Schattenläufer von Runaan (Die wahren Stories geschehen bei Nacht) ================================================================================ Kapitel 1: Blutauktion ---------------------- Ich zwang mich ruhig zu bleiben. So sehr es in meinem Herzen danach schrie wegzulaufen, wusste ich, dass genau dies gerade die falsche Reaktion war. Als Lockvogel stand mir Panik besonders schlecht. Das Midnight Hotel wimmelte nämlich voller Vampire, die noch viel zu sehr auseinander standen, als dass ich meinen Angriff starten konnte.   Sakura, ich bin Position, okay? Also darf das jetzt auch nicht mehr schiefgehen, ich kann nämlich nur noch vorwärts aus dem Lüftungsschacht.   Ich räusperte mich, denn antworten war jetzt nicht mehr möglich. Der kleine Smaragdohrring, den ich auf der linken Seite trug, war alles, was mich und meinen besten Freund Naruto jetzt verband. Ansonsten trug ich ein tiefschwarzes kurzes Kleid, ein Paar rote High Heels und ebenfalls roten Lippenstift. Meine Körperhaltung war entspannt, als wüsste ich nicht ,dass diese Auktion nicht etwa für eine Wohltätigkeitsveranstaltung stattfand, sondern für einen Haufen Vampire, die genug Geld hatten sich die Jagd zu sparen. Es schließlich nicht mein erster Auftrag in der zweiten Welt.               „Du siehst hinreißend aus, Püppchen“, lächelte Herr Mizuki und tätschelte meine Wange. Er war ein Mensch und leitete diese Aktion. Es war ganz schön schwer gewesen an diese Stelle zu kommen, aber mit ein bisschen Hackerkünsten hatte ich mir meinen Platz errungen und schaffte es wohl doch, ihn relativ gut zu halten, „Der pinke Bob wird definitiv deinen Preis ein bisschen hochtreiben. Und vergiss nicht ,die Herren mögen vielleicht ein bisschen zudringlich werden-“   Zudringlich? Klar, so würde ich das auch nenne, wenn mir jemand seine Zähne in den Hals steckt und solange saugt, bis ich umkippe. Stattdessen lächelte ich und kicherte so dümmlich wie möglich,             „Aber es ist ja für einen guten Zweck.“               „Braves Mädchen“, mit einem leichten Nicken drückte er mir meine Nummer in die Hand, Nummer sieben. Es waren die letzten Minuten bevor unsere Mission begann und doch wurde mir wie immer ein bisschen schlecht bei der Zahl allein. Team 07. Das waren wir vor einigen Jahren noch gewesen, Naruto, ich und er. Sasuke.               „Nummer sieben, hm?“, murmelte Naruto ebenfalls. Ich vergaß immer, dass er ja trotzdem alles mithören konnte, auch, wenn ich gerade nicht mit ihm sprechen durfte. Seine Stimme half mir ein bisschen nicht zu sehr in Erinnerungen zu schwelgen. Das war bei Sasuke jedoch immer besonders schwierig, schließlich war er nicht irgendjemand gewesen.               „Ist jetzt schon fünf Jahre her, seit er tot ist“, fügte er leise hinzu.   Als Kind hatte ich die zweite Welt alleine entdeckt. Die zweite Welt, das ist eigentlich unsere Welt, nur, dass allerlei Supernaturale Wesen ihr Unwesen treiben – Vampire, Dämonen, Werwölfe, Hexen. Vorallem Vampire sind es jedoch, die das Leben der Menschen mitbestimmten. Sie sind es schließlich, die von uns leben. Die zweite Welte war hart gewesen, doch mein Lehrer Kakashi hatte mir beigebracht mich zu verteidigen – und mich außerdem mit Naruto und Sasuke bekannt gemacht. Zu dritt waren wir eine Einheit gewesen. Team 07 hatte er uns genannt. Schattenläufer war jedoch der Fachbegriff – jene Menschen, die es schafften zwischen der ersten und zweiten Welt hin und herzulaufen und die Welt ein bisschen mehr ins Gleichgewicht zu bringen. Meistens mit Blutvergießen.   Alles war damals gut gegangen, bis wir eine Gruppe Vampire in einem abgelegenen Warenhaus vor fünf Jahren gefunden hatten. Sie hatten uns problemlos überwältigt und im Nachhinein waren wir auch dumm gewesen. Einfach hinaus gerannt, um uns der Gefahr entgegen zu stellen, anstatt zu planen. Den Preis hatten wir bezahlt. Vorallem Sasuke.               „Das bringt ihn auch nicht wieder zurück“, flüsterte ich und versuchte den Geruch von Feuer, der mir immer wieder in die Nase stieg, wenn ich daran zurückdachte, zu vergessen. Es reichte schon, dass mein Herz jedes Mal zerbrach, wenn ich mich an ihn erinnerte. Er hatte uns gerettet, doch nicht einmal seine Asche hatten wir gefunden.               „Mädchen,auf die Plätze!“, klatschte Herr Mizuki in die Hände. Ich straffte meinen Rücken und folgte ihm auf die Bühne des Auditoriums. Seit Sasukes Tod waren Naruto und ich vorsichtiger geworden – und doch irgendwie rücksichtsloser. Diese Mission hier war zum Beispiel perfekt geplant gewesen. Sobald ich gekauft worden war, würde ich warten, bis der Vampir mich erreicht hatte und ihm dann einen Pfahl ins Herz stechen. Naruto würde aus dem Lüftungsschacht nach unten fallen, mit einer gewaltigen UV-Taschenlampe in der Hand. Nicht so effektiv wie Tageslicht, doch irritierend genug um mir mein Messer zuzuwerfen und damit die restlichen Vampire zu attackieren und die Frauen zu befreien.   Herr Mizuki führte lächelnd durch das Programm, doch ich blendete ihn aus, lies meine Augen durch den Saal schweifen. Der Konferenzsaal im Midnight Hotel hatte seine Theateroptik beibehalten – eine Bühne, auf der wir standen, verlieh dem Sprecher etwas mehr Autorität. Unten, in kleinen Kreisen, standen rote Samtsessel auf welchen einzeln verteilt die Vampire saßen. Es waren genau zehn, doch sie waren zu weit weg von mir, als dass ich irgendwen erkennen konnte. Das Mädchen neben mir begann ein bisschen nervös zu wirken, während die anderen um mich herum sich sichtbar nicht daran störten ,versteigert zu werden. Inoffiziell erhielten wir einen kleinen Anteil des Geldes, vielleicht beruhigte das sie ja. Ich warf Nummer 08 ein aufmunterndes Lächeln zu,             „Keine Angst“, flüsterte ich ihr zu, „Das geht alles ganz schnell vorbei.“               „Aber ist das nicht irgendwie komisch? Es gibt nicht mal Kameras“, flüsterte sie zurück und zupfte nervös an ihrem knallgelben Rock. Sie tat mir verdammt nochmal leid. Der Angriff würde ihr sicher nur noch mehr Angst einjagen.               „Nummer 07!“, rief da Mizuki schon und ich zuckte entschuldigend mit den Schultern, ehe ich nach vorne ins Scheinwerferlicht trat. Innerlich zählte ich von zehn hinab, ignorierte den Pfahl, den ich im Rücken meines Kleides versteckt hielt, und warf der Menge ein Lächeln zu. Herr Mizuki nickte stolz.               „Nummer 07 studiert Tiermedizin und modelt nebenbei, um sich ihr Studium zu finanzieren. Sie liebt lange Spaziergänge am Strand, lesen und Tschaikowski’s Nussknacker abgrundtief. Wie Sie sehen meine Herren, hat sie sich ihre Haare pink gefärbt. Ich hoffe, das reicht ihnen als kleiner Vorgeschmack auf ihren Abend. Ich kann ihnen versichern – es wird etwas wilder werden.“   Ich gab mir alle Mühe mein Gesicht nicht zu verziehen. Naruto und ich hatten den Text schließlich gemeinsam formuliert, aber so, wie er Herr Mizuki ihn vorlas, hatte ich das Gefühl, ich wäre beim Wet-T-Shirt-Kontest. Lächelnd warf ich einen weiteren Blick in die Runde, es erhoben sich bereits mehrere kleine Schilder aus den Massen. Erstgebote.               „Für mich bist du natürlich unbezahlbar“, kicherte Naruto in mein Ohr. Am liebsten würde ich ihn ins Gesicht schlagen. Nächstes Mal dürfte er den Lockvogel machen und ich würde im Lüftungsschacht sitzen und dumme Kommentare von mir geben. Arsch.   Die Gebote gingen höher und höher. Während bei 50 000 Yen noch um die fünf Vampire miteinander um mich rangen, verlangsamte das Tempo sich schließlich bei 200 000 Yen. Meine Hand wanderte hinter meinen Rücken ,fühlte vorsichtig nach dem Holzpfahl, um zu tasten, ob er noch in Position saß.               „210 000 Yen?“, fragte Herr Mizuki schmierig. Vielleicht sollte ich ihm den Pfahl anschließend in den Hintern jagen, so wie er Spaß hieran zu haben schien.   Zustimmend erhob eine blonde Damen mit kühlem Lächeln ihre Plakette. Sie war wunderschön, das lange Haar war in zwei Zöpfe gebunden und ihr besonders einladender Oberkörper durch ein tiefgrünes Kleid noch mehr betont. Bei ihr würde ich auf jeden Fall nicht vorbei treffen, wenn es darum ging, den Pfahl in ihre Brust zu stecken. Der andere Bieter saß etwas weiter hinten, noch nicht zu erkennen für mein Auge.   Niemand würde dies hier überbieten, da war ich mir sicher und auch Herr Mizuki begann bereits zu zählen,             „Zum ersten!“   Der Pfahl saß perfekt, ich konnte ihn leicht zu fassen bekommen und in einer einzigen Bewegung herausziehen.             „Zum zweiten!“   Der Lüftungsschacht war etwas weiter hinten, doch so würden wir die meisten aus dem Hinterhalt überraschen. Ich hörte ein leichtes Rauschen im Ohr. Naruto schien ebenfalls nach seiner Waffe zu greifen.             „300 000 Yen.“   Eine kalte Stimme sprach ruhig, aber bestimmt das letzte Gebot aus. An sich war es ja auch egal, wer mich kaufte, doch diese Stimme? Diese Stimme war mir allzu bekannt. Ein ruhiger, tiefer Klang, scharf wie Stahl und doch weich wie Samt. Ich hörte wie Naruto den Atem scharf einzog. Ich bildete es mir also nicht ein.   Aus der kleinen Gruppe Vampire erhob er sich. Seine Haare waren etwas länger geworden, seine Augen tiefrot statt dem schwarz, in welchem ich mich stundenlang hatte verlieren wollen Die Welt um ihn herum erschien für mich plötzlich fast nebensächlich. Meine Stimme stockte in meinem Hals als er am Fuß der Bühne angekommen war.   Sasuke.                        „Verkauft!“, lachte Herr Mizuki und nahm seine Plakette entgegen. Vorsichtig half er mir dabei, die Stufen hinabzusteigen. Sasuke ergriff meine Hand wortlos und begann zu seinem Platz zurückzugehen. Der Pfahl in meinem Rücken war völlig vergessen, mein Hals wurde trocken als wir an den anderen Vampiren vorbeischritten und wieder Platz nahmen. Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch er streckte den Finger in meine Richtung aus, presste ihn gegen meine Lippen. Er war es wirklich. Das…das war wirklich Sasuke.               „So wie ich dich kenne, ist Naruto nicht weit“, erklärte er ruhig und zog seine Hand zurück. Viel von seiner Kleidung sah ich nicht, nur einen dunklen Ledermantel, der das Rot seiner Augen noch weiter verstärkte. Sein Blick haftete weiterhin an mir, während er den Finger betrachtete, der meine Lippen so eben berührt hatte. Ein Teil meines Lippenstifts war an ihm haften geblieben,             „Ihr seid am falschen Ort.“               „Du lebst, Sasuke“, unterbrach ich ihn, „D-du…wir dachten du seist tot.“               „Ich bin ein Vampir“, erklärte er mit rauer Stimme, „Was macht das für einen Unterschied?“   Einen verfickt gewaltigen, Mister. Ich zwang mich tief einzuatmen, einen Panikanfall konnte ich wirklich jetzt nicht gebrauchen.               „Geh jetzt. Sage Naruto, dass er in seinem Versteck bleiben soll. Was auch immer eure kleine Aktion ist, es ist definitiv der falsche Tag dafür.“               „Was meinst du damit?“, fragte ich und sah mich um. Nummer 08 war so eben versteigert worden an einen weißhaarigen jungen Mann mit Brille. Sasukes Gesicht versteinerte sich. Ich verstand nicht ganz, worauf er hinauswollte, als mir auffiel, wie merkwürdig Nummer 08 zu laufen begann. Ihre Beine zitterten mit jedem Schritt, sie fiel beinahe die Bühne herab, als ihr Käufer ihr entgegenkam.               „Was hast du mir da angedreht, Mizuki?“, zischte der weißhaarige Kerl und deutete auf meine zitternde Nachbarin. Die Spannung begann sich zu erhöhen, die Vampire, die schon eine Dame erhalten hatten, zogen diese fester an sich, die, die noch keine hatten, erhoben sich neugierig.               „Nur die beste Ware. Wie ich bereits andeutete, ist dies Nummer 08s erster Job in der Modebranche. Ich bin sicher-“, mit einem Keuchen versuchte Herr Mizuki zurückzuweichen als der Vampir nach seinem Hals griff und etwas fester zudrückte.               „Dass sie sich ins Höschen macht. Ihr ganzes Blut wird nach Angst schmecken, das kann ich mir an jeder Straße holen.“               „Wenn du sie nicht willst, Seiichiro, ich nehme sie gerne“, lachte die blonde Frau, „Das ist Jungfrauenblut, was du da vor dir hast. Wenn du das ohne Angst haben willst, musst du sie dir selber züchten.“               „Ach, ich dachte wir dürfen nicht tauschen?!“, schrie jemand aus der nächsten Ecke hervor. Langsam verstand ich, was Sasuke meinte. Das Klima hier war nicht gerade freundschaftlich, weder zwischen Mensch und Vampir als noch zwischen ihnen untereinander.               „Geh jetzt“, zischte er und versuchte mich zu Boden zu stoßen. Gekonnt trat ich einen Stück zurück, fasste nach dem Pfahl in meinem Kleid und zog ihn hervor. Er wirkte nicht einmal sonderlich beeindruckt.               „Ich lass dich nicht zurück.“   „Du bist so eine Närrin“, keuchte er. In jenem Moment brach die Hölle los.   Ich drehte mich zur Bühne zurück. Der Vampir hatte Herr Mizuki fallen gelassen, doch dieser regte sich nicht mehr. Seine Augen waren weit aufgerissen und starrten die Decke des Gebäudes fassungslos an. Ein lauter Schrei entsprang Nummer 08, während eines der übrigen Mädchen zu fliehen begann. Der Vampir raste mit unmenschlicher Geschwindigkeit auf die Flüchtenden zu, doch mein Blick blieb an meiner Nachbarin hängen. Sowohl die Dame als auch ein ältere Herr mit roten Haaren hatten sich auf sie gestürzt. Während die Dame ihren Hals zu fassen bekommen hatte, saugte der Herr an ihrem Arm weiter.   Übelkeit stieg mir ins Gesicht als die Schreie um mich herum immer lauter wurden. Jene, die bereits eine Frau ersteigert hatten, zogen diese sofort an sich. Jetzt ging es nicht mehr um Genuss, es ging um Zeit. Sasuke rührte sich zum Glück kein Stück.               „Hey, Bürschen?“, surrte jemand hinter mir. Ich drehte mich um und unterdrückte einen Schrei, klammerte mich noch mehr an meinen Pfahl als eine Vampirin mit schwarzen Haaren auf mich zu kam. Zu ihren Füßen lag eines der Mädchen, ihre blonden Haare mit Blutspritzern verseht, „Wenn du sie nicht willst, dann nehme ich sie mir allzu gerne“   Ich wartete nicht eine Sekunde länger sondern warf den Pfahl zielsicher auf ihre Brust. Es traf sie so unerwartet, dass der Schrei in ihrer Kehle fast erstickte. Fast. Im nächsten Moment sprang Sasuke vor mich und wehrte so einen der Vampire ab. Die blonde Dame, die sich eben noch zivilisiert um mich bemüht hatte, stand mit einem Mal vor mir, die Zähne gebleckt, bereit zum Angriff. Ich griff nach ihrer Hand und drehte diese um, lachte leicht, als ich das vertraute Knacken von Knochen hörte.   In meinem Nacken fühlte ich einen Lufthauch. Schnell zog ich sie mit mir und warf sie gegen was auch immer hinter mir stand. Ein ohrenbetäubendes Rauschen drang an mein Ohr und lies mich zusammenzucken.   