Schattenläufer von Runaan (Die wahren Stories geschehen bei Nacht) ================================================================================ Kapitel 2: Der schmale Draht ---------------------------- Scheiße.   Ihr Körper war noch warm, aber ihr Atem war schwach. Viel zu schwach. Wieso waren wir auch nur so dumm gewesen? Als ich Sasuke gesehen hatte, war ich wie zu Eis erstarrt gewesen. Sasuke, mein bester Freund, am Leben. Ohne uns irgendetwas zu sagen. Auch Sakura war es so ähnlich gegangen und so war unser Plan komplett in die Hose gegangen. Zitternd hielt ich sie jetzt in meinen Armen und versuchte mich nicht zu rasch zu bewegen, sorgte mich darum ,dass sie bereits zu viel Blut verloren hatte.   Dem Lüftungsschacht war ich leicht entkommen und damit sofort in eine Schlägerei zwischen zwei Vampire geraten. Dass ich noch lebte, verdankte ich ihm. Doch er war natürlich schon wieder fort.   Scheiße. Scheiße. Scheiße.               „Du kannst mich jetzt nicht allein lassen, verdammt noch mal!“, schrie ich und schüttelte ihren Körper leicht. Keine Reaktion, ich hatte sogar das Gefühl, ihr Atem ging noch langsamer, „Sakura, wach auf! Wir müssen Sasuke hinterher, er lebt wir…w-wir…“   Schließlich kamen die Tränen doch. Ich spürte sie heiß auf meinen Wangen, während ihr Körper mehr und mehr an Wärme verlor. Der lange rosa Bob war halb in Blut getränkt. Meine Stimme schwankte, sprang zwischen hoch und tief, zwischen Schluchzen und Jammern,             „Wir müssen ihm gleich hinterher, du hast jetzt keine Zeit zum Sterben, verdammt!“               „Tut mir leid, aber ich glaube, da hast du nicht viel mitzureden“, antwortete eine fremde Stimme hinter mir. Ich drehte mich um, versuchte die Übelkeit zu bekämpfen, die in mir aufstieg.   Der ganze Raum war über und über mit Leichen bedeckt. Nicht einer der Menschen schien überlebt zu haben und auch 8 Vampire hatten sich zu den Toten gesellt. Asche und Blutgeruch mischten sich mit Staub und Holz. Billigem Leder. Geschmolzenen Plastik. Vorsichtig zog ich Sakuras Körper stärker zu mir, versuchte was ich noch von ihr hatte zu schützen.   Eine junge Frau im weißen Anzug sah zu mir herab. Das braune Haar hatte sie zu zwei Dutts nach oben gebunden, ihre braunen Augen sahen beinahe teilnahmslos zu mir herab. Schattenläufer halfen einander nicht. Normalerweise blieb man mit seiner Gruppe zusammen und lies keinen an sich heran.   Nur, weil wir zwischen den Welten liefen, hieß es nicht ,dass alle von uns gut waren. Jeder von uns verfolgte seine eigenen Ziele, und so hielt ich es für richtig, die Frau nur  angemessen zu begrüßen,             „Wer hat dich nach deiner Meinung gefragt, hä?“   Ein erschöpftes Seufzen verließ ihre Kehle, als sie sich neben mich kniete,             „Niemand, aber wenn du  wissen willst, ob sie überlebt, solltest du mich mal sehen lassen.“               „Was? Niemals!“, Sakuras Körper war komplett schlaff in meinen Armen. Angst raste durch meine Adern. Das war nicht gut. Gar nicht gut.               „Also auf die schnelle Tour“, schnalzte sie und knackte mit den Knöcheln, „Mein Name ist Tenten. Ich bin ein Cleaner, Schattenläufer. Es geht mir nicht darum, Profit zu machen, sondern dafür zu sorgen, dass morgen früh keiner dieses Blutbad auffindet. Wenn wir also schauen wollen, ob deine Freundin noch lebt und wohin wir sie bringen müssen, muss ich sie mir ansehen, in Ordnung?