Sensazione Di Pancia von _Delacroix_ ================================================================================ Sensazione Di Pancia -------------------- Er fühlte sich wie beim Volo dell' Angelo, nur das es hier weder ein Sicherheitsseil noch einen doppelten Boden gab. Wer stolperte, der fiel. So lautete die Regel. Blaise schnaubte und nahm noch einen weiteren Schluck aus seinem Champagnerglas. Vielleicht hätte er doch besser absagen sollen. Der Portschlüssel aus Mailand, die Suite im Stafford und die drei Kartons mit Montemajor Torre del Serpente Negroamaro waren doch recht teuer gewesen. Hätte er vorher gewusst, dass das alles ihm nicht einmal den feuchten Händedruck seines Gastgebers einbringen würde, er hätte sein Geld lieber in etwas anderes investiert. Zum Beispiel in einen neuen Festumhang oder ein Wochenende bei Draco oder Theodore. Die wussten seine Mitbringsel wenigstens zu schätzen. Nicht so wie - Sein Blick richtete sich auf Horace Slughorn, der ein Stück weiter damit beschäftigt war, eine ganz und gar nicht begeisterte Hexe vor einen altmodisch aussehenden Fotoapparat zu komplementieren. Hermione Granger versuchte verzweifelt, sich Kleid und Haare gleichzeitig zu richten, ein Unterfangen, bei dem sie schon zu Schulzeiten regelmäßig gescheitert war. Dann schob sich ein anderes Grüppchen in sein Blickfeld und Blaise verlor sie aus den Augen.   Im Hintergrund spielte ein Streichquartett, beständig übertönt vom schrillen Lachen einer ehemaligen Quidditchspielerin, die irgendwo zu seiner Linken eine verstaubte Anekdote nach der anderen zum Besten gab.   Blaise wandte sich demonstrativ nach rechts und visierte den nächsten Hauself an. Er hatte sein Tablett tapfer über den Kopf erhoben und wartete nun darauf, dass jemand das Bedürfnis hatte, diese Party im Alkohol zu ertränken. - Sfida accettata!   Betont langsam schlenderte Blaise zu der Kreatur hinüber, erlaubte es sich zwischendurch noch einmal die Nase über die Girlanden zu rümpfen und griff dann nach dem Stiel des rettenden Glases. Der Hauself starrte ihn mit großen Augen an, sagte aber nichts, was ihn veranlasste, gelangweilt weiter zu schlendern. Eine Stunde noch ... Eine Stunde, dann konnte er sich mit reinem Gewissen von dannen stehlen und hoffen, dass er bis zu Slughorns Hundertfünfzigstem von der Einladungsliste gestrichen werden würde. Vielleicht wenn er ein paar Mal die Weihnachtskarte verlegte, oder ein oder zwei Briefe versehentlich auf Italienisch beantwortete. Vielleicht - Blaise hielt überraschend inne.   Keine zwei Meter vor ihm stand er: Harry Potter, der selbst ernannte Held der Zaubererwelt. Und er sah gelangweilt aus. Für einen Augenblick erinnerte Blaise sich an den Ausdruck, den Potter immer aufgesetzt hatte, wenn er früher zu den Klub-Treffen gekommen war und ihm wurde klar: Wenn es jemanden gab, der heute noch viel weniger hier sein wollte als er, dann war es vermutlich Potter. Da half auch der gut geschnittene, dunkle Festumhang nicht mehr, der in seiner Eleganz einzig von den wirren, schwarzen Haaren gestört wurde, die seinen Träger als das entlarvten, was er eigentlich war. Blaise rümpfte die Nase. Seine Mutter hatte recht. Manchmal genügte ein Blick in die richtige Richtung, um zu wissen, welche Sorte Mann man gerade vor sich hatte. Vorsichtig verlagerte er sein Gewicht auf das andere Bein. Wenn er sich jetzt nach links drehte, konnte er vielleicht noch entkommen, ohne ein Gespräch anfangen zu müssen. Er durfte es nur nicht überstürzen. Es musste zufällig aussehen, nicht als wollte er fliehen. Vor allem nicht, als wollte er fliehen.   „Verzeihung“, erklang es nicht unweit von ihm und Blaise fühlte sich genötigt, sich doch wieder zurückzudrehen. Hatte Potter ihn bemerkt? - Nein. Die Stimme gehörte nicht zu ihm, sie gehörte einem anderen Mann, der schnellen Schrittes auf Potter zuhielt. „Harry, es ist lange her“, eröffnete er und schenkte Potter ein flüchtiges Lächeln. Blaise atmete erleichtert auf. Wenn das so war, konnte er ja -   „Entschuldigung, kennen wir uns?“, fragte Potter just in diesem Augenblick und wischte damit seinem Gesprächspartner jedwedes Lächeln aus dem Gesicht. Blaise empfand leichtes Bedauern für den armen Tropf.   „Natürlich“, erklärte Potters Gegenüber prompt. „Wir waren damals zusammen beim Quidditch. Beim Spiel gegen Hufflepuff, weißt du nicht mehr? Ich wollte mich bei dir entsch-“   „Oh richtig! Ernie! Es tut mir leid, ich kann mich leider kaum an dich erinnern. Obwohl ... Ich habe dir Nachhilfe gegeben, nicht wahr? Ja, das waren noch Zeiten.“   Potters Gesprächspartner starrte ihn finster an, dann öffnete er den Mund. „Mein Name - “ „Ist Ernest, richtig“, fiel Potter ihm ins Wort und lachte herzlich dabei. „Du hast recht, schließlich sind wir ja keine fünfzehn mehr. Ernest ist vollkommen in Ordnung.“ Er klopfte dem anderen freundschaftlich auf die Schulter. Hätte er stattdessen genauer hingesehen, ihm wären vielleicht die Wangen seines Gegenübers aufgefallen, die mit jedem seiner Worte roter glühten und deutlich das sagten, was er bislang nicht hatte sagen können. Blaise schüttelte den Kopf. Eigentlich hatte er ja verschwinden wollen, aber je länger er sich das Trauerspiel ansah, desto größer wurde sein Bedürfnis es doch nicht zu tun und stattdessen lieber ... Er setzte sein bestes Lächeln auf und stolzierte auf die beiden zu. „Cormac“, rief er in dem Tonfall, den er sonst für Daphne, Pansy oder Millicent reserviert hatte, „Ich dachte schon, du hättest dich heimlich davongemacht. Sag, wer ist dein Freund? Muss man den kennen?“   Zwei Gryffindor starrten ihn an, als hätte er verkündet, er wolle jetzt einen Drachen jagen gehen, aber Blaise lächelte einfach weiter. Für einen Augenblick färbten sich Cormacs Wangen noch roter und insgeheim befürchtete Blaise, er habe sich vielleicht doch mit dem Namen vermacht, aber dann huschte plötzlich eine ganze Reihe von Emotionen über Cormacs Gesicht und Blaise wusste, seine Botschaft war angekommen.   „Nein, nein, ich glaube nicht“, entgegnete Cormac schließlich und warf Harry einen entschuldigenden Blick zu. „Es tut mir leid, ich glaube, ich habe Sie verwechselt“, erklärte er, bevor er eiligen Schrittes die Flucht in Richtung Blaise antrat.   Für einen Moment standen sie sich stumm gegenüber, dann atmete Cormac hörbar auf. „Danke“, murmelte er und Blaise musste feststellen, dass er die Stimme seines Gegenübers mochte.   „Du bist Blaise Zabini, nicht wahr?“   Er nickte knapp.   „Ich wusste es. Wir waren zusammen im Slug Club.“   „Scheinbar sind wir es noch immer.“   Cormac lächelte halbherzig. „So wie es aussieht, entkommt man dem Professor nicht“, scherzte er. „Wie ist es dir ergangen?“   Blaise erwischte sich dabei, wie er seinen Gegenüber musterte. Er war groß, ziemlich groß sogar und er hatte diese hübschen, dunkelblonden Locken, um die Blaise ihn spontan beneidete.   „Das Übliche“, erklärte er und bemühte sich dabei neutral zu klingen, „Ein Haufen Untersuchungen, Anhörungen wegen des Verdachts auf Todesserei, Vorurteile ... Dann habe ich beschlossen mir das nicht länger gefallen zu lassen und bin zurück nach Milano gezogen. Dort ist es schön. Im Winter kann ich in den Alpen Skifahren gehen.