Ein süßer Groupie von MarryDeLioncourt ================================================================================ Kapitel 5: Geständnisse im Proberaum ------------------------------------ Natürlich ließ Kyo nichts von sich hören. Was hatte ich auch von ihm erwartet? Dass er mir seine Liebe ebenso gestand? Was für ein Schwachsinn. Ich schrieb ein paar neue Texte. Der erste Schnee fiel und ich schaffte es meine selbstmörderischen Gedanken soweit im Zaum zu halten. Takashi freute sich, als ich bei ihm aufschlug und fragte, ob ich wieder in seiner Bar spielen dürfte. Es schien ein Abend wie jeder andere zu sein. Ein Samstag Anfang November. Die Menschen stimmten sich langsam auf das Fest der Liebe ein und die Bar erschien mir voller als sonst. Auf mein Freigetränk vor der Show hatte ich dieses Mal verzichtet. Irgendwie war ich nervöser als sonst. Lag das an meinen neuen Songs? Ich stimmte das erste Lied an. Zuerst erfüllte nur der Klang meiner Gitarre den Raum, dann kam meine Stimme hinzu und alle Gespräche verstummten. Das war neu, doch ließ ich mich nicht beirren. Es motivierte mich nur mehr und zum ersten Mal in meinem verkorksten Leben fühlte sich etwas richtig an. Ich spielte mehr mit meiner Stimme als sonst und gab alles. Auch eine Pause legte ich nicht ein, weil ich völlig mit der Musik verschmolz. Der Applaus nach meinem letzten Song ließ mich wieder in der Realität ankommen. Ich grinste, verbeugte mich tief und bedankte mich. Da fielen mir drei Männer auf, die sonst nie hier waren und mein Grinsen wurde breiter. Toshiya, Die und Kaoru. Ich begrüßte die Jungs und bestellte eine Runde Bier. „Du warst echt nicht übel kleiner“, sagte Kaoru und klopfte mir anerkennend auf die Schulter. Doch meine gute Laune wurde ein bisschen betrübter und Toshi schien das als erster zu bemerken. „Er ist im Studio…schon seit Tagen. Morgen sollen wir alle kommen, auch du.“ „Sicher? Ich weiß nicht, ob er mich sehen will.“ „Das hat er ausdrücklich gesagt“, meinte Daisuke. Ich seufzte, weil ich mir nicht sicher war, ob ich dem gewachsen war. Sechs Augenpaare waren auf mich gerichtet und sie mussten nicht Mal fragen, was passiert war. Ihre Blicke sprachen Bände. Ich sank immer tiefer in meinen Stuhl hinein, nippte am Bier und versuchte die Blicke der Jungs zu ignorieren. „Wann und wo treffen wir uns?“, wich ich aus. „Tooru meinte, er schreibt dir die Adresse…Kazuki, was ist passiert…“, drängte Kaoru. Ich zuckte unschuldig mit den Schultern. „Ich weiß nicht was du meinst.“ Toshiya legte seinen Kopf schief und zog eine Augenbraue hoch. „Schon Mal daran gedacht, dass wir dir vielleicht helfen könnten?…und außerdem bist du ein miserabler Lügner.“ Ich seufzte, zündete mir eine Zigarette an und trank noch einen Schluck. „Na schön…ich hab ihm gesagt, dass ich ihn liebe…“, wisperte ich und hoffte, dass es keiner verstand. „Du hast was? Scheiße…dann solltest du dir wirklich überlegen, ob du morgen mitkommst“ Ich ignorierte das ziehen in der Brust. Auf einmal kicherte Die und wir alle schauten ihn fragend an. „Wow, starke Leistung Kleiner…Tooru scheint dich zu mögen, sonst hätte er dich nicht in den Proberaum bestellt. Jetzt schaut den Kurzen nicht so kritisch an Jungs. Kyo hat sich im Proberaum verschanzt, weil er neue Texte schreibt. Und das nachdem ihm unser Kazuki seine Liebe gestanden hat, vielleicht gibt es doch noch Hoffnung für unser Sängerchen.“ Das war der längste Satz, den ich von Daisuke gehört hatte, seit wir uns kannten. „Vielleicht hast du Recht und Shinya ist bei ihm…das verheißt meist auch was Gutes.“ Ich verstand nur Bahnhof, beließ es aber dabei.   