Zum Inhalt der Seite

Stroboskoplicht

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Stroboskoplicht ist eine One-Shot-Sammlung zu meinem Projekt Raupe im Neonlicht. Ihr werdet vermutlich wenig Spaß haben, wenn ihr davon noch nie gehört habt. Wenn doch: Willkommen! Wünsche werden entgegengenommen. Falls ihr also gerne Lücken füllen, Flashbacks oder Zukunftsausblicke lesen wollt, lasst mich das per PN oder Review wissen.
Ich werde außerdem hinter jeden Kapitelnamen eine Nummer schreiben, die das Kapitel angibt, bis wohin ihr Raupe im Neonlicht gelesen haben solltet, damit ihr nicht gespoilert werdet bzw. wisst, was überhaupt los ist. Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Perspektivwechsel

Perspektivwechsel – RiN 1

Erik stützte die Ellbogen auf den Tresen und die Stirn auf seine Hände. Kopfschmerz pochte gegen seine Schläfen und er verfluchte sich dafür, auf seinen Mittagsschlaf verzichtet zu haben, um sich auf diese verdammte Nachholklausur vorzubereiten.

Ihm war klar, dass er sie bestehen würde, so kompliziert war der Stoff auch wieder nicht, aber wann immer er mehr als fünf Minuten für etwas anderes vergeudete, setzte sein Herz zu einem Sprint an. Nichts Neues, diese Prüfungsangst begleitete ihn seit Jahren, damit umgehen konnte er dummerweise bis heute nicht.

Warum hatte er die Hauptklausur überhaupt sausen lassen? Ach ja, wegen der Hoffnung, in ein paar Wochen würde es im Club ruhiger zugehen und er sich nicht mehr konstant zwischen Arbeit und Studium aufreiben. Überraschung, das war nicht der Fall.

Zu allem Übel musste er jetzt auch noch eine zuverlässige Mitarbeiterin ersetzen, die über die vorlesungsfreie Zeit einen besseren Job gefunden hatte. Er gönnte es ihr von Herzen, allerdings nur dann, wenn er sie nicht gerade dafür auf den Mond schießen wollte. So wie jetzt. Wäre Tanja geblieben, hätte ihm das die heutigen Vorstellungsgespräche erspart, die bisher ein kurioses Sammelsurium an Ärgernissen und Zeitverschwendungen darstellten.

Im Moment wartete er seit über zehn Minuten auf den nächsten Bewerber. Zehn Minuten, in denen er sich eine Kopfschmerztablette hätte holen können. Zehn Minuten, die der Ladenschluss und damit die Gefahr eines weiterhin leeren Kühlschranks näher rückten. Zehn Minuten, in denen er schlafen, oder essen, oder arbeiten, oder lernen hätte können.

Die Eingangstür des Clubs öffnete und schloss sich, Schuhe quietschten auf dem PVC-Boden. Offenbar hatte sich der Bewerber entschieden, doch noch aufzutauchen. Erik setzte sich gerade hin und überflog die auf seinem Tablet geöffnete E-Mail. Jonas Staginsky stand in der Signatur. Davon abgesehen waren die enthaltenen Informationen spärlich. Alter, Adresse, die Uni, an der Staginsky studierte, dazu eine knapp formulierte Bitte um einen Job. Immerhin mit halbwegs höflicher Ausdrucksweise und ohne Tippfehler. Das genügte, um ein Vorstellungsgespräch zu ergattern.

Genaugenommen hatte Erik von allen Bewerbern des heutigen Tags die größte Hoffnung in Staginsky gesetzt, aber eine fünfzehnminütige Verspätung war alles andere als ein guter Einstieg. Es war zwar keine Katastrophe, wenn sowas mal bei einer Schicht passierte – Erik hatte lange aufgegeben absolute Pünktlichkeit von Mitarbeitern zu verlangen, die nebenbei ihr restliches Leben jonglierten und erfahrungsmäßig nach wenigen Monaten ohnehin in einem anderen Job arbeiteten – aber bei Wiederholung ärgerlich für jeden, der derweil entsprechend zusätzliche Arbeit leisten musste. Oder nicht dazu kam eine Schmerztablette zu schlucken, obwohl ihm das Hirn aus den Ohren klettern wollte.

„Ähm, hi.“ Der E-Mail zufolge war Staginsky gerade zwanzig geworden, aber seine Unsicherheit und der Hall des Raums ließen ihn jünger klingen. Auch die nur zögerlich näherkommenden Schritte zeugten nicht unbedingt von Selbstbewusstsein.  

Erik ermahnte sich, sich zusammenzureißen. Staginsky zu bestrafen, nur weil ihn dieser eine geschlagene Viertelstunde hatte warten lassen war alles andere als professionell. Auch, wenn die Verspätung wohl bedeutete den Abend mit Kopfschmerzen zu verbringen und ohne die Nussschnecken, die es nur in dieser einen Bäckerei gab, die pünktlich um zwanzig Uhr ihre Pforten schloss.

Sein Blick huschte zur Zeitanzeige im unteren Eck des Tablets. Noch zwanzig Minuten. Wenn er das Gespräch aufs Nötigste beschränkte, ging es sich vielleicht aus. Dann sollte er allerdings langsam anfangen. „Jonas Staginsky, nehme ich an?“

„Japp.“

„Setzen Sie sich.“ Erik deutete auf den Hocker zu seiner Rechten. „Sie sind zu spät.“

„Sorry, hab meinen Bus verpasst.“

Innerlich verdrehte Erik die Augen. Lügen konnte der Kerl schonmal nicht. Ausgehend von der Adresse, die Staginsky angegeben hatte wohnte er keine fünf Gehminuten vom Tix entfernt und selbst, wenn er von woanders gekommen war, fuhren die Busse um diese Zeit noch im Fünfminutentakt. Stau hätte Erik ihm abgekauft, aber bei fünfzehn Minuten Verspätung hätte Staginsky mehr als einen Bus verpassen müssen. Egal. Es brachte nichts, sich an solchen Kleinigkeiten aufzuhängen. „Schon gut. Sie sind sowieso der letzte Kandidat für heute.“

Der Hocker neben Erik schrappte über den Boden, als Staginsky ihn ein Stück wegrückte, um sich zu setzen. Erik überflog derweil erneut die kurze E-Mail, die er von Staginsky erhalten hatte, darauf bedacht, ihn nicht anzusehen, solange er nicht absolut sicher sein konnte, dass sich sein Unmut nicht länger auf seinem Gesicht zeigte. „Mein Name ist Erik Kolb“, stellte er sich nebenbei vor. „Ich bin der kaufmännische Leiter dieses Clubs.“

„Freut mich, Sie kennenzulernen.“

Na, wenn das mal nicht auswendiggelernt geklungen hatte. Nun siegte doch die Neugierde und Erik nahm Staginsky zum ersten Mal in Augenschein. Süß. Das mochte ein eher unpassender Gedanke für ein Vorstellungsgespräch sein, war aber blöderweise trotzdem der erste, der ihm durch den Kopf schoss.

Große Augen, dichte Wimpern und Wangen, so rot, dass nicht einmal die schummrige Clubbeleuchtung sie verbarg. Dazu dieses jugendliche Getue, das vermutlich haufenweise Unsicherheiten verdeckte. Einfach süß eben, allerdings bemitleidete Erik jeden, der sich in Staginskys Bann ziehen ließ. Dieser Junge roch nach Chaos.

Zeit, zu seinem eigentlichen Job zurückzukehren. Obwohl die optische Einschätzung der zukünftigen Servicekräfte durchaus ein Teil davon war – attraktive Bedienungen zogen Kundschaft an – ging es sicher nicht darum, Staginsky auf seine Beziehungstauglichkeit zu analysieren. „Sie wollen also hier an der Bar arbeiten?“

„An der Bar, an der Garderobe, als Reinigungskraft. Was auch immer mir hilft, die Miete zu zahlen.“

Sieh einer an, Staginsky konnte ja doch ehrlich sein. Erik kämpfte gegen das Lächeln, das an seinen Mundwinkeln zupfte und rettete sich in Sarkasmus. „Ah, das überzeugt mich natürlich von Ihrer Motivation für den Job.“

„Ich kann Ihnen auch vorschwärmen wie erfüllend ich es finde, jeden Abend Betrunkene noch betrunkener zu machen, bis sie auf die Tanzfläche kotzen. Is‘ dann Ihre Sache, ob Sie mir das abkaufen.“

Nicht lachen. Nicht lachen. Nicht lachen! Ein rascher Blick zu Staginsky verriet Erik, dass diesen seine patzige Antwort wesentlich mehr schockierte als Erik. Er sah aus, als hätte er die Worte am liebsten mit den Händen eingefangen und zurück in seinen Mund gestopft. Mit Mühe verkniff sich Erik ein Schmunzeln und fragte stattdessen betont trocken: „Haben Sie Erfahrung im Gastgewerbe?“

Augenscheinlich erleichtert, nicht sofort vor die Tür gesetzt zu werden, gab sich Staginsky ungewohnt friedfertig. „Meine Eltern haben ‘ne Wirtschaft. Ich kellnere, seit ich ‘ne Halbe tragen kann.“

„Hier in Berlin?“

„Nee, bin erst vor ein paar Wochen fürs Studium hergezogen.“

„Verstehe. Sie studieren …“, dem Anschein zuliebe widmete sich Erik Staginskys E-Mail, obwohl er deren Inhalt inzwischen auswendig kannte, „… an der Universität der Künste?“

„Japp.“

„Hm. Standen Sie auch schon mal hinter einer Bar?“

„Nee, jedenfalls nix, was mit dem Club hier vergleichbar wäre. Wir haben natürlich auch Alk ausgeschenkt, aber halt mehr für gutbürgerliche Stammtische und so.“

Erik mochte Staginskys Offenheit, dummerweise half sie ihm nicht den Job zu ergattern. „Wie sind Sie auf die Stelle hier gekommen? Wir haben sie nicht öffentlich ausgeschrieben.“

„Über die Freundin einer Freundin.“ Staginsky klang verlegen, als fürchtete er, Ärger dafür zu bekommen. „Im Moment jobbe ich in ‘nem Café, aber ich würd lieber nachts arbeiten.“

„Hm …“ Erik revidierte seinen ersten Eindruck. Er mochte Staginsky und konnte ihn sich gut in ihrem Team vorstellen. Allerdings fehlte es ihm an Erfahrung in diesem Bereich und er wäre weiß Gott nicht der erste, der nach ein paar Schichten merkte, dass tagsüber studieren und nachts arbeiten mehr Kraft verlangte als er aufbrachte. Erik zog das Tablet, das er eben erst zur Seite gelegt hatte wieder zu sich und rief die Excelübersicht der bisherigen Bewerber auf. „Ich setze Sie mal auf die Liste für die engere Auswahl. Wenn alle Gespräche durch sind, melden wir uns nochmal bei Ihnen.“

„Das war’s schon?“ Staginskys Stimme schwankte zwischen Unmut und Enttäuschung. „Sagen Sie doch gleich, dass Sie mich nich‘ nehmen.“

Erik bemühte sich, kein schlechtes Gewissen aufkommen zu lassen und scheiterte. Still verabschiedete er sich von den Nussschnecken, denn alles in ihm weigerte sich, jemanden so früh in den Regen zurückzuschicken, der es geschafft hatte ihn ein paar Minuten von der anstehenden Klausur und seinen Kopfschmerzen abzulenken.

Also ratterte er seine beste Erklärung herab, weshalb Staginsky die Hoffnung auf einen Job hinter der Bar noch nicht aufgeben sollte – ‚Wir haben hier eine hohe Fluktuation, blabla‘ – und fragte sich, ob er damit ihn oder sich selbst überzeugen wollte. „Wir können uns noch den hinteren Bereich ansehen“, bot er am Ende an, „und ich erzähle Ihnen ein bisschen was über die Stelle. Dann wissen Sie schon mal, was auf Sie zukommt, falls wir Sie nehmen.“

Gehorsam folgte Staginsky Erik in den Personalbereich. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen fand er Gefallen am Aufenthaltsraum der Mitarbeiter und während sein Blick über Hocker, Garderobe und Kaffeemaschine schweifte, nutzte Erik die Gelegenheit ihn nochmal im Licht der Halogenlampen zu mustern.

Staginsky war schlaksig und hatte vermutlich pünktlich zum Eintritt ins Erwachsenenleben noch einige Zentimeter an Höhe hinzugewonnen, womit er Erik immerhin bis zu den Augenbrauen reichte. Außerdem schien er sich noch nicht an den Undercut gewöhnt zu haben, der lediglich einen Schopf seines dunklen Haars in der Mitte ließ. Immer wieder wanderte seine Hand zu seinen Schläfen, als wollte sie an einer Strähne zwirbeln und sank herab, nachdem sie ins Leere gegriffen hatte.

Seine Kleidung – schwarzer Hoodie mit buntem Muster, Skinny Jeans und Boots – komplettierten den Eindruck eines jungen Mannes, der versuchte, seinen Weg im Leben zu finden, ohne dabei ausgetrampelten Pfaden zu folgen. Nur, um dabei in die Spuren Hunderter vor ihm zu treten, die demselben Ziel nachgejagt waren.

Staginskys Augen waren allerdings etwas Besonderes, das musste sich Erik eingestehen. Groß und dunkel, mit dichten Wimpern und einem Ausdruck irgendwo zwischen jugendlicher Naivität, Lebensfreude und Herzlichkeit. Der letzte Mann, der Erik so angeblickt hatte hatte sich binnen kürzester Zeit in sein Herz gefressen.

Erik schob den Gedanken beiseite. Viele Männer hatten schöne Augen und er sollte sich weiß Gott zusammenreißen, weil all das absolut nichts bei einem Vorstellungsgespräch zu suchen hatte. Er öffnete die Tür neben dem Lastenaufzug. „Gleich hier ist der Lagerraum.“

Kalte Luft schlug ihnen entgegen und Staginsky stieg vorsichtig die für ihn ungewohnten Stufen herab. Am Treppenende sah er sich um, wirkte allerdings nicht übermäßig beeindruckt. Kein Wunder. Seine Familie besaß ein Restaurant, da war ein mit Lebensmitteln gefüllter Keller vermutlich kein besonders neuer Anblick.

Die Brauen zu einem V zusammengezogen drehte er sich zu Erik. „Wie stehen meine Chancen, die Stelle zu bekommen? Also keine Warteliste und so ‘n Schei–“, er räusperte sich, „Schrott, bei dem ihr euch dann irgendwann meldet, wenn ich längst mitm Studium fertig bin.“

„Ganz ehrlich?“ Erik wägte ab, wie direkt er sein wollte. Dass auch ihm die Antwort nicht gefiel, ließ ihn eine weitere Sekunde zögern, bevor er mit der Wahrheit rausrückte. „Ihre Referenzen sind nicht schlecht, aber wir suchen im Moment nur eine Kraft und es gibt zwei oder drei Bewerber, die deutlich mehr Erfahrung speziell in diesem Bereich mitbringen. Allzu große Hoffnungen sollten Sie sich nicht machen.“

Das war offensichtlich nicht das, was Staginsky hatte hören wollen. Sein Mund verzog sich zu einem stillen Fluch und seine in den Hosentaschen steckenden Hände ballten sich zu Fäusten. Aber die Explosion, die Erik erwartet hatte blieb aus. Staginsky qualmte lediglich einen Moment still vor sich hin, dann glätteten sich seine Züge zu stummer Resignation.

Erik entschied, ihm ein Fenster zu öffnen, durch das er sich vermutlich nicht würde zwängen können, das aber vielleicht die verschlossene Tür ein wenig leichter verdaulich machte. „Die endgültige Entscheidung liegt allerdings nicht bei mir, sondern bei der Besitzerin.“

Das entlockte Staginsky tatsächlich ein Grinsen. „Scheiße, da hätte ich mir meinen ganzen Charme ja sparen können.“

Nun schmunzelte auch Erik. So frech gefiel ihm Staginsky gleich viel besser. „Mein Glück, dass Sie es nicht getan haben.“

Staginsky stockte. Offenbar hatte Erik ihn aus dem Konzept gebracht, doch bevor er sich fragen konnte, ob er gerade eine Grenze überschritten hatte, die er keinesfalls hätte überschreiten dürfen, erwiderte Staginsky: „Sie nutzen mir aber nix!“

Erleichtert stellte Erik fest, dass da immer noch ein Lächeln auf Staginskys Lippen lag. „Ah, ein Opportunist. Schade für mich.“ Zeit, das Gespräch zu beenden, oder er lief ernsthaft Gefahr, sich in einen kleinen Flirt zu verrennen. Er trat einen Schritt zur Seite und gab die Treppe frei. „Ich lege dennoch ein gutes Wort für Sie ein.“

Nachdem die Clubtür hinter Staginsky zugefallen war, erlaubte sich Erik ein Seufzen. Noch nie hatte er sich während eines Vorstellungsgesprächs so unprofessionell verhalten. Mit dem festen Entschluss, so etwas nie wieder vorkommen zu lassen, kehrte er in sein Büro zurück und druckte die Anschreiben der heutigen Bewerber aus, um sie auf den Schreibtisch seiner Chefin zu legen. Sie alle wanderten auf den Absagestapel, nur bei Staginsky zögerte Erik.

Schließlich packte er ihn zu den beiden Bewerbern vom Vortag, die er in die engere Auswahl genommen hatte und versah das Schreiben mit einer Notiz: Erfahrung im Restaurantbetrieb, aber nicht in Nachtclubs. Kam 15 Minuten zu spät. Wirkt offen, freundlich und würde vermutlich gut ins Team passen.

Selten war er so froh gewesen, eine Entscheidung seiner Chefin überlassen zu können.

Konfrontation

Zeitliche Einordnung: Wenige Tage nach dem letzten Kapitel von Raupe im Neonlicht. Silvester ist vorbei und die Weihnachtsferien bei Jonas‘ Eltern neigen sich ebenfalls ihrem Ende entgegen.

 

Konfrontation

Schneeflocken wirbelten vor den Fenstern, im Ofen knackten Holzscheite und der Duft nach Plätzchen lag in der Luft. Innerlich seufzend fragte sich Erik zum wiederholten Mal, wie zur Hölle er in diese Situation geraten war.

Verstohlen schielte er über seine Schulter, in der Hoffnung einen Blick auf Jonas und den restlichen Teil der Familie, der sich dem Kampf gegen die Geschirrberge verschrieben hatte zu erhaschen. Wie gerne wäre er bei ihnen. Verkrustetes Pastinakenpüree aus einem Topf zu kratzen klang bedeutend entspannter als … was auch immer er hier gerade tat.

Zugegeben, die Feiertage waren deutlich harmonischer verlaufen als befürchtet. In den Wochen nachdem er sich hatte breitschlagen lassen, Jonas über Weihnachten zu seinen Eltern zu begleiten war er ein Horrorszenario nach dem anderen durchgegangen und anfänglich hatte es so ausgesehen, als würde sich jedes einzelne davon bewahrheiten. Aber irgendwie hatten Jonas und seine Mutter die Kurve gekriegt. Halbwegs, zumindest.

