Schulfieber III von Karokitty (Fortsetzung aus I und II) ================================================================================ Kapitel 15: Part 5 Endo und Suwa - Abschnitt 3 ---------------------------------------------- Y Sachte drängte sich die Sonne zwischen den Vorhängen durch, verteilte ihr warmes Licht im Raum und brannte leicht in den Augen. Ich blinzelte. Rollte mich auf den Bauch und zog das Kissen über den Kopf. Seufzte und gab ein brummen von mir als ich mich streckte, stellte dabei fest, dass Haru nicht bei mir lag und fragte mich ob er mir immer noch böse war. Leicht schlaftrunken dachte ich darüber nach. Sicherlich hatte Haru recht, allerdings wollte ich mich nicht verstecken müssen den Rest meiner Zeit, bis man diesen Dreckskerl irgendwann mal zu fassen bekam. Ich versank vollkommen in meinen Gedanken, bis mir leises Gemurmel auffiel. Führte Haru Selbstgespräche? Oder telefonierte er? Nein! Da war noch jemand anderes! Ob Haru Hide zu sich geholt hat? Wobei dieser sicherlich mehr damit beschäftigt war Nezumi... Ich schüttelte mich und versuchte die Stellen welche ich in dem Tagebuch des Aschgrauen gelesen hatte, aus meinem Kopf wieder zu verdrängen. Raffte mich dabei auf und suchte nach etwas zum anziehen. Schlüpfte in eine Shorts und ein Shirt von Haru und stellte fest das letzteres mir eine Nummer zu groß war. Drückte sachte die Klinke der Tür runter und lauschte durch den Spalt der sich auftat. „... Vielleicht ist es nur ein Jungen Streich.“, seufzte die mir so vertraute Stimme von Haru. „Selbst wenn dem so sein sollte, ist Vandalismus kein Kavaliersdelikt, sondern eine ernst zu nehmende Straftat. Zumal wir bei dem bereits bekannten Hintergrund von Ihnen, solcherlei Vorkommnisse viel empfindlicher behandeln, als wie es bei jemanden der seinen eifersüchtigen Nachbarn oder aber einen schlechtgelaunten unbekannten Passanten unter Verdacht hat.“ Die andere Stimme war sehr ruhig, recht monoton konnte man sagen. Allerdings schwang in der Wortwahl sehr viel Ernsthaftigkeit mit. „Ich glaube dennoch nicht das...“ „Herr Endo. Um es Ihnen zu verdeutlichen werde ich nun meine Einschätzung an sie geben. Aktuell ist Ihr Wohnort nur Ihnen bekannt, Ihrem Vermieter und ausgewählten Personen des Internats, wo sie tätig sind. So wie mir! Diese Information ist damit für Dritte unzugänglich! Somit schließt sich ein Schüler der über seine Note unzufrieden ist aus, da die Tat bei Ihrem Wohnort passierte! Genauso ein Kollege welcher Ihnen eins auswischen will! Häufig werden solche Beschädigungen als „Eifersuchts-kratzer“ bezeichnet. Allerdings ist ihr Wagen weder sehr neu, noch sonderlich... „ „Ich versteh was Sie meinen!“, zischte Haru gekränkt. „Es gäbe somit für die Art von Motiv keinen Grund. Zumal alle anderen Fahrzeuge in der Nähe, nicht beschädigt wurden! Was das Ganze um so mehr verdächtig macht! Sie verstehen worauf ich hinaus will?!“ „Jemand hat gezielt Harus Auto von seiner Wohnung zerkratzt um ihn einzuschüchtern!“, hörte ich mich selbst und schob die Tür auf um in die Wohnküche zu kommen. Haru saß auf dem Sofa, während ein groß gewachsener Mann nicht unweit von ihm stand und ein Notizbuch in der Hand hielt. Die Blauen fast schwarzen Haare waren ordentlich nach hinten gekämmt und er schaute über dem Rand seiner Brille zu mir rüber. Ich konnte geradezu fühlen wie der Blick mich musterte. Konnte sehen wie Haru leicht bleich wurde und nach einer Ausrede in seinem Kopf suchte. Gerade als ich was sagen wollte rauschte die Toilettenspülung. War noch wer hier??? „Ist das...