Kyo hatte mir tatsächlich eine Nachricht mit der besagten Adresse geschickt doch nichts weiter. Nur die Adresse, keine Begrüßung oder ein „Hey, wie geht’s dir“. Nur die verdammte Adresse. Naja immerhin. Ich war das reinste Nervenbündel als ich an dem Areal ankam, wo sich -der Proberaum von Dir en Grey befand. Dieser befand sich in einem größeren Hinterhof eines Fabrikgeländes, umgeben von Hochhäusern und wenig Grünfläche. Trotz meiner dicken Jacke und dem Schal fröstelte es mich. Zu meinem Unglück stand Kyo auch noch draußen und rauchte. Langsam und mit wummernden Herzen ging ich auf ihn zu. Er wirkte wie ein heller Fleck in dieser tristen grauen Umgebung. Der Nieselregen peitschte mir ins Gesicht und ich zog die Kapuze tiefer, als könnte sie mich vor dem nasskalten Wetter beschützen. Die knallenge Jeans saß perfekt auf seinen Hüften und das weiße Shirt, das er unter der schon recht abgewetzten Lederjacke trug, schloss gerade so mit dem Bund seiner Hose ab. Es sollte verboten werden so gut auszusehen! Auch sein Gesicht war zur Hälfte von einer Kapuze verdeckt. Er hob kurz die Hand zum Gruß und schwieg. Ich atmete tief ein und wieder aus. Mit dem Hintergedanken, dass das vermutlich die dümmste Idee meines Lebens sein würde, griff ich nach der Zigarette in seiner Hand, nahm zwei Züge und gab sie ihm zurück. Sein Blick sprach Bände und ich wollte mich schon ins Innere verziehen. Da zog er den Schlüssel aus seiner Hosentasche und hielt ihn mir vor die Nase. Verdammt, ich war ein toter Mann. „Hat dir nie jemand beigebracht, dass man nicht mit dem Feuer spielen sollte?“ „Doch, aber ich tue es trotzdem…es gibt mir irgendwie diesen gewissen Kick.“ Wow, ich überraschte mich selbst. Plötzlich war sein Gesicht viel zu nahe an meinem, doch er küsste mich nicht. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich hoffte, dass die anderen bald eintreffen würden, denn ich fühlte mich ein bisschen wie eine Antilope oder eine Gazelle. Von seiner Beute anvisiert, doch bevor der Tiger sich an seiner Mahlzeit labte, spielte er mit ihr. „Du solltest es trotzdem nicht zu weit treiben“, flüsterte er mir bedrohlich zu. Seine Worte bereiteten mir eine Gänsehaut und auch wenn mein Gehirn diese Drohung als solche empfangen hatte, sprach mein Körper eine ganz andere Sprache und ich fragte mich ernsthaft, wie ich diesen wunderschönen Mann für mich gewinnen konnte. „Ich kann nichts für meine Gefühle und wenn du mich nicht sehen willst, musst du mich wegschicken“, konterte ich. „Verdammt Kazu!“, war alles, was er erwiderte und schließlich aufschloss. 1:0 für mich würde ich sagen. Da näherten sich auch schon die anderen vier Diru Members und betraten mit uns den Proberaum, der recht spärlich eingerichtet war, doch was hatte ich erwartet? Die schwere Metalltür fiel mit einem lauten Knall ins Schloss. Der Raum teilte sich in zwei kleinere Räume. Im ersten befand sich ein sehr mitgenommenes schwarzes Sofa, ein kleiner Tisch und ein Sessel, der einen zu verschlingen drohte, wenn man sich in ihm nieder ließ. Ein Aschenbecher stand auf dem Tisch und quoll beinahe über. Auch waren Aschreste auf dem Tisch verstreut. Im zweiten Raum herrschte mehr Ordnung und jedes der Instrumente schien seinen festen Platz zu haben. Die Jungs nahmen ihre Positionen ein. Die Probe verlief härter als erwartet und war alles andere als Zuckerschlecken. Die sonst so lustigen Jungs, mit der Ausnahme von Kyo, mutierten zu ernst zu nehmenden Profis, die ihr Handwerk verstanden und keine Fehler zuließen. Auch der sonst so witzige Kaoru legte einen anderen Ton an die Tagesordnung. Sie motzten sich gegenseitig an, wenn etwas nicht klappte und mein liebster Sänger schien kurz davor zu sein, alle aus dem Proberaum zu schmeißen. Mir rutschte das Herz in die Hose. Nach etwa zwei Stunden kamen sie zu mir, lachend, scherzend und klopften sich anerkennend auf die Schultern. Als sie meinen irritierten Blick bemerkten, schien sie das nur noch mehr zu erheitern. „Guck nicht so…so sind wir eben, verdammt anspruchsvoll