Children of the night von Pragoma ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Du spürst die Angst in dieser dunklen Nacht! Du willst nur weg von hier, doch du bist zu schwach... Dein Körper zittert, dein Blut gefriert. Die Schatten holen dich ein, keine Zeit zu verlieren.... Lauf weg, lauf weg, lauf weg, lauf weg Dein Leben zieht an dir vorbei, im Augenblick der Angst. Du kannst nicht weg, bist wie gelähmt, Panik macht sich breit.... Ist diese Nacht deine letzte Nacht? Siehst du schon das weiße Licht? Renn, renn, lauf weg von hier, entkomme dem Mörder. Renn, renn, lauf weg von hier, entkomme dem Killer. Renn, renn, lauf weg von hier, entkomme dem Mörder. Renn, renn, lauf weg von hier, entkomme dem Schicksal. Renn, renn, lauf weg von mir Entkomme mir! Der sonst so Sternen benetzte Himmel war in dieser kalten Winternacht Wolken bedeckt, der Sichelmond kaum wahrnehmbar, der weiße Schnee unter den schweren Stiefeln glich mehr einem dunklen Grau und verursachte Laute, doch störte ihn mehr, dass der eisige Wind ihm unbarmherzig um die Ohren heulte. Die Reise war lang, der Weg sehr weit und doch war der Grund ein solcher der keinen Aufschub duldete, niemanden mehr anlockte, als ihn und doch wusste er, welcher Gefahr er sich hier zuwendete. Seine schwarzen Stiefel waren bereits durchnässt, die Füße nass, kalt und erschwerten seine Schritte, kosteten ihn viel Kraft und Ausdauer, aber der Wille war da. Der Wille und die Neugierde aber eine leichte Angst spiegelte sich in den sonst so lebensfrohen Augen wider, Angst jetzt schon verschlugen zu werden. So viele Geschichten, so viele Legenden und Mythen und nun sollten sie wahr sein, sie hatten jemanden gefunden, jemanden der alle Anzeichen aufwies und dennoch war diese Vorstellung so absurd, dass sie ihm Kopfschmerzen und keine Freude bereitete. Wenn es so war, wie die Dorfbewohner sagten, wie es der Feldherr ihm beschrieben hatte, müsste er nicht genau jetzt in ihrem Revier sein? Sich mitten unter ihnen befinden und das auch noch völlig schutzlos? Ohne eine Waffe, ohne ein Kreuz oder ein Pflock, das er einem dieser Geschöpfe der Nacht in ihr kaltes Herz rammen konnte, stand er nun hier, mitten im Wald, im Waden-hohen grauen Schnee, zitternd, bibbernd und den Kopf so voller Gedanken und Gefühlen, dass sein Herz sich bei jedem seiner schnellen Atemzüge überschlug. Das Blut in den Ohren rauschen hörend, das Heulen des Windes und der sich im Wind schwinden Bäume, all das brachte ihn nur zu einer einzigen logischen Reaktion. Er schloss die Augen, atmete tief durch und ballte die Hände zu Fäusten. "Ich weiß, dass du hier bist, weiß, dass du mich schon etwas länger verfolgst, zeig dich, Vampir!" Fast lautlos trat Kadaj hinter den Bäumen hervor, umweht von eisigem Wind, welcher seinen langen Mantel umherwirbelte, aussehen ließ, wie einen gespenstischen Umhang. "Vampire … hier gibt es keine Vampire! Nur Fledermäuse, schöne Tiere … Wesen der Nacht oder aber auch Abschaum, weil kaum einer etwas über sie weiß." Während er sprach, lockte ich eine der possierlichen Tierchen an, ließ zu, dass sie auf seiner Schulter ruhte und sah den Fremden müde lächelnd an. Er war so schön, so bildschön und seine Bewegungen waren so voller Eleganz und Anmut, ihm blieb der Atem in der Lunge stecken. Seine samtweiche, Glockenhelle Stimme verursachte ihm eine Gänsehaut und dieses undurchschaubare