“, wollte der Unbekannte sagen und zeigte mit dem Kugelschreiber auf mich, als die Tür vom Bad aufging und sich jemand Blondes dazu gesellte. „Vielen Dank das ich Ihr Bad nutzen durfte.“, bedankte er sich. „Ich hab zu danken das Sie so schnell hier sein konnten Inspektor Minami.“, gab Haru von sich. „Huch wo kommt den der junge Mann her?“, gab der Inspektor von sich und schaute zu mir rüber. „Das ist...“ „Ich bin Harumas Bruder!“, ging ich dazwischen. Der Brillenträger runzelte die Stirn. „Laut Unterlagen, hat Herr Endo keinen Bruder.“, bemerkte dieser. „Yui...“, hörte ich Haru leise keuchen. „Nicht im Verwandtschaftlichen Sinne! Es ist schwer zu erklären!“, seufzte ich. „Er passt auf mich auf und hilft mir. Ohne ihn würde ich auf der Straße sitzen. Ein Lehrer mit Leib und Seele!“, log ich das blaue vom Himmel. Der Inspektor lachte. „Solche Menschen hat das Land viel zu wenig.“, seufzte er anschließend. „Er hat nicht gesehen wer es gewesen sein könnte?“, fragte der Große und ich schüttelte den Kopf, ignorierte dabei das er über mich aber nicht mit mir sprach. „Asano, haben Sie soweit alles?“, fragte der Blonde Inspektor welcher, jetzt da er neben dem Anderen stand, deutlich kleiner war. „Ich brauche die Personalien von ihm!“, seufzte der Blauhaarige und ich biss mir auf die Lippe. „Ein anderes mal! Sobald wir am Revier sind, werden wir im Dienstplan veranlassen müssen das regelmäßig eine zivile Streife hier patrouilliert. Die Chance das es sich am Internat wiederholt ist extrem gering. Dazu müsste derjenige auf das Gelände kommen.“ „Umgekehrt würde das heißen dass der Täter dann auf dem Internat ist.“, ergänzte Asano. „Richtig!“, stimmte Minami zu. „So ließe es sich deutlich einschränken. Aber jetzt lass uns gehen! Es gibt viel zu tun. Sato hat mir vorhin eine Nachricht zukommen lassen. Die Menschheit scheint das gute Wetter aufs Hirn zu schlagen...“, seufzte der Inspektor. Schnell bedankte sich Haru und verabschiedete sich. Ich erwiderte den Handgruß den ich bekam und sah dabei zu wie sich die Wohnung wieder leerte und Haruma erleichtert die Tür schloss. „Das war Haarscharf!“, keuchte der Schwarzhaarige. „Warum bist du nicht im Schlafzimmer geblieben!!!“, knurrte Haru. Allerdings konnte ich es mir selbst nicht erklären und zuckte mit den Schulter. „Keine Ahnung. Hab nicht darüber nachgedacht. Aber ich muss sagen dass das , was von dem Kerl kam, Sinn macht!“, murmelte ich und dachte noch einmal drüber nach. „Du meinst Präsident Asano?!“. Ich schaute verwirrt zu Haruma rüber. „Steht ein Präsident nicht über einen Inspektor?!?!“, fragte ich skeptisch. Aufgrund des Umgangs untereinander hatte ich eine andere Hierarchie erwartet. „Hinterfrage es nicht... Ich versteh es auch nicht.“, seufzte er, wand sich wieder zum Sofa und ließ sich darauf fallen. Kurz schaute ich auf die Uhr. Ich hatte mal wieder den halben Tag verschlafen. Enttäuschung machte sich breit. Allerdings fühlt ich mich jetzt zumindest besser als am Vortag. „Du solltest mehr darüber nachdenken was du tust!“, murrte Haru und ich setzte mich neben ihn. „Hätte ich das getan ,wären wir nie zusammen gekommen.“, gab ich als Antwort und sah ihn leicht schlucken. Ein bedrückendes Schweigen setzte ein, was sich gefühlt in die Länge zog. Ich ließ mich gegen die Lehne des Sofas sinken und seufzte. Mein Magen gab ein Quietschen von sich, was durch die Stille, immens laut war. Ich legte verlegen die Hände drauf und fühlte wie der Schwarzhaarige vom Sofa aufstand. „Ich mach dann mal Mittagessen. Hilfst du mir?