“   Nein, nicht in Ordnung. Ich hatte keine Lust meine Partnerin irgendeiner Fremden zu überlassen. Aber andererseits, wo sollte ich sonst hin? Was, wenn Sakura tot war, bevor ich es mit ihr in ein Krankenhaus schaffte?   Tentens Augen hatten eine gewisse Wärme an sich, trotz ihrer Professionalität. Zögerlich lies ich sie näher an Sakura herantreten. Mit vorsichtigen Bewegungen begann die Fremde sie zu betrachten, fühlte ihren Puls, tätschelte ihr Wange und hob letztendlich vorsichtig ihren Kopf an. Mit einem leisen Seufzen sah sie zu mir auf,             „Sie wird nicht überleben.“   Tränen begannen meine Wangen hinabzulaufen. Es war, als würde mir jemand das Herz herausreißen. Erst verlor ich Sasuke und jetzt das? Den letzten Menschen meiner Familie? Weil ich Idiot zu spät aus diesem Scheißschacht gesprungen war? Weil Sasuke mich hatte retten müssen?             „Aber sie wird auch nicht sterben.“   Hä?   Tenten stand auf und deutete mir zu folgen. Im Gehen zog sie ein Handy hervor,             „Hey, Lee, du müsstest für mich übernehmen“, sie sah über ihre Schulter, um sich zu versichern, dass ich ihr folgte. Das Mitgefühl hatte sich von ihren Augen auf ihr Gesicht ausgebreitet. Mit einem leichten Winken ihrer Hand, deutete sie mir, schneller zu laufen. Ich folgte ihr sofort. Dann sprach sie weiter in ihr Telefon:             „Nein, ich kann nicht wiederkommen. Wir haben hier ein Mädchen und wenn wir wollen, dass ihre Wandlung gut verläuft, muss ich sie jetzt wegschaffen. …Ja. Gewaltige Scheiße.“   Mit einem kühlen Seufzer legte sie auf und begann schneller zu laufen. Auf dem Hotelparkplatz stand ein kleiner grauer Wagen, dessen Hintertür sie öffnete,             „Pack sie hier herein und komm zu mir nach vorne. Jetzt.“   Eine Wahl hatte ich eh nicht. Zögerliche legte ich Sakura auf die Rückbank, auch wenn diese nun überhaupt nicht mehr atmete. Mit vorsichtigen Schritten setzt ich mich auf den Beifahrersitz. Tenten wartete nicht darauf, dass ich mich anschnallte, sobald die Tür zufiel, fuhren wir los.   Stille breitete sich zwischen uns aus. Tenten fuhr schnell, durch irgendwelche kleinen Gassen, die ich noch nie gesehen hatte. Sie sah mich nicht einmal an, sondern nur stur geradeaus und doch…ich merkte, dass auch sie sich sorgte. Ihr Körper war vollkommen angespannt, ihre Hand klammerte sich an das Steuer, die andere hielt den Schalthebel konzentriert fest.               „Danke“, platzte mir heraus. Ugh, manchmal konnte ich mich wirklich selber Ohrfeigen.               „Dank mir erst, wenn sie wieder die Augen aufschlägt“, sie wartete einen Moment, kaute gedankenverloren auf der Lippe, ehe sie schließlich entschlossen den Kopf schüttelte,             „Dank mir am besten erst, wenn sie wieder sie selbst ist.“   In jenem Moment stöhnte Sakura hinter mir auf. Ich drehte mich um. Mein Herz blieb beinahe stehen. Ihre Brust bewegte sich immer noch nicht, sie atmete nicht und doch begann sie sich hin und her zu werfen auf der Rückbank.             „Lass mich raten, das ist die…“               „Die Wandlung, mhm“; murmelte Tenten und trat heftiger ins Gaspedal. Mit einem Fluchen wurde ich in meinen Sitz zurückgedrückt. Sie schien mich gar nicht mehr wahrzunehmen, ihr Blick klebte förmlich auf der Straße. Also drehte ich mich zu Sakura um. Es war erschreckend, sie so zu sehen. Ihre Haut war inzwischen so blass, dass ich mir sicher war, sie sei gestorben.   