich küsste er mich. Unsere Körper so dicht beieinander, dass ich jeden Muskel, jede Rippe und seine Erregung an meiner spürte. Kyo ließ seine Hüften kreisen und küsste mich inniger. „Kyo…ich will dich…also ich meine wirklich DICH…“, raunte ich ihm zu und er schien zu verstehen, was ich sagen wollte. „So leicht bin ich aber nicht zu haben, das musst du dir erst verdienen…“, gab er zurück und es enttäuschte mich schon ein wenig. Ich wollte so gern wissen, wie er sich anfühlte und ihn so hart rannehmen, dass auch ihm Hören und Sehen verging. Schon allein der Gedanke reichte aus, um mich fast zum Höhepunkt zu bringen. Plötzlich spürte ich seine Hand an unser beider Erregungen und er begann sie zu massieren. „Ahhh,…fühlt sich verdammt gut an…ich fürchte nur…ich komm gleich…“, keuchte ich. Er ergriff meine Hand und führte sie ebenfalls zu unseren Körpermitten. Unsere Hände bewegten sich im Einklang und die Lust baute sich immer mehr auf. Kyo hielt seine Augen geschlossen und biss sich leicht auf die Unterlippe. Das Pulsieren seiner Erektion erregte auch mich nur noch mehr. Seine Bauchmuskeln spannten sich an und sein Kopf sank leicht nach hinten. Das Wasser rann an seiner Brust hinab. Mit meiner freien Hand berührte ich ihn, wollte jeden auch noch so kleinen Zentimeter seines Körpers erkunden. Meine Finger malten die Konturen des tätowierten Totenkopfes auf seiner Brust nach und fuhren weiter nach unten, entlang seiner Bauchmuskeln und dem Arm wieder nach oben. Immer wieder hielt ich inne uns inspizierte dieses wunderschöne Kunstwerk von Mann. Mein Gehirn lief gerade Amok, denn die heranrollende Welle der Lust und dieses Bild vor mir konnte doch nur ein Traum sein. Meine Hand ruhte schließlich über seinem Herz, was mir wild und unkontrolliert entgegen schlug. Ich grinste und wusste nicht, wann ich jemals etwas so schönes zu Gesicht bekommen hatte. Unsere Hände beschleunigten ihr Tempo und eine letzte heftige Lustwelle durchfuhr meinen Körper und ich kam mit einem nicht ganz leisen Aufschrei. Auch Kyo folgte mir wenige Sekunden später. Mein Kopf sank an seine Brust und meine Beine fühlten sich an wie Pudding. Ich seifte auch seinen Körper ein, ließ meine Hände wieder über seine Tätowierungen gleiten, küsste ihn zwischendurch, weil ich langsam süchtig nach diesem wunderschönen Mann wurde. Noch immer etwas benommen machten wir uns auf den Weg zum Proberaum. Wir rauchten davor noch eine und sahen auch schon, wie sich der Rest der Band näherte. Kyo jedoch machte keine Anstalten auf sie zu warten und schloss auf, ließ die Tür jedoch angelehnt. Und als hätte er in seinem Kopf ein Schalter umgelegt, konnte er auf einmal wieder der ernste, grießgrämige Sänger sein, der alle seine Schäfchen herumschubbste und sie zu gern ermahnte, wenn sie seinen Anforderungen nicht gerecht wurden. Auch ich bekam das heute mehr als deutlich zu spüren und es kostete mich viel Energie, doch ich wollte ihn nicht enttäuschen. Ein bisschen angepisst war ich dann auch und natürlich merkte er das. Nach gefühlten acht Stunden, gönnte er uns eine Pause und ging, gefolgt von Kaoru und Shinya eine rauchen. Kumpelhaft legten Toshiya und Die die Arme um mich, weil ich in ihrer Mitte saß. Auch ich verspürte den Drang nach einer Zigarette und kam dieser leidigen Sucht nach. „Toshi, guck mal, ich glaub unser kleiner hier hat die Nacht Bekanntschaft mit einem wilden Tiger gemach“, witzelte der Gitarrist. Augenblicklich schoss mir die Röte ins Gesicht. Oh bitte Boden, tue dich auf und lass mich in einem schwarzen Loch verschwinden. Daran hätte ich ja auch Mal eher denken können. Ich räusperte mich verlegen. „Das erklärt Toorus Enthusiasmus heute…immerhin scheint er zufrieden mit uns zu sein.