“, fragte er sachte und ich setzte mich auf. H Viel hatten wir nicht mehr miteinander gesprochen. Nach dem Essen, hatte Yuichiro sein Zeug zusammen gesucht und ich hatte ihn in die Nähe des Schulgeländes gebracht. Wieder einmal war ich total überfordert gewesen mit dieser Aktion die mein Liebster brachte. Er kam einfach so aus dem Schlafzimmer, wohlwissend das er Minderjährig ist und es falsch her rüberkommen könnte. Nun um ehrlich zu sein, hatte ich Angst das man genau das sah, was wir auch waren - nämlich ein Paar. “Bekomm ich wenigstens noch einen Abschiedskuss?”, fragte Yui nun ein wenig zickig und ich bemühte mich um ein Lächeln. Als ich meinen Mund spitzte knurrte es neben mir nur : “Ach vergiss es!” und die Beifahrertür wurde zugeschlagen. “Was ist denn jetzt schon wieder?”, rollte ich mit den Augen, legte für einen kurzen Moment meinen Kopf auf das Lenkrad und seufzte. “Wie du meinst Yui!”, murmelte ich und startete den Wagen. Ich dachte auf der Rückfahrt darüber nach, wieso er jetzt schon wieder so nervig war! Ich hatte ihm deutlich gesagt das er sich aus meiner Angelegenheit heraushalten sollte, dass ich nicht wollte das er eine Waffe mit sich trug! Elektroschocker hin oder her! Aber ich machte mir etwas vor, wenn ich im Glauben war dem Jungen sagen zu können was er tun und lassen soll. Während der Fahrt, blieb ich immer mal wieder an den Ampeln stehen oder den gefühlt tausenden von Zebrastreifen. Das Klingeln in meiner Hosentasche ließ mich am Steuer, dennoch das Handy hervor ziehen und drauf schauen. “Hideki?”, fragte ich als ich das Gespräch annahm ,denn es war sehr ungewöhnlich das er Sonntagabends anrief. Er nutzte schließlich wie ich , jede freie Minute mit seiner kostbaren Liebe. “Ich wollte fragen ob du Bock auf einen Drink hast? Ich könnte in zehn Minuten da sein!”, hörte er sich in Feierlaune an. “Ja klingt gut. Ich brauch aber noch etwas. Gerade eben habe ich Yui abgesetzt und bin somit auf dem Rückweg. Heute war echt ein beschissener Tag! Bestell doch einfach schon einmal einen Drink für mich mit. In Ordnung?”, fragte ich und ein gröhlender Ton als Zustimmung kam durchs Telefon. Ich legte auf, fuhr weiter und freute mich darauf gleich etwas den Kopf baumeln zu lassen und mich bei Hide aus zu kotzen. Vielleicht wusste er ja , was ich schon wieder falsch gemacht hatte. Die Ampel sprang auf rot und ich begann zu bremsen. Nur schlecht kam ich zum Stehen und hatte schon die Befürchtung, meine Füße nicht mehr unter Kontrolle zu haben. Kopfschüttelnd versuchte ich die Konzentration aufrecht zu erhalten. Es war schließlich nicht mehr weit bis nach Hause. In meinem Kopf drehte sich alles darum, was passiert wäre wenn man mich direkt verhaftet hätte wegen Missbrauch an Minderjährigen. Das Gesetz war erbarmungslos ob es sich um Liebe handelte oder nicht. Die Ampel an der gut befahrenen Kreuzung sprang auf orange und ich begann zu bremsen. Der Wagen wurde nicht langsamer. “Was?”, zischte ich und trat den Fuß durch. Ich berührte schon den Boden mit dem Pedal und dennoch tat sich nichts! Panik stieg in mir auf, wieso funktionierten die Bremsen nicht! Vor mir war zwar kein Auto, aber ich konnte mir die Wahrscheinlichkeit ausrechnen, mit welchen Glück ich es auf die andere Straßenseite schaffen würde, wenn die Autos von Links und