Das bedeutete allerdings nicht, dass Erik besonders erpicht darauf war, Zeit mit Monika Staginsky zu verbringen. Vor allem dann, wenn sich der Rest der Familie in der Küche verschanzte.

„Sie müssen mich für eine grauenhafte Mutter halten.“

Frau Staginskys leise Stimme schnitt durch Eriks festessenbetäubtes Gehirn. Er wusste nicht, wann er sich das letzte Mal so sehr um einen neutralen Gesichtsausdruck bemüht hatte. Möglicherweise nie. „Das würde ich so nicht sagen.“

„Aber Sie denken es.“

In Ordnung, offensichtlich gab es keinen einfachen Weg an diesem Gespräch vorbei. Erik war sich ohnehin nicht sicher, ob er das wollte. Er musterte Frau Staginsky. Klein, mit einem Körperbau, der von jahrelanger harter Arbeit sprach, zahlreichen Lachfalten und ersten grauen Strähnen im Haar, stellte sie das Ebenbild strenger Mutterliebe dar. Ihre Lippen teilte sie mit Christine und ihre Nasenflügel flatterten bei Aufregung wie Vronis, aber wenn er in ihre Augen blickte, sah er Jonas. Dunkle Wärme, die ihn an Kaminfeuer und heiße Schokolade erinnerte. „Ich halte Sie nicht für eine schlechte Mutter.“

Bevor sie mehr als ein verächtliches Schnauben erwidern konnte, fuhr er fort. „Jonas ist einer der wundervollsten Menschen, denen ich je begegnet bin. Er ist herzlich, gutmütig und neigt dazu, sich mehr um das Wohl anderer als sein eigenes zu sorgen. Natürlich braucht man nicht unbedingt ein liebevolles Elternhaus, um ein guter Mensch zu werden, aber ich sehe dieselben Eigenschaften bei jedem einzelnen hier im Haus.“ Unbemerkt von Erik schlich sich ein Lächeln auf seine Lippen. „Außerdem bewundere ich Jonas für seinen Mut, Menschen nah an sich heranzulassen. Darauf zu vertrauen, nicht von ihnen verletzt zu werden.“ Bewundern war ein Wort, beneiden vielleicht das treffendere, aber Erik musste Frau Staginsky nicht alles auf die Nase binden. „Ich denke, das lernt man nur, wenn dieses Vertrauen nie tief erschüttert wurde. Also nein, ich glaube nicht, dass Sie und Ihr Mann schlechte Eltern sind.“

„Vertrauen kann ausgenutzt werden“, presste Frau Staginsky zwischen schmalen Lippen hervor.

Erik erkannte einen Giftpfeil, wenn er ihm ins Herz geschossen wurde. Er rang seinen ersten Instinkt – aufspringen und weglaufen – nieder, schlug stattdessen die Beine übereinander und holte einmal tief Luft. „Denken Sie, dass ich das tue? Jonas‘ ausnutzen, meine ich.“

„Vielleicht nicht bewusst, aber ja, so wie ich die Situation einschätze, stellen Sie Ihr eigenes Wohl über das meines Sohnes.“

„Was bringt Sie auf den Gedanken?“

Frau Staginsky schwieg eine ganze Weile. Auf ihrem Gesicht jagte eine Emotion die nächste, keine davon besonders freundlich. „Ich glaube Ihnen, dass Jonas Ihnen viel bedeutet. Am Anfang nicht, das gebe ich offen zu, aber ich bin bereit, diese Einschätzung zu revidieren.“

Erik merkte, dass er begonnen hatte an seinem Hemdsärmel zu zupfen und zwang sich aufzuhören.

„Trotzdem wird Ihr Lebenswandel Jonas auf Dauer nicht glücklich machen. Ein Leben in der Großstadt, hunderte Kilometer von seiner Familie entfernt, keine Chance, jemals eigene Kinder zu haben. Das ist nicht Jonas. So gut kenne ich meinen Sohn. Und wenn wir ganz ehrlich sind, dann glaube ich, dass Sie das auch wissen. Im Moment sind Sie nur zu egoistisch, um sich das ihm und Ihnen selbst gegenüber einzugestehen.“

Jetzt war es an Erik, zu schweigen. In seinem Inneren fochten Verstand und Emotionen einen Kampf aus, seine Erwiderung in die richtigen Worte zu pressen. Frau Staginsky lag nicht falsch. Genaugenommen hatte sie eine seiner größten Ängste ausgesprochen. Allerdings war er durchaus bereit, das zuzugeben. Nur nicht ihr gegenüber.

Nicht gegenüber der Frau, die den Mut ihres Sohns mit Kontaktabbruch beantwortet hatte. Gegenüber der Frau, derentwegen Jonas‘ sonst so allgegenwärtiges Lächeln erloschen war. Und die ganze Zeit hatte Erik tatenlos zusehen müssen, unfähig, die Liebe zu spenden, nach der sich Jonas am meisten sehnte. Er bezweifelte, ihr das jemals vergeben zu können, selbst wenn Jonas die Stärke dazu fand.

„Ich könnte Ihnen jetzt versichern, dass ich Jonas bei dem wenigsten, das Sie gerade genannt haben im Weg stehen werde. Nicht, wenn er von Berlin weg will. Nicht, wenn er näher hierher oder tatsächlich aufs Land ziehen möchte.“ Erik zählte die einzelnen Punkte an seinen Fingern auf. „An der Kinderthematik kann ich leider nichts ändern, das liegt außerhalb meines Einflussbereichs.“ Worüber er sich nur allzu bewusst war, egal, wie sehr Jonas ihn bat die Hoffnung nicht aufzugeben. „Aber das ändert nichts für Sie, oder?“

Röte legte sich auf Frau Staginskys Wangen. Noch etwas, das sie ihrem Sohn vermacht hatte. „Was soll das heißen?“

„Nehmen wir an, Jonas beschließt, nach seinem Studium – oder noch früher, wenn Ihnen diese Vorstellung leichter fällt – zurück nach Bayern zu ziehen. Nach München, oder sogar ins Nachbardorf.“ Beides Optionen, die sie in den vergangenen Tagen besprochen hatten. „Jedenfalls in die Nähe seiner Familie. Mit einem Job, der ihn glücklich macht. Und mir.“

Frau Staginskys kurzfristig aufgeflammtes Lächeln fiel in sich zusammen. Ganz so, wie Erik erwartet hatte. „Sehen Sie? Das meinte ich. Ihnen geht es nicht um das Glück Ihres Sohnes. Oder nicht nur. Ihnen geht es um das Bild, das Sie von ihm und sich selbst haben. Von Ihrer Familie.“

„Das ist nicht wahr! Solange Jonas glücklich ist …“ Aber sie beendete den Satz nicht.

Erik setzte sich gerade auf, die Hände auf den Knien seiner überschlagenen Beine gefaltet. Eine Körperhaltung, die von vielen als feminin wahrgenommen wurde und möglicherweise nur eine weitere Provokation seinerseits. Ein Teil von ihm hoffte inständig, nicht gerade die zarten Bande, die Jonas mit seiner Mutter geknüpft hatte endgültig zu zerschlagen. Ein anderer hatte es satt, jemandem Respekt zu erweisen, der nicht dieselbe Höflichkeit zeigte.

„Ich halte Sie nicht für eine schlechte Mutter“, wiederholte er. „Aber hier geht es nicht um Sie. Es geht auch nicht um mich.“

Frau Staginsky schloss ihren zu einer Erwiderung geöffneten Mund wieder.

„Ich weiß nicht, ob Jonas für immer sein Leben mit mir teilen möchte. Ich hoffe es, aber Garantie habe ich keine. Vielleicht wird er mich eines Tages verlassen. Vielleicht werden unsere Leben einfach so auseinanderdriften. Vielleicht lernt er jemanden kennen, der ihm mehr bieten kann als ich.“ Erik versuchte diese Gedanken nicht zu nahe an sich heranzulassen. „Ich weiß nicht, was unsere Zukunft bringt. Ich weiß aber, dass Sie ihn mit Ihrer Ablehnung jeden Tag ein wenig mehr verletzen. Wie lange Sie das noch so weiterlaufen lassen wollen und ob Sie wirklich bereit sind, das Risiko einzugehen ihn irgendwann ganz zu verlieren, ist Ihre Entscheidung.“

Einen Moment lang war er sich sicher, aus dem Haus verwiesen zu werden. Dieser Moment zog sich. Erik hatte schon den Mund zu einer, nun ja, vielleicht keiner Entschuldigung, aber doch Abmilderung seiner Worte geöffnet, als Jonas das Wohnzimmer betrat. Ein bunt gemustertes Geschirrtuch in der Hand, brauchte er nur einen Sekundenbruchteil, um die angespannte Stimmung zu erfassen und zu entscheiden, sie zu ignorieren. „Hey.“ Er lächelte, als wäre der Anblick seiner Mutter und Erik im selben Raum das Schönste, das er je hatte erleben dürfen. „Sorry fürs Wartenlassen. War ‘n echter Tellerberg. Ähm, sollen wir’s dann für heute packen?“

Erik nickte stumm. Nur zu bereitwillig nahm er die ausgestreckte Hand, sprichwörtlich wie buchstäblich, entgegen und stellte sich an Jonas‘ Seite.

Jonas richtete sein strahlendes Lächeln auf seine Mutter. „Wenn ihr heut schon so aufgekocht habt, will ich nich‘ wissen, was es morgen gibt. Fühlt sich echt schräg an, dass das dann schon unser letzter Abend hier is‘. Ging echt sch–total schnell rum, die Zeit.“ Vermutlich war er der einzige, der das so empfand.

Erik wusste nicht, wie er Frau Staginskys Gesichtsausdruck deuten sollte, schickte jedoch vorsorglich ein Stoßgebet zum Himmel, nicht auf den letzten Metern alles versaut zu haben. Notlagen schienen selbst den überzeugtesten Atheisten temporär zum Glauben zurückführen zu können.

„Da werdet ihr euch schon überraschen lassen müssen.“ Für den Fall, dass Erik den Plural überhört hatte, fixierte Frau Staginsky ihn mit ihrem eisernen Blick. „Ich behaupte aber mal, niemand wird enttäuscht sein.“ Ihr Lächeln ließ einiges an Jonas‘ Freude und Offenheit vermissen, doch es wirkte echt. „Fahrt nicht zu schnell, auch wenn die Strecke kurz ist. Die Straßen sind glatt. Und schlaft gut. Wir sehen uns morgen.“

 

Autorenkommi:

Lange, lange hat es gedauert. Ihr habt hoffentlich in der Zwischenzeit nicht alles vergessen :D

Ich hatte mit einem mittelschweren Fall von Schreibblockade zu kämpfen und bin mit nichts so wirklich vorwärtsgekommen. Aber: Es geht wieder voran und ich hoffe, auch hier häufiger ein Kapitel liefern zu können.

Ein schönes Wochenende euch allen!

Abschied

Zeitliche Einordnung:

Kurz nach dem Ende von „Raupe im Neonlicht“, einen Tag nach dem letzten Zusatzkapitel „Stroboskoplicht – Konfrontation“.

 

Abschied

Dem sentimentalen Anlass angemessen, stand die gesamte Familie Staginsky im Wohnzimmer versammelt. Abzüglich Christine, die bereits seit drei Tagen wieder in der australischen Sonne brutzelte. Erik bemühte sich, keinen Neid aufkommen zu lassen.

Jonas‘ Oma zog ihn in eine herzliche Umarmung. „Mach’s guad, Bua. Hod mi gfreit, di kenna’z’lerna.“

Erik stieg der Duft nach Kölnisch Wasser und Kakao in die Nase und ein warmes Gefühl schwappte von seiner Magengegend in den Rest seines Körpers. „Die Freude war ganz meinerseits.“ Mit diesen ehrlichen Worten beendete er seine langwierige Verabschiedung. Mit einer Ausnahme: Monika Staginsky stand gute zwei Meter von ihm entfernt, offensichtlich unentschlossen, welche sozialen Riten der allgemeine Anstand von ihr erwartete. Ein lautstarkes Schniefen rechts von Erik nahm ihm die Bürde zu entscheiden, ob er den peinlichen Eiertanz beginnen sollte.

Tränen rannen über Vronis rosige Wangen, als sie anklagend auf ihren großen Bruder deutete. „Schwindler! Du hast versprochen, dass wir Zelda durchspielen, aber das haben wir nicht und du fährst trotzdem einfach wieder weg!“

Sichtlich von ihrem Vorwurf getroffen, machte Jonas einen Schritt nach vorne, doch bevor er auch nur einen Mucks von sich geben konnte, drehte Vroni auf dem Absatz um und flüchtete die Treppen nach oben.

Frustriert barg er das Gesicht in den Händen. „Fuck!“

„Nimm’s dir nicht so zu Herzen“, sagte Herr Staginsky. Martin. Erik hatte sich noch nicht wirklich an das angebotene ‚Du‘ gewöhnt. „Die beruhigt sich schon wieder.“

„Aber ich hatte ihr versprochen, dass wir Zelda durchzocken. Ich dacht‘ wirklich, wir hätten genug Zeit. Ach, scheiße. Scheiße, scheiße!“

Nicht einmal Frau Staginsky machte sich die Mühe, Jonas für seine Sprache zurechtzuweisen. Ihn so aufgewühlt zu erleben war augenscheinlich nicht nur für Erik schwer erträglich.

„Geh ihr nach.“ Er hatte leise gesprochen und dennoch alle Aufmerksamkeit auf sich gezogen. „Wir fahren einfach, wenn ihr fertig seid.“

Ein Hoffnungsschimmer flackerte über Jonas‘ Züge. „Wirklich?“ Der Schimmer erlosch. „Nee, das dauert mindestens ‘ne Stunde. Eher zwei, je nachdem, wie gut sich Vroni beim Endboss anstellt.“

Erik zuckte mit den Schultern. „Und? Keiner von uns beiden hat heute noch einen Termin. Solange wir im Laufe des Tages irgendwie nach Berlin kommen, ist doch alles in Ordnung.“ Er legte einen Arm um Jonas‘ Schultern und drückte ihn an sich, bis vertraute Körperwärme die Fasern seines dicken Wollpullovers durchdrang. Dann schob er Jonas Richtung Treppe. „Na los, geh schon.“

Nach einem letzten rückversichernden Blick auf Erik stob Jonas nach oben, seiner kleinen Schwester hinterher. Das letzte, das Erik von ihm hörte, war eine zuschlagende Zimmertür irgendwo im ersten Stock. Danach setzte Stille ein.

„Also, ähm …“ Herr Sta– Martin rieb über seinen Nacken. „Ich nehme an, wir sollten uns nochmal setzen.“

Er und seine Frau standen bedröppelt im Wohnzimmer, sichtlich ratlos, was sie mit Erik anstellen sollten. Lediglich Jonas‘ Oma hatte es sich bereits in ihrem gut gepolsterten Sessel bequem gemacht, ein Bündel Strickzeug zwischen den Fingern.

„Ich schmiere euch ein paar Brote für die Fahrt.“ Frau Staginsky lief zur Küche, blieb jedoch im Türrahmen stehen, um Erik über ihre Schulter hinweg anzufunkeln. „Sie müssen mir sagen, was Sie mögen und was nicht.“

„Ah, ich …“ Jetzt war es an Erik, ratlos rumzustehen. Sollte er ihr in die Küche folgen?

Martin machte einen Ansatz, genau das zu tun, begrub die Idee nach einem Blick seiner Frau jedoch rasch. „Wir warten hier auf euch.“ Verlegen lächelnd gesellte er sich zu seiner Schwiegermutter und vergrub die Nase in einer mindestens vier Tage alten Zeitung.

Erik blieb kaum eine Wahl. Schicksalsergeben dackelte er Frau Staginsky in die Küche nach, wo er nicht weniger ratlos rumstand als zuvor im Wohnzimmer. „Ah, kann ich Ihnen irgendwie zur Hand gehen?“

Den Rücken zu Erik, bereitete Frau Staginsky die Brotschneidemaschine darauf vor, einen beeindruckenden Laib Bauernbrot in Scheiben zu säbeln. „Nein.“

Zum zweiten Mal innerhalb von weniger als vierundzwanzig Stunden sandte Erik ein Stoßgebet zum Himmel. Das heutige fiel nicht ganz so nobel aus, ging es doch weniger um Jonas‘ Wohlergehen, als vielmehr um dessen rasche Rückkehr; dennoch schien es Erik in diesem Augenblick dringend notwendig. Eine weitere Unterfütterung seiner zunehmend Form annehmenden Hypothese, dass es unmöglich war, Bayern als der Atheist zu verlassen, als der man es betreten hatte.

„Möchten Sie Käse auf ihr Brot?“, erkundigte sich Frau Staginsky ausgesucht höflich.

„Milden, wenn Sie welchen haben“, antwortete Erik ebenso manierlich.

„Wir hätten Edamer im Haus.“

„Perfekt.“

„Stört es Sie, wenn ich Jonas‘ Brot mit Schinken belege?“

„Überhaupt nicht.“

„Butter, Schinken und Schnittlauch. Die Kombination mochte er immer besonders.“

„Mhm.“

„Aber vielleicht hat sich das inzwischen ja auch geändert. Was weiß ich schon.“

„Frau Staginsky–“ Das harte Klappern eines Buttermessers auf Holz ließ Erik verstummen.

Frau Staginsky ballte die Hände zu Fäusten, bis ihre Knöchel weiß hervortraten. „Ihr alle erwartet von mir, dass ich einfach so hinnehme, wie sehr sich mein Junge verändert hat. Nein, mehr als das, ihr sagt mir, dass er schon immer so war! Dass das keine Phase ist, über die er irgendwann wegkommt!“

Etwas, das der Volksmund gemeinhin als ‚Geduldsfaden‘ bezeichnete, riss in Erik. „Ich bin mir nicht sicher, ob irgendjemand hier noch irgendetwas von Ihnen erwartet–“

Frau Staginsky unterbrach Erik, als hätte sie seinen Einwand nicht gehört. „Aber wenn das wirklich so ist, wenn Jonas wirklich einfach …“, sie machte eine vage Handgeste, „und ich nichts tun kann, um das zu ändern, dann bedeutet das, dass ich mich damals falsch entschieden habe. Dass ich ihm mit meiner Ignoranz nicht geholfen, sondern ihn gezwungen habe, über Jahre etwas vor mir zu verheimlichen, weil er dachte … weil er dachte …“ Mit Entsetzen registrierte Erik das tränenerstickte Schniefen, als sie Luft holte. „Und hatte er nicht recht? Habe ich ihn nicht bei der ersten Gelegenheit weggestoßen? Welche Mutter tut so etwas? Wie kann ich behaupten, meinen Jungen bedingungslos zu lieben, wenn ich ihm so weh tue? Nicht nur in den letzten Wochen. Über Jahre.“

Und einfach so, ergab Vieles einen Sinn. Jedenfalls mehr, als es das sechzig Sekunden zuvor getan hatte. Manchmal war es einfacher, etwas mit aller Kraft zu leugnen, als sich der unangenehmen Wahrheit zu stellen, einen Fehler gemacht zu haben.