Lächeln brachte ihn ganz um die Fassung. Schwer schluckend blieb er stehen, hörte seine Worte an und doch konnte er nicht fassen, was er da sagte, er verleugnete sich selbst. Nicht in der Verfassung einen Satz über die trockenen Lippen zu bringen, stand er weiter wie eingefroren auf der Stelle stehen und starrte in seine anziehenden Augen. Mit jedem Schritt, den er näher kam, mit jedem Atemzug, den er machte, welcher als Wölkchen in die Luft schließlich aufstiegen, hatte er das Gefühl, als würde seine Seele sich in seinem Inneren verkriechen, immer weiter zurückziehen, bis nur eine leere Hülle zurückblieb und schließlich stand er vor ihm. Sein kalter Atem streifte sein Gesicht und obwohl er kleiner war als er, konnte er ihn deutlich spüren, als wäre er auf seiner Höhe, als würde er in sein Inneres sehen und alles in ihm erforschen, mit seinen kalten, schönen Händen nach seinem Geist greifen und ihm zerren, schlagen, ihn mit Gewalt an die Oberfläche bringen wollte. Mit einem leicht schmerzverzerrten Gesicht, sah er ihn weiter an, schnappte wie ein Ertrinkender nach Sauerstoff und krallte sich an seinen schwarzen Mantel, seine Beine gaben nach. Seine eingefrorene Art belustigte Kadaj, seine steife Haltung erinnerte an einen Hirsch, welcher im Scheinwerferlicht eines Autos stehenblieb, die Insassen des Wagens faszinierend anblickend. Wie konnte ein Mensch so töricht sein herzukommen, sich einer Gefahr auszusetzen, welche unter Umständen tödlich enden könnte … nein, halt, ganz sicher tödlich endete! "Du bist ziemlich dumm, weißt du das? Kommst hierher und suchst nach etwas, das dich zu binnen Sekunden töten kann! Schade, schade … dabei siehst du gar nicht dumm aus!" In die Knie gesunken, starrte er zu ihm auf, hörte seine leisen Worte an, lauschte seiner zärtlichen Stimme und versuchte innerlich sich zu beruhigen, Mut zu sammeln und aufzustehen, ihm die Stirn bieten. Doch so sehr er sich anstrengte, so sehr er es versuchte, sein Körper versagte, verweigerte seinen Dienst, als wäre all seine Kraft, die er noch vor Kurzem besessen hatte aus jeden seiner Muskeln verschwunden, aus ihnen gewichen, wie ein lauwarmer Wind im Sommer. Stumm sah er weiter in seine Augen, drohte in ihnen zu versinken und doch machte es ihm nichts aus, viel mehr wartete er darauf, spürte, wie sein Herz vor Neugierde in seine Einzelteile fast zersprang und den Schmerz in seiner Brust, welches es durch das harte Schlagen gegen seine Rippen verursachte. Wieso sagte er so was? Wieso wollte er ihn töten? Wieso sagte er, er würde nach ihm suchen und das, weil er dumm sei? Wusste er denn nicht, dass er all seine Gedanken, all seine Tage, jede Sekunde, welche verstrich nur an ihn und seines Gleichen widmete? Nach Luft schnappend krallte er sich fester in seinen Mantel, spürte, wie die Kälte des Schnees ihm die Knochen hochkroch, wie es seine Kleidung weiter durchnässte und er immer tiefer in dieser sonst so unschuldig wirkenden weißen Masse versank. "Endlich~", wisperte er nach einer langen Zeit völlig ahnungslos, lehnte sich kurz an ihn und schließlich umfing ihn eine wohlige Dunkelheit, ihm wurde warm und das Gefühl von Kälte schwand, doch was passierte, wusste er nicht. Erbärmlich wie er sich an ihn klammerte, dabei flehend ansah, mit seinen Augen sagte:"Lass mich am Leben." Menschen, immer das Gleiche, immer am Betteln, man solle sie verschonen. Seinesgleichen wurde auch nicht gefragt, ob es verschont blieb oder nicht, man rottete sie bis auf wenige fast vollständig aus. Warum sollten sie also Mitleid mit ihnen haben, wo sie mit ihnen erst recht Keines hatten? "Endlich?