Rechts gerade losfuhren. Mit einer Geschwindigkeit von ungefähr fünfzig Stunden pro Kilometer raste ich auf die befahrene Kreuzung zu, auf diese hinauf und so musste es passieren das der LKW von links meine Autoschnauze erwischte, ich auf die rechte Bahn rutschte und erneut erfasst wurde. Ich schloss die Augen, schrie vor lauter Angst und spürte nur noch den Schmerz der sich in mein Gesicht schnitt und der dumpfe Schlag auf meine Brust. Dann war die Lampe aus. *** “Hallo? Mister! Können Sie mich hören!” Das Klingeln in meinen Ohren ,ließ die Worte der jungen Frau die irgendwie auf dem Kopf stand, nur leise zu mir durchdringen. “Sie hatten einen Unfall! Der Rettungswagen ist unterwegs!”, sagte sie entsetzt und nun verstand ich langsam was hier los was. Ich war der, der auf dem Kopf stand. Mein Gewicht zog sich tiefer, weshalb ich mit großer Mühe den Gurt öffnete und dann zu Boden krachte. Überall um mich herum waren die Scherben der Windschutzscheibe verstreut die sich munter in mein Fleisch schnitten. Der Airbag war zerplatzt, mein Bein gequetscht und schmerzte so sehr, wie ich noch nie einen Schmerz gefühlt hatte. Wo war mein Handy? Zögernd tastete ich im dunkeln durch das Auto, zerschnitt mir die Hände noch schlimmer und bekam dann das Telefon zugreifen. Ich wählte Yuis Nummer, ich wollte sagen wie sehr ich ihn liebte und das es mir leid tat! Doch als die Mailbox an sprang, verlor ich das Bewusstsein. *** “Ich kann das nicht mehr Haru! Du schließt mich aus deinem Leben aus. Ständig diese Geheimnisse, deine Angst, deine Panik! Das tut mir nicht gut! Ich bin jung und habe eine aufrichtige Beziehung verdient!”, schrie mich Yuichiro an und warf mir den Schlüssel vor die Füße. “Yui lass uns doch nochmal darüber reden! Es tut mir leid!”, Die Szene wechselte und der Schläger der mich damals missbraucht hatte tauchte auf. “Das sollte dir auch leid tun! Du bist eine Witzfigur die niemand braucht. Wir hätten dich einfach schon viel früher umbringen sollen, als wir die Gelegenheit dazu hatten. Wir hätten uns die Arbeit mit deinem Auto sparen können!”. Yui sah den Kerl an, zeigte auf den Finger mit ihm und meinte : “Siehst du! DU hättest nur was tun müssen! Dann wäre diese Ratte im Knast gelandet!”. Ehe Yui seinen Elektroschocker ziehen konnte, rammte der Kerl ihm ein Messer in den Bauch. “Neiiiiin!”, schrie ich, wollte mich bewegen auf Yuichiro zurennen, doch ich lag plötzlich auf dem Boden, Blut überströmt. Ich kroch mit meiner letzten Kraft zu dem jungen Mann den ich liebte und als meine Fingerspitzen Yuis Haare berührten, begann ich zu krampen. “Mehr Volt! Alle vom Tisch weg!”, schrie es in meinem Kopf und ich krampfte erneut. Der Schmerz durchzog mich bis zu den Zehen. “Hängt die nächste Bluteinheit dran! Schneller! Der Mann verblutet uns hier noch! Die Scherbe hat die Aorta im Bein getroffen! Los jetzt! Uns rennt die Zeit davon!”. In meinen Gedanken schmunzelnd, dachte ich an Hideki der mir jetzt bestimmt erklären würde, was passierte. *** “Heute um ungefähr 21 Uhr gab es einen schlimmen Verkehrsunfall . Der PKW Fahrer raste mit erhöhtem Tempo auf eine Kreuzung zu und wurde zuerst von einem Schwerlasttransporter erwischt, bevor er auf der Gegenfahrbahn für weitere Zusammenstöße sorgte. Der Unfallverursacher erlitt einen Totalschaden, wie einige andere auch, die mit dem Wagen kollidierte. Der Fahrer konnte lebend aus dem Wagen geborgen werden, schwebt aktuell jedoch noch in Lebensgefahr. Ebenso kamen zwei weitere beteiligte Fahrer mit leicht bis mittelschwer verletzt davon. Die Polizei geht dem Grund nach, Trunkenheit am Steuer oder technische Komplikationen des Fahrzeuges können dabei bislang nicht ausgeschlossen werden. Das war Hina Sijni und nun zum Wetter”. Y „Das führte zu dem großen Ōnin-Krieg welcher fast 10 jahre ab 1467 andauerte...