DigiRonpa von UrrSharrador (Mut. Freundschaft. Liebe. Wissen. Ehrlichkeit. Zuverlässigkeit. Licht. Hoffnung ... Verzweiflung.) ================================================================================ Fall 01: Tödliches Leben – Ermitteln für Anfänger ------------------------------------------------- Koushiro war gerade auf dem Weg von seinem Zimmer ins Bad, als er Ioris heiseren Schrei hörte. Sofort ahnte er das Schlimmste und stürzte in Richtung Kantine. Auf dem Weg stieß er beinahe mit Hikari zusammen, die die Koje ganz am Ende des Flurs hatte. Sie verständigten sich mit einem einzigen alarmierten Blick und stürmten in den Raum, in dem sie gestern zu Abend gegessen hatten. Ioris Gesicht war totenbleich, aber nichts im Vergleich zu Soras. Sie schien eine Wachsmaske aufgesetzt zu haben. Ihre Haut schimmerte milchig, ihre Augen waren dunkel gerändert … Koushiro wollte gar nicht genau hinsehen, doch sein Verstand saugte alle Einzelheiten auf. „Sora!“, kreischte Hikari und stürzte auf das Mädchen zu. Noch ehe sie bei ihr angekommen war, erwachte mit einem Knistern der kleine Bildschirm in der Ecke der Kantine zum Leben. Monokuma erschien darauf, sitzend in einem ledernen Sessel. „Eine Leiche wurde gefunden!“, verkündete er feierlich. „Nach einer gewissen Zeit wird der Klassenprozess abgehalten. Puhuhu, dann sammelt mal schön Hinweise.“ Das Bild verschwand wieder. Hikari war mittlerweile ein paar Mal um die gehängte Sora herumgelaufen und suchte offensichtlich nach einer Möglichkeit, sie herunterzuholen. „Helft mir doch!“, rief sie aufgelöst Iori und Koushiro zu. „Ich … ähm …“ Koushiros Mund war ganz trocken. „Ich glaube, nicht, dass wir ihr noch helfen …“ Hikari starrte ihn an, als käme er von einem anderen Planeten. „Was ist denn hier los … O mein Gott!“ Jou war bei der Tür hereingeplatzt und schlug sich die Hände vors Gesicht. „Was … Was habt ihr getan?“ „Wir haben gar nichts getan!“, rief Iori schrill. Ein hohes Kreischen kündigte an, dass auch Mimi die Kantine betreten hatte. „Sora! Sora!“ Sie stolperte auf ihre Freundin zu und rannte Iori dabei einfach über den Haufen. „Nein! Oh nein!“ Hilflos packte sie Sora an den Armen, versuchte die Schlinge an ihrem Hals zu erreichen. Nach und nach trafen auch die anderen ein, hergelockt durch Mimis hysterischen Schrei oder die Verkündigung von Monokuma, die vielleicht auch in den einzelnen Räumen zu sehen gewesen war. Die Reaktionen waren ganz unterschiedlich, aber allesamt geschockt. Taichi heulte und fluchte und bearbeitete den Türrahmen mit den Fäusten wie ein Berserker. Yamato wirkte sehr gefasst, doch seine Hände zitterten. Miyako warf sich auf die Knie und schluchzte mit Mimi um die Wette. Daisuke taumelte kreidebleich rückwärts und versuchte sich mit lauter Stimme davon zu überzeugen, dass alles nur ein böser Traum war. Wallace konnte seinen aufgeklappten Mund nicht mehr zubekommen, und Ken starrte in Soras Richtung, als sähe er gar nicht sie, sondern die Wand hinter ihr; als wäre sie nur ein Geist, eine Halluzination. „Es ist passiert“, hauchte Hikari irgendwann. Sie kniete auf dem Boden vor Sora. Taichi sah aus, als wollte er zu ihr gehen, um sie zu trösten, aber dann knirschte er nur mit den Zähnen. Takeru, der ganz in der Nähe stand, zögerte ebenfalls. „Es ist wirklich jemand gestorben … genau wie Monokuma es wollte …“, sagte sie so leise und an niemand Bestimmtes gewandt, dass ihre Worte genauso gut ein ätherischer Hauch hätten sein können. „Aber warum? Warum geschieht sowas?“, fragte Miyako mit vom Weinen geröteten Augen. „Wieso sollte das irgendjemand tun? Sora hat doch nie jemandem was zuleidegetan!“ „Miyako hat recht“, sagte Takeru. Seine Stimme klang härter als sonst, als müsste er einen Schutzwall aus Beton um sich herum auffahren. „Monokuma oder Andromon. Einer der beiden muss es getan haben. Alles andere würde keinen Sinn ergeben!“ „Puhuhuhuhu.“ Das Kichern ließ sie herumfahren. Monokuma stand in der Tür. „Ihr könnt es verleugnen, so viel ihr wollt, aber ich würde niemals eine meiner Schülerinnen einfach so umbringen. Der Mörder ist eindeutig unter euch, hier in diesem Raum, und spielt den Betroffenen.“ Diese Worte trafen sie wie eine eiskalte Schockwelle. „Du kleiner, hirnvermurkster Scheißhaufen!“ Taichi stürmte auf Monokuma zu, und ehe dieser ausweichen konnte, hatte er ihn mit seinem Fuß getroffen. Der Tritt schleuderte den Bären wie einen Fußball durch den Flur und ließ ihn an die gegenüberliegende Wand prallen. Dabei löste sich Monokumas Kopf und kollerte davon. Elektrische Blitze zuckten rund um die Stelle – und dann strömte plötzlich gleißendes Licht aus dem Plüschkörper. Monokuma detonierte mit einem Knall, der einem hier unten die Ohren verschlug. Die Druckwelle warf Taichi von den Füßen und katapultierte ihn zurück in den Raum hinein, wo er gegen Yamato und Wallace stieß und sie beide mit zu Boden riss. Auch die anderen wurden einfach umgeweht. Koushiro schlug sich den Kopf an der Tischkante und biss sich auf die Lippen. Für einen Moment war sein Gehörgang wie mit Watte gefüllt. Dann hörte er ein leises Säuseln, und etwas bearbeitete stechend seine Hörnerven. „Wa-was war das?“, keuchte Mimi. Miyako war quer über ihr gelandet, und die beiden kämpften sich ächzend in die Höhe. „Ist er explodiert?“, fragte Iori. „Hatte Monokuma irgendeinen Selbstzerstörungsmechanismus eingebaut?“ „Wie auch immer, jetzt ist er jedenfalls weg“, knurrte Yamato und hielt sich den Kopf. „Denkst du?“ Diese Stimme … Ein zweiter, völlig identischer Monokuma sprang in den Flur, als hätte er die ganze Zeit um die Ecke auf seinen Einsatz gewartet. „Gewalt gegen den Schulleiter ist eigentlich nicht erlaubt“, stellte er mit seiner Quietschestimme fest, „aber für dieses Mal werde ich es dir durchgehen lassen. Aber glaub nicht, dass es keinen Eintrag ins Klassenbuch gibt!“ „Ich glaube, ich spinne“, murmelte Taichi. „Vergesst endlich Monokuma!“, zischte Hikari „Wir müssen etwas tun, um Sora zu helfen! Jou, du kommst doch aus einer Ärztefamilie, oder? Kannst du nicht was für sie tun?“ „Gib es auf, Hikari“, flüsterte Takeru. „Es ist zu spät.