„Setzen wir uns einen Moment, ja?“ Erik zog eine Packung Taschentücher aus seiner Hosentasche. „Hier.“

Wortlos nahm Frau Staginsky eines der angebotenen Tempos entgegen, tupfte damit erst über ihre feuchten Augenwinkel und putzte sich anschließend lautstark die Nase. „Jahrelang habe ich versucht zu ignorieren, was mit jedem Tag deutlicher geworden ist, weil ich dachte, es wäre das Beste für Jonas. Weil ich dachte, irgendwann würde er schon einsehen, dass er auch einfach ein normales Leben haben kann. Eines, für das er keine schrägen Blicke erntet, oder schlimmstenfalls in irgendeiner versifften Gasse totgeprügelt wird. Aber so läuft das nicht, nicht wahr? Alles, was ich erreicht habe, ist, ihn noch weiter von mir wegzutreiben.“ Sie sah Erik nicht an, zog sich jedoch auch nicht zurück, als er behutsam eine Hand auf ihren Unterarm legte.

„Es ist nichts kaputtgegangen, das sich nicht wieder reparieren ließe.“

Frau Staginsky schnaubte. „Ich weiß zu schätzen, dass Sie das sagen, aber ich bezweifle, dass Jonas das genauso sieht.“

Erik fühlte den stabilen Stoff ihrer schlichten Baumwollbluse unter seinen Fingerspitzen. Darunter lagen Haut, Muskeln, Knochen und Angst. „Würde Jonas das anders sehen, wäre er gar nicht erst hergekommen. Dann hätte er nicht Tag für Tag versucht, seine Beziehung mit Ihnen zu kitten.“ Er schüttelte den Kopf. „Vielleicht wird nicht mehr alles genauso wie früher, aber das muss es nicht schlechter machen. Vielleicht schaffen Sie es ab jetzt, ehrlicher miteinander umzugehen, auch, wenn das manchmal schmerzhaft ist.“ Ein reumütiges Lächeln legte sich auf seine Lippen. „Das ist vermutlich der einzige Ratschlag, den ich Ihnen zu dem Thema geben kann.“

Frau Staginsky blickte auf Eriks Hand, die noch immer auf ihrem Unterarm ruhte. „Platzt Ihnen eigentlich auch irgendwann mal der Kragen? Oder sind Sie wirklich einfach so ein–“

„–Fußabtreter?–“

„–Heiliger?“

Erik entkam sein möglicherweise erstes ehrliches Lachen in Frau Staginskys Gegenwart. „Wohl kaum. Ich versuche nur, weder mir noch anderen das Leben schwerer zu machen als unbedingt nötig.“ Ernster ergänzte er: „Und Jonas ist es wert, mein eigenes Ego ein wenig hintenanzustellen.“

Seufzend entzog Frau Staginsky ihm ihren Arm und tupfte sich die letzten Tränen aus den Augen. „Sie machen es mir wirklich sehr schwer, Ihnen die Schuld am zukünftigen Unglück meines Sohnes zu geben.“

„Freut mich, dass mein Plan aufgeht.“

Dafür erntete er ein theatralisches Augenrollen, eine Geste, die ihn so sehr an Jonas erinnerte, dass Eriks Herz einen Schlag aussetzte. Doch ebenso wie seiner, verflog auch Frau Staginskys kurzfristiger Anfall von Albernheit rasch. „Ich glaube, ich schulde Ihnen eine Entschuldigung.“

„Ich wäre geneigt darauf zu verzichten, wenn Sie mir dafür versprechen, wenigstens zu versuchen ein offenes Ohr für Jonas zu haben.“

„Das werde ich.“

Erik nickte, konnte es sich allerdings nicht verkneifen, seine Forderungen um einen Punkt zu erweitern. „Über das Rezept für ihren umwerfenden Apfelstrudel würde ich mich auch nicht beschweren.“

Schnaubend schüttelte Jonas‘ Mutter den Kopf. „Altes Familienrezept. Dafür müssten Sie schon ein Staginsky werden.“

„Ah. Wenn das so ist, frage ich Sie in etwa vier Jahren nochmal.“ Mit tiefer Befriedigung beobachtete er ihre Mimik, die innerhalb weniger Momente von Verwirrung zu beginnendem Verständnis zu absolutem Entsetzen mutierte. Noch amüsanter fand er ihren anschließenden Versuch, die erste Reaktion zu überspielen. „Oh. Ja. Aha. Ich … Ich schätze, ich sollte mich an den Gedanken gewöhnen, niemals eine Schwiegertochter zu haben.“

„Ach, sagen Sie das nicht. Vroni ist ja noch jung. Wer weiß, in wen sie sich mal verlieben wird.“ Vielleicht trieb er es damit zu weit, aber die Vorlage war einfach zu schön, um sie ungenutzt zu lassen.

Als alle Farbe aus Frau Staginskys Gesicht wich, ging Erik allerdings zur Sicherheit doch nochmal die gängigen Erste-Hilfe-Maßnahmen bei Kreislaufzusammenbrüchen und Panikattacken durch. Glücklicherweise blieb es bei grauer Theorie. Frau Staginsky erholte sich erstaunlich schnell. Erik glaubte sogar, den Anflug eines Lächelns zu erkennen. „Naja, zumindest würde sich dann zeigen, ob ich aus vergangenen Fehlern lernen kann, nicht wahr?“

Geräuschvoll knallte die Küchentür gegen den augenscheinlich aus gutem Grund an die Wand geschraubten Gummistopper und verschluckte Eriks Erwiderung. „Ganon ist Geschichte!“ Jonas runzelte die Stirn, als seine Mutter diesen Triumphschrei nur mit einem irritierten „Wer?“ beantwortete. „Endboss? Böser Hexenmeister, der sich in so ‘n hässliches Vieh verwandelt? Ach, Mama.“ Kopfschüttelnd gab er sich geschlagen. „Vroni und ich haben Zelda durchgespielt. Die Kleine hat’s echt drauf, so gut war ich in ihrem Alter nich‘.“

„Dann fahrt ihr jetzt wohl zurück nach Berlin.“

„Japp. Wird langsam auch echt Zeit.“ Eilig setzte er hinzu: „Nich‘, dass es nich‘ schön war, mal wieder bei euch zu sein! Aber, ähm …“

„Aber dein Zuhause ist jetzt eben in Berlin und nicht mehr hier“, vervollständigte Frau Staginsky Jonas‘ zu spät abgewürgte Gedanken. „Ich verstehe schon.“

Jonas musterte sie kritisch. Abgesehen von einer gehörigen Portion Empathie, besaß er ein beeindruckendes Auge fürs Detail. Es hätte ein Wunder gebraucht, um ihn die geröteten Nasenflügel und Spuren verschmierter Wimperntusche im Gesicht seiner Mutter übersehen zu lassen. Sichtlich bemüht, weiteres Drama zu vermeiden, verkniff er es sich, die erste Vermutung, die ihm durch den Kopf schoss, laut auszusprechen und blickte stattdessen fragend zu Erik.

Dieser formte lediglich lautlos das Wort ‚Später‘.

Was auch immer Jonas darüber dachte, für den Moment akzeptierte er Eriks Schweigen und zog seine Mutter einfach nur in die Arme. „Ich komm bald wieder her. Versprochen.“

„Hast du dich schon von Papa und den anderen verabschiedet?“, nuschelte Frau Staginsky gegen seine Schulter.

„Japp.“ Röte stieg in Jonas‘ Wangen. „Ähm, es könnt sein, dass ich Vroni ‘n paar neue Spiele für ihren Nintendo versprochen hab.“

„Jonas!“

„Ich zahl sie ihr ja!“

„Du solltest deine Schwester wirklich nicht so verziehen!“

„Siehst du, Mama, das is‘ der Unterschied zwischen uns. Du musst manchmal streng sein. Ich dagegen“, Jonas schob seine Mutter weit genug von sich, damit sie Zeuge seines zufriedenen Grinsens wurde, „ich hab alles Recht der Welt, meine kleine Schwester ‘n bissl zu verwöhnen.“

„Mach nur. Du musst es am Ende ja nicht ausbaden. Wenn du wüsstest, wie viele graue Haare du mir schon verschafft hast, dann würdest du deiner Schwester nicht irgendwelche Spiele, sondern mir einen Wellnesstag schenken.“ Hoffnungsvoll betrachtete Frau Staginsky ihren Sohn. „Sehen wir uns zu Ostern?“

„Ähm …“ Verlegen knabberte Jonas an seiner Unterlippe, ließ aber noch in derselben Sekunde davon ab, als er versehentlich auf sein Piercing biss. „Ich muss mal gucken, ob ich das schaff. Sind ja bloß vier Tage, die ich da frei hab und mit der langen Zugfahrt –“

„– lohnt es sich nicht. Ich verstehe schon.“

„Aber allerspätestens im Sommer bin ich wieder hier!“

Frau Staginsky lächelte, bis man ihr die Enttäuschung fast nicht mehr ansah. „Das hoffe ich doch.“

„Und, ähm …“ Jonas‘ Blick wanderte zu Erik. „Ich dachte, wir könnten vielleicht ‘nen Urlaub draus machen. Ich mein, du hast doch gesagt, du würdest gern mal wieder ans Meer und, ähm, von hier aus isses ja nich‘ so superweit nach Italien oder so. Wir, ähm, wir könnten ‘n paar Tage hierbleiben, dann weiter nach Italien und auf dem Rückweg nochmal hier vorbeischauen. Also nur, wenn du magst!“

Überrascht hob Erik die Brauen. Das war zugebenermaßen ein Vorschlag, mit dem er nicht gerechnet hatte. Er schätzte Jonas‘ Versuche, ihn tiefer in die Familie einzubinden, fürchtete aber, sich allzu sehr aufzudrängen stellte eine eher unglückliche Taktik dar. Andererseits klang Urlaub in der italienischen Sonne, mit Strand, Meer und Jonas in Badehosen wirklich verflucht verlockend. „Ich müsste mal sehen, wie meine Prüfungen liegen und wie lange ich Urlaub bekomme.“

Erik machte den Fehler, Jonas in die Augen zu sehen und bekam einen warmen Schwall überbordender Hoffnung ab. Möglicherweise gab es Menschen, die an dieser Stelle dennoch ‚Nein‘ hätten sagen können; er selbst schaffte das definitiv nicht. „Eine oder zwei Wochen sollten aber sicher möglich sein.“

„Is‘ das okay für euch, wenn wir das so machen?“, fragte Jonas seine Mutter ein wenig verspätet, aber nicht weniger hoffnungsvoll.

„Wir freuen uns immer auf dich.“ Nach einem Moment, der fast zu kurz ausfiel, um sich unangenehm anzufühlen, wandte sich Frau Staginsky an Erik. „Sie sind hier natürlich auch willkommen.“

„Das freut mich sehr.“

Vielleicht spürten alle drei, dass sie so bald keine versöhnlicheren Abschiedsworte finden würden. Jonas hakte sich bei Erik ein. „Ich glaub, wir sollten dann echt los. Sonst wird’s so spät.“

„Mhm.“ Doch Erik blieb noch einmal stehen und drehte sich zu der Frau, mit deren einzigem Sohn er ans andere Ende des Landes davonzog. „Vielen Dank für Ihre Gastfreundschaft, Frau Staginsky.“

„Monika. Nenn mich einfach Monika.“

Erik nickte. Er erkannte ein Friedensangebot, wenn es ihm in die Augen starrte wie ein Pitbull, der überlegte, ob er mit dem Schwanz wedeln, oder doch einen Bissen seiner rechten Pobacke kosten wollte.

Frau Staginsky – Monika – musterte ihn. „Vier Jahre, hm?“

„Plus minus ein paar Wochen.“

Kopfschüttelnd murmelte sie etwas in tiefsten Bayerisch, das Erik etwa so gut verstand, als spräche sie Sindarin. Der kurzfristige Anflug eines Lächelns auf ihren Lippen gab ihm allerdings Grund zur Hoffnung.

„Okay, will ich wissen, was das da grad war?“, raunte Jonas, nachdem die Haustür hinter ihnen ins Schloss gefallen war.

„Vermutlich.“ Sanft bugsierte Erik ihn zum Auto. „Und vielleicht erzähle ich es dir eines Tages sogar.“

 

Autorenkommi:

Yay, ein weiteres Zusatzkapitel. Und eines, das ich überhaupt nicht auf dem Schirm hatte – eure Kommentare zum letzten Kapitel waren sehr inspirierend :D

Ich denke, das nächste wird einen Blick auf Jonas‘ und Marias Vergangenheit werfen.

 

Außerdem ein kleines Update zu „Wolken mit Tomatensoße“: Es geht voran, allerdings wesentlich langsamer als ich gehofft hatte. Eigentlich wollte ich um diese Zeit schon mit dem ersten Draft durch sein, tatsächlich bin ich vermutlich so grob bei der Hälfte. Aktuell bedeutet das 19 Kapitel, bzw. 65.000 Wörter auf 190 Seiten.

 

Vielen Dank an alle, die weiterhin mitlesen! Ein schönes Wochenende :)

Freundschaft

Freundschaft

 

Zeitliche Einordnung: Einige Jahre vor Raupe im Neonlicht. Jonas ist ein typischer Teenager mit großen Augen, knubbeligen Knien und Ohren, in die er erst noch reinwachsen muss.

 

Freundschaft

Erhobenen Hauptes betrat Jonas das Klassenzimmer. Dann musste er eben ein Schuljahr wiederholen. Na und? Besser als diese ganzen Streber, die ihr Leben hinter Schulbüchern verschwendeten.

Nicht, dass er auf große Abenteuer zurückblicken konnte – die aufregendsten Erinnerungen seiner Sommerferien bestanden aus einem Besuch im Münchner Zoo mit seiner Familie und einem heimlichen Saufgelage (zwei Bier) mit Clemens in dessen Garage. Großartig. Nun dachte er wieder an Clemens. Wenn er schon eine Extrarunde drehen musste, hätten sie ihn wenigstens in eine Klasse mit seinem besten Freund stecken können. Oder auch nicht. Vermutlich lieber nicht. Neulich Nacht, als sie angetrunken auf der Rückbank des Mercedes von Clemens‘ Eltern gesessen hatten, da …

Beherzt schob Jonas die Erinnerung an Clemens‘ Lächeln, den Geruch seines verschwitzten Shirts und die Hitze seiner Haut in eine stille Kammer seines Gehirns, drehte den Schlüssel zweimal im Uhrzeigersinn und warf ihn im Anschluss aus dem Fenster. Da sprachen nur die Teenagerhormone aus ihm, völlig normal in seinem Alter. Höchste Zeit, sich eine Freundin anzulachen.

Zurück in der Realität ließ Jonas den Blick über die einzelnen Schulbänke schweifen. Besetzt, besetzt, besetzt, fr– nein, doch besetzt. Das hatte er nun davon, den Wecker fünfzehn Minuten weitergestellt zu haben. So kurz vor Unterrichtsbeginn waren die besten Plätze natürlich alle belegt.

Er winkte ein paar Kumpels aus dem Fußballverein, die sich die hinterste Reihe gesichert hatten. Sie winkten zurück, machten jedoch keine Anstalten, ihm zuliebe ihre Sitzordnung anzupassen. Tja.

Hinten sitzen konnte er also vergessen. Wie sah es mit der vorletzten Reihe aus? Ebenfalls besetzt. Mitte. Nope, nichts. Zweite von vorne? Hier musste doch … Aber nein, alles besetzt.

Einen Scheißdreck werd ich tun, und mich ganz nach vorn hocken! Unglücklicherweise sah es aus, als bliebe ihm keine Wahl. Dann wenigstens irgendwo am Rand.

Und tatsächlich: Neben einem roten Haarschopf, der Jonas vage bekannt vorkam, verbarg sich ein freier Platz. Sogar am Fenster! „Jo. Is‘ bei dir noch frei?“

„Nein.“

„Sieht ziemlich frei aus.“

„Warum fragst du, wenn du mir eh nicht glaubst?“ Die Rothaarige funkelte ihn an. Wenn sie ihre Nase nur missbilligend genug kräuselte, erschien eine schmale Furche zwischen ihren Brauen. Diesen Blick hatte Jonas definitiv schon mal abbekommen. Heilige Scheiße! „Maria?“

„Dein Ernst? Du hast bis jetzt gebraucht, um mich zu erkennen?“

„Reg dich ab, jetzt erinner ich mich ja.“ Wer hätte ahnen können, dass Jonas die achte Klasse vermasselte und zur Strafe in derselben wie die nervige Freundin seiner kleinen Schwester landete? Netter Scherz, verficktes Schicksal. „Außerdem bist du, ähm, gewachsen seit ich dich das letzte Mal gesehen hab.“

„Bin ich nicht und jetzt zisch ab.“

„Nee, ich glaub, hier gefällt’s mir ganz gut.“ Achtlos warf Jonas seinen Rucksack auf den Boden und plumpste auf den freien Platz neben Maria. „Wenn dein mysteriöser Sitznachbar noch auftaucht, kann er mich ja wegjagen.“

Niemand tauchte auf und nach ungefähr drei Wochen wechselte Maria die ersten freiwilligen Worte mit ihm.

