Yes, No, Maybe von mairio (No matter what happens, I will always honestly, truly, completely love you.) ================================================================================ Chapter 7: Was it right? ------------------------ Chapter 7: Was it right?   Knapp zwei Monate vergingen. Maron hatte in der Zeit ihre offizielle Abschlussurkunde erhalten und einige Vorstellungsgespräche hinter sich gebracht. Allerdings hatte sie bisher noch keine Rückmeldungen erhalten. Weiterhin war sie mit Hijiri glücklich zusammen. Ihr Vater hatte sich inzwischen mit der Beziehung abgefunden und zu seinem Angestellten auch wieder ein normales Verhältnis aufgebaut. Dennoch blieb das Thema Maron zwischen Hijiri und Takumi größtenteils tabu, um unangenehme Spannungen zu vermeiden. In Chiaki’s Leben hingegen hatte sich nicht viel verändert. Er und Maron trafen sich immer noch alle paar Tage -wie zu alten Zeiten- zum Kaffeetrinken oder einem gemütlichen Kinoabend zu zweit, jedoch verbrachte er gleichzeitig viel Zeit damit seine persönliche Distanz von dem Paar zu bewahren. Neben der Arbeit oder dem Sport, war die Gesellschaft von Shinji und Natsuki oft eine gute Ablenkung. Doch wie lange konnte er den seelischen Schmerz noch mit sich herumtragen? Wie lange konnte er seine Gefühle noch in sich hineinfressen lassen? Wäre es nicht besser Maron endlich nach all den Jahren doch aufzugeben und sich woanders umzuschauen? Vielleicht war sie einfach nicht für ihn bestimmt und seine wirklich wahre Liebe war irgendwo anders auf der Welt? Fragen, die sich Chiaki in letzter Zeit oft fragte. Und keine Antwort fand. *** Es war Maron’s Geburtstag und Chiaki beschloss, bevor seine Schicht begann, bei ihr zu Hause ihr Geschenk vorbeizubringen. Da sie diese Woche nicht im Mori-Café arbeiten musste, wusste er dass er sie zu Hause antreffen würde. Nachdem Chiaki an der Tür klingelte, öffnete sie ihm seine beste Freundin, bekleidet in dunkelblauer Skinny-Jeans und weißen, ärmellosen Sommershirt, die Augen leicht verschlafen und einer Tasse Tee in der Hand. Als Maron den Blauhaarigen sah, wurde ihre Blick wacher und sie begrüßte ihn mit einem halbmüden Lächeln. „Muss du nicht auf die Arbeit?“, sagte sie. „Dir auch einen Guten Morgen, Geburtstagskind.“, grinste er zurück und hielt ein kleines Geschenkpäckchen in die Höhe. Maron’s Augen begannen sofort zu leuchten. Ehe Chiaki sich versah, packte ihn die Braunhaarige schon am Arm und zog ihn ins Haus rein, Richtung Wohnzimmer. „Gib her, gib her, gib her!“, klatschte die nun-25-jährige wie ein kleines Kind in ihre Hände, als sie sich auf das Sofa hinsetzten. Chiaki lachte amüsiert, legte das Geschenk in ihre offenen Hände und lehnte sich anschließend zurück. Gespannt schaute er zu, wie Maron sein Geschenk entpackte. Mit schnellen Handgriffen hatte sie das Geschenkpapier entfernt und hielt eine rote Schachtel in den Händen. Kurz tauschten beide sich Blicke aus, ehe Maron die Schachtel öffnete und eine dünne, lange, Silberkette herausholte. „Eine Kette?“, fragte sie nach. „Für Fin.“, antwortete Chiaki und deutete auf ihren Engel am Handgelenk. „Damit du sie wieder am Hals hast.“ Maron lachte kopfschüttelnd auf und hielt sich die Hand vor die Stirn. „Auf die Idee bin ich gar nicht gekommen!“ „Dafür bin ich ja da.“, grinste ihr Gegenüber. „Sieht vom Material aber ziemlich teuer aus...“ „Macht dir deswegen keine Sorgen. Komm, ich mach sie dir dran.“ Chiaki entfernte vorsichtig ihre alte Kette am Handgelenk. Nach einigen präzisen Handgriffen, hatte er den Engel an die neue Kette angebracht. „Hier.