“ „Es ist nicht zu spät! Es … es kann nicht zu spät sein!“ Mit Tränen in den Augen umrundete Hikari Sora ein weiteres Mal. Koushiro kam es mit einem Mal pietätslos vor, sie hier so hängen zu lassen. „Ihr solltet den Schauplatz des Verbrechens nicht zu sehr verändern, wenn ihr ordentliche Beweise sammeln wollt“, riet Monokuma. „Ach, halt die Klappe!“, knurrte Taichi. „Soll ich dich auch zertreten?“ „Lass es gut sein, Taichi“, sagte Yamato scharf und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Er schüttelte sie unwirsch ab. „Die Zeit läuft bereits“, verkündete Monokuma. „Werft einen Blick auf eure DigiVices. Ich habe alle wichtigen Fakten zu dem Mord darauf gespielt. Wir sehen uns dann zum Prozess!“ Und damit verschwand der kleine Bär so schnell, wie er gekommen war. Widerwillig zog Koushiro sein DigiVice aus der Tasche. Auf dem Display blinkte tatsächlich etwas. Mit den Knöpfen schaffte er es, eine Art … Bericht aufzurufen. Die Schrift war winzig, aber mit etwas Anstrengung konnte er sie entziffern. Monokuma-File #1 Das Opfer ist Sora Takenouchi. Sie wurde in der Kantine im Untergeschoss der Fabrik gegen halb sechs Uhr morgens gefunden. Todesursache war Ersticken, ausgelöst durch Erhängen. Der Todeszeitpunkt ist kurz nach vier Uhr. Koushiro ballte die Faust so fest um das DigiVice, dass es weh tat. Ein Mord! Hier, in ihrer Gruppe aus Gleichaltrigen! Ein Mord an einem Mädchen, das sanft wie ein Lamm und für alle da gewesen war – jedenfalls hatte Koushiro Sora in den letzten Tagen so erlebt. Yamato stand direkt vor der Leiche und sah unverwandt zu Sora hinauf. „Ich kann es nicht glauben“, murmelte er. „Verdammt! Und ich Idiot habe ruhig geschlafen!“ „Ich habe plötzlich Lust, mich zu betrinken“, murmelte Takeru gebrochen. Er schien nicht ganz zu wissen, was er daherredete. „Oder etwas Starkes zu rauchen – oder irgendwas anderes. Wir sollen echt den Mord untersuchen? Was meint Monokuma mit diesem Prozess?“ „Ich glaube, das Ganze bedeutet, dass wir den Mörder finden sollen“, meinte Ken mutlos. „In den Schulregeln steht, dass der Mörder die Insel verlassen darf, wenn wir ihn nicht enttarnen. Und wir anderen werden bestraft“, sagte Jou. „Zum Teufel mit diesen Schulregeln!“ Daisukes Wut stand der von Taichi in nichts mehr nach. „Warum sollten wir nach Monokumas Pfeife tanzen?“ „Weil er uns sonst in die Luft jagt“, sagte Miyako. Sie hatte die Arme um den Leb geschlungen, als wäre ihr kalt. „Soll er es doch versuchen!“ „Vergiss nicht dieses Andromon-Ding, Daisuke“, warf Wallace ein. „Wir sollten uns vielleicht wirklich fügen. Außerdem, wenn es unter uns wirklich einen Mörder gibt – wollt ihr ihn dann nicht auch zur Rechenschaft ziehen?“ Die Worte schlugen ein wie eine weitere Bombe. Der Gedanke, dass jemand von ihnen Sora umgebracht hatte, wurde plötzlich greifbarer … immerhin kannten sie einander wirklich erst seit ein paar Tagen und konnten unmöglich alles voneinander wissen … Aber was dachte Koushiro da? Das war nichts anderes als Verrat – und gleichzeitig Wahnsinn. Sie hatten auf dieser Insel nur einander und das Vertrauen, das sie sich gegenseitig schenkten. Sie durften es nicht einfach opfern. „Dann spielen wir eben mit“, sagte er entschlossen. Die anderen sahen ihn erwartungsvoll an. „Wir sammeln Beweise und decken auf, was hier passiert ist – und zwar, um zu beweisen, dass es keiner von uns war!“ Es dauerte, bis die anderen seine Worte zu verstehen schienen, und noch länger, ehe sie sie aufgriffen. In der Kantine war es von der Abwärme der Fabrik mittlerweile wieder fast unerträglich heiß geworden. „Okay“, murmelte Wallace. „Dann fangen wir gleich mal hier an. Was ist das?“ Er deutete auf die weiße Box, die neben Sora auf dem Boden stand. Kabel, die unter Soras Shirt herausführten, wuchsen dort hinein. Koushiro war der kleine Blechkasten ebenfalls aufgefallen. Er hatte ein Display auf der Vorderseite, das einen ziemlich geradeaus laufenden Strich zeichnete. Unter den gegebenen Umständen war es ziemlich offensichtlich, was das hier war. „Ein EKG“, sagte Jou und ging vor dem Ding in die Hocke. „Ein Elektrokardiogramm.“ „Du meinst, so ein Ding, das den Herzschlag misst?“, fragte Miyako. „Unter anderem. Wenn wir noch einen Beweis brauchen, dass …“ Er unterbrach sich. „Du meinst, es ist ein endgültiger Beweis, dass sie tot ist“, sagte Takeru zerknirscht. Joe drückte ein paar Knöpfe, und der deprimierende Strich verschwand. „Seltsam, nicht?“, murmelte Iori. „Warum ein EKG? Was soll das? Warum hat man Sora das angeschlossen?“ „Vielleicht wollte der Mörder sichergehen, dass sie wirklich tot ist?“, schlug Wallace vor. „Aber muss er dafür so einen Aufwand veranstalten? Kann er das nicht irgendwie … anders feststellen?“ „Hört auf“, murmelte Hikari. Ihr Gesicht war immer noch von tiefem Entsetzen gezeichnet. „Wir dürfen eben nicht aufhören“, knurrte Matt. „Wenn wir rausfinden wollen, wer Sora das angetan hat, müssen wir alle Hinweise sammeln, die auf den Täter deuten.“ „Was hat das denn für einen Sinn? Sora wird es nicht zurückbringen.“ Taichis kleine Schwester wirkte mutlos. „Das nicht“, erwiderte Takeru verbissen, „aber wir können rausfinden, wer es war!“ „Und wir würden dann nicht mehr zusammen mit einem Mörder unterwegs sein“, sagte Ken. Hikari schnaubte. „Macht, was ihr wollt.“ „Interessant“, stellte Jou fest. Er werkte immer noch an dem EKG herum. „Seht mal. Das Ding hat aufgezeichnet, wann der Herzstillstand eingetreten ist.“ Er deutete auf die Zeitangabe auf dem Display, verglich noch einmal die interne Uhr des Geräts, und sagte dann: „Kurz nach vier Uhr morgens.“ „Also steht in diesem Monokuma-File der richtige Todeszeitpunkt“, stellte Takeru fest. „Trotzdem, warum dieses EKG?“, beharrte Iori. „Das ergibt doch keinen Sinn.“ „Der ganze Mord ergibt keinen Sinn“, brummte Daisuke wütend. „Jou, kriegst du aus dem Kasten noch was raus?“ Als ob der Name des Mörders darin eingespeichert wäre, dachte Koushiro. Der Ärztesohn schüttelte den Kopf. „Leider nicht. Der Zeitpunkt des letzten Herzstillstands ist das Einzige, was aufgezeichnet wurde.