 

~~~~~~~~~~

 

Frustriert rieb sich Jonas über die Augen, bis die rote Fünf vor ihnen verschwamm. „Ich werd den Scheiß nie kapieren! Wie oft darf man durchfallen, bevor man von der Schule fliegt?“ Oh, fuck, er klang genauso kläglich, wie er sich fühlte.

„Du fällst nicht durch.“ Maria klang dagegen wie immer. Nüchtern und selbstsicher, als hielte die Zukunft keinerlei Geheimnisse für sie bereit. „Das war deine erste Fünf dieses Schuljahr. Die gleichst du locker aus.“

„Und wenn nich‘? Ich check diesen Mathescheiß einfach nich‘!“

„Klar tust du das. Du brauchst nur mehr Geduld mit dir selbst und jemanden, der dir alles erklärt.“

„Tolle Idee. Irgendwelche Vorschläge, welcher Pechpilz mir den Scheiß näherbringen soll, ohne nach der ersten Stunde das Weite zu suchen?“

„Na, ich.“

Jonas schielte zu Maria. „Du?“

„Ist nicht das erste Mal, dass wir zusammen lernen, oder? Du hast mir letztes Jahr in Englisch den Hintern gerettet.“

„Da haben wir doch bloß Vokabeln gepaukt. Das kann man kaum miteinander vergleichen.“ Sein Blick wanderte zurück zu der vermaledeiten Fünf. So hatte es in der achten Klasse auch angefangen. Eine einzelne Fünf, nicht weiter schlimm, hatte er eben nicht aufgepasst, das würde er schon wieder reinholen. Doch dann folgte die nächste und die nächste und noch eine. Seine miesen Leistungen beschränkten sich nicht länger auf Mathe, sondern weiteten sich auf sämtliche Naturwissenschaften aus und seine Wissenslücke vergrößerte sich, bis er sich eingestehen musste, unmöglich alles aufholen zu können.

Beim zweiten Versuch war es besser gelaufen. Nicht zuletzt wegen Maria, die als strenge Sitznachbarin übermäßige Quasselei während der Stunde unterband und ihn zwar gelegentlich Hausaufgaben abschreiben ließ, ihm allerdings mindestens genauso oft in den Hintern trat, bis er besagtes Körperteil hochbekam und lernte. Die neunte Klasse hatte er ähnlich gut überstanden. Aber nun, in der zehnten …

„Wahrscheinlich sollt‘ ich einfach meinen Realschulabschluss und ‘ne Ausbildung zum Koch machen. Oder Restaurantfachmann oder so. Fänden meine Eltern auch besser, dann wäre nämlich die Übernahme vom Apfelbäumchen gesichert, wenn sie mal nich‘ mehr wollen.“

„Wenn es das ist, was du willst.“

Jonas blieb stumm.

„Dachte ich mir. Bis du mir eine bessere Antwort liefern kannst, geben wir uns erstmal Mühe, dich zum Abi zu boxen.“ Resolut packte Maria ihre Schulsachen in den Rucksack. „Ich komme heute Nachmittag bei dir vorbei und dann machen wir zusammen Hausaufgaben.“ Sie verschwand aus dem Klassenzimmer, ohne Jonas die Chance zu geben, ihr zu widersprechen.

 

~~~~~~~~~~

 

„Ich sag dir, die fährt voll auf dich ab.“ Clemens lehnte neben der Eingangstür zur Turnhalle, an der Jonas ihn jeden Dienstag nach dem Unterricht abholte. Bei ihm standen Thomas und Felix, das Haar von der vorangegangenen Sportstunde schweißverklebt.

„Wer?“, fragte Jonas. Sein Blick huschte über die versprengten Schülergruppen, aber er entdeckte kein Mädchen, mit dem er je mehr als zwei Worte gewechselt hatte.

„Na, Maria natürlich!“

Beinahe hätte Jonas laut gelacht. „Wirklich nich‘!“

„Denk doch mal nach, Mann! Die schaut uns alle mit dem Arsch nicht an, aber ihr hockt den ganzen Tag zusammen!“

„Kunststück. Wir sin‘ Banknachbarn.“

„Trotzdem, Mann. Ich wette, sie träumt insgeheim davon, dass du sie mal so richtig–“

„Was treibt ihr heute noch so?“, fiel Jonas Clemens ins Wort.

„Claudia schaut nachher bei mir vorbei.“ Thomas‘ Stimme lud dazu ein, ihn um Details anzuflehen.

Felix erfüllte seinen Wunsch. „Hast du nicht gestern erzählt, dass deine Alten heute den ganzen Abend unterwegs sind?“

„Sie bringt Kondome mit.“ Thomas‘ knallrot anlaufende Ohren betrogen die Illusion des abgeklärten Stechers.

„Voll gut, Mann.“ Anerkennend klopfte Clemens ihm auf die Schulter. „Ohne ist’s noch besser, aber krass gut fühlt es sich so oder so an.“

„Ich hab sie schon gefragt, ob sie nicht die Pille nehmen will, aber sie hat Angst, ihre Eltern finden’s raus.“

„Ziemlich kacke“, sagte Felix. „Aber Clemens hat schon recht. Geil anfühlten tut sich’s so oder so.“

Jonas starrte auf seine Schuhspitzen. Wann hatte Felix …? Und wann zur Hölle hatte Clemens …? Was zur wichtigsten Frage führte: War er der einzige in seinem Freundeskreis, der noch nicht …?

Scharfe Krallen bohrten sich in seinen Magen, zerrten an seinem Inneren. Die Vorstellung von Clemens mit einem anderen … einer anderen natürlich. Die Vorstellung von Clemens mit einem Mädchen im Bett– Nein, Moment, das sollte ihn überhaupt nicht stören, richtig? Oder wenn, dann weil er eifersüchtig auf Clemens war, nicht auf das Mä– Genug!

„Thomas ist dann wohl für heute verplant“, sagte Clemens. „Was mit dem Rest? Bock, bei mir ne Runde Fifa zu zocken? Jonas?“

„Ich, ähm, kann nich‘. Maria und ich sin‘ verabredet.“

„Ich wusste es!“

„Zum Lernen!“

„Natürlich nur dafür. Dann ‚lernt‘“, Clemens malte Gänsefüßchen in die Luft, „mal schön miteinander.“

Jonas lachte mit seinen Freunden, aber das half nicht, seine rasenden Gedanken zu bremsen.

 

~~~~~~~~~~

 

Frustriert pfefferte Jonas seinen Bleistift auf den Küchentisch. „Ich kapier den Scheiß einfach nich‘! Das Abi kann ich voll vergessen, dafür bin ich viel zu blöd!“

„Durchatmen.“ Maria zog sein Arbeitsheft zu sich. „Bei welcher Aufgabe hängst du?“

„Der ersten!“

„Dann sehen wir sie uns zusammen an. Die ist eigentlich gar nicht so schwer, wenn man weiß, was man tun muss.“

„Für dich vielleicht! Weil du nich‘ so dumm bist wie ich!“

Abfällig schnalzte Maria mit der Zunge. „Jetzt hör mal auf, im Selbstmitleid zu versinken. Wo genau ist das Problem?“

„Überall! Ich weiß nich’ mal, wo ich anfangen soll!“

„Okay. Warum starten wir nicht damit, dass du mir erklärst, worum es deiner Meinung nach in der Aufgabe geht und wie man zur Lösung kommen könnte. Und dann sagst du mir, an welcher Stelle du Hilfe brauchst.“

„Du hörst mir nich‘ zu! Ich hab keine scheißverfickte Ahnung, was die Scheißaufgabe von mir will! Scheiße!“

Maria ließ sich von Jonas‘ Fäkalgeplärre nicht abschrecken. „Also willst du lieber aufgeben? Ich bitte dich.“

„Ich bin bloß realistisch.“

Du hast bloß Angst, es ernsthaft zu versuchen und trotzdem nicht zu schaffen.“

Jonas wollte widersprechen, aber das fiel schwer, wenn sein Gegenüber so ekelhaft richtig lag.

„Los jetzt“, forderte Maria. „Aufgeben gilt nicht.“

Geschlagen deutete Jonas auf die Textaufgabe vor ihm. „Okay, also, ich check natürlich schon, dass ich hier so’n kack Baumdiagramm malen soll, aber … in dem Text stecken ungefähr fünfundzwanzigtausend Zahlen und ich hab keine Ahnung, welche davon wohin soll. Brauch ich überhaupt alle? Sin‘ n paar davon Fallen?“

„Keine Fallen. Es gibt einige Signalworte im Text, auf die du achten kannst, dann ist es gar nicht mehr so schwer zu erkennen, welche Zahl an welche Stelle gehört.“ Geduldig ging Maria ebenjene mit ihm durch, erklärte, was sie aussagten und was ihre Abwesenheit bedeutete. Jonas konnte es kaum glauben, aber Stück für Stück lichtete sich der Nebel. Die erste Aufgabe lösten sie gemeinsam, für die zweite brauchte er lediglich einen Schubs in die richtige Richtung und die dritte schaffte er komplett im Alleingang.

„Verfickte Scheiße!“

„Was ist?“

„Es geht auf!“ Stolz schob er sein Heft zu Maria. „Das stimmt so, oder?“

Sie überflog seine Lösung und lächelte. „Ja, stimmt alles. Und das war die bisher schwierigste. Siehst du, du kannst es doch!“

„Ich kann’s. Scheiße noch eins, ich kann’s wirklich!“

„Habe ich dir doch gleich gesa–“

„Danke, danke, danke, danke!“

Lachend wand sich Maria in Jonas‘ stürmischer Umarmung. „Ist ja gut! Aus! Zurück in dein Körbchen.“

„Wuff!“ Jonas ließ von ihr ab und klappte sein Mathebuch zu. „Schluss für heut. Lieber aufhören mit dem Scheiß, solang ich noch motiviert bin.“ Er nickte Richtung Treppe. „Wir sin‘ noch mindestens zwei Stunden allein. Bock auf nen Film? Hab zu Weihnachten nen DVD-Player bekommen.“ Den er sich strenggenommen mit seinen beiden Schwestern teilte, die allerdings den Anstand besaßen, im Augenblick außer Haus zu sein.

„Solange du was hast, bei dem ordentlich Blut spritzt.“

Jonas hob die Brauen. „So eine bist du also?“

„Hast du, oder hast du nicht?“

„Komm mit und find’s raus.“

„Du klingt wie so ein gruseliger Typ, der Kindern Süßigkeiten verspricht, wenn sie in seinen Lieferwagen einsteigen.“ Noch während sie das sagte, stieg Maria die Treppen zu Jonas‘ Zimmer hoch.

 

~~~~~~~~~~

 

„–Klassiker gilt. Jonas?“

Er drehte den Kopf weg vom Fernseher, auf dessen Bildschirm ein junger Johnny Depp in bauchnabelenthüllendem Crop Top herumstakste, hin zu Maria. „Sorry, hast du was gesagt?“

„Nur, dass ich verstehen kann, warum Nightmare on Elm Street bis heute als Klassiker gilt.“

„Is‘ scheißegut, oder?“

Ein Grübchen erschien in Marias linker Wange, als sie lächelte. „Nicht zwingend meine Wortwahl, aber ja.“

Jonas blickte zurück zum Fernseher, wo Johnny Depp mit nacktem Bauch auf seinem Bett fläzte, und eilig wieder weg. Warum löste eine dreißig Jahre alte Filmaufnahme mehr Magenkribbeln bei ihm aus als das Mädchen an seiner Seite?

Er schielte zu Maria. Ihre roten Locken streiften ihre Schultern und Sommersprossen überzogen Nase, Stirn und Wangen. Den Rest ihres zierlichen Körpers versteckte sie unter weitgeschnittener Kleidung. Sie war so klein, dass ihre auf seinem Bett ausgestreckten Beine nicht einmal bis zur Mitte seiner Waden reichten und ihre Füße wippten aufgeregt, wann immer ein kreischender Teenager das Zeitliche segnete.

Was lief nur falsch mit ihm? Sie teilten denselben Humor, hörten dieselbe Musik, mochten dieselben Filme. Sie beide träumten davon, dieses Kaff nach dem Abitur auf Nimmerwiedersehen zu verlassen. Dank Maria fühlte sich Schule nicht länger wie eine tägliche, sechs Stunden andauernde Strafe an. Manchmal ging Jonas sogar beinahe freiwillig hin.

Er freute sich darauf, sie zu sehen, freute sich darauf, Zeit mit ihr zu verbringen. Das musste doch Verliebtheit sein! Warum zum Fick löste Maria also nicht ansatzweise dasselbe Kribbeln in ihm aus, wie Johnny Depps nackter Bauch?

Möglicherweise brauchte sein Körper schlicht einen Schubser in die richtige Richtung. Mehr Nähe, mehr … was auch immer. Behutsam lehnte sich Jonas zur Seite, bis seine Schulter Marias berührte. Sie rückte nicht von ihm ab und die Wärme ihrer Haut, die allmählich in seine eigene überging, fühlte sich angenehm an. Kribbeln? Fehlanzeige.

„Oh!“ Maria klopfte auf Jonas‘ Oberschenkel. „Ich wette, gleich kommt die Szene, in der er in sein Bett gesaugt wird und dann eine Blutfont–hmpf!“

Marias Lippen waren vor Überraschung geöffnet und schmeckten nach der Cola, die sie getrunken hatte. Im nächsten Augenblick flutete heißer Schmerz Jonas‘ Wange. Maria hatte ihm eine schallende Ohrfeige verpasst.

Sie sprang vom Bett. „Was sollte das?“ Angewidert wischte sie sich über den Mund. „Was sollte das?“

„Tut mir leid, ich–“

„Was zur Hölle hast du dir dabei gedacht? Ich dachte wirklich, du wärst anders!“ Maria sammelte ihre Sachen zusammen und stopfte sie in ihren Rucksack. „Und dann ziehst du so eine Scheiße ab!“

„Ich dachte nicht–“

„Was? Was dachtest du nicht? Dass ich ‚Nein‘ sagen könnte?“ Ihre erhobene Hand würgte jede der unzähligen überforderten Erwiderungen ab, die auf Jonas‘ Zunge brannten. „Weiß du was? Ich will gar nicht wissen, was du dir dabei gedacht hast. Und ich will erst recht keine Entschuldigungen hören. Ich gehe.“

„Maria! Bitte bleib!“

„Wozu? Du hast klar gemacht, dass du mich nicht als Freundin siehst!“

„Natürlich tue ich das!“

Aber Maria hörte ihm nicht zu. Sie stürmte aus seinem Zimmer und die Treppe hinab.

Jonas hastete ihr hinterher. „Maria!“ Was sollte er tun? Warum musste er so unendlich dumm sein? Er wollte doch nur alles richtig machen, wollte normal sein, und jetzt lag von einem Moment auf den anderen eine seiner engsten Freundschaften in Scherben. Hilflos beobachtete er Maria, als sie Jacke und Schuhe anzog. „Bitte … können wir nicht so tun, als wäre nichts passiert und einfach Freunde bleiben?“

Maria schnaubte abfällig. „Als ob. Du hast gerade bewiesen, was du von unserer Freundschaft hältst.“ Sie wandte sich zum Gehen.

„Ich will wirklich nichts von dir! Ich weiß doch noch nich‘ mal, ob ich überhaupt auf Mädchen stehe!“ Jonas schlug sich die Hände vor den Mund. Was hatte er da gesagt? Niemand durfte … niemand sollte … Wieso hatte er …?

Unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen, machte er auf dem Absatz kehrt, rannte zurück in sein Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu. Eine grauenhafte Minute lang fürchtete er, Schritte auf der Treppe zu hören, aber niemand kam.

Als Christine ihm Stunden später Abendessen aus dem Apfelbäumchen mitbrachte, zitterten seine Hände noch immer.

