Hunter of Darkness - Sidestories von Plotchaser (Sidestories) ================================================================================ Kapitel 4: Juna - 1-Vier ------------------------ Als ich die Augen einen Moment später wieder öffnete, erblickte ich eine wunderschöne Frühlingswiese und mich durchströmte augenblicklich eine innere Ruhe. Doch etwas in mir wollte diese Ruhe nicht haben. Schlagartig kroch in mir eine verzweifelte Wut hoch, die mich auf dem Absatz herumfahren lies. Noch während ich mich umdrehte, schlug ich mit der Faust zu und spürte eine Wand hinter meinen Knöcheln, die ich nicht sehen konnte. „Nein...“ Panisch hob ich erneut die Faust an, um gegen diese Glaswand zu schlagen, während meine andere auf der unsichtbaren Barriere lag und sie ertastete. Wieder und wieder schlug ich auf die Wand ein, während das Entsetzen mir die Luft nahm. „Ich... muss... zurück...“ Die Worte blieben mir fast im Halse stecken, trotzdem sprach ich sie aus und im nächsten Moment stürzte ich nach vorne, hinab in die Dunkelheit. Dann schlug ich plötzlich hart auf dem Boden auf und es trieb mir den letzten Rest Luft aus den Lungen. Doch wusste ich, dass ich nicht liegen bleiben durfte, auch wenn ich kurz vor dem Hyperventilieren stand. Also sprang ich auf und stürzte nach vorne, auf das hundeartige Tier zu, das gerade vor Prim zum Stehen kam. „Prim!!“ Mit all meinem Gewicht warf ich mich auf das Tier und rollte mich mit ihm ein Stück von der Blonden weg. Kaum dass wir lagen, war das Tier auch schon aufgesprungen und knurrte aggressiv, wobei es den Kopf witternd und die Ohren lauschend in alle Richtungen wandte. Sein Kopf erinnerte mich an eine Säbelzahnkatze. Es hatte sogar diese langen Hauer, die aus dem Maul herausragten. Nur hatte es kein Fell und seine kleinen Augen schienen mich nicht zu sehen Als es einen gereizten Ton ausstieß und blind nach der Luft schnappte, hielt ich unwillkürlich meine Luft an und blieb ruhig sitzen. Während es sich suchend im Kreis drehte, wagte ich es mich – in Zeitlupe – aufzustehen. Nur kurz blickte ich mich um und sah, dass Prim von ihrem Platz weg gekrochen war. Sie war an den Ort gekrabbelt, an dem ich zuvor zu Boden gegangen war... und... immer noch lag. Wieder spürte ich, dass ich zu hyperventilieren drohte und so riss ich den Blick von diesem Anblick weg. Mein Körper lag dort drüben, aber ich stand hier und hatte soeben ein Tier angegriffen, das ich vorher nicht einmal gesehen hatte. Verdammt, was ging hier vor? Als das Tier vor mir sich langsam wieder beruhigt hatte, hob es die Nase witternd in Prims Richtung und lies ein schnarrendes Geräusch verlauten. Nein, nein, nein! Verzweiflung hielt mich in einer Starre gefangen, bis die Wut diese ablöste und ich wieder auf das Tier zu sprang. Augenblicklich fuhr es zu mir herum, doch machte ich einen Satz über es hinweg und kam stolpernd vor Prim und meinem Körper zum Stehen. Mein Fuß berührte das Bein meines Körpers und aus einfacher Wut wurde Rage. „Du lässt sie in Ruhe!! Verstanden?! Ich lasse nicht zu, dass du“ Der schlagartige Wechsel in meinen liegenden Körper, lies meine Rede nicht enden. „ihr etwas tust!!“ Nur kurz blickte ich mich um, als ich den neuen Blickwinkel und das Blut in meinem Sichtfeld wahrnahm. Doch hievte ich mich da auch schon auf meine steifen Knie hoch, um mich dem Tier entgegen zu stellen. Die verstört wirkende Prim schob ich mit tauben Fingern hinter mich, während ich die andere Hand in die Richtung des Angreifers ausstreckte. Kurz verschob sich meine Sicht und ein heftiger Schmerz ging durch meinen Kopf, doch lies ich mich davon nicht abhalten, mich zwischen Prim und das Vieh zu schieben. „Bleib weg!!