“ „Woher kommt das Ding eigentlich?“, fragte Miyako. „Ich meine, wir haben die Fabrik ziemlich genau durchsucht, aber so was hab ich nicht gesehen. Es wird ja wohl kaum in diesen Kisten mit den Mordwerkzeugen von Monokuma gewesen sein, oder?“ „Es kommt garantiert aus dem Ärztezimmer“, sagte Jou und rückte seine Brille zurecht. „Ich habe dort einige medizinische Geräte entdeckt, als ich gestern einen Blick reingeworfen habe. Ich kann mir gut vorstellen, dass sowas auch dort war.“ „Ihr seid ja ein paar ganz tolle Detektive“, spottete Taichi. „Der Mörder war also im Arztzimmer. Toll. Das kann jeder gewesen sein.“ „Vielleicht solltest du auch mitdenken, statt nur zu lästern“, sagte Koushiro verärgert. Taichi schnaubte, aber es klang bitter. Er trat auf Sora zu, sichtlich widerstrebend. „Die da kommen dann wohl auch aus dem Arztzimmer.“ Er deutete auf das, was Koushiro fälschlicherweise für Seile gehalten hatte. Das, was von Soras Hals bis zu dem Deckenventilator reichte, waren fest zusammengeknüpfte Bettlaken, die vielleicht als Reserve für das Krankenbett im Arztzimmer oder auch für ihre Stockbetten gedacht gewesen waren. Sie waren fest am unteren Bereich der Ventilatorstange angebracht, unterhalb der Rotorblätter, sodass sie sich nicht darin verfangen konnten. Soras Handgelenke waren hinter ihrem Körper mit einer Art Schlauch zusammengebunden. Koushiro hatte genügend Filme gesehen, um zu wissen, dass man solche Gummiteile fürs Abbinden von Gliedmaßen verwendete. Und der Knebel in Soras Mund war eindeutig ein stramm gespanntes Dreieckstuch. Es war eine Ironie, dass so viele sanitätstechnische Hilfsmittel bei diesem Mord eine Rolle gespielt hatten. „Können wir …“, begann Miyako. „Können wir sie vielleicht von da runterholen? Das ist … irgendwie entwürdigend, wenn wir sie hängen lassen.“ Wallace war derjenige, der es wagte, einen umgekippten Stuhl aufzustellen, hinaufzuklettern und mit einem Messer die Laken über Soras Kopf durchzuschneiden. Taichi und Yamato griffen beide zu, um Soras Körper dann langsam zu Boden sinken zu lassen. Koushiro sah, wie beide unter dem Gewicht der Leiche erschauerten. „Warte mal“, sagte Daisuke scharf, als Wallace das Messer wegpacken wollte. „Kannst du mir mal verraten, wo du das her hast?“ Ken warf auch einen Blick auf die gezackte Klinge. „Sieht aus wie ein Armeemesser – oder eines für Überlebenskämpfer.“ „Vielleicht hab ich es in weiser Voraussicht mit auf die Insel genommen?“, meinte Willis grinsend. „Als ob du gewusst hättest, dass du hier aufwachst“, brummte Daisuke. „Selbst wenn, macht es dich nur verdächtiger!“ „Schön, schön.“ Der amerikanische Junge sprang locker vom Stuhl. „Ich habe es in der Fabrik gefunden und dachte, es wäre nicht schlecht, wenn ich mich zur Not verteidigen könnte. Ich war sicher nicht der Einzige, der etwas mitgenommen hat, oder?“ Er warf einen bohrenden Blick in die Runde. Mimi zuckte zusammen. „Dann misstraust du uns also?“, giftete Daisuke. „Nur ein bisschen. Sagen wir, ich wollte mich auf das Schlimmste gefasst machen. Was ja wohl eingetreten ist“, meine Wallace überheblich. „Hört auf zu streiten“, sagte Yamato. „Jetzt gilt es, sich zu konzentrieren.“ „Ganz meine Meinung“, sagte Wallace mit blitzenden Augen, nachdem er Daisuke noch eine Weile böse angestarrt hatte. „Was ist mit diesem Stuhl da?“, fragte Ken plötzlich. „Wallace, du hast den gerade aufgestellt, richtig? Das heißt, er lag umgestoßen da.“ „Äh, ja.“ „Vielleicht hat die Explosion von Monokuma vorhin ihn umgeworfen?“, überlegte Miyako. „Nein“, steuerte Koushiro bei. „Ken hat recht. Als wir reingekommen sind, lag der schon so da.“ „Denkt ihr, es war … also …“ Mimi räusperte sich. Das nächste Wort kam ihr piepsig über die Lippen. „Selbstmord?“ „Wie kommst du darauf?“, fragte Takeru perplex. „Naja, also …“ Ihre Wangen röteten sich. „Vielleicht ist es Blödsinn, aber ist das nicht sowas, das üblicherweise geschieht? Man stellt sich auf einen Stuhl, knüpft sich auf, und … stößt den Stuhl dann um, damit man … Keine Ahnung!“ Yamato schüttelte grimmig den Kopf. „Das halte ich für ausgemachten Blödsinn.“ „Ich sag ja, dass es Blödsinn sein könnte“, fauchte Mimi zornig. Ihre Nerven standen sichtlich am Rande eines Abgrunds. „Beruhigt euch“, sagte Koushiro diplomatisch. „Wir halten das in Evidenz, ja? Wartet kurz.“ Er holte seinen Laptop aus seiner Koje und klappte ihn auf. „Hier, ich schreibe alles auf, was wir entdecken und was wir uns denken. So tun wir uns leichter, die Fakten zusammenzutragen und den Überblick zu bewahren. Also, was hatten wir?“ Er legte in einem Textdokument eine Liste an. Die Tasten schienen sich unter seinen Fingern zu biegen – es war unheimlich schwer, die Buchstaben zu tippen, die Soras Mord beschrieben. x Monokuma-File: Laut dem File, das Monokuma auf unsere DigiVices gespielt hat, ist Sora gegen vier Uhr an Ersticken gestorben. x Todesursache: Sora wurde an einem der Deckenventilatoren aufgehängt, aber nicht mit einem Seil, sondern mit aneinandergeknüpften Bettlaken, die wahrscheinlich im Arztzimmer gelagert wurden. Die Laken sind an der Metallstange knapp unter den Ventilatorblättern festgemacht. x EKG: Sora war an ein EKG angeschlossen, das einen Herzstillstand anzeigte. Laut Jou war darin gespeichert, dass dieser tatsächlich gegen vier Uhr eingetreten ist. Das EKG dürfte aus dem Arztzimmer stammen. x Fesseln und Knebel: Soras Hände waren mit einem Abbindeschlauch hinter ihren Rücken gefesselt. Geknebelt war sie mit einem Dreieckstuch. x Umgeworfener Stuhl: Unter Soras Leiche haben wir einen umgekippten Stuhl gefunden. Mimi hat den Verdacht geäußert, sie könnte darauf gestanden und ihn selbst umgestoßen haben. „Zufrieden?“ Manche der anderen nickten. Hikari strafte ihn nur mit einem bösen Blick für die Pietätlosigkeit, diese Details so nüchtern aufzuschreiben. „Äh, wer hat Sora nochmal als Erstes gefunden?“, fragte Koushiro verlegen. Immerhin fühlte er sich jetzt, da er aktiv etwas tun konnte, ruhiger. „Das war wohl ich …“, murmelte Iori und erzählte, wie er die Leiche vorgefunden hatte. Koushiro fügte seine Liste einen weiteren Punkt hinzu. x Ioris Aussage: Iori hat Soras Leiche gegen halb sechs Uhr als Erstes entdeckt. Er hat sie nicht angerührt, ehe die anderen und Monokuma aufgetaucht sind. „Was tust du da?