 

~~~~~~~~~~

 

Jonas war kotzübel, aber einen weiteren Tag würde er damit bei seiner Mutter nicht durchkommen. Es grenzte an ein Wunder, dass sie ihn gestern hatte zu Hause bleiben lassen. Die positiven Seiten einer durchwachten Nacht und blutunterlaufener Augen.

Heute fühlte er sich kaum besser. Er wusste, er konnte sich nicht ewig vor Maria verstecken, wenn es nach ihm ginge, hätte er es allerdings noch eine Weile länger versucht. Stattdessen stand er vor den Schultoren, angsterfüllt bei dem Gedanken, was ihn dahinter erwartete.

Hatte Maria getratscht? Eigentlich nicht ihre Art, aber er hatte sie nie zuvor so erlebt. So wütend. So verletzt. Wer konnte schon sagen, wie sie reagierte.

„Jonas!“

Er wirbelte herum. Vor ihm stand der Mensch, den er am zweitwenigsten sehen wollte. „Ähm … Hi.“

Clemens spitzbübisches Grinsen löste ein unwillkommenes Flattern in Jonas‘ Magengegend aus. „Naaa? War dein Abend mit Maria so heftig, dass du gestern gleich krankfeiern musstest?“

„Haha, japp. So sieht’s aus.“ Wenigstens schien Maria ihn nicht verraten zu haben. Ein Finger der eisigen Hand, die sein Herz umklammert hielt, löste sich. Die anderen blieben fest an Ort und Stelle. „War ‘n krasser Abend.“

„Komm schon, Mann. Ein paar Details kannst du schon rausrücken.“

„Nee, Maria killt mich, wenn ich quatsche.“ Damit lag er sicher nicht völlig verkehrt.

„BH an oder BH aus?“

„Clemens!“

„Mehr will ich gar nicht wissen.“

Jonas barg das Gesicht in den Händen. Und jetzt? Ehrlich sein und zugeben, dass Maria ihren Kuss scheußlich gefunden hatte? Noch ehrlicher sein und zugeben, dass er den Kuss ebenfalls scheußlich gefunden hatte? Absolut keine Option. „BH … Ähm, BH a–“

„Uh, Jonas“, unterbrach Clemens ihn. „Dreh dich mal lieber um.“

Das tat er und entdeckte den Menschen, den er am allerallerallerwenigsten sehen wollte. „Ähm … Maria … Hi. Wie, ähm …“ Seine Stimme versagte ihm den Dienst.

„Guten Morgen.“ Die Lippen zu einem Lächeln gekräuselt, stellte sie sich auf die Zehenspitzen und hauchte einen Kuss auf Jonas‘ Wange. „Komm mal mit.“ Nicht gänzlich sanft zog sie an seiner Hand.

Zu baff, um zu reagieren, folgte er ihr, Clemens‘ Gackern im Ohr. Sie stoppten im Schatten der alten Eiche am Rand des Schulhofes. „Maria, ich … Es tut mir so scheiße leid. Alles. Das gestern. Das eben. Ich kann verstehen, wenn du mich nich‘ sehen willst. Ich war’n Arsch und–“

Maria presste ihm eine Hand über den Mund. „Hilft es dir, wenn ich mich in Zukunft als deine Freundin ausgebe?“

„Waff?“

„Wenn es dir hilft, dann machen wir das. Bis du dir im Klaren darüber bist, was du wirklich willst.“

Jonas schob ihre Hand zur Seite. „Warum sollte mir das helfen?“

„Wegen dem, was du vorgestern zu mir gesagt hast.“

„Gar nix hab ich gesagt! Und dein Scheißmitleid brauch ich schon zweimal nich‘!“

„Okay.“

„Ich bin nich‘ … Du verstehst nich‘ … Ich bin nich‘ … Nich‘ … Nich‘ … Ich. Bin. Nicht. Schwul!“ Schockiert über sich selbst, trat Jonas einen Schritt zurück. Warum hatte er ausgerechnet dieses Wort benutzt? Panisch sah er sich um, aber niemand sonst schien ihn gehört zu haben.

Maria zeigte sich unbeeindruckt. „Okay.“

„Ich mein’s ernst! Bloß, weil ich nix mit Mädels anfangen kann, heißt das nich‘, dass ich auf Typen abfahr!“

„Ich weiß.“

„Ich bin nich‘ schwul!“

„Okay.“ Maria schloss die Lücke zwischen ihnen und Jonas in ihre Arme.

Er kniff die Augen gegen die darin aufwallenden Tränen zusammen. Männer heulten nicht. Er heulte nicht. Schon gar nicht wegen sowas. „Ich bin nich‘ schwul.“

„Ich habe dich nicht gefragt, ob du’s bist, sondern, ob du mit mir gehen willst. Also, was sagst du? Ja, nein, vielleicht?“

„Ich versteh‘ nich‘, warum du das vorschlägst! Was erhoffst du dir davon? Is‘ nämlich ziemlich offensichtlich, dass du den Kuss vorgestern scheiße fandst.“

„Stimmt. Tu das nie wieder.“

„Warum dann?“

„Dir ist klar, dass ich vorschlage, dass wir vorgeben ein Pärchen zu sein, ja?“ Marias Tonfall wechselte von Verständnis zu Ungeduld und ließ sich damit gleich deutlich leichter ertragen. „Nicht, dass wir wirklich eins werden.“

„Ich bin nich‘ blöd.“

„Weiß ich.“

„Dann … Was hast du von der Sache? Was, wenn du jemanden kennenlernst, den du wirklich magst.“

„Ich mag dich wirklich.“

„Du weißt, was ich mein.“

Marias Blick fand Jonas‘. „Wenn wir vorgeben zusammen zu sein, hören meine Eltern vielleicht endlich auf, mich anzusehen, als ob etwas falsch bei mir läuft, weil ich nicht von irgendwelchen Boygroups oder Mitschülern schwärme. Ich habe Ruhe vor Jungs, die kein ‚Nein‘ akzeptieren und vor Freundinnen, die mich nach dem Namen meines non-existenten Schwarms löchern. Ich habe Ruhe vor diesen ganzen gesellschaftlichen Erwartungen, mit denen ich überhäuft werde, seit ich zum ersten Mal meine Unterwäsche vollgeblutet habe.“

„Ähm … Maria bist du, ähm … Also … stehst du auf …?“

„Ich bin nicht lesbisch“, erwiderte sie gelassen. „Ich habe einfach nur kein Interesse an Beziehungen. Oder Sex, wenn du es noch genauer wissen willst.“

„Oh. Okay. Dann …“ Jonas schluckte. Marias Vorschlag klang verlockend. Eine offizielle Beziehung schützte ihn vor Fragen, über deren Antworten er im Augenblick nicht nachdenken wollte und schenkte ihm Zeit, sich an den Gedanken zu gewöhnen ... Sie schenkte ihm Zeit, seinen Körper endlich davon zu überzeugen, auf Mädchen anzuspringen. „Ich glaub, ich fänd‘s gut, wenn du mit mir gehen würdest. Oder es vorgibst.“

„Ist das ein ‚Ja?“

„Japp, denke schon.“

Der Schulgong erklang, aber anstatt aufzubrechen, drückte Maria Jonas noch einmal an sich. „Nur damit das klar ist: Es ist völlig egal, ob du auf Mädchen stehst, oder auf Jungs, oder auf keins von beidem. Es ist egal, ob du das jetzt schon mit Sicherheit sagen kannst oder nicht. Du bist gut so, wie du bist. Lass dir von keinem was anderes erzählen. Aber wehe, du versuchst jemals wieder, mich zu küssen. Dann muss ich dir leider in die Eier treten, bis sie aus deinem Hals rauskommen.“

Wieder kämpfte Jonas gegen Tränen, aber darunter wartete ein Lächeln. Zum ersten Mal seit Jahren ließ die eisige Hand ganz von seinem Herzen ab.

Zweifel

Zweifel

 

Zeitliche Einordnung: Kurz nach Neujahr. Jonas hat zwei von Eriks engsten Freunden beim gemeinsamen Theaterbesuch kennengelernt und ihm seine Gefühle gestanden. Eriks Entscheidung steht noch aus.

 

Zweifel

Nicht jetzt! Ohne hinzusehen, schaltete Erik sein penetrant klingelndes Handy auf stumm. Er hatte eine Stunde Zeit, um den letzten Korrekturgang seiner Hausarbeit zu beenden, bevor er zur Arbeit ins Tix aufbrach. Das Gespräch konnte warten. (Zumal exakt drei Personen existierten, deren Anruf er für wahrscheinlich hielt und aktuell wollte er mit keiner davon sprechen.)

Etwa zehn Sekunden nachdem sein Handy Ruhe gab, klingelte sein Festnetztelefon. Damit reduzierte sich die Zahl der Verdächtigen auf zwei, mit dramatischer Tendenz zu einem speziellen Kandidaten. Ergeben seufzend erhob sich Erik. Wenn seine Vermutung stimmte, konnte er sich genauso gut gleich geschlagen geben.

Er trottete aus dem Büro zur Kommode im Gang, auf der die Ladestation seines Telefons stand. Wenigstens musste er nicht länger fürchten, Jonas‘ Stimme am anderen Ende der Leitung zu hören; dieser kannte Eriks Festnetznummer nicht. Seine Tante schon, allerdings zog sie es in der Regel vor, eine passiv-aggressive Nachricht auf seiner Mailbox zu hinterlassen. Blieb also noch …

„Hey, Marco.“

„Ciao. Wie läufts?“

„Ah, eigentlich sitze ich gerade an einer Hausarbeit.“

„Wann musst du abgeben?“

„Mitte nächster Woche.“

„Dann hast du ja noch jede Menge Zeit, mit deinem Lieblingsitaliener zu quatschen.“

Erik wusste, wann er verloren hatte. „Selbstverständlich.“

„Bevor ich es vergesse: Ich soll dir schöne Grüße von Drago ausrichten.“

„Danke, sag ihm ebenfalls schöne Grüße.“

„Wenn wir gerade schon beim Thema sind, richtest du außerdem Jonas aus, dass wir uns echt gefreut haben, ihn kennenzulernen.“

„Ah …“ Zielsicher hatte Marco das eine Thema gefunden, vor dem sich Erik die letzten Tage mehr oder minder erfolgreich drückte. „Sicher. Mache ich gerne.“

„Ist das so?“, hakte Marco ein. „Du klingst nämlich nicht, als würdest du es gerne machen.“ Nach einer Pause, die Erik nicht zum Widerspruch nutzte, fragte er: „Was ist los?“

„Jonas und ich sehen uns gerade nicht wirklich.“

„Was? Wieso?“

„Wir, ah … Es ist kompliziert.“

„Ach so, na dann interessiert mich natürlich nicht mehr, was bei euch los ist. Erik! Spuck‘s aus!“

Erik spuckte. Er erzählte von dem Abend, an dem er Jonas eng umschlungen mit einem anderen im Club gesehen hatte, von ihrem Streit und Jonas‘ Liebesgeständnis. Zu ihrem Gespräch im Café und seinem – bis heute unerfüllten – Versprechen, über eine Beziehung nachzudenken und sich zu melden, kam er nicht. Marco unterbrach ihn an der Stelle, an der Jonas aus seiner Wohnung geflüchtet war.

„Porco dio, Erik! Was stimmt denn nicht mit dir?“

„Schrei mich nicht an!“, zischte Erik zurück. Das Letzte, was er brauchte, waren Marcos Vorwürfe zusätzlich zu denen, die er sich ohnehin machte.

„Ich schreie dich nicht an! Du würdest es merken, wenn ich dich anschreie, weil ich das nie zuvor getan habe, aber ich schwöre, ich war auch niemals so versucht wie jetzt!“ Im Hintergrund erklang eine Stimme, die Erik als Dragos erkannte. „Erik benimmt sich wie ein Blödmann und ich erlaube mir, ihn darauf hinzuweisen.“ Marco machte sich nicht die Mühe, das Mikrofon für seine Erklärung abzudecken.

„Ich benehme mich nicht wie ein Blödmann!“, verteidigte sich Erik, sobald sich Drago davon hatte überzeugen lassen, ins Wohnzimmer zurückzukehren.

„Ach nein? Also hast du das Küken nicht allein in die Nacht gejagt, kurz nachdem es dir seine Liebe gestanden hat?“

„Verknalltheit, nicht Liebe, und nein habe ich nicht. Was du wüsstest, wenn ich zur Abwechslung mal ausreden dürfte!“ Großartig, nun schrie Erik. Er seufzte. „Tut mir leid. Die letzten Tage waren … nicht gut.“

„Mir tut’s auch leid“, erwiderte Marco nach ein paar Sekunden. „Ich war zu sehr auf das Liebesgeständnis fokussiert. Du sagst, er hat einen anderen geküsst?“

„Mhm.“

„Cazzo. Hätte ich ihm nicht zugetraut, ehrlich gesagt. Man kann den Leuten halt doch immer nur vor die Stirn schauen.“

„Die Sache ist … Ich kann ihm kaum einen Vorwurf daraus machen. Das einzige Mal, dass das Thema Exklusivität bei uns aufkam, war ganz am Anfang, als ich ihm sehr deutlich gemacht habe, dass ich keinerlei Interesse an etwas Festem habe. Mein, ah, Verhalten im Duo muss ihn in dieser Annahme bestätigt haben.“

„Redest du von dem Abend, an dem wir alle da waren? Was hast du angestellt?“

„Ich wiederhole: Das wüsstest du, wenn du mich hättest ausreden lassen.“

„Ist ja gut. Dann erzähl fertig.“

Also berichtete Erik von seiner Unterhaltung mit Tyler, die Jonas als Flirt interpretiert hatte, seiner Aufholjagd zur U-Bahn, der darauffolgenden Aussprache und seinem Versprechen, über eine Chance für ihn und Jonas nachzudenken.

„Schöne Scheiße“, brummte Marco, nachdem Eriks Redefluss abgeflaut war. „Und du hast dich bisher nicht bei ihm gemeldet?“

„Ich wusste nicht, was ich ihm sagen soll.“

„Naja, was willst du ihm denn sagen?“

Erik gab auf, sich gegen seine Kommode zu stützen und sank auf den Boden. Dieses Gespräch kostete ihn genug Kraft, er wollte keine zusätzliche aufbringen, um sich aufrecht zu halten. „Dass ich es gerne versuchen würde.“

„Und warum sagst du ihm nicht genau das?“

„Weil es nicht so einfach ist. Marco, er ist so jung. Und ich bin so–“

„Wenn du jetzt kompliziert sagst“, unterbrach Marco ihn, „setze ich mich ins Auto, fahre nach Berlin und trete dir gegens Schienbein.“

„Aber es stimmt, oder nicht?“ Erik wusste nicht, ob er Marcos Widerspruch oder Bestätigung wollte. „Ich bin schwierig. Viel schwieriger, als Jonas sich vermutlich vorstellen kann und vielleicht möchte.“

„Erik, jetzt hör mir mal gut zu.“ Marco schaffte es, nach jener Mischung aus strikter Gouvernante und verständnisvollem Elternteil zu klingen, die Erik immer an seine ehemalige Therapeutin erinnerte. „Du bist nicht schwieriger als andere Menschen.“ Er ignorierte das ungläubige Schnauben, das ihm entgegenschallte. „Du bist clever und lieb und empathisch. Weißt du, was dich von vielen Menschen unterscheidet? Du kennst deine Schwächen. Das macht dich nicht komplizierter als andere, es sorgt nur dafür, dass du denkst, es wäre so.“

„Ich kenne meine Schwächen so genau, weil sie mich beinahe in den Abgrund gerissen hätten“, erwiderte Erik. „Einen Teil meines Umfelds mit dazu. Dich eingeschlossen.“

„Stopp. Unsere Beziehung hat aus vielen Gründen nicht funktioniert, aber weder war das deine Schuld – es war niemandes Schuld – noch hast du mir in irgendeiner Weise geschadet. Ich bin froh um unsere gemeinsame Zeit und wäre dir wirklich dankbar, wenn du deinen Kopf davon abhalten könntest, dir das Gegenteil einzureden. Warum kocht das gerade überhaupt wieder so hoch? Wir führen diese Diskussion ja nicht zum ersten Mal, aber ich dachte, allmählich wäre sie abgehakt. Warum plötzlich wieder diese extreme Unsicherheit?“

Tja. Warum nur? „Ich habe Angst.“ Da, die Katze war aus dem Sack. „Was, wenn ich ‚Ja‘ zu Jonas sage und es nicht funktioniert? Was, wenn ich ihn verletze? Was, wenn …“ Erik zog die Knie an die Brust und lehnte seine Stirn dagegen. „Was, wenn er mir das Herz bricht?“

„Oh, Erik.“ Drei Silben voller Mitgefühl.

Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus. Kein unangenehmes, sondern die Art Schweigen, die Erik signalisierte, dass Marco ihm zuhörte, wann immer er sich bereit fühlte, erneut das Wort zu ergreifen.

„Ich habe nicht die Kraft, wieder jemanden zu verlieren, der mir so viel bedeutet“, flüsterte er nach einer Weile.

„Hast du denn die Kraft, ewig allein zu bleiben?“

„Bisher hat das ganz gut geklappt.“

„Bisher hattest du auch niemanden, der dich in Versuchung geführt hat, etwas daran zu ändern.“

„Woher willst du das wissen?“

„Weil in all den Jahren, die Drago und ich dich jetzt in Berlin besuchen kommen, Jonas der erste ist, den du uns vorgestellt hast.“

„Ist er“, gab Erik zu. Er rieb sich über die Augen. „Ich wünschte, ich hätte den Mut, mich einfach darauf einzulassen.“

„Was hält dich auf?“, fragte Marco. „Schon klar, deine Verlustängste, aber ich meine jetzt mal ganz konkret. Welche ganz realen Hindernisse siehst du für eine Beziehung?“

„Das hatten wir doch schon.“

„Okay, er ist also jung. Daran gibt es nichts zu rütteln. Hat dich nicht davon abgehalten, Sex mit ihm zu haben.“

„Offensichtlich nicht, nein.“ Marcos Feststellung schmerzte mehr, als sie sollte, denn sie stimmte ja. Dennoch hätte Erik einen solchen Vorwurf nicht von seinem langjährigen Freund erwartet und der Drang, sich zu verteidigen, gewann. „Jonas ist jung, aber er ist kein Kind. Er arbeitet, studiert und organisiert seinen eigenen Haushalt. Ich kenne eine Menge Leute, die wesentlich älter und trotzdem weniger erwachsen sind als er.“

„Du würdest also sagen, er ist in der Lage, informierte Entscheidungen zu treffen?“

„Natürlich ist er das! Andernfalls hätte ich ihn niemals angerührt.“

„Was war dann doch gleich dein Problem mit seinem Alter?“

Unfreiwillig lachte Erik. „Wie fies, mir so die Worte im Mund zu verdrehen.“

„Nicht fies, nötig“, verbesserte Marco ihn. „Damit du mal aus deinem Gedankenkreisel rauskommst. Womit ich nicht sagen will, dass deine Zweifel komplett unberechtigt sind, aber … Tu dir und Jonas den Gefallen, ihn nicht zu unterschätzen, hm?“

In Eriks Innerem ziepte etwas, wie das Jucken einer Wunde, die ganz allmählich zu heilen begann. Diese Argumente nicht ausschließlich in seinem Kopf zu hören, als ständiges Streitgespräch zwischen dem hoffnungsvollen und dem verängstigten Teil seines Gehirns, sondern von einem Menschen, dem er vertraute, tat unendlich gut.

„Was noch?“, fragte Marco. „Abgesehen vom Alter, was lässt dich noch zweifeln, ob die Sache zwischen euch funktioniert?“

„Jonas ist nicht geoutet.“ Es fühlte sich wie Verrat an, ein für Jonas so sensibles Thema hinter dessen Rücken aufzugreifen, doch wenn es jemanden gab, mit dem Erik darüber sprechen konnte, dann Marco.

Dieser reagierte anders, als erwartet. „Ich weiß. Hat er mir erzählt.“

„Ah, das war mir nicht klar.“

„Ich schätze, ihr hattet in letzter Zeit andere Themen.“

„Stimmt wohl.“

„Aber wir haben nur darüber gesprochen, dass seine Eltern nichts wissen. Sonst auch niemand?“

„Doch, seine Exfreundin und seit Weihnachten eine seiner Schwestern. Ah, und ich meine, er hat mal eine Kommilitonin erwähnt.“

„Das war’s?“

„Zumindest nach meinem Wissensstand.“

Marco stieß einen langen Pfiff aus. „Schwierig. Erklärt aber endlich, warum du im Theater so auffällig Abstand gehalten hast.“

„War das so deutlich?“

„Für mich? Klaro. Wusste er, worauf er sich einlässt, als er mit uns ins Duo gekommen ist?“

„Mhm. Ich hatte ihm vorgeschlagen, dass wir woanders hingehen können.“

„Aber er wollte nicht?“, hakte Marco nach. „Spricht eher dafür, dass er einfach noch ein wenig Zeit braucht, finde ich.“

„So hatte ich ihn auch eingeschätzt.“ Dennoch erleichterte es Erik, seine Vermutung bestätigt zu hören.

„Bist du bereit, diesen Weg mit ihm zu gehen? Das ist … oft härter, als man sich anfänglich vorstellt.“

Erik wusste, dass Marco aus Erfahrung sprach. „Ich nehme an, Dragos Familie weiß weiterhin nichts von euch?“

„Nah, und allmählich akzeptiere ich, dass sich daran auch nichts mehr ändern wird. Er hat da ja eigentlich immer mit offenen Karten gespielt und mir früh klargemacht, wie er darüber denkt. Ich wollte es ihm nur nicht glauben.“ Marco sprach locker, nach eineinhalb Jahren Beziehung und weiteren sieben Jahren enger Freundschaft, hörte Erik den darunterliegenden Schmerz jedoch mühelos heraus. „Nachdem seine Familie ohnehin in Serbien lebt, ist es ja auch nicht so, als hätte das im Alltag merkliche Konsequenzen für unsere Beziehung. Wir müssen uns nicht verstecken, das ist das Wichtigste. Wie er damit umgeht, seiner Familie Halbwahrheiten aufzutischen, ist seine Sache.“

„Wünschst du dir trotzdem, dass es anders wäre?“

„Ständig“, gab Marco zu. „Aber dann fällt mir wieder ein, dass wir nicht in einer perfekten Welt leben. Angenommen, er erzählt es ihnen mir zuliebe. Was, wenn sie genauso reagieren wie meine eigene Familie? Mit dieser Schuld möchte ich nicht leben.“

„Verstehe ich gut.“

„Du hast meine Frage noch nicht beantwortet.“

„Ob es in Ordnung für mich ist, wenn Jonas mehr Zeit für sein Coming-Out braucht?“

„Sì.“

„Bisher habe ich keine Erfahrungen damit gemacht, eine Beziehung geheim halten zu müssen. Ich denke aber, solange ein Ende absehbar ist, kann ich damit umgehen.“

„Sogar dann, wenn wir hier über Monate oder Jahre sprechen?“

Das ‚Selbstverständlich‘ lag zu prompt auf Eriks Zunge, um wirklich echt zu sein. Blind starrte er zwischen seinen gegen die Brust gezogenen Beinen hindurch, tief in Gedanken versunken. Nach einem schmerzhaften Eingeständnis reichte es nur für ein: „Hoffentlich.“

„Das ist etwas, worüber du gut nachdenken solltest“, riet Marco ungewohnt ernsthaft. „Es ist nicht fair Jonas gegenüber, ihm erst zu versprechen, ihm Zeit zu geben und dann vielleicht doch nach ein paar Monaten immer mehr Druck auf ihn auszuüben, es schnell durchzuziehen. Genauso wenig ist es dir gegenüber fair, zu erwarten, eure Beziehung ewig zu verheimlichen. Das finde ich viel problematischer als sein Alter und ihr solltet auf jeden Fall darüber sprechen.“

„Ich denke, du hast recht.“

„Klaro, habe ich das.“ Das charmante Grinsen kehrte in Marcos Stimme zurück. „Solltest du doch allmählich gewohnt sein.“

Auf Eriks Gesicht stahl sich ebenfalls ein schmales Lächeln. „Ich weiß auch nicht, wie ich das immer vergessen kann.“

„Ist okay, ich erinnere dich dann schon daran.“

Langsam löste sich Erik aus seiner verknoteten Position. Er streckte seine langen Beine aus, lehnte sich mit dem Rücken gegen die Kommode und legte den Kopf in den Nacken. Allein, den Blick nach oben, statt nach unten zu richten, schien seine Gedankenströme in positivere Bahnen zu lenken. „Danke. Fürs Anrufen und Zuhören, meine ich. Hat gut getan, mal über alles reden zu können.“

„Ist doch selbstverständlich. Ich bin immer für dich da.“

Auch dann, falls die Sache mit Jonas schiefgeht und ich dich vom Boden aufkratzen muss. Marco sprach den Satz nicht laut aus, doch er schwang gut hörbar in seinen Worten mit. Erik war froh darum. „Danke.“

„Hast du gerade schon gesagt.“

„Die Dopplung hast du dir verdient. Morgen rufe ich Jonas an, ich habe ihn schon viel zu lange hängenlassen.“

„Klingt, als stünde deine Entscheidung schon fest.“

„Ganz ehrlich? Ich denke, das tut sie, seit ich ihm neulich hinterhergerannt bin. Ich hatte nur nicht den Mut, zu ihr zu stehen.“

„Ha! Na, dann mal viel Glück. Und Erik?“

„Hm?“

„Du kannst mich immer anrufen, das weißt du, ja?“

„Danke. Zum dritten Mal. Ich melde mich bald, egal, wie es ausgeht.“

„Tu das. So, allmählich muss ich mit Kochen anfangen. Ich kann Dragos Magenknurren bis hierher hören.“

Erik schmunzelte. „Dann halte ich dich nicht länger auf. Mach’s gut.“

„Stopp! Eine Sache müssen wir noch klären!“

„Was denn?“, fragte Erik misstrauisch.

„Würdest du Jonas bitte endlich stecken, dass wir beiden mal zusammen waren? Er hat mich neulich gefragt, wie wir uns kennengelernt haben und ich hätte mir beinahe die Zunge verknotet, bei dem Versuch, dieses winzige Detail unerwähnt zu lassen, ohne ihn offen anzulügen.“

„Ah, das hättest du nicht tun müssen. Jonas ist dick mit seiner Exfreundin befreundet, also versteht er unsere Situation sicher gut.“

„Bestimmt tut er das.“ Der Sarkasmus triefte. „Deshalb hast du es ihm auch gleich offen und ehrlich erzählt.“

„Ich habe einfach nicht daran gedacht, dass das ein Problem für ihn sein könnte“, verteidigte sich Erik. „Denke ich übrigens immer noch nicht. Außerdem ist mein erster Gedanke, wenn ich dich jemandem vorstelle, schon lange nicht mehr ‚mein Ex‘, sondern ‚mein bester Freund‘!“

„… cazzo, Erik. Du weißt genau, dass ich dir nicht böse sein kann, wenn du sowas nettes sagst“, grummelte Marco. „Deshalb lege ich jetzt auch wirklich auf. Bevor du dich noch weiter einschleimst.“

„Als hätte ich dafür nicht alle Zeit der Welt. Mach’s gut, Marco. Wir hören uns.“

„Ich drücke dir beide Daumen.“

Das Gespräch endete und Erik rappelte sich auf, um sein Telefon zurück in die Ladestation zu stellen. Morgen würde er also Jonas anrufen und ihn um ein Date bitten. Bei dieser Vorstellung lieferte sich sein Herzschlag einen Wettlauf mit seinem Atem und er schloss die Augen, um zur Ruhe zu finden.

Anstelle des gewohnten Bildes, das er in solchen Situationen zur Entspannung heraufbeschwor – ein Strand bei Sonnenuntergang, feiner, von der Sonne aufgeheizter Sand zwischen seinen Zehen, das zarte Plätschern von Wellen zu Beginn der Flut und der mineralische Duft nach Meerwasser – hörte er Jonas‘ Lachen an seinem Ohr und spürte Finger, die zärtlich durch sein Haar kämmten.

Er hatte Angst. Angst vor der Verletzlichkeit, die Gefühle mich sich brachten. Angst, dass einer von ihnen auf ihre gemeinsame Zeit zurückblicken und Reue empfinden würde. Angst, erneut in ein Loch zu stürzen, das ihn dieses Mal vielleicht für immer gefangen hielt.

Doch noch mehr fürchtete er sich davor, sich so sehr von dieser Angst kontrollieren zu lassen, dass er sich nie wieder erlaubte zu lieben. Erik entschied, den Zweifeln keine zusätzliche Zeit zu bieten, auf fruchtbaren Boden zu fallen. Das Dröhnen seines Herzschlags in den Ohren, wählte er Jonas‘ Nummer.

Überraschungsbesuch

Überraschungsbesuch

Breit grinsend betrachtete Jonas den unter der Bettdecke hervorlugenden Haarschopf, dessen Besitzer dem leisen Schnarchen nach zu urteilen tief im Reich der Träume wandelte. Die blonden Strähnen leuchteten golden im Licht der hereinfallenden Sonne.

„Eeeerik“, flötete Jonas. „Aaaaauuufwachen.“

Erik brummte und drehte ihm den Rücken zu.

„Na komm, hoch mit dir. Du hast selbst gesagt, dass ich dich um zehn aus‘m Bett schmeißen soll. Es is‘ jetzt halb elf.“

Erneutes Brummen, minimal kohärenter.

Jonas entschied, seinen Joker zu ziehen. „Der Frühstückstisch ist schon gedeckt.“

Das brachte Leben in Erik. „Du hast Frühstück gemacht?“

„Denkst du, ich schwindle?“ Leichtfüßig krabbelte Jonas aufs Bett, um Erik einen langen Kuss auf die Lippen zu drücken. „Alles fürs Geburtstagskind. Happy Birthday.“

„Hmm.“ Erik lehnte sich an Jonas, presste die Nase gegen dessen Schlüsselbein. Er roch nach trockenem Holz und Schlaf. „Daran könnte ich mich gewöhnen.“

„Das hättest du letztes Jahr auch schon haben können, wenn du mir damals verraten hättest, wann genau du Geburtstag hast.“

„Letztes Jahr um die Zeit haben wir noch nicht zusammengewohnt“, erwiderte Erik. „Wir waren nicht einmal zusammen.“

„Und trotzdem hätte ich dir schon damals die Seele aus dem Leib geknutscht, wenn du mich gelassen hättest.“ Noch bevor Jonas seinen Satz beendet hatte, schlangen sich kräftige Arme um seine Taille, hielten ihn fest gegen den Körper seines Freundes gepresst. Gegen diesen kraftvollen, vom Bett gewärmten Körper – Stopp!

Resolut schob Jonas Erik zurück. „Nope. Wenn wir jetzt damit anfangen, kommen wir heute gar nich‘ mehr ausm Bett. Geh ins Bad, dann koch ich derweil die Frühstückseier.“

Erik folgte Jonas‘ Aufforderung, allerdings nicht, ohne ihm zuvor mit Blicken und Berührungen klarzumachen, was er sich da entgehen ließ. Als ob Jonas das nicht ganz genau wusste.

 