Ich hatte keinen Überblick über das Ganze, weder konnte ich Naruto sehen, noch Sasuke. Blut hatte begonnen den Boden zu bedecken, und während ich mir sicher war, dass keine weitere Menschenseele hier war, tobte trotzdem ein Kampf zwischen den Vampiren. Der weißhaarige Mann ,der den Kampf gestartet hatte, lag auf einem der Tische, schreiend versuchte er den rothaarigen Vampir von sich zu stoßen, welcher nun von seinem Blut zu trinken begann. Jemand zog mir an den Haaren. Mit einem frustrierten Schrei trag ich nach hinten aus und spürte etwas Scharfes in meiner Hüfte. Keuchend fiel ich auf die Knie und sah hinter mich. Die dunkelhaarige Vampirin hielt grinsend den Pfahl in ihrer Hand, leckte das Blut davon ab. Mein Blut.               „Fühlt sich scheiße schmerzhaft an, oder, Süße?“, grinste sie und zog ein weiteres Mal an meinen Haaren. Tatsächlich spürte ich für einen Moment gar nichts, doch zu wissen, dass ich gerade dabei war, auszubluten tat nicht viel für meine Nerven. Tränen stiegen mir in die Augen,             „Ach, gar nicht mehr so taff, was?“               „Lass sie los.“   Sie lies mich fallen. Mit einem lauten Knall prallte ich gegen den Parkettboden. Meine Hand griff vorsichtig nach dem blutigen Pfahl. Keuchend versuchte ich wieder aufzustehen, mich umzudrehen, um ihm zur Hilfe zu eilen. Meine Sicht begann zu verschwimmen. Ich sah nur zwei Gestalten, Umrisse, die gegeneinander ankämpften, aber nicht mehr. Kein Naruto, der dumme Witze riss. Kein Sasuke, von den toten zurückgekehrt, der mir zur Rettung kam. Vorsichtig legte ich meinen Kopf wieder auf den Boden. Der gesamte Saal hatte begonnen sich zu drehen. Ich schloss die Augen, um so nicht komplett den Verstand zu verlieren, während der Schlaf begann seine Arme nach mir auszustrecken. Vielleicht würde das sogar helfen? Ich wusste es nicht.               Das letzte, was ich hörte war seine Stimme, ruhig und kühl, dunkel und doch schützend zugleich,             Es tut mir leid.   Kapitel 2: Der schmale Draht ---------------------------- Scheiße.   Ihr Körper war noch warm, aber ihr Atem war schwach. Viel zu schwach. Wieso waren wir auch nur so dumm gewesen? Als ich Sasuke gesehen hatte, war ich wie zu Eis erstarrt gewesen. Sasuke, mein bester Freund, am Leben. Ohne uns irgendetwas zu sagen. Auch Sakura war es so ähnlich gegangen und so war unser Plan komplett in die Hose gegangen. Zitternd hielt ich sie jetzt in meinen Armen und versuchte mich nicht zu rasch zu bewegen, sorgte mich darum ,dass sie bereits zu viel Blut verloren hatte.   Dem Lüftungsschacht war ich leicht entkommen und damit sofort in eine Schlägerei zwischen zwei Vampire geraten. Dass ich noch lebte, verdankte ich ihm. Doch er war natürlich schon wieder fort.   Scheiße. Scheiße. Scheiße.               „Du kannst mich jetzt nicht allein lassen, verdammt noch mal!“, schrie ich und schüttelte ihren Körper leicht. Keine Reaktion, ich hatte sogar das Gefühl, ihr Atem ging noch langsamer, „Sakura, wach auf! Wir müssen Sasuke hinterher, er lebt wir…w-wir…“   Schließlich kamen die Tränen doch. Ich spürte sie heiß auf meinen Wangen, während ihr Körper mehr und mehr an Wärme verlor. Der lange rosa Bob war halb in Blut getränkt. Meine Stimme schwankte, sprang zwischen hoch und tief, zwischen Schluchzen und Jammern,             „Wir müssen ihm gleich hinterher, du hast jetzt keine Zeit zum Sterben, verdammt!“               „Tut mir leid, aber ich glaube, da hast du nicht viel mitzureden“, antwortete eine fremde Stimme hinter mir. Ich drehte mich um, versuchte die Übelkeit zu bekämpfen, die in mir aufstieg.   Der ganze Raum war über und über mit Leichen bedeckt. Nicht einer der Menschen schien überlebt zu haben und auch 8 Vampire hatten sich zu den Toten gesellt. Asche und Blutgeruch mischten sich mit Staub und Holz. Billigem Leder. Geschmolzenen Plastik. Vorsichtig zog ich Sakuras Körper stärker zu mir, versuchte was ich noch von ihr hatte zu schützen.   Eine junge Frau im weißen Anzug sah zu mir herab. Das braune Haar hatte sie zu zwei Dutts nach oben gebunden, ihre braunen Augen sahen beinahe teilnahmslos zu mir herab. Schattenläufer halfen einander nicht. Normalerweise blieb man mit seiner Gruppe zusammen und lies keinen an sich heran.   Nur, weil wir zwischen den Welten liefen, hieß es nicht ,dass alle von uns gut waren. Jeder von uns verfolgte seine eigenen Ziele, und so hielt ich es für richtig, die Frau nur  angemessen zu begrüßen,             „Wer hat dich nach deiner Meinung gefragt, hä?“   Ein erschöpftes Seufzen verließ ihre Kehle, als sie sich neben mich kniete,             „Niemand, aber wenn du  wissen willst, ob sie überlebt, solltest du mich mal sehen lassen.“               „Was? Niemals!“, Sakuras Körper war komplett schlaff in meinen Armen. Angst raste durch meine Adern. Das war nicht gut. Gar nicht gut.               „Also auf die schnelle Tour“, schnalzte sie und knackte mit den Knöcheln, „Mein Name ist Tenten. Ich bin ein Cleaner, Schattenläufer. Es geht mir nicht darum, Profit zu machen, sondern dafür zu sorgen, dass morgen früh keiner dieses Blutbad auffindet. Wenn wir also schauen wollen, ob deine Freundin noch lebt und wohin wir sie bringen müssen, muss ich sie mir ansehen, in Ordnung?“   Nein, nicht in Ordnung. Ich hatte keine Lust meine Partnerin irgendeiner Fremden zu überlassen. Aber andererseits, wo sollte ich sonst hin? Was, wenn Sakura tot war, bevor ich es mit ihr in ein Krankenhaus schaffte?   Tentens Augen hatten eine gewisse Wärme an sich, trotz ihrer Professionalität. Zögerlich lies ich sie näher an Sakura herantreten. Mit vorsichtigen Bewegungen begann die Fremde sie zu betrachten, fühlte ihren Puls, tätschelte ihr Wange und hob letztendlich vorsichtig ihren Kopf an. Mit einem leisen Seufzen sah sie zu mir auf,             „Sie wird nicht überleben.“   Tränen begannen meine Wangen hinabzulaufen. Es war, als würde mir jemand das Herz herausreißen. Erst verlor ich Sasuke und jetzt das? Den letzten Menschen meiner Familie? Weil ich Idiot zu spät aus diesem Scheißschacht gesprungen war? Weil Sasuke mich hatte retten müssen?             „Aber sie wird auch nicht sterben.“   Hä?   Tenten stand auf und deutete mir zu folgen. Im Gehen zog sie ein Handy hervor,             „Hey, Lee, du müsstest für mich übernehmen“, sie sah über ihre Schulter, um sich zu versichern, dass ich ihr folgte. Das Mitgefühl hatte sich von ihren Augen auf ihr Gesicht ausgebreitet. Mit einem leichten Winken ihrer Hand, deutete sie mir, schneller zu laufen. Ich folgte ihr sofort. Dann sprach sie weiter in ihr Telefon:             „Nein, ich kann nicht wiederkommen. Wir haben hier ein Mädchen und wenn wir wollen, dass ihre Wandlung gut verläuft, muss ich sie jetzt wegschaffen. …Ja. Gewaltige Scheiße.“   Mit einem kühlen Seufzer legte sie auf und begann schneller zu laufen. Auf dem Hotelparkplatz stand ein kleiner grauer Wagen, dessen Hintertür sie öffnete,             „Pack sie hier herein und komm zu mir nach vorne. Jetzt.“   Eine Wahl hatte ich eh nicht. Zögerliche legte ich Sakura auf die Rückbank, auch wenn diese nun überhaupt nicht mehr atmete. Mit vorsichtigen Schritten setzt ich mich auf den Beifahrersitz. Tenten wartete nicht darauf, dass ich mich anschnallte, sobald die Tür zufiel, fuhren wir los.   Stille breitete sich zwischen uns aus. Tenten fuhr schnell, durch irgendwelche kleinen Gassen, die ich noch nie gesehen hatte. Sie sah mich nicht einmal an, sondern nur stur geradeaus und doch…ich merkte, dass auch sie sich sorgte. Ihr Körper war vollkommen angespannt, ihre Hand klammerte sich an das Steuer, die andere hielt den Schalthebel konzentriert fest.               „Danke“, platzte mir heraus. Ugh, manchmal konnte ich mich wirklich selber Ohrfeigen.               „Dank mir erst, wenn sie wieder die Augen aufschlägt“, sie wartete einen Moment, kaute gedankenverloren auf der Lippe, ehe sie schließlich entschlossen den Kopf schüttelte,             „Dank mir am besten erst, wenn sie wieder sie selbst ist.“   In jenem Moment stöhnte Sakura hinter mir auf. Ich drehte mich um. Mein Herz blieb beinahe stehen. Ihre Brust bewegte sich immer noch nicht, sie atmete nicht und doch begann sie sich hin und her zu werfen auf der Rückbank.             „Lass mich raten, das ist die…“               „Die Wandlung, mhm“; murmelte Tenten und trat heftiger ins Gaspedal. Mit einem Fluchen wurde ich in meinen Sitz zurückgedrückt. Sie schien mich gar nicht mehr wahrzunehmen, ihr Blick klebte förmlich auf der Straße. Also drehte ich mich zu Sakura um. Es war erschreckend, sie so zu sehen. Ihre Haut war inzwischen so blass, dass ich mir sicher war, sie sei gestorben.   Ihre Hände begannen sich in den Sitz des Autos zu graben, ihre Nägel das Futter aufzureißen. So viel Kraft war nicht normal, nicht menschlich, aber andererseits hatte Tenten das ja geklärt. Im besten Fall würde Sakura zur Vampirin werden. Im schlimmsten Fall? Das wollte ich mir gar nicht vorstellen.               „Wie viel Zeit haben wir?“, fragte ich vorsichtig. Mittlerweile waren wir in einer Reihenhaussiedlung angekommen und ich verstand nicht wirklich, was wir eigentlich hier wollten. In ein Krankenhaus konnten wir Sakura jedoch auch nicht bringen. Aber so weit außen von der Stadt? Was sollten wir denn hier?   Stattdessen bremste Tenten abrupt ab. Ich schleuderte nach vorne und knallte gegen ihr Armaturenbrett. Fluchend setzte ich mich auf und rieb meinen Bauch,             „Scheiße, bremst du für ne Katze oder was geht ab?“               „Wir sind da, Idiot“, zischte sie und stieg ohne einen weiteren Kommentar  aus dem Wagen. Ich folgte ihrem Beispiel und begann Sakura aus dem Auto zu zerren, das war jedoch um einiges schwerer. Zwar schien sie nicht bei Bewusstsein zu sein, jedoch krallte sie sich derart fest in das Auto ,dass ich das Gefühl hatte, den gesamten Wagen zu beschädigen, sollte ich sie herausziehen. Mit einem wütenden Schrei griff ich nach ihren Beinen und zog mit einem kräftigen Ruck – im nächsten Moment lagen wir beide auf dem Asphalt.   Ich setzte mich vorsichtig auf und zog sie in meine Arme, vorsichtig begann ich aufzustehen und folgte Tenten zur Tür. Diese klingelte bereits Strom. Sobald die Tür sich auch nur einen Spalt öffnete, lief sie hinein, gerade aus, durch einen Flur zur Treppe und dann hinab Richtung Keller,             „Neji!“, während ihre Stimme zuvor noch immer relativ beherrscht gewirkt hatte, zitterte sie jetzt mit Emotion, „Neji, ich brauche dich, jetzt, bitte!“, hatte ihr Stimme davor schon so hoch geklungen? Bis eben hatte sie noch wie jemand gewirkt, der dies jeden Tag machte. Jetzt wirkte sie genauso ängstlich wie ich.   Am unteren Ende der Treppe öffnete sich eine weitere Tür. Licht schien in die Dunkelheit als ein großer Mann mit langen Haaren uns entgegenkam. Im Gegensatz zu Sakuras Totenblässe war er lediglich bleich, seine Haare schimmerten beinahe seidig. Für einen Moment bewegte er sich mit so viel Anmut, dass ich Angst hatte in das nächste Vampirversteck geraten zu sein.               „Nein“, meinte er kühl und drehte sich bereits wieder Richtung Kellertür. Mit einem frustrierten Stöhnen kam Tenten ihm zuvor und fing die Tür gerade so mit ihrer Hand ab. Ich kam hinter ihr zum Stehen, doch mich schien der Hüne gar nicht zu beachten,             „Ich sagte nein.“               „Und ich sage, sei verdammt nicht so herzlos, Neji“, zischte sie zurück, „Du siehst doch ,dass die Wandlung bereits begonnen hat.“   Nejis Blick streifte Sakura für einen Moment ehe er erneut den Kopf schüttelte,             „Bei aller Liebe, ich bin doch nicht wahnsinnig. Du sagst es bereits, ihre Wandlung hat begonnen und sobald sie fertig ist und nach Blut dürstet sind wir die Ersten, die dran glauben dürfen.“   Ich klammerte mich etwas mehr an Sakuras Körper, welche langsam begann unruhig zu werden. Inzwischen war sie eiskalt. Wortlos deutete Tenten zu uns beiden und dann wieder auf Neji,             „Neji“, bat sie ein weiteres Mal. Ihre Stimmung klang anders, persönlicher, „Bitte. Ich kann sie nicht in den Wald fahren und zurücklassen. Ich kann nicht-“               „Richtig, Tenten, du kannst nicht“, antwortete er jedoch nur. Andererseits öffnete er die Tür ein Stück weiter, machte sich größer und kam ihr entgegen. Ich kannte diese Taktik, so viele andere nutzten sie sobald etwas gegen Sakura ging. Männer machten sich gerne größer, um Frauen Angst einzujagen. Leider lief es für Neji nicht so gut. Tenten bewegte sich keinen Meter.               „Als du zum Cleaner geworden bist, wusstest du, was Sache ist. Du wusstest, dass deine Aufgabe sein wird die Spuren der Magie zu beseitigen, nicht, irgendein Mädchen, dass bei einer Party mit dem falschen rumgemacht hat zu mir zu schleppen.“               „Sag mal geht’s noch?!“, schrie ich und trat direkt an Tentens Seite, „Sakura hat tapfer gekämpft. Wir waren in einem verdammten Vampirauflauf, sie ist Schattenläuferin, nicht irgendein dummer Teenager. Und sie stirbt gerade, weil du nichts tust.“   Es war das erste Mal, dass Neji von mir Notiz nahm und ich merkte sofort, dass es nicht gerade positiv war. Die Wut verschwand nicht sofort aus seinen grauen Augen, doch sie machte Arroganz Platz. Ich war oft genug wie ein Stück Dreck betrachtet worden. Diesen Blick kannte ich und ich konnte ihm standhalten ohne irgendein Problem.   Neji trat bei Seite und hielt uns die Tür auf. Schnell stürmten Tenten und ich hinein. Der Keller selbst war interessant. Er roch vor allem nach Räucherstäbchen und Lavendel, die Wände waren bedeckt mit Traumfängern und Kreidezeichnungen. Ich selber hatte nie viel mit Magiern zu tun gehabt, aber Runen erkannte ich, wenn ich sie sah.               „Auf den Tisch dort hinten“, wies Neji uns an und deutete auf einen länglichen freistehenden Tisch. Vorsichtig legte ich Sakura ab. Im nächsten Moment schlug sie ihre Augen auf.   Das Grün, welches ich seit unserer Kindheit so sehr mit ihr verbunden hatte, begann leicht rötlich zu Schimmern. Mit einer schnellen Bewegung setzte sie sich auf und-               „VORSICHT!“,   hätte beinahe ihre Zähne in ich versenkt, wenn Neji mich nicht beiseite gestoßen hätte. Mit einer Kraft, die ich einem Schönling wie ihm nicht zugetraut hätte, drückte er gegen ihre Brust, rang sie somit zurück auf den Tisch,             „Tenten, Gürtel!“, zischte er wütend und warf sich mit seinem Gewicht gegen meine beste Freundin. Jedenfalls hoffte ich ,dass es sich noch um meine beste Freundin handelte. Tenten eilte aus einem Zimmer zurück mit einem Arm voll Hosengürtel und begann bereits eines von Sakuras Beinen festzuschnallen.   Wie sollte das bitte helfen? Wir mussten sie beruhigen, nicht noch mehr verängstigen!             „Was macht ihr denn da?“               „Schaff ihn hier raus!