Schattenläufer von Runaan (Die wahren Stories geschehen bei Nacht) ================================================================================ Kapitel 6: Wiedersehen ---------------------- Ich hatte keine Ahnung mehr, wo wir waren. Sasuke hatte begonnen uns durch den U-Bahn-Tunnel zu führen und wie zwei Idioten waren wir natürlich hinterher gegangen. Andererseits, was hätten wir tun sollen? Im Internet hatte es nicht eine Spur von ihm gegeben und hier war er jetzt. Unser bester Freund, einfach so, als wäre er nicht für fünf Jahre verschwunden gewesen.               „Wie ich sehe, hast du die Wandlung gut überstanden, Sakura“, kommentierte er gefasst und sah über seine Schulter zu ihr. Das hatte ich bis vor kurzem auch gedacht, bis ich gesehen hatte, wie sie diesen Drecksack angesehen hatte. Wie das Grün ihrer Augen erneut diesen scheußlichen Rotton angenommen hatten, den auch Sasukes Augen trugen. Zumindest sah sie inzwischen ein bisschen mehr wie sie selbst aus.               „N-naja“, schluckte sie vorsichtig und fuhr sich nervös durch ihre rosafarbenen Haare. Ich unterdrückte den Drang. die Augen zu verdrehen. Klar waren wir beide froh Sasuke wiedergefunden zu haben, aber natürlich kam genau jetzt wieder mal durch, wie sehr sie noch an ihm hing, „Ich muss noch ein bisschen lernen, wie alles funktioniert.“               „Aber du wirst es schaffen, du bist schließlich nicht dumm“, antwortete er kühl und legte eine Hand an die Wand. Für einen Moment hielt er inne und fühlte den kalten Stein, ehe sein Tempo beschleunigte,             „Ebenso wenig wie du, Naruto. Ich habe gesehen, wie du gekämpft hast. Obwohl…“, er lachte leise und mir lief ein Schauer den Rücken hinab. Sasuke klang beinahe gehässig, „Dass ihr beiden vorhattet eine gesamte Blutauktion zu stoppen. Das war fabelhaft. Fast wie in alten Zeiten.“   Ich hörte in seiner Stimme etwas Melancholie mitschwingen. Mein Herz zog sich ein wenig zusammen dabei. Sakura warf mir einen besorgten Blick zu und ich nickte leicht. Ich machte mir ebenfalls Sorgen um ihn.               „Wir haben gehört, dass du dir in der zweiten Welt einen richtigen Ruf aufgebaut hast“, setzte Sakura an. Gemeinsam bogen wir in die Ecke in einen Zwischengang und ließen die Schienen hinter uns. Es war stockfinster, aber ich schien der Einzige zu sein, dem dies etwas ausmachte,               „Der Nachtschatten“, murmelte Sasuke und zuckte mit den Schultern, „Akkurat.“               „Das mit dem Pfad von Leichen auch?“, hakte ich nach. Nicht, dass ich daran glaubte. Sasuke war im Kampf mein bester Freund gewesen. Mein Bruder. Mein Partner. Ich hätte mich blind fallen lassen können und wusste, dass Sasuke mich auffangen würde. Jeder Zeit.   Wir kamen vor einer großen Tür zu stehen, welche mit roter Kreide über und über bezeichnet war. Ich erkannte nicht alle der Symbole, doch das in der Mitte fiel mir am stärksten auf, ein riesiger Fächer in rot und weiß. Er streckte sich über die gesamte Tür bis zum Fußboden. Sasuke öffnete sie und der Geruch von Wald und Tannen stieg mir in die Nase. Ebenso verblüfft blickte Sakura zu mir.   Wortlos ging er voran. Antworte mir nicht. Sakura hielt mir ihre Hand hin und ich nahm sie vorsichtig, drückte sie leicht, als wir durch die Tür schritten, welche hinter uns ins Schloss fiel. Sasuke hatte uns in ein großes Arbeitszimmer gebracht. Der Architektur nach waren wir in einem viktorianischen Raum. Ein Kronleuchter mit Kerzen erleuchtete das Zimmer, die Wände waren über und über mit Bücherregalen zugestellt. Zu meinen Füßen bedeckte ein tiefroter Teppich das Parkett. Trotz der Kerzen war es eiskalt, als hätte dieses Zimmer seit Jahren niemand mehr beheizt. Ich versuchte nach meinem Schal zu greifen, doch den hatte ich im U-Bahnhof verloren. Na super.               „Wo sind wir hier, Sasuke?“, fragte ich und begann mich umzusehen. Sasuke war an eines der bodenlangen Fenster getreten, schob einen viel zu dicken Vorhang beiseite und sah hinaus in die Ferne, Sakura hingegen lief an mir in ihrem viel zu kurzen Kleid vorbei und nahm eines der Bücher aus dem Regal. Vorsichtig blies sie gegen den Buchrücken und lies den Staub nur so durch das Zimmer fliegen.               „Mein Zuhause. Ich habe euch nie wirklich mitgenommen, also dachte ich, holen wir das vielleicht nach.“ Sasuke hatte kein Zuhause. Sasuke war, genauso wie ich, Vollwaise und im Heim aufgewachsen. Ich runzelte die Stirn und folgte ihm zum Fenster. Ich sah in einen überwucherten Garten hinab. Im Sommer hätte er vielleicht schön ausgesehen, doch nun, da wir uns im Winter befanden, wirkte er beinahe tot. Eine Mauer umgab das Haus, Wald bildete einen zweiten Schutz, weit um uns herum gab es keine Menschen.               „Durch ein Portal, richtig?“, fragte Sakura und schloss zu uns auf. Meine Haut war schon immer etwas dunkler gewesen als die der beiden, doch nun, da Sakura Vampirin war, fiel es mir noch mehr auf. Es war als stünde ich zwischen zwei Menschen, die mich zurückgelassen hatten. Ich versuchte das Gefühl zu unterdrücken. Es klappte nicht.               „Richtig“, mit einem leichten Lächeln drehte er sich zu uns. Seine Fangzähne waren für einen Moment zu sehen, „Es ist einfach sich von Ort zu Ort zu bewegen, wenn man einen Zwischenpunkt hat, über den sich alles fixiert. Keine meiner Türen lässt sich ein zweites Mal öffnen. So kann mich niemand verfolgen.“   Ich warf Sakura einen nervösen Blick zu. Sasuke war schon immer vorsichtig gewesen, aber das war schon fast wieder ein bisschen paranoid. Sie schloss das Buch geräuschvoll und trat etwas näher zu mir,             „Sasuke?“               „Ja?“               „Du hast Narutos Frage vorhin nicht beantwortet“, sprach sie mit kühler Stimme und drückte das Buch an sich, „Sind die Gerüchte wahr, die wir gehört haben?“   Stille breitete sich zwischen uns aus. Ich hatte Stille schon immer gehasst. Ich hasste es, wie sie sich gegen meinen Hals drückte und gegen meine Brust, wie jeder Atemzug für mich lauter wurde. Wie der Drang, zu sprechen, noch mehr hervortrat.   Sasuke wandte sich von mir und Sakura ab und sah in den Garten zurück. Auf seinem Hals waren die Bissspuren noch deutlich zu erkennen, eine leichte Narbe hatte sich über den zwei Löchern gebildet. Etwas darüber hatte er sich tätowiert, drei schwarze Tropen, die einen leichten Kreis bildeten. Das schwarze Haar fiel ihm leicht ins Gesicht. Fünf Jahre hatte ich gedacht er sei tot gewesen doch stattdessen war er hier. Die ganze Zeit. Meine Sorge und Angst schlugen in Wut um. Auch, wenn sein Herz vielleicht nicht mehr schlug, so musste er etwas fühlen, richtig? Sakura war schließlich auch noch die Gleiche.               „Warum sagst du nichts?“, fragte ich und kam einen Schritt näher, „Warum sagst du nichts, Sasuke?“   Es kommt einfach so über mich. Bevor ich weiterdenke habe ich meine Hände am Kragen seines dunklen Mantels und halte ihn fest. Er sieht einfach nur auf mich herab, macht nicht einmal Anstalten sich zu stellen.               „Stimmt das mit den Leichen? Warum sagst du nicht einfach nein? Ich meine, du bist doch sicher ein ganz normaler Vampir, oder?“   Nur, dass er auch auf der Blutauktion und der Einzige gewesen war, der entkommen ist. Nur, dass nicht nur Vampire starben, sondern auch unschuldige Menschen. Nur, dass er Sakura gewandelt hat – sie aber dort ließ anstatt sich um sie zu kümmern.   Nur, dass er mich keines Blickes gewürdigt hatte.             „Ich verneine deine Aussage nicht, weil ich dich sonst anlügen würde“, antwortete er kühl. Das Rot in seinen Augen trat stärker hervor und visierte mich an. Für einen Moment sah ich mein eigenes Spiegelbild. Ich hatte immer jünger als er ausgesehen doch auf einmal? Auf einmal hatte ich ihn überholt. Wie viel Zeit vergangen war sank mehr und mehr in meinen Kopf.   Wütend stieß ich ihn gegen das Fenster, noch immer rührte er sich nicht, doch sein Gesicht verzog sich. Er sah mich mit Frustration an, zog eine Augenbraue langsam nach oben,             „Tu nicht so, als stündest du über all dem. Du warst ebenfalls auf der Blutauktion, Naruto. Ihr beide hattet ebenfalls vor, die Vampire dort zu töten. Was macht es für einen Unterschied durch wessen Hand sie sterben? Deine, meine, oder die eines komplett anderen? Sie wären am Ende des Abends eh gestorben.“               „Jungs, bitte. Beruhigt euch“, versuchte Sakura einzuleiten doch ich blendete sie aus.               „Es sind trotzdem Leben! Wir hätten zumindest die Menschen verschont! Wir hätten Leute gelähmt, ihnen eine Chance gegeben zu fliehen! Und vor allem hätten wir uns bei dir gemeldet, wenn du gedacht hättest wir seien gestorben, Mann!“   Für einen Moment verlor ich die Orientierung, dann spürte ich wie mein Kopf gegen etwas knallte. Ich lehnte am Bücherregal, Sasukes Hand hatte meinen Hals ergriffen. Er hielt mich an das Regal gedrückt und sah mir kalt entgegen.               „Sprich nicht so, als wüsstest du, was ich durchgemacht habe“, sprach er mit bebender Stimme, „Sprich nicht so, als wärest du besser als ich, Naruto. Du weißt am wenigsten von dem, was ich erlebte! Wag es nicht, dich über mich zu stellen!“   Er schleuderte mich durch die Luft als sei ich nichts, warf mich vom Bücherregal in Richtung Wand. Stattdessen landete ich in Sakuras Armen, die mich jedoch uncharmant wieder zu Boden fallen ließ. Wütend stampfte sie zwischen uns beide und streckte die Arme aus, baute eine Mauer auf.               „Jetzt beruhigt euch verdammt noch mal!“, schrie sie. Ihre Stimme war überraschend stark, stärker als meine es gewesen war. Wut stand in ihren grünen Augen geschrieben und trotz ihres kurzen Kleides (oder vielleicht gerade deswegen? Es war Sakura, für mich sah sie immer so aus) wirkte sie komplett furchtlos, „Wir haben uns nach all den Jahren wiedergesehen und ihr streitet euch? Wir können das besprechen! Bitte!“               „Sakura, hörst du ihm überhaupt zugehört?“, fauchte ich und rappelte mich vorsichtig wieder auf die Beine. Sasuke zuckte hingegen nur mit den Schultern,             „Das war nicht in Ordnung, ich will doch nur verstehen warum-“               „Du willst eben nicht verstehen. Du urteilst bereits und dafür habe ich weder Lust noch Zeit“, Sasuke setzte zum Sprung an und stand im nächsten Moment wieder vor mir,             „Wenn du mir nicht zuhören willst, Naruto, dann brauche ich dich hier nicht. Sakura ist es, die lernen muss mit ihren Kräften umzugehen, Sakura ist es, die mein Blut nun auch in sich trägt.