“ „Ihr wollt mir also weis machen, dass jeh härter er euch ran nimmt…“ Ich stockte und erst als die Worte meinen Mund verlassen hatten, wurde mir deren Ausmaße bewusst. Beschämt zog ich die Kapuze meines Pullis über meinen Kopf und vergrub mein Gesicht in den Händen. Toshiya neben mir kicherte. Peinlicher ging es ja wirklich nicht. „Genau das wollten wir sagen…und mit dir scheint er ja auch noch andere Sachen zu üben, nicht nur singen“, ärgerte mich Die. „Mhh…das kann ich wohl nicht abstreiten. Ist ja auch kaum zu übersehen“, murmelte ich ohne die beiden anzuschauen, da mein brennend heißes Gesicht wohl gerade einer Tomate glich. „Glaub mir Kazuki, er genießt es so angeschmachtet zu werden. Natürlich würde er das nie vor uns zugeben.“ Die anderen drei kehrten zu uns zurück und schienen sich gerade köstlich über irgendetwas zu amüsieren. Kyo schlug sogar vor noch was trinken zu gehen. Das überraschte mich sehr, denn sonst war er doch nie derjenige, der die Initiative ergriff. Trotz unserer Einigung war ich mir noch immer unsicher, wie ich mich in der Öffentlichkeit ihm gegenüber verhalten sollte. Oder im Beisein seiner Band. Klar ahnten die Jungs was, dämlich waren sie ja nicht, aber würde er es tolerieren, wenn ich es wagte ihn vor den anderen zu küssen? Ob ich es ausprobieren sollte mit dem Risiko eine saftige Tracht Prügel zu kassieren? Ich beschloss meinen Plan im Kopf noch etwas reifen zu lassen. Wir kehrten wieder in der Cocktailbar ein, in der ich mit den Jungs auch nach ihrem Konzert war. Doch heute war es anders. Mein schöner Sänger spendierte die erste Runde. Da fiel mir ein, dass ich wahrscheinlich nicht so übermäßig viel Geld dabei hatte, um auch eine Runde springen zu lassen. Die winkte ab und meinte, darüber solle ich mir mal keine Gedanken machen. „Traust du dich gegen den Meister anzutreten?“, fragte mich Kyo mit herausforderndem Ton in seiner Stimme und nickte in Richtung Karaoke. Ich zog die Augenbrauen hoch. „Ich bin nicht sicher“, entgegnete ich, doch scheinbar war es völlig egal, was ich ihm als Antwort geliefert hätte, eine Wahl blieb mir ohnehin nicht. Na super. Aus Spaß an der Freude suchten wir uns einen richtig bescheuerten Popsong aus. Ich lachte mehr als das ich sang und auch Kyo konnte sich schwer beherrschen. Dann kam hinzu, dass ich nur jeden dritten Ton traf, da das Lied eine sehr sehr hohe und piepsige Tonlage erforderte. Mein liebster traf die Töne besser als ich und das ließ mich schon ein bisschen neidisch werden, denn es war wahrhaftig eine Kunst einen so blöden Song so zu performen, dass er schon wieder gut klang. Doch wir hielten bis zum bitteren Ende durch. Einige der Gäste zollten uns auch Beifall, der wohl eher Kyo als mir galt. Anerkennend klopfte er mir auf die Schulter, ergriff meine Hand und zog mich wieder mit zu unserem Tisch. Moment Mal, er hatte tatsächlich gerade meine Hand genommen? Bewusst oder unbewusst? Doch war das wichtig? Egal ob gewollt oder nicht, es erwärmte mein Herz und automatisch grinste ich wieder. „Ihr wart gar nicht so übel…aber ich glaube Tooru übt die Lieder hier heimlich und ist deshalb unschlagbar“, flüsterte mir