~~~~~~~~~~

 

„Sieht aus, als würde Marcos und Dragos Zug ohne Verspätung durchkommen“, sagte Erik nach einem Blick auf sein Handy, das er gleich darauf zur Seite legte, um sich seiner Zimtschnecke zu widmen.

„Das heißt, sie sind am frühen Nachmittag in Berlin, oder? Und Marco will heut Abend echt noch für uns alle kochen? Is‘ doch scheißanstrengend so ‘ne lange Zugfahrt.“

Damit hatte Jonas genug Erfahrung, schließlich dauerte die Fahrt von Berlin nach München, die er regelmäßig antrat, um seine Familie in Bayern zu besuchen, vergleichbar lang. Das Auto zu nehmen hatte sich trotz der Möglichkeit, sich dabei mit Erik abzuwechseln, ebenfalls als wenig komfortabel entpuppt. So gerne Jonas fuhr, über Stunden hinweg die Konzentration aufrechtzuerhalten fiel ihm schwer. Nächstes Mal nahmen sie definitiv wieder den Zug, dann konnten sie sich während der Fahrt wenigstens entspannen.

Wobei es sicher eine Weile dauern würde, bis sich Erik erneut freiwillig Jonas‘ Familie stellte, was man ihm kaum verdenken konnte. Er hatte die Weihnachtsfeiertage herausragend gemeistert und sogar Jonas‘ Mutter zu zähneknirschender Akzeptanz bewegt, doch auch zwei Wochen danach sah man ihm an, wie viel Kraft ihn diese Zeit gekostet hatte.

Jonas ging es ähnlich. Er wünschte sich ein gutes Verhältnis zu seiner Familie, im Augenblick brauchte er jedoch Abstand, um alles Gesagte und Ungesagte zu verdauen. Dennoch freute er sich auf den Beginn der Semesterferien, und darauf, seiner Familie mit neuer Energie und Liebe gegenüberzutreten.

Außerdem sehnte er sich danach, Maria in den Arm zu nehmen. So optimistisch sich diese über die Weihnachtsfeiertage gegeben hatte, so niedergeschlagen klang sie in ihren Telefonaten seither. Normalerweise hätte sich Jonas in solchen Momenten Schokolade und Wein geschnappt, dazu den trashigsten Horrorfilm, den er finden konnte, und spontan bei ihr vorbeigeschaut. Mit fast sechshundert Kilometern zwischen ihnen gestaltete sich das jedoch leider schwierig.

„Ich versichere dir, Marco wird ausführlich erklären, wie anstrengend diese Zugfahrt ist.“ Eriks Kommentar holte Jonas zurück ins Jetzt. „Vom Kochen wird ihn das trotzdem nicht abhalten. Drago hasst Restaurants noch mehr als Marco, was ehrlich gesagt eine ziemliche Leistung ist, also versuchen die beiden, so gut wie möglich anderweitig über die Runden zu kommen, solange sie hier in der Stadt sind.“

„Warum kochst du dann nich‘ für sie?“, fragte Jonas unschuldig. „Immerhin kommen die beiden extra für deinen Geburtstag hierher.“

„Exakt. Heute ist mein Geburtstag und das ist Marcos Geschenk an mich. Außerdem würde niemand, der Marcos Küche gewohnt ist, freiwillig essen, was ich so fabriziere.“ Ein feines Lächeln kräuselte Eriks Mundwinkel. „Es steht dir natürlich frei, ihnen deine Kochkünste anzubieten.“

Nicht bereit, sich einschüchtern zu lassen, erwiderte Jonas Eriks Lächeln. „Weißt du was? Das mach ich.“

Bevor Erik eine Erwiderung finden, oder sie das zwischen ihnen entstandene Bitzeln auf angenehmere Art ausleben konnten, klingelte Jonas‘ Handy. Ein Notfall? Warum sonst sollte ihn jemand um diese Zeit anrufen, anstatt einfach eine Nachricht zu schreiben? Es wusste ja niemand, dass er heute Uni schwänzte, um Eriks Geburtstag gebührend zu feiern. Mit flauem Gefühl warf er einen Blick aufs Display und hätte das Scheißteil vor Hektik beinahe fallen lassen. „Maria? Is‘ alles okay bei dir?“

„Kann ich dich nicht einfach mal zu einer ungewöhnlichen Zeit anrufen, ohne dass du gleich denkst, die Welt geht unter?“

Geht die Welt unter?“, fragte Jonas, der Maria zu gut kannte, um das Übersteuern ihrer Stimme zu überhören. So klang sie immer, wenn sie versuchte, ihre wahren Gefühle zu verbergen.

„Soweit ich das erkennen kann, ist sie noch intakt.“ Ein verräterisches Zögern. Dann: „Bist du heute Abend zuhause?“

„Japp. Erik hat doch heute Geburtstag, deshalb kommen später ein paar Freunde vorbei und wir machen uns ‘nen netten Abend.“

„Oh. Ach so.“ Was auch immer Maria hatte hören wollen, das war es nicht. „Richte ihm alles Gute aus.“

„Scheiße, verrätst du mir endlich, was zum Fick bei dir los is‘? Und komm gar nich‘ erst auf die Idee, abzustreiten, dass da was is‘.“

„Nichts ist los!“, protestierte Maria. Leiser fügte sie hinzu: „Kann nur sein, dass ich im Zug nach Berlin sitze.“

Diese Neuigkeiten musste Jonas erstmal verdauen wie eine Kuh, die mehrere Mägen brauchte, um alles Essenzielle herauszufiltern. „Du sitzt im Zug nach Berlin? Jetzt gerade?“ Aus dem Augenwinkel sah er Erik aufblicken, die Brauen gehoben, eine ungestellte Frage auf den Lippen.

„In etwa vier Stunden bin ich da“, sagte Maria und danach so lange nichts mehr, dass Jonas fürchtete, sie könnte einem der zahlreichen Funklöcher auf der Strecke zum Opfer gefallen sein. Als sie erneut das Wort ergriff, gab sie endlich den Versuch auf, unbeschwert zu klingen. „Beim Gedanken daran, dass bald die nächsten Klausuren anstehen, habe ich Panik bekommen. Ich … Ich halte das nicht mehr aus. Was bringt mir der ganze Stress, wenn ich eh schon weiß, dass ich mein Studium abbreche? Den ganzen Mist mitmachen, bloß damit ich beim nächsten Studium möglichst viel anrechnen lassen kann? Wenn ich doch noch überhaupt nicht weiß, was ich überhaupt studieren will? Oder ob? Ich wollte mich an meinen Schreibtisch setzen und meine Unterlagen durchgehen, aber … Mir ist richtig schlecht geworden. Und dann habe ich irgendwie ganz aufgehört zu denken. Nur, dass ich weg wollte. Tja, und jetzt sitze ich mit einem viel zu teuren Ticket und viel zu wenig Gepäck im Zug nach Berlin und weiß nicht weiter.“

„Das is‘ easy. Du sagst mir, wann du ankommst, dann hol ich dich ab. Das Gästebett bei uns im Büro gehört dir.“ Mit Verspätung dachte Jonas daran, dass Erik bei dieser Entscheidung vermutlich gerne ein Wörtchen mitzureden hätte, doch dieser nickte nur. Zum Glück, andernfalls hätten sie eine ernsthafte Diskussion führen müssen, denn Jonas würde Maria ganz sicher nicht ohne Plan und Übernachtungsmöglichkeit in Berlin stranden lassen.

„Ich will nicht in Eriks Geburtstagsfeier platzen.“

„Das kriegen wir schon hin. Du schaust jetzt erstmal, dass du gut nach Berlin kommst.“

„Okay.“ Maria klang zögerlich, aber immerhin nicht länger am Rande eines Nervenzusammenbruchs. „Dann sehen wir uns wohl später.“

„Japp, tun wir. Bis dann.“ Erst nachdem Jonas aufgelegt hatte, erlaubte er sich, seine bisher zur Schau gestellte Zuversicht mit einem langgezogenen Seufzen abzulegen. „Maria kommt hierher“, sagte er zu Erik.

„So viel habe ich mitbekommen. Erzählst du mir den Rest?“

Das tat Jonas. Zu seiner Erleichterung reagierte Erik wie erhofft mit kühlem Kopf und Empathie. „Ich mache das Bett im Büro fertig und räume meine Arbeitssachen raus, dann hat Maria mehr Platz und fühlt sich hoffentlich nicht ganz wie in einer Abstellkammer geparkt. Du hast gesagt, sie hat nicht viel dabei. Sollen wir ihr noch was kaufen? Zahnbürste oder ähnliches?“

„Gute Idee, ich frag sie.“ Irgendwann während seines Telefonats musste Jonas aufgestanden und unruhig in der Küche auf und abgelaufen sein. Nun stand er hinter Erik und nutze die Gelegenheit, die Arme um dessen Schultern zu legen. „Scheiße, tut mir echt leid. Den Tag hatte ich anders geplant.“

Erik gönnte sich das letzte Stück seiner zweiten Zimtschnecke, bevor er antwortete. „Jonas, allein zu einem reichlich gedeckten Frühstückstisch geweckt zu werden, ist so viel mehr als ich erwartet hatte.“ Er legte den Kopf in den Nacken. „Jetzt klären wir erstmal die Situation mit Maria. Und danach“, seine Finger glitten über Jonas‘ Arme, „nutzen wir die Zeit, in der wir die Wohnung noch für uns allein haben.“

Selbst wenn sich Jonas‘ Blut nicht auf den Weg von seinem Gehirn zu anderen Stellen gemacht hätte, hätte er keine Einwände gegen diesen Vorschlag gefunden.

 

~~~~~~~~~~

 

Angestrengt versuchte Jonas, Marias roten Haarschopf unter den aus dem Zug aussteigenden Passagieren zu erspähen. Es dauerte eine ganze Weile, bis ihm das gelang, und nach einem Blick auf ihr Gesicht, drängte er sich zu ihr durch, anstatt auf sie zu warten. Bei ihr angekommen, schloss er sie fest in die Arme. „Wird schon alles gut.“

Maria schnaubte. „Deinen Optimismus hätte ich gerne.“

„Ich mein, immerhin hast du mich. Trostpreis?“

Erneutes Schnauben, das am Ende verdächtig nach einem Schniefen klang. „Mehr als ein Trostpreis.“

Lange standen sie am Bahnsteig, Marias Gesicht gegen Jonas‘ Brust gedrückt, umgeben von einem Strom an ihnen vorbeiziehender Menschen, der sich wie ein Fluss um sie herum teilte. Irgendwann straffte Maria die Schultern und trat einen Schritt zurück. „Fahren wir zu dir. Erik vermisst dich sicher schon.“

Jonas checkte die Uhrzeit auf seinem Handy. „Nee, der hat genug Ablenkung. Marco und Drago dürften grad bei uns aufgeschlagen sein.“ Er legte einen Arm um Marias Taille und steuerte sie Richtung U-Bahn. Seiner guten Erziehung zum Trotz verzichtete er darauf, ihr anzubieten ihren Rucksack zu tragen. Sie würde es aktuell nicht als nette Geste auffassen, sondern als Beweis dafür, dass Jonas sie für schwach hielt. „Und es is‘ wirklich okay für dich, dass die beiden heut da sind? Wir können das Essen auch auf morgen verschieben, das wär absolut kein Ding. Is‘ schon mit ihnen abgesprochen.“

„Na klar. Erst laufe ich vor meinen Prüfungen davon, dann schmeiße ich bei euch alles über den Haufen, und am Ende koste ich Erik auch noch seine Geburtstagsfeier. Lass mal.“

Jonas zuckte mit den Schultern, weil diskutieren nichts brachte. „War bloß ein Angebot. Das heißt aber immerhin, dass du heute in den Genuss von Marcos Kochkunst kommst.“ Worauf sich Jonas zugegebenermaßen ziemlich freute. Zu gut erinnerte er sich an das absolut köstliche Essen, das Marco und Drago ihnen im Sommer beim Grillen aufgetischt hatten. Generell freute er sich unheimlich darauf, die beiden wiederzusehen.

„Eigentlich habe ich keinen Appetit, aber vermutlich würde ich mich mit was im Magen wohler fühlen“, sagte Maria. „Hab seit ich los bin nichts gegessen.“

„Scheiße, dann wird’s echt Zeit!“

 

~~~~~~~~~~

 

Die Wohnungstür einen Spalt geöffnet, hörte Jonas Stimmen aus der Küche, ohne den Gesprächsinhalt ausmachen zu können. Flugs schleuste er Maria ins Innere, unschlüssig, ob er sie zuerst allen Anwesenden vorstellen, oder ihr ein paar Minuten Verschnaufpause gönnen sollte.