“ Kratzend ging mein Kugelschreiber über das Papier und ich presste genervt die Lippen zusammen, hörte dabei weniger dem zu was Herr Kashima sagte und war damit beschäftigt ,wild Striche und Linien zu ziehen. Haru hatte sich seit gestern Abend , bis auf das verpasste Mal ,nicht mehr gemeldet und ich ihm auch nicht mehr geschrieben. Ich war ziemlich angepisst gewesen und jetzt in der fünften Stunde, war ich es immer noch. Das Schlimme war, je mehr ich nachdachte was überhaupt das Problem war, desto mehr musste ich feststellen das es eigentlich keins gab und das macht mich umso mehr sauer. Auf die Situation, Haru und vor allem auf mich selbst. Ein Klopfen ließ Kashima in seiner recht langweiligen Rede unterbrechen. Die Tür des Klassenzimmers ging auf und Nowak stand im Türrahmen. Sein Blick ging durch den Raum, er wirkte recht blass und angespannt. Sein Hemd war ziemlich zerknittert und als er mich scheinbar gefunden hatte, denn seinen Augen blieben bei mir stehen, setzte er an etwas zu sagen. „Kashima, ich müsste mir Suwa kurz ausborgen. Ich bringe ihn so schnell wie möglich zurück!“, murrte der Brünette und nickte das ich kommen sollte. Ich stöhnte ein wenig und begann damit meine Sachen zusammen zu packen ,als der Kunstlehrer knurrte das ich alles da lassen sollte. Ein paar Schüler murmelten leise was und zischten sich Worte zu, als ich zur Tür ging. Kashima setzte unbeirrt seinen Unterricht fort. „Was?!“, zischte ich genervt. „Alleine für den Ton müsste man dir zwei Stunden nachsitzen aufbrummen!“,entgegnete Nowak. „Warum tu ich mir den Scheiß eigentlich an?!!“, zischte er und ich rümpfte die Nase. „Keine Ahnung! Wenn es um Ayumi geht....“ „Nein! Tut es nicht und jetzt halt deine vorlaute Klappe mal!“, fauchte Nowak und ging sich nervös mit der Hand unter die Brille und rieb sich die Augen. „Haru hat dich gestern Abend zum Internat gebracht oder?“ „Ja, wieso?!“, knurrte ich ungehalten. Kurz schien der Lehrer darüber nachzudenken. Das Ganze brachte mich auf die Palme, was wohl daran lag , dass ich auch so schon gereizt war. Gerade als ich zu einer schnippischen Schimpftirade ansetzten wollte, begann er leise und sehr ruhig zu reden. „Nachdem Haru dich weggebracht hat, hatten wir noch telefoniert. Kurz darauf muss der Unfall passiert sein.“, wirkte er ein wenig nachdenklich. „Unfall?! Welcher Unfall?!“, fragte ich hektisch und packte Nowak beim Kragen. „Ich weiß selber nicht all zu viel. Aber der Wagen muss sich wohl überschlagen haben! Es war in den Nachrichten.“, knirschte er. „Geht... geht es ihm gut!?“, brach es aus mir hervor. Aber Nowak schüttelte ein wenig den Kopf und mir lief es eisig den Rücken hinab. Meine Hände fingen an zu zittern. Was auch der Mann, den ich immer noch festhielt zu spüren bekam. „Wenn man dem in den Nachrichten glauben schenken kann, fehlte nicht mehr viel...