Yes, No, Maybe von mairio (No matter what happens, I will always honestly, truly, completely love you.) ================================================================================ Chapter 17: Charity Ball ------------------------ Chapter 17: Charity Ball   „Hier.“ Chiaki machte große, verwunderte Augen, als Maron ihm eine Bento-Box entgegenhielt. Durch den durchsichtigen Deckel konnte er Reis mit Ei, Gemüse und kleine Fleischbällchen sehen. „Wofür ist das?“, fragte er. „Einfach so.“, zuckte seine beste Freundin mit der Schulter und grinste. „Ich hatte für mein Mittagessen zu viel gekocht und spontan für dich was eingepackt.“ „Das ist süß.“, schmunzelte Chiaki. „Danke.“ „Also…“ Maron stand etwas unbeholfen in seinem Büro, richtete ihre Tasche um ihre Schulter und biss sich auf die Lippe. „Ich, eh… Ich hoffe, mein Lunchpaket schmeckt dir.“, sagte sie und drehte auf ihrem Absatz um. „Warte! Hast du schon was gegessen?“, hörte sie Chiaki fragen. Sofort blieb sie stehen. Immer noch mit dem Rücken zu ihm gekehrt, schüttelte sie den Kopf. „Wollen wir in die Cafeteria gehen und zusammen deine Boxen essen?“, fragte er. Ein Lächeln war in seiner Stimme zu hören. Maron drehte sich zu Chiaki um und nickte. „Gerne.“, lächelte sie. Mit den Worten stand Chiaki mit der Box in der Hand auf und beide begaben sich zur Cafeteria. An einem Tisch nahmen sie gegenüber voneinander Platz und hatten sich noch jeweils eine Tasse Tee und Kaffee geholt. „Schmeckt wie immer super.“, sagte Chiaki nach ein paar Bissen. „Danke.“ Maron lächelte peinlich berührt und nahm ein Gemüsestück in den Mund. „Hast du die letzten Tage eigentlich was von Ya-shi-ro gehört?“, fragte sie ihn nach einigen Minuten. Den Namen zog sie bewusst lang. Chiaki stoppte sich kurz beim Kauen und zog stutzig die Augenbrauen zusammen. „Wieso betonst du es so komisch?“ „Wieso betone ich was komisch?“ Maron blickte ihm unschuldig an. Seufzend rollte Chiaki mit den Augen. „Ab und an. Wir reden kurz, führen Smalltalk und dann geht sie wieder.“, beantwortete er ihre Frage. „Ach so.“ „Wieso fragst du?“ „Nur so.“, entgegnete Maron in einem gleichgültigen Ton. Chiaki hob eine Augenbraue. „Hast du Angst, dass sie mich wieder aus fragt?“ Sie lachte kurz auf. „Und du das nicht mitbekommst? Vielleicht!“ Sie stoppte sich kurz und zeigte mit ihren Stäbchen auf ihn. „Es sei denn, Shinji und Natsuki tauchen wieder wie aus dem Nichts auf und crashen alles.“ Ein belustigtes Grinsen huschte ihm über die Lippen und er fuhr sich eine Hand über die Augen. Zwei Wochen waren seit dem einen Abend vergangen. Yashiro hatte -wie versprochen- ein offizielles Statement über die ganzen Schlagzeilen gegeben und Dank diversen rechtlichen Maßnahmen, hielten die Medien sich von ihr fern. „Keine Sorge. Sie hat mich einige Male gefragt, ob ich mit ihr Essen will, oder so, aber ich habe immer abgelehnt.“ Maron nickte zufrieden. „Übrigens…“, begann Chiaki zu sagen und wechselte damit das Thema, „Du weißt doch, dass mein Vater jedes Jahr eine Wohltätigkeitsveranstaltung plant, um Spenden für krebskranke Kinder zu sammeln.“ „Mhm. Ist dieses Jahr was Besonderes geplant?“ Chiaki nickte. „Ein Ball.“, offenbarte er. „Ein Ball?“ Maron blinzelte er erstaunt an. „Mit schicken Smokings, wunderschönen Ballkleidern, Live-Musik und Tanzen?“ „Ja. Es wird eine geschlossene Veranstaltung werden, wo alle möglichen Persönlichkeiten eingeladen sind. Vom Bürgermeister bis zum Botschafter. Größtenteils auch alle nennenswerten Doktoren und Geschäftsleute des Landes. Soweit ich weiß, ist dieses Schauspielerpaar von diesem Romeo und Julia Stück auch da.“ „Wow!“ „Du und deine Eltern - ihr seid auch eingeladen.“ „Cool!“, grinste Maron begeistert, „Wo findet der Ball statt? Hier im Krankenhaus?“ „Nein.“, lachte Chiaki, „Für den Abend wird der große Saal in der Stadthalle gemietet.“ „Aaah. Okay.“ Sie sah kurz auf ihre fertige Bento-Box herab und dann wieder zu ihm auf. „Muss man mit Begleitung kommen?“ „Ist jedem selbst überlassen.“, zuckte er mit den Schultern. „Dann, ehm…“ Maron strich sich unsicher eine Strähne hinters Ohr. „Wir beide… uhm, können doch zusammen hingehen…oder?“, fragte sie zögerlich. Chiaki sah sie mit großen Augen an. „Du und ich?“ „J-J-Ja…“ Verlegen sah Maron weg. „W-Wäre schließlich doof zu so einem schönen Anlass alleine aufzutauchen!“ Kurz musste ihr bester Freund auflachen. „Wäre mir eine Ehre.“ Er schenkte ihr ein warmes Lächeln. Maron konnte sich ebenfalls ein Lächeln nicht verkneifen. „Wann genau ist der Ball eigentlich?“, fragte sie. „Nächsten Sonntag.“, antwortete er. „Schon?!