Hunter of Darkness - Sidestories von Plotchaser (Sidestories) ================================================================================ Kapitel 9: Juna - 2-Zwei ------------------------ Das Training war keine große Verausgabung für mich, da wir uns auf ein Minimum an praktischem Einsatz von Fähigkeiten beschränkten. Nur, für den Fall, dass im Laufe des Tages die Fähigkeiten noch gebraucht wurden. Trotzdem tobten Spot und ich uns körperlich ein wenig aus, sodass wir uns beide äußerst zufrieden, nach dem Mittagessen, in einem kleinen Raum neben der Cafeteria ausruhten. Ich hatte mir diesen Raum schon vor einem Jahr zu eigen gemacht und mir eine Kuschelecke mit dicker Matratze auf dem Boden und einem Haufen aus Kissen und Decken eingerichtet. Für viel mehr war in dem Räumchen auch kein Platz. Doch das genügte voll und ganz, wenn man sich austobte und danach, so wie jetzt, einfach nur selig zusammenrollen wollte. Spot lag dabei quer über mir drüber, doch hatte ich mich schon längst an ein zusätzliches Gewicht beim Schlafen gewöhnt. Denn, wenn er es nicht war, dann war es Prim.   Erst, als der Wecker klingelte, öffneten Spot und ich träge unsere Augen. Gezielt schlug ich neben mich und traf den Ausschalter, ehe ich die Hand auf Spots Kopf legte und ihn müde anblinzelte. Im selben Moment gähnte dieser mir auch schon ausgiebig ins Gesicht und ich beeilte mich, ihn von mir herunter zu schieben. „Spoooot“, zog ich seinen Namen in die Länge, was mir einen viel zu schelmischen Blick von ihm einbrachte. „Du stinkst“, grummelte ich dann weiter und stand mit Schwung auf. Ich könnte schwören, dass das Tier mich innerlich auslachte, da er das mit Absicht getan hatte. Vielleicht war dies ja die Rache dafür gewesen, dass ich ihn im Training öfter auf die Bretter geschickt hatte, als er mich? Mit einem ausgiebigen Strecken verließ ich, gemeinsam mit Spot, den Raum und machte mich auf den Weg zu Per, um ihm seinen Partner zurück zu bringen. Gesagt, getan. Doch bekam ich von meinem Schwiegervater in Spe einen nicht zu deutenden Blick zugeworfen, der mich erst einmal innehalten und abwartend dreinschauen ließ. Nach einem kurzen Blick zur Uhr fixierte Per mich mit leicht erhobener Augenbraue. „Hast du noch was vor?“ Ich spürte, dass sich eine leichte Röte auf meine Wangen legte, doch blickte ich ihm stur weiter in die Augen. „Wieso?“ Und da löste sich der ernste Ausdruck im Gesicht meines Gegenübers und er lächelte schief. „Weil du sonst länger schläfst.“ Kurz blinzelte ich ungläubig, dann legte sich ein ebenso schiefes Grinsen auch auf meine Lippen. „Prims Geburtstagsüberraschung.“ „Na dann, verschwind' endlich, bevor du zu spät kommst.“ Dieser Mann war einfach der beste. So gnadenlos wie er im Training und so eiskalt wie er im Kampf war, so herzlich ging er mit seiner Familie um. Und ich wusste mittlerweile, dass er mich definitiv dazu zählte. Nicht nur wegen meiner Beziehung zu Prim, auch wenn diese das Verhältnis intensivierte. So tippte ich mir nun, halb salutierend, mit zwei Fingern an die Schläfe und machte auf dem Absatz kehrt.   Keine 5 Minuten später saß ich auch schon in meinem mattschwarzen Lexus LC 500 und war auf dem Weg zu Prims Universität. Der Bass wummerte aus meinem Kofferraum und gab mir ein Gefühl der Freiheit, als ich über die Waldstraße fegte. Erst, als sich der Wald langsam lichtete, bekam ich plötzlich ein ungutes Gefühl. Etwas Gefährliches war im Anmarsch und ich verengte die Augen ein wenig, während ich den Fuß vom Gas nahm. Die Umgebung hier wurde immer übersichtlicher, je weiter ich voran kam, doch konnte ich nichts neben der Straße entdecken. Nichts, was dieses Gefühl hervorrief. Bis sich plötzlich ein Schatten über mein Auto legte und etwas Massiges mit solcher Wucht auf meine Motorhaube prallte, dass diese über den Asphalt schrammte und sich verkeilte, während mein Heck abhob. Wie in Zeitlupe konnte ich sehen, wie sich Risse durch meine Frontscheibe zogen und mich durch diese hindurch Faust-große, tiefrote Augen an stierten. Und dann begegnete ich auch schon frontal meinem Airbag. Auch wenn es nur Millisekunden dauerte, so hatte ich beinahe Panik, dass ich nicht schnell genug von dem Gurt los kam, der mir die Luft aus der Lunge gepresst hatte. Doch griff ich direkt nach dem Gurtschloss und ließ die Zunge herausspringen, um mich im nächsten Moment gegen meine Fahrertür zu werfen. In diesem Augenblick hatte ich mein Umfeld noch gar nicht wieder bewusst wahrgenommen. Es gab nur diese