… was endlich?" Fragend blickte Kadaj auf dem mittlerweile zusammengesackten Körper, seufzte leise auf und kniete sich zu diesem herunter. "Schade, dass du so einfach aufgibst, dich mir so bereitwillig vor die Füße legst." Er streichelte dennoch sanft durch seine Haare, fixierte dabei aber schon die pochende Hauptschlagader. Er hatte gesucht, so lange hatte gesucht und viele Nächte nicht geschlafen, jahrelang gewandert und hatte Leute befragt, sich durchgesetzt und endlich war er angekommen. Endlich hatte er ihn gefunden, dieses Geschöpf der Finsternis, welcher die Gestalt eines reinen Engels war und doch im Inneren eine solche Dunkelheit verbarg. Seine Seele schrie, sein Verstand jubelte, sein Körper geschwächt von der langen Reise, lag er nun bewusstlos unter ihm, völlig seinem Willen ausgeliefert und doch es machte ihm nichts aus. Er hatte ihn gesehen, wusste, dass seine Arbeit sich gelohnt hatte, der Weg doch ein Ende fand und wenn es sein Tod sei, so nahm er ihn mit offenen Armen auf, wie Vater es vor langer Zeit ebenfalls tat. Eine sanfte Berührung, eine Geste, die so zärtlich war, dass er sie ihm nicht zu getraut hätte, doch war es die Wirklichkeit? Oder war es nur ein Trugbild seiner Gedanken, seiner sehnlichsten Wünsche? Was war es? "Ahrg~ …" Ein leises Wimmern entwich seinen Lippen, als er seine scharfen Zähne an seinem Hals spürte, wie er sanft aber doch bestimmt zubissen, sich seine weichen und doch kalten Lippen an seinen Hals schmiegten. Oder war dies auch nur eine Illusion? Seine Fangzähne hatte Kadaj noch nicht angesetzt, spielte jedoch mit dem Gedanken diesen noch bewusstlosen Körper einfach auszusaugen und die Überreste den Wölfen zu überlassen. Dumm, wirklich dumm, dass er langsam aus seiner Ohnmacht erwachte, einen gequälten Laut von sich gab, ein Gefangener eines Trugbildes. "Na Herzchen, ausgeschlafen?", spottete er süffisant, nahm seine Hand aus seinen Haaren und stand so rasch auf, dass er ihm von den Beinen rollte und auf dem erdigen Waldboden zum Erliegen kam. Auf dem grauen Schnee nun liegend, das Gesicht in diese kalte feste Masse unbewusst drückend, seufzte er leise gegen diese und öffnete langsam seine Augen, als er die Kraft zusammennahm und seinen Kopf zu ihm drehte. Sein Gesicht war rot von der Eiseskälte, seine Augen waren nur halbgeöffnet und seine Atmung ging schwer, doch brachte er keinen Laut über die nun blauen Lippen, zu sehr schmerzte es. Wieso hatte er so plötzlich aufgehört? Wieso wollte er ihn nicht mehr? War er ihm zu wieder? War er ihm nicht gut genug? Sein Blut zu unrein? Wieso ließ er ihn hier liegen, stand auf und sah ihn spottend an, als wäre er der Dreck unter seinen Füßen, das Abscheulichste, was er je gesehen hatte? Mit großer Mühe und völlig am Ende versuchte er sich aufzurappeln, schaffte es mit zitternden Armen schwankend auf die Beine zu kommen und halb geknickt vor ihm zu stehen. Er spürte, wie seine Halsschlagader immer noch pochte, das Blut rauschte ihm durch die Ohren und die rote Lebensflüssigkeit rann immer noch seinen Hals hinunter, der Kragen seiner Jacke zog diese gierig auf und ließ zu, dass er sich rot färbte. "Nim … Nimm mich mit ...", bat er ihn, flehte schon regelrecht ihn an, doch sah er keine Reaktion, kein Gefühl, nichts, nur die Schönheit einer Statue aus Elfenbein. Mitnehmen, warum bat er ihn, ihn mitzunehmen? Welchen Grund hatte dies? War er wieder einer dieser Jäger, einer der ihr Versteck ausfindig und uns vernichten wollte? Misstrauisch und auf der Hut dreinblickend, sah Kadaj den Blonden geringschätzig an, wich der Vorsicht wegen einen Schritt zurück. "Warum sollte ich, wer sagt mir, das du nicht einer von Hellsings Leuten bist, die uns nur jagen und auslöschen wollen?" Ihn jagen? Ihn auslöschen? Nie kam je dieser Gedanke, ihm und seines Gleichen etwas anzutun, zu faszinierend fand er ihn, viel zu schön und eines Traumes gleich. Doch war er so auf der Flucht, dass er dachte, er wäre einer dieser Jäger? Kurz schüttelte er seinen Kopf, die wirren blonden Strähnen fielen ihm ins Gesicht, verdeckten halb seine Sicht und die Kraft verließ seine Beine, als er spürte, wie er zurück in den grauen Schnee sank. "Kein Jäger… Forscher ...", murmelte er ihm zu, versuchte wach zu bleiben, nicht wieder das Bewusstsein verlieren und erst aufwachen, wenn er ihn verlassen hatte. Er wollte nicht weiter nach ihm suchen, wenn er ihn schon gefunden hatte, nicht jetzt den Moment verpassen, wenn er zum Greifen nahe war. Forscher, er war Forscher? Es wurde ja immer besser, was erforschte er denn? Die Existenz von Vampiren? Na großartig, die Forschungsergebnisse würde wohl nie einer lesen, würden buchstäblich untergehen und irgendwo vergammeln. "Ein Forscher, also, hm? Glaubst du wirklich, dass wir uns von so was wie dir erforschen lassen?" Erneut wurde er abfällig, hatte jedoch Spaß daran, ihn zu ärgern. Er wollte unter ihnen leben, ja, wollte sie erforschen, wollte sehen, wie sie sich gaben, doch es reichte ihm auch, nur bei ihnen sein zu dürfen. Er wollte sie nicht wie Tiere oder Versuchsobjekte zur Schau stellen, nur bei ihnen sein, was dies zu viel verlangt? "Du … du willst doch Blut … ich will eure Geschichte...", murmelte er leise, schloss die Augen und atmete tief durch, bevor er den Inhalt seines Magens wieder hinunterwürgte, weil es ihm vor Schmerzen schon wieder hochkam. "Ein Tausch… mein Blut gegen eure Geschichte...", bereitete er ihm sein Angebot unter und fragte sich, ob dies die richtige Wahl war. Langsam wurde es interessant, dass Mensch wollte tatsächlich mit ihm, einem Vampir um sein Blut und um seine Geschichte handeln. Wie tief diese Warmblüter doch sinken konnten, nur für eine gute Story. "Fein, dann komm halt mit. Dennoch wird unser Ältester entscheiden, sollte er etwas dagegen haben … war es das!" Warum sollte er ihn diesbezüglich anlügen, er war sich ohnehin sicher, dass Sephiroth solch einen Vorschlag nicht gutheißen würde, ihn als Freibeute handelte. Er nickte, erklärte sich somit einverstanden und doch hatte er nicht weiter die Kraft, um sich noch länger wach zuhalten, kippte bewusstlos zur Seite, wieder in den Schnee. Die Dunkelheit umfing ihn erneut, hüllte ihn in ihre wohlige Wärme und ließ ihn frei fühlen. Als er die Augen wieder öffnete, spürte er kalte Hände, welche sich um seine Taille und seinen Hals schlangen, spürte, wie die Eine zudrückten, wobei die Anderen an etwas zerrten und doch war er immer noch zu benebelt, um es zu identifizieren. 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