“ Und mit einem Mal blitzte etwas zwischen uns und dem Tier auf und eine leuchtend gelbe, durchschimmernde Halbkugel zog sich um uns herum. Erschrocken zuckte ich zusammen, als das Tier gegen diese Barriere prallte, doch als ich sah, wie die Kugel flackerte, strengte ich mich an, mich darauf zu konzentrieren, dass sie standhaft blieb. Und es funktionierte. Die Halbkugel erzitterte zwar unter den rasenden Attacken des Tieres, doch hielt sie stand. „Juna...“ Kurz blickte ich über meine Schulter hinweg und konnte in Augen blicken, die meiner eigenen Panik in nichts nachstanden. „Prim...“ Ein Schluchzen schnürte mir die Kehle zu, doch sah ich erneut das Flackern der Kuppel, weshalb ich die Augen zusammenkniff und mir vor meinem inneren Auge vorstellte, wie die Kuppel, massiv wie Stahl, allem stand hielt und nicht ein einziges Mal erzitterte. „Was... passiert hier...?“ Da ich meine eigene Selbstbeherrschung sinken spürte, öffnete ich die Augen einen Spalt weit und hob nun auch die zweite Hand abwehrend vor mich. Während ich versuchte, meinen Blick wieder scharf zu stellen, fixierte ich das Säbelzahntier auf der anderen Seite des Gewölbes, das sich tobend auf dieses stürzte . „Ich... weiß es nicht... Aber... vertrau mir... bitte...“ Mittlerweile konnte ich jedes Erzittern der Kuppel am eigenen Leib spüren und das jagte mir eine Heidenangst ein. Was bedeutete das? Gab sie vielleicht doch nach? Was sollten wir überhaupt jetzt machen? Warten, bis das Vieh aufgab? Es sah nicht danach aus, als ob es das vor hatte. Was dann? Ich wusste ja noch nicht mal, wie diese Kuppel zustande gekommen war und sie war das einzige, was ich nutzen konnte, um Prim zu beschützen. Außerdem verschwamm mir ständig die Sicht und mein Denken schien immer langsamer abzulaufen. Irgendwie fühlte sich alles so schwammig an. Irgendetwas stimmte mit meinem Kopf nicht... Langsam aber sicher liefen mir die Tränen über das Gesicht und ich unterdrückte schmerzhaft ein Schluchzen, als die Kuppel erneut flackerte. Ich hatte das Gefühl, dass diese Kugel nicht mehr lange standhalten würde und dann wäre alles vorbei. Ich hatte zwar Zeit herausgezögert und trotzdem nichts bewirkt. Ich konnte Prim nicht schützen. Wieder flackerte unser Schutz gefährlich und ich schluchzte nun doch laut auf. „Bit... te... ni... cht...“ Und in diesem Moment, als die Halbkugel in tausend kleine Splitter zerbarst und sich dann in Luft auflöste, schoss von der Straße her etwas an uns vorbei. Noch bevor die Zähne des Tieres uns etwas anhaben konnten, stürzte sich ein anderes Tier auf es und stieß es grollend von uns weg. Nur kurz verbissen die beiden sich ineinander und ich konnte das Tier, das uns beschützte, betrachten. Es war sandfarben, hatte weiße Flecken auf dem Fell und wirkte wie ein kleiner Löwe, denn es trug eine goldene Mähne und sein Schwanz hatte diesen typischen Löwenpuschel am Ende. Verstört durch die plötzliche Hilfe und das Versagen der Kontrolle über meinen eigenen Körper, lies ich die Arme in meinen Schoß sinken. Dieses Tier erinnerte mich durch seine Fellzeichnung zwar an etwas, aber das war ausgeschlossen. Dieses Etwas da war kein Hund. „Spot...?“ Und doch nannte Prim den Namen ihres Hundes, an den ich eben gedacht hatte. Ratlos und hilflos blieb ich sitzen und starrte weiter auf den Kampf der beiden Tiere, während ich spürte, dass mein Körper mir immer weniger gehorchte. Als der Löwenhund am Nacken gepackt und von dem anderen Tier weggeschleudert wurde, quiekte Prim hinter mir auf. Irgendwie war ich jedoch nicht in der Lage, zu Handeln, sie gar schützend in den Arm zu nehmen. Ich saß einfach nur da und starrte vor mich hin, während ich das Geschehen beobachtete, als sei es ein Film und ich nur Zuschauer.   