“, sagte er und hielt ihr das Schmuckstück entgegen. „Mach du.“, entgegnete Maron, schob ihre Haare beiseite und drehte sich um. Chiaki zögerte einen Moment, bevor er ihr sanft ein paar lose Strähnen zur Seite strich, die Kette um den Hals legte und sie verschloss. Mit einem warmen, gerührten Lächeln drehte Maron sich wieder zu ihn um und umarmte ihn innig. „Das ist wirklich süß von dir. Danke, Chiaki.“ „Gern geschehen.” „Sowas kann ich zu deinem Geburtstag kaum überbieten…“, sagte sie mit leichter Sorge in der Stimme. „Ach was! Alles was du mir schenken wirst, wird garantiert einzigartig sein!“, lächelte Chiaki sie an. Plötzlich klingelte das Telefon. Maron stand auf und ging ran. „Kusakabe.“ Chiaki beobachtete, wie groß ihre braunen Augen wurden und sie aus dem Wohnzimmer verschwand. „Ja. Verstehe. Das freut mich wirklich sehr. Danke vielmals.“, hörte er sie mit Abständen sagen. „Ich sehe Sie dann am Montag.“, kam es nach wenigen Minuten abschließend. Kaum hatte Maron aufgelegt, schrie sie erfreut auf. Erschrocken fuhr Chiaki zusammen. Bevor er fragen konnte was passiert war, rannte sie ins Wohnzimmer zurück und sprang freudestrahlend in seine Arme rein. „Was ist los?“, fragte er lachend, als sie sich von ihm löste. „Erinnerst du dich an mein erstes Vorstellungsgespräch vor zwei Monaten?“ „Bei Momokuri News?“ „Ja! Ich hatte vor ein paar Tagen einen Probearbeitstag bei ihnen gehabt und … Ich hab den Job!!“, strahlte sie ihn an. Bei der Neuigkeit nahm er sie wieder in seine Arme und drückte sie innig. „Ich habe kein bisschen daran gezweifelt!“ „Du glaubst immer an mich. Danke, Chiaki.“, lächelte Maron ihn an. Auf einmal klopfte es an der Tür. Überrascht zuckten Beide auf und lösten sich voneinander. „Das muss Hijiri sein. Er hat sich heute und morgen auch frei genommen.”, sagte Maron und stand auf, „Wir gehen auch gleich in der Stadt frühstücken.“ „Natürlich...“, murmelte Chiaki leise, legte kurz seinen Kopf in den Nacken und stand schließlich ebenfalls auf. „Alles Gute zum Geburtstag.“, hörte er Hijiri sagen, nachdem das Paar sich einen Kuss zur Begrüßung gab. „Hey, Chiaki.“, nickte er anschließend dem Arzt zu, als dieser in den Flur eintrat. Der Angesprochene winkte knapp zurück. Dann fiel Hijiri die Kette an Maron’s Hals auf. „Ist die neu?“, fragte er und deutete mit dem Finger darauf. „Nein. Erkennst du sie nicht? Das ist Fin, mein kleiner Engel. Ich habe sie vorher immer als Armband getragen.“ Sie nahm den Anhänger kurz in ihre Hände, „Chiaki hat mir die Silberkette eben geschenkt, damit ich sie wieder am Hals tragen kann. Ist das nicht toll?“, fügte Maron mit einem breiten Lächeln hinzu und wandte sich zu ihrem benannten besten Freund um. „Das... ist wirklich sehr aufmerksam von ihm.“, sagte Hijiri mit einem verhaltenen Lächeln, sah kurz zwischen den beiden hin und her. „Gehen wir? Ich habe für neun reserviert.“ Seit dem persönlichen Fiasko von vor zwei Monaten, hatte Hijiri es sich zu Angewohnheit gemacht immer einen Tisch zu reservieren, wenn sie irgendwo Essen gingen. „Ja, ich hole noch meine Tasche.“, brachte seine Freundin entgegen und rannte schnell die Treppen hoch. „Nun…Ich muss jetzt zur Arbeit. Wollte nur dem Geburtstagskind ihr Geschenk vorbeibringen.“, sagte Chiaki und ging aus dem Haus raus. „Wir sehen uns.“, verabschiedete er sich, ohne sich umdrehen und stieg auf der anderen Straßenseite in sein Auto ein. Hijiri schaute ihm mit einem skeptischen Blick nach, bevor Maron zurückkehrte und sie sich gemeinsam zur Innenstadt begaben.   