“, fragte Hikari plötzlich scharf. Jou, der sich über Soras Leichnam gebeugt hatte, zuckte zusammen. Er hatte die Hände nach dem Saum ihres T-Shirts ausgestreckt. „Äh, ich … ich wollte nur nachsehen, ob … ob wir dem EKG überhaupt trauen können. Wenn der Mörder die Elektroden nicht richtig angebracht hat, sind die Ergebnisse vielleicht wertlos.“ „Lass das gefälligst eine Frau übernehmen“, fauchte Mimi und stieß ihn resolut fort. „Sora ist vielleicht tot, aber sie hat immer noch eine gewisse Würde, verstanden?“ Jou murmelte nur etwas Unverständliches und drehte sich diskret weg, während Mimi Soras Shirt lüftete. „Also, wo müssen die Dinger kleben?“ „Unter ihrer linken Brust müssten schon mal vier sein … und an jedem Arm und jedem Bein auch noch eines, und, ähm …“ Er versuchte es so gut wie möglich zu erklären. Mimis Blick huschte wachsam hin und her, ehe sie das Kleidungsstück zurückschob. „Scheint alles so zu sein, wie du sagst.“ „Das heißt, wer immer das getan hat, muss sich damit auskennen, wie er die Elektroden aufzukleben hat“, stellte Wallace fest. „Ich zum Beispiel hätte keine Ahnung, wo die hinsollten.“ „Was ist mit Jou?“, fragte Taichi plötzlich, und der Blauhaarige zuckte erneut zusammen, obwohl nichts Böses in seiner Stimme gewesen war. „Der kennt sich doch mit medizinischem Kram aus, oder? Ich meine, er weiß es ganz offensichtlich. Hat er uns ja eben quasi gestanden.“ „Es ist zu früh, um jemanden anzuschuldigen“, sprang Yamato für Jou in die Bresche. „Ich mein‘ ja nur.“ Koushiro überlegte, ob er diese Aussagen ebenfalls festhalten sollte, aber es wäre ihm wie Verrat vorgekommen. „Okay, gibt es sonst noch was, das wir hier finden sollen?“, seufzte Iori. „Seid mir nicht böse, aber ich halte es hier drin kaum noch aus.“ Da war er nicht der Einzige. Vor allem die Hitze, die aus der Fabrik herabkroch und zweifellos auch von ihren erhitzten Gemütern aufstieg, ließ die Luft dick werden. Wie aufs Stichwort gingen die Ventilatoren wieder an und wirbelten die stehende Hitze auf. Kurz darauf sanken sie mit einem Surren wieder tiefer in den Raum hinein. „Gut, dass wir Sora heruntergeholt haben“, meinte Wallace trocken. „Es hätte keinen Unterschied gemacht. Seht mal.“ Iori deutete auf die Laken, die immer noch um die Ventilatorstange gewickelt waren. Sie bewegten sich nur leicht im Luftzug. Der unterste Teil der Stange, an dem das behelfsmäßige Seil befestigt war, drehte sich nicht mit dem Ventilator mit. Koushiro starrte ihn an. Das hatte er ja total vergessen … Schnell machte er einen Eintrag. x Deckenventilatoren: Die Ventilatoren in der Kantine schalten sich zu bestimmten Zeiten ein, um den Raum zu kühlen. Dann wandern sie nach unten, um effizienter zu sein. Nach einer bestimmten Zeit werden sie wieder nach oben gezogen und bleiben stehen. Die Decke ist ziemlich hoch, und die Ventilatoren legen dabei jedesmal jeweils fast zwei Meter zurück. x Seil aus Laken: Das Seil, an dem Sora aufgehängt wurde, war unterhalb des Ventilators an dessen Stange geknüpft. Dieser Teil dreht sich nicht mit dem Ventilator mit, wenn er eingeschaltet ist. „Bevor wir anderswo hingehen, lasst mich kurz was untersuchen“, sagte Iori. Als Hikari ihn wieder beinahe mit Blicken aufspießte, fügte er abwehrend hinzu: „Ich will mir nur ihren Hals ansehen!“ Mit einiger Mühe wickelte er die Laken von ihrer Kehle. Die Haut darunter sah furchtbar aus; gequetscht und bläulich angelaufen. Es war kein schöner Anblick. „Und was genau versuchst du da zu finden?“, fragte Daisuke. „Ich hab nur überlegt, ob es tatsächlich ein Tod durch Ersticken war“, murmelte der Jüngere. „Ich hab das mal in einem Krimi gesehen. Da wurde einem Oper die Kehle aufgeschnitten, aber das wurde kaschiert, indem man etwas um seinen Hals gewickelt hat.“ „Das war ein schlechter Krimi“, stellte Takeru fest. „In Wahrheit würde man da so stark bluten, dass das sicher trotzdem sichtbar gewesen wäre.“ „Ich wollte ja nur auf Nummer sicher gehen.“ Iori zuckte frustriert mit den Schultern. „Und was ist das da?“ Miyako deutete auf zwei rote, kreisrunde Male nahe Soras Unterkiefer, die wie ein Schlangenbiss aussahen. „Das sind doch offene Wunden, oder?“ „Aber sicher nicht tödlich“, meinte Takeru. „Sieht eher aus, als hätte sie was gestochen … oder gebissen.“ „Und was?“, fragte Daisuke. „Hier auf der Insel haben wir noch kein einziges Tier gesehen.“ Er stutzte. „Jetzt, wo ich drüber nachdenke … seltsam, nicht?“ „Hier ist alles seltsam“, sagte Mimi, die schon halb im Türrahmen stand. „Können wir jetzt gehen? Bitte.“ „Was machen wir mit Sora?“, fragte Taichi. „Was wohl?“, brummte Yamato. „Wir holen noch ein Laken aus dem Arztzimmer und decken sie zu. Wir werden sie natürlich später ordentlich beerdigen“, fügte er schnell hinzu, als ihn wieder einer von Hikaris vernichtenden Blicken traf. So zogen sie sich erst mal aus der Kantine zurück, in der sie erst gestern ein paar befreiende Stunden erlebt hatten. Koushiro notierte sich noch schnell Miyakos Entdeckung. x Wunden an Soras Hals: Neben den offensichtlichen Würgemalen hat Miyako zwei kleine Stichverletzungen, wie von einem Schlangenbiss, entdeckt. Taichi und Yamato besorgten das versprochene Laken. Nachdem sie Sora damit zugedeckt hatten, bestätigten sie Jous Verdacht von vorhin. „Die anderen Laken stammen wirklich aus dem Arztzimmer. Da gibt es einen Schrank, in den sie reingeschlichtet sind, aber es sieht aus, als würden einige fehlen.“ „Und was machen wir jetzt?“, fragte Miyako mutlos. „Sind wir schon bereit für diesen Prozess, von dem Monokuma geredet hat? Hat irgendwer von euch eine Ahnung, was passiert ist? Ich nämlich nicht.