“ Hektisch nahm ich meine Hände weg, suchte in meiner Hosentasche nach dem Handy und begann darauf herum zu tippen. Suchte eine Nachrichten-Seite heraus und tatsächlich ,war unter den ersten drei Artikeln wobei das Titelbild mich erstarren ließ. Das verbeulte Etwas, was einmal eine Auto gewesen sein musste, lag mit der Radachse nach oben und dem eingedrückten Dach nach unten . Auf dem mit Splittern und Flüssigkeit- bedeckten Boden. Den Grau/Blauen Metallic-Lack welcher nun verkehrt herum noch immer das zackig eingeritzte Muster hatte, hätte ich unter Hunderten wiedererkannt. Meine Gedanken schrien das es nicht wahr sein konnte. Meine Augen zeigten mir aber was anderes. „Wie...“, wollte ich zur Frage ansetzten und begann panisch zu lesen. „Er ist wohl bei Rot auf eine Kreuzung gefahren....“, weiter hörte ich diesem Möchtegern Arzt nicht zu. Mein Kopf war mehr damit beschäftigt das zu erfassen was dort stand. „... Vorsatz... unklar... Was soll das heißen? Glauben die Haru wollte sich umbringen?!?“, hörte ich meine Stimme selber so schrill und panisch. Inzwischen war es mehr noch als meine Hände die zitterten. „Keine Ahnung! Verdammt! Ich weiß jetzt gerade genauso viel wie ich und in Nachhinein bereue ich es dir gesagt zu haben!“, keifte er mich an, als ich mich auch schon von ihm weg drehte und den Gang hinunter lief. Er schrie mir nach wo ich hin wolle. „Zur Klinik!“, zischte ich und hörte wie er mir nachlief. Grob packte er mich am Arm, aber ich riss mich wieder los. „Du weißt doch gar nicht wo er liegt!“, schnauzte er. „Außerdem werden sie dich wohl kaum zu ihm lassen!“ ich öffnete erneut den Bildschirm, zog mit zwei Finger einen Abschnitt größer und hielt Hide das Display direkt vor das Gesicht. Sehr klein war ein Teil eines Krankenwagen zu sehen ,die Hälfte der Kliniklogos war nur zu sehen aber es reicht um raus zu bekommen welche es war. Zog das Smartphone wieder weg und stopfte es in die Tasche, als meine Beine sich erneut in Bewegung setzten. „Yuichiro! Scheiße noch eins!“, schimpfte der Lockenkopf. Jedoch stellte sich alles in mir auf Autopilot. Ich musste zu Haru! Ich wollte ihn sehen! Ihm musste es gut gehen! An nichts anderes konnte ich denken. Wieder ein reißen an meinem Arm, allerdings ließ sich Nowak dieses mal nicht so einfach abschütteln. „Du dummer Junge! Hörst du mir überhaupt zu! Sie werden dich nicht zu ihm lassen. Geschweige denn dir irgendwelche Informationen geben!!!“, schnauzte er mich an. Heiß pochte mir das Blut in den Ohren. Ich wusste das er Recht hatte, aber ich wollte es nicht wissen! Zog erneut an meinen Arm. Vergebens. „Lass los!“, knurrte ich. „Yuichiro!“ Wie ein Schraubstock hielt der Arzt mich fest. „Du bleibst hier! Geh auf dein Zimmer oder mach sonst was! Aber du wirst nicht da hingehen! Reite ihn nicht noch mehr in Schwierigkeiten!“, knurrte er. Ich wollte gerade zu einem Schwall an Beschimpfungen ansetzten, als ein lautes Klatschen durch den Gang halte. Geschockt fasste ich an mein Gesicht, an meine Wange welche schlagartig brannte und heiß begann zu glühen. „Du willst Erwachsen behandelt werden?! Dann benimm dich auch so und denk darüber nach was du tust! Du kannst nichts machen, außer ein Stoßgebet aussprechen! Alles andere könnte dafür sorgen das es nur noch schlimmer wird!“, hörte ich seine Stimme sehr dumpf und sah ihn aber nicht an. Lies die Schultern sinken und fühlte wie sich sein Griff lockerte. „Ich weiß nicht was ich machen soll, sollte er...“, ich konnte es nicht über die Lippen bringen. Schluckte schwer und versuchte nicht die Fassung zu verlieren. „Geh erst mal auf dein Zimmer!“, schnaufte er, ließ los und sagte noch das er mich krank melden würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)