Nach einer halben Stunde saß das Paar in einem Café, frühstückten, unterhielten sich und tranken jeweils einen Cappuccino. Während Maron sprach und erzählte, hörte Hijiri mit halben Ohr zu und nickte in den passenden Momenten kurz mit einem nachdenklichen Lächeln. Seine Freundin merkte, dass er nicht ganz bei Sache war. „Hörst du mir zu?“ „Doch, doch!“ „Ich glaube dir nicht.“ Sie durchschaute ihren Freund schnell und das wusste er. „Was ist denn los?“ Hijiri strich sich seufzend durch die Haare, als er ansetzte: „Chiaki verhält sich in letzter Zeit schon etwas komisch, findest du nicht?“ „Wieso?“ „Hab es so im Gefühl…“, zuckte er mit der Schulter, „Er schien nicht gerade begeistert gewesen zu sein, als ich vorhin vorbeikam.“ „Das bildest du dir bestimmt ein.“, winkte Maron sorglos ab und nippte an ihrer Tasse. „Ist es dir jemals in den Sinn gekommen… dass, nun ja… er dich mag?“, fragte Hijiri schließlich, sah sie an und nahm selbst einen Schluck von seinem Cappuccino. „Was?“, verschluckte sich Maron fast. „Nein!“ „Soweit ich weiß, verschenkt kein normaler Freund einer Freundin hochwertigen Schmuck, wenn er nicht was von ihr will.“, konterte Hijiri und zog leicht schmunzelnd eine Braue hoch. Sie schaute kurz zu ihrer Kette runter und zu ihm wieder hoch. „Es ist nicht so, dass er mir einen Ring geschenkt hat, Dummerchen.“, schüttelte sie bestimmt den Kopf. „Chiaki und ich sind nur beste Freunde.“, beharrte sie. „Wir sind wie Familie!“ „Ich weiß.“ Hijiri setzte seine Tasse ab und griff in seine Jackeninnentasche. „Nun denn… ich lasse mich davon auch nicht beirren.“, sagte er mit einem selbstsicheren Unterton in der Stimme und legte einen Umschlag auf den Tisch, „Hier ist mein Geschenk. Ich hoffe, es gefällt dir.“ Erwartungsvoll lächelte er sie an. Maron nahm den Umschlag und öffnete ihn. Zwei Tickets nach Kyoto befanden sich darin. „Ich dachte mir, wir könnten uns ein romantisches Wochenende dort machen, anlässlich deines Geburtstags.“, erklärte Hijiri. „Und bevor es für dich ins richtige Arbeitsleben losgeht.“ Seine Freundin lächelte ihn verliebt an. „Es ist perfekt.“ Daraufhin musste er grinsen. „Also packen wir heute unsere Koffer und morgen geht’s los?“ „Ja!“ Sie nahm seine Hand, welches auf dem Tisch lag und strich mit dem Daumen sanft über seinen Handrücken. Hijiri beugte sich zu Maron vor und drückte ihr einen zarten Kuss auf die Lippen. Nach dem Frühstück gingen sie noch durch die Innenstadt spazieren bis Hijiri sie nach Hause fuhr und sich von ihr verabschiedete, um die anstehende Reise zu planen. Kaum war er aus ihrem Blickfeld verschwunden, wandte Maron sich zur Eingangstür und wollte soeben den Schlüssel ins Schloss stecken, als sie sich jedoch mitten in der Bewegung stoppte. Auch wenn sie es sich in Hijiri’s Anwesenheit nicht anmerken ließ, so musste sie die letzten paar Stunden ununterbrochen an seine Worte über Chiaki denken. Sah er in ihr wirklich mehr als nur eine Freundin? Wie konnte das sein? Schließlich war er all die Jahre immer ihr bester Freund gewesen. All die Jahre waren sie wie Bruder und Schwester füreinander. Und das soll sich nun geändert haben? Hijiri schien sich seiner Vermutung ziemlich sicher gewesen zu sein. Ungläubig schüttelte Maron den Kopf, packte ihren Schlüssel wieder in ihre Tasche und ging zur Bahnhaltestelle in der Nähe. Sie brauchte dringend Antworten, bevor sie das ganze Wochenende sich darüber noch den Kopf zerbrach. Mit dem Entschluss begab sie sich Richtung Krankenhaus. *** Geistesabwesend starrte der junge Arzt aus seinem Bürofenster raus. Es war an sich ein angenehmer Arbeitstag. Keine schwerwiegenden Operationen. Nur ein paar Check-Up-Untersuchungen mit einigen Patienten. Nun musste er nur noch einige formale Sachen und diverses Papierkram erledigen, dann könnte er Feierabend machen. Ein Klopfen ließ Chiaki zusammenfahren. Er drehte sich um und sah Maron mit einem sanften Lächeln an der Tür stehen. „Worüber denkst du nach?