“ Koushiro musste leider auch verneinen. Sie hatten noch keine brauchbaren Hinweise gefunden, und was sie gefunden hatten, ergab vorn und hinten keinen Sinn. Zum Beispiel das EKG. Warum sollte der Mörder es so fachmännisch an Soras Brust anschließen? Er würde sich doch allerhöchstens durch seine medizinischen Kenntnisse selbst entlarven … Sollte damit wirklich überprüft werden, ob Sora gestorben war? Koushiro glaubte, dass mehr dahintersteckte. „Vielleicht sollten wir überprüfen, wer von uns für heute Nacht alles ein Alibi hat“, schlug Yamato vor. „Wenn wir wirklich annehmen wollen, dass es einer von uns war, heißt das.“ Da war es wieder, das Verdächtigen. „Sehr schlau. Was werden wir heute Nacht schon gemacht haben, außer Schlafen?“, schnaubte Taichi. „Irgendjemand scheint etwas anderes gemacht zu haben“, gab der Blondschopf zurück. „Sag mal, Mimi“, sagte plötzlich Miyako, „Sora hätte doch eigentlich bei dir im Zimmer schlafen sollen, oder?“ Aller Blicke richteten sich auf die Angesprochene, die ein Gesicht machte, als wäre sie eben mit kaltem Wasser übergossen worden. „Da-das … ja, aber … ich … Sie … Also, ich weiß nicht, ich hab geschlafen, und heute Morgen war Sora nicht da, also dachte ich, sie wäre eben einfach schon aufgestanden …“ „Und das sollen wir dir glauben?“, fragte Yamato nüchtern. „Alter, was ist dein Problem?“, fuhr Taichi ihn an. „Verdächtigst du sie gerade? Warum sollte sie Sora jede Minute beobachten? Ich hab doch gerade gesagt, dass man in der Nacht üblicherweise schläft!“ „Und was ist mit dir?“, gab Yamato zurück. „Wir sollten jedem Hinweis nachgehen. Und das Alibi von jedem zu prüfen ist doch wohl ein logischer erster Schritt. Das kapiert doch wohl sogar dein Affenhirn.“ „Ich hab mich wohl gerade verhört!“ „Hört schon auf!“ Miyako schrie fast. „Mir fallen ja gleich die Ohren ab! Sora ist tot! Da drin liegt sie! Habt ihr nichts Besseres zu tun, als zu streiten?“ Das wirkte. Die beiden wichen den eben noch funkensprühenden Blicken des jeweils anderen aus und verstummten. „Gehen wir es einfach Schritt für Schritt durch“, schlug Jou vor. „Wer hat was heute Nacht getan? Iori und ich waren in dem Zimmer ganz hinten im Flur. Wir haben beide geschlafen.“ „Ich bin einmal nachts auf die Toilette gegangen, aber das war sicher noch vor Mitternacht“, berichtete Iori. „Während ich wach war, war Jou die ganze Zeit in seinem Bett. Zumindest das kann ich bezeugen.“ „Okay.“ Koushiro machte sich wieder Notizen. „Weiter?“ Nach und nach berichteten die anderen, dass sie ebenfalls geschlafen hatten. Koushiro machte sich auch gleich Notizen, wer in welchem Raum genächtigt hatte, damit er eine bessere räumliche Zusammenfassung von dem Untergeschoss der Fabrik hatte. x Untergeschoss der Fabrik: Ganz am Ende des Flurs liegt Jous und Ioris Zimmer, dann das von mir (Koushiro), dann das von Wallace, dann das von Miyako. Dann zweigt die Treppe von dem Flur ab, die hoch in die Fabrik führt. Nach der Treppe liegt das Zimmer von Yamato und Takeru, dann das von Sora und Mimi, dann das von Taichi, dann das von Daisuke und Ken, dann das von Hikari. Danach macht der Flur eine Biegung, und die drei Räume danach sind die Kantine, das Arztzimmer und das WC ganz am Ende des Flurs. Der Flur wird Tag und Nacht von gedämpften Lampen beleuchtet. Ja, das beschrieb es wohl korrekt. „Okay. Sagt mir noch mal, was ihr nachts gemacht habt, damit ich es ordentlich aufschreiben kann.“ Die Ausbeute war eher dürftig. x Alibis: Alle sagen, dass sie in der Nacht geschlafen haben. Nur Iori ist einmal vor Mitternacht auf die Toilette gegangen. Mimi hat nicht mitbekommen, wann Sora verschwunden ist. „Yamato und ich waren nach Mitternacht noch wach“, sagte Takeru plötzlich. „Wir haben geredet. Ich konnte nicht schlafen.“ „Wie lange?“ „Vielleicht bis ein Uhr? Uns ist aber nichts Merkwürdiges aufgefallen. Und um vier, als Sora gestorben ist, waren wir wieder wach.“ „Warum das? Ein nächtlicher Spaziergang oder so?“, ätzte Taichi. Yamato starrte ihn finster an und schwieg. Schließlich seufzte Takeru. „Ich hatte einen Albtraum. So, es ist raus. Nennt mich einen Feigling, aber die Situation, in der wir sind, ist ja wohl wirklich nicht die rosigste. Jedenfalls bin ich wach geworden, etwa um halb vier, und hab Yamato dabei aufgeweckt. Wir haben fast eine Stunde wieder gequatscht.“ „So, so“, murmelte Taichi spitz. „Ach, halt doch den Rand“, knurrte Yamato. „Jedem Hinweis muss nachgegangen werden“, sagte dieser nur. „Das hat irgendjemand von euch gesagt.“ „Das heißt aber eigentlich, dass die beiden für den Tatzeitpunkt ein Alibi haben“, warf Wallace ein. Taichis Mienenspiel wurde irgendwie sauer. „Und was ist mit Iori?“, blaffte er trotzig. „Einmal in der Nacht aufgestanden, ja? Sicher, dass das nicht eher in den frühen Morgenstunden war?“ „Wenn du am Abend viel trinkst, musst du dann auch erst am Morgen auf die Toilette oder bald danach?“, versetzte der Jüngere verlegen. „Taichi, lass es. Du machst dich nur unbeliebt“, seufzte Mimi. Nun warf Taichi auch ihr böse Blicke zu, beließ es aber dabei. Ken räusperte sich unbehaglich. „Also, wir …“, begann er. „Wir waren heute Morgen auch wach“, berichtete Daisuke. „Also doch so viele?“, fragte Koushiro. „Was habt ihr gemacht?“ Erneut räusperte sich Ken und beobachtete die anderen unbehaglich. „Naja, ich … hätte da etwas, das uns vielleicht nützlich sein könnte … auch wenn ich nicht glaube, dass es viel bringt.“ „Was jetzt? Nützlich oder nicht?“, fragte Taichi gereizt. „Ken hat Fotos geschossen“, platzte Daisuke heraus. „Hä?“ Wallace machte ein verständnisloses Gesicht. „Das musst du uns genauer erklären.“ Ken räusperte sich ein drittes Mal. „Als wir gestern in der Fabrik unterwegs waren, hab ich in all dem technischen Kram auch etwas gefunden. Eine Kamera mit Selbstauslöser. Ich dachte mir … Also, ich wollte bestimmt keinen von euch verdächtigen oder so, aber ich habe mich einfach ruhiger gefühlt, nachdem ich sie aufgestellt habe, versteht ihr? Ich hätte auch fast darauf vergessen, nachdem wir zu Abend gegessen haben.“ „Was genau ist das für eine Kamera?“ Ken förderte ein kleines, viereckiges Kästchen mit einem Objektiv aus seiner Jackentasche zutage. „Sie hat vorn einen Bewegungssensor, und wenn der etwas erkennt, schießt sie ein Foto. Ich habe sie vor meine Tür gestellt, damit immer, wenn jemand vorbeigeht, ein Schnappschuss gemacht wird. Ich wollte nur sehen, ob nachts jemand herumschleicht, versteht ihr? Zum Beispiel auch Monokuma oder Andromon …“ „Du musst dich nicht rechtfertigen“, sagte Yamato. „Die könnte uns vielleicht ziemlich nützlich sein.