“   „Das klingt gut. Zumindest der Teil mit den Alpen. Sei froh, dass du nicht mehr hier bist. Seit sie das Ministerium umstrukturiert haben, ist nichts mehr so wie früher.“   „Draco hat mir erzählt, Potter arbeitet jetzt als Auror?“   Cormac nickte. „Das tut er. Und Granger versucht die Hauselfen in einer Gewerkschaft zu organisieren. Ganz ehrlich, ich versteh sie nicht. Sie ist so klug. Sie könnte etwas bewirken. Stattdessen verschwendet sie ihre Zeit mit so etwas.“   „Du mochtest sie, oder?“, fragte Blaise, „Ich meine mich zu erinnern, dass du sie bei den Treffen immer über den Tisch hinweg angelächelt hast.“   „Ja, ich mochte sie und ich dachte, sie mag mich auch, aber inzwischen glaube ich ... Ach, egal.“   „Blaise legte seine freie Hand auf Cormacs Unterarm. „Was glaubst du?“, fragte er interessiert, während seine Fingerspitzen über den feinen Stoff des fremden Festumhangs strichen. Cormac beobachtete die Bewegung aus den Augenwinkeln heraus. Dann seufzte er nachgiebig.   „Ich bin nicht stolz darauf, aber als sie mich damals gefragt hat, ob ich mit ihr zur Weihnachtsparty gehe, dachte ich wirklich, sie mag mich. Ich wollte unsere Beziehung auf das nächste Level heben und unseren Flirt vertiefen. Inzwischen bin ich davon überzeugt, dass sie nur mit mir gegangen ist, weil sie Weasley eins auswischen wollte. Zumindest ist das der einzige Grund, der mir einfällt, warum sie den ganzen Abend über vor mir geflohen ist.“   „Dann hast du keine zwei Flaschen Eau de Cologne aufgelegt?“, stichelte Blaise.   „Nein.“   „Und du hast deinen Umhang auch nicht selbst gefärbt?“   „Nein.“   „Und du hast keinen Geierhut getragen?“   Cormac runzelte die Stirn. „Nein“, wiederholte er noch einmal und sah dabei ein ganz klein wenig so aus, als würde er den Gedanken wirklich schrecklich finden.   „Dann lag es nicht an dir.“ Blaise grinste und die Gesichtszüge seines Gegenübers entspannten sich merklich. „Das hättest du mir mal mit siebzehn sagen sollen“, murmelte er.   „Du hättest nur fragen müssen“, entgegnete Blaise, obwohl er wusste, dass das so nicht stimmte. Hätte Cormac ihn damals angesprochen, er hätte ihn vermutlich ignoriert. Gryffindors hatten immer Ärger bedeutet. Viel mehr, als er damals hatte haben wollen.   „Als ich Potter mit dem Treiberholz erwischt habe, hätten die mich fast dafür gelyncht“, erklärte Cormac, „Hätten sie mir eine Verbindung zu einem Slytherin nachweisen können, die hätten mich in Stücke gerissen.“   „Eine Frage schafft noch keine Bindung“, erinnerte Blaise ihn prompt.   „Aber eine Antwort vielleicht.“ Cormac grinste und in Blaise wuchs der Verdacht, dass man ihm die Gefühle wirklich immer an der Nasenspitze ablesen konnte. Wurde er wütend, färbten sich seine Wangen rot, war er ahnungslos, runzelte er die Stirn und war er amüsiert, fingen seine Augen an zu funkeln, wie die Kristalle im Punkteglas von Slytherin.   „Du glaubst also, wir hätten Freunde werden können?“, fragte Blaise weiter.   Cormac nickte langsam. „Ohne die Anderen bestimmt.“   „Du weißt, was sie über uns Slytherins erzählen?“   Er nickte noch einmal. „Ich weiß.“   Für einen Augenblick verfielen sie in ein unangenehmes Schweigen. Blaise fuhr mit den Fingerspitzen über den Stiel seines Champagnerglases und Cormac starrte auf etwas, was scheinbar irgendwo am anderen Ende des Festsaals stattfand. Doch schließlich war er es, der die Stille durchbrach. „Ich glaube nicht, dass du eine miese Schlange bist“, eröffnete er und Blaise wäre vor Überraschung beinahe das Glas aus den Fingern gerutscht.   „Warum nicht?“, wollte er wissen und wunderte sich kein bisschen, als Cormac daraufhin wieder zu grinsen begann.   „Das sagt mir mein Bauchgefühl“, erklärte er im Brustton der Überzeugung.   Blaise’ Blick wanderte an seinem Gegenüber hinab und blieb schließlich auf Höhe seines Gürtels hängen. „Dein Bauchgefühl?“, wiederholte er, während er das schwarze Drachenleder musterte, das sich fast wie eine zweite Haut an den Körper seines Trägers schmiegte.   „Es sagt mir viele Dinge“ behauptete Cormac und Blaise hätte darauf wetten können, dass er gleichzeitig versuchte, extra flach zu atmen, damit seine ohnehin schon schlanke Gestalt noch ein bisschen schlanker wirkte.   Blaise erlaubte es sich, skeptisch zu ihm aufzusehen und ihm so die Chance zu geben, wieder normal zu atmen. „Was zum Beispiel?“   „Nun, im Moment, dass du keine miese -“ Ein lautes Grummeln unterbrach Cormacs Ausführungen und Blaise’ Blick wanderte erneut zu seinem Bauch hinab. Konnte es sein? Hatte Cormac etwa -   „Weißt du, mein Hotel hat ein fantastisches Restaurant“, erklärte Blaise, den Blick erneut fest auf das schwarze Leder gerichtet, „Und der Weinkeller ist auch nicht schlecht. Wie wäre es, wenn wir deinen Bauch füllen und dann noch mal schauen, was er uns zu sagen hat?“   „Ich würde sagen, das könnte ihm gefallen. Und mir auch.“ Speciale -------- Blaise’ Fingerspitzen fuhren über weiches Leder, tanzten über die Gürtelschnalle und rutschten schließlich fast wie zufällig nach oben über den Rand hinweg. Ein leises Seufzen drang an seine Ohren, als seine Hand schließlich ihren Weg unter das Hemd fand. Cormacs Haut glühte unter seinen Fingerkuppen und in Blaise wuchs das Verlangen, sie auch auf andere Weise zu berühren. Betont lasziv blickte er nach oben. „Gefällt es dir so?“, fragte er und hielt für einen Augenblick in seinem Tun inne. Er konnte fühlen, wie Cormac die Luft anhielt.   Fremde Finger legten sich unter sein Kinn, baten ihn, sich zu erheben und Blaise kam der Aufforderung mit Freuden nach. Warme Lippen empfingen ihn, kaum das er wieder auf Cormacs Höhe war. Sie schmeckten nach Rotwein und etwas, was wohl einfach Cormac McLaggen war. Als sie sich trennten, funkelten ihn grüne Augen belustigt an.   „Ich weiß gar nicht, was du an meinem Gürtel findest“, murmelte Cormac, bevor er seine Lippen stürmisch auf seinen Hals drückte. Blaise seufzte angetan, die Finger bereits wieder auf der Suche nach dem weichen Drachenleder. „Ich teste meine Möglichkeiten“, schnurrte er, während er den Kopf zur Seite legte, um seinem Gegenüber besseren Zugang zu seinem Hals zu bieten.   „Möglichkeiten?“, hauchte ihm Cormac ins Ohr, „Was hast du vor? Willst du mir den Hintern versohlen?“ Blaise lachte und wurde prompt mit einem Kniff in die erwähnte Körperstelle bestraft.   „Das ist jetzt nicht so meins“, erklärte Cormac, „und außerdem hab ich heute auch noch gar nichts angestellt.“   „Du hast dich von Slughorns Geburtstag weggeschlichen“, erinnerte ihn Blaise, „Du bist ein böser Junge.“ Er lachte erneut und dieses Mal fiel Cormac mit ein. „Gott, du bist selbst bei diesem Schwachsinn noch heiß“, stellte er fest, während Blaise betont langsam die silberne Schnalle löste.   „Warte, bis ich dich hiermit an das Bett gebunden habe“, schnurrte er und fuhr mit dem Zeigefinger noch einmal extra langsam an der Unterseite des Ledergürtels entlang.   Cormac atmete zischend ein. „Wäre meine Krawatte nicht schneller zu binden?“, fragte er heiser.   Blaise grinste mehr als zufrieden. „Wer sagt, dass ich es eilig habe?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)