“, platzte es aus Maron erschrocken raus. Chiaki sah sie irritiert an. „... Ist das ein Problem?“ Ihr Gesichtsausdruck verdunkelte sich. Innerlich fluchend hielt sie sich die Hand vor der Stirn. „Ich bin mit ein paar Kollegen die gesamte nächste Woche in Tokyo für die Fashion Week und werde darüber schreiben und berichten.“, erklärte Maron resigniert. „Und du bist von Montag bis Sonntag dort?“ „Ja…Am Montag danach geht es wieder nach Momokuri zurück.“ „Oh.“ Chiaki nickte verstehen und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Enttäuschung spiegelte sich in ihren Augen wider. „Nun… Da kann man wohl nichts machen. Du hast schließlich deinen Job zu machen.“, seufzte Chiaki akzeptierend und lächelte sie ermutigend an, „Außerdem wolltest du doch schon immer die Fashion Week hautnah erleben.“ Maron nickte. „Daher wünsche ich dir auch viel Spaß im Voraus in Tokyo.“, sagte er. „Schreib mir auf jeden Fall wie es dir dort gefällt!“ Ein kleines Lächeln bildete sich auf ihren Lippen. „Danke. Werde ich machen. Dir auch viel Spaß im Voraus auf dem Ball. Allein.“ Chiaki schmunzelte. „Danke. Bestimmt wird mein Vater mich hundert Leuten vorstellen wollen und man wird mir das Ohr abquatschen.“ Daraufhin musste die Braunhaarige amüsiert lachen. *** Die Tage vergingen und Chiaki half seinem Vater den Ball bis ins kleinste Detail zu planen und alles auf die Beine zu stellen. Gerade liefen Vater und Sohn durch die Korridore und gingen die letzten Einzelheiten für den morgigen Abend durch, als ihnen Yashiro mit ihrer Großmutter Hisae entgegen kam. „Hallo Chiaki!“, begrüßte das Model ihn breit grinsend. „Dr. Nagoya.“, streckte sie Kaiki die Hand aus, die er freundlich annahm. „Ach, stimmt! Sie werden heute entlassen.“, sagte Chiaki an ihre Großmutter gewandt. „Da wünsche ich Ihnen eine gute Heimfahrt.“ „Danke.“, lachte die ältere Dame. „Ich wünsche Ihnen auch alles Gute.“, meldete sich Kaiki zu Wort. „Oh, und ich freue mich morgen deine Eltern wiederzusehen.“, sagte er an Yashiro gewandte Überrascht blickte Chiaki seinen Vater an. Er konnte sich nicht erinnern, dass die Sazanka’s unter den eingeladenen Gästen waren. Natürlich waren es auch eine Menge Namen auf der Gästeliste und er konnte sich nicht alle darauf merken. Yashiro machte ein verwundertes Gesicht. „Meine Eltern sind ab Montag bis Ende des Monats auf Geschäftsreise in Singapur.“ Kaiki blicke nun verwirrt drein. „Oh? Ich dachte, sie kommen zur morgigen Veranstaltung.“ Plötzlich tauchte Kagura auf und steuerte auf seinem Chef zu. „Kaiki-sama. Die Sazanka Group hat soeben angerufen und für morgen abgesagt.“, sprach er leise. Kaiki fasste sich die Stirn. „Habe ich eben auch schon erfahren, Kagura. Trotzdem danke.“ Kagura nickte und ging wieder. Vorher sah er Yashiro noch für ein paar lange Sekunden an, was sie jedoch nicht bemerkte. Chiaki zog stumm eine Augenbraue hoch. Wenn er sich nicht irrte, war der Krankenhaussekretär im Gesicht rosarot angelaufen. „Darf ich fragen, um was für eine Veranstaltung es sich handelt?“, erkundigte Yashiro sich interessiert. „Ein Wohltätigkeitsball.“, antwortete Kaiki. „Ein Ball?“ Yashiro’s Augen begannen zu strahlen. „Ich liebe Bälle! Und ich liebe Wohltätigkeit!“ Chiaki bezweifelte, ob sie sich wirklich für Wohltätigkeit interessierte. „Meine liebe Yashiro kann doch im Namen der Familie hingehen.“, schlug Hisae plötzlich vor. „Genau! Ich kann unser Familienunternehmens vertreten.“ „Oh, uhm, klar wieso nicht.“, stimmte Kaiki leicht perplex zu. „Super!“ Sie wandte sich an Chiaki, „Ich wette, dir würde ein Smoking super stehen! Brauchst du eine Begleitung?“ „Uhm… Brauchen - Nein. Und-“ „Da können wir doch zusammen hingehen!“ „Uhm…“ „Ach, wie schön!“, warf Hisae ein, „Zu wissen, dass meine Yashiro in sicheren Händen ist, beruhigt mein altes Herz.“ Chiaki presste sich zögernd die Lippen zusammen. Etwas hilfesuchend schaute er zu seinem Vater. Dieser rieb sich leicht seufzend den Nacken, eher er sagte: „Sei so gut, Sohn.“ Seufzend gab Chiaki sich schließlich geschlagen. „Ich hole dich ab und begleite dich dahin, okay?“ Yashiro klatschte überglücklich in ihre Hände. „Ich freu mich schon auf unseren Tanz.“, zwinkerte sie ihm zu. Chiaki sagte darauf nichts und lächelte nur. Anschließend verabschiedeten Yashiro und ihre Großmutter sich von den Nagoyas und verschwanden hinter der Ecke. „Ich hätte mir eher gewünscht, dass du mich aus der Situation rausredest.“, murrte Chiaki leise. „Ja, ich weiß. Ich weiß, dass du nichts von Yashiro willst.“, entgegnete Kaiki, „Aber ihre Familie gehört neben der Minazuki Group zu unseren größten Sponsoren. Ihre Eltern haben zwar abgesagt, aber ich weiß, dass sie im Voraus eine riesige Summe gespendet haben.