Ihre Hände begannen sich in den Sitz des Autos zu graben, ihre Nägel das Futter aufzureißen. So viel Kraft war nicht normal, nicht menschlich, aber andererseits hatte Tenten das ja geklärt. Im besten Fall würde Sakura zur Vampirin werden. Im schlimmsten Fall? Das wollte ich mir gar nicht vorstellen.               „Wie viel Zeit haben wir?“, fragte ich vorsichtig. Mittlerweile waren wir in einer Reihenhaussiedlung angekommen und ich verstand nicht wirklich, was wir eigentlich hier wollten. In ein Krankenhaus konnten wir Sakura jedoch auch nicht bringen. Aber so weit außen von der Stadt? Was sollten wir denn hier?   Stattdessen bremste Tenten abrupt ab. Ich schleuderte nach vorne und knallte gegen ihr Armaturenbrett. Fluchend setzte ich mich auf und rieb meinen Bauch,             „Scheiße, bremst du für ne Katze oder was geht ab?“               „Wir sind da, Idiot“, zischte sie und stieg ohne einen weiteren Kommentar  aus dem Wagen. Ich folgte ihrem Beispiel und begann Sakura aus dem Auto zu zerren, das war jedoch um einiges schwerer. Zwar schien sie nicht bei Bewusstsein zu sein, jedoch krallte sie sich derart fest in das Auto ,dass ich das Gefühl hatte, den gesamten Wagen zu beschädigen, sollte ich sie herausziehen. Mit einem wütenden Schrei griff ich nach ihren Beinen und zog mit einem kräftigen Ruck – im nächsten Moment lagen wir beide auf dem Asphalt.   Ich setzte mich vorsichtig auf und zog sie in meine Arme, vorsichtig begann ich aufzustehen und folgte Tenten zur Tür. Diese klingelte bereits Strom. Sobald die Tür sich auch nur einen Spalt öffnete, lief sie hinein, gerade aus, durch einen Flur zur Treppe und dann hinab Richtung Keller,             „Neji!“, während ihre Stimme zuvor noch immer relativ beherrscht gewirkt hatte, zitterte sie jetzt mit Emotion, „Neji, ich brauche dich, jetzt, bitte!“, hatte ihr Stimme davor schon so hoch geklungen? Bis eben hatte sie noch wie jemand gewirkt, der dies jeden Tag machte. Jetzt wirkte sie genauso ängstlich wie ich.   Am unteren Ende der Treppe öffnete sich eine weitere Tür. Licht schien in die Dunkelheit als ein großer Mann mit langen Haaren uns entgegenkam. Im Gegensatz zu Sakuras Totenblässe war er lediglich bleich, seine Haare schimmerten beinahe seidig. Für einen Moment bewegte er sich mit so viel Anmut, dass ich Angst hatte in das nächste Vampirversteck geraten zu sein.               „Nein“, meinte er kühl und drehte sich bereits wieder Richtung Kellertür. Mit einem frustrierten Stöhnen kam Tenten ihm zuvor und fing die Tür gerade so mit ihrer Hand ab. Ich kam hinter ihr zum Stehen, doch mich schien der Hüne gar nicht zu beachten,             „Ich sagte nein.“               „Und ich sage, sei verdammt nicht so herzlos, Neji“, zischte sie zurück, „Du siehst doch ,dass die Wandlung bereits begonnen hat.“   Nejis Blick streifte Sakura für einen Moment ehe er erneut den Kopf schüttelte,             „Bei aller Liebe, ich bin doch nicht wahnsinnig. Du sagst es bereits, ihre Wandlung hat begonnen und sobald sie fertig ist und nach Blut dürstet sind wir die Ersten, die dran glauben dürfen.