und jaaaa, wir mögen uns. Doch ohne Disziplin funktioniert das nicht. Glaub mir, mit dir werden wir nicht so hart ins Gericht gehen. Die Bühne ist frei. Zeig uns, was du kannst“, bat mich Kaoru. Ich, ein nervliches Wrack schnappte mir meine Klampfe, hockte mich ans Mikro und stimmte mich zuerst ein bisschen ein und begann dann zu spielen. Dummerweise leistete ich mir auch den einen oder anderen Patzer. Doch ich versuchte darüber hinweg zu sehen. Ich trug auch mein neuestes Lied vor und dann war es vorbei. Ich schaute die Jungs fragend an und erntete einen Applaus. Nur Kyo musterte mich mit unzufriedener Miene und kam auf mich zu. Mein Herz rutschte mir schon wieder in die Hose und ich wollte mich schon auf das Schlimmste gefasst machen. „Du scheinst nicht ganz bei der Sache zu sein. Noch Mal.“ Zuerst wollte ich ihn für diese Worte rügen, doch dann legte er seine Hände auf meine Schultern und ich wurde tatsächlich ruhiger. „Schließ deine Augen“, bat er mich mit sanfter Stimme. Ich tat es. Wie hätte ich bei dem Klang seiner Stimme auch etwas anderes tun können. „Und jetzt spiel das letzte Lied noch ein Mal.“ Ich tat wie mir geheißen und fühlte mich auf einmal wieder so wie gestern. Frei und nur mit meiner Musik verschmelzend. Auch schaffte ich es die Augen die meiste Zeit geschlossen zu halten und mit all meinen Emotionen zu singen. Wieder Applaus, dieses Mal auch von dem schönen Sänger. „Und, merkst du den Unterschied? Diese Leistung will ich ab jetzt immer sehen. Morgen dasselbe noch mal. So Schluss für heute, morgen wird noch Mal geprobt. Schlaft euch aus, ich will morgen 200% von euch sehen!“ Alle gingen und auch Kyo machte sich zum Aufbruch bereit. Ich fasste all meinen Mut zusammen und ergriff seine Hand. „Ist alles okay zwischen uns?“, fragte ich endlich mit zittriger Stimme. „Ich bin nicht sicher…dein Geständnis macht mir ganz schön zu schaffen…ich bin kein Mann den man lieben sollte Kazu.“ „Aber ich kann doch nichts für meine Gefühle…bitte verstoße mich nicht…wir können immer noch Sex haben. Ich komm damit klar.“ Doch Kyo schüttelte mit dem Kopf. „Aber ich nicht. Du sagst du liebst mich, doch woran machst du das fest? Nur weil ich Mal ein bisschen nett zu dir war?“ „Nein,…ja auch, aber es hat schon davor begonnen…naja, da war es vielleicht nur eine dumme Schwärmerei. Doch als ich dich dann kennenlernte, änderten sich meine Gefühle und sobald ich in deiner Nähe war, fühlte ich mich so geborgen…glücklich und akzeptiert. Du hast mir die Kraft gegeben an mich zu glauben Kyo…deshalb.“ „Tue es als Schwärmerei ab…mehr kann ich dir nicht geben“, fertigte er mich ab. Doch ich wollte nicht aufgeben. Ich konnte ihn jetzt nicht gehen lassen. Mit einem Satz war ich bei ihm und presste meine Lippen auf seine. Seine Reaktion war die Gewohnte, doch schnell drückte er mich von sich weg. „Du willst wissen, warum ich dich so verrückt mache Kyo? Weil auch du mehr für mich empfindest, als du zugibst. Ich bin nicht bescheuert und kann sehr gut unterscheiden, ob ich Sex mit Gefühlen oder Sex ohne Gefühle habe. Mit Sota ist es nicht mal annähernd so aufregend wie mit dir.“ Meine Worte erzielten seine erhoffte Wirkung. „Du vögelst ihn? Seit wann?“, fuhr er mich aufgebracht an. „Schon eine Weile…das hat lange vor dir angefangen und warum muss ich das rechtfertigen? Du und ich sind kein Paar, also entspann dich.“ Sein Gesicht war jetzt schmerzerfüllt. „Du sagst du liebst mich und fickst einen anderen Kerl?“, bluffte er mich noch immer an. „Verdammt Kyo, was erwartest du denn von mir? Ich habe auch meine Bedürfnisse und höre jetzt bestimmt nicht damit auf, nur weil dir mir der Sex mit dir gefällt.