Toshi zu, jedoch laut genug, sodass jedes Wort bei dem Sänger ankam. Dieser zeigte seinem Bassisten den Mittelfinger und zündete sich eine Zigarette an. Immer wieder schielte ich zu ihm rüber und hoffte, dass er meinen Blick erwiderte. Doch Kyo redete mit Shinya und Kaoru. Im Hintergrund lief gerade Buck Tick mit Misstake. Die sprang auf und wollte unbedingt tanzen. Auch Toshiya schien es in den Beinen zu jucken und er warf mir einen fragenden Blick zu. Doch noch bevor ich eine Chance hatte mich dazu zu äußern, zog mich der Bassist mit. Verdammt, warum behandelten mich alle wie ein süßes Spielzeug, welches man überall mit hinzerren konnte? Die beiden Männer tanzten nicht übel und plötzlich zog Die Toshi in eine Umarmung und sie vollführten eine galante Drehung. Ich hob nur anerkennend den Daumen und die zwei grinsten. Dann tanzten sie mich von rechts und links an. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte und gab mich der Situation hin. Mit jedem Lied wurde ich lockerer und wir waren schon weit über Buck Tick hinaus, es lief und ich hatte meinen Spaß. Die umgarnte mich von hinten und seine Hände auf meinen Hüften ließen mich schlucken. Wir bewegten uns im Takt der Musik und der hochgewachsene Bassist tat dasselbe nur dass er sich vor mich stellte. Ich kam mir vor als wäre ich ein Sandwich und ich wagte es nicht meinen Blick in Richtung Kyo schweifen zu lassen, aus Furcht ihn könnte das wütend machen. Nach dem vierten Lied legten wir eine Pause ein und entledigte mich meines Kapuzenpullis. Das kalte Bier floss angenehm meiner trocknen Kehle hinab und ich verschluckte mich fast, als ich eine Hand auf meinem Schenkel spürte. Wieder warf ich meinem hübschen Sänger einen Blick zu, doch dieser war noch immer in heiße Diskussionen verwickelt. Seine Hand wanderte ein bisschen höher und schon schlug mein Herz wieder schneller. Toshi und Daisuke alberten noch immer miteinander herum und da zog der Gitarrist den Bassisten plötzlich in eine Umarmung und küsste ihn auf die Wange. Lief da was zwischen den beiden? Wäre ja nicht unbedingt der verwerflichste Gedanke und ich fand die beiden würden ein wirklich süßes Paar abgeben. Dann passierte noch etwas Ungewohntes, Kyo legte seinen Arm um mich und das vor seinen Jungs? Kaoru holte die dritte Runde und immer wieder überraschte mich mein liebster mit kleinen liebreizenden Gesten. Mal war es seine Hand auf meinem Schenkel oder das atemberaubende Lächeln. Er zeigte mir vor den vier Menschen, die ihm alles zu bedeuten schienen, dass auch ich ihm jetzt wichtig war und das ehrte mich. „Unser Manager hat sich heute übrigens erkundigt, wie es mit den Dreharbeiten für das neue Video aussieht? Er drängt uns jetzt nicht, aber so langsam sollten wir damit anfangen“, warf der Leader in die Runde. „Ich hab schon ein paar Ideen, aber lass uns das die Tage im Proberaum klären…ich glaub ich muss bald schlafen gehen“, gähnte Kyo und warf mir einen fragenden Blick zu. „Möchtest du mich begleiten oder willst du dich lieber mit dem Chaotenhaufen betrinken?