Zum Inhalt der Seite

DigiRonpa

Mut. Freundschaft. Liebe. Wissen. Ehrlichkeit. Zuverlässigkeit. Licht. Hoffnung ... Verzweiflung.
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Prolog: Schulausflug … oder so ähnlich

Er spürte, dass er auf feuchtem Untergrund lag. Moos vielleicht, oder Erde. Der muffige Geruch unterstützte diese Theorie.

Stöhnend rappelte sich Taichi auf. In seinem Kopf brummte es, als mache ein Hornissenschwarm Jagd auf seine Nervenimpulse.

Ein Wald. Er war tatsächlich in einem Wald … mit Pflanzen, die er nicht kannte. Und er war allein. Wie war er hierhergekommen? Er konnte sich nicht daran erinnern. In seinem Gedächtnis klaffte ein riesiges, schwarzes Loch. Er stocherte darin herum, aber alles, was er zutage fördern konnte, war der Brief, den er bekommen hatte …

Ein Rascheln von links. „Hallo? Ist da jemand?“, rief er, und kurz darauf raschelte es erneut im Gebüsch. Ein Junge mit blutroten Haaren tastete sich vorsichtig durch das Dickicht. Er wirkte sichtlich erleichtert.

„Ich dachte schon, ich bin allein hier“, murmelte er.

„Das ist vielleicht eine blöde Frage“, begann Taichi, „aber kannst du mir zufällig sagen, wie wir hierhergekommen sind?“

Der Junge schüttelte den Kopf. „Also erinnerst du dich auch nicht?“

„Kein bisschen“, schnaubte Taichi. Das Ganze war mehr als suspekt.

Sie standen ein wenig verloren unter den Bäumen herum. Was sprach man am besten mit einem Jungen, der sich genau wie man selbst nicht mehr erinnern konnte, was er hier wollte? Vielleicht hätte Taichi ihn erst mal nach seinem Namen fragen sollen, aber gerade als ihm das einfiel, sagte der andere: „Also wenn man unsere Kleidung betrachtet, sieht es nicht so aus, als wären wir hier freiwillig auf Wanderschaft gegangen.“

Taichi blickte an sich herab. Er trug seine Freizeitklamotten und normale Sneakers. Der andere Junge hatte ein Hawaiihemd an und Lederschuhe. Es war zwar warm hier, aber für einen Pfadfinderausflug in einem Tropenwald waren sie eindeutig nicht ausstaffiert. „Ich bin übrigens Taichi. Taichi Yagami“, sagte er verspätet.

„Koushiro Izumi“, stellte der Rotschopf sich vor.

Da die beiden sonst nichts zu tun hatten, folgten sie einem kaum erkennbaren Pfad durch das Unterholz. Nur herumzustehen würde ihre Erinnerungen wohl nicht zurückbringen.

Womit sie wieder beim Thema wären. Taichi zermarterte sich das Hirn, aber das Letzte, woran er sich erinnern konnte, war und blieb die Vorderansicht dieser Schule, die Briefe an seine Familie geschickt hatte – gleich zwei Stück. Je einen an ihn und seine Schwester. Stimmt, so war es gewesen, sie waren beide auf die Kibougamine-Hochschule aufgenommen wurden – diese weltweit bekannte Akademie, die man im Westen Hope’s Peak nannte. Taichi konnte sich das ehrlich gesagt nicht erklären. Er war alles andere als ein überdurchschnittlicher Schüler – genau genommen lag seine Leistung sogar klar unter dem Durchschnitt.

Trotzdem waren diese Briefe gekommen. Ihm und Hikari wurden besondere Talente nachgesagt, die Hope’s Peak ausgeforscht hatte. Sie sollten beide noch mitten im Schuljahr dorthin wechseln. Seine Schwester würde sogar ein Schuljahr dabei überspringen, um auf die Hochschule gehen zu können – eigentlich eine Ungeheuerlichkeit.

Taichi hatte die Einladungen als absoluten Quatsch abgetan. In Hikaris Brief stand irgendwas Obskures von wegen, sie wäre größte und beste Licht für die Menschheit oder so. Sein eigener war zwar schmeichelhafter, aber genauso dubios.

Dennoch hatten sie sich ein wenig im Internet schlau gemacht und herausgefunden, dass die Absolventen dieser Schule hervorragende Zukunftsaussichten hatten. Mehr hatte es nicht gebraucht, um zumindest ihre Eltern davon zu überzeugen, sich die Kibougamine mal anzusehen. Taichi hatte sich geschworen, alle dort übelst zu verprügeln, sollte sich herausstellen, dass diese ganzen Snobs sie nur verarscht hatten und mal einen Blick auf gewöhnliche Sterbliche werfen wollten.