“, fragte sie und ging auf ihn zu. „Nicht besonderes… Was verschlägt dich denn hierher?“, fragt Chiaki zurück. „Ich…eh, wollte nach dir sehen.“, antwortete sie ihm und vergrub ihre Hände in die Jackentasche. „Okay..?“ Er zog skeptisch eine Braue hoch und spielte mit seinem Stift in der Hand. „Wie war dein Tag mit Hijiri?“, fragte er mit gespieltem Interesse. „Gut.“, sagte Maron „Das Frühstück war super. Im Anschluss hat Hijiri mir sein Geschenk überreicht.“ Sie stoppte sich einen Moment und sah Chiaki an. Er erwiderte ihren Blickkontakt. „Er hat mir Tickets für ein Wochenendtrip nach Kyoto geschenkt.“, sprach sie weiter und beobachtete seine Reaktion genau. „Morgen geht’s los.“ Chiaki machte ein erstauntes Gesicht und nickte. „Kyoto?“, brachte er mit einem Lächeln entgegen. „Hört sich romantisch an. Dann wünsche ich euch beiden viel Spaß.“ „Danke.“ Maron ging um seinen Tisch herum und lehnte sich neben seinem Bürosessel an der Tischkante an. Sie biss sich zögernd auf die Lippe, sah zu Boden und wieder in seine Richtung. „Irgendwie hatte Hijiri die Befürchtung, dass dich das stören könnte.“, fügte sie hinzu und lachte kurz auf. Chiaki zog verunsichert die Brauen zusammen. „Ehm… W-Warum sollte mich das stören?“, fragte er so gelassen wie möglich. Bevor er es selbst realisierte, fing sein Herz an schneller zu schlagen und alles in ihm spannte sich an. Maron schaute verlegen weg. „Er meinte…nun… Er ist von der Überzeugung… dass du mich mögen würdest.“, erwiderte sie mit einem ungläubigen Lächeln. „Im romantischen Sinne, versteht sich.“ Chiaki ließ vor Schreck fast seinen Stift fallen. In dem Moment stockte ihm kurz der Atem. Mit schockiert geweiteten Augen starrte er sie an. In seinem Kopf herrschte das komplette Chaos. Hin- und hergerissen zwischen den Optionen, ihr die Wahrheit zu sagen oder zu lügen. Seine beste Freundin bekam von seiner inneren Unruhe nichts mit und vergrub ihr Gesicht beschämt in beide Hände. „Das hört sich soo lächerlich an, ich weiß! Jetzt wo ich es laut ausspreche…ehm…“ „Nun, Hijiri liegt falsch!“, warf Chiaki ein, legte einen Ellenbogen auf seinen Schreibtisch ab und stützte seinen Kopf mit der Hand. Einige Male fuhr er sich über den Hinterkopf und blickte zu ihr auf. „Ich meine…eh, wir sind wie Familie!“, sagte er und biss sich im Anschluss reumütig auf die Zunge. Er konnte selbst nicht glauben, dass er sich dafür entschied die Wahrheit zu verleugnen. Verfluchter Feigling…, ging es ihm durch den Kopf. Maron atmete erleichtert aus und wandte sich wieder zu ihm um. „Genau dasselbe habe ich ihm auch gesagt!“ Chiaki schaute ihr mit ruhiger Miene in die Augen. „Ganz ehrlich… Wir sind nur beste Freunde. Das weißt du doch!“ Dann tat er so, als würde er sich wieder seinen Unterlagen widmen. „Ja… da hast du recht.“ Sie nickte einige Male zustimmend und lächelte. „Nun denn… Ich schätze, ich gehe jetzt mal. Muss noch Koffer packen und mich für die Reise bereit machen.“, verabschiedete Maron sich von ihm und verließ sein Büro. Nachdem sie weg war, sah Chiaki wieder von seinen Papieren auf und fuhr sich mit beiden Händen frustriert über das Gesicht. „Ich bin so ein verdammter Idiot…“, stöhnte er, ließ den Kopf mit dem Gesicht voraus auf den Tisch nieder und stieß einige Flüche von sich. Für eine Weile verweilte er in dieser depressiven Position, brabbelte unverständliches Zeug vor sich hin bis sein Vater in seinem Büro so vorfand und ihn ohne große Fragen nach Hause schickte.   