“ „Dann untersteh dich gefälligst von LIEBE zu reden…“, keifte er, jedoch weit aus weniger herrisch als zuvor. „Doch, ich maße mir an von LIEBE zu sprechen, denn ich kann an nichts andere mehr denken…du dominierst meine Gedankenwelt…ich sehe dich auf der Bühne singen…ich sehe dich an unserem letzten Abend oder wie du deinen Kopf in Toshiyas Schoß bettest. All diese Erinnerungen bringen mich mehr oder weniger lebendig durch den Tag…weil du darin die Hauptrolle spielst…und falls es dich beruhigt, seit unserem letzten Mal geht bei Sota und mir nichts mehr…ich kann nicht, weil ich eben dich im Kopf habe.“ Plötzlich zog er mich auf den Sessel und küsste mich als gäbe es keinen Morgen mehr. Mein Körper begann vor Erregung zu beben und auch den schönen Sänger packte die Leidenschaft und er vögelte mir buchstäblich die Seele aus dem Leib. Meine Güte konnte der besitzergreifend sein. Kyo zog mich auf seinen Schoß und streichelte über meinen Rücken. „Sag deinem Sota gefälligst, er sollte in Zukunft die Finger von dir lassen, sonst muss ich sie ihm brechen. Schön, du liebst mich? Dann untersteh dich je wieder etwas mit einem anderen Typen anzufangen, denn ich teile meinen Besitz nicht gerne.“ Wow, das war mal eine unerwartete Ansage und ich war ein bisschen geplättet. Naja eher völlig aus dem Häuschen. Hatte mich Kyo gerade unbewusst sein eigen genannt? „Aber so funktioniert das nicht…ich meine, was ist das jetzt zwischen uns?“ Wieder funkelte er mich mit diesem Blick an, den ich so gar nicht mochte. Er schob mich von seinem Schoß. „Scheiße ich brauch jetzt ein Bier, willst du auch eins?“ Ich nickte nur. Kyo reichte mir die Flasche, ließ sich in den Sessel fallen und musterte mich eine Weile. Dann schaute er im Raum umher, als wäre er sich nicht ganz sicher, was er sagen sollte. Er zündete sich eine Zigarette an und warf auch mir die Schachtel rüber. „Hör zu du kleine Nervensäge…glaub mir, ich hasse es, wenn ich anderen Recht geben muss, aber du hast Recht…ich empfinde mehr für dich. Am liebsten hätte ich dich den ganzen Tag um mich herum…nackt. Aber ich bin mir nicht sicher, ob es Liebe ist, was ich für dich empfinde…ich habe Mal jemanden geliebt und der hat mich ziemlich heftig enttäuscht…mich verarscht und mir das Gefühl gegeben ich wäre der widerwärtigste Mensch auf der Welt. Früher fand ich mich hübsch, habe hin und wieder mit meinen Fans geflirtet oder mich auf die eine andere Affäre eingelassen. Das änderte sich schlagartig und nun bin ich 40 und das Gefühl ist noch immer da. Manchmal zumindest. Bis zu dem besagten Abend, an dem ich dich traf…ich würde dir gern sagen, dass du dir doch jemanden suchen könntest, der deine Liebe mehr verdient als ich…aber ich will das nicht. Es macht mich verrückt, wenn ich auch nur daran denke ein anderer Mann berührt deinen Körper…glaubst du wir können so irgendwie zusammen sein?“ Mein Atem ging unregelmäßig und mein Herz drohte vor Glück zu zerspringen. Ich trank einen großen Schluck und versuchte die sich anbahnende Erregungswelle zurück zu halten. Aber es funktionierte bei diesem Mann einfach nicht. Ich ließ mich wieder selbstsicher auf seinem Schoß gleiten. „Ja ich denke, damit kann ich leben…und versprochen, mein Körper gehört ab jetzt nur noch dir allein“, raunte ich ihm zu und zog meine Hose absichtlich noch ein Stück tiefer. Öffnete einen Knopf, dann den nächsten und den dritten. „Fass mich an.“ „Du holst dir noch den Tod, wenn du bei den Temperaturen dauernd ohne Unterwäsche rumläufst.“ „Das ist es mir wert und dir gefällt es scheinbar auch.“ „Du machst mich fertig Kazuki“, erwiderte mein schöner Sänger und berührte meine Erregung. Seine Hände bewegten sich auf und ab, mit dem Daumen verrieb er den Lusttropfen. Er beschleunigte seine Bewegung und ich krallte mich in seine Schultern, als mich der Höhepunkt überrollte. Oh Mann, ich würde einfach nie genug von diesem Kerl bekommen.   