Sie waren also hingefahren, und er glaubte sich zu erinnern, durch das Eingangstor getreten zu sein – und dann begann sein Filmriss, an dessen Ende er plötzlich mitten in einem unbekannten Waldstück aufgewacht war. Er fragte sich, ob seine Schwester auch hier gelandet war. Er wusste nicht, ob er darauf hoffen sollte.

Er fand sie auf einer Lichtung, und sie war nicht allein. Um die zehn andere Jungen und Mädchen etwa in seinem Alter waren bei ihr, und sie wirkten allesamt ratlos.

Nach kurzem Begrüßen stellte sich heraus, dass sie alle hier aufgewacht waren, ohne sich daran zu erinnern, wo hier war oder wie sie hierhergekommen waren. Taichi war sich bereits sicher, sich all die verschiedenen Gesichter und Namen niemals merken zu können. Außer ihm, seiner Schwester und Koushiro gab es noch einen Jungen mit blauschwarzem Haar namens Jou, der stark zu schwitzen schien, ein Mädchen namens Sora, das eher sportlich gekleidet war, einen wilden Struwwelkopf, der nicht sonderlich besorgt schien und sich als Daisuke vorstellte, ein ernster, eher klein gewachsener Bursche namens Iori, ein ruhiger Junge mit dunklem, glattem Haar, das ihm bis zu den Schultern fiel – Ken, kurz und bündig –, ein Mädchen mit Brille namens Miyako, und dann noch drei blonde Jungen.

Der eine zwinkerte Hikari zu, als sie einander begrüßten, und Taichi beschloss, sich seinen Namen – Takeru Takaishi – in sein Gedächtnis zu brennen, weil er ihn auf Anhieb nicht leiden konnte. Dann war da noch ein Junge in seinem Alter, der etwas abseits der Gruppe stand und auf gelangweilter Eigenbrötler machte. Als Sora ihn bat, sich auch vorzustellen, rückte er mit einem knappen „Yamato Ishida“ heraus. Und der Letzte in der Runde schien Taichi und die anderen Jungs gar nicht wirklich wahrzunehmen: Wenn er sprach, dann nur in Richtung der Mädchen und mit einem charmanten Grinsen, für das er in jeder Zahnpastawerbung hätte auftreten können. Er konnte fließend Japanisch, aber man hörte einen leichten englischen Akzent heraus. Gerade, als er sich vorstellen wollte, gellte ein Schrei durch den Wald.

Sie starrten einander erschrocken an. „Da muss noch jemand sein“, sagte Taichi alarmiert zu Koushiro. Als geschlossene Gruppe rannten sie in die Richtung los, aus der das Kreischen gekommen war.

Ein Mädchen – ein ziemlich hübsches sogar – war auf ihrem – ebenfalls ziemlich hübschen – Hintern gelandet, ihr Sonnenhut war ihr vom Kopf gerutscht, ihre braunen Haare fielen in geordneten Wellen über ihren Rücken, und ihr Blick klebte an etwas, das direkt vor ihr auf einem Baumstumpf stand und eindeutig nicht menschlich war.

Taichi meinte, nicht recht zu sehen. Vor ihnen stand ein … Teddybär? Für Leute mit krudem Geschmack? Eine Seite von ihm war weiß, die andere pechschwarz – und das Gesicht auf der schwarzen Seite sah aus wie das eines Ungeheuers: ein rotes Auge und ein Maul voller riesiger Zähne.

Er sah zwar aus wie ein Plüschtier, aber Plüschtiere sollten sich nicht bewegen, oder?

Der Bär tat genau das, als er sie alle heranstürmen sah. „Willkommen, Schüler!“, sagte er mit einer gewinnenden Geste seiner Ärmchen, die in einfachen Stoffknubbeln ausliefen. Seine Stimme war quietschehoch, aber allein dass er sprach, war doch unmöglich!

„Was ist das?“, platzte Hikari heraus.

Der Bär kicherte kindisch. „Puhuhu, wie unhöflich. Tritt man so vor seinen Lehrer?“

„Lehrer?“, fragte Takeru stirnrunzelnd.

„Wieso kann der sprechen?“, rief Daisuke aus. „Hey, träume ich noch, oder was?“

„Genau genommen bin ich sogar euer Schulleiter“, verkündete der schwarzweiße Bär im Teddyformat genüsslich. „Aber für unseren momentanen Schulausflug reicht es, wenn ihr mich mit Monokuma-sensei anredet.“

Taichi glaubte, im falschen Film zu sein. Schulausflug? Ein Teddybär als Lehrer?