Unterdessen hatte Maron das Krankenhaus verlassen und fuhr mit der Bahn zurück nach Hause. Während ihrer Heimfahrt, ging sie gedanklich das Gespräch mit Chiaki nochmal durch. Sie bekam das Gefühl nicht los, dass er ihr dennoch etwas verheimlichte. Hijiri hatte nicht Unrecht, als er die Anmerkung machte, dass Chiaki sich in letzter Zeit merkwürdig verhielt. Schon eine ganze Weile verfolgte sie ein eigenartiges Gefühl, dass mit ihm etwas nicht stimmte. Dass er sich in ihrer Anwesenheit anders verhielt als sonst. Ach quatsch… Ich kann Chiaki vertrauen…!, dachte sie sich und verwarf ihre Sorgen sofort wieder. Mit einer guten Laune bereitete sie sich für ihr Wochenendtrip mit ihrem Freund vor. *** „Du bist so ein gottverdammter Idiot, weißt du das?“, sagte Shinji und schlug sich mit der Hand auf die Stirn. „Sei nicht so streng zu ihm.“, mahnte Natsuki und gab ihrem Freund einen Klaps mit der Hinterhand auf die Brust. „Trotzdem ist er ein Feigling…“ Chiaki seufzte entnervt auf. „Du bist auch nur da, um mich zu kritisieren, oder?“, fuhr er Shinji an. Es war Freitagabend, ein Tag nach dem Maron ihn im Büro besuchte. Seit dem konnte er sich auf nichts mehr richtig konzentrieren. Er konnte froh sein, dass er auf der Arbeit keine Fehler in der heutigen Operation gemacht hatte. Nun stand er mit Shinji und Natsuki vor einem beliebten Club der Stadt Schlange, der Bass der Musik war bis nach draußen zu hören. Das Paar riefen ihn nach der Arbeit an und überredeten ihn dazu, den Kopf frei zu bekommen, was einfacher gesagt war als getan. Noch immer fragte Chiaki sich, ob es die richtige Entscheidung war zu Lügen. „So erleichtert wie sie wirkte, war es vielleicht gut, dass ich ihr nicht die Wahrheit gesagt habe...“, sprach er mit sich selbst und seufzte. Ihre Reaktion hatte ihm einen Stich ins Herz versetzt. „Womöglich ist es mein Schicksal, einfach nur ihr bester Freund zu sein.“ „Was wäre, wenn du Maron mal fragst, wie sie die Wahrheit wohl empfunden hätte?“, wandte sich Shinji an seine Freundin. Diese schaute ihn entgeistert an. Natsuki und Maron waren nach einigen Shopping-Verabredungen ziemlich schnell zu guten Freundinnen geworden, die über alles Mögliche miteinander redeten und sich austauschten. Hinsichtlich dem Dreiecksdrama, so sympathisierte sie zwar mit Chiaki, gegenüber Maron versuchte sie in ihren typischen Frauengesprächen dennoch unparteiisch zu wirken. „Ich bezweifle, dass das irgendetwas nützt… Doofkopf.“, entgegnete Natsuki zu Shinji’s Vorschlag. „Also, klar… Wenn sie von sich aus mir das mal erzählt, könnte ich sie ganz dezent fragen, ab-…“ „Lass gut sein.“, unterbrach Chiaki sie und nickte Richtung Eingang. „Wir sind übrigens jetzt dran.“ Gemeinsam passierten die drei Freunde die Türsteher und gingen rein.   Nach einer gewissen Zeit reichte die Betrunkenheitsskala von angeschwipst (Shinji) bis stockbetrunken (Natsuki). Chiaki hielt sich den ganzen Abend an alkoholfreien Getränken, da er sich und seine Freunde noch nach Hause fahren musste. Letztlich hatte er sie auch abgeholt, da Shinji keine Lust hatte selbst zu fahren. Eigentlich war er ein guter Trinker. Shinji scherzte oft herum, dass sein bester Freund immun gegen Alkohol sei. Gerade lief „Dead End in Tokyo“ von Man with a Mission und Chiaki beobachtete von der Bar aus, wie seine Freunde sich der Musik hingaben und abfeierten. Als das Lied zu Ende war und der DJ zu RnB-Mixen wechselte, schlossen Shinji und Natsuki sich