The Pumpkin King von Cairichi (Wouldn´t you like to see something strange?) ================================================================================ Prolog: Süßes oder Saures? -------------------------- Es war der Abend an Halloween. Grimassen schneidend betrachtete Kairi sich in dem von ihrem Klarlack weißen Schminktisch Spiegel. Mit der Zunge tastete sie über ihre gefälschten spitzen Eckzähne und zupfte noch einige Haarsträhnen zurecht, bevor sie zufrieden von ihrem Hocker aufstand. Mit einem flüchtigen Blick zur Uhr, die ihr verriet das es bereits 19 Uhr war, schnappte sie sich ihre selbstgebastelte Süßigkeitentüte, ihren violetten Hut, an dem ein Kürbisanstecker hing, stülpte sich ihre dazu passenden orangefarbenen Handschuhe über und eilte hastig die Treppen hinunter. Just in dem Moment schellte es auch schon an ihrer Haustür und hektisch riss sie diese auf. „Ich bin dann weg! Bin gegen 23 Uhr wieder zurück!“, verabschiedete Kairi sich von ihren Eltern. „Ist gut! Pass auf dich auf, Kairi!“, ertönte eine feminine Stimme lautstark aus der Küche. „Ja! Bis dann!“, damit zog Kairi die Forte hinter sich knallend zu und lächelte schaurig ihre Verabredung an. „Und? Bist du bereit den ultimativen `Süßes oder Saures!´ Abend deines Lebens zu haben?!“, Naminé verdrehte ihre Augen und grinste trotzdem ihrer Freundin entgegenkommend an. „Klar doch. Dennoch bin ich der Meinung, dass wir mit 17 etwas zu alt für ´Süßes oder Saures´ sind.“, vermittelte Naminé ihre Meinung dazu und kassierte einen leichten Schlag gegen ihren Oberarm. „Hab dich nicht so.“ „Ich mein ja nur.“, grummelte die Blondine und zog ihren schwarzen Zipfelhut weiter in ihr Gesicht hinunter. „Deine Auswahl am Kostüm passt wenigstens wie die Faust auf´s Auge. Eine grummelige und verbitterte Hexe.“, scherzte Kairi und die Blondine warf ihr einen Vorwurfsvollen Blick zu. „Hey! Wenigstens kann ich mich gut dementsprechend einkleiden. Ich weiß nämlich immer noch nicht, was du bitte schön darstellen sollst.“, konterte Naminé und betrachtete ihr Gegenüber kritisch. „Ist das nicht offensichtlich?“, Kairi drehte sich einmal um ihre eigene Achse. „Ich bin die Vampir Königin!“ Naminé zog eine Augenbraue in die Höhe und gab ihr einen Blick, der „Willst´ mich verarschen?“ schrie. „Dein Ernst? Dein Kostüm schreit eher nach Kürbis Clown. Außer den Fangzähnen und deiner eh blassen Haut ist der Rest so untypisch für einen Vampir.“, stellte die Hexe fest, als sie ihre Freundin musterte.   Sie trug ein orangenes Kleid, dessen Streifen eines Kürbisses erinnerten und einer schwarzen ärmellosen Weste, die an den rändern lila bestickt war. Die Schnüre vorne an der Weste wurden Überkreuz befestigt. Der Saum des Kleides bestand aus schwarzem Tüll und ließ das Kleid unten voluminös erscheinen. Kairi trug dazu eine schwarze Strumpfhose mit schwarzen Pumps, deren Absätze hellbraun waren. Oberhalb der Knie hatte sie orangefarbene Strumpfbänder. Kairi indes zuckte mit den Schultern. „Dann bin ich eben die Kürbis Königin. Mit Fangzähnen!“ , als wäre Naminé ihre nächste Beute, beugte Kairi sich spielerisch mit den Händen nach vorne und zeigte dabei ihre spitzen Eckzähne. „Ach hör auf!“, winkte die Blondine ab und sah auf ihre Armbanduhr. „Wir sollten los gehen. Sonst kriegen Lea und die anderen mehr Süßigkeiten ab als wir.“, meinte Naminé und nahm ihre Freundin bei der Hand. „Nun komm.“, überrumpelt schlenderte die Rothaarige mit. „Ja ja. Nur keinen Druck.“, Kairi verzog ihre Mundwinkel zur linken Seite.     ꧁ ~❦ ~꧂     Nach zwei Dutzend erfolgreichen Hausbesuchen, waren ihre Taschen prall gefüllt mit allerlei Süßigkeiten. Vergnügt kicherten die beiden auf. „Das wird für den ganzen Monat reichen.“, meinte Naminé erfreut, während Kairi aufschnaubte. „Einen Monat? Bei mir halten die keine drei Tage stand.“, witzelte die Rothaarige und gemeinsam lachten die beiden Mädchen über ihren Erfolg. „Na, wen haben wir denn da?“, die beiden Freundinnen drehten sich zu der männlichen Stimme um. „Oh, hallo Lea. Xion und Roxas.“, begrüßte Kairi freundlich und winkte ihnen entgegen, was Naminé ihr gleich tat. „Wie ich sehe, habt ihr reiche Beute ergattert.“, bemerkte Roxas grinsend. „Aber könnt ihr uns....damit folgen?“, damit zückte Lea triumphierend einen schwarzen großen Sack hinter seinem Rücken hervor, der so groß und breit wie ein Gymnastikball war. Xion rollte bei dem banalen Verhalten der Jungs die Augen. „Wow. Wen habt ihr abgestochen, um an die ganzen Süßigkeiten zu kommen?“, grinste Kairi keck und riskierte einen Blick in den Sack, um deren Nascherei zu begutachten. Gespielt verletzt griff sich Lea an die Brust. „Argh, dieser Schmerz! Das du uns sowas unterstellst, Kairi! Aber sagt mal ihr beiden.“ , aufmerksam schauten Naminé und Kairi den im roten Wolfspelz kostümierten Lea an. „Wir wollten zum Anwesen von dem alten Stinkstiefel Xehanort gehen. Kommt ihr mit?“ Unsicher warfen Naminé und Kairi sich Blicke zu. „Das ist in dem abgelegenen kleinen Waldstück, nicht wahr?“, hakte Naminé nach und umklammerte den Griff ihrer Tasche fester. „Ich...ich glaub, das ist keine gute Idee.“, Kairi nickte ihrer Freundin bestätigend zu. „Da gebe ich Naminé Recht.“ „Ihr habt doch nur Angst.“, warf Roxas ihnen vor und verschränkte seine Arme vor der Brust. „Ja, und zwar ziemlich große. Wie gackernde Hühner, die schreiend und scheuchend umher laufen. Bawk bawk!!“, spottete Lea über die Mädchen und ahmte mit den Armen die Bewegung eines Huhns nach. „Ach, Jungs. Wenn sie nicht möchten, lasst sie doch einfach in ruhe.“, entschuldigend sah Xion die beiden Mädchen an und grinste schief. Mit auf geplusterten Wangen trat Kairi Lea entgegen. „A-Ach ja?! Wir kommen mit!“, entschied Kairi für Naminé und sich mit, während die Blondine schockiert ihre Freundin anstarrte. „Aber Kairi.-“ „Uns passiert schon nichts.“, versicherte Kairi und gab ihr einen vielversprechenden Blick. Nur zögerlich nickte die Blondine als Einverständnis dazu. „O-okay.“ „Na also!“, Lea schwang seine Arme in die Luft. „Dann mal los, könnt ihr mir folgen?!“, damit tippte Lea zweimal gegen seine Stirn, während die restlichen vier ihm Richtung Wald folgten. Kairi schluckte hart. Sie hatte irgendwie ein ungutes Gefühl bei der Sache, als sie langsam aber sicher den Pfad in den düsteren Wald entlang gingen.       ꧁ ~❦ ~꧂       Eng an Kairi geschlungen umschaute Naminé ängstlich ihre Gegend von links nach rechts. Außer der Taschenlampe, die Lea vorne bei sich trug, spendete sonst nichts Licht. Als Naminé dann ein knistern - wahrscheinlich ein durchgebrochener Zweig - von rechts vernahm, schrie sie kurz auf, was Xion dazu veranlasste sich an Roxas zu klammern, welcher unbeeindruckt blinzelte. Kairi blieb nur wie angewurzelt stehen, während Lea sich zu den anderen umdrehte und sie mit der Taschenlampe blendete. „Was ist? Das war nur ein dummes Karnickel!“, um seine Vermutung deutlich zu machen, strahlte er in das Gestrüpp, dessen Blätter längst verwelkt waren und wo in der Tat ein Hase sich befand. Dieser hoppelte aufgescheucht von der Gruppe weg. Die vier seufzten erleichtert und führten ihren Weg in das Innere des Waldes fort. „Kairi...