“ „Es gibt nur einen Haken“, murmelte Ken unglücklich. „Ich habe sie nicht die ganze Nacht aufgestellt gehabt. Als ich sie in unserem Zimmer ausprobieren wollte, nach dem Abendessen, war der Akku leer. Ich habe sie an der Steckdose neben dem Bett aufgeladen, aber dann, naja …“ „Du bist eingeschlafen“, stellte Taichi fest. „Toll.“ „Hör schon auf, Taichi“, zischte Mimi wütend. „Warst du nicht auch müde vom langen Marschieren?“ „Ich bin in der Nacht hochgeschreckt“, fügte Ken eilig hinzu, „und dann hab ich die Kamera sofort rausgestellt.“ „Wann war das?“ „Laut meiner Armbanduhr etwa um halb zwei.“ „Also kurz nachdem Takeru und Yamato schlafen gegangen sind, hast du die Kamera aufgestellt“, fasste Koushiro zusammen. „Was hat das denn damit zu tun?“, fragte Yamato. „Vielleicht nichts, ich wollte es nur anmerken, damit uns nichts entgeht.“ Das war offensichtlich nicht die Antwort, die Yamato hatte hören wollen, doch er sagte nichts weiter dazu. „Weil ich wusste, dass der Akku ziemlich schwach ist, habe ich geahnt, dass die Kamera nicht die ganze Nacht durchhält. Ich habe mir meinen Handywecker also auf halb vier gestellt. Als er geklingelt hat, ist Daisuke wachgeworden, und ich habe ihm geklärt, was ich vorhatte.“ „Dann haben wir die Kamera erst mal reingeholt“, fuhr dieser fort. „Wir haben der Akkuanzeige nicht ganz getraut, weil die vorher schon ziemlich ungenau war, und das Ding erst mal an die Steckdose angeschlossen. Die Karte, auf die es die Fotos speichert, haben wir in mein Handy geschoben und uns mal angesehen, was sich in der Nacht so alles getan hat.“ „Und?“, fragten die anderen fast gleichzeitig. „Nichts.“ Ken zuckte hilflos mit den Schultern. „Sie hat kein einziges Bild geschossen. Von halb zwei Uhr bis halb vier Uhr ist absolut niemand an unserer Tür vorbeigegangen.“ „Toll“, seufzte Matt. „Vielleicht ist das Ding ja auch einfach kaputt“, brummte Taichi. „Das haben wir uns auch gedacht. Darum haben wir sie in unserem Zimmer ausgetestet, noch während sie sich aufgeladen hat. Da hat es aber geklappt.“ „Funktioniert sowas überhaupt im Dunkeln?“, fragte Miyako skeptisch. „Ich meine, sie wird ja nicht mit Blitz fotografieren, oder? Wenn ich als Mörder merke, dass ich fotografiert werde, zertrete ich die Kamera doch.“ Im Gang brannten Tag und Nacht Neonröhren, aber deren Licht war relativ gedämpft. Es war vielleicht immer noch zu dunkel, um ohne Blitz brauchbare Fotos zu schießen. „Sie hat eine Infrarot-Funktion“, sagte Ken. „Es ist fast so, als wollte Monokuma, dass wir sie als Überwachungskamera einsetzen.“ „Und dann habt ihr sie wieder vor die Tür gelegt, ja?“, brachte Yamato sie wieder zurück zum eigentlichen Thema. „Wir haben sie getestet und noch ein wenig am Stromnetz gelassen, und etwa um vier Uhr haben wir sie wieder rausgelegt.“ „Vier Uhr?“, rief Mimi aufgeregt. „Das hieße ja …“ „Dass sie zum Mordzeitpunkt wieder scharf geschaltet war“, sagte Wallace. „Habt ihr schon nachgesehen, welche Fotos sie diesmal geschossen hat?“ „Wir sind noch nicht dazu gekommen“, sagte Ken achselzuckend. Er öffnete die Verschalung der Kamera, und Daisuke tat dasselbe mit seinem Handy. Ken fördert eine SD-Karte zutage, die dieser dann in das Handy einlegte. Gebannt sahen sie ihm über die Schulter. Es waren einige Dateien auf der Karte gespeichert. „Was soll denn das sein?“, fragte Mimi, als sie die blauen bis roten Felder sah, die die Umrisse einer Person bildeten. „Hast du vorher nicht zugehört?“, fragte Daisuke. „Das sind Infrarot-Aufnahmen! Das da sind warme und kühlere Flecken.“ „Das da ist das Testbild, das wir geschossen haben. Das ist Daisuke, in unserer Koje“, berichtete Ken. Das Foto sah in der Tat gekünstelt aus, selbst für ein Wärmebild. Die nächsten Fotos waren interessanter. Man sah einen Menschen mit gemächlichem Gang an der Kamera vorbeitrottete. Das Bild war aus einem ziemlich tiefen Winkel aufgenommen, weil die Kamera auf dem Boden gelegen war. Der Statur nach war es ein Junge, und zwar ein ziemlich schmächtiger. „Das werde wohl ich sein“, meinte Iori, „als ich heute Morgen auf die Toilette gegangen bin. Danach bin ich gleich in die Kantine und habe Sora gefunden.“ Koushiro lief es plötzlich eiskalt den Rücken runter. Irgendetwas störte ihn an diesem Bild … Der nächste, schlendernde Junge war wohl er selbst. Immerhin war er bald nach Iori am Schauplatz des Verbrechens eingetroffen. Die folgenden Fotos zeigten weitere Menschen, jeweils alleine oder in Grüppchen, und sie hatten es alle eindeutig eiliger als Iori. „Und das sind wir, als wir Hikaris Schrei gehört haben“, sagte Miyako. „Wartet, habe ich Hikari übersehen? Die war auf keinem Foto drauf, oder? „Weil ihr Zimmer hinter unserem liegt“, sagte Ken. „Sie musste nicht an der Kamera vorbei, um in die Kantine zu kommen.“ „Oh. Logisch.“ „Sie ist nicht auf den Fotos, weil …“ Nun wusste Koushiro plötzlich, was ihn störte. „Ja, das ist logisch, aber was ist mit Sora? Wann ist sie an der Kamera vorbeigegangen? Sie muss ja irgendwie an eurer Tür vorbei gekommen sein, wenn wir sie in der Kantine gefunden haben!“ Daisuke und Ken wechselten einen unglücklichen Blick. „Sie muss in der halben Stunde vorbeigegangen sein, in der wir die Kamera ausprobiert und neu aufgeladen haben“, sagte schließlich Ken zerknirscht. „Also in anderen Worten, zwischen halb vier und vier.“ „Und um vier ist der Mord passiert“, stellte Yamato fest. Koushiro machte sich wieder Notizen über das, was sie eben erfahren hatten. Er ergänzte die letzte Zeile. x Alibis: Alle sagen, dass sie in der Nacht geschlafen haben. Nur Iori ist einmal vor Mitternacht auf die Toilette gegangen. Mimi hat nicht mitbekommen, wann Sora verschwunden ist. Yamato und Takeru waren bis ein Uhr wach und haben geredet. Takeru ist dann um halb vier wieder aufgewacht und hat auch Yamato geweckt. Sie bezeugen gegenseitig, dass sie bis halb fünf geredet haben. Ken und Daisuke waren zur Tatzeit ebenfalls wach und können ihr Alibi bezeugen: Um halb vier hat Ken Daisuke geweckt, und sie haben gemeinsam Kens Kamera überprüft und mindestens bis vier Uhr gesprochen. „Seid ihr danach wieder schlafen gegangen?