“ Er seufzte und sah seinen Sohn an „Wie dem auch sei! Sieh das nicht als Date oder sowas an, sondern als nette Geste, um unsere Dankbarkeit zu zeigen.“ „Eine nette Geste?“ „Ja. Und um ihrer Großmutter einen kleinen Gefallen zu tun.“ „Klar. Einer netten alten Dame sollte man nichts abschlagen.“, entgegnete Chiaki trocken und rollte mit den Augen. Kaiki klopfte ihm väterlich auf die Schulter und gemeinsam gingen sie durch die Gänge weiter.   Maron saß in ihrem Hotelzimmer vor dem Laptop und scrollte gelangweilt durch ihre Facebook-Seite durch. Bei einem Eintrag hielt sie inne und ihre Augenbrauen zogen sich skeptisch zusammen. „Habe das perfekte Ballkleid für den morgigen Abend gefunden.:D“, schrieb Yashiro in ihrer Statusleiste. Morgen ist der Wohltätigkeitsball…, ging es Maron durch den Kopf. Ist sie etwa-… Auf einmal klingelte ihr Handy und unterbrach ihre Gedankengänge. Ein Blick aufs Display und ihre Mundwinkel zogen sich automatisch nach oben. „Hi Chiaki.“ „Hey.“, kam es am anderen Ende zurück. „Es überrascht mich etwas, dass du anrufst.“ „Ich kann auch wieder auflegen-“ „Nein! N-Nicht auflegen!“ Ein amüsiertes Lachen war zu hören und Maron musste ebenfalls auflachen. „Ich wollte einfach nur mit dir reden.“, hörte sie Chiaki sagen. Ihr Herz machte einen Sprung. „Wie geht's dir so?“ „Ganz gut. Alles bestens. Und dir?“ „Auch. Wie ist die Fashion Week?“ „Ganz cool. Ich habe dir ja ein paar Fotos geschickt.“ „Ja, hast du.” „Models und Fotografen überall. Designer mit verrückten Laufsteg-Kreationen. Morgen ist die letzte Show und danach ist unser Team sogar auf einer After-Show-Party eingeladen worden.“ „Wow! Das ist richtig cool.“ „Ja. Wie laufen eigentlich die Vorbereitungen für den Ball?“ „Ganz gut…Mein Vater und ich hatten heute noch einige Feinheiten geklärt, aber ansonsten ist alles bereit für den morgigen Abend.“ „Hört sich super an.“ Maron seufzte leicht. „Ich wünschte, ich wäre dabei.“ „Ja, ich auch….“, seufzte Chiaki und hielt kurz inne, „Hör mal, Maron…“ „Hmm?“ „Ich will dir nichts vorenthalten…Und am Ende wirst du es irgendwann noch von selbst herausfinden und wütend sein.“ „Wütend? Auf was…?“ Chiaki zögerte am anderen Ende für einige Sekunden. „Ich werde Yashiro zum Ball begleiten.“ Maron brauchte einige Momente um die Worte zu registrieren. „...Was?!“, rief sie entsetzt aus. „D-Das ist kein Date, oder ähnliches-“, versuchte er zu erläutern. „Was soll das sonst sein?!“ „Eine nette Geste, wie mein Vater es nennt…“ „Eine nette Geste?!“, entgegnete Maron ungläubig sowie irritiert. „Lass mich das kurz erklären: Ihre Familie ist dem Krankenhaus eine große finanzielle Unterstützung und dass ich Yashiro zum Ball begleite ist nur eine harmlose Gegenleistung als Dankeschön! Und-“ Doch Maron hörte nicht mehr zu. „Ich lege jetzt auf.“ „Mo-Moment-“ Doch ehe Chiaki noch was erwidern konnte, war die Leitung beendet. Mies gelaunt warf Maron ihr Handy aufs Bett, stand auf und sah aus dem Fenster raus. Sie hatte den Tokyo Tower perfekt im Blick, der rot aufleuchtete im Dunkeln. Eine Weile starrte sie mit einem ausdruckslosen Gesicht nach draußen bis ihre Kollegin Mikoto das Zimmer betrat und Maron sich wieder vor dem Laptop hinsetzte. *** „Bringen wir es hinter uns.“, sprach Chiaki mit genervter Stimme, als er Yashiro von zu Hause abholte und neben ihr auf der Fahrerseite einstieg. Sie trug ein enganliegendes, schwarzes Ballkleid mit Glitzerapplikationen im Brustbereich. Die langen Haare hatte sie sich hochstecken lassen. Er selbst trug einen schwarzen, maßgeschneiderten Smoking mit weißem Hemd und schwarzer Fliege. Seine Haare hatte er dem Anlass entsprechend ordentlich nach hinten gestylt. „Wofür die schlechte Laune?“, fragte sie belustigt. „Heute ist doch ein schöner Abend.“ Chiaki seufzte und schwieg. Nachdem Telefonat mit Maron ließ ihn das schlechte Gewissen nicht los. Die letzten vierundzwanzig Stunden hatte er ihr zig Nachrichten hinterlassen, die zwar als „gelesen“ markiert wurden, jedoch unbeantwortet blieben. Chiaki konnte verstehen, wenn sie sauer war. Er wäre es auch, wenn die Situation umgekehrt wäre. Am liebsten würde er in Tokyo bei ihr sein, als an diesem Ball teilzunehmen. Mit Yashiro. Nach zehn Minuten Fahrt waren sie in der Stadthalle angekommen. Gemeinsam traten sie ein und Chiaki konnte schon die Musik im Hintergrund hören. Beide begaben sich zum großen Ballsaal, in der schon eine Menge Leute anwesend waren. Alle Männer trugen wie er selbst schwarze Abendanzüge mit schwarzen oder weißen Fliegen. Die Frauen trugen vorwiegend