Erschrocken schrie Prim wieder auf und warf sich an meinen Rücken, als das Säbelzahntier sich auf uns stürzte. Konnte sie es gerade etwa sehen? Doch erreichte es uns auch dieses Mal nicht, denn ein mächtiger Stab sauste auf es herab, sodass seine Kiefer direkt vor meinen Augen mit einem lauten Klacken aufeinander schlugen, ehe das Kinn auf den Boden knallte. Teilnahmslos lies ich den Blick vor meine Knie wandern, wo das Tier sich aufrappelte und wild um sich schnappte. Kurz darauf hatte es den Stab zwischen den Zähnen und ich konnte spüren, wie sich die Härchen auf meinen Armen aufrichteten, als eine Art Blitz durch den Stab in das Tier entladen wurde. Dem Tier entfuhr ein widerlicher Laut, als es zurückwich und den Kopf schüttelte. Nun war das Löwentier wieder da. Es hinkte zwar ein wenig, aber es schien von knisternder Elektrizität umschlossen zu sein, als es sich dem anderen entgegen stellte. Jetzt sah ich auch, dass der restliche Körperbau und der Kopf dieses Tieres eher einem schlanken Hund ähnelten, als einem Löwen. Doch hatte mein gesundes Denken mittlerweile so weit ausgesetzt, dass mich das nicht weiter überraschte. Das dort war der Haushund von der Familie MacCavanaugh, warum auch immer er so seltsam aussah. Und warum auch immer er stetig kleine Blitze entlud, während er das Säbelzahntier attackierte und es von uns fort trieb. Während ich diesem Treiben zu sah, ging jemand neben mir in die Hocke, legte eine große, starke Hand an meinen Schädel und drehte diesen sachte zu sich, sodass ich zu ihm schauen musste. Auch, wenn ich den Mann nicht mit den Augen fixieren konnte, so erkannte ich ihn doch wieder. „Dad...?“ Dieser Mann war Prims Vater Per. „Dich hat es ganz schön erwischt, was, Juna?“ Mein Blick wanderte ziellos von ihm weg, doch schob sich Pers Kopf wieder in mein Sichtfeld und er wedelte kurz mit der freien Hand vor meinen Augen herum. „Juna? Hey, Juna!“ Dann schnippte er mit den Fingern, doch konnte auch das nicht dazu führen, dass er meine Aufmerksamkeit bekam. Also betastete er meine Schläfen und schob das von Blut verklebte Haar aus dem Weg, um mich besser betrachten zu können. Ich hörte zwar, dass Per die Luft scharf zwischen den Zähnen einsog, doch reagierte ich erst mit einem spitzen Aufschrei, als er mich an der betrachteten Stelle berührte. Es tat höllisch weh und lies mir kurz schwarz vor den Augen werden. Als ich mit einem schielenden Versuch dabei versagte, den Mann anzusehen, hob er mich langsam auf seine starken Arme und stand mit mir auf. „Dad... Was ist hier los...?“ Ich konnte Prims wimmernde Stimme hören und war heilfroh, dass sie nun in Sicherheit war. „Später, Schatz. Wir müssen jetzt erst mal Juna helfen.“ „Sie... Sie wird doch wieder gesund, oder...?“ Ich konnte spüren, dass Per eilig lief und hörte, wie er jemanden her bestellte. Nur wenige Minuten später fuhr ein Auto vor, doch es war mehr ein Erahnen der Ereignisse um mich herum, als ein wirkliches Wahrnehmen. „Juna, bleib wach, haben wir uns verstanden?“ Ich wurde auf die Rückbank gehievt und konnte gedämpft hören, wie Prim und ihr Vater diskutierten, dann stiegen beide ebenfalls ins Auto und die Fahrt ging los. Meine Augenlider ließen sich nicht mehr offen halten, weshalb ich diese einfach schloss. Augenblicklich griff eine Hand nach mir und rüttelte sanft an meinem Arm, während sich etwas befelltes auf meinen Schoß drückte und winselte. „Juna, bitte, bitte, bleib wach... Oh... Das ist alles meine Schuld... Hätte ich dich nur nicht angerufen... Bitte, Juna...“ Es war Prims schluchzende Stimme, die es nun doch schaffte, meine Aufmerksamkeit zu erlangen. Mit einem halb geöffneten Auge betrachtete ich die Blonde und hob einen Mundwinkel an, wobei ich hoffte, dass dies so etwas wie ein Lächeln war. „Du... b... bist... ni... cht... sch... schuld...“ Irgendwie versetzten diese Worte Prim nur in einen noch hysterischeren Heulkrampf und ich war mir nicht mehr sicher, ob ich auch das gesagt hatte, was ich hatte sagen wollen. War vielleicht mein Kopf so weit beschädigt, dass ich nicht mehr ordentlich sprechen konnte? Egal, ich hatte Prim beschützt, das war das wichtigste. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)