“ „Kommt drauf an, was dabei für mich rausspringt“ Seine Hand umfasste mein Kinn und er zog mich noch ein Stück näher, sodass sich unsere Gesichter fast berührten. „Das weißt du doch genau…“, flüsterte er, dass nur ich es hören konnte. Und bevor ich etwas erwidern konnte, versiegelten seine Lippen meinen Mund. Das war fast so, als würde jemand einen Eimer kaltes Wasser über mir ausleeren und mich wenige Sekunden später in eine Sauna sperren. Es war eine Sache, wenn wir unsere Intimitäten innerhalb seiner Wohnung miteinander teilten, doch hier in einer öffentlichen Bar und auch noch vor seiner Band? Das ehrte mich zwar, doch setzte er da nicht ein bisschen viel auf’s Spiel. Genau diese Fragen schien er auch meinem verwirrten Blick zu entnehmen. „Oh mein Gott, endlich haben sich die beiden geküsst…“, freute sich Toshiya und klatschte erfreut in die Hände. „Schau nicht so…die Jungs wissen doch ohnehin längst, was zwischen uns läuft und die Bar hier ist mehr als sicher…“, amüsierte sich Kyo nicht ohne einen bösen Blick in Richtung des Bassisten zu feuern. Und ich schwöre, gäbe es von Kyo eine Aktionfigur, hätte diese mit Sicherheit Laseraugen, die mit Blicken töten könnte. Nein das war zu hart, aber jeder Laserblick versetzt dem Getroffenen einen Stromschlag. „O-okay…kam trotzdem überraschend…aber im positiven Sinn. Lass uns noch auf einen Drink bleiben und dann gehen…bitte…“ Kyo funkelte mich mit zusammengekniffenen Augen und gab sich schließlich geschlagen. Scheinbar, weil er das Singen wirklich liebte, lieferte er sich mit Toshiya ein Battle und ich verschwand kurz auf dem Klo. Auch Shinya folgte mir. Gab es diese Gruppenpinkelsache nicht sonst nur bei den Mädchen? Doch der Drummer schien sich nicht daran zu stören und tat so, als wäre das das normalste der Welt. Naja war es ja in gewisser Weise auch, nur vermutlich war mir das so unangenehm, weil Shinya Kyo am Nächsten zu stehen schien und er derjenige war, mit dem ich bisher kaum ein Wort gewechselt hatte. Ich wusch mir die Hände und spritzte mir ein bisschen Wasser ins Gesicht. „Kann ich dir eine Frage stellen Kazuki?“, begann der Drummer. Warum hatte ich sowas nur geahnt. „Klar.“ „Liebst du Tooru wirklich?“ „Mehr als du dir vielleicht vorstellen kannst.“ „Ich möchte nicht blöd klingen oder so, aber er ist mein bester Freund, mein Seelenverwandter und ich kann nicht zulassen, dass er dem Abgrund noch einmal so nahe kommt.“ Ich atmete ein und wieder aus. „Das werde ich nicht zulassen…ich liebe ihn wirklich Shinya…so sehr.“ Auf einmal lächelte mich der Blonde liebevoll an. „Mehr wollte ich nicht hören…ich weiß, Tooru ist manchmal echt unausstehlich, doch im innersten seiner Seele ist er sehr verletzlich. Ich glaube er liebt dich auch und es freut mich ihn wieder so glücklich zu sehen…das hatten wir lange nicht.“ „Ich werde mein bestes geben, dass es so bleibt.“ Ich wollte schon gehen, da hielt mich der Drummer noch immer zurück. „Und falls du mal jemanden zum Reden brauchst…hab keine Scheu, ich bin auch für dich genauso da…ich mag dich.“ Ich schenkte Shinya ein erfreutes ehrliches Lächeln. So langsam wurden die Jungs sowas wie meine Ersatzfamilie und jeder einzelne war auf seine ganz eigene Art und Weise etwas ganz besonderes. Ich schluckte, weil mir das alles schon wieder viel zu nahe ging. „Danke…glaub mittlerweile mag ich euch auch und komm mir nicht mehr ganz so fehl am Platz vor“, erwiderte ich. Der Blonde warf mir einen fragenden Blick zu und seine graublauen Augen wirkten so unschuldig. „Warum fehl am Platz? Sind wir so furchtbar?“, hakte er sich jetzt ein wenig überrascht nach. „Nee, aber ich meine…ihr seid mega erfolgreich und trotzdem so normal…also nicht abgehoben eben und das fühlt sich gut an.“ „Ohh du bist so niedlich Kazu…ich weiß warum dich Tooru so mag…lassen wir ihn nicht länger warten, sonst ist er wieder böse auf mich.