Kyo wollte mich mit zu sich Hause nehmen, doch ich musste mir erst ein paar Sachen bei mir holen, da ich ja keine Klamotten für morgen dabei hatte. Nach einem kurzen Disput ließ er mich schließlich gehen. Gerade als ich auf dem Sprung war, hielt mich Sota auf und bat mich um ein paar Minuten meiner Zeit. Ich schrieb Kyo, dass ich noch was mit meinem Freund zu klären hätte und mich etwas verspätete. Sota öffnete eine Flasche Wein bei sich und bot mir ein Glas an, welches ich dankend annahm. Irgendwas war heute anders an ihm, er wirkte so still und fast schon ein wenig verunsichert. „Kazu…ich bin nicht sicher, wie beginnen soll…“, begann er doch hielt mitten im Satz inne und zeigte auf meinen Hals. Ich wusste erst nicht Recht, was er meinte und warf einen kurzen Blick in den kleinen Spiegel an der Wand gegenüber vom Bett, auf dem wir hockten. Da hatte mir mein Lieblingssänger aber einen deftigen Knutschfleck verpasst. Wollte wohl sein Besitz markieren. Ich schmunzelte. „Tja…da hat mich Kyo wohl gezeichnet…“, witzelte ich. „Seid ihr jetzt zusammen oder was?“, fragte Sota irgendwie enttäuscht. Ich nickte. „Irgendwie schon.“ „Dann heißt unsere heiße Affäre endet?“ Wieder bejahte ich seine Frage mit einem Kopfnicken. „Ich fürchte ja…naja und vielleicht solltest du dir auch…“, setzte ich an, doch wurde sogleich unterbrochen, als sich Sotas Lippen auf meinen spürte. Etwas bestürzt stieß ich ihn von mir. Das war gegen unsere Abmachung und mich traf es ziemlich hart, dass er diese einfach so brach. „Sota, was…“ „Kazuki, ich liebe dich…bitte vergiss Kyo, das geht doch eh nicht lange gut…“ „WAS?“ Sein Geständnis traf mich wie ein Blitzschlag und jetzt konnte ich verstehen, wie sich Kyo gefühlt haben musste, als ich ihm mit diesen drei magischen Worten überfiel. Sogleich wurmte mich mein schlechtes Gewissen. „Kazu…ich…wie kannst du wissen, dass er immer für dich da sein wird? Ich habe dich schon immer geliebt.“ „Stop Sota…für mich war das zwischen uns nie mehr als eine Affäre…außerdem liebe ich Kyo…“ „Ach ja? Und er dich auch? Verdammt Kazu, er ist einer der größten Rockstars in Japan…nein mittlerweile ist er in der ganzen Welt bekannt. Glaubst du allen Ernstes, dass das hält? Außerdem ihr kennt euch jetzt…wie lange?“, fuhr mich mein Freund an und legte zwischen seinen Worten eine für meinen Geschmack viel zu dramatisierende Kunstpause ein. „Wir kennen uns vielleicht noch nicht lange, aber er tut mir gut…und vielleicht kann er mir helfen…“ „Helfen? Wobei?“ „Wie ich es in den Griff bekomme…wie ich meinen Schmerz in Musik umsetze…“ Sota schaute mich noch immer beleidigt an und es tat schon weh. Immerhin kannten wir uns schon so lange und ich fühlte mich ungerecht behandelt. „Ach ja? Weil er Erfahrung damit hat, wie man sich selbst verletzt?“ „Er hat für sich einen Weg gefunden damit umzugehen…außerdem…warum kannst du dich nicht einfach für mich freuen?“, keifte ich jetzt zurück. Sota leerte sein Glas in einem Zug und schenkte sich nach. Ich konnte und wollte das nicht weiter ausdiskutieren, weil es mir zu sehr zusetzte. Mit einem lauten Knall flog die Tür zu Sotas Wohnung hinter mir ins Schloss. Da fiel mir auf, dass ich noch immer das Weinglas in der Hand hielt. Ich kehrte in mein Apartment zurück, stolperte versehentlich über die Türschwelle und fiel der Länge nach hin. Das Glas zersprang auf dem Fußboden und zerflog in tausend kleine Stückchen. Mit bloßen Händen sammelte ich die Splitter auf und natürlich schnitt ich mich direkt in die Handfläche. Ein klaffender Riss öffnete sich und Blut floss bis zu meinem Unterarm. Schnell versuchte ich den Fluss zu stoppen und griff nach der Küchenrolle. Ich versuchte das Tuch mit den Fingern auf den Schnitt zu pressen und machte mich nebenher an meinem Verbandskasten zu schaffen, um mich zu verarzten. Ich wusch das Blut ab und verband meine Hand. Dann machte ich mich auf dem schnellsten Weg zu