ihm an der Bar an und bestellten sich jeweils einen Cocktail. Bevor Chiaki fragen kannte, wie es ihnen ging, fingen sie an miteinander rumzuknutschen, woraufhin er augenrollend sich in die andere Richtung drehte. In dem Moment kam eine Gruppe von vier Mädels an die Bar und fragten dem Barkeeper panisch nach ein paar Servietten. Da fiel Chiaki auf, dass einer der Frauen sich die Hand vor die Nase hielt, welche stark zu bluten schien. Womöglich war sie gestürzt. Ebenso sah sie aus, als hätte sie einen zu viel getrunken. Durch die Musik konnte er hören, wie ihre Freundinnen darüber argumentierten, ob man bei Nasenbluten den Kopf nach hinten oder nach vorne legen sollte. Bei dem Tempo verblutet sie noch…, dachte sich Chiaki und rief ihnen „Nach vorne!“ laut zu. Überrascht drehten sich drei Köpfe zu ihm um und blickten ihn skeptisch an. „Woher willst du das wissen?“, fragte eine von ihnen mit lilanen, kinnlangen Haaren, dunkelbraunen Augen, die Hände an den Hüften gestemmt. Sie trug eine kurze, schwarze Short, ein lockeres Top sowie eine schwarze Lederjacke um die Taille. Kritisch zog sie eine Braue hoch und legte den Kopf schief. „Ich bin Arzt.“, antwortete ihr Chiaki ruhig und fragte bei Barkeeper nach einem kühl-feuchten Tuch nach, welches er ihr gab. „Leg ihr das auf dem Nacken. Das wird helfen.“ Noch immer zögerten die Mädchen. „Hört auf den Doktor, Mädels!“, lallte Shinji plötzlich von hinten, legte seinem Freund einen Arm um die Schulter und zwinkerte den Mädchen lachend zu. „Ich würde auf ihn hören, sonst verblutet eure Freundin noch zu Tode!“ Dies brachte die Gruppe wieder in Bewegung und sie verschwanden in Richtung der Toiletten. Kaum waren sie weg, tauchte Natsuki zu Chiaki’s Linken auf. „Du bist Arzt und kannst Leben retten??“ Man sah ihr mehr als deutlich an, dass sie etwas zu tief ins Glas geschaut hatte. „Wow... Nenn mir etwas, was du tun nicht kannst...“, sprach sie nuschelnd weiter und griff sich ein paar Vodkagläser, die anderen Gästen bestimmt waren. „Dich vom Trinken abhalten! So wie es aussieht.“, schüttelte Chiaki amüsiert mit den Kopf, schnappte ihr die Getränke weg und stellte sie in sicherer Entfernung beiseite. Die Grünhaarige verzog eine Schnute, neigte den Kopf zur Seite und sah ihren Freund mit einem bettelnden Hundeblick an. „Du hast für heute genug, Natsuki-Schätzchen!“, kicherte Shinji breit grinsend und nahm sich eines der Vodkagläser. Chiaki blickte belustigt zwischen den beiden hin und her. „Ihr seid beide echt gemein!“, ningelte sie und wirkte wie ein Kind, welches man den Lolli geklaut hatte. „Ich glaube… ich muss aufs Klo…“, entschuldigte sie sich anschließend bei ihnen und ging zu den Toiletten. „Ich folge ihr mal, bevor ihr noch was passiert.“, sagte Shinji und stand auf, lief seiner Freundin eilig hinterher. Chiaki sah ihnen schmunzelnd nach und bestellte für sie jeweils ein Glas Wasser. „Die gehen auf mich.“, hörte er plötzlich neben sich sagen. Überrascht wandte er sich zur Seite und sah dieselbe kurzhaarige junge Frau von vorhin vor sich. Sie war ziemlich hübsch und attraktiv, stellte Chiaki fest. „Danke für vorhin, Herr Doktor. Du hast meiner zukünftigen Schwägerin einen riesigen Gefallen getan.“, sagte sie mit einem Lächeln. „Geht’s ihr besser?“, erkundigte Chiaki sich bei ihr. „Ja, deine Tipps haben wirklich geholfen. Die anderen Mädels kümmern sich gerade um sie.“ „Das freut mich zu hören.“ „Und… du und dein Kumpel, ihr seid mit euren Freundinnen hier?“, fragte sie mit Neugier in ihrem Gesichtsausdruck. „Freundinnen? Oh… eh, Nein. Es sind nur er, seine Freundin und ich.