“ Irritiert und amüsiert zugleich schüttelte ich den Kopf. Den Drummer konnte ich am wenigsten einschätzen. Er wirkte durch seine engelhafte, zierliche aber dennoch große Erscheinung eher schüchtern, doch mich beschlich das Gefühl, dass er es eigentlich Faustdick hinter den Ohren hatte. Kyo musterte uns, jedoch konnte ich den Ausdruck in seinem Gesicht wie so oft nicht richtig deuten. Shinya flüsterte ihm irgendetwas zu und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. Ich ließ mich wieder neben dem schönen Sänger nieder und trank einen großen Schluck. Das war jetzt mein viertes Bier und so allmählich stieg mir der Alkohol zu Kopf. Wir leerten unsere Gläser und verabschiedeten uns von den Jungs, die mich alle umarmten. Das rührte mich zutiefst. Unsere Heimfahrt verlief größtenteils schweigend, weil mir so viel durch den Kopf spukte. Deshalb bekam ich auch nicht mir, als wir unser Ziel bereits erreicht hatten, doch Kyo nahm wie schon so oft an diesem Abend meine Hand und führte mich. „Hast du noch was zum Trinken da?“, fragte ich. Er begutachtete seine eher geringe Auswahl an Spirituosen und hielt mir eine Flasche Sake vor die Nase. Ich zuckte mit den Schultern. Warum nicht. „Ok…“ Der schwarzhaarige fragte nicht weiter nach, als ich mein Glas ziemlich schnell leerte und mir ein weiteres Mal nachschenkte. Ich nahm mir eine Zigarette und fläzte mich auf das gemütliche Sofa. Kyo tat es mir nach. „Was beschäftigt dich gerade?“, fragte er wieder mit dieser Sanftheit in seiner Stimme, die mein Herz jedes Mal auf’s Neue zum Schmelzen brachte. Nervös kaute ich auf meiner Unterlippe herum. „Ihr seid alles so lieb zu mir…das ist irgendwie schön…“ „Klar sind wir das…warum auch nicht?“ „Weil ich sowas noch nie hatte Kyo…nicht Mal bei meiner eigenen Familie…ich war immer der Älteste unter meinen drei Schwestern und leider auch immer der, der alles falsch machte, an dem man seine Launen ausließ und den man für alles verantwortlich machen konnte…willst du wissen, weshalb ich meinen Geburtstag so verabscheue?“ Mein schöner Sänger griff intuitiv nach meiner Hand und nickte. „Weil er nie stattgefunden hat…zu Beginn liebte ich die drei Mädchen von ganzen Herzen, bis sie mir alles nahmen. Meine Eltern, meine Schule…sie machten mich vor meinen damaligen Freunden lächerlich, einfach weil sie es konnten und man diesen zuckersüßen Püppchen alles glaubte. Ich konnte es ihnen nicht einmal verübeln, weil sie von meinen Eltern alles bekommen haben…im Gegensatz zu mir…an meinem letzten Geburtstag war ich zehn oder so, ich erinnere mich kaum noch. Meine Schwestern mutierten zu kleinen Monstern und banden unseren Eltern die übelsten Geschichten über mich auf…irgendwann warfen sie mich dann raus…naja, das ist die grobe Geschichte…“ Ich exte den Sake und stellte das Glas beiseite. „Familie ist nicht alles Kazu…klar sind das in erster Linie die Menschen, die dich am meisten und am schlimmsten verletzen können, aber sie sollten dein Leben nicht dominieren.