elegante Abendkleider in dunklen Farben. Selten sah er mal eine Dame, die sich farblich von der Menge abhob. Darunter gehörte auch Maron’s Mutter, Korron, die ein lachsfarbenes Kleid an hatte. Sie und Takumi standen Arm in Arm beieinander und führten Smalltalk mit einigen Gästen. Es wurde an jeder Ecke sich ausgelassen unterhalten und gelacht. Ebenso war eine Bühne im hinteren Bereich des Raumes zu sehen, auf der eine Live-Band Jazz spielte sowie eine große Tanzfläche, auf der ein paar Leute sich schon herzlich amüsierten und herumwirbelten. An einer Wand waren Tische aneinandergereiht, die ein köstliches Büffet anboten sowie eine offene Bar aufwies. Tische und Stühle waren im Saal verteilt, an denen man hinsetzten konnte. „Chiaki!“, der Angesprochene drehte sich zur Stimme seines Vaters um, der mit einem professionellen Lächeln auf ihn und Yashiro zukam. „Freut mich zu sehen, dass mein Sohn dich sicher hierher begleitet hat.“ „Ganz der Gentleman.“, grinste das Model. Chiaki verdrehte innerlich seine Augen. Sein Vater warf ihm einen verständnisvollen Blick zu. „Kommt.“ Kaiki machte eine einladende Geste zum Büffet. „Essen und Trinken wir erstmal was.“ Beide nickten zustimmend, belegten ihre Teller und folgten dem Chefarzt zu einer der Tische, auf den schon ein paar Gäste saßen. „Chiaki, das ist Dr. Kanou und Dr. Anzai aus Hokkaido.“, sagte Kaiki, nachdem sein Sohn und Yashiro Platz nahmen. „Freut mich Sie kennenzulernen.“, begrüßte Chiaki die Männern und ihren Ehefrauen höflich. „Es ist ebenfalls eine Freude Sie kennenzulernen. Ihr Vater hat uns schon einiges über Sie erzählt. Ich muss sagen, Sie haben eine bezaubernde Begleitung.“, sagte Dr. Anzai anerkennend. Yashiro grinste bei dem Kompliment still in sich hinein. Wenige Minuten später war Chiaki in angeregte Gespräche mit seinem Vater und den Doktoren vertieft. Es wurde über die neuesten medizinischen Forschungsmethoden diskutiert. Unterdessen unterhielt Yashiro sich mit den Frauen über die Designer ihrer Kleider. „Sie und der junge Herr Nagoya geben ein hübsches Paar ab.“, merkte einer der Frauen an. „Danke.“, lachte Yashiro verlegen. „Wir sind kein Paar.“, entgegnete Chiaki zur selben Zeit. Yashiro’s grüne Augen verhärteten sich für eine Millisekunde und ihr Lächeln löste sich etwas. Die Frau blickte leicht verwirrt zwischen den beiden hin und her. Kaiki räusperte sich kurz. „Miss Sazanka ist eine Freundin der Familie.“, erklärte er in einem sachlichen Ton. Nickend wurde die Aussage zur Kenntnis genommen. Die Gespräche wurden anschließend wieder fortgesetzt.   Nach etwa einer Stunde war Chiaki an keiner Unterhaltungen mehr beteiligt und er sah sich leicht gelangweilt im Raum um. Plötzlich blieben seine Augen am Eingang hängen. Mit einem Mal war alles um ihn herum wie vergessen. Die Musik verschwamm im Hintergrund und seine Mitmenschen nahm er gar nicht mehr wahr. All seine Sinne fokussierten sich nur noch auf die wunderschöne junge Frau, die wie in Zeitlupe soeben den Saal betrat. Maron trug ein auffällig rotes, schulterfreies Kleid mit Bardot-Ausschnitt, welches bis zum Boden reichte und ihre schlanke Figur zur Geltung brachte. Ihre langen Beine lugten beim Laufen durch den Schlitz hervor. Passend zu dem Kleid und ihrer Silberkette trug sie High Heels in metallischem Silber.[x] Ihre kinnlangen Haare waren zu sanften Wellen gelockt. Kleine Strähnen wurden sachte zusammen geflochten und nach hinten fixiert. Dunkler Lidschatten und Eyeliner betonten ihre braunen Augen. Die Lippen waren verführerisch rot geschminkt. Chiaki musste schwer schlucken. Maron war schon immer atemberaubend schön. Doch so verführerisch und elegant wie heute hatte er sie noch nie gesehen! Allein wie sie den Saal betrat: anmutig, selbstbewusst und stolz wie eine Göttin. Und dennoch strahlte sie zur selben Zeit eine Sanftheit wie die eines Engels aus. „Ist das Maron?“, hörte er seinen Vater fragen. Seine Stimme riss ihn wieder ins Hier und Jetzt zurück. Bei der Erwähnung des Namens schnellte Yashiro ihren Kopf in Richtung Tür. „Muss sie nicht in Tokyo bei der Fashion Week sein?“ Die grünen Augen musterten die Braunhaarige missbilligend. „Dachte ich auch…“, murmelte Chiaki und beobachtete, wie Maron von ihren Eltern mit einer Umarmung empfangen wurde und mit ihnen zum Buffet ging. Er stand auf, drängelte sich durch die Menschenmenge, bis er schließlich vor seiner Schönheit in Rot stand. Ihre Eltern unterhielten sich einige Metern entfernt wieder mit irgendwelchen Gästen. „Maron.