“, flüsterte Naminé ihr zu. „Ich bin ehrlich gesagt nicht mehr von der Idee angetan. Lass uns Lea bitten, zurückzugehen.“, bat die Hexe und Kairi schüttelte mit dem Kopf. „Wir sind jetzt soweit gekommen. Wenn wir jetzt umkehren, dann wird uns Lea auf ewig dafür necken. Darauf hab ich keinen bock.“, murmelte die Rothaarige zurück und Naminé gab sich mit einem Seufzer geschlagen. „Da ist es!“, kam es auf einmal von Lea und tatsächlich rückte ein rustikales Anwesen in ihre Sichtweite.   Es sah recht heruntergekommen aus, dennoch hielten die Holzsäulen das ganze Gerüst des Anwesens aufrecht. Am Terrassen Geländer wucherte das Efeu und Kairi hätte schwören können, dass sie jemanden am unteren Fenster links gesehen hatte. Ob es sich um eine Person oder gar Tier handelte, konnte sie nicht genau deuten. Als sie näher an das Gebäude heran traten, bekam selbst Lea kalte Füße und lachte unsicher auf. „O~kay. Ich glaube, wir haben genug gesehen. Lasst uns umkehren.“, Lea hatte dem Anwesen bereits den Rücken zugekehrt, doch wurde er von Kairi zum erneuten umdrehen gezwungen. „Hey! Es war deine Idee also schellst du auch gefällig an! Oder hast du etwa die Hosen gestrichen voll?“, Kairi schubste damit den Rothaarigen nach vorne, der Hilfe suchend seinen Kumpel anstarrte. Roxas, der als Franken Stein [und Xion dazu passend als das Monster] kostümiert war, hob unbeteiligt seine Hände nach oben. Lea ließ seine Schultern nach unten hängen. „Okay! Okay! Ich mach´s ja schon.“, nur widerspenstig schritt Lea dem Anwesen entgegen und setzte vorsichtig einen Fuß auf einen der hölzernen Stufen ab. Sobald er sein Gewicht auf diesen verlagerte, gab es ein ächzendes Geräusch von sich. Lea blickte über seine Schulter zu seinen Freunden hinüber und Kairi machte mit einer raschen Handbewegung ihm deutlich, dass er weiter gehen sollte. Lea schluckte hart und ging auf leisen Sohlen zur Haustür hin, wo er nach einer Klingel suchte. Versteckt hinter Efeu Blätter fand er den Knopf und drückte diesen langsam runter. Die Schelle hörte sich relativ ganz gewöhnlich an. Kairi und die anderen beobachteten, wie Lea zum zweiten Mal anschellte, als nach einer gefühlten halben Minute keiner aufmachte. Lea drehte sich zu der Gruppe herum und hob ahnungslos die Schultern nach oben. Im selben Moment öffnete sich hinter ihm knarrend die Vordertür des Hauses. Angespannt zuckte Lea zusammen und drehte seinen Kopf fast mechanisch nach hinten. Zuerst sah man nur völlige Dunkelheit im Türrahmen, bevor zwei kugelrund gelb durchdringende Augen in der Finsternis herausstechten. Lea sog scharf die Luft ein und biss sich gleichzeitig auf die Unterlippe. Zitternd vor Angst trat Naminé einen Schritt zurück, als sie ebenfalls die gelben Augen erblickte, so wie der Rest ihrer Freunde. Als dann gezackte, scharfkantige und weiße Zähne sich fletschend zeigten, erreichte die Angstschwelle ihr Höhepunkt. Lea kreischte in hohen Oktaven Töne auf, rannte panisch vom Anwesen davon und lief an seinen Freunden vorbei. Diese ließen nicht lange auf sich warten und taten es ihm im Handumdrehen gleich. Nur Kairi blieb wie eine Salzsäule erstarrt stehen. Die Augen weit aufgerissen, verkleinerten sich ihre Iriden auf die Größe einer Stecknadel. Kairi machte erst Anstalten davonzulaufen, als die Tür laut zugeknallt wurde und damit die Fledermäuse aus ihren Verstecken gejagt wurden. Mit einem entsetzten Schrei lief Kairi - mitsamt ihren Süßigkeiten- in die entgegengesetzte Richtung, in denen ihre Freunde gelaufen waren. Wäre Kairi etwas länger bei dem grauenhaften Haus geblieben, hätte sie wieder diesen Schatten an dem Fenster gesehen, welcher einen süffisanten Grinsen auf seinem Gesicht hatte.     ꧁ ~❦ ~꧂       So schnell ihre Beine sie tragen konnten, raste Kairi durch den verworrenen Wald und sah nicht zurück. Das Adrenalin pumpte stoßartig durch ihren Körper und sie schnappte hastig nach Luft. Hektisch sah sie um sich, als sie an einer Abzweigung des Weges kam und beschloss kurzerhand sich für den linken Pfad, der noch tiefer in den Wald führte. Dies ahnte sie jedoch nicht. Erst als sie sich einigermaßen sicher fühlte, lehnte sie sich an eine alte Buche an und rang nach Sauerstoff. Sie sah auf ihre Füße, die durch das Gerenne anfingen zu schmerzen. In Pumps war das auch nicht verwunderlich. Erneut sah sie sich um, doch außer Dunkelheit, Bäume und braunes Gestrüpp konnte sie nichts erkennen. Erleichtert atmete sie aus und knautschte ihre Tüte fest zusammen. Wenn sie jetzt nur noch wüsste, wo ihre Freunde abgeblieben sind, würde es ihr um einiges besser gehen. Sie ließ von der alten Buch ab und begutachtete ihre Umgebung. Vielleicht sollte sie den Weg, von dem sie gekommen war, nochmal zurückgehen und die Beine in die Hand nehmen, wenn sie wieder das Anwesen sah? Oder sollte sie diesen Pfad weiter folgen und hoffen, das dieser aus dem Wald führte? Während Kairi eifrig nachdachte, wie sie nun weiter vorgehen sollte, erschien an der Buche eine Kürbis aussehende Tür, die sich öffnete und dadurch einen Windstoß erzeugte. Perplex ließ Kairi ihre Süßigkeitentüte zu Boden fallen, als der Luftstrom sie überraschte. Verwundert drehte sie sich um und hob eine Augenbraue an. „Nanu? Die Tür war doch vorhin noch nicht da...oder?“, murmelte Kairi zu sich selbst, als sie näher an die Buche trat und einmal um diese herum lief. Danach inspizierte sie die Tür genauer und sah durch diese hinein. Außer schwärze war nichts zu sehen. Sie seufzte auf und kehrte der ominösen Tür den Rücken zu. In der Ferne nahm sie dann Rufe wahr, die zwar erst recht leise aber dennoch verständlich waren. „Kairi?!“ Ihre Mimik erhellte sich. Das war Naminé! Ihre Freunde waren da, um sie zu suchen! Bevor sie aber zurück rufen konnte, wurde sie nach hinten gesogen. Erschrocken darüber, dass diese Tür wohl verschlingen wollte, krallte sie sich verzweifelt an den Kanten fest. Mit aller Kraft die sie aufbringen konnte, schrie Kairi nach ihrer Freundin. „Naminé!!! Ich bin hier.-aaaahhhhh!“ Wie ein Staubsauger, der seine Saugkraft erhöht hatte, wurde sie in den Baum hinein gesogen und verschwand in der Dunkelheit. Die Tür schepperte laut danach zu und eine finstere Lache ertönte kurz, bevor die Tür sich in Luft auflöste. Hechelnd kamen Naminé und ihre Freunde an dem Baum an, in der sie den Schrei ihrer Freundin vermutet hatten. „Kairi?! Kairi, wo bist?“, verzweifelt sah Naminé sich um. „Naminé. Lass uns zur Polizei. So finden wir sie nicht, kannst du mir folgen?“, schlug Lea ihr vor und die Blondine ließ ernüchternd den Kopf hängen. Sie macht sich Vorwürfe, dass sie Kairi nicht an die Hand genommen hatte, als sie losrannte und gab Lea die Schuld, für diese blöde Idee, die er hatte. Das ganze stimmte sie eher sauer als süß auf. Naminé biss sich auf die Lippen und nickte zaghaft. „Du hast Recht. Lasst uns gehen.“, aufmunternd legte Xion einen Arm um ihre Schultern und machten sich gemeinsam auf dem Weg zur Behörde.     Dabei übersahen sie die Süßigkeitentüte von Kairi, deren Inhalt verstreut gegenüber einer alten Buche lagen.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)