“ „Ich weiß, trotzdem tun sie es…außerdem ist da noch er…Key…der mich prägte, mich lehrte ihn zu lieben, um mich dann fallen zu lassen…klar das hat auch jeder Mal durch, aber nach der ganzen Familienscheiße…ich hab das einfach nicht mehr gepackt…dann hab ich Sota irgendwann getroffen…er gefiel mir, aber ich wollte nie wieder einen Kerl an mich ranlassen, zumindest nicht auf emotionale Weise…das klappte auch ganz gut…bis jetzt“ Sein undurchdringlicher Blick verunsicherte mich nur noch mehr. War es doch falsch gewesen mich ihm zu öffnen? Gedankenverloren schob er sich eine Zigarette zwischen seine Lippen und spielte mit dem Feuerzeug in der linken Hand. Nach einer gefühlten Ewigkeit zündete er den Glimmstängel endlich an und reichte ihn an mich weiter. „Glaub mir, eine Familie, der es am Arsch vorbei geht, ob du mittlerweile einer der größten und erfolgreichsten Musiker der halben Welt bist, ist auch nicht besser. Aber drauf geschissen…ich habe meinen Frieden damit geschlossen. Mit Exlovern, die einem das Herz brechen, wieder angekrochen kommen, einem das Herz erneut brechen und dann erneut angekrochen kommen…dieses Mal auf allen vieren, wie ein geprügelter Hund, um einem das Blaue vom Himmel vorzulügen und dir dein Herz am Ende gewaltvoll aus deiner Brust reißen…es vor deinen Augen zerquetschen und dich so zurücklassen…richtig beschissen…unsere vergangenen Leben klingen fast schon ein bisschen ähnlich…“ „Aber wie hältst du das aus?“, fragte ich verzweifelt. Kyo zog mich auf seinen Schoß und küsste mich. Ich schmeckte den Sake auf seiner Zunge und kostete mehr davon. Saugte daran. Knabberte leicht an seiner Unterlippe und verharrte einen Moment in der süßen Leidenschaft. Dann ließ er von mir ab. „Genau so…weißt du, Dir en Grey ist mein Leben. Ein Leben, welches ich mir aus meiner Trümmerwelt aufbaute. Meine Texte sind mein Schmerz und die Linderung zugleich. Die Bühne ist mein Sprachrohr zur Welt und damit ich all den Menschen, die nie an mich geglaubt haben zeigen kann, dass sie verdammt noch Mal unrecht hatten, weil sie nicht an mich glaubten. Ich bin was Besonderes und habe es geschafft den Schmerz in etwas viel wundervolleres zu verwandeln. Manchmal würde ich ihnen einfach gern den Mittelfinger zeigen und sagen FICKT EUCH…doch dafür ist mir die Beziehung zu meinen Fans zu Schade. Sie haben es nicht verdient diesen Kyo zu erleben…meine selbstzerstörerischen Ausbrüche haben schon ihr übriges getan…doch es gibt auch andere Wege. Ich liebe es mich zu verkleiden, der Welt meine verschiedenen Gesichter zu präsentieren, doch es gibt nur genau vier Menschen…naja viereinhalb…die es besser wissen. Ich habe neulich gesagt, dass ich dich nicht vor deinen selbstzerstörerischen Taten bewahren kann…jetzt denke ich, dass ich es kann.“ Wie so oft in den letzten Tagen trieben mir Kyos Worte die Tränen in die Augen, aber nicht, weil er mich verletzte, sondern weil er mir zeigte, wie viel ich ihm bedeutete. Ich schluchzte und er legte seine schützenden Arme um mich. Ja FICKT EUCH. Das traf es gut. „Bin ich die viereinhalb?“, krächzte ich noch immer unter dem Einfluss meines Gefühlsausbruches. „Ja das bist du…und ich schwöre dir Kazu, ich lasse nie wieder zu, dass dir jemand weh tut…“ Mich rührten die aufrichtigen und aufbauenden Worte des Sängers zutiefst und ich konnte wieder ein bisschen Lächeln. „Wow…wer bist du und was hast du mit dem alten Griesgram angestellt?