„Wa-was geht hier vor?“, stotterte das Mädchen, das rückwärts zu den anderen gekrochen war. „Warum wache ich plötzlich auf und sehe dieses … Ding vor mir?“

„Solche Bezeichnungen für euren Lehrer möchte ich nicht hören“, sagte Monokuma. War er verärgert oder amüsiert? Es war schwer, in seinem Gesicht zu lesen, und auch seine Stimme schuf wenig Interpretationsmöglichkeiten – und Taichi war allgemein nicht dafür bekannt, die Gemütslage von Stofftieren erraten zu können. „Aber da ihr alle ein wenig verwirrt seid, lasse ich es dir diesmal noch durchgehen.“

„Verwirrt ist gut“, knurrte Yamato. „Du weißt, wo wir hier sind, oder? Was soll das Theater?“

„Puhuhuhu. Ihr seid hier auf der File-Insel, dem Ziel des Kibougamine-Sommercamps in diesem Jahr!“

„Sommercamp?“, fragten Sora und Miyako gleichzeitig.

„Ich weiß nichts von einem Sommercamp. Ihr etwa?“, fragte Iori. Niemand antwortete auf etwas so Offensichtliches.

„Hey, verarsch uns nicht!“, rief Daisuke. „Was soll das hier? Eine Insel? Ernsthaft?“

„Lasst doch dieses Plüschtier im Wald stehen“, meinte plötzlich der blonde Junge mit dem ausländischen Akzent. „Wenn das eine Insel ist, suchen wir uns einfach den nächsten Hafen oder Flughafen und fliegen heim. Ich habe nicht vor, an diesem Camp oder was auch immer teilzunehmen.“ Hier und da wurden beipflichtende Stimmen laut.

Aber der Bär kicherte schon wieder. „Puhuhu, ihr könnt gerne suchen, aber ihr findet auf dieser Insel nichts, was euch fortbringen könnte. Es gibt nur einen Weg, von hier wegzukommen, und der ist, die Campregeln zu befolgen.“

„Campregeln?“, wiederholte Ken.

„Natürlich! Oder glaubt ihr, ich lasse meine Schüler einfach ohne ein Regelwerk auf die Wildnis los?“

„Soll das Ganze irgendeine Reality-Show sein oder so?“, fragte Miyako unbehaglich. „So auf die Art, ein Überlebenscamp für Oberschüler?“

„Puhuhu!“ Der Bär kicherte wieder, als hätte sie etwas Lustiges gesagt. „Ein Überlebenscamp trifft es gut! Oder ist es vielleicht ein Sterbecamp? Wie auch immer, werft mal einen Blick auf eure DigiVices. Ihr habt sie alle irgendwo in euren Hosentaschen. Warum man sie DigiVices nennt, werde ich euch ein andermal erklären – vielleicht. Ich habe alle Regeln, die für euer Abenteuer hier relevant sind, darauf abgespeichert. Das war’s – Klasse, weggetreten!“

Der Bär machte einen Sprung hinter den Baumstamm – und war plötzlich verschwunden.

Mit dem Gefühl, von etwas überrumpelt worden zu sein – von einem Truck zum Beispiel –, tastete Taichi seine Hostentaschen ab und förderte tatsächlich ein kleines, tamagotchiähnliches Ding zutage. Die anderen fanden ähnliche in ihren Habseligkeiten, auch wenn zum Beispiel das von Hikari ganz anders aussah als seines. Als er auf die Knöpfe neben dem Display drückte, tauchte winziger Text darauf auf.

„Wa-was ist das?“, hörte er Sora entsetzt hauchen.

Als Taichi sich die Regeln durchlas, überkam ihn eine Gänsehaut und er konnte plötzlich ihren Schrecken nachempfinden.

 

Willkommen auf der File-Insel!

Regeln für das Kibougamine-Sommercamp:

Regel #1: Nur wer einen Klassenkameraden oder eine Klassenkameradin ermordet, erhält die Chance, die Insel zu verlassen.

Regel #2: Es ist verboten, mehr als zwei Personen zu ermorden.

Regel #3: Sobald mindestens drei Schüler oder Schülerinnen eine Leiche entdeckt haben, wird der Leichenfund von Direktor Monokuma verkündet.

Regel #4: Eine bestimmte Zeit nach der Verkündigung wird ein Klassenprozess abgehalten. Alle Schülerinnen und Schüler haben dabei anwesend zu sein.

Regel #5: Während des Prozesses wird per Mehrheitsentscheidung ein Schuldiger oder eine Schuldige bestimmt. Ist der oder die Beschuldigte auch der Täter oder die Täterin, wird er oder sie allein bestraft. Wird jemand anders außer der Täterin oder dem Täter ausgewählt, so werden alle anderen bestraft und der Täter oder die Täterin kommt frei.

Regel #6: Zusätzliche Regeln werden nach Ermessen des Direktors hinzugefügt.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  RinRainbow
2018-11-01T09:21:33+00:00 01.11.2018 10:21
Guten Morgen =)

Als ich den Titel gelesen habe, habe ich mir gedacht, dass kann doch nicht sein...aber doch!
Da geht mir als Danganronpa Fan doch das Herz auf^^
Von:  EL-CK
2018-10-19T15:33:40+00:00 19.10.2018 17:33
Interessanter Start...
Mal sehen wie es weitergehen wird und wer das erste Opfer sein wird...


Zurück