“ „Ich bin bald darauf wieder eingepennt“, meinte Daisuke. „Aber sicher erst nach vier Uhr. Halb fünf, vielleicht?“ „Und ich habe mich auch wieder schlafengelegt“, sagte Ken.  Daisuke und Ken sind etwa um halb fünf wieder schlafen gegangen, schrieb Koushiro also noch dazu. Auch die Sache mit den Fotos hielt er fest. x Fotos: Ken hat eine selbstauslösende Infrarotkamera auf den Flur gestellt. Die einzigen Fotos darauf waren ein Testbild von Daisuke und Fotos von uns allen, wie wir zur Kantine gehen, mit Ausnahme von Hikari, die nicht an der Kamera vorbeimusste, und Sora. „Okay.“ Er kratze sich im Genick. „Das sind schon ganz schön viele Hinweise, aber hilft uns das irgendwie weiter? Besonders viel haben wir ja nicht rausgefunden.“ „Mir fällt gerade noch was ein“, meinte Miyako. „Wie ist eigentlich der Mörder wieder in sein Zimmer gekommen? Ich meine, wenn er Sora um vier Uhr ermordet hat, und Ken die Kamera um vier Uhr wieder aufgestellt hat, dann müsste er doch fotografiert worden sein, als er zurück zu seinem Zimmer gegangen ist, oder?“ Koushiro starrte sie entgeistert an. Daran hatte er gar nicht gedacht. „Hm …“ Erneut betrachteten sie die Infrarot-Fotos, aber alle Personen, die die Kamera geknipst hatte, gingen in Richtung Kantine – und keiner kam aus dieser Richtung. „Und wenn das Ding doch nicht ganz richtig funktioniert? Vielleicht hat es irgendwie nicht richtig erkannt, dass jemand vorbeigeschlichen ist, oder so“, meinte Taichi. Ken zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Schon möglich. Die Kamera stammt ja aus Monokumas Vorräten, und der Akku war schließlich auch nicht ganz koscher.“ Koushiro zerbrach sich darüber den Kopf. Irgendetwas lag da gerade außerhalb seiner wild um sich schlagenden Gehirnwindungen … Etwas so Offensichtliches, dass er eigentlich mit der Nase darauf stoßen müsste, aber … „Der Täter ist also irgendwie an der Kamera vorbeigekommen, ohne dass sie ihn fotografiert hat?“, fasste Iori noch mal zusammen. „Aber könnte nicht zum Beispiel Hikari in ihr Zimmer gegangen sein, ohne dass sie an Kens und Daisukes Tür vorbeigegangen ist?“ Das war es! Koushiro fühlte ein Knistern in seinen Gedanken. Nicht zum Beispiel Hikari, sondern ausschließlich. „Hey, was willst du damit sagen?“, schnauzte Daisuke Iori an. Koushiro betrachtete das Mädchen, um das es ging, verstohlen. Sie machte immer noch keine Anstalten, sich an den Ermittlungen zu beteiligen, aber nun schnappte sie hörbar nach Luft. „Naja, Hikaris Zimmer liegt zwischen eurem und der Kantine. Sie hätte sooft in die Kantine und zurück gehen können, wie sie wollte, ohne dass sie an der Kamera vorbeikommt.“ „Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass ein so nettes Mädchen so etwas tun würde“, sagte Wallace lächelnd. „Da glaube ich eher daran, dass die Kamera defekt war.“ Ken zuckte mit den Schultern. „Wie gesagt, ich kann nicht garantieren, dass das Ding unfehlbar ist.“ „Außerdem könnte der Täter ja auch auf der Toilette gewartet haben“, warf Miyako ein. „Er hat Sora umgebracht, sich dann auf der Toilette versteckt, gewartet, bis ihr die Leiche findet, und ist dann ganz arglos zu euch gestoßen.“ „Das kann nicht sein, weil ich selbst auf der Toilette war, ehe ich in die Kantine gegangen bin“, beharrte Iori. „Dann eben im Arztzimmer. Hast du da auch nachgesehen?“, knurrte Taichi gereizt. „Nein, aber … Sehen wir uns doch noch einmal die Fotos an.“ Iori nahm Daisukes Handy, und ehe dieser protestieren konnte, zappte er durch die Bilder. „Seht ihr? Jeder von uns ist einmal drauf zu sehen. Sogar Daisuke und Ken.“ „Wir haben die Kamera erst genommen, als wir aus der Kantine zurück waren“, sagte Ken. „Da Mimi geschrien hat, haben wir nicht daran gedacht und sind einfach losgelaufen.“ „Das heißt, jeder ist heute Morgen tatsächlich aus seinem oder ihrem eigenen Zimmer gekommen. Nur Hikari ist nicht auf den Fotos“, stellte Iori fest. „Hör sofort auf, Hikari was in die Schuhe schieben zu wollen, du kleiner Pisser!“, rief Daisuke erregt aus, obwohl Iori nicht wirklich kleiner war als er, nur schmaler. „Tut mir ja leid“, sagte dieser stur, „aber Hikari hat kein Alibi, und sie war auch allein in einem Zimmer. Was sagst du dazu?“, fragte er sie direkt. „Ich war es nicht“, knirschte sie. „Ich würde doch nie … Das könnte ich gar nicht!“ „Siehst du? Allein sie zu verdächtigen, ist Blödsinn!“, sprang Mimi ihr bei. „Ich verdächtige sie nicht, ich zeige nur Möglichkeiten auf!“ Iori wurde lauter, als sich mehr und mehr gegen ihn wandten. „Dann lass mal hören, was dein Beweis ist, dass du Sora nicht umgebracht hast“, rief Daisuke. Iori erbleichte. „Ja? Ich höre! Du hast sie angeblich als Erstes entdeckt! Wer sagt uns, dass du sie nicht erst aufgehängt hast?“ Iori stammelte entsetzte Widerworte, während für Koushiro das alles langsam einfach zu viel wurde. Er entschuldigte sich kurz, um die Toilette aufzusuchen. Ein wenig kaltes Wasser im Gesicht würde ihn vielleicht wieder auf Kurs bringen … Er tat sich zunehmend schwer damit, die Gedanken, die sich in einem Kopf kreuzten, zu ordnen. Auf der Toilette störte ihn irgendetwas … doch er kam nicht darauf, was. Das kalte Wasser war wie ein Schock, aber er fühlte sich einigermaßen erfrischt, und als er schon wieder halb durch die Tür war, fiel ihm auf, was in dem kleinen Raum so merkwürdig war. Er hatte sich verändert. Eigentlich sogar ziemlich stark, nur war es ihm nicht gleich aufgefallen. Er konnte sich erinnern, dass die Toilette gestern ziemlich staubig war und voller Schmutz von der Sorte, wie sie sich in lange nicht benutzten Räumen ansammelte. Jetzt jedoch war der Boden blitzsauber. Auch die Wände schienen etwas heller, selbst wenn man es nicht so sehr merkte. Stirnrunzelnd kehrte Koushiro zu den anderen zurück. „Sagt mal, hat jemand von euch zufällig die Toilette geputzt?