“ Die Angesprochene drehte sich zu ihm um. Chiaki stockte fast der Atem. Von nahem sah sie noch umwerfender aus, als von weitem. Sein Gesicht lief rot an. Für einen Moment wusste Chiaki nicht, was er sagen sollte. „Ehm… W-Was machst du hier?“, war schließlich das Erste, was ihm in den Sinn kam. „Ernsthaft, Chiaki? Kein ‚Hey! Ich freu mich, dich zu sehen‘?“, entgegnete sie mit einem koketten Grinsen. Sie hielt einen mit Obst belegten Teller in der Hand und schnappte sich vom Besteckkasten eine Gabel. „D-Doch…! Ich bin mehr als froh dich zu sehen.“ Chiaki fuhr sich kurz über den Nacken. „Ich...dachte nur, du wärst noch im Tokyo…?“ „Vor drei Stunden war ich noch in Tokyo.“ Maron schmunzelte und aß ein Mangostück. „Ich bin bis zur letzten Show geblieben, habe dann die After-Show-Party sausen lassen, bin in den erstbesten Express-Zug nach Momokuri eingestiegen und habe mich zu Hause fertig gemacht. Dann habe ich ein Taxi geholt und bin jetzt hier.“ Sie grinste ihn frech an. „Ich muss sagen, die Express-Züge hier sind wirklich krass schnell… Wow!“ „W-Wow…“, brachte Chiaki ebenso erstaunt entgegen. „Maron!“ Yashiro stand mit beiden Händen an den Hüften vor ihnen und lächelte breit. Das Lächeln erreichte jedoch nicht ihre Augen. „Eine Überraschung dich hier zu sehen!“ „Ich wollte auf keinen Fall den Ball verpassen.“, zwinkerte die Braunhaarige ihr zu. Das Model nickte und musterte Maron von oben bis unten. „Hübsches Kleid.“ „Danke.“ Stirnrunzelnd verzog Yashiro das Gesicht. Womöglich hatte sie ein Kompliment zu ihrem Kleid erwartet, welches jedoch nicht kam. „Rot ist eine ziemlich auffällige Farbe.“, sagte sie leicht abfällig. „So bin ich leichter unter der Menge zu finden!“, entgegnete Maron verspielt. „Und bringe ein wenig Farbe hier rein. All die dunklen Farben machen einen noch depressiv.“ „Schwarz ist aber ein Klassiker und hat Eleganz.“ „Macht trotzdem depressiv.“ Yashiro warf ihr einen stechenden Blick zu und wandte sich an Chiaki. „Chiaki, wollen wir tanzen?“ Maron verdrehte ihre Augen, während sie weiter aß. „Ich bleibe lieber bei Maron.“, erwiderte Chiaki bestimmt. „Ach komm!“, warf Yashiro ein und schmiegte sich an seinen Arm an. „Ein einziger Tanz.“ „Ich sagte ‚Nein‘, Yashiro.“ Chiaki seufzte entnervt auf und entfernte seinen Arm von ihrem Griff. Maron wirkte auf einmal etwas nervös, ihre Augen schweifen in alle Richtungen und sie biss sich beschämt auf die Unterlippe. „Es ist mehr als unhöflich einer Dame den Tanz zu verweigern, Chiaki.“, sagte Yashiro und versuchte ruhig zu klingen. „Als mein Date auf diesem Ball, habe ich diesen Tanz verdient!“ „Wisst ihr was? Mir wird das hier zu blöd.“, mischte Maron sich ein und stellte genervt ihren Teller ab, „Einige Leute starren schon. Am besten gewährst du ihr den einen Tanz, sonst hängt sie noch den ganzen Abend an deinem Rockzipfel, Chiaki. Ich gehe raus, frische Luft schnappen.“ „Du bist doch erst gekommen.“, kam es von Chiaki irritiert. „Mir ist es zu stickig hier drin.“ Damit griff Maron sich ein Sektglas von einem vorbeilaufenden Kellner und ging mit schnellen Schritten aus dem Saal. „Maron, warte!“ Chiaki wollte seiner besten Freundin hinterherlaufen, doch Yashiro hielt ihn am Ärmel fest. „Chiaki-“ Der Blauhaarige drehte sich zu ihr um und stieß scharf Luft aus. „Hör zu! Ich habe gesagt, dass ich dich zum Ball begleite. Ich habe gesagt, dass ich dich abhole und hierher eskortiere. Von Tanzen und alles drum und dran war nie die Rede.“, platzte es aus ihm heraus. „Außerdem ist das hier kein Date!“ Yashiro riss empört den Mund auf. „Würdest du mich jetzt bitte loslassen?“, fragte Chiaki so ruhig wie möglich. Doch Yashiro dachte nicht daran ihn loszulassen. Ihre Augen wurden schmaler und ihre Lippen pressten sich zu einem dünnen Strich zusammen. „Warum Maron?“, brachte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, „Schon damals! Kaum war sie da, drehte sich alles nur noch um sie! Warum immer sie?!“ Chiaki nahm tief Luft und sah sie direkt an. „Weil ich niemand anderes will. Weil es für mich niemand anderes gibt. Weil ich Maron liebe. Schon damals. Und jetzt auch. Daran wird sich nichts ändern, Yashiro.