Schulfieber III von Karokitty (Fortsetzung aus I und II) ================================================================================ Kapitel 9: Part 4 Nezumi & Nowak - Abschnitt 4 ---------------------------------------------- A Das Wochenende verflog gerade zu und je näher der Sonntag rückte desto mehr konnte ich einfach nicht mehr verdrängen das ich bald wieder zum Internat musst. Schließlich konnte ich mich nicht ewig bei Hide verkriechen. Aber was würde ich sagen?! Was würden die anderen fragen?! Und wie konnte ich Jinbai aus dem weg gehen?!? Eine Begegnung war geradezu unausweichlich! Auch wenn ich für die Anderen meiner klasse regelrecht bisher nicht existent gewesen war, hieß das nicht das ich wirklich unsichtbar war! Alleine der Gedanke bereitete mir panische Angst. Würde Jinbai da weiter machen wo er aufgehört hatte oder alles sogar noch schlimmer werden? Hatte er den anderen alles erzählt?!? „Ayumi? Ich hab gefragt ob du auch ein Eis willst.“, seufzte Hide und ich hatte überhaupt nicht bemerkt das das sein Gesicht recht direkt vor meinem war. Ich wich ein wenig erschrocken zurück. „Ich... Ja. Gerne.“, gab ich zögerlich von mir und bemerkte erst jetzt das wir neben einem kleinen Eisladen standen. Ich hatte beim Spazieren durch den Park in meinen Gedanken alles um mich herum abgestellt. Hide hatte mich überredet, weil ihm Zuhause so langsam die Decke auf den Kopf viel. Zumal ich eine Pause von dem Engen Körperkontakt erleichternd empfand. „Himbeere oder lieber Zitrone?“, fragte Hide und ich wollte letzteres. Sicherlich viel ihm auch auf das ich immer nervöser wurde, hinterfragte es aber nicht weil er seinen eigenen Gedanken nach hing. Immer mal wider schaute er auf sein Telefon als würde er auf etwas warten. „Einmal Crasheis mit Zitronen Sirup für meinen Liebsten.“, grinste er und reichte mir die Papiertüte. Ich erwiderte ein zaghaftes lächeln. „Machst du dir sorgen wegen morgen?“ Ein nicken von mir. „Ich kann dich verstehen. Aber dir wird nichts passieren. Yuudai wird sich von dir anhören