Kyo. Dabei verdeckte ich meine Hand, weil ich nicht gleicht wollte, dass er das sah. Ohne auch nur ein Wort zu sagen verschwand er wieder in seinem Arbeitszimmer. Toll, warum waren eigentlich in letzter Zeit alle sauer auf mich? Den pochenden Schmerz meiner Verletzung versuchte ich zu ignorieren, hievte mich auf’s Sofa und zündete mir eine Zigarette an. Ich hörte, wie er auf der Gitarre ein paar Akkorde spielte und leise dazu sang. Eine recht langsame Melodie und wunderschön. Der Text handelte wie bei so vielen seiner Lieder von Trauer, Enttäuschung und Verlustängsten, aber auch sich selbst wieder zu finden und die Hoffnung nicht zu verlieren. Mich rührte das fast zu Tränen, denn in Momenten wie diesen offenbarte mir der hübsche Sänger immer wieder sein innigstes Seelenleben. Ich drückte meine Zigarette aus und spickelte durch den Türspalt. Kyo hielt seine Augen geschlossen und schien mich nicht zu bemerken. Ein Lächeln lag auf meinen Lippen und mir wurde mehr als sonst bewusst, wie sehr ich diesen Mann liebte. Mit seinen schwarzen kurzgeschorenen Haaren gefiel er mir sogar fast am besten. Sein Kopf neigte sich langsam in meine Richtung und sein Blick war so sanft. So unbeschwert. Ich wünschte mir, dass er mich öfter so ansah. Auf einmal wanderten seine Augen zu meiner Hand. Er kam auf mich zu und ergriff diese. „Hab mich nur an ner Glasscherbe geschnitten. Sota und ich haben uns gestritten und ich musste schnell weg, bin gestolpert und das Glas ist zerbrochen.“ Und da war sie wieder die Zornesfalte auf seiner Stirn. „Ich mag ihn nicht. Lass Mal sehen…“ Mein schöner Sänger besah sich meine mehr oder weniger gut verarztete Wunde und wickelte vorsichtig den Verband ab, salbte die Stelle ein und bandagierte sie neu. „Mh, das merkt man kaum“, entgegnete ich trocken. „Was hast du überhaupt bei ihm gemacht?“ „Kyo, er ist mein Freund und falls du es noch nicht bemerkt hast, davon hab ich nicht so viele…du kannst mir nicht verbieten Sota zu treffen.“ Der Ältere murrte kaum hörbar. „Ich teile nun Mal nicht gerne und wenn dann auch noch sowas passiert, passt mir das gar nicht in den Kram.“ „Außerdem musste ich ihm doch genau das sagen…dass wir jetzt zusammen sind…“, flüsterte ich und legte meine Arme um ihn. „Warum habt ihr euch gestritten?“ Verdammt, warum hatte ich nur gewusst, dass er mir diese Frage stellen würde. Außerdem war ich mir auch darüber im Klaren, dass ihn die Antwort nicht gerade dazu animierte in Jubelgeschrei auszubrechen. „Er…er wollte mehr als nur eine Affäre…“ Kyo funkelte mich mit seinen fast schwarzen Augen an. „Na klar…das hätte ich dir auch sagen können. Fast jede Affäre endet irgendwann in einer Beziehung. Das hast du nun von deiner Vögelei mit ihm!“, fuhr er mich an. „Musst du jetzt darauf herumreiten? Falls du es mitbekommen hast, ich bin gerade bei dir und nicht bei ihm“, fauchte ich zurück. Dass Kyo auch immer so streitlustig sein musste. „Hab ich schon Mal erwähnt, dass du mich verrückt machst? Und das gerade nicht in sexueller Hinsicht…wenn das mit uns klappen soll, könntest du auch versuchen mich zu verstehen. Dir würde es genauso wenig gefallen, wenn du wüsstest  ich hätte vor dir was mit einem meiner Jungs am Laufen gehabt.“ Damit hatte er nicht ganz unrecht. Ich wollte trotzdem nicht nachgeben. „Heißt das jetzt du verbietest mir meinen Freund zu sehen?“ „Nein…ja, ich hab keine Ahnung Kazuki…vielleicht sollten wir heute getrennt schlafen. Ich kann das gerade nicht.