“ Sprachlos starrte sie ihn an. Ihr Griff lockerte sich und er riss seinen Arm von ihr los. „Wenn du mich entschuldigst…“ Damit lief Chiaki durch die Menschenmenge Richtung Tür. Vage bekam er mit das Yashiro ihm folgen wollte, jedoch fast das Gleichgewicht verlor und von Kagura aufgefangen wurde. Doch das war ihm egal. Das einzige was für ihn zählte war Maron. *** Maron stand auf dem Dach des Gebäudes, lehnte sich am Geländer an und nippte an ihrem Sektglas. Gedankenverloren blickte sie über die hell leuchtende Stadt herab. Eine erfrischende Brise wehte vorbei. Verdammt, was mache ich nur…?, dachte sie sich frustriert und seufzte. Eigentlich wollte sie nicht abhauen und Chiaki mit Yashiro alleine lassen. Schließlich war sie extra deswegen zum Ball geeilt. In der Sekunde, als Chiaki ihr sagte, dass er Yashiro begleiten würde, war für Maron der Entschluss gefallen, dass sie nach Momokuri zurück musste. Die gesamte Fahrt über ließ sie es sich durch den Kopf gehen, wie sie Yashiro am besten die Meinung sagen könnte. Maron wollte ihr deutlich machen, dass sie keine Chance bei Chiaki haben wird. Dass Chiaki sie liebte. Sie wollte, dass er den Abend mit ihr verbrachte. Sie wollte, dass er mit ihr tanzte. Doch als Maron die verstohlenen Blicke einiger Gäste bemerkte, hatte sie einen inneren Rückzieher gemacht. Nun stand sie alleine auf dem Dach und verfluchte sich für ihren feigen Dickkopf. Maron nahm einen Schluck von ihrem Sektglas. „Hast du mir nicht versprochen keinen Tropfen Alkohol mehr anzufassen?“, hörte sie Chiaki fragen. Ohne zu ihm rüber zuschauen, wusste sie dass er belustigt schmunzelte. Maron ignorierte seine Frage und nahm einen weiteren Schluck von ihrem Getränk. „Wie war der Tanz mit Ya-shi-ro?“, entgegnete sie spitz. Chiaki kicherte leise. „Es gab keinen.“, sagte er anschließend. Sie warf ihm einen kurzen, prüfenden Blick zu und sah wieder auf die Stadt. „Aha.“ Langsam ging Chiaki auf sie zu, zog sich sein Jackett aus und legte es Maron über die Schulter. Leise bedankte sie sich. „Woher wusstest du, dass ich hier oben bin?“ „Ist das eine ernst gemeinte Frage?“ Chiaki steckte seine Hände in die Hosentaschen und lehnte sich mit dem Rücken am Geländer an, „Ich kenne dich, Maron. Du flüchtest dich gerne auf irgendwelche Dächer, um nachzudenken.“ Sie seufzte. „Man hat hier oben immer seine Ruhe.“, merkte sie an. „Ja…“, stimmte er ihr zu. Für einige Augenblicke war es still zwischen den beiden, bis Chiaki die Stille durchbrach: „Ich habe vorhin ehrlich gesagt erwartet, dass du Yashiro die Stirn bieten würdest.“ „Habe ich auch erwartet…“, gab Maron zu, „Allerdings wollte ich keine Szene machen und uns vor dem ganzen Saal in Verlegenheit bringen. Wahrscheinlich hätte Madame am Ende einen peinlichen Aufstand gemacht und das wollte ich irgendwie vermeiden.“ Er nickte anerkennend und sah Maron neugierig an. „Was?“, fragte sie irritiert, als sie seinen Blick bemerkte. „Bist du eifersüchtig?“, fragte er schließlich. Maron zögerte für einen Augenblick, ehe sie sagte: „... Ja.“ „Echt?“ Chiaki versuchte sich ein Grinsen zu verkneifen. Vergeblich. „Grins nicht so…!“, murrte sie augenrollend. „Ich finde es nur süß, dass du eifersüchtig auf Yashiro bist. Und das wegen mir.“ „Schön, dass es dich amüsiert…“ Eine Weile standen beide wieder schweigend da und blickten in die Ferne. Wieder wehte eine kühle Brise vorbei. „Wie du ihren immer Namen betonst... Erinnert mich an die Zeit zurück, wie du immer Ma-yu-ri sagtest.“, kam es von Chiaki leicht belustigt und äffte teilweise ihre Stimme nach. Maron hob zur Anmerkung einen Finger. „Du musst zugeben, dass Mayuri der Albtraum einer High School Freundin war. Du hättest nie was mit ihr anfangen dürfen!“ Daraufhin musste ihr bester Freund kurz auflachen. „Also ist Yashiro für dich gleichgestellt wie Mayuri?“ „Vielleicht…?“, kurz hielt sie inne. „So und so hätte sie dich nicht verdient.“, fügte sie kleinlaut hinzu. Maron drehte sich zu Chiaki um. „Überhaupt…! All die Frauen, die du mal gedatet hast… Sie haben dich alle nicht verdient.“, gestand sie und sah ihm eindringlich in die Augen. Er erwiderte ihren Blick. Einige Sekunden vergingen und keiner wagte es den Blickkontakt zu unterbrechen. „Wen hätte ich den verdient?“, fragte er ruhig, die Stimme tief und rau. Maron presste sich zögernd ihre Lippen zusammen und sah nach unten. Geduldig und erwartungsvoll sah er sie an. Die braunen Augen sanft und liebevoll auf Maron gerichtet. In dem Moment, als sie wieder zu ihm aufsah und was sagen wollte, öffnete sich abrupt die Tür. Beide zuckten erschrocken zusammen. „Oh…“ Kaiki blickte überrascht von Chiaki und dann zu Maron. „Uhm…, störe ich irgendwie?“, fragte er vorsichtig. „Ehm...Nein! Nein, nein,…Nein.“, wendete Maron kopfschüttelnd ein und verschränkte ihre Arme vor die Brust. „Okayyy… Ihr wart für eine Weile nicht zu sehen und ich habe mir ein wenig Sorgen gemacht.“ Beschämt rieb Kaiki sich den Nacken. „Aber da ich sehe, dass ihr beiden hier oben seid, ist alles gut. Also...uhm, tut einfach so als wäre ich nicht da gewesen! Macht einfach da weiter, wo ihr aufgehört habt.“ Chiaki sah zu Maron, die verlegen zu Boden blickte und wandte sich seufzend an seinen Vater. „Wir kommen mit runter.