Apfelernte von DieLadi ================================================================================ Kapitel 4: ----------- Da sind sie. Die Leute aus der Kleinstadt. Das Ehepaar von der Tankstelle. Der Café- Besitzer. Der Sheriff. Die, die sich immer darum kümmern, dass ich mein Opferpaar erhalte. Sie haben einen Mann dabei. Und ein Mädchen. Oh. Das ist die Nichte der Leute von der Tankstelle. Nun, wie es aussieht, haben sie den Ernst der Lage erkannt. Sie opfern etwas, was ihnen selbst am Herzen liegt. Das ist gut. Das wird mir besonders gut schmecken. Angst, gepaart mit Verzweiflung und abgrundtiefer Enttäuschung von den Liebsten, die ihr das antun ... ja, damit ist mir ein köstliches Mal bereitet. Ich werde ... Oh. Der Mann. Das ist der, der auf mich geschossen hat! Ich verspüre wieder so etwas wie Furcht. Sein Wille ist stark. Seine Präsenz ist ... irgendwie ... ich verstehe nicht. Was ist es, das ihn so stark macht? Die Menschen würden jetzt sagen: das Blut in meinen Adern gefriert. Nun, ich bin ein spirituelles Wesen, ich habe kein Blut, dass mir gefrieren könnte. Aber es muss sich genau so anfühlen. Ich habe Angst. Ich kann das nicht verstehen, den ich bin ein Gott, ich bin hier der, von dem Macht ausgeht, der beeinflussen und manipulieren kann, und vor dem die Menschen zittern und, wenn ich das will, wie kleine wimmernde Bündel auf Knien liegen ... Und doch. Ich fürchte mich so sehr, als wäre zum ersten Mal, seit mein Baum vor so vielen Jahrhunderten aus einem Apfelkern ersproß, meine Existenz bedroht. Es ist ein grauenhaftes Gefühl. Nun, die Ältesten aus der Stadt fesseln die beiden jeweils an einen der Bäume. Das ist gut. Das wird mir helfen, den Willen des Mannes zu brechen. Um das Mädchen muss ich mich nicht sorgen, sie ist schwach, mit ihr habe ich leichtes Spiel. Sie ziehen sich zurück. Also kann ich nun beginnen, mich in den Geist der beiden gefesselten zu drängen. Heute muss es gelingen, es ist der letzte Tag des Zyklus. Ich habe entsetzlichen Hunger, und ich werde die Menschen hier in der Gegend zu Grunde richten, wenn mir meine Opfer diesmal wieder entkommen sollten! Ich löse die Fesseln des Mannes. Die Sichel liegt zu seinen Füßen. Ich werde dafür sorgen, dass sie die Scheuche sehen, dass sie glauben, sie würde sie töten ... Und dann wird der Mann die Sichel nehmen und erst dem Mädchen und dann sich den Tod bringen. Es muss einfach funktionieren. Der Abend wird dunkler und dunkler. Kälter. Nebliger. Aber der Mann ist zu stark. Und auch der Wille des Mädchens hält mir stand ... wie kann das sein..? Sie hasst! Sie hasst den Onkel und die Tante, die vorgeben sie zu lieben und ihr doch das hier antun. Und ihr Hass gibt ihr die Kraft, meiner Manipulation zu widerstehen. Verflixt! Ich habe Hunger! Es ist bereits Nacht. Ein Käuzchen ruft in der Dunkelheit. Der Mann hat noch immer nicht die Sichel in die Hand genommen. Noch immer sehen beide die Scheuche nicht wandeln. Ich verstehe es nicht. Was kann ich tun? Es muss doch voran gehen? Ich habe Hunger! Ich strenge mich an, lege alle Kraft in die Manipulation ihrer ... Zum Henker, was ist das? Was geschieht dort? Ein weiterer Mann taucht auf. Plötzlich steht er vor den beiden und wird lebhaft begrüßt, ihre Angst ist weg und macht Erleichterung Platz. Das gefällt mir nicht! Er macht sich daran, die beiden zu befreien. Ich greife nach seinem Inneren, so dass er den anderen Mann gefesselt glaubt. Er versucht, die Bande zu lösen, ich mache es ihm schwer, er glaubt, dass er den Knoten nicht auf bekommt. Meine Opfer sind nun abgelenkt. Daher gelingt es mir, sie so zu packen, dass sie die Scheuche sehen. Sie sehen sie durch den Hain wandeln. Mit der Sichel in der Hand. Die Hände des Opfermannes, der andere nannte ihn Dean, greifen nach der Sichel, die doch in Wahrheit vor ihm auf dem Boden liegt. Ausgerechnet Dean. Das ist die Bezeichnung für einen Würdenträger der Kirche dieses unnahbaren Christengottes, an den hier alle vorgeben zu glauben ... doch in diesem Augenblick tut das niemand, in diesem Augenblick, jetzt und hier, gibt es nur den Glauben an mich. Ha! Plötzlich tauchen zwischen den Bäumen Lichter auf. Nein, die sind nicht von mir ... Das sind echte Lichter. Taschenlampen? Ja. Es sind die Ältesten. Sie haben bemerkt, dass nicht alles nach Plan lief. Sie wollen dafür sorgen, dass ich mein Opfer bekomme. Gut. Mit Waffen halten sie die drei, Dean, die Nichte Emily, und den anderen, der Sam genannt wurde, in Schach. Sie reden auf sie ein. Sie versuchen, sie zu überzeugen, sich zu opfern. Sich mir willig hinzugeben. So langsam dauert mir das alles zu lange und geht mir auf die Nerven. Ich habe Hunger und ich bin nicht bereit, länger zu warten. Ich brauche einen Mann und eine Frau. Jetzt. Und wenn es nicht die jungen sind, nun, dann gebe ich mich eben mit älteren zufrieden. Verzweifelte Situationen bedürfen verzweifelter Maßnahmen, und nun ja, der Tankstellenbesitzer und seine Frau haben zwar die Blüte des Lebens überschritten, aber sie stehen noch in voller Kraft. Sind gesund und noch nicht so alt, dass sie mir nicht schmecken würden. Der Wille der Frau ist leicht zu brechen. Sie redet noch auf die Nichte ein, da hat sie schon selber die Sichel in der Hand und rammt sie dem Mann durch den Bauch. Alle schreien sie durcheinander, sehen die Krähenscheuche ihr Werk tun, die doch in Wahrheit still und tot neben meinem Baum auf dem Holzkreuz hängt. Der Mann gleitet zu Boden, entsetzt, voller Angst, als nun langsam das Leben aus ihm gleitet. Die Frau zieht sich die scharfe Schneide der Sichel quer über die Kehle. Wildes Geschrei und Flucht in meinem Obsthain. Egal. Ich habe meine Opfer. Ihr Blut, gewürzt mit Angst, die an Wahnsinn grenzt, ist köstlich. Ich habe mein Opfer. Ich bin zufrieden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)