Erinnerung an diese riesigen Augen und das reichte, dass ich blindlings aus der Kabine herausstürzte und mich auf der Straße erst einmal auf die Nase legte. Mein Kreislauf war wohl für den Moment nicht wirklich mit mir kompatibel, aber er musste mir gehorchen, also drückte ich mich mit den Händen vom Boden ab und sprang wieder auf die Beine. Ein wenig schwankend wandte ich mich meinem Schrotthaufen von einem Auto zu – es sah aus, als wäre ein LKW von oben auf die Haube drauf gefallen – und entdeckte das größte Finsternis-Wesen, auf meiner Motorhaube stehend, das ich je gesehen hatte. Und es hatte Augen! Richtige, sehende Augen! Erschrocken stolperte ich einen Schritt zurück, bis ich mich wieder fing. Schalt' dein Hirn ein, Juna, ermahnte ich mich in Gedanken. Meinem aktuellen Gefühlszustand zu folge, hätte ich sowieso kein ordentliches Wort über die Lippen gebracht. Da ich nun sah, wie weitere Wesen auf mich zu schlichen, während das riesige Vieh noch immer auf meiner Motorhaube stand, tastete ich nach dem Pieper an meinem Gürtel und betätigte den SOS-Knopf. Warum auch immer, diese Viecher hatten mich hier gezielt abgefangen. Während nun langsam der Schock des Aufpralls nach ließ, setzte mein logisches Denken wieder ein: Warum, zur Hölle, handelte ich noch nicht?! Mit dem Denken, kam endlich auch das Erfassen meiner näheren Umgebung hinzu: Um mich herum scharten sich Raider und Ravager, die aus den Tiefen des Waldes angeschlichen kamen. Sie kreisten mich ein, während die roten Augen des monströsen Finsternis-Wesens auf mir ruhten. Ich konnte in den Augenwinkeln sehen, dass die Biester alle in einem gewissen Abstand stehen blieben und mir schauderte es. Sie schienen auf etwas zu warten, allesamt. Doch worauf? Unruhig zuckten die Finger meiner rechten Hand, während ich abwartete und die Wesen in meinem Sichtfeld zählte. Zehn, zwanzig, dreiundzwanzig, plus den Autozerstörer. Das bedeutete, wenn sie ungefähr gleich verteilt waren, dass sich rund Fünfzehn außerhalb meines Sichtfeldes befanden. Und ich wagte es nicht, den Kopf zu wenden, um dies bestätigt zu bekommen. Doch waren knapp vierzig Finsternis-Wesen eindeutig zu viel für mich, vor allem, wenn die Horde aus Ravager und Raider bestand. Wieder zuckten meine Finger und ich hoffte, dass ich mit Stillhalten genug Aufschub bekam, bis mir jemand zu Hilfe kommen würde. Immerhin hatte ich den Notruf mit den GPS-Daten abgesetzt, der einmal direkt in die Zentrale gesendet und zum anderen auch an die Hunter in der Nähe geschickt wurde. Ich befand mich hier näher an der Schule, als an der Gilde, was bedeutete, dass... Verdammt! Die Hunter, die mir am nächsten waren, waren Prim und diese Kristina, mit der sie seit knapp 2 Wochen bekannt war. Langsam wurde mir mulmig zumute. Prim konnte hier nichts ausrichten, wenn sie meinen Namen jedoch auf dem Display las, würde sie unweigerlich her kommen. Ebenso wie die kleine Erbin. Hieß das etwa, dass ich nur das Lockmittel war und sie mich deshalb noch nicht angriffen? Gereizt zuckte mein linkes Augenlid, als ich eine straffere Haltung einnahm und mich nun endlich doch umschaute. Wenn ich nur der Köder war, durfte ich mich unbeschadet rühren, solange ich nichts tat, oder? Da sich nur ein paar Ravager unruhig auf der Stelle bewegten, als ich mich im Kreis drehte, schien ich wohl recht zu haben. Die Summe der Zählung belief sich auf fünfunddreißig Finsternis-Wesen, wovon zehn davon gepanzerte Ravager waren. Ebenso schienen sich in den Schatten des Waldes noch einige mehr zu verstecken, doch waren diese vorerst zu weit entfernt, als dass ich sie mit einberechnen konnte. Und zusätzlich stand dieses schulterhohe Mistvieh auch immer noch auf meinem Auto. Langsam aber sicher wurde ich wütend und ich begriff, dass sich nun auch der Rest meines Adrenalins abgebaut hatte, da nun auch meine Rippen weh taten. Doch, auch wenn ich die Lage nun überblickt hatte, so konnte ich doch nichts weiter tun, als hier zu stehen und zu warten, wenn ich nicht sterben wollte. Frustriert biss ich die Kiefer aufeinander, bis meine Muskeln schmerzten. Da wurde das monströse Vieh plötzlich unruhig und wandte den Blick ab, die Straße entlang, in Richtung Stadt. Das Knurren, das aus seiner Kehle kam, ähnelte dem Bass aus meinem Auto und ich folgte automatisch seinem Blick. Aus der Ferne kam ein Auto auf uns zu gerast. Ein gelber Mustang jagte die Straße hinab und mich überlief ein Schauder: Loren Angus. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)