“ Zurück im Ballsaal mischte Kaiki sich wieder unter die Gäste. Maron hatte Chiaki sein Jackett wiedergegeben und nun standen beide unbeholfen an der Wand und beobachteten die Leute. Auf der Tanzfläche sahen sie, wie Yashiro mit Kagura tanzte und herzlich mit ihm lachte. Dass ihre alten Klassenkameraden zurück waren, bekam das Model nicht mit. „Hat sie jetzt doch einen Tanzpartner gefunden.“, kommentierte die Braunhaarige. „Und sie scheinen sich blendend zu verstehen.“ „Ich glaube, mein Vater hatte mal etwas erwähnt, dass Kagura ein Auge auf sie geworfen hat.“, sagte Chiaki. „Ich dachte immer, er hat das als Scherz gemeint.“ Maron zuckte mit den Schultern. Ein kleines, befriedigendes Lächeln bildete sich auf ihren Lippen. Mit der Minute sammelten sich mehr und mehr Paar auf der Tanzfläche an. Maron konnte auch ihre Eltern darunter entdecken. Sie blickte zu Chiaki auf und biss sich unsicher auf die Unterlippe. „Hättest du was dagegen, ob wir uns der Mehrheit auf der Tanzfläche anschließen…?“, fragte sie, die Wangen rosaroten gefärbt. Chiaki sah sie mit hochgezogener Augenbraue an. „Bittest du mich gerade, um einen Tanz?“, grinste er. „N-Nein!“, stritt sie ab, ihr Gesicht wurde um eine Nuance noch röter, „Ich sagte nur, dass wir uns der Mehrheit anschließen können. Nicht dass ich mit dir spezifisch auf die Tanzfläche will.“ Chiaki ließ von seinem Grinsen nicht los. „Gibt es jemand Besonderen im Raum mit dem du tanzen möchtest?“ „... Ja.“ „Steht dieser jemand direkt neben dir und nervt dich mit Fragen?“ „V-Vielleicht…“ Chiaki kicherte, stellte sich vor Maron hin, machte eine theatralische Verbeugung und hielt ihr eine Hand entgegen. „Erweisen Sie mir den Tanz, Miss?“ Maron musste herzlich auflachen. Sie legte ihre Hand in seine und machte einen verspielten Knicks. „Ja! Sehr gerne, mein Herr.“ Gemeinsam begaben sie sich zur Tanzfläche. Maron legte ihre freie Hand auf seine Schulter und sah ihm in die Augen. Chiaki umfasste ihre Taille und zog sie etwas näher zu sich. Auch seine Wangen waren leicht gerötet. „Mal sehen, ob sich die Kurse für Standardtänze bei Frau Pakkyaramao bezahlbar gemacht haben.“, wisperte Maron und schmunzelte. „Wenn ich mich richtig erinnere, gehörte ich von den Jungs zu den Besten.“, konterte Chiaki souverän. Anschließend folgten sie dem Rhythmus der Musik und begannen zu tanzen. „Ich erinnere mich.“, lächelte Maron nach einigen Takten verspielt, „Von allen warst du mein Lieblingstanzpartner. Wir hatten zu Hause immer zusammen geübt. Wir übten und tanzten stundenlang bis jeder Schritt passte.“ „Wenn man für jeden Schrittfehler nicht ständig eine Flöte ins Ohr gepfiffen bekommen will…!“, verdrehte Chiaki die Augen und lachte bei den Erinnerungen kurz auf. „Den Kurs hatte ich damals nur mitgemacht, weil du sagtest ‚Damit wir für unseren Hochzeitstanz vorbereitet sind‘.“ „Oder für andere Anlässe wie diesen hier.“, merkte sie an. „Ich habe nur die Worte ‚unseren Hochzeitstanz‘ gehört.“ Maron lachte leise in sich hinein. Auch wenn ihre gemeinsamen Tanzstunden ein paar Jahre her waren, so wussten beide noch genau wie sie sich zu bewegen haben. Ein paar Male wirbelten sie umher, bis Chiaki sie fragte: „Was hältst du eigentlich von meinem Anzug?“ Maron ließ ihre Augen hoch und runter wandern, betrachtete ihn von Kopf bis Fuß. Sein Smoking saß ihm perfekt. Sie erkannte sofort, dass es maßgeschneidert war. Seine schlanke, muskulöse Statur kam ideal zur Geltung. Sie mochte es, ihn in Anzügen zu sehen. Sogar mehr – sie liebte es. Maron spürte, wie ihre Wangen wieder rot wurden. „Ein schöner, moderner Smoking.“, entgegnete sie in einem gespielt neutralen Ton und lächelte. „Mehr nicht?“ „Die Fliege passt zu dir.“ „Sag doch einfach, dass ich gut darin aussehe.“ „Ich sehe dich nicht zum ersten Mal in einem Anzug, Chiaki.“, grinste Maron ihn an. „Ein Smoking gehört zur Edelklasse der Anzüge.“, grinste er zurück, „Und wenn ich eitel sein darf, muss ich zugeben, dass ich sehr, sehr gut darin aussehe.“ „Ja, in der Tat. Wie James Bond.“ „Besser als James Bond.“ Sie kicherte. „Heißer als James Bond.“, sagte sie in einem ehrlichen Unterton. Beide lachten leise. Chiaki sah Maron an und musterte für einen Moment ihr Gesicht. „Ich habe dir noch gar nicht gesagt, wie unglaublich schön du aussiehst.“ Liebevoll lächelte er sie an. „Wie du durch die Tür kam und den Saal betrats… Wow. Einfach nur…Wow!“ Maron lächelte peinlich berührt. „Danke.“, entgegnete sie sanft. Früher hatte sie solchen Komplimente von ihm mit einem augenrollen akzeptiert. Heute machten sie sie glücklich und ließen ihr Herz höher schlagen.   