“ „Aaah… Keine Freundin deinerseits?“ „Nein.“, schüttelte Chiaki verlegen den Kopf. Sie nickte einige Male verstehend. Anschließend herrschte kurzes, peinliches Schweigen. Die hübsche Unbekannte schaute weg, spielte unsicher mit dem Verschluss ihrer kleinen Clutch-Handtasche. Chiaki musterte sie für einen Moment, bevor er ebenfalls unbeholfen wegsah. „Hey, kennst du diese App…“, drehte die Dunkelhaarige sich wieder zu ihn um und holte ihr Handy aus der Tasche, „Die ist ziemlich cool. Habe ich neu für mich entdeckt…Wenn du dein Handy mit einem anderen Handy berührst, werden automatisch eure Kontaktdaten einander ausgetauscht.“ Chiaki blickte sie erstaunt an. „Wirklich? Hört sich ziemlich praktisch an.“, sagte er und legte sein Handy auf die Theke. Sie tippte ihr Handy mit seinem kurz an. Sofort blickte sein Display mit ihrem Namen, Adresse und Telefonnummer auf. „Siehst du! Funktioniert. Cooler als die klassische Variante mit Stift und Zettel…“, grinste sie und nickte mit dem Kopf auf sein Handy. „Nun hast du meine Nummer!“ Chiaki nahm das Gerät wieder an sich und überflog kurz die neuen Kontaktdaten. „Was du mit ihr machst ist ganz allein dir überlassen.“, verabschiedete sie sich augenzwinkernd von ihm und ging. Er sah ihr noch eine Weile hinterher bis sie komplett unter der Menschenmenge verschwand. In dem Moment kam Shinji mit Natsuki wieder. Sie wirkte blass, das Augen-Makeup leicht verschmiert und die grünen Haare waren in alle Richtungen zerzaust. Ihr dunkelhaariger Freund legte fürsorglich einen Arm um sie und gab ihr ein Glas Wasser. „Gehen wir?“, fragte er. „Ihr geht es nicht so gut. Vorhin hatte sie sich auch auf der Toilette übergeben.“ „Oh…Ja, klar.“, nickte Chiaki und warf Natsuki einen besorgten Blick zu. Zusammen verließen sie den Club und begaben sich zu seinem Auto. Diese ganze Fahrt über war es relativ ruhig. Shinji und Natsuki saßen auf der Rückbank und erholten sich von ihrem Rausch. Ihr Kopf an seiner Schulter gelehnt, er strich ihr behutsam durch die Haare. „Rufst du sie an?“, fragte die Natsuki plötzlich und sah zu Chiaki auf. Shinji döste mit geschlossenen Augen vor sich hin. „Wen?“, fragte er zurück und warf einen kurzen Blick in den Rückspiegel. „Na, das hübsche Mädchen. Die…die dir ihre Nummer gegeben hat.“, brachte sie ermüdet hervor. „Ah… Ich habe nicht wirklich darüber nachgedacht.“, erwiderte Chiaki und zuckte mit den Schultern. „Ich finde… du hast selbst ein wenig Glück verdient…“, sagte Natsuki leise, bevor sie sich wieder auf der Schulter ihres Freundes niederließ. „Ich wette, er tut es nicht.“, murmelte Shinji, hielt die Augen weiterhin geschlossen. Chiaki verdrehte genervt die Augen. „Was auch immer.“ Wenige Minuten später, hatte er das Paar nach Hause gefahren und fuhr schließlich selbst nach Hause. *** Das Wochenende verging und Maron trat ihren ersten Arbeitstag an. Ihr Wochenende in Kyoto war zwar traumhaft, dennoch konnte sie ihre Nervosität für den heutigen Tag nicht zurückhalten. Hijiri hatte immer wieder versucht ihr Mut zuzusprechen und sie gleichzeitig abzulenken, allerdings wuchs die Anspannung mit jedem Moment, in der der Montag sich näherte. Mit Herzklopfen stand Maron vor den Türen der Momokuri News Presseagentur, umfasste zur eigenen Beruhigung kurz ihre Kette, nahm ein letztes Mal tief Luft und trat ein. Vor ihren Augen befand sich ein 280 Quadratmeter großer Raum mit zahlreichen Tischen, an denen Leute entweder vor dem Computer beschäftigt waren oder in kleinen Gruppen zusammenarbeiteten. An einem Ende des Raumes befand sich eine milchige Trennwand, in der Meetings gehalten wurden sowie eine Glaswand mit Tür, in der das Büro des Chefs war. Am anderen Ende waren auf Tischen Kaffeemaschine, Getränke und Snacks aufgestellt, an denen sich die Mitarbeiter kostenlos bedienen konnten. Kaum hatte Maron Fuß in ihrem neuen Arbeitsplatz rein gesetzt, wurde sie direkt von der Empfangssekretärin freundlich begrüßt sowie von einer Mitarbeiterin, die sie von ihrem Probearbeitstag kannte. „Hallo Mikoto.