“ Kyo verschwand in der Küche und setzte Tee auf. Auch, wenn ich ihn verstand taten seine Worte verdammt weh. Da es schon recht spät war, machten wir uns Bettfertig. Als Kyo im Schlafzimmer verschwand, zog sich mein Herz krampfartig zusammen und ein Kloß bildete sich in meinem Hals. Warum war er nur so? Ich kuschelte mich auf’s Sofa, fand allerdings keine Ruhe und das Gefühl der Enttäuschung machte sich in mir breit. Warum verdammt musste gerade alles so kompliziert sein? Da hatte ich ihn schon dazu bekommen mit mir zusammen zu sein und er fand trotzdem immer etwas, das ihn störte. Stumme Tränen rannen meinen Wangen herab und ich wischte sie mit der Decke beiseite. Schließlich versuchte ich dann doch zu schlafen, doch es war ein unruhiger Schlaf und ich träumte wirres Zeug. Außerdem fror ich ein bisschen und die erste Übernachtung bei meinem liebsten hätte ich mir anders vorgestellt. Schließlich dämmerte ich weg. Ich träumte von Kyo und Toshiya, wie sie sich küssten. Einerseits fand ich den Dir en Grey Bassisten jetzt nicht gerade hässlich, aber der Schmerz war heftig. Als würde jemand mein Herz zerquetschen. Ich wollte auf die beiden zugehen und sie fragen, warum sie das taten, doch jeh näher ich auf sie zuging, desto weiter entfernten sie sich von mir. Ich schreckte hoch und schmeckte die salzigen Tränen auf meinen Lippen. Eine Hand strich mir behutsam über den Rücken und ich zuckte zusammen. Kyo blinzelte mich verschlafen an. Moment Mal, seit wann lag er neben mir? „Es war nur ein Traum Kazu. Leg dich wieder hin.“ Ich kuschelte mich an meinen Sänger und er zog mich in seine Arme. Sofort wurde mir leichter ums Herz. „Kyo, ich will dich nicht verlieren…“, wisperte ich. „Mhh…schlaf jetzt mein kleiner Herzensbrecher“ Ich schmiegte meinen Kopf in seine Halsbeuge und hauchte einen Kuss auf seine warme Haut. „Wie kommst du eigentlich auf’s Sofa?“ „Geflogen…“ „Idiot“, kicherte ich. „Außerdem ist allein schlafen blöd und jetzt halt endlich deinen Mund sonst geh ich wieder.“ In meinem Bauch flatterten tausende von kleinen Schmetterlingen und ich lauschte Kyos ruhigen Atemzügen. Seine helle Haut leuchtete im Licht des Mondes, der zum Fenster hinein schien. Oh Mann, war das gerade Wirklichkeit? Ich konnte es noch immer nicht fassen, dass ich in den Armen des berühmten Dir en Grey Sängers lag. Zaghaft küsste ich seine Wange. „Du schläfst ja immer noch nicht“, brummte Kyo jetzt fast schon ein bisschen genervt. „Ich genieße gerade deinen Anblick…ist es dir bei mir auch egal, wenn ich dir sage, dass du wunderschön bist?“ Ein beschwertes Seufzen entfuhr ihm. „Natürlich nicht…aber können wir bitte morgen reden? Ich bin wirklich müde und glaub mir, du möchtest mich nicht erleben, wenn ich richtig schlechte Laune habe.“ Diese unterschwellige Drohung nahm ich dann doch ernst, doch ließ es mir nicht nehmen Kyo noch einen letzten Kuss zu geben. Dann endlich fiel auch ich wieder in einen ruhigen, dieses Mal traumlosen Schlaf.   Der Geruch von Kaffee und frischen Brötchen stieg mir in die Nase. Ich setzte mich etwas auf und konnte in die offene Küche schauen. Kyo stand mit dem Rücken zu mir gewandt und dem Geruch nach zu urteilen war er gerade dabei Eier zu braten. Machte er ernsthaft Frühstück für mich? Mit einem glücklichen Glucksen und einem breiten Grinsen auf den Lippen sank ich wieder in die weichen Kissen. Oh Mann, daran musste ich mich wohl noch gewöhnen. Ich schwang meine Beine aus dem „Bett“ und näherte mich dem hübschen Sänger. Eine Weile lehnte ich noch am Tisch und sah ihn einfach nur an. Meine Augen wanderten über das große Tattoo auf seinem Rücken bis hin zu seinem wohlgeformten Hintern, der bedauerlicherweise von seiner Shorts bedeckt wurde. Wahrscheinlich hing mir mein imaginärer Sabberfaden bis zum Boden. Als würde er meinen schmachtenden Blich bemerken, drehte er sich langsam um. „Magst du Kaffee oder Tee?“ Was? Wirklich jetzt? Ich stand gerade nackt vor ihm und er hatte nichts Besseres zu tun als mich zu fragen, was ich trinken wollte? Na schön. Fragte sich nur, wer schneller seine Selbstbeherrschung verlor. „Kaffee bitte.