“   Ich klammerte mich etwas mehr an Sakuras Körper, welche langsam begann unruhig zu werden. Inzwischen war sie eiskalt. Wortlos deutete Tenten zu uns beiden und dann wieder auf Neji,             „Neji“, bat sie ein weiteres Mal. Ihre Stimmung klang anders, persönlicher, „Bitte. Ich kann sie nicht in den Wald fahren und zurücklassen. Ich kann nicht-“               „Richtig, Tenten, du kannst nicht“, antwortete er jedoch nur. Andererseits öffnete er die Tür ein Stück weiter, machte sich größer und kam ihr entgegen. Ich kannte diese Taktik, so viele andere nutzten sie sobald etwas gegen Sakura ging. Männer machten sich gerne größer, um Frauen Angst einzujagen. Leider lief es für Neji nicht so gut. Tenten bewegte sich keinen Meter.               „Als du zum Cleaner geworden bist, wusstest du, was Sache ist. Du wusstest, dass deine Aufgabe sein wird die Spuren der Magie zu beseitigen, nicht, irgendein Mädchen, dass bei einer Party mit dem falschen rumgemacht hat zu mir zu schleppen.“               „Sag mal geht’s noch?!“, schrie ich und trat direkt an Tentens Seite, „Sakura hat tapfer gekämpft. Wir waren in einem verdammten Vampirauflauf, sie ist Schattenläuferin, nicht irgendein dummer Teenager. Und sie stirbt gerade, weil du nichts tust.“   Es war das erste Mal, dass Neji von mir Notiz nahm und ich merkte sofort, dass es nicht gerade positiv war. Die Wut verschwand nicht sofort aus seinen grauen Augen, doch sie machte Arroganz Platz. Ich war oft genug wie ein Stück Dreck betrachtet worden. Diesen Blick kannte ich und ich konnte ihm standhalten ohne irgendein Problem.   Neji trat bei Seite und hielt uns die Tür auf. Schnell stürmten Tenten und ich hinein. Der Keller selbst war interessant. Er roch vor allem nach Räucherstäbchen und Lavendel, die Wände waren bedeckt mit Traumfängern und Kreidezeichnungen. Ich selber hatte nie viel mit Magiern zu tun gehabt, aber Runen erkannte ich, wenn ich sie sah.               „Auf den Tisch dort hinten“, wies Neji uns an und deutete auf einen länglichen freistehenden Tisch. Vorsichtig legte ich Sakura ab. Im nächsten Moment schlug sie ihre Augen auf.   Das Grün, welches ich seit unserer Kindheit so sehr mit ihr verbunden hatte, begann leicht rötlich zu Schimmern. Mit einer schnellen Bewegung setzte sie sich auf und-               „VORSICHT!“,   hätte beinahe ihre Zähne in ich versenkt, wenn Neji mich nicht beiseite gestoßen hätte. Mit einer Kraft, die ich einem Schönling wie ihm nicht zugetraut hätte, drückte er gegen ihre Brust, rang sie somit zurück auf den Tisch,             „Tenten, Gürtel!“, zischte er wütend und warf sich mit seinem Gewicht gegen meine beste Freundin. Jedenfalls hoffte ich ,dass es sich noch um meine beste Freundin handelte. Tenten eilte aus einem Zimmer zurück mit einem Arm voll Hosengürtel und begann bereits eines von Sakuras Beinen festzuschnallen.   Wie sollte das bitte helfen? Wir mussten sie beruhigen, nicht noch mehr verängstigen!             „Was macht ihr denn da?“               „Schaff ihn hier raus!“, brüllte Neji und lies von ihrer Brust ab, versuchte einen ihrer Arme zu fassen zu bekommen. Mit einem ihrer Beine trat Sakura in meine Richtung und trag meinen Bauch. Ein schmerzvolles Keuchen entwich mir.               „Ich lasse sie nicht allein!“, versuchte ich mich zu behaupten und sah hilfesuchend zu Tenten. Diese lies jedoch von ihrem Gürtel ab und kam auf mich zu.               „Tut mir leid, Blondchen, aber das ist zu deinem Besten“, mit einer Stärke, die ich ihr absolut nicht zugetraut hätte, zerrte sie mich zur Tür und stieß mich gegen die Wand. Während ich versuchte mich aufzurappeln, fiel die Tür vor mir zu. Durch die Wände hörte ich Sakuras Schreie. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)