“ „Hm? Warum sollten wir das tun?“, fragte Yamato. Daisuke und Iori hatten aufgehört, sich zu streiten – dafür diskutierte Daisuke nun heftig mit Taichi. Mimi und Miyako wirkten einfach nur zerschlagen und mutlos, Jou hilflos und unglücklich und die anderen eher gereizt. „Weil der Boden plötzlich aussieht, als hätte ihn jemand gründlich geschrubbt“, sagte Koushiro. „Nicht wahr?“, mischte sich Iori ein. „Das ist mir heute Morgen auch aufgefallen. Und die Flasche mit der Seife ist auch nur mehr halb voll.“ „Die Seife?“ Koushiro hatte sie nicht benutzt, um sein Gesicht zu waschen, aber wenn das stimmte, dann war es doch merkwürdig. Die Flasche fasste sicher einen dreiviertel Liter, und Sora hatte sie gestern mit Flüssigseife aus einem Fabrikscontainer aufgefüllt. Es half nichts, Koushiro konnte seinen Grübeleien einfach nicht entkommen. Er notierte sich diese weiteren Punkte auf seinem Laptop. x Saubere Toilette: Seit heute Morgen scheint die Toilette neben dem Arztzimmer viel sauberer zu sein als gestern. Genau gesagt ist der Schmutz auf dem Boden verschwunden, und auch die Wände wirken sauberer. x Seifenflasche: Die offene Flasche Flüssigseife, die gestern noch voll war, ist heute plötzlich halb leer. Er wusste nicht länger, ob das, was er aufschrieb, überhaupt noch Relevanz hatte, aber gar nichts zu tun hätte ihm das Gefühl gegeben, bei der Lösung des Falls festzustecken, und er wollte lieber etwas Nützliches tun. Kaum hatte er darüber nachgedacht, dass er immer noch keine Ahnung hatte, was sich heute Nacht wirklich abgespielt hatte, hörte man eine Stimme aus dem Treppenhaus tönen – oder kam sie aus der Fabrik? Es war eindeutig Monokuma, der irgendeine Lautsprecheranlage benutzte. „Ähem, Test, Test … Hört ihr mich alle? Die Zeit ist um. Schüler, findet euch bitte alle in der große Fertigungshalle ein, damit wir mit dem Klassenprozess beginnen können.“ Erst sah es aus, als wollte keiner der Versammelten dem Aufruf folgen, aber als sie sich an Andromon und den explodierenden Monokuma erinnerten, setzten sie sich schließlich doch träge in Bewegung. Koushiro wurde ein gewisses klammes Gefühl nicht los. Nun sollten sie also den Mörder festnageln … Und sie konnten keine weiteren Hinweise mehr sammeln. Was sie bisher hatten, musste reichen. Es kam ganz darauf an, wie sie die Puzzlestücke zusammensetzten. Auf dem Weg die Treppe rauf las er sich noch einmal seine Notizen durch. Es waren ziemlich viele, aber ob sie reichten?   x Monokuma-File: Laut dem File, das Monokuma auf unsere DigiVices gespielt hat, ist Sora gegen vier Uhr an Ersticken gestorben. x Todesursache: Sora wurde an einem der Deckenventilatoren aufgehängt, aber nicht mit einem Seil, sondern mit aneinandergeknüpften Bettlaken, die wahrscheinlich im Arztzimmer gelagert wurden. Die Laken sind an der Metallstange knapp unter den Ventilatorblättern festgemacht. x EKG: Sora war an ein EKG angeschlossen, das einen Herzstillstand anzeigte. Laut Jou war darin gespeichert, dass dieser tatsächlich gegen vier Uhr eingetreten ist. Das EKG dürfte aus dem Arztzimmer stammen. x Fesseln und Knebel: Soras Hände waren mit einem Abbindeschlauch hinter ihren Rücken gefesselt. Geknebelt war sie mit einem Dreieckstuch. x Umgeworfener Stuhl: Unter Soras Leiche haben wir einen umgekippten Stuhl gefunden. Mimi hat den Verdacht geäußert, sie könnte darauf gestanden und ihn selbst umgestoßen haben. x Ioris Aussage: Iori hat Soras Leiche gegen halb sechs Uhr als Erstes entdeckt. Er hat sie nicht angerührt, ehe die anderen und Monokuma aufgetaucht sind. x Deckenventilatoren: Die Ventilatoren in der Kantine schalten sich zu bestimmten Zeiten ein, um den Raum zu kühlen. Dann wandern sie nach unten, um effizienter zu sein. Nach einer bestimmten Zeit werden sie wieder nach oben gezogen und bleiben stehen. Die Decke ist ziemlich hoch, und die Ventilatoren legen dabei jedesmal jeweils fast zwei Meter zurück. x Seil aus Laken: Das Seil, an dem Sora aufgehängt wurde, war unterhalb des Ventilators an dessen Stange geknüpft. Dieser Teil dreht sich nicht mit dem Ventilator mit, wenn er eingeschaltet ist. x Wunden an Soras Hals: Neben den offensichtlichen Würgemalen hat Miyako zwei kleine Stichverletzungen, wie von einem Schlangenbiss, entdeckt. x Untergeschoss der Fabrik: Ganz am Ende des Flurs liegt Jous und Ioris Zimmer, dann das von mir (Koushiro), dann das von Wallace, dann das von Miyako. Dann zweigt die Treppe von dem Flur ab, die hoch in die Fabrik führt. Nach der Treppe liegt das Zimmer von Yamato und Takeru, dann das von Sora und Mimi, dann das von Taichi, dann das von Daisuke und Ken, dann das von Hikari. Danach macht der Flur eine Biegung, und die drei Räume danach sind die Kantine, das Arztzimmer und das WC ganz am Ende des Flurs. Der Flur wird Tag und Nacht von gedämpften Lampen beleuchtet. x Alibis: Alle sagen, dass sie in der Nacht geschlafen haben. Nur Iori ist einmal vor Mitternacht auf die Toilette gegangen. Mimi hat nicht mitbekommen, wann Sora verschwunden ist. Yamato und Takeru waren bis ein Uhr wach und haben geredet. Takeru ist dann um halb vier wieder aufgewacht und hat auch Yamato geweckt. Sie bezeugen gegenseitig, dass sie bis halb fünf geredet haben. Ken und Daisuke waren zur Tatzeit ebenfalls wach und können ihr Alibi bezeugen: Um halb vier hat Ken Daisuke geweckt, und sie haben gemeinsam Kens Kamera überprüft und mindestens bis vier Uhr gesprochen. Daisuke und Ken sind etwa um halb fünf wieder schlafen gegangen. x Fotos: Ken hat eine selbstauslösende Infrarotkamera auf den Flur gestellt. Die einzigen Fotos darauf waren ein Testbild von Daisuke und Fotos von uns allen, wie wir zur Kantine gehen, mit Ausnahme von Hikari, die nicht an der Kamera vorbeimusste, und Sora. x Saubere Toilette: Seit heute Morgen scheint die Toilette neben dem Arztzimmer viel sauberer zu sein als gestern. Genau gesagt ist der Schmutz auf dem Boden verschwunden, und auch die Wände wirken sauberer. x Seifenflasche: Die offene Flasche Flüssigseife, die gestern noch voll war, ist heute plötzlich halb leer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)