Maria nahm ihm die Entscheidung ab, indem sie den Kopf in die Küche steckte. „Hi, Erik. Sorry, dass ich deinen Geburtstag crashe.“

Erik hob eine Braue, doch um seine Lippen flimmerte ein Lächeln. „Ich habe nachgesehen und du stehst auf der sehr kurzen Liste derer, die das dürfen.“

„Da habe ich ja nochmal Glück gehabt.“ Egal, wie viel Mühe sich Maria gab, sarkastisch zu klingen, man hörte ihr die Erleichterung deutlich an. Sie ließ sich sogar dazu hinreißen, Erik eine Umarmung anzubieten, die dieser erfreut annahm.

Während sich die beiden gegenseitig ablenkten, schlüpfte Jonas in den Raum, um Marco und Drago zu begrüßen. „Hi!“

„Ciao, Jonas.“ Stämmig, braungebrannt und mit mehr Muskeln an einem Arm als Jonas am ganzen Körper aufweisen konnte, erinnerte Marco ihn immer an einen gutherzigen Bären, der ihn aus warmen Augen musterte. „Schön, dich wiederzusehen.“

„Freut mich auch echt. Seid ihr gut hergekommen?“

„Ja.“ Drago stellte das genaue Gegenteil zu seinem Mann dar. An die zwei Meter groß, mit Haaren und Augen so hell, dass sie nahezu farblos wirkten, und harten Gesichtszügen, die nicht zum Lächeln gemacht schienen, hatte er Jonas anfangs ordentlich Respekt eingeflößt. Zum Glück gab er sich Mühe, diesen ersten Eindruck durch unaufdringliche Freundlichkeit aufzuweichen. Lächeln konnte er ebenfalls und tat es auch, als er Jonas zur Begrüßung die Hand reichte. „Eure Wohnung sieht sehr gut aus.“

Jonas wollte erwidern, dass sich seit Dragos letztem Besuch nicht viel verändert haben konnte, doch je länger er darüber nachdachte, umso weniger überzeugte ihn sein eigener Einwand. Die Änderungen mochten subtil sein – Jonas erwartete nicht, dass Erik ihm zuliebe seine komplette Einrichtung umschmiss – trugen allerdings deutlich seinen Stempel. Mehr Farbe, mehr Kunst, mehr Pflanzen. Mehr Leben. Und ein klitzekleines bisschen mehr Ordnung.

„Oh, das is‘ übrigens Maria.“ Jonas nutzte die Sekunde, in der ihr und Eriks Gespräch pausierte, um sie zu Drago und Marco zu schieben. „Unser Spontanbesuch.“

„Äh, ja. Hi“, murmelte Maria geringfügig überfordert. „Tut mir echt leid, dass ich so in euren Abend geplatzt bin.“

Marco reagierte mit dem charmanten Grinsen, das schon Jonas bei ihrem ersten Aufeinandertreffen vor ziemlich genau einem Jahr einen Großteil seiner Nervosität genommen hatte. „Nonsens. Ich bin ja ein überzeugter Vertreter von je mehr desto lustiger. Ich hoffe, du magst Minestrone?“

„Äh … Ja?“

Marco lachte. „Ich frage, weil ich heute koche. So als kleines Geburtstagsgeschenk für Erik.“

„Minestrone, nehme ich an?“

„Bingo! Ich weiß, was Drago und Erik gerne essen. Von mir selbst weiß ich das eh. Jonas sagt, er ist nicht heikel. Bleibst noch du. Bei dir habe ich keine Ahnung, ob du irgendwelche Vorlieben oder Unverträglichkeiten oder so hast. Also?“

„Ich esse eigentlich auch alles.“

„Und uneigentlich?“

Maria gab unter Marcos freundlicher Beharrlichkeit nach. „Gekochte gelbe Rüben sind nicht so meins, aber die kann ich auch einfach raussortieren.“

„Brauchst du nicht. Wenn ich es wage, Karotten zu kochen, lässt sich mein Mann von mir scheiden.“

So extrem bin ich nicht“, widersprach Drago.

„Würdest du die Karotten essen?“

„Nein.“

„Würdest du dich fragen, warum ich sie verwende, obwohl ich genau weiß, dass du sie hasst?“

„Ja.“

„Siehst du? Eins vor Scheidung.“ Völlig unbeeindruckt von Dragos düsterer Mimik, zog Marco ihn für einen langen Kuss zu sich herunter. „Zum Glück ignoriere ich das nicht. Also, keine Karotten in dieser Minestrone.“

„Ich bin nicht ganz so schlimm wie mein Mann behauptet.“

Maria beantwortete Dragos Klarstellung mit einem Schmunzeln. „Ich schon. Gekochte Möhren sind widerlich.“

Damit schien nicht nur das Eis zwischen ihr und Drago gebrochen, sondern das erste freundschaftliche Band geknüpft. Rasch entspann sich ein Gespräch, das über das Leben in der Stadt, das Leben auf dem Land, ihren jeweiligen Studienfächern bis zu ihrem Interesse an Mathematik reichte. Bei letzterem unterdrückte Jonas ein Würgen und entschied, die beiden sich selbst zu überlassen. Lieber schmuste er mit dem Geburtstagskind und lernte von Marco, wie man ordentliche Minestrone kochte.

 

~~~~~~~~~~

 

„Deine Freundin stiehlt mir meinen Mann.“

„Dein Mann stiehlt mir meine Freundin.“

„Ihr beiden solltet euch lieber auf mich konzentrieren. Ihr wisst schon. Das Geburtstagskind.“ Mit diesem Hinweis beendete Erik die Diskussion von Marco und Jonas darüber, wer von ihnen am meisten ignoriert wurde, schaffte es allerdings nicht, die Aufmerksamkeit voll auf sich zu ziehen.

Ein Stück abseits standen Drago und Maria, weiterhin tief in ihr Gespräch versunken, das sie lediglich lange genug unterbrochen hatten, um jeweils zwei Teller Minestrone zu leeren. Seither hatte sich die kleine Feier ins Wohnzimmer verlagert. Während sich Erik, Jonas und Marco einen Platz auf der Couch gesucht hatten, ignorierten Maria und Drago die bereitgestellten Stühle und lehnten am Türrahmen, völlig aufeinander fixiert.

„Is‘ aber schon krass“, sagte Jonas. „Maria is‘ nich‘ grad extrovertiert. Die braucht normalerweise ewig, um sich auf neue Leute einzulassen.“

„Drago auch. Habe ich bisher noch nie erlebt, dass er so schnell mit jemandem warm wird.“

„Ihr klingt, als würdet ihr euch über eure Kinder unterhalten. Oder Hunde.“

Jonas rutschte zu Erik, bis sie sich dessen Couchpolster teilten. „Eifersüchtig?“

„Ganz fürchterlich.“ Obwohl Erik lächelte, kannte Jonas ihn inzwischen gut genug, um die Emotionen dahinter zu erahnen. Bevor er den Mund öffnen und nachfragen konnte, ließ Erik den Kopf gegen seine Schulter sinken.

„Es ist schön, euch heute alle hier zu haben“, murmelte er in Jonas‘ Kapuzenpulli. „Danke dafür.“

„Wär ja auch schwierig, heute nich‘ da zu sein, wenn ich doch hier wohne.“

„Du weißt, was ich meine.“

Das tat Jonas natürlich. Zärtlich küsste er Eriks Scheitel, genoss den kostbaren Moment, in dem sich Erik an ihm anlehnte, anstatt wie so oft andersrum. „Gibt kein Eck, wo ich grad lieber wär.“

Damit hatten sie für diesen Abend genug Kitsch ausgetauscht, hauptsächlich, weil Marcos Grinsen von Sekunde zu Sekunde wuchs. „Soll ich euch allein lassen?“

„Es genügt, wenn du zehn Minuten wegschaust.“ Seinen Worten zum Trotz richtete sich Erik auf, hielt seinen Arm allerdings um Jonas‘ Hüfte geschlungen. „Wart ihr über Neujahr wieder in den Bergen?“

„Klaro, ist doch Tradition. Wahrscheinlich würden die von der Hütte nachfragen, wenn wir mal nicht buchen.“

Hellhörig spitzte Jonas die Ohren. „Wo wart ihr?“

„Recht kleine Hütte, relativ abgelegen in der Schwäbischen Alp. Der größte Luxus ist, dass wir uns ein Zweibettzimmer teilen können, wenn wir früh genug buchen, statt das Matratzenlager nehmen zu müssen. Ansonsten ist alles sehr schlicht, aber perfekt, um ein paar Tage aus der Stadt rauszukommen.“ Marco lachte. „Deinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hat ein paar Tage aus der Stadt rauskommen einen Nerv getroffen.“

„Schon“, gab Jonas zu. „Ich mein, wir waren ja grad erst bei meinen Eltern aufm Dorf, aber so ne abgelegene Berghütte is‘ einfach nochmal was ganz andres. Hätte ich schon mal wieder richtig Bock drauf. Oder Campen oder so.“

„Weißt du, Drago und ich hatten eh überlegt, ob wir nicht auch mal im Sommer für ein paar Tage zum Wandern hochfahren wollen. Ihr könntet mitkommen.“

„Au ja!“ Jonas zwang sich, seinen Enthusiasmus zu bremsen. „Aber bloß, wenn wir uns nich‘ aufdrängen.“

„Nah. Wir verbringen gern Zeit mit euch. Jetzt musst du nur noch Erik überzeugen.“

Dieser wirkte in der Tat nicht übermäßig begeistert, egal, wie sehr er versuchte, ein Lächeln aufzusetzen. „Wir können das gerne ins Auge fassen.“

„Wirst du dann die ganze Zeit aussehen, als würd ich dich zur Schlachtbank führen?“

„Gib einem Stadtkind die Gelegenheit sich an den Gedanken zu gewöhnen, liebgewonnen Luxus wie zum Beispiel warme Duschen freiwillig für einige Tage aufzugeben.“

„Es gibt Duschen“, warf Marco ein. „Zwei sogar. Eine für Männer, eine für Frauen.“

„Für wie viele Leute?“

„Wenn ausgebucht ist? Etwa zwanzig.“

Erik wandte sich erneut an Jonas. „Wir machen das. Dafür wähle ich den nächsten Urlaub aus.“

„Deal!“

Jonas‘ Freudenschrei schaffte es, Marias und Dragos Aufmerksamkeit zu erregen, zumindest lange genug, um die Situation zu erklären und das Angebot eines gemeinsamen Hüttenurlaubs auf Maria auszuweiten, die allerdings dankend ablehnte. Weniger der Gesellschaft wegen, sondern weil sie den Gedanken, die Dusche mit diversen Fremden zu teilen, ähnlich erquickend fand wie Erik. Im Gegensatz zu diesem besaß sie zudem seit Jahren absolute Immunität gegen Jonas‘ taktischen Hündchenblick.

Ausgelassenheit und Gelächter erfüllte die Wohnung, bis sich nach und nach mehr Gähnen daruntermischte. Kurz vor Mitternacht warf Marco das Handtuch. „Ich fürchte, das Bett ruft mich.“

Maria und Drago stimmten dieser Einschätzung zu, und es dauerte keine Viertelstunde, bis die Tür hinter ihren Gästen ins Schloss fiel. Ganz allein blieben Erik und Jonas selbstverständlich nicht in ihrer Wohnung zurück. Maria stand, nun wieder merklich verlegen, vor der Tür zum Büro. „Also dann … Gute Nacht.“

„Gute Nacht.“ Erik schenkte ihr ein von Herzen kommendes Lächeln, Jonas einen Kuss auf die Schläfe, und verschwand ins Schlafzimmer.

Jonas und Maria blieben allein zurück. „Hast du alles, was du brauchst?“, fragte er.

„Denke schon.“ Maria öffnete die Tür zum Büro und schien zum ersten Mal die Einrichtung in Augenschein zu nehmen. Bei ihrer Ankunft hatten sie lediglich hastig ihre Tasche verstaut, nun schweifte ihr Blick über die mit Ordnern und Fachbüchern vollgestopften Regale, das frisch bezogene Schlafsofa und blieb schließlich an der Vase auf dem Schreibtisch hängen, gefüllt mit einem Strauß farbenfroher Blumen, den Erik besorgt haben musste, während Jonas Maria vom Bahnhof abgeholt hatte.

Auf der Vase klebte ein Post-It, auf das Erik ein Smiley gemalt hatte. So kitschig und so typisch Erik, dass es Jonas‘ Herz wärmte. „Hey, Maria?“

Sie drehte sich zu ihm. „Hm?“

„Egal, was für ein Scheiß grad bei dir läuft, du bist hier immer willkommen. Ich hoff, das is‘ dir klar.“

Zur Antwort fiel Maria in Jonas‘ ausgestreckte Arme, drückte ihn fest an sich und ließ nicht mehr los.

 

~~~~~~~~~~

 

Am Ende brauchte Maria weniger als eine Woche, um wieder Boden unter den Füßen zu finden. Sie kehrte nach München zurück, mit dem festen Entschluss, ihre Prüfungen zu schreiben, ohne sich zu stressen, sollte sie durchrasseln.

Jonas hegte den Verdacht, dass die neugefundene Freundschaft zu Drago ihr gehörig den Rücken stärkte. Offenbar hatte sie ihn intensiv nach seinem Studium und Arbeitsalltag als Architekt ausgehorcht, und je mehr sie darüber erfahren hatte, umso weiter wuchs ihre Faszination für das Thema. Daher überraschte es Jonas wenig, als einige Wochen später eine knappe Nachricht sein Handy erreichte: „Bauingenieurwesen. Ich studiere Bauingenieurwesen.“

„Gute Neuigkeiten?“ Weiße Wölkchen stiegen vor Eriks Gesicht auf, obwohl er die untere Hälfte davon hinter einem dicken Wollschal verbarg. „Du lächelst so.“

„Ich glaub, Maria hat ne Entscheidung getroffen, wie’s für sie weitergehen soll.“ Behaglich gegen Eriks Seite gepresst, schlenderte Jonas mit ihm durch den Park, die Wege menschenleer, die Welt um sie herum träge und still. Der Winter hielt die Stadt fest im Griff, doch jetzt gerade genoss Jonas genau das.

Er genoss die Kälte, die um seinen Körper strich, das ferne Rauschen der Autos, das nahe Knistern der laublosen Zweige über ihren Köpfen. Er genoss es, Erik ganz für sich zu haben.

„Is‘ schon witzig, wie das Leben manchmal läuft, oder?“, fragte er. „Als ich hierher gezogen bin, hatte ich keine Scheißahnung, was auf mich zukommt. Wie viel Spaß mir mein Studium machen wird. Was für tolle Leute ich kennenlern. Dass ich dich kennenlern. Das alles kommt mir immer noch so irre vor. Und jetzt sucht sich Maria ausgerechnet dieses eine Wochenende im Jahr aus, an dem Marco und Drago auch da sind, und hat darüber vielleicht ihr Traumstudium gefunden. Was für ein verfickter Scheißzufall, oder?“

„Man könnte es auch ‚Schicksal‘ nennen.“

Jonas grinste. „Du glaubst da doch noch viel weniger dran als ich.“ Er stoppte lange genug für einen Kuss, flüchtig und zart, ein Ausblick auf das, was sie in der warmen Zurückgezogenheit ihrer Wohnung erwartete. „Aber falls es sowas wie‘s Schicksal gibt, isses bis jetzt verfickt gut zu mir.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Endlich gibt es hier mal wieder ein neues Kapitel :)
Falls ihr gerne mehr über Eriks und Marcos Beziehung lesen würdet und wissen wollt, wie ihre Freundschaft entstanden ist, dann werft gerne einen Blick auf „Wolken mit Tomatensoße“, falls ihr das noch nicht getan habt. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich lebe! Sorry für die lange Funkstille. Tatsächlich habe ich im Hintergrund fleißig an Weich wie Stahlbeton gearbeitet, dem Nachfolger von Wolken mit Tomatensoße. Daher dient dieses kleines Bonuskapitel hier auch einer Ankündigung: Weich wie Stahlbeton ist fertig. Ich plane, die neuen Kapitel wieder grob im 14-tägigen Rhythmus zu veröffentlichen. Mitte August geht es los :) Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (13)
[1] [2]
/ 2

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Kerstin-san
2022-08-07T08:09:53+00:00 07.08.2022 10:09
Hallo,
 
wie schön von dir zu hören :) Und doppelt schön, dass es hier in dem OS (auch) um Maria geht, die ich ja sehr ins Herz geschlossen habe. Bei Erik und Jonas scheint ja gerade alles gut zu laufen, was ich mal sehr nett finde und haha, ich finds irgendwie witzig, dass Marcos Kochkünste Drago so "verwöhnt" haben, dass alles unter Marcos Level quasi eine Enttäuschung ist xD
 
Uuuuund wir gehen innerhalb von ein paar Sekunden von alles-ist-gut zu OMG-geht-die-Welt-gerade-unter?! - was ich im ersten Moment noch ziemlich unterhaltsam fand, weil Maria so trocken auf Jonas' Panik reagiert, aber als sie dann so langsam mit der Sprache rausrückt, fand ichs nicht mehr lustig. Sie wirkt immer noch so krass unglücklich mit ihrem Studium und allen und die Vorstellung, dass sie so panisch geworden ist, dass sie einfach alles stehen und liegen  gelassen und sich in den nächstbesten Zug gesetzt hat, um zu ihrem besten Freund zu fahren, ist schon sehr hart. Erinnere ich mich richtig, dass sie ihren Eltern noch gar nichts davon erzählt hatte, dass sie ihr Erststudium abbrechen will?
 