“   Merkte er nicht, dass er auch mir damit wehtat? Dass er uns allen damit Schaden zufügte? Seit wann gab es einen Unterschied zwischen Sakura und mir? Wir waren ein Team gewesen, dachte ich.               „Ich hab nicht viel Zeit, ihr wart ein Teil meines Planes, den ich nicht einberechnet hatte. Und ich habe erst recht keine Zeit, hier Rechtschaffen abzulegen“, mit diesen Worten hob er mich erneut an.               „Sasuke, lass ihn los!“, protestierte Sakura doch er stieß sie von sich, schob mich mehr und her mehr zurück. Sein Blick wirkte enttäuscht. Hinter mir gab eine Tür nach. Ich hörte den Straßenlärm noch ehe mir der Geruch von Urin und Blut in den Nase stieg. Die Emotion verschwand aus seinem Gesicht,             „Wenn dir das nichts mehr wert ist, kann sie dich ja nachher aufklären.“   Er ließ mich los und die Tür fiel zu. Augenblicklich änderte das Holz sich zu einer Mauer, welche über und über mit Graffiti bedeckt war. Er hatte mich in eine Gasse geworfen und das Portal begann sofort, sich aufzulösen. Der Fächer begann für einen Moment aufzuleuchten. Ich griff nach meinem Handy und machte ein Foto während er verschwand. Wütend sprang ich auf die Beine und schlug gegen die Wand.               „Scheiße!“, fluchte ich und schüttelte meinen blutenden Handrücken für einen Moment. Wie sollte ich denn jetzt wieder zu Sakura kommen? Wie sollte sie zurückkommen? Wo war ich überhaupt?   Ich sah durch die Gasse und folge ihr zur Straße, vorbei an einem schlafenden Obdachlosen. Stirnrunzelnd kam ich zum Stehen. Wir waren direkt vor meiner Wohnung gelandet. Woher wusste Sasuke, wo her mich hatte hinschicken müssen? Und was hatte er mit seinem Plan gemeint?               „Wir müssen echt aufhören uns so zu treffen, Naruto“, seufzte Tenten aus dem Nichts. Sie stieg aus einem Auto aus, welches am Straßenrand stand. Wie immer trug sie ihren weißen Anzug, doch diesmal war dieser um einiges dreckiger. Der Himmel begann bereits sich langsam rot zu färben. Die Sonne ging auf.               „Was machst du hier?“, fragte ich sie und bewegte meine Hand hinter meinen Rücken.               „Ich habe gearbeitet und nicht einfach so das Haus verlassen so wie Sakura und du. Lass mal sehen“, zuckte sie mit den Schultern und zog meine Hand hervor. Mit einem enttäuschen Seufzen betrachtete sie die Wunde,             „Hast du dich geprügelt? Und wo ist Sakura?“   Mein Magen begann sich umzudrehen. Wütend zog ich meine Hand mit und überquerte die Straße zu meiner Haustür. Natürlich ging Tenten mir einfach nach,             „Bei ihm.“               „Dem Nachtschatten?“   Das komischste war, dass sie nicht überrascht klang. Dass sie mir seelenruhig folgte und mich einfach weiter ausfragte. Wenn Sasuke wirklich so gefährlich war, sollte sie sich da keine Sorgen machen?               „Du klingst so…ruhig“, murmelte ich und drehte drückte die Tür auf. Ihre braunen Augen hielten meinen Stand.               „Ungewöhnlich ist, dass er jemanden gewandelt hat. Das tun Vampire nicht einfach so, aber…sie kümmern sich umeinander. Und wenn sie bei ihm ist, heißt das, dass sie ihm wichtig genug ist, um sie nicht sich selbst zu überlassen.“ Ich musste scheußlich aussehen, denn der nächste Satz trotzte nur so mit Mitleid. Und das konnte ich echt nicht leiden.             „Mach dir keine Sorgen, Naruto. Ich bin mir sicher, Sakura ist in den besten Händen.“   Und ich?   Ich war hier, allein, denn wie auch sonst immer, war Naruto Uzumaki nicht wichtig genug, um am Geschehen teilzunehmen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)