“ Kyo reichte mir eine Tasse mit der dampfenden fast schwarzen Flüssigkeit darin. Mhh, vermutlich würde ich den Selbstberherrschungs-Wettbewerb gnadenlos verlieren. Und wieder schenkte er dem Herd mehr Aufmerksamkeit als mir. Wie machte er das? Ich lehnte mich ein bisschen provokant an die Arbeitsfläche und beobachtete ihn noch immer. Doch er hatte das perfekte Pokerface aufgesetzt und ich zweifelte schon fast an der Ernsthaftigkeit seiner Worte am Tag zuvor. Mit einer Gelassenheit verteilte er das Rührei auf zwei Tellern und stellte diese auf das Tablett, wo auch schon die Brötchen, Butter und diverse Käsesorten platziert waren. Anschließend holte er noch Besteck aus der Schublade unter dem Herd und balancierte das Frühstück elegant ins Wohnzimmer. An Kyo war wohl ein hochbegabter Kellner verloren gegangen. Ich wusste nicht was mich gerade mehr irritierte. Dass er so gelassen tat oder, dass er mir gerade Frühstück ans Bett brachte. Ich folgte ihm und kuschelte mich wieder in die Decke. Auch Kyo schlüpfte zu mir ins Warme. „Danke für’s Frühstück machen…“, murmelte ich. Ein freundliches Lächeln umspielte seine Lippen. „Naja, jetzt muss ich ja dafür sorgen, dass ich dich bei Laune halte.“ „Mh, das schaffst du sicher auch mit anderen Dingen“, entgegnete ich frech. „Oh glaub mir, dessen bin ich mir mehr als bewusst und an die wundervolle Kazuki-Dekoration, die meine Wohnung ziert, könnte ich mich gewöhnen.“ Ich musste lachen, also war das noch nicht so ganz an ihm vorbeigegangen. „Du darfst auch gerne mit deiner Dekoration spielen“, ärgerte ich Kyo weiter und erntete ein anzügliches Grinsen seinerseits. „Ich wusste gar nicht, dass meine Dekoration so viel reden kann. Normalerweise sind solche Gegenstände doch immer stumm und nicht so aufmüpfig.“ „Dann solltest du mich vielleicht reklamieren oder einfach damit leben.“ „Kannst du mir mal verraten, wie man eigentlich so zuckersüß und so verdammt heiß zur gleichen Zeit sein kann?“ Ich lachte herzhaft und verschluckte mich fast an einem Brötchenkrümel. „Zu meiner Schulzeit war ich in einer Theater AG…da hab ich gelernt andere mit meinem zuckersüßen Charme zu verführen. Funktioniert ja scheinbar auch.“ Kyo zog die Stirn in Falten und musterte mich mit einem eher ungläubigen Blick. So als würde ich ihm gerade Märchen auftischen wollen. „Was? Das ist die Wahrheit…irgendwie musste ich ja lernen mit diesen beschissenen Gefühlen umzugehen…“, rutschte es mir raus und schon kippte meine Stimmung. Auch mein schöner Sänger schien das zu bemerken. „Kazu…“, flüsterte er und klang dabei so liebevoll, dass es mir schon wieder dir Tränen in die Augen trieb. Bisher hatte ich vor Kyo nur eine richtige Beziehung gehabt und die hätte mich beinahe zerstört. Mehr noch als der ständige Streit mit meiner Familie. Doch dann lernte ich Sota kennen und wir wurden Freunde. Er schaffte es ohne mich großartig nach meiner Vergangenheit zu fragen, mich aufzubauen, mir ein treuer Freund und Wegbegleiter zu sein. Ab und zu fragte er mich zwar Dinge zu meiner Familie oder meinen Exlovern, doch nie bekam er eine Antwort darauf. Mir war es ohnehin ein Rätsel, wie er es schon so lange mit mir ausgehalten hatte. Denn wenn ich mir das so recht überlegte, musste es für Sota mehr als frustrierend sein einen Freund wie mich zu haben, der nur kam, wenn er Lust auf Sex und ein bisschen körperlicher Nähe verspürte. Im Gegenzug aber nie mehr als nötig zuließ. So kam es auch zu der Regel, dass wir uns tatsächlich nur auf’s körperliche reduzierten. Kein Kuss und auch keine zärtlichen Streicheleinheiten oder das typische Kuscheln danach. Nichts, weil ich es nicht verkraftet hätte, doch warum funktionierte das bei Kyo? Noch nie in meinem Leben hatte ich den Drang verspürt mit irgendwem über meine Probleme und naja in gewisser Weise zwanghaften Störungen zu reden. Bis heute. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)