Ich finds schön, dass Maria so herzlich Willkommen gehießen wird, weil das sicherlich ihr schlechtes Gewissen lindert, weil sie unangekündigt in Eriks Geburtstag reinplatzt und ich finde es doppelt schön, dass sie sich auf Anhieb mit Drago versteht (den ich noch als sehr unnahbar im Kopf habe - ich glaube ich sollte so als Einstimmung auf deine nächste FF und zur Auffrischung meines Gedächtnisses nochmal deine beiden älteren Geschichten lesen).
 
Ich kann Eriks und Marias Nicht-Begeisterung über so einen Wander-/Campinguasflug etwas nachvollziehen, aber ich finds schön, dass Erik so kompromissbereit ist und vor allem freuts mich, dass Maria am Ende weiß, wohin ihr Weg gehen soll :)
 
Liebe Grüße
Kerstin
Antwort von:  Noxxyde
07.08.2022 21:29
Hey :)
Danke! Ich dachte mir, nach dem ganzen Stress, haben Jonas und Erik mal etwas Ruhe verdient und dürfen einfach nur ihren gemeinsamen Alltag genießen :D

Maria ist tatsächlich gerade in keiner guten Phase und sie hat ziemlich Schwierigkeiten damit, sich das vor sich selbst und anderen einzugestehen. In Jonas sieht sie aber sowas wie einen sicheren Hafen und das hilft ihr gerade enorm, auch wenn es ihre Probleme nicht löst. Und stimmt, ihre Eltern wissen noch nichts von ihrer Entscheidung, das Studium abzurechen. Das möchte sie ihnen erst sagen, wenn sie schon Fakten geschaffen hat, um gar nicht erst lange diskutieren zu müssen.

Erik würde natürlich niemals jemanden abweisen, der Hilfe braucht, schon gar nicht Jonas' beste Freundin. Er selbst weiß ja zu gut, wie es sich anfühlt, in so einem Loch festzustecken und wie viel Hilfe und Verständnis er gebraucht hat, um wieder halbwegs auf die Beine zu kommen. Dass sie sich dann so gut mit Drago verstanden hat, ist natürilch ein kleiner Bonus. Und ja, Drago ist eigentlich eher unnahbar.

Zusammen mit dem ersten Kapitel für Weich wie Stahlbeton, werde ich auch eine kleine Zusammenfassung für Wolken mit Tomatensoße veröffentlichen. Ist ja doch eine ganze Weile her.

LG Noxxy
Von:  Kerstin-san
2021-05-15T17:45:42+00:00 15.05.2021 19:45
Hallo,
 
ich mag Einblicke in Eriks Gedankenwelt immer gerne und die Dynamik zwischen ihm und Marco hat mich hier echt zum Schmunzeln gebracht. Erik, der nur widerwillig ans Telefon geht, weil er genau weiß, dass Marco nicht locker lassen wird, wohingegen Marco kein Blatt vor den Mund nimmt und Erik mit Rat und Tat zur Seite steht und sich von dessen Griesgrämigkeit nicht beeindrucken lässt.
 
Mir gefiel auch, dass sowohl Erik als auch Marco zwischendurch mal etwas lauter werden, sich dann aber beide jeweils zurücknehmen, um den anderen mal bis zum Ende reden zu lassen. Ich kann Marco hier nur mal wieder Respekt zollen. Es ist ja offensichtlich, dass er in seiner Rolle als bester Freund schon mehr als einmal versucht hat Eriks Minderwertigkeitsgefühle und generelle Zweifel zu lindern und ihn aufzubauen. Ich kann mir vorstellen, dass das nicht einfach ist und auch von Marco sehr viel Geduld erfordert. Er ist echt so eine gute Seele, wobei man auch ganz klar merkt, dass ihn die Geheimniskrämerei, die Drago vor dessen Familie betreibt, auch belastet. Ich finde, dass es realistisch ist, ihn nicht nur als den Gute-Laune-Kerl darzustellen, sondern auch als jemanden, der auch sein Päckchen zu tragen hat.
Gleichzeitig gefiel mir wiederum, dass Erik seinem besten Freund gegenüber so offen mit seinen Ängsten und Sorgen ist, weil er genau weiß, dass er sich auf Marco und dessen ehrliche Meinung verlassen kann.
 
Und btw: Tausend Dank, dass du meinen Wunsch aufgegriffen hast, dass Gespräch darzustellen, als Marco Erik gegenüber durchblicken lässt, wie blöd er es findet, dass der Jonas nicht gesagt hat, dass Marco sein Ex ist.^^
 
Dann noch zu meiner Lieblingspassage:
„Wir, ah … Es ist kompliziert.“
„Ach so, na dann interessiert mich natürlich nicht mehr, was bei euch los ist. [...]“ Haha, ich kann nicht mehr xD
 
Liebe Grüße
Kerstin
Antwort von:  Noxxyde
17.05.2021 21:49
Hey :)

aaah, von dir kam der Wunsch damals! Ich wusste noch, dass jemand ihn geäußert hatte, aber nicht mehr, wer. Ist das auch geklärt :D

Ich mag die Dynamik der beiden auch total, vor allem die Vertrautheit zwischen ihnen, obwohl sie sehr verschiedene Persönlichkeiten sind. Gerade Erik, der einerseits unglaublich genervt von Marcos Art ist, einfach nicht locker zu lassen, und gleichzeitig irgendwie genau drauf baut. In Marco hat er einen Freund gefunden, mit dem er wirklich offen sprechen kann und weiß durchaus, wie wertvoll das ist (gibt es nur nicht immer zu :D).

Aber wie du schon sagst, auch Marco hat sein Päckchen zu tragen und es ist mir wichtig, das auch regelmäßig zu zeigen. Dennoch genießt er es natürlich unheimlich, seinem Freund helfen zu können.

Vielen Dank für deine lieben Worte :)

LG Noxxy
Von:  Kerstin-san
2020-11-07T17:07:28+00:00 07.11.2020 18:07
Hallo,
 
ahhhhh, es gibt was zu Maria, das freut mich ja sehr :) Ich musste echt grinsen, als sie Jonas so abkanzelt und ihm gegenüber so abweisend eingetellt ist, typisch Teenager eben, und der das einfach mal ignoriert, weil er eben diesen Sitzplatz haben will.
Btw: „Außerdem bist du, ähm, gewachsen seit ich dich das letzte Mal gesehen hab.“ Ich schmeiß mich weg xD
 
Ich mag, dass die beiden sich dann so langsam annähern, erst Lernpartner und dann gute Feunde werden. Die zwei sind zwar unterschiedlich wie Tag & Nacht, aber gerade dadurch gleichen sie sich auch wieder aus und vermutlich kann nur Maria Jonas so erden. Sie hat einfach so eine ruhige und gelassene Art, die ich sehr mag.
 
Wie unwohl sich Jonas fühlt, wenn das Thema in seinem Freundeskreis auf Sex kommt, fand ich ziemlich gut und nachvollziehbar dargestellt, besonders weil er sich da unweigerlich insgeheim fragt, was bei ihm denn "falsch" läuft. Und das seine Kumpels ihm einreden, dass Maria auf ihn steht, hilft da natürlich auch nicht gerade weiter. Ich mochte sie Szene, als er Maria küsst, in der Hoffnung, dass ihm das den finalen Schubs verpasst, damit er sich in sie verlieben kann, weil ich seine Gedankengänge total nachvollziehen konnte, aber andererseits mochte ich sie Szene auch, weil du Marias Wut und Enttäuschung super eingefangen hast. Man merkt, dass Jonas Verhalten sie total auf dem falschen Fuß erwischt und sie sich total verraten fühlt.
 
Jonas Gefühlschaos, als er sie dann das erste Mal in der Schule wieder sieht, fand ich auch sehr glaubhaft. Gerade weil dann auch noch dazu kommt, dass er insgeheim befürchtet schwul zu sein und ihm so langsam klar wird, dass er auch noch auf seinen besten Freund steht. Da kommt halt einiges zusammen. Und Marias Reaktion fand ich sehr herzerwärmend. Sie macht ihm keine Vorwürfe oder verlangt von ihm, dass er sich eingesteht schwul zu sein, sondern akzeptiert Jonas einfach und bietet ihm zudem noch an seine Alibifreundin zu sein. Hat natürlich auch für sie Vorteile, ich hatte insgeheim schon in RiN vermutet, dass sie im Ace- und/oder Aro-Spektrum angesiedelt ist.^^
 
Und die letzte Ansage von ihr, ist so herrlich direkt und gleichzeitig verständnisvoll, sehr cool! Würde mich freuen, wenn es noch mehr Storys gibt, in denen sie im Mittelpunkt steht :)
 
Liebe Grüße
Kerstin
Antwort von:  Noxxyde
13.11.2020 00:09
Hey :)

Haha, ja, Jonas und Maria schenken sich am Anfang nicht viel. Sie sind, wie du schon sagst, beide auf ihre jeweilige Art ganz typische Teenager.

Ich mag Maria auch total gerne und fand es immer ein wenig schade, dass sie in RiN so wenig Platz bekommen hat. Umso schöner ist es natürlich, sie jetzt ein wenig ins Rampenlicht zu rücken :D

Es wird sicher noch ein paar geben, in denen sie eine Rolle spielt.

LG Noxxy
Von:  Kerstin-san
2019-04-14T19:48:38+00:00 14.04.2019 21:48
Hallo,
 
armer Erik, immer muss er sich mit Jonas' Mutter und ihrer schlechten Laune auseinandersetzten. Und wie immer bewundere ich ihn für seine engelsgleiche Geduld, mit der er alles hinnimmt und sich am Riemen reißt und so verteufelt höflich bleibt. Schön, dass es Jonas' Mutter in der Hinsicht aber genauso geht und sie das auch mal anspricht.
 
Ich geb zu, dass ich nicht mit Tränen von ihr gerechnet habe und da tat sie mir schon leid, aber gerade dass sie diese Verletzlichkeit gegenüber Erik gezeigt hat, freut mich besonders :) Da hat man doch wirklich das Gefühl, dass sich was in der Beziehung der beiden zum besseren hin verändert.
 
Ooohhh und als er sie so etwas foppt, mit der Schwiegertochter, herrlich! Ich hab echt laut losgelacht xD
 
Und auf das Kapitel mit Maria freu ich mich schon ganz besonders.^^
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  Usaria
2019-04-14T19:24:47+00:00 14.04.2019 21:24
Moment, dass ist doch die Vorgeschichte von dieser hier! Die wird natürlich gelesen.
Von:  Usaria
2019-04-14T19:22:53+00:00 14.04.2019 21:22
Toll geschrieben, Ahh. ich liebe die zwei. Wolken mit Tomatensoße? ich muss gleich mal bei dir schauen ob ich´s finde.
Von:  Usaria
2019-02-18T21:06:56+00:00 18.02.2019 22:06
Hallo Noxxy du scheinst nicht die einzige gewesen zu sein, auch ich hatte eine kleine Schreibblockade. Schön dass es bei den Beiden wieder weiter geht.
Doch ich muss gestehen, ich hatte schon vergessen wie Jonas Mutter zu Erik ist.
Antwort von:  Noxxyde
19.02.2019 22:09
Hey :)

Freut mich, dass es bei dir auch wieder voran geht!

Jaah, da waren ja jetzt auch einige Monate dazwischen. Hoffentlich war das Kapitel eine kleine Auffrischung. Demnächst will ich noch ein weiteres zu dem Thema schreiben bzw. hochladen.

Danke fürs Reinschauen und Kommentieren!

LG Noxxy
Von:  Kerstin-san
2019-02-16T10:06:07+00:00 16.02.2019 11:06
Hallo,
 
ich war um ehrlich zu sein sehr überrascht, als die ENS mit der neuen Kapitelankündigung aufgeploppt ist, aber freut mich umso mehr, dass du wieder fleißig am tippen bist :)
 
Ach ja, Erik und Jonas' Mutter. Ich hatte fast vergessen mit welcher Abneigung sie ihm gegenüber immer aufgetreten ist und auch hier hatte ich das Gefühl, dass sie es drauf anlegt, ihm ganz, ganz deutlich zu machen, wie wenig sie von ihm hält und wie wenig sie ihn an Jonas Seite sehen müsste. Wie immer bewundere ich aber Eriks engelsgleiche Geduld und die ausgesuchte Höflichkeit, mit der er ihrer offensichtlichen Unhöflichkeit und Abneigung begegnet. Die Nerven und den Geduldsfaden hätte ich ganz sicher nicht.
 
Hier in dem Satz: „Ich könnte Ihnen jetzt versichern, dass ich Jonas bei dem wenigsten, das Sie gerade genannt haben im Weg stehen werde." fehlt glaube ich zwischen "haben" und "im" ein nicht, oder?
 
Liebe Grüße
Kerstin (Helferlein der KomMission)
Antwort von:  Noxxyde
19.02.2019 22:08
Hey :)

Jaah, meine Projekte lagen jetzt doch einige Monate brach. Ich hoffe mal, dass es nicht wieder zu einer so langen Lücke kommt ^^; Aber es freut mich natürlich sehr, dass du trotzdem reingeschaut hast!

Erik hat bei Monika tasächlich keinen ganz einfachen Stand und sie schafft es leider auch ziemlich gezielt, seine eigenen Ängste aufzuwühlen. Im Augenblick ist er hauptsächlich Jonas zuliebe so geduldig mit ihr. Erik weiß, dass Jonas auf Dauer ohne seine Familie nicht glücklich wird und will ihm dabei nicht im Weg stehen. Schwer fällt es ihm trotzdem.
Ich arbeite gerade noch an einem "Teil 2" zu diesem Kapitel, das vielleicht alles noch etwas besser beleuchtet. Hoffentlich dauert es nicht wieder x Monate, bis ich es fertigstelle ^^;

Hm, ich glaube, der Satz stimmt schon so. Er steht Jonas ja bei "dem Wenigstens" im Weg, also quasi gar nicht. Ist aber tatsächlich um einige Ecken formuliert und nicht wirklich klar. Das muss ich mir nochmal ansehen. Danke für den Hinweis :D

Und natürlich vielen Dank für das Review!
LG Noxxy
Antwort von:  Kerstin-san
20.02.2019 15:45
Oh Gott, du hast völlig recht. Weiß der Geier, was ich da im ersten Anlauf gelesen habe. Sorry!^^
Von: abgemeldet
2018-11-12T16:32:58+00:00 12.11.2018 17:32
Auch, wenn die Verspätung wohl bedeutete den Abend mit Kopfschmerzen zu verbringen und ohne die Nussschnecken, die es nur in dieser einen Bäckerei gab, die pünktlich um zwanzig Uhr ihre Pforten schloss.
-> Nussschnecken <3

Süß. Das mochte ein eher unpassender Gedanke für ein Vorstellungsgespräch sein, war aber blöderweise trotzdem der erste, der ihm durch den Kopf schoss.
-> das ist in der Tat echt süß, Eriks erster Eindruck von Jonas. Vor allem, wenn man bedenkt, was mal aus den Beiden werden wird... :"3

Nicht lachen. Nicht lachen. Nicht lachen! 
-> ist das nicht zum Piepen knuffig? So hätte ich Erik in der damaligen Situation gar nicht eingeschätzt :"3

Er sah aus, als hätte er die Worte am liebsten mit den Händen eingefangen und zurück in seinen Mund gestopft.
-> das ist ein wunderbarer Vergleich, den ich mir bei Jonas sehr bildlich vorstellen kann :")

Erik bemühte sich, kein schlechtes Gewissen aufkommen zu lassen und scheiterte. Still verabschiedete er sich von den Nussschnecken,
-> die Nussschnecken... ;____;

_______

Was für eine nette Idee, das erste Treffen der Beiden auch noch einmal aus Eriks Perspektive zu schildern. Mich hat schon überrascht, dass er Jonas gleich so positiv aufnimmt, obwohl er zuerst ja wirklich nicht den sanften, menschlichen Eindruck erweckt. Tja, unterschätze niemals Erik... ;)
Schön ist auch, dass es dir gelingt, deinem Stil treu zu bleiben, obwohl du aus Eriks Perspektive erzählst. Du bringst auch hier sehr schön seine Gedankengänge herüber - besonders gut hat mir da der Schlusssatz gefallen, er sei noch nie so froh gewesen, jemand anderes eine Entscheidung überlassen zu können.
Also, das war schon einmal ein sehr schöner Einstieg ins weitere Universum um RiN! Ich freue mich auf mehr und bin gespannt, was uns noch so alles erwarten wird. Möglicherweise fällt mir auch noch ein Spin-Off-Wunsch ein - wenn dem so ist, werde ich es dich wissen lassen.

An dieser Stelle erst einmal viele Grüße und weiterhin frohes literarisches Schaffen!
Filika


Antwort von:  Noxxyde
15.02.2019 19:01
Hey :)

Ich war eine Weile online nicht besonders aktiv und hab glatt deine lieben Kommentare verpasst!

Erstmal vielen Dank fürs Kommentieren!
Ich bin froh, dass du das Kapitel mochtest. Aus Eriks Perspektive zu schreiben war erstmal sehr ungewohnt, weil er ja doch ein ganz anderer Charakter als Jonas ist. Aber es hat auch Spaß gemacht.

Und ja, der erste Eindruck, den Jonas von Erik hatte unterscheidet sich ziemlich von Eriks wirklichen Gedankengängen. Was von seiner Seite aus eventuell ein wenig gewollt war ;)

Lass mich wissen, wenn dir etwas einfällt. Falls nicht, werden mir die Ideen aber auch nicht so schnell ausgehen!

Liebe (verspätete) Grüße
Noxxy
Von:  Usaria
2018-09-23T21:10:03+00:00 23.09.2018 23:10
Toll,

Da ich die Hauptgeschichte kenne finde ich es toll, dass ganze mal aus Eriks Perspektive zu lesen. So, so er findet ihn niedlich, ach! Sieh einer an! In der Hauptstory gibt er sich anfangs.... ich darf ja nicht spoilern!

Bei der Stelle, in der du Jonas kurz beschreibst da musste ich ein wenig schmunzeln und habe so bei mir gedacht: >>So da musste ich jetzt 55 Kapitel darauf waren bis ich erfahre wie der Kleine aussieht!<< Schmunzel!
Freue mich schon auf die nächsten Kapiteln auch wenn die nur sporadisch kommen werden, doch um diese nicht zu verpassen wirds gleich favoritisiert.
Antwort von:  Noxxyde
24.09.2018 00:19
Hey :)

Hehe, ja, deshalb fand ich es ganz nett, das Kapitel nochmal aus Eriks Perspektive zu schreiben - er und Jonas haben das Kennenlernen durchaus unterschiedlich erlebt.

Stimmt, bei RiN gibt es im Prolog eine kurze Beschreibung, aber ich finde es immer seltsam, wenn sich eine Figur selbst beschreibt - für denjenigen ist sein Aussehen ja Alltag, da wirkt das immer so ein bisschen gekünstelt.

Danke, freut mich, dass du dich darauf freust :) Wie gesagt, wenn du Ideen hast, was du gerne lesen würdest, kannst du mich das gerne wissen lassen.

LG Noxxy


Zurück