“, begrüßte Maron sie mit einem schüchternen Lächeln zurück. „Willkommen im Team!“, grinste Mikoto. „Ich bin froh, dass unser Chef dich gewählt hat. Die anderen Kandidaten waren nur halb so gut wie du an ihrem Probearbeitstag.“ „Ehm, Danke! Ich hätte es, um ehrlich zu sein gar nicht erwartet.“, entgegnete Maron peinlich berührt. „Du warst super. Und hast Potenzial.“, sagte Mikoto ehrlich. „Komm ich bring dich zu deinem Tisch, welches -übrigens- gegenüber von meinem ist. Demnach sind wir Tischnachbarn.“, kicherte sie. „Dann zeige ich dir nochmal alles. Wenn du Fragen hast, zögere bitte nicht.“ Maron nickte lachend und folgte ihrer Kollegin, die ihr nebenbei ein Teil der Belegschaft vorstellte.   Die erste Hälfte des Tages ging erstaunlicherweise schnell um und Maron wollte sich soeben für die Mittagspause fertig machen, als sie zu ihrer großen Verwunderung Chiaki reinkommen sah. „Hi Chiaki.“, begrüßte sie ihn und kam auf ihn zu. „Hey. Wie war Kyoto?“, kam es von ihm zurück. „Oh, und wie ist dein erster Arbeitstag bis jetzt?“ „Kyoto war schön und bis jetzt ist alles ganz gut! Was machst du denn hier? Wenn du dir Sorgen gemacht hast und dich nach mir erkundigen wolltest… Das ist wirklich lieb von dir, aber ich komme schon klar. Ich bin schließlich ein großes Mädchen.”, zwinkerte Maron ihn grinsend zu. „Da bin ich wirklich froh.“, lächelte Chiaki. „Nun, eh, um ehrlich zu sein... Ich bin ausnahmsweise nicht wegen dir hier.“ Er schenkte ihr ein entschuldigendes Lächeln und fuhr sich verlegen durch die Haare. Das überraschte Maron nun sehr. Für wen war ihr bester Freund sonst hier, wenn nicht für sie? „Nicht?“, fragte sie verwundert und blinzelte ihn einige Male an. „Nein, ehm, ich habe -sagen wir mal- eine Verabredung zum Mittagessen.“, gestand ihr Gegenüber. Maron brauchte einen Moment, um die Worte zu registrieren. Etwas schnurrte sich in ihrem Inneren zusammen. „Mittagessen…Mit wem?“ Sie zog prüfend die Augenbrauen zusammen. Ehe Chiaki ihr antworten konnte, kam auf einmal jemand von der Seite. Eine junge, hübsche Frau -ungefähr ihres Alters- mit kurzen, lilanen Haaren, bekleidet in Jeans, T-Shirt und schwarzer Lederjacke. „Hey Chiaki, gehen wir?“, fragte sie ihn mit einem breiten Lächeln. Dann bemerkte sie Maron Anwesenheit. „Oh, Hi! Du bist unsere Neue im Modebereich, oder?“ „Eh…Ja.“, antwortete Maron ihr mit einem freundlichen Lächeln und versuchte sich ihre Überraschung nicht anmerken zu lassen. „Ich bin Miyako Toudaiji. Sport.“, stellte die Dunkelhaarige sich vor und reichte ihr die Hand. „Maron Kusakabe.“, schüttelte diese ihre Hand. „Nett dich kennenzulernen. Und willkommen im Team.“ „Danke. Eh, nun… Darf ich fragen, woher ihr euch kennt?“, fragte Maron und sah sowohl Chiaki als auch Miyako interessiert an. „Ja… Ich erzähle dir das später, okay?“, sagte Chiaki und wandte sich an Miyako. „Wollen wir los?“ „Oh, Klar!“, nickte sie, „Wir sehen uns, Maron.“ Damit begaben sie sich nach draußen. „Viel Spaß euch zweien …“, verabschiedete die Angesprochene sich von ihnen. Maron blickte den beiden mit einem fremdartigen Gefühl in der Brust hinterher.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)