“ Und sofort schwand der liebevolle Ausdruck in seinen Augen, doch anstatt mich böse anzufunkeln, färbten sich seine ohnehin schon fast schwarzen Augen noch schwärzer und in ihnen blitzte diese unstillbare Leidenschaft auf. „Und ich schwöre dir auch, wenn du mich noch einmal alt oder griesgrämig schimpfst…oder auch beides, versohle ich dir deinen süßen Hintern, dass du mindesten zwei Woche lang nicht mehr sitzen kannst“, raunte er mir zu und verdammt, ich glaubte ihm das sogar und bezweifelte in keinster Weise, dass er diese Drohung wahr machte. Vermutlich würde er das sogar ein bisschen genießen. „Ich kann nichts dafür…es macht zu viel Spaß dich zu ärgern…“ „Mach nur weiter, wenn du mit den Konsequenzen leben kannst…und um auf deine Frage zu antworten, bedank dich bei Shinya und Kao…ich habe zwar die tollsten Freunde, aber ohne Zweifel auch die nervigsten.“ „Warum, haben sie dir gesagt, dass sie dich nie wieder in Ruhe lassen, wenn du das mit uns versaust?“ „Naja so in etwa…außerdem hatten sie Recht. Aber ich mag es nun Mal nicht anderen Recht zu geben“, murrte Kyo und ich musste ein bisschen schmunzeln. Ich nahm sein Gesicht zwischen meine Hände und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. „Ich muss morgen mit den Jungs ein paar Tage nach Tokio ins Studio, weil wir einiges mit unserem Management zu besprechen haben. Meinst du, dass du es ein paar Tage ohne mich aushältst?“ Ich küsste diesen wunderschönen Mann ein weiteres Mal. „Klar, solange du mir versprichst wieder zu kommen“, entgegnete ich und Kyo lächelte mich an. Ein Lächeln, so aufrichtig und liebevoll. Ich erwiderte es. „Natürlich…wenn du magst, kann ich dir den Ersatzschlüssel für die Wohnung geben.“ „Mhh, bist du dir sicher? Ich könnte wilde Parties in deiner Abwesenheit feiern oder entpuppe mich als gemeiner Dieb und stehle dir deinen wertvollsten Besitz“, witzelte ich und bekam schon ein bisschen Schiss, dass Kyo mir meine Frechheiten wirklich glauben würde. Doch schmunzelnd schüttelte er seinen Kopf. „Tue was du nicht lassen kannst, solange alles wieder ordentlich ist, wenn ich zurück bin und naja…was meinen wertvollsten Besitz betrifft, den könntest du mir niemals stehlen…“ „Warum nicht? Hast du keinen wertvollen Gitarren oder so? Oder ist er in einem geheimen Save mit unmöglicher Zahlenkombi versteckt“ „Das sind materielle Gegenstände und nicht schwer zu ersetzen…klar wäre ich echt angepisst, aber ich würde es womöglich überleben…“ In seiner Miene spiegelte sich etwas Geheimnisvolles und was immer es war, es musste ihm verdammt viel wert sein. Doch wenn es nichts Materielles war, was ihm so viel bedeutete, was dann? Vielleicht eine Person, die er sehr mochte? Shinya? Kao? Die oder Toshi? Wieder schlich sich dieses süße, leicht amüsierte Grinsen auf seine Lippen, welches seine Grübchen zum Vorschein brachte. „Du stehst gerade echt auf dem Schlauch oder?“ Ich schaute den schönen Sänger fragend an. „Kazu…das, was ich am meisten begehre, der Mensch, der mir viel mehr bedeutet als jedes Instrument der Welt und den du mir unmöglich wegnehmen kannst bist du selbst…verstehst du es jetzt?“ Meinen ganzen Körper durchfuhr eine seltsame Wärme und mein Herz fühlte sich leicht wie eine Feder, die in meiner Brust schwebte. Seine Worte trafen wahrhaftig ins Schwarze und ich war das erste Mal in meinem Leben wirklich sprachlos. Hatte mir Kyo gerade ernsthaft sowas wie eine Liebeserklärung gemacht? Heilige Scheiße. „Oh Mann…du überrascht mich immer wieder…“ „Und ich dachte schon, dein freches Mundwerk kann man nicht zum Schweigen bringen.“ „Scheinbar doch. Danke dafür…“ „Hör auf dich dauernd zu bedanken. Du solltest langsam anfangen dich selbst zu mögen Kazuki…glaub mir das ist es wert. Und jetzt sollten wir schlafen gehen. Der Flug geht morgen Vormittag.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)