Wortlos tanzten sie anschließend weiter. Ihre Beine bewegten sich wie von selbst zu der Musik. Irgendwann waren alle anderen Paare um sie herum vergessen und sie sahen nur noch sich. Ihre Blicke ließen nicht voneinander los. Die Musik verebbte und die Band wechselte zu einem langsameren, weicheren Stil über. Sie stoppten sich kurz und Maron sah sich verunsichert um. Alle Paare auf der Tanzfläche rückten näher zueinander ran. Die Frauen schlangen ihre Arme um die Nacken ihrer Männer und diese ließen ihre Hände an den Hüften ihrer Partnerinnen ruhen. Stirn an Stirn wurden die Köpfe aneinander angelehnt. Chiaki sah sie fragend an, suchte mit seinem Blick den ihrer. Sie stand bewegungslos vor ihm, nicht wissend, ob sie bleiben oder die Tanzfläche verlassen sollten. Bevor Maron es realisierte, schlang er seine Arme um sie und zog sie an sich heran. Etwas unbeholfen stützte sie ihr Kinn an seine Schulter ab. Es war zwar nicht das erste Mal, dass sie sich so nah waren, doch die Situation und die Umstände machten alles anders. Wie zum Beispiel die Herzklopfen in ihrer Brust. Oder das elektrisierende Kribbeln auf ihrer Haut. Maron spürte, wie er scharf Luft einzog. Seine warmen Hände ruhten unter ihren Schulterblättern. Sie drehte ihren Kopf, sodass sie seinen kräftigen Herzschlag unter seine harte Brust hören konnte. Schließlich reichte Maron ihre Arme hoch und schlang sie um seinen Nacken. Ihre Finger fanden sich automatisch in seinen Haaren am Nacken wieder. Im Rhythmus strichen sie sanft durch die blauen Strähnen hindurch. Gleichzeitig spürte sie, wie Chiaki mit den Fingerspitzen ihren Rücken auf und ab strich. Eine Gänsehaut überkam sie. Sie sah zu ihm auf. Seine Augen blickten sie eindringlichen an. Jegliche Gefühle, die er für sie empfand, konnte sie in ihnen ablesen. Sie musterte seine markanten Wangenknochen und Kieferpartien. Ihre Augen wanderten zu seinen Lippen herab. Das Verlangen sie zu küssen, überkam sie plötzlich. Überrascht von sich selbst, vergrub Maron ihr Gesicht in seine Brust. Ihre Wangen glühten. Seine Hände wanderten ihren Rücken zu ihrer Taille herab und umfasst sachte ihre Hüfte. Wieder eine elektrisierende Gänsehaut. Unwillkürlich musste Maron an die Redewendung denken, wenn Leute sagten, dass sie Schmetterlinge im Bauch haben. Sie wusste nur allzu gut, was damit gemeint war: dieses unbehagliche, flatternde Gefühl tief in der Bauchgegend. Nur spürte Maron es überall. Sie spürte Schmetterlinge auf ihrer gesamten Haut, die ihr immer wieder ein Schaudern durch den ganzen Körper bereiteten. Etwas, was sie vorher noch nie so intensiv empfunden hatte. Wieder sah sie zu Chiaki hoch und seine rechte Hand hob sich, fuhr liebevoll durch ihre Haare und über ihren Nacken. Ihr fiel auf, dass sie aufgehört haben zu tanzen. Beide standen inmitten der Menschen auf der Tanzfläche und rührten sich nicht. „Maron.“, wisperte er. Die Stimme tief und rau, was Maron einen angenehmen Schauer bereitete. „Ich habe dir auf dem Dach eine Frage gestellt...“, sprach Chiaki leise. „Du wolltest mir eine Antwort geben.“ Nervös presste Maron sich ihre roten Lippen zusammen. „V-Vergiss es…“, murmelte sie leise und sah verlegen zur Seite. In dem Moment spürte sie, wie Chiaki den Druck seiner Hand um ihrer Taille leicht erhöhte und sie noch näher an sich drückte. Kaum merklich schüttelte er den Kopf, ohne den Blick von ihr loszulassen. Vereinzelte Strähnen seiner blauen Haare fielen ihm ins Gesicht runter und Maron konnte den angenehmen Duft seines Parfüms vernehmen. „Wirst du mir irgendwann eine Antwort geben?“, flüsterte er und sah ihr tief in die Augen. Maron musste schlucken. Ihr Gesicht wurde heiß und ihr Herz klopfte schneller. Nach einigen Sekunden brachte sie ein Nicken zustande. „Ja… werde ich.“, versprach sie ihm leise. Im nächsten Moment beugte Chiaki sich zu ihr nach vorne. Maron’s Herz schlug ihr bis in den Hals und sie hielt gespannt den Atem an. Sachte legte er seine Lippen auf ihre Wange. Kaum hörbar schnappte sie nach Luft. Ihre Haut begann wie Feuer zu brennen. „Lass mich nicht zu lange warten.“, flüsterte er ihr anschließend ins Ohr. Sie nickte. „Okay…“ Chiaki’s braune Augen trafen auf ihre und ein sanftes Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. Maron konnte nicht anders und lächelte zurück. „Komm. Lass uns was zu trinken holen.“, schlug Chiaki vor. „Ja.“, stimmte Maron ihm zu. Langsam lösten sie sich voneinander und verließen die Tanzfläche. Nur ihre Hände blieben noch miteinander verbunden.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)