“, brüllte Neji und lies von ihrer Brust ab, versuchte einen ihrer Arme zu fassen zu bekommen. Mit einem ihrer Beine trat Sakura in meine Richtung und trag meinen Bauch. Ein schmerzvolles Keuchen entwich mir.               „Ich lasse sie nicht allein!“, versuchte ich mich zu behaupten und sah hilfesuchend zu Tenten. Diese lies jedoch von ihrem Gürtel ab und kam auf mich zu.               „Tut mir leid, Blondchen, aber das ist zu deinem Besten“, mit einer Stärke, die ich ihr absolut nicht zugetraut hätte, zerrte sie mich zur Tür und stieß mich gegen die Wand. Während ich versuchte mich aufzurappeln, fiel die Tür vor mir zu. Durch die Wände hörte ich Sakuras Schreie. Kapitel 3: Eine Atempause ------------------------- Ich wusste nicht ,wie lange ich bereits gegen die Tür gehämmert hatte. Meine Hände waren inzwischen taub, meine Arme schmerzten mit jeder noch so kleinen Bewegung. Ihre Schreie hatten noch immer nicht aufgehört, ebenso wenig wir Nejis und Tentens Streit, der leider nicht laut genug war, um komplett zu mir vorzubrechen.   Wie hatte er so herzlos sein können? Ich verstand es nicht. Ich konnte nicht einmal wegsehen, wenn jemand in der Bahn um Geld bettelte. Jemanden, der gerade dabei war auszubluten abzuweisen? So etwas war vollkommen herzlos.               „E...entschuldigung?“   Ich hielt in meiner Bewegung inne und drehte mich zur Kellertreppe zurück. Vom oberen Flur schien das Licht in den Kellerflur hinab, in dem ich mich nun eine Weile befunden hatte. Am oberen Ende der Treppe stand eine junge Frau, welche ebenfalls wie Neji langes seidiges Haar und einen bleichen Hautton besaß. Im Gegensatz zu seinem scharfkantigen Gesicht, war ihres jedoch runder und etwas weicher.             „M-…möchten Sie vielleicht hinaufkommen? Ich glaube nicht..,dass..also..ich meine, wenn Sie unten bleiben möchten ist das natürlich in Ordnung aber…ähm…ich glaube nicht ,dass das so bequem ist, Herr Schattenläufer.“   Gott, das war ja sowas von der Anti-Neji. Wie förmlich war sie denn jetzt bitte?               „Tut mir leid, aber ich kann hier jetzt nicht weg. Meine beste Freundin wird von zwei Fremden an einen verdammten Tisch gefesselt und ich komme nicht zu ihr“, meinte ich und verschränkte meine Arme. Vorsichtig lies ich mich an der Wand herabsinken und sah noch einmal hinauf zu ihr. Sie regte sich ebenfalls kein Stück,             „Trotzdem Danke“, fügte ich vorsichtig hinzu.   So schnell wie sie gekommen war verschwand sie wieder. Dachte ich zumindest, ehe ich sie die Treppen erneut herunterkommen hörte. Während sie mit der rechten Hand einen großen Korb in ihre Hüfte stützte, hielt sie in der linken eine Campinglampe und brachte ein bisschen Licht in den Kellerflur. Am Fuße der Treppe stellte sie erst die Lampe und dann den Korb ab.   Aus der Nähe erkannte ich, dass selbst ihre Augen denen von Neji glichen. Sie hatten den gleichen beinahe unmenschlichen Grauton, der immer ein bisschen unheimlich wirkte. Das war es dann aber auch schon ,was sie unheimlich machte. Vorsichtig begann sie eine Thermoskanne auszupacken, einen kleinen Becher für mich und einen Teller mit Sandwiches drauf. Dies packte sie jedoch erst einmal hinter sich. Als nächstes hob sie einen abgedeckten Topf mit Wasser heraus, ehe sie zum Schluss ein Handtuch hervorholte,             „I-i..ich kann auch wieder gehen. Ich dachte nur, Sie hätten vielleicht Hunger oder Lust sich zu waschen“, so schnell wie sie mich angesehen hatte, so schnell blickte sie auch wieder weg. Das dunkelblaue Haar fiel ihr ins Gesicht und sie schien sichtbar glücklich ,dass sie sich dahinter verstecken konnte,             „Tut mir leid.“   Das mit dem Hunger verstand ich ja, aber waschen? Ich sah auf meine Hände und erschrak, als ich das Blut auf ihnen entdeckte. Nervös setzte ich mich etwas gerader hin und an sah mir herab. An meiner gesamten Kleidung klebte Sakuras Blut und wahrscheinlich noch das von einigen Vampiren oder Menschenopfern. Bis eben hatte ich gedacht, mir den Blutgeruch nur eingebildet zu haben.   Das hatte ich schließlich auch nach dem Feuer, bei welchem wir dachten, dass Sasuke verstorben sei. Monate hatte ich den Gestank nicht aus meinem Kopf bekommen und manchmal wachte ich noch immer mit Brandgeruch in der Nase auf. Aber der Geruch von Blut? Das war diesmal wirklich ich.               „Danke, ähm…“               „Hinata“, half sie mir auf die Sprünge und öffnete den Deckel des Topfes. Vorsichtig begann ich meine Hände in das Wasser zu stecken. Es war mehr als nur eklig zu sehen, wie das Blut begann sich im Topf zu verbreiten.               „Wohnst du auch hier, Hinata?“, fragte ich vorsichtig nach und konzentrierte mich auf meine Hände. In meine Augen sehen konnte sie ja eh nicht wirklich.               „Ja. Neji ist mein Mentor und naja…wir…wir arbeiten auch zusammen“, sie atmete kontrolliert aus, als wäre jedes Wort ,dass sie mit mir sprach eine Qual. Im nächsten Moment hielt sie mir das Handtuch entgegen. Ich nahm es ihr dankbar ab und tränkte es ebenfalls im Wasser. Zeit das Blut vom Rest meiner Kleidung abzubekommen, bevor Sakura mich sah.               „Ist er immer so ein Arschgesicht?“, fragte ich nach und wartete nicht einmal auf eine Antwort, „Tenten hat ihn ja regelrecht beknien müssen, um meiner Freundin zu helfen.“, ich sprach mit Absicht laut, in der Hoffnung, dass er mich vielleicht hören und damit die Tür öffnen würde, „Wie kann man nur so herzlos und kalt sein?“   Zumindest in Hinata schien dies eine Reaktion zu entfachen. Mit zitternden Händen sah sie zu mir auf, deutete mir nervös meine Stimme zu senken -und lief knallrot an, als sie mir länger ins Gesicht blickte.   Sobald Sakura ihre Wandlung überstanden hatte, würde ich mit ihr verschwinden und nie wieder hierher zurückkommen. Nicht, wenn Sasuke noch irgendwo da draußen rumlief und uns eine Antwort schuldete. Und eine Umarmung.               „Neji ist schwierig, das stimmt“, meinte sie vorsichtig und griff nach Becher und Thermoskanne. Vorsichtig füllte sie diesen mit heißem Tee auf, was mir ganz recht kam. Draußen war es schließlich eiskalt und diese Kälte drang auch in den Keller hinein. Mit einem zuversichtlichen Nicken hielt sie mir das Getränk hin. Ich nahm es ihr ab und nahm einen Schluck.               „Ich möchte auch gar nicht entschuldigen, was er getan hat“; fügte sie leise hinzu und setzt sich auf die Treppe zurück. Mit einem leichten Seufzen schien sie ein bisschen in sich zusammenzusacken, „Die Hauptsache ist, dass er jetzt hilft. Das hier ist einer der sichersten Orte in der Stadt“, fügte sie vorsichtig hinzu.   Ich langte nach einem der Sandwiches und biss hinein. Bis eben hatte ich kaum gemerkt, wie ausgehungert ich war,             „Sind wir in Schönsichtingen?“   Ein leichtes Lachen entkam ihrer Kehle und für einen Moment verlor sie diese komische Aura, die sie bis eben innegehabt hatte und wirkte wie eine ganze normale junge Frau. Natürlich verkrampfte Hinata eine Sekunde später wieder,             „Nein, nein. Aber mein Cousin und ich, wir sind Medien.“               „Also so mit Geistern sehen und so?“   Sie nickte vorsichtig,             „Zukunft, aber ja. Für Geister sind er und ich aber besonders anfällig, weshalb wir unser Haus mit allerlei Siegeln und Bannern geschützt haben. Tenni-“, sie lief rot an und räusperte sich. Ich versuchte so zu tun, als hätte ich den Spitznamen nicht gehört.               „Tenten wusste, dass euch hier niemand etwas anhaben kann. Niemand, der uns etwas Böses will, kann über unsere Türschwelle treten. Deshalb…sei bitte nicht…es ist halt…“, sie nahm einen tiefen Atemzug, „Deine Freundin war bewusstlos. Sie kann also keinen Willen empfinden in diesem Moment und kommt so hinein. Sollte…sollte der Vampir in ihr jedoch die Kontrolle bekommen ,dann…“   In meinem Kopf machte es Click. Nicht, dass ich Neji jetzt automatisch verzeihen konnte. Es war immer noch ein Arsch und immer noch herzlos und hatte mich vor allem immer noch ausgesperrt. Aber…               „Ich verstehe“, unterbrach ich sie, „Wenn sie jetzt hier drinnen ihre Meinung ändert, haben eure Banne gar keine Wirkung. Sie halten das Böse nur von Draußen ab.“   Sie nickte vorsichtig. Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen und biss ein weiteres Mal meines Sandwich ab. Es schmeckte hervorragend, nach Frischkäse, Gurke und überhaupt nicht nach Blut. Trotzdem konnte ich nicht drumherum und ihr zuzwinkern,             „Du weißt aber schon, dass du das mir vielleicht hättest nicht sagen sollen?“   Da war es wieder, dieses starke Erröten und nach Luft ringen. Ich fühlte mich fast ein bisschen schlecht, dass es mir so auffiel. Nachher war das noch eine psychische Krankheit, eine Angststörung oder so, und ich benahm mich noch mehr wie ein Idiot als sonst.             „W-wie bitte?“               „Naja“, ich biss ein weiteres Mal ab, „Ich meine nur, dass ich dir ja auch jetzt etwas Böses wollen könnte, weil ihr mich nicht zu ihr lässt. Du kennst mich ja gar nicht.“   Hilflos zuckte sie mit den Schultern und starrte interessiert auf ihre Fingernägel,             „Ich glaube nicht, dass Sie ein schlechter Mensch sind, Herr Schattenläufer. Ein schlechter Mensch würde nicht für Stunden an eine Tür schlagen, weil er sich um seine Freundin sorgt“   Ein Gefühl von Wärme begann sich in meinem Körper auszubreiten, wand sich von meiner Brust zu meinen Armen und meinen Beinen bis in mein Gesicht. Das war jetzt ja sogar schon fast charmant. Mit einem trockenen Lachen kratze ich mich einen Moment an der Nase, ehe ich ihr das blutige Handtuch zurückreiche,             „Naja. So schlecht kannst du dann ja auch nicht sein. Nicht jeder macht so einen Aufstand für einen Wildfremden.“   Ihr Blick lies sich nicht deuten. Für einen Augenblick erschien es mir so, als ob sie noch etwas zu sagen hätte, aber sich entschied es nicht zu tun. Ein schüchternes Lächeln schlich sich über meine Lippen, während sie mir noch einmal etwas Tee einschenkte. Die Schreie hinter der Tür waren noch immer dumpf zu hören, doch langsam hatte ich mich an sie gewöhnt.             „Du meintest du kannst in die Zukunft sehen“, wiederholte ich vorsichtig. Hinata nickte zustimmend, wirkte aber dennoch etwas unsicher. Ich nahm einen weiteren Schluck Jasmintee und bewegte mich etwas näher zu ihr,             „Kannst du mir sagen, ob sie es schafft?“   Für einen Moment war ich mir sicher, sie würde Nein sagen, doch dann sah Hinata stumm an mir vorbei und fixierte dir Tür. Fasziniert beobachtete ich wie sich ihre Augen veränderte, wie der Grauton ihrer Iris vollkommen zu weiß wurde und ihre Pupille sich ebenfalls verfärbte. Sie erblindete in dieser Welt, um in die Zukunft zu sehen.   Und das war schon irgendwie cool ,wenn auch creepy. Das musste ich ihr lassen. Mit einem Mal begann sie schneller zu Atmen, nach Luft zu ringen. Tränen begann ihre Wangen hinabzugleiten und mein Magen drehte sich ein weiteres Mal um. Hieß es sie schaffte es nicht? War das normal während einer Vision?   Müsste ich Hinata trösten oder müsste ich bereits mit dem Trauern anfangen?               „Schafft sie es?“, flüsterte ich, und griff nach ihrer Hand. Langsam drehte sie den Kopf zu mir um, öffnete die Lippen, welche leicht bebten,             „Ja.“   Ihre Augen nahmen wieder ihren gewöhnlichen Farbton an, Schweiß lief ihre Wange hinab. Sie zitterte am ganzen Körper, während sie versuchte gegen das Weinen anzukämpfen, welches begann.             „Was…was ist los?“               „Es…es hat nichts mit Sakura zu tun, Naruto, ich hab….ich hab nur…“ Sakura. Woher wusste sie denn jetzt ihren Namen? Oder meinen? Ich zog meine Hand vorsichtig zurück und beugte mich nach vorne, zwang mich zurück in ihr Sichtfeld, auch wenn sie mal wieder versuchte meinen Augen auszuweichen.             „Hinata, bitte. Ich muss wissen, was los ist und wenn du eben meinen Namen gesagt hast, weiß ich, dass du etwas gesehen haben musst, was mit mir und ihr zu tun hat.“   Ich hatte ein bisschen ein schlechtes Gewissen. Hier war ich, mit Tenten und Sakura gegen zwei Uhr morgens in ihr Haus gestürmt, hatte ihren Mentor beleidigt und sie nun zum weinen gebracht. Beim Weihnachtsmann gab das schonmal keine Gutmenschpunkte.             „Bitte“, flüsterte ich noch einmal, „Sag es mir.“               „Ich…ich kann es noch nicht so richtig. Das in die Zukunft sehen“; gestand sie mir und strich eine ihrer langen dunklen Strähnen hinters Ohr, „Meistens ist es leichter sich direkt in…in jemanden zu versetzten. Meine eigene Zukunft ist für mich am leichtesten zu sehen und was ich sah…nunja…das war Nejis Zukunft. Nur einen Bruchteil davon.“ Und deshalb weinte sie jetzt? Scheiße.               „Also sind Sakura und ich ein Teil von Nejis Zukunft?“ Fantastisch. Vielleicht hätte ich mich auch beißen lassen sollen.   Mit einem zögerlichen Lächeln nickte sie und atmete schließlich aus,             „Es ist auch nichts Schlimmes, was ich gesehen habe, nur…nur sehr typisch für ihn. Sehr traurig“, fügte sie hinzu. Ihre Stimme war noch weicher geworden, die Art von Stimme, die vor allem gute Zuhörer besaßen. Für einen Moment verfiel ich in Stille, überlegte, ob ich ihr vielleicht noch irgendetwas sagen konnte, um sie ein bisschen aufzuheitern. Erst dann viel mir auf, dass Sakuras Schreie verstummt waren. Im nächsten Moment hörte ich das Schloss der Tür und wich mit Hinata einen Schritt zurück ,als Neji und Tenten hinaustraten.   Beide sahen vollkommen erschöpft aus, Schweiß lief ihnen die Wangen hinunter und tiefe Augenringe waren zumindest bei Tenten zu sehen. Geschah ihnen Recht. Hätten sie mich nicht herausgeworfen, hätte ich ihnen schließlich helfen können. Tenten nahm jedoch von mir gar keine Notiz.               „Haben wir dich aufgeweckt, Süße?“, fragte sie Hinata liebevoll und bot ihr ihre Hand an. Meine Gesprächspartnerin stand auf und nahm Tenten vorsichtig in den Arm. Mit einem erschöpften Lächeln verwuschelte die Brünette ihr die Haare,             „Sorry. Ging um…untot und tot.“   Neji sah zu mir herab und wie wir Männer es manchmal taten, hatten wir eine Unterhaltung, die allein mit Blicken geführt wurde, kurzerhand zusammenzufassen in „Ich kann dich nicht leiden ,aber wo du schon mal hier bist, kann ich dich auch nicht ignorieren“. Ich rappelte mich auf und versuchte über seine Schulter zu spähen. Mit einem leichten Augenrollen gab er nach und deutete mir ihm zu folgen.               „Hey, Hinata, nicht so fest, ich habe noch keinen Kaffee getrunken“, lachte Tenten in der Ferne, als ich ein weiteres Mal den Keller betrat.   Jetzt, wo ich mit Hinata darüber gesprochen hatte, spürte ich die Magie förmlich, die das Böse von draußen fernhielt. Die Runen und Zirkel, welche wieder und wieder Schilde und Friedenszeichen formten, verschmolzen geradezu perfekt mit den Traumfängern und Feder an der Wand. Hier und da schien es mir fast, als würde ich Haare in dunkelbraun und dunkelblau zwischen den Bannen finden.   So wie ich Magier kannte, stimmte das wahrscheinlich auch. Mein Blick glitt an der Wand vorbei zum Tisch, auf welchem Sakura lag. Es war kein schöner Anblick sie mit all diesen Gürteln festgeschnallt zu sehen. Sowohl ihre Arme und Beine als auch ihr Bauch, ihre Brust und selbst ihr Hals waren festgeschnallt worden. Sie atmete nicht mehr. Sah aus als sei sie tot.             „Sie ist während ihrer Wandlung eine Gefahr. Das muss dir bewusst sein“, erklärte Neji ohne großes Wenn und Aber. Ich ging vorsichtig auf sie zu und nahm ihre Hand. Eiskalt.               „Sie ist immer noch meine beste Freundin“, murmelte ich und drückte ihre Hand leicht. Sie regte sich nicht ,wirkte beinahe wie eine Puppe. Dabei war sie der lebensfrohste Mensch, den ich ja kannte. Gekannt hatte? Scheiße war das kompliziert.               „Das sage ich ja nicht. Aber sie hätte dich umbringen können und bis sie sich im Griff hat, kann das immer noch passieren. Gib ihr ein Jahr“, er sah mich direkt an und das grau seiner Augen wirkte beinahe wie Eis, „Gib ihr ein Jahr, damit sie lernen kann sich zu beherrschen. Solange glaub ihr kein Sterbenswörtchen.“ Ich schenke Neji ein schwaches Lächeln. Als hätte ich nicht jahrelang als Schattenläufer gearbeitet. Als hätten Sakura und ich uns nicht gerade auf das Bekämpfen von Vampiren spezialisiert. Als wüsste ich nicht, wie krank diese Wesen sein konnte, dass sie nicht vor Kindern ,vor Schwangeren, vor Schwachen Halt machten.               „Natürlich nicht. Ich werde ihr nicht vertrauen“, log ich ihm deshalb ins Gesicht. Kapitel 4: Erwachen ------------------- Das Lagerhaus ist komplett leer. Wir haben uns vom untersten bis in den letzten Stock hochgearbeitet. Ich schlucke nervös und halte mein Schwert fest in meiner Hand. Naruto hingegen ist noch komplett ruhig und wirft gelassen sein Kunai auf und ab. Wie kann jemand so scheiße entspannt sein?               „Hast du Angst?“, fragt Sasuke mich in seinem spöttischen Ton. Er klingt immer so, als ob er alles scheiße findet, aber ich weiß, dass er sich nur Sorgen macht. Ich zwinge mir ein Lächeln auf die Lippen.               „Ist nur komisch, dass hier niemand ist, weißt du? Alles andere hat gestimmt. Die erhöhte Anzahl von Leuten mit Anämie. Das abgelegene Gebiet. Die Tatsache, dass dieses Haus fast komplett in der Dunkelheit steht.“   Mit einem selbstsicheren Lächeln beginnt er rückwärts zu laufen und wendet sich mir komplett zu. Er ist wunderschön, die Arme trainiert, sein Gang selbstsicher. Wie immer macht mein Herz einen kleinen Sprung.               „Mach dir keine Sorgen. Ich passe schon auf euch auf.“   Im nächsten Moment haben sie uns umzingelt. Wir sind schnell, doch sie sind schneller. Während wir es schaffen einander den Rücken zu decken, sind es unsere Fronten die ungeschützt bleiben. Mein Schwert trifft ins Leere. Meine Schreie hallen durch das Lagerhaus. Eine Minute später ziehen wir einen Vampir von Sasuke weg, der bereits mit einem anderen auf der Erde ringt. In der nächste Sekunde stößt Sasuke uns aus dem Fenster auf das Nachbardach. Einen Atemzug verstreicht. Dann geht das Haus in Flammen auf. - Schreiend versuchte ich mich aufzusetzen, doch irgendetwas hielt mich zurück. Ich hatte keine Ahnung wo ich war. Mein Hals war staubtrocken, kalte Panik machte sich in mir breit. Das war nicht der Auktionssaal des Hotels Midnight. Hier waren weder Naruto noch Sasuke.   Nein, ich war in irgendeinen verdammten Keller geraten und war wahrscheinlich von einem Perversen angekettet worden.  Ich versuchte gegen die Gürtel zu drücken und mich irgendwie zu befreien. Wie spät was es inzwischen? Das Zimmer war ein alter Backsteinkeller, die Wände über und über mit Runen bedeckt. Es roch nach alten Kerzen und Räucherstäbchen, doch mir fielen vor allem die vielen Teppiche auf, die Kissen, die Gemütlichkeit. Wo auch immer ich war, der Raum war nicht dafür gedacht, jemanden hier zu foltern. Dafür gab es zu wenig Werkzeuge und zu viele Plüschkissen.               „Oh, du bist wach!“, sprach eine fremde Stimme neben mir. Nur blöd, dass ich mich dank dieser Scheißgürtel nicht wirklich bewegen konnte. Aus dem Augenwinkel trat eine junge Frau hervor, welche mich beschwichtigend anlächelte. Tatsächlich beruhigte ich mich jedoch kein bisschen. Ich hatte genügend Einsätze hinter mich gebracht um zu wissen, dass selbst in den sanftesten Lämmern ein echter Psycho stecken konnte.               „Ja. Und angekettet. Vielen Dank dafür“, antworte ich trocken und drückte mich mit all meiner Kraft gegen die Gürtel. Nichts rührte sich. Wie hatte sie das geschafft?   Die Fremde strich sich nervös eine ihrer langen blauen Haarsträhnen aus dem Gesicht. Sie sah im ersten Moment nicht wirklich stark aus, nicht wie jemand gegen den ich im Kampf große Probleme haben könnte. Andererseits trügt der Schein ja ganz gerne einmal.               „Oh, ich mache dich gleich los, tut mir leid“, mit einem entschuldigenden Lächeln begann sie tatsächlich den ersten Gürtel abzulösen,             „Wir hatten nur Angst, dass du dich verletzt“, erklärte sie vorsichtig. Tatsächlich war sie zwar ein wenig verkrampft aber ansonsten vollkommen entspannt. Nicht bereit jeden Moment in einen Angriff zu springen, oder sich zu verteidigen. Zuerst löste sie die Gürtel um meine Arme und meinen Oberkörper. Vorsichtig setzte ich mich auf und rieb meine Handgelenke.               „Ich weiß, dass dies alles gerade ein bisschen verwirrend ist“, beruhigte mich die Fremde und machte sich an meinen Beinfesseln zu schaffen. Sie blickte zu mir auf und das erste Mal konnte ich ihre Augen wirklich erkennen. Sie hatten einen beinahe unmenschlichen Grauton, doch etwas Treues an sich. Dass sie sich in der zweiten Welt bewegte war natürlich ohne Zweifel klar. Wie hätte sie sie mich sonst hierher bekommen können?               „Naruto hat dich hierhergebracht. Das gestern Abend muss wohl sehr schief gegangen sein. Mein Cousin Neji und Tenten haben dich versorgt, aber sie ruhen sich momentan aus. Ich habe die Wache übernommen.“               „Sind wir in Gefahr?“, fragte ich mit vorsichtig und stieg von der Liege, die sich einen Moment später als Tisch herausstellte, auf. Es war mir nur noch ein bisschen schwindlig. Ich sah an mir herunter. Noch immer trug ich das Kleid, was ich zur Auktion getragen hatte. Blut klebte an meinen Armen und am Stoff. Das Massaker hatte ich mir so wenig eingebildet, wie Sasuke selbst. Er war tatsächlich am Leben.               „N…nun, nicht in diesem Moment aber…du solltest vielleicht nicht mehr in die Sonne gehen“, die Frau lief knallrot an, als ich ihr einen verwirrten Blick zu warf, „Tut mir leid, ich..ähm…das war…das war schlecht formuliert, es ist nur, dass…naja…“   Ich war nicht blöd. Ich war seit der ersten Klasse Jahrgangsbeste gewesen. Ich war es, die unsere Aufträge plante, diejenige, die es schatte Privatleben und Schattenlauf miteinander zu verbinden. So einen Sonnenkommentar nach einem Vampirkampf? Das konnte nur eines heißen.   Meine Hand wanderte an meinen Hals. Langsam tastete ich ihn nach einer Bisswunde ab, versuchte ruhig zu bleiben. Aber wie sollte man ruhig bleiben, wenn man gerade herausfand, dass man zur Vampirin geworden war?               „Wo ist Naruto?“, ich war nicht stolz darauf, wie meine Stimme klang. Die Panik sang eindeutig in ihr mit, ich klang etwas höher als sonst, schwächer. Ich atmete tief ein, nahm noch einmal all diese Gerüche um mich herum auf – Rauch, Staub, Asche. Lavendelparfüm. Kaffee. Wasser. Frische Wäsche. Zu viele Gerüche, als dass ein Mensch sie gleichzeitig hätte erahnen können.   Die Fremde streckte mir vorsichtig ihre Hand entgegen. Widerwillig nahm ich sie an und stellte überrascht fest, wie rau sie sich anfühlte. Fast schlimmer als meine. Ich folgte ihr aus dem Keller, die Treppe hinaus und trat in einen einfachen Flur. Wir befanden uns in einem Einfamilienhaus, welches ein kleines bisschen zu sauber eingerichtet war.   Die Wände waren blütenweiß, ebenso wie die Möbel. Ich folgte ihr ins Wohnzimmer, welches die reine Optik beibehielt. Ein weißer Kamin befand sich auf der einen Wandhälfte, eine andere Wand bildete mit bodenlangen Fenstern ein Zugang in einen kleinen Garten, welcher momentan in völliger Dunkelheit lag. Ich spürte den sanften Teppich unter meinen Füßen und erspähte auf einem der weißen Sofa den vertrauten Blondschopf meines besten Freundes.   Naruto lehnte über dem Glastisch und starrte beinahe wie in Trance auf sein Handy. Zwischen all dieser heile-Welt Einrichtung wirkte er komplett fehl am Platz. Er trug ein viel zu langes dunkles Hemd, seine schwarze Lederhose zeigte noch einige Blutspritzer und Flecken von Dreck. Trotz allem war er für mich das Realste an diesem Haus. Nicht so unmenschlich klinisch rein.             „Ist irgendetwas, Hinata?“, fragte er und sah nicht einmal von seinem Handy auf. Hinata war also ihr Name. Ich hätte sie vielleicht zuerst danach fragen sollen.   Neben mir machte sie sich ein wenig kleiner, räusperte sich für einen Moment,             „Sie ist wach.“   Augenblicklich sah er auf und traf meinen Blick. Das Blau seiner Augen trat stärker hervor als er mich ansah. Erleichterung und Sorge begannen in ihnen aufzuleuchten. Sofort sprang er auf die Beine und schloss die Distanz zu mir, nahm mich in die Arme. Hatte er sich schon immer so warm angefühlt?               „Ich hatte so eine Angst um dich!“, keuchte er und drückte mich etwas näher. Zögerlich umarmte ich ihn zurück,             „Mensch, du hättest dich sehen sollen, du warst über und über mit Blut bedeckt! Und du hast geschrien und…und es tut mir so leid, dass ich nicht rechtzeitig bei dir war, um dich zu beschützen, es tut mir so leid!“   Die Sache war, dass ich mich überraschend leer fühlte. Als würde alles um mich herum gar nicht wirklich passieren, als würde ich jeden Moment aufwachen und wieder zu Hause sein. Rational war ich mir bewusst, dass meine Situation nicht die Beste war aber emotional? Emotional fühlte ich mich beinahe taub, viel zu sehr davon abgelenkt, dass ich beinahe hören konnte, wie das Blut durch seine Adern rauschte. Ich brachte etwas Distanz zwischen uns, zwang mir ein Lächeln auf die Lippen.   Naruto erstarrte,             „Oh fuck, du hast Fangzähne.“   Okay. Lächeln war also auch nicht drin. Augenblicklich wurde mir schwindlig. Zu meiner Überraschung trat Hinata an meine Seite und legte mir zögerlich einen Arm um die Schultern,             „Ich helfe ihr kurz beim Frischmachen, w-w..wenn das in Ordnung ist“, vorsichtig steuerte sie mit mir zur Tür zu, wartete nicht einmal auf meine Zustimmung. Ich fühlte mit der Zunge über meine Eckzähne und zuckte zusammen, als ich spürte, wie scharf sie waren. Scheiße, okay, das war schon etwas realer.               „Ich ähm…ich mache Kaffee?“, schlug Naruto vor und sah mich aufmunternd an. Zögerlich nickte ich und ließ mich zurück in den Flur und die Treppe hinaufführen. Das Zimmer, was ich diesmal betrat war klein aber häuslicher als die untere Etage. Das Mobiliar war immer noch in weiß gehalten, doch dutzende Bilder schmückten die Wände. Bücher lagen über all verteilt, auf der Erde, auf dem Himmelbett, im Fensterrahmen. Hinata setzte mich an ihrem Bett ab und kniete sich vor mich hin. Mit beinahe mütterlicher Zuwendung griff sie nach meiner Hand.             „T-tut mir leid. Ich…“, ihre Augen waren irgendwie komisch, das Grau, was ich zuvor noch erkannt hatte, war einem reinen Weiß gewichen, „Ich dachte es wäre vielleicht besser, wenn ich dich da heraushole.“   Meine Zunge schlug ein weiteres Mal gegen die Fangzähne. Jetzt, wo ich sie entdeckte hatte, konnte ich nicht mehr aufhören sie zu befühlen, dagegen zu stoßen. Vampir. Ich war wirklich ein Vampir.               „War es mir so sehr anzusehen, dass ich gerade anfange einen Nervenzusammenbruch zu haben?“ Ich erwartete, dass sie lachte, aber sie bleib ruhig. Fast schon ein bisschen zu ruhig. Hinata blinzelte einen Moment und im nächsten Augenaufschlag waren ihre Augen wieder Grau wie zuvor.               „Hat es was mit deinen Augen zu tun, Hinata?“   Das Rot trat ihr mal wieder auf die Wangen. Ertappt.               „Ich…naja…ich kann in die Zukunft sehen, weißt du. Nicht sehr gut, nicht sonderlich gut wie Neji!“, sie ließ von mir ab und wandte sich dem Kleiderschank zu, begann darin herumzuwühlen. Ich zweifelte daran, dass mir etwas von ihr passen würde. Sie war ein bisschen runder als ich und gerade am Oberkörper ein bisschen…weiterentwickelt.               „Und du hast gesehen, dass es mir schlecht gehen wird, oder was?“               „Ich…“, entschieden griff sie nach einem längeren blauen Kleid, was schon aus sah, als wäre es mehrere Jahre alt. Ein Kindheitsstück, welches man aus Sentimentalität mitnahm und mir in Hinatas Fall wunderbar passen würde,             „Ich habe gesehen, was passieren könnte, wenn ich dich da nicht heraushole. Aber das ist jetzt auch nicht mehr wichtig. Dein Pfad hat sich geändert“, mit einem fast stolzen Lächeln überreichte sie mir das Kleidungsstück, „Alles ist gut gegangen. Alles wird gutgehen.“               „Wenn du in die Zukunft sehen kannst, aber eben meintest, sie hat sich geändert, wie kannst du dir da so sicher sein?“   Ich begann vorsichtig mein altes Kleid auszuziehen. Es sah aus wie ein Kostüm aus einem Horrofilm. Hinatas Kleid fühlte sich so viel sanfter gegen meine Haut an und roch nach frischer Wäsche, nicht nach Rauch, Tod und Massenpanik. Gedankenverloren spielte Hinata mit ihren Daumen und setzte sich auf den Boden,             „Es ist ein bisschen wie ein Buch, weißt du?“, erklärte sie mir mit einem höflichen Lächeln, „Viele Dinge können ganz verschieden ausgehen, gut oder schlechte, traurig oder einfach nur frustrierend. Aber bestimmte Pfade kreuzen sich immer wieder, wenn auch auf ganz verschiedene Weise“   Ich griff nach einem Kissen und drückte es an mich, lehnte mich ein wenig vor. Als Schattenläufer hatte ich nicht viel mit der Gesellschaft der zweiten Welt zu tun. Ich bewegte mich schließlich dazwischen. Oder hatte es, bis eben.               „Ich wusste, dass ich dir eines Tages begegnen werde und ich weiß, dass dies nicht unser letztes Gespräch sein wird“, sie nickte mir aufmunternd zu, „Ich versuche nur, dafür zu sorgen, dass wir vielleicht einen Weg finden, in dem alles sofort gut verläuft. Die Zukunft ist nichts Festes, aber sie folgt einem kleinen Wegweiser.“   Das war mehr als nur ein bisschen creepy. Nachher hatte Hinata noch Teile meiner Zukunft gesehen, die super intim waren. Oder peinlich. Was, wenn sie wusste, dass ich noch immer Probleme hatte zu schlafen? Oder, dass mein Herz noch immer vielleicht ein klein wenig für Sasuke schlug?             „Was passiert dann als nächstes?“, hakte ich nach. Missmutig zuckte sie die Schultern.               „Ich meinte bereits, so…so sonderlich gut kann ich das nicht sehen. Momentan sehe ich Dinge entweder Minuten bevor sie passieren oder sehr weit in der Ferne. Die einzige Zukunft, die ich relativ gut erkennen kann ist meine eigene“, sie kaute für einen Moment auf ihrer Lippe herum, hielt inne, während sie überlegte. Schließlich sah sie ein weiteres Mal zu mir.             „Aber ich kann dir sagen, dass du Sasuke wiedersehen wirst.“   Ich starrte sie für einen Moment verwundert an. Sasuke hatte ich schließlich nicht einmal erwähnt. Ich hatte das Gefühl eine Gänsehaut zu bekommen und krallte mich ein bisschen mehr in das Kissen.             „Weißt du, ob es ihm gut geht?“               „Sein Name ist für uns nicht der eines Fremden“, sie blinzelte und im nächsten Moment waren ihre Augen wieder schneeweiß, dann wieder grau, „In der zweiten Welt nennen wir ihn den Nachtschatten“, ihr Lächeln blieb weiterhin höflich, doch ihr Ton war beinahe ein wenig besorgt, „Wegen seines Schattenläuferhintergrunds und des Vampirdaseins.“ Meine Hand glitt zu meinem Hals zurück, meine Finger strichen vorsichtig über die Bisswunde. Ich wusste, dass nur er sie mir zugefügt haben konnte – und ich wusste nicht, ob er mich gerettet oder verdammt hatte.               „Sasuke geht seinen eigenen Weg, das hat er schon seit er vor drei Jahren aufgetaucht ist. Persönlich habe ich ihn noch nicht einmal gesehen aber…“, sie deutete auf ihre Augen, „Neji beschäftigt sich viel mit ihm. Wenn du willst, kannst du ihn sicher fragen, ob er dir ein bisschen mehr erzählen kann. Ich…ich kann dir nur sagen, dass ich ihn in deiner Zukunft sah.“   Mir schwirrten so viele Fragen in meinem Kopf herum. Wieso wusste Hinata etwas über meine Zukunft? Was war das schlechte, wovor sie mich hatte bewahren wollen, dass sie mich hier mit heraufgenommen hatte?   Und wiese drei Jahr? Er war doch vor fünf Jahren verschwunden…   Es klopfte an der Tür und ohne auf eine Antwort zu warten trat eine junge Frau ein. Ihre langen braunen Haare trug sie zu zwei Dutts gebunden, ihr weißer Anzug war nass von dem Winterregen draußen. Sie bewegte sich vollkommen anders als Hinata, kampfbereiter. Wie jemand, mit dem man sich nicht anlegen sollte. Selbst trotz ihres Anzugs erkannte ich an ihren Armen die Muskeln.             „Naruto hat mir gesagt, ihr seit hier oben. Schläft Neji noch?“   Hinata entspannte sich augenblicklich, der weiße Schimmer hatte ihre Augen komplett verlassen. Vorsichtig schüttelte sie den Kopf.             „Er ist im Garten soweit ich weiß.“               „Ist auch egal“, murmelte die Fremde und zog unter ihrem Mantel einen Beutel hervor. Aber nicht irgendeinen Beutel, nein. Das Ding war tiefrot, hatte irgendwelche Beschriftungen außen und sah definitiv nicht aus wie Tomatensoße. Meine Eckzähne fühlten sich noch schärfer an.               „Ist das etwa-"               „Dein Frühstück, ja“, sie verzog das Gesicht und deutete mir ihr zu folgen. Auch Hinata rappelte sich auf die Beine. Ich ging ihr langsam hinterher,             „Wie hast du das bekommen, ähm…?“               „Tenten“, antwortete sie und leitete uns in die Küche. Naruto goss gerade den Kaffee in fünf Tassen ein. Die Kanne fiel ihm beinahe aus der Hand, als er den Blutbeutel entdeckte. Ich nahm dies jedoch aus dem Augenwinkel nur war, mein Fokus blieb weiterhin am Blut hängen. Ich merkte zwar, dass im Hintergrund gesprochen wurde, aber was genau erzählt wurde, erreichte mich nicht mehr. Mein Hals hatte sich schließlich schon seit Stunden trocken angefühlt. Vor meinem Gesicht schnipste jemand. Ich blickte auf und sah in Narutos Augen, welcher vollkommen beunruhigt wirkte,             „Scheiße, du siehst aus wie ein Zombie.“               „Sei froh, dass sie keiner ist. Zombies lässt Neji garantiert nicht in sein Haus, schon gar nicht in die Küche“, Tenten schob sich an Naruto vorbei und buchsierte mich zu einem der Küchenstühle. Auf dem Tisch setzte sie den Beutel ab,             „So, du nimmst das jetzt erstmal zu dir. Ich hab nämlich keine Lust nachdem ich mich so für deine Rettung eingesetzt habe, dich gleich wieder loszuwerden. Mund auf, Zähne rein, los geht’s.“   Das ging mir alles echt zu schnell, vor allem, weil mich drei Augenpaare interessiert ansahen. Tenten kniete direkt neben mir und hielt mir den Beutel weiterhin vor die Nase, Naruto hatte sich an den Tisch gesetzt und trank seinen Kaffee vor sich hin, während Hinata sich an die Küchentheke lehnte und mich besorgt beobachtete.   Ich senkte den Blick und konzentrierte mich auf den Beutel, nahm ihn vorsichtig in meine Hände. Ähnlich wie eine Wärmflasche, fühlte ich wie dickflüssig das Blut im Beutel war, drückte vorsichtig dagegen, um ein Gefühl zu bekommen. Ich holte für einen Moment kurz Luft, ehe ich den Beutel an meinen Mund hielt.               „Fuck!“, zischte Tenten und rutschte zur Seite, auch Naruto viel fast aus seinem Stuhl. Ich saugte vorsichtig an dem Plastik und spürte, wie mir das Blut den Rachen hinunter lief. Aber leider auch meine Hände und Arme. Trotzdem gab zumindest das Gefühl der Trockenheit in meinem Hals sofort nach. Ich schämte mich beinahe, als mir nur ein Wort in den Sinn kam, um den Geschmack des Blutes zu beschreiben.               Köstlich. Kapitel 5: Spur --------------- Auch, wenn ich die weiße Couch zu Beginn nicht sonderlich gemocht hatte, war sie seit zwei Tagen ein bisschen zu meinem zu Hause geworden. Tagsüber musste ich im Keller bleiben, eingeschlossen, um mich vor der Sonne zu schützen aber nachts befand ich mich recht gerne im Wohnzimmer. Es gab mir ein bisschen mehr das Gefühl normal zu sein, und das Internet war auch um einiges besser. Zu blöd, dass mein Handy immernoch bei mir zu Hause lag.   Natürlich gab es im Internet nicht einen Artikel zur Blutauktion. Die Cleaner hatten ganze Arbeit geleistet, die Spuren komplett zu verwischen. Normalerweise war ich immer recht froh darüber, dass wir als Schattenläufer ihnen die Arbeit überlassen konnten, hinter uns aufzuräumen. Wenn es aber darum ging Sasuke zu finden, half mir das nun gar nicht.               „Und was ist mit Kaffeesatz? Geht sowas?“   Ich rollte mit den Augen und sah auf die linke Seite des Raumes. Hinata legte gerade etwas Holz im Kamin nach und Naruto, der auf der Erde lag und eigentlich auch nach Informationen suchen sollte, war dabei sie schamlos auszuhorchen. Natürlich war Hinata viel zu süß, um ihm zu sagen, dass er gerade Scheiße erzählte. Armes Ding.               „N-nein. Es…Handlesen ist wirklich das Einzige, was geht, aber nur, weil…naja, weil man ja mit jemand anderem dann Kontakt hat. Aber Kaffeesatz ist leider auch falsch.“               „Was ist mit Runen?“               „Hexenwerk, das ist etwas anderes“, flüsterte sie und rückte etwas mehr zum Feuer. Der Winter hatte begonnen, komplett über unsere Stadt zu brechen. Noch hatte es nicht geschneit, aber es könnte jeden Moment losgehen. Sowohl Naruto und Hinata trugen deshalb dicke Pullover. Ich hingegen hatte inzwischen mein Partykleid gewaschen und Hinata ihr blaues Kleid zurückgegeben. Kälte spürte ich nicht.               „Also hast du all diese coolen Fähigkeiten gar nicht? Du kannst wirklich nur Sehen und bist sonst ein Mensch?“, mit einem enttäuschten Seufzen drehte er sich auf den Rücken, „Das ist ja enttäuschend.“   Aus dem Türrahmen zum Flur räusperte sich jemand. Ich musste nicht einmal aufzusehen, um zu wissen, wer es war. Neji hatte mit klar gemacht, dass er gar nichts davon hielt, dass ich hier war und nur wegen Hinata und Tenten mich aushielt. Wie hatte er mir das klargemacht? Er ignorierte mich.   Auch jetzt sah er mich nicht an, sondern sah nur wütend in Narutos und Hinatas Richtung. Creep.               „Enttäuschend? Ein Medium hat eine viel engere Verbindung zu Geistern und Magie als es eine Hexe je haben wird. Hexen brauchen Handel und Deals, um etwas zu erreichen. Zirkel. Ein Medium kann alleine bereits mehr bewirken“, mit einem zynischen Lächeln sah er nun direkt zu Naruto, „Aber jemand wie du kann das nicht verstehen.“               „Neji…“, seufzte Hinata und drehte sich zu ihm, „Bitte…“               „Nein, Hinata, lass ihn ruhig ausreden. Ich weiß, dass wir Schattenläufer in der zweiten Welt nicht sonderlich beliebt sind, aber schließlich sind wir ja hier zu Gast“, Naruto ballte die Hand zu einer Faust. Oh, scheiße. Das letzte Mal, dass ich ihn wütend erlebt habe, war, als Sasuke noch am Leben war. Und sobald jemand Naruto zeigte, dass er dachte Naruto sei nichts wert, legte mein bester Freunde alles daran, ihnen das Gegenteil zu beweisen.               „Nun, du hast es gut auf den Punkt gebracht, Naruto. Du bist ein Schattenläufer und damit nur ein einfacher Mensch“, das erste Mal sah Neji kurz zu mir. Seine Augen waren genauso wie Hinatas grau. Genauso wie sie bewegte er sich sanft und grazil, doch seine Bewegungen hatten eine Schärfe in sich, die mir nicht Geheuer war. Als wüsste er etwas, was wir nicht wissen,             „Verzeih mir also, wenn ich als Wesen der zweiten Welt einem einfachen Besucher nicht wirklich viel zutraue. Es ist nur so unvorstellbar für mich, wie Menschen mit so viel Blindheit durch ihr Leben laufen und letztendlich einfach sterben. Wenigstens Sakura scheint sich darüber nicht Sorgen zu müssen.“   Noch ehe wir reagieren konnte, drehte Neji uns den Rücken zu und ging zur Treppe zurück. Als wir die Tür zu seinem Zimmer ins Schloss schlagen hörten, schlug Naruto wütend mit der Faust gegen den Teppich.               „Autsch“, zischte er und schüttelte seine Hand, „Sorry, Hinata aber wenn du mich fragst, hat Neji ‘nen ganz schönen Komplex. Meinst du, er ist untenrum ein bisschen kleiner als der Durschnitts-“               „Boah, du bist manchmal so eklig, Naruto“, rief ich und warf eines der Sofakissen gegen seinen Hinterkopf.   Lachend wuschelte er sich durch die Haare, während Hinata dagegen ankämpfte, bewusstlos zu werden.               „Das ist seine Cousine, du Holzkopf!“               „Deswegen weiß sie es vielleicht grade, als Kinder haben alle früher zusammen gebadet!“   Hinata begann leise zu lachen und wir beide verstummten. Neben ihr sahen wir beide wahrscheinlich wie die letzten Dorftrampel aus, aber das schien ihr egal zu sein. Sie drehte sich lächelnd in unsere Richtung und schüttelte den Kopf,             „Tut mir leid, ich…ich finde es nur schön, endlich wieder Leute im Haus zu haben. Normalerweise ist alles immer so ruhig hier, wenn keine Kunden da sind“, sie griff nach einem weiteren Holzscheit und warf ihn in die Glut,             „Neji kann immer ein bisschen hart sein am Anfang, aber er macht sich nur Sorgen. Ihr werdet sehen, wenn ihr ihn erst ein bisschen mehr kennenlernt, merkt ihr, dass er eigentlich sehr lieb ist.“   Naruto sah für einen Moment so aus, als würde er selber anfangen zu lachen, aber eher spöttisch. Dann schüttelte er den Kopf,             „Du bist echt zu gut für die Welt, Hinata.“   Na klasse, okay, ich wusste, wann ich das fünfte Rad am Wagen war. Und Hinata war in Narutos Gegenwart noch so viel mehr nervöser, dass ich eins und eins zusammenzählen konnte. Ich wusste zwar nicht, was groß passiert war, dass sie so an Naruto Gefallen fand, aber ich wollte den beiden auch nicht im Weg stehen.               „Ich gehe kurz nach oben und versuche mal mit ihm zu reden“, verabschiedete ich mich und ließ meine Lieblingscouch zurück. Ich verstand noch immer nicht so ganz, warum Hinata und Neji sich ein verdammtes Einfamilienhaus als Heimat ausgesucht hatten und nicht näher an der Stadt lebten. Natürlich war hier alles ein bisschen mehr auf heile Welt gemacht, aber man war auch so viel weg vom Leben.   War wahrscheinlich für mich ganz gut. Ich war komplett auf Tenten und ihre Blutbeutel angewiesen, die sie mir die letzten Tage vorbeigebracht hatte. Und so unwissend konnte ich nicht einfach los und sie mir irgendwie beschaffen. Nejis Zimmer befand sich am hinteren Ende des Flurs, an Hinatas Zimmer vorbei. Ich war natürlich noch nicht da gewesen, weil der nette Herr mich nicht beachtete. Außerdem schlief, soweit ich wusste, nicht nur er in diesem Raum.             „Neji, du musst mit ihr reden!“   Ja, auch jetzt war Tenten in seinem Zimmer. Ich wollte da wirklich nicht in irgendetwas hineinplatzen. Nervös rieb ich mir die Arme und trat von einem Fuß auf den anderen. Tenten klang wütend und ein bisschen verletzt. Als hätte sie dieses Gespräch schon so oft geführt.               „Sie kann sich noch nicht einmal selbst kontrollieren. Ich sage, du suchst ihr eine Wohnung und kümmerst dich darum, dass sie Anschluss findet und wir belassen es dabei. Wir bleiben soweit es geht weg von ihr.“   Auch Neji klang überraschenderweise emotional. Nach seiner eiskalten Behandlung, die er mir und Naruto hatte zukommen lassen, klang er beinahe warm und besorgt. Was mir natürlich trotzdem nicht gefiel. Egal was für gute Gründe man hatte, das entschuldige nie, dass man andere schlecht behandelte.               „Es ist ja schön, dass du sowas kannst , Neji“, rief Tenten, „Ich hingegen habe keine Lust ,Sakura einfach nur sich selbst zu überlassen. Sonst wird sie genau zu den Vampiren, die sie nicht leiden kann. Und…und der Nachtschatten hat Interesse an ihr gezeigt.“               „Ein weiterer Grund, sie loszuwerden. Je weiter wir vom Nachtschatten entfernt sind, desto besser. Er ist krank, das weißt du, Tenten“, etwas bewegte sich, ein dumpfes Geräusch trat gegen die Tür und verstummte. Die Stille hielt noch etwas länger an, ehe Neji weitersprach,               „Der Kerl lässt einen Pfad Leichen hinter sich und ich habe weder vor Hinata noch dich an ihn zu verlieren.“ Ich schluckte schwer und ging vorsichtig die Treppe hinab. Das klang gar nicht nach dem Sasuke den ich kannte. Am Fuße der Treppe machte ich Halt, ging meine Gedanken ein weiteres Mal durch.   Das konnte nicht stimmen. Sasuke war ein schwieriger Typ, aber er hatte ein gutes Herz. Hatte mich und Naruto gerettet. Aber gut…wenn sie mich hier nicht wollten, würde ich hier nicht länger bleiben. Ich griff willkürlich nach einem Paar Schuhe und stieg hinein, ehe ich mich zum Wohnzimmer wandte.               „Naruto? Wir gehen“, meinte ich ohne großes Trara. Skeptisch hob er eine Augenbraue an, stand aber sofort auf. Das Gute an unserer Freundschaft war, dass wir einander nicht infrage stellten. Wir vertrauten einander einfach.               „Was ist denn los?“, fragte Hinata stattdessen. Um sie tat es mir ein wenig leid, ich hatte sie schon recht gerne.               „Wir haben eure Gastfreundschaft lange genug missbraucht“, zwinkerte ich ihr zu und  reichte Naruto seinen Mantel, „Es war echt lieb von dir, mir deine Sachen zu leihen und die ganze Einleitung und so. Aber wir müssen langsam wirklich mit der Suche nach Sasuke anfangen.“   Das schien auch Naruto zu überzeugen. Er band sich seinen Schal vorsichtig um und zog ebenfalls seine Schuhe an,             „Sakura hat Recht. Danke für alles, Hinata“, mit einem leichten Grinsen schüttelte er ihr zum Abschied die Hand. Wären wir normale Leute gewesen, hätte ich ihm wahrscheinlich geraten ihr zumindest seine Nummer zu geben. Es kam nicht oft vor, dass Mädchen Naruto attraktiv fanden, nachdem sie seine Persönlichkeit kannten, und Hinata war auch jetzt noch hin und weg. Aber sollte Sasuke wirklich einen Pfad von Leichen hinter sich lassen, wollte ich sie dort nicht haben. Es reichte, dass wir uns in Gefahr begaben.   Gemeinsam traten wir in den Winter hinaus. Ich hatte gehofft, ich würde die Kälte zumindest jetzt spüren, doch tatsächlich merkte ich nichts um mich herum. Naruto hingegen rieb sich seine Arme, ging aber tapfer voran und an Tentens Wagen vorbei.               „Die nächste U-Bahn-Station ist laut meinem Handy zehn Minuten entfernt. Also hast du genug Zeit mir zu erzählen, was du ihr nicht sagen wolltest“, flüsterte Naruto mit einem aufmunternden Lächeln.   Die Straßenlaternen warfen ein beunruhigendes Licht auf die Gasse vor uns. Ich mochte Reihenhäuser nie wirklich, sie besaßen keinen Charakter, waren immer nur gleich. Hier waren die Gärten zwar verschieden dekoriert, eine Schaukel hier, ein Sandkasten da, aber trotzdem wirkte alles so falsch hier.               „Neji und Tenten haben sich unterhalten. Sie meinten wohl, dass Sasuke sich nicht so gut entwickelt hat“, ich zuckte mit den Schultern und lief ein bisschen schneller, „Er habe wohl unschöne Tendenzen.“               „Er sah noch recht gut aus“, murmelte Naruto. Ich verzog das Gesicht zu einer Grimasse. Recht hatte er, bis auf die blutroten Augen hatte Sasuke so wie immer ausgesehen. Ein bisschen älter als das letzte Mal aber noch immer unsagbar schön. Und irgendwie tragisch.               „Laut Neji lässt er immer einen Pfad an Leichen zurück.“               „Niemals“, protestierte Naruto sofort und eine leichte Wärme erfüllte mich. Wenigstens war ich da mit meiner Meinung nicht allein.               „Sie meinten auch ich könnte meinen Vampirismus nicht kontrollieren. Entschuldige, aber ich mache das erst seit zwei Tagen, ich kann das nicht sofort perfekt“, und ja, ich bekleckerte mich immer noch, wenn ich aus Blutbeuteln trank, aber es ging irgendwie. Ich hatte noch niemanden angefallen und es auch nicht vor. Momentan funktionierte ich wie auf Autopilot – eins nach dem anderen, Schritt für Schritt. Nachdenken konnte ich später.               „Ich finde du machst das großartig. Ich könnte das glaube ich gar nicht, Sakura“, erklärte Naruto mit einem leichten Seufzen und sah ein weiteres Mal auf sein Handy,             „Neji meinte, es sei schlecht normaler zu sein, aber es macht mir nichts aus, weißt du?“   Ich verstand, was er meinte. Schattenläufer zu sein, war für mich wunderbar gewesen. Ich mochte es, im Dunklen etwas Gutes für die Menschheit zu tun, aber ich brauchte auch die Pause, die mir das reale Leben gab. Und jetzt? Jetzt würde ich dem irgendwann für immer auf Wiedersehen sagen müssen.   Aber darum würde ich mich erst kümmern, wenn ich Sasuke gefunden hatte. Bis dahin hieß es durchhalten und nicht weiter drüber nachdenken.               „Mach dir nichts aus dem was, was Neji sagt.“               „Zu spät“; grinste Naruto und ging vorsichtig mit mir die Treppenstufen in den U-Bahnhof hinab. Die Station war vollkommen verlassen – kein Wunder, es war schließlich zwei Uhr Nachts an einem Donnerstag. Laut App sollte die nächste Ubahn in fünfzehn Minuten fahren, also setzten wir uns für einen Moment.   Langsam begann ich den Durst wieder zu bemerken. Wie immer begann ich bereits mit meiner Zunge gegen meine Zähne zu lecken, meinem Gehirn vorzuspielen, dass ich kein Essen brauchte. Inmitten der Innenstadt würde ich sicher ein Krankenhaus finden, welches Vampire versorgte. Tenten meinte, dass die meisten Mitarbeiter um diese Zeit wussten, dass sich Vampire auf der Suche nach Blut befanden. Blutgruppe V hatte Tenten das genannt. Einfach nur makaber.               „Vielleicht hätten wir dir was aus dem Kühlschrank mitgehen lassen sollen.“               „Weil Neji und Hinata ja so viel Blut im Kühlschrank haben.“   Lachend nahm Naruto seinen Schal ab und sah sich für einen Moment um, ehe er einen Schritt näher rückte. Das gefiel mir gar nicht. Also nicht, dass ich was gegen persönliche Nähe hatte. Aber jetzt, wo mir mein Blutdurst aufgefallen war, gingen mir nicht gerade gute Gedanken durch den Kopf. Ich drehte mich zu ihm um, lächelte leicht und spürte die Zähne an meiner Unterlippe. Seine Augenlider begann zu flattern, mit einem Mal schien er wie in Trance zu sein, beugte sich näher zu mir.   Wenn er noch ein bisschen zu mir käme, könnte ich ihm die Zähne einfach in den Hals stecken. Ich würde sicher nicht viel trinken, nur einen winzigen Schluck, dass ich die Bahnfahrt überstehen würde. Und er war ja auch mein bester Freund, er würde es sicher nicht schlimm finden, wenn ich nur ein bisschen zu mir nehmen würde.   Vorsichtig beugte ich mich zu ihm, fasziniert von seinem Hals begann ich den Mund zu öffnen – und spürte, wie sich die Luft hinter mir bewegte. Instinktiv stieß ich Naruto von mir weg und rollte mich über den Boden, weg von dem Luftzug. Als ich aufsah, stand ein Fremder direkt an jener Ubahnbank und sah mich aus kalten Augen an.   Um seinen Hals trug er ein großes Kreuz. Meine Augen brannten nur bei dem Anblick daran,             „Heute ist der falsche Abend für dich, Vampir.“   Er war kein Schattenläufer, dafür fehlte es ihm an Diskretion. Aber das half mir gerade schließlich auch nicht. Fluchend sprang ich auf die Beine, als er einen Holzpfahl von seinem Gürtel zog. Auch Naruto kam langsam zu sich,             „Was zum-?!“               „Vampirjäger“, murmelte ich und hob die Hände an, „Ganz ruhig, ich wollte ihm-“               „Nur das Blut aussaugen. Spar dir die Ausreden, Teufelsbrut“ mit einem selbstbewussten Lächeln spurtete er auf mich zu. Ich nickte in Narutos Richtung und duckte mich unter dem Pfahl hinweg. Naruto sprang in den Weg unseres Angreifers und schlug ihm ins Gesicht.   Stöhnend schlug der Kerl nach hinten aus und ich packte seinen Arm. Merkwürdigerweise fühlte er sich viel schwächer an, dabei war der Kerl ein paar Köpfe größer als ich. Mit einer schnellen Bewegung versuchte ich ihm den Arm auf den Rücken zu drehen, als er mich über seine Schulter und in Narutos Arme warf.   Mein bester Freund stieß mich abwehrend zur Seite, was besser war als mich einfach zu fangen. Im nächsten Moment hatte ich den Holzpfahl direkt neben mir im Boden stecken. Ich trag nach oben und hörte ein vertrautes Knacken.               „Scheiße, meine Nase, du Bitch!“, johlte er auf. Blutgeruch stieg mir in die Nase. Langsam drehte ich mich um, während für mich das Geschehen in Zeitlupe verlief. Naruto hatte den Jäger zu Boden gerungen und hielt nun seine Arme über den Kopf gegen den Boden gepresst.   Meine Zähne bohrten sich in meine Lippe. Alles in mir schrie danach, sich auf den Mann zu stürzen und ihm zu zeigen, zu was genau ich fähig war. Ob sein Blut anders schmecken würde? Wärmer? Noch besser?               „ Sakura, deine Augen..“, flüsterte Naruto und hielt einen Moment inne. Das war alles was der Jäger brauchte, um ihn von sich zu stoßen. Wut kochte in mir auf, als Naruto gegen eine Bank knallte und ich sprang nach vorne, drückte den Jäger mühelos in den Boden zurück. Mit einem gezielten Schlag traf ich sah seine Schläfe und sah zu, wie er bewusstlos wurde . Alles, was ich tun musste war mich hinunter zu beugen. Naruto stöhnte neben mir noch immer laut auf vor Schmerzen, doch er würde es verstehen. Das Blut tropfte auf den Asphalt. Eine Hand legte sich auf meine Schulter und ich drehte mich vorsichtig um.   Meine Augen trafen einen tieforten Blick. Sein Gesicht war noch immer blass, seine Lippen verzogen sich nicht zu dem Lächeln, welches ich so gut in Erinnerungen hatte. Aber hier stand er, als wäre er die ganze Zeit schon bei uns gewesen.               „Sasuke“, flüsterte Naruto und setzte sich auf.               „Wir haben nicht viel Zeit, bis die Sonne aufgeht“, antwortete er kühl und lies von meiner Schulter ab. Stumm ging er zwischen uns beiden vorbei und es war, als wären wir wieder zusammen so wie früher. Sasuke etwas weiter vorne weg, Naruto an meiner Seite. Er wandte, wie auch damals der Wand den Rücken zu und sah und beide an, lief Schritt für Schritt rückwärts,               „Kommt ihr jetzt oder nicht?“ Kapitel 6: Wiedersehen ---------------------- Ich hatte keine Ahnung mehr, wo wir waren. Sasuke hatte begonnen uns durch den U-Bahn-Tunnel zu führen und wie zwei Idioten waren wir natürlich hinterher gegangen. Andererseits, was hätten wir tun sollen? Im Internet hatte es nicht eine Spur von ihm gegeben und hier war er jetzt. Unser bester Freund, einfach so, als wäre er nicht für fünf Jahre verschwunden gewesen.               „Wie ich sehe, hast du die Wandlung gut überstanden, Sakura“, kommentierte er gefasst und sah über seine Schulter zu ihr. Das hatte ich bis vor kurzem auch gedacht, bis ich gesehen hatte, wie sie diesen Drecksack angesehen hatte. Wie das Grün ihrer Augen erneut diesen scheußlichen Rotton angenommen hatten, den auch Sasukes Augen trugen. Zumindest sah sie inzwischen ein bisschen mehr wie sie selbst aus.               „N-naja“, schluckte sie vorsichtig und fuhr sich nervös durch ihre rosafarbenen Haare. Ich unterdrückte den Drang. die Augen zu verdrehen. Klar waren wir beide froh Sasuke wiedergefunden zu haben, aber natürlich kam genau jetzt wieder mal durch, wie sehr sie noch an ihm hing, „Ich muss noch ein bisschen lernen, wie alles funktioniert.“               „Aber du wirst es schaffen, du bist schließlich nicht dumm“, antwortete er kühl und legte eine Hand an die Wand. Für einen Moment hielt er inne und fühlte den kalten Stein, ehe sein Tempo beschleunigte,             „Ebenso wenig wie du, Naruto. Ich habe gesehen, wie du gekämpft hast. Obwohl…“, er lachte leise und mir lief ein Schauer den Rücken hinab. Sasuke klang beinahe gehässig, „Dass ihr beiden vorhattet eine gesamte Blutauktion zu stoppen. Das war fabelhaft. Fast wie in alten Zeiten.“   Ich hörte in seiner Stimme etwas Melancholie mitschwingen. Mein Herz zog sich ein wenig zusammen dabei. Sakura warf mir einen besorgten Blick zu und ich nickte leicht. Ich machte mir ebenfalls Sorgen um ihn.               „Wir haben gehört, dass du dir in der zweiten Welt einen richtigen Ruf aufgebaut hast“, setzte Sakura an. Gemeinsam bogen wir in die Ecke in einen Zwischengang und ließen die Schienen hinter uns. Es war stockfinster, aber ich schien der Einzige zu sein, dem dies etwas ausmachte,               „Der Nachtschatten“, murmelte Sasuke und zuckte mit den Schultern, „Akkurat.“               „Das mit dem Pfad von Leichen auch?“, hakte ich nach. Nicht, dass ich daran glaubte. Sasuke war im Kampf mein bester Freund gewesen. Mein Bruder. Mein Partner. Ich hätte mich blind fallen lassen können und wusste, dass Sasuke mich auffangen würde. Jeder Zeit.   Wir kamen vor einer großen Tür zu stehen, welche mit roter Kreide über und über bezeichnet war. Ich erkannte nicht alle der Symbole, doch das in der Mitte fiel mir am stärksten auf, ein riesiger Fächer in rot und weiß. Er streckte sich über die gesamte Tür bis zum Fußboden. Sasuke öffnete sie und der Geruch von Wald und Tannen stieg mir in die Nase. Ebenso verblüfft blickte Sakura zu mir.   Wortlos ging er voran. Antworte mir nicht. Sakura hielt mir ihre Hand hin und ich nahm sie vorsichtig, drückte sie leicht, als wir durch die Tür schritten, welche hinter uns ins Schloss fiel. Sasuke hatte uns in ein großes Arbeitszimmer gebracht. Der Architektur nach waren wir in einem viktorianischen Raum. Ein Kronleuchter mit Kerzen erleuchtete das Zimmer, die Wände waren über und über mit Bücherregalen zugestellt. Zu meinen Füßen bedeckte ein tiefroter Teppich das Parkett. Trotz der Kerzen war es eiskalt, als hätte dieses Zimmer seit Jahren niemand mehr beheizt. Ich versuchte nach meinem Schal zu greifen, doch den hatte ich im U-Bahnhof verloren. Na super.               „Wo sind wir hier, Sasuke?“, fragte ich und begann mich umzusehen. Sasuke war an eines der bodenlangen Fenster getreten, schob einen viel zu dicken Vorhang beiseite und sah hinaus in die Ferne, Sakura hingegen lief an mir in ihrem viel zu kurzen Kleid vorbei und nahm eines der Bücher aus dem Regal. Vorsichtig blies sie gegen den Buchrücken und lies den Staub nur so durch das Zimmer fliegen.               „Mein Zuhause. Ich habe euch nie wirklich mitgenommen, also dachte ich, holen wir das vielleicht nach.“ Sasuke hatte kein Zuhause. Sasuke war, genauso wie ich, Vollwaise und im Heim aufgewachsen. Ich runzelte die Stirn und folgte ihm zum Fenster. Ich sah in einen überwucherten Garten hinab. Im Sommer hätte er vielleicht schön ausgesehen, doch nun, da wir uns im Winter befanden, wirkte er beinahe tot. Eine Mauer umgab das Haus, Wald bildete einen zweiten Schutz, weit um uns herum gab es keine Menschen.               „Durch ein Portal, richtig?“, fragte Sakura und schloss zu uns auf. Meine Haut war schon immer etwas dunkler gewesen als die der beiden, doch nun, da Sakura Vampirin war, fiel es mir noch mehr auf. Es war als stünde ich zwischen zwei Menschen, die mich zurückgelassen hatten. Ich versuchte das Gefühl zu unterdrücken. Es klappte nicht.               „Richtig“, mit einem leichten Lächeln drehte er sich zu uns. Seine Fangzähne waren für einen Moment zu sehen, „Es ist einfach sich von Ort zu Ort zu bewegen, wenn man einen Zwischenpunkt hat, über den sich alles fixiert. Keine meiner Türen lässt sich ein zweites Mal öffnen. So kann mich niemand verfolgen.“   Ich warf Sakura einen nervösen Blick zu. Sasuke war schon immer vorsichtig gewesen, aber das war schon fast wieder ein bisschen paranoid. Sie schloss das Buch geräuschvoll und trat etwas näher zu mir,             „Sasuke?“               „Ja?“               „Du hast Narutos Frage vorhin nicht beantwortet“, sprach sie mit kühler Stimme und drückte das Buch an sich, „Sind die Gerüchte wahr, die wir gehört haben?“   Stille breitete sich zwischen uns aus. Ich hatte Stille schon immer gehasst. Ich hasste es, wie sie sich gegen meinen Hals drückte und gegen meine Brust, wie jeder Atemzug für mich lauter wurde. Wie der Drang, zu sprechen, noch mehr hervortrat.   Sasuke wandte sich von mir und Sakura ab und sah in den Garten zurück. Auf seinem Hals waren die Bissspuren noch deutlich zu erkennen, eine leichte Narbe hatte sich über den zwei Löchern gebildet. Etwas darüber hatte er sich tätowiert, drei schwarze Tropen, die einen leichten Kreis bildeten. Das schwarze Haar fiel ihm leicht ins Gesicht. Fünf Jahre hatte ich gedacht er sei tot gewesen doch stattdessen war er hier. Die ganze Zeit. Meine Sorge und Angst schlugen in Wut um. Auch, wenn sein Herz vielleicht nicht mehr schlug, so musste er etwas fühlen, richtig? Sakura war schließlich auch noch die Gleiche.               „Warum sagst du nichts?“, fragte ich und kam einen Schritt näher, „Warum sagst du nichts, Sasuke?“   Es kommt einfach so über mich. Bevor ich weiterdenke habe ich meine Hände am Kragen seines dunklen Mantels und halte ihn fest. Er sieht einfach nur auf mich herab, macht nicht einmal Anstalten sich zu stellen.               „Stimmt das mit den Leichen? Warum sagst du nicht einfach nein? Ich meine, du bist doch sicher ein ganz normaler Vampir, oder?“   Nur, dass er auch auf der Blutauktion und der Einzige gewesen war, der entkommen ist. Nur, dass nicht nur Vampire starben, sondern auch unschuldige Menschen. Nur, dass er Sakura gewandelt hat – sie aber dort ließ anstatt sich um sie zu kümmern.   Nur, dass er mich keines Blickes gewürdigt hatte.             „Ich verneine deine Aussage nicht, weil ich dich sonst anlügen würde“, antwortete er kühl. Das Rot in seinen Augen trat stärker hervor und visierte mich an. Für einen Moment sah ich mein eigenes Spiegelbild. Ich hatte immer jünger als er ausgesehen doch auf einmal? Auf einmal hatte ich ihn überholt. Wie viel Zeit vergangen war sank mehr und mehr in meinen Kopf.   Wütend stieß ich ihn gegen das Fenster, noch immer rührte er sich nicht, doch sein Gesicht verzog sich. Er sah mich mit Frustration an, zog eine Augenbraue langsam nach oben,             „Tu nicht so, als stündest du über all dem. Du warst ebenfalls auf der Blutauktion, Naruto. Ihr beide hattet ebenfalls vor, die Vampire dort zu töten. Was macht es für einen Unterschied durch wessen Hand sie sterben? Deine, meine, oder die eines komplett anderen? Sie wären am Ende des Abends eh gestorben.“               „Jungs, bitte. Beruhigt euch“, versuchte Sakura einzuleiten doch ich blendete sie aus.               „Es sind trotzdem Leben! Wir hätten zumindest die Menschen verschont! Wir hätten Leute gelähmt, ihnen eine Chance gegeben zu fliehen! Und vor allem hätten wir uns bei dir gemeldet, wenn du gedacht hättest wir seien gestorben, Mann!“   Für einen Moment verlor ich die Orientierung, dann spürte ich wie mein Kopf gegen etwas knallte. Ich lehnte am Bücherregal, Sasukes Hand hatte meinen Hals ergriffen. Er hielt mich an das Regal gedrückt und sah mir kalt entgegen.               „Sprich nicht so, als wüsstest du, was ich durchgemacht habe“, sprach er mit bebender Stimme, „Sprich nicht so, als wärest du besser als ich, Naruto. Du weißt am wenigsten von dem, was ich erlebte! Wag es nicht, dich über mich zu stellen!“   Er schleuderte mich durch die Luft als sei ich nichts, warf mich vom Bücherregal in Richtung Wand. Stattdessen landete ich in Sakuras Armen, die mich jedoch uncharmant wieder zu Boden fallen ließ. Wütend stampfte sie zwischen uns beide und streckte die Arme aus, baute eine Mauer auf.               „Jetzt beruhigt euch verdammt noch mal!“, schrie sie. Ihre Stimme war überraschend stark, stärker als meine es gewesen war. Wut stand in ihren grünen Augen geschrieben und trotz ihres kurzen Kleides (oder vielleicht gerade deswegen? Es war Sakura, für mich sah sie immer so aus) wirkte sie komplett furchtlos, „Wir haben uns nach all den Jahren wiedergesehen und ihr streitet euch? Wir können das besprechen! Bitte!“               „Sakura, hörst du ihm überhaupt zugehört?“, fauchte ich und rappelte mich vorsichtig wieder auf die Beine. Sasuke zuckte hingegen nur mit den Schultern,             „Das war nicht in Ordnung, ich will doch nur verstehen warum-“               „Du willst eben nicht verstehen. Du urteilst bereits und dafür habe ich weder Lust noch Zeit“, Sasuke setzte zum Sprung an und stand im nächsten Moment wieder vor mir,             „Wenn du mir nicht zuhören willst, Naruto, dann brauche ich dich hier nicht. Sakura ist es, die lernen muss mit ihren Kräften umzugehen, Sakura ist es, die mein Blut nun auch in sich trägt.“   Merkte er nicht, dass er auch mir damit wehtat? Dass er uns allen damit Schaden zufügte? Seit wann gab es einen Unterschied zwischen Sakura und mir? Wir waren ein Team gewesen, dachte ich.               „Ich hab nicht viel Zeit, ihr wart ein Teil meines Planes, den ich nicht einberechnet hatte. Und ich habe erst recht keine Zeit, hier Rechtschaffen abzulegen“, mit diesen Worten hob er mich erneut an.               „Sasuke, lass ihn los!“, protestierte Sakura doch er stieß sie von sich, schob mich mehr und her mehr zurück. Sein Blick wirkte enttäuscht. Hinter mir gab eine Tür nach. Ich hörte den Straßenlärm noch ehe mir der Geruch von Urin und Blut in den Nase stieg. Die Emotion verschwand aus seinem Gesicht,             „Wenn dir das nichts mehr wert ist, kann sie dich ja nachher aufklären.“   Er ließ mich los und die Tür fiel zu. Augenblicklich änderte das Holz sich zu einer Mauer, welche über und über mit Graffiti bedeckt war. Er hatte mich in eine Gasse geworfen und das Portal begann sofort, sich aufzulösen. Der Fächer begann für einen Moment aufzuleuchten. Ich griff nach meinem Handy und machte ein Foto während er verschwand. Wütend sprang ich auf die Beine und schlug gegen die Wand.               „Scheiße!“, fluchte ich und schüttelte meinen blutenden Handrücken für einen Moment. Wie sollte ich denn jetzt wieder zu Sakura kommen? Wie sollte sie zurückkommen? Wo war ich überhaupt?   Ich sah durch die Gasse und folge ihr zur Straße, vorbei an einem schlafenden Obdachlosen. Stirnrunzelnd kam ich zum Stehen. Wir waren direkt vor meiner Wohnung gelandet. Woher wusste Sasuke, wo her mich hatte hinschicken müssen? Und was hatte er mit seinem Plan gemeint?               „Wir müssen echt aufhören uns so zu treffen, Naruto“, seufzte Tenten aus dem Nichts. Sie stieg aus einem Auto aus, welches am Straßenrand stand. Wie immer trug sie ihren weißen Anzug, doch diesmal war dieser um einiges dreckiger. Der Himmel begann bereits sich langsam rot zu färben. Die Sonne ging auf.               „Was machst du hier?“, fragte ich sie und bewegte meine Hand hinter meinen Rücken.               „Ich habe gearbeitet und nicht einfach so das Haus verlassen so wie Sakura und du. Lass mal sehen“, zuckte sie mit den Schultern und zog meine Hand hervor. Mit einem enttäuschen Seufzen betrachtete sie die Wunde,             „Hast du dich geprügelt? Und wo ist Sakura?“   Mein Magen begann sich umzudrehen. Wütend zog ich meine Hand mit und überquerte die Straße zu meiner Haustür. Natürlich ging Tenten mir einfach nach,             „Bei ihm.“               „Dem Nachtschatten?“   Das komischste war, dass sie nicht überrascht klang. Dass sie mir seelenruhig folgte und mich einfach weiter ausfragte. Wenn Sasuke wirklich so gefährlich war, sollte sie sich da keine Sorgen machen?               „Du klingst so…ruhig“, murmelte ich und drehte drückte die Tür auf. Ihre braunen Augen hielten meinen Stand.               „Ungewöhnlich ist, dass er jemanden gewandelt hat. Das tun Vampire nicht einfach so, aber…sie kümmern sich umeinander. Und wenn sie bei ihm ist, heißt das, dass sie ihm wichtig genug ist, um sie nicht sich selbst zu überlassen.“ Ich musste scheußlich aussehen, denn der nächste Satz trotzte nur so mit Mitleid. Und das konnte ich echt nicht leiden.             „Mach dir keine Sorgen, Naruto. Ich bin mir sicher, Sakura ist in den besten Händen.“   Und ich?   Ich war hier, allein, denn wie auch sonst immer, war Naruto Uzumaki nicht wichtig genug, um am Geschehen teilzunehmen. Kapitel 7: Nachtschwärmerei --------------------------- Das Merkwürdigste war, dass es mich nicht so sehr überrascht hatte. Sasuke und Naruto hatten sich öfter schon in die Haare bekommen und, dass ein Streit ausbrechen würde, war mir von vornherein bewusst gewesen. Nur, dass es so schnell ging und so enden würde, das hatte ich nicht erwartet.   Natürlich stand ich wieder da wie die nächste Idiotin. Ich war zwar dazwischen gegangen, doch Sasuke hatte mich einfach weggestoßen und jetzt, wo Naruto verschwunden war, war die Spannung zwischen Sasuke und mir so groß, dass man sie fast berühren konnte. Leider war es nicht die Art von Spannung, die ich mir früher zwischen uns erhofft hatte.   Er drehte sich zu mir um, seine Augen wieder so tiefschwarz, wie sie früher gewesen waren. Die Tür hinter ihm begann zu verschwinden, doch das schien ihm egal zu sein.             „Komm. Die Sonne geht bald auf, also müssen wir dich irgendwo unterbringen“, erklärte er und ging in Richtung eines Flures. Ich folgte ihm vorsichtig. Jeder meiner Schritte hallte durch den dunklen Flur, in welchem viele Bilder hingen, die Männer zeigten, die Sasuke wiederum sehr ähnlich sahen. Die dunklen Augen fielen mir sofort auf.               „Ist…ist das dein Haus?“, fragte ich leise. Er hielt nicht an.               „Das meiner Eltern. Hier lang.“   Zumindest wusste ich, dass ich mich in keinen Sarg legen musste. Es ging vorallem darum, mich vor Sonnenlicht zu schützen. In Nejis Keller hatten wir eine Matratze aufgeblasen, auf welcher ich geschlafen hatte. Am Ende des Flures befand sich eine Treppe, welche wir nach oben stiegen. Letztendlich landeten wir in einem alten Schlafzimmer.   Dicke Vorhänge verdeckten die Fenster so sehr, dass ich normalerweise Licht brauchen würde, um zu sehen. Jetzt, wo ich Vampirin war, hatte ich es nicht nötig. Ein Schreibtisch und ein großes Doppelbett nahmen den meisten Platz im Zimmer ein. Es roch alt, nach Staub, altem Stoff und Keller. Sasuke deutete mir, mich auf das Bett zu setzen.               „Hier kannst du für heute Nacht bleiben“, erklärte er leise und kniete sich vor mich. Langsam nahm er meine Hand in seine, betrachtete mein Handgelenk für einen Moment ehe er wieder zu mir sah. Beinahe so etwas wie ein Lächeln umspielte meine Lippen,             „Du hast noch gar nichts zu dir genommen heute, oder? Das ist gefährlich“, seine Hand nahm nun meine und drückte sie leicht, „Das ist das Wichtigste, was du im Kopf behalten musst. Du musst Blut zu dir nehmen, jede Nacht. Noch bist du zu schwach, um dich unter Kontrolle zu haben.“   Mit einem leichten Seufzen sah er zu mir. Seine Augen wanderten über mein Gesicht. Das war irgendwie komisch, wie er mich so ansah, wie sein Blick über meinen Wangen glitt, meine Lippen und schließlich zu meinen Augen zurück. Aber das Lächeln? Das gefiel mir. Es war fünf Jahre her, seit ich ihn Lachen gesehen hatte.               „Es ist zu spät für uns zum Jagen zu gehen, aber das machen wir morgen. Du musst das lernen.“   Ich schüttelte den Kopf,             „Tenten meinte, es gibt auch eine Blutbank. Blutgruppe V.“   Für einen Moment sah er aus wie der Alte. Sein Lächeln würde beinahe spöttisch während er ein amüsiertes Schnauben von sich gab.             „Verzeih mir diesen Ton aber keine Vampirin, die ich gewandelt habe, wird auf Blutbeutel angewiesen sein. Und wenn du erst einmal warmes Blut probiert hast, wirst du wissen, warum.“               „Meinst du wirklich, ich packe das?“, fragte ich ihn vorsichtig. Es war ja ganz gut, zu wissen ,dass jemand Vertrauen in mich hatte, aber bei Sasuke überraschte mich momentan gar nichts mehr.               „Ich hätte dich nicht gewandelt, wenn ich nicht geglaubt hätte, dass du hierzu fähig wärst. Es mag selbstsüchtig gewesen sein, dich mit in das Vampirdasein hineingezogen zu haben“, er drückte meine Hand kurz, „Aber ich war noch nicht bereit, dich vollkommen zu verlieren.“   Oh.   Das…das war natürlich sehr schmeichelnd und sollte mir nicht so viele wohlige Gefühle bereiten, wie es das tat.   Schließlich stand er auf und ging zur Tür, warf mir einen letzten Blick zu. Die Wärme, die eben in seinem Blick gelegen hatte, war verschwunden,             „Schlaf jetzt. Morgen wird ein langer Tag.“   Nachdem Sasuke das Zimmer verlassen hatte, stieg ich vorsichtig aus den Schuhen. Meine Füße schmerzten, sie waren wohl doch etwas zu klein gewesen. Ich hob die Decke an, welche viel zu schwer war, und zog sie über meinen Kopf. Heute Nacht war einfach zu viel passiert – das Gespräch zwischen Neji und Tenten ,der Streit zwischen Sasuke und Naruto und jetzt das hier. Und doch fragte ich mich in jenem Moment wie es möglich war, dass, trotz meines untoten Vampirdaseins, mein Herz so schnell schlug wie es dies noch zu Lebzeiten tat, wenn ich mit Sasuke alleine war.   ....   Die Kleidung, die er mir herausgelegt hatte, war überraschend unmodisch. Nicht, dass ich jetzt ein Ballkleid erwartet hatte, aber früher war Sasuke der Trendsetter schlechthin gewesen, zumindest, was Männerkleidung betraf. Die enge schwarze Hose aus Leder hatte einen ripped Jeans Effekt, der mit der beinahe feinen tiefroten Bluse nicht harmonierte. Sie war einfach zu hochwertig dafür, der Kontrast wirkte billig. Dafür war der Lippenstift passend und die Schuhe in meiner Größe.   Mittlerweile war ich etwas unruhig geworden. Eine Nacht ohne Blut und ich fühlte mich wie jemand, der sich das Rauchen abgewöhnen wollte. Zitterig und etwas gereizt, noch weniger Bock auf die ganze Geschichte, dass Sasuke mir das Jagen beibringen wollte. Warum auch sollte es einfach sein, wenn es doch auch kompliziert ging?   Ich ging deshalb ein bisschen missmutig ins Arbeitszimmer zurück, in dem Sasuke, immer noch viel zu heiß für meinen Geschmack, auf mich wartete. Ich versuchte zuerst zu ignorieren, wie sein Blick an mir herunter glitt bevor er schließlich zustimmend nickte, aber am Ende stellte ich mich doch ein wenig mehr gerade hin.               „Das passt größtenteils so.“               „Meinst du?“   Er schloss die Distanz zu mir in einem Augenblick, griff vorsichtig nach dem obersten Knopf meiner Bluse und öffnete ihn.               „Sasuke, ich glaube nicht, dass das so eine gute Idee ist“, murmelte ich und wandte meinen Blick ab. Er zuckte nur mit den Schultern,             „Lektion Nummer 1 des erfolgreichen Vampirdaseins – du musst anziehend auf andere wirken. Das ist nicht viel eher ein Gerücht, sondern harte Arbeit“, und mit diesen Worten knöpfte er zeremoniell den nächsten Knopf hinab. Mein BH blitzte somit deutlich heraus. Toll, damit war ich wohl offizielle das nächste große sexy Vampirgirl. Was für ein Klischee.   Er bot mir seinen Arm an, welchen ich dankbar annahm. Während wir zu einer der vielen Türen gingen, die aus seinem Arbeitszimmer führten, konzentrierte ich mich ganz darauf nicht zu zittern. Nicht zu betteln, dass wir nicht doch einen kurzen Abstecher zur Blutbank machen sollten.   Mit Schwung griff er nach einer der Türen und öffnete sie für uns. Wind wehte mir entgegen, der Geruch von Regen war das Erste, was ich bemerkte. Direkt aus seinem Arbeitszimmer traten wir in den Hinterhof eines Clubs, wie es schien. Ich drückte mich etwas näher an ihn, als wir austraten.   Der Club lag in einem alten Fabrikgebäude und die Bässe hämmerten so laut ,dass ich sie durch den Boden spüren konnte. Im Hinterhof saßen einige dunkle Gestalten, doch sie beachteten weder Sasuke noch mich sonderlich. Er lies von meinem Arm ab und legte ihn stattdessen um meine Hüfte.               „Siehst du die kleine Rothaarige dort drüben?“, flüsterte er mir zu. Ich folgte seinem Blick zu einem der Metalfässer. Ein großer Mann mit silbernen Haaren hatte eine rothaarige Frau mit Brille auf seinen Schoß gezogen. Ihr Körper war uns zugewandt, während seine Hand auf ihrem Bauch ruhte. Er küsste ihren Hals, während ihre Augen geschlossen waren und sie in seinem Schoß sich hin und her wiegte. Ein leises Stöhnen entwich ihr, was mich dazu veranlasste, wegzusehen.   Sasukes Hand berührte meine Wange für einen Moment. Sie war überraschend weich. Er drehte mein Gesicht vorsichtig zu ihr zurück,             „Schau genau hin.“   Das wollte ich eigentlich nicht. Ich hatte schon viel gehört von Mädels, die ihre Unschuld im Club verloren, da musste ich jetzt nicht auch noch Zeugin werden. Aber für Sasuke, okay, da sah ich dann doch trotzdem hin.   Der Fremde öffnete die Augen und sah uns an, das Rot seiner Augen leuchtete für einen Moment auf, während das Stöhnen der Frau lauter wurde. Erst jetzt bemerkte ich die kleinen Bisswunden an ihren Armen.               „Er saugt sie aus“, flüsterte ich. Anerkennend nickte Sasuke mir zu.               „Es gibt vier Arten sich Nahrung zu beschaffen. Blutgruppe V ist eine davon, das hier eine andere. Das Mädchen ist eine Blutpuppe. Ein Mensch, der Vampire freiwillig trinken lässt. Und wie du siehst hat sie jede Menge Spaß dabei.“ Ich wollte gar nicht noch weiterzusehen. Das war mir dann doch zu privat. Ein dunkles Lachen verließ Sasukes Kehle,             „Ist dir das so peinlich?“               „Ist halt doch irgendwas Privates, meinst du nicht?“   Er zuckte mit den Schultern,             „Ich hatte eh Nummer 3 für dich geplant. Aber du solltest wissen, dass es Blutpuppen wie sie gibt. Clubs wie diese sind voll von ihnen.“   Er führte mich an ihr vorbei und nickte einem der Türsteher zu. Dieser öffnete die Tür und lies uns passieren. Der Club stank nach Zigaretten und Alkohol, nach Schweiß und anderen Körperflüssigkeiten. Auf der Tanzfläche drängten sich die Leute dicht aneinander, an der Bar, neben der wir standen, war es etwas leere, aber nicht weniger intim.               „Und ich erkenne diese Puppen an den Bisswunden an ihren Armen, richtig?“   Er stutzte für einen Moment, ehe er nickte, beinahe schon anerkennend.             „Gut gesehen.“   Dann ließ Sasuke seine Augen wieder durch den Club streifen, hielt mich jedoch schützend an sich gedränt. Es war eine Lüge zu behaupten, dass mir dies nicht gefiel. Vor allem, weil er noch immer so roch wie damals.               „Heute jagen wir gemeinsam. Du hattest schließlich gestern gar nichts und so kannst du sehen, wie ich das mache. An sich ist es relativ einfach – wir suchen uns jemanden für eine Nacht und saugen sie stattdessen aus.“               „W-warte“, stotterte ich, „Zu zweit?“               „Sonst kann ich nicht bei dir bleiben. Und ich dachte, du wolltest vielleicht heute nicht direkt ins kalte Wasser geschubst werden“, für einen Moment zeigte er mir seine Reißzähne, „Außerdem habe ich ebenfalls noch nichts zu mir genommen. Ich kann dir also zeigen, wie man einen Menschen aussaugt und wann man aufzuhören hat.“               „Ich dachte das geht solange, bis der Durst gestillt ist.“   Er schüttelte den Kopf. Das Lächeln auf seinen Lippen wurde beinahe etwas melancholisch,             „Dein Durst wird nie gestillt sein. Wenn du das Blut erstmal deine Kehle hinunterlaufen spürst, gibt es nichts Besseres auf der Welt. Deshalb musst du lernen, trotzdem aufzuhören. Egal wie gut es sich anfühlt. Das High, was du bekommst, kannst du auch anderweitig ausleben.“   Und damit waren wir wieder beim Thema Sex, super, vielen Dank, Sasuke. Hieß das, dass er jetzt mit jeder schlief, die er aussaugte, um sein High auszuleben? Was war aus dem coolen Teenager geworden? Ein Vampir-Playboy? Na herrlich.               „Komm jetzt. Du musst etwas zu dir nehmen.“, und mit diesen Worten dirigierte er mich zur Bar. Wir liefen an den Gästen einmal langsam vorbei, sein Arm hielt mich so eng, als wären wir ein Pärchen. Ich schluckte vorsichtig und versuchte nicht nervös auszusehen oder wie ein Honigkuchenpferd zu grinsen.   Viel mehr brauchte es auch gar nicht, um jemanden anzulocken. Mein sichtbarer BH, Sasukes Ledermantel und die Tatsache, dass er keinen Hehl daraus machte, sich die Leute anzusehen, lies uns wunderbar suspekt erscheinen. Er zog mich ein weiteres Mal näher zu sich, beugte sich zu meiner Wange hinab, als würde er sie küssen wollen. Komisch, keinen Atem zu spüren, sondern nur seine Stimme an meinem Ohr zu haben,             „Wäre dir ein Mann oder eine Frau angenehmer?“   Ach du lieber Gott.               „W-w-was?“               „Nun, da du eine Frau bist und meiner Meinung nach hetero, wäre ein Mann wahrscheinlich eher dein Beute-Schema. Aber einige Frauen fühlen sich bei Frauen nun einmal wohler. Es ist dein erstes Blut, also solltest du entscheiden.“   Nein, sollte ich nicht, denn wenn ich entscheiden dürfte, würde ich irgendwo sitzen und meine Zähne in einen Transfusionsbeutel schmettern und nicht gerade so aussehen, als suchte ich jemanden für einen Dreier.               „S-a-sasuke, das ist mir wirklich-“               „Sag einfach.“               „Ein Mann?“   Er nickte mir aufmunternd zu und zog sein Gesicht zurück,             „Der Dunkelhaarige da vorne an der Bar. Wirkt noch nicht zu betrunken und relativ gesund. Er starrt dir übrigens auf den Ausschnitt seit wir an ihm vorbeigekommen sind.“   Iiiiiih.   Ich sah Sasuke hilflos an, hoffte, dass meine grünen Augen vielleicht doch irgendwann einmal den Hundeblick draufhaben würden, anstatt nur gefühlskalt zu wirken. Aber heute schien nicht die Nacht dafür zu sein. Sasuke nickte mit den Kopf nur noch einmal nach da und als ich schließlich widerwillig nickte, gingen wir in seine Richtung,             „Während du ihn küsst, beiße ich ihn. Ab dann wird er Wachs in deinen Händen sein.“   Und danach gab ich Sasuke zwei Drittel meiner Einnahmen und wir gründeten gemeinsam den ersten Vampirpuff.   Natürlich nicht, aber es fühlte sich so an.               „Hey“, meinte ich mit einem leichten Lächeln. Der Typ sah nervös zwischen Sasuke und mir hin und her. Gut, Sasuke war auch groß genug und in den dunklen Klamotten sichtbar furchteinflößend. Wenn das hier Klappen sollte, müsste ich das Reden übernehmen. Vielleicht hätten wir uns doch eine von den Frauen aussuchen sollen.               „Sorry, ich…ich wollte wirklich nicht starren“, stotterte er nervös und warf mir ein entschuldigendes Lächeln zu, „Ich hab gesehen, dass du mit deinem Freund da bist, du sahst nur sehr schön aus. Siehst schön aus! Sorry“, er drehte sich zu Sasuke, „Sorry, Mann.“   Ich löste mich aus Sasukes Griff und ging einen Schritt auf den Fremden zu. Lächelte ein wenig, legte den Kopf schief,             „Ich war mehr als geschmeichelt. Tatsächlich war es mein…Freund…der mich auf dich aufmerksam gemacht hat. Also keine Sorge. Er hat gar nichts gegen deine Blicke.“   Die Unsicherheit des Mannes wich und machte der Skepsis Platz, die er jedoch an Sasuke richtete.             „Ehrlich, Mann? Sie ist eine Granate.“   Wenigstens mein Ego würde nach diesem Abend gestärkt sein. Unter Sasukes wachsamen Blick streckte ich meine Hand nach ihm aus, die er zögerlich annahm. Ich drehte mich zu Sasuke, welcher sichtbar amüsiert dreinblickte,             „Baby, er ist perfekt!“, gab ich von mir und er lächelte mir leicht zu. Damit dreht ich mich zu dem Fremden zurück, „Du musst wissen, mein Freund sucht schon lange nach jemanden, der ihn ein bisschen unterstützen kann. Jemand, der so gut wie ich aussieht, braucht ein bisschen mehr Aufmerksamkeit, als ein Mann mir schenken kann, wenn du verstehst.“   Ich hatte das Bedürfnis mir den Mund auszuspülen, aber es schien zu wirken. Brav lies er sich von mir führen. Ich warf Sasuke einen kurzen Blick zu, ehe ich nach der Hand des Typen griff. Zu dritt gingen wir eine Etage höher zu den Waschräumen. Hier waren wir ungestört.   Ich nahm all meinen Mut zusammen und trat näher den Fremden heran. Seinen Wangen begann sofort sich Rot zu färben.               „Entspann dich“, flüsterte ich, sowohl zu mir als auch zu ihm, „Das ist ganz einfach“   Eine Sekunde später waren meine Lippen auf seinen. Ein Kuss wie dieser war nicht wirklich schön. Nicht ,dass ich inzwischen besonders viel Erfahrung mit Küssen hätte. Schattenläufer-Dasein war ein Beziehungskiller.   Während der Typ seine Augen schloss, sah ich Sasuke verwirrt an. Er sah hingegen so aus, als würde er gleich laut anfangen zu lachen. War das so sichtbar, dass ich mich unwohl fühlte? Und warum beeilte er sich denn nicht?   Er öffnete seinen Mund und zeigte mir seine Zähne. Das Schwarz seiner Augen begann gleichmäßig von dem Rot verschlungen zu werden. Der Fremde löste den Kuss und sah mich verwundert an.             „Alles in Ordnung?“   Im nächsten Moment hatte er Sasukes Zähne in seinem Hals. Ich schlug die Hand vor den Mund und stolperte ein Paar Schritte rückwärts, während der Fremde die Augen schloss und kein Wort mehr von sich gab. Im Gegensatz zu der Blutgruppe stöhnte er zumindest nicht. Nach einigen Schlucken sah Sasuke zu mir auf und nahm etwas Abstand. Blut rann an seinem linken Mundwinkel herab.               „Komm her. Mund auf, einmal gegen die Zähne lecken…ja…genauso…“   Seine Stimme klang stärker, sein Atem ging um einiges schwächer. Ich tat, was er mir sagte und spürte, wie die Zähne etwas länger wurden, vorsichtig kam ich wieder zurück, sah zu der Wunde, die Sasuke in den Hals des Fremden gestochen hatte. Der Rest geschah fast von alleine. Ich beugte mich vor und biss zu. Spürte, wie meine Zähne sich einfach in seinen Hals bohrten, wie das Blut meine Kehle hinunterlief.   Es war verdammt gut. Im Gegensatz zu den Beuteln war das hier der wahre Kick. Mit jedem Schuss hatte ich das Gefühl, ein wohliges Feuer würde durch meine Adern fließen. Als sei ich stark, wunderschön, unaufhaltbar. Ich zog ihn näher an mich, trank Schluck um Schluck weiter, ehe ich Sasukes Hand auf meiner spürte.             „Es reicht, Sakura.“   Ehrlich? Aber wieso? Das war doch einfach nur fabelhaft, warum sollte ich aufhören? Widerwillig zog ich die Zähne aus seinem Hals. Der Mann sank sofort zwischen meinen Füßen zusammen. Es war mir überraschend egal. Grinsend trat ich näher zu Sasuke und legte meinen Kopf schief,             „Gar nicht so schlecht, nicht wahr?“   Es war komisch. All diese Zweifel, diese Sorgen. Die Gedanken über früher, sie waren einfach abgefallen. Ich zwinkerte ihm zu,             „Können wir noch ein bisschen tanzen, oder müssen wir weiter? Diese Nacht ist so schön, man muss sie doch ein bisschen ausleben.“               „Da ist es“; lachte er leise und wischte mir das Blut vom Mund, leckte es seelenruhig von seinem Daumen, „Dein erstes High. Sobald du dich an all das gewöhnt hast, wird es richtig spannend. Das mit den Türen, stärkere Körperkraft, all das und mehr wirst du beherrschen können.“               „Das will ich aber gerade nicht“, antwortete leise und zog ihn zu mir. Nach fünf Jahren des Todglaubens und einigen Jahren davor, in denen ich nicht mal den Mund aufbekommen habe, hatte ich keine Lust mehr darauf. Meine Lippen fanden seine ganz einfach.   Noch einfacher fand seine Hand meinen Rücken und zog mich enger. Und dann war es nicht mehr er oder ich. Wir küssten uns einfach nur und lebten das High gemeinsam aus. Brust an Brust, Hand an Hand. Zunge an Zunge.   Ich weiß nicht, wie lange wir uns küssten. Nur, dass ich noch mehr davon wollte und noch mehr und, dass Sasuke mich irgendwann von sich schob. Das Rot seiner Augen war weiter hervorgetreten, der Typ lag immer noch bewusstlos zu unseren Füßen.   Irgendwie fehlte trotzdem etwas. Alle Geschichten endeten immer zwischen dem Kuss der Heldin und des Mannes, den sie…naja, der ihr wichtig war. Hier standen wir uns nun gegenüber und starrten einander an, eher er sich wortlos umwandte, als sei nichts gewesen. Okay. Die schweigende Tour also – wie wenig überraschend.   Während wir die Treppe zum Club hinunterliefen, war mir alles etwas mehr bewusster, die Bässe hämmerten lauter, der Geruch von Schweiß wurde noch stärker. Ich folgte Sasuke durch die tanzende Menge ohne Probleme, lief nicht einmal in einen Menschen hinein. Schließlich landeten wir wieder in dem Hinterhof. Die Blutpuppe und ihr Vampirlover waren verschwunden, ein paar zwielichtige Gestalten rauchten.               „Lass mich raten – du gehst jetzt“, zumindest das Selbstvertrauen war mir noch geblieben. Ino hatte genügend One-Night-Stands gehabt, damit ich sogar die Prozedur wusste, wenn man einmal eine gute Zeit miteinander erlebt hatte. Auch wenn es bei uns nur ums Küssen ging.   Sasuke drehte sich zu mir, ein leichtes Seufzen entsprang seiner Kehle,             „Ich habe dir alles beigebracht, was du wissen musst. Und so, wie du dich angestellt hast, hättest du meine Hilfe vielleicht gar nicht gebraucht.“   Stimmte nicht ganz. Ohne ihn hätte ich mich nämlich gar nicht getraut überhaupt einem Menschen das Blut aus der Kehle zu saugen. Außer Naruto vielleicht. Dies schien auch er inzwischen zu begreifen,             „Vermeide es Leute auszusaugen, die du kennst“, zuckte er mit den Schultern, „Das kann ganz schnell merkwürdig werden. Generell würde ich es dir empfehlen, dich aus deinem Menschendasein langsam zurückzuziehen“, er trat einen Schritt auf mich zu, „Nicht ,dass du es als Schattenläufer nicht auch schon getan hast.“               „Und du?“, fragte ich und versuchte den Geschmack von seinen Lippen auf meinen nicht zu vergessen, „Wirst du jetzt an diesem Plan arbeiten, den du vorhin erwähnt hast und wieder verschwinden?“   Würde er uns mal wieder alleine lassen? Mich von sich stoßen, so wie er es mit Naruto auch getan hatte? Er schloss die Distanz zu uns erneut und hob die Hand. Was ich nicht erwartete, war, wie er leicht gegen die Stirn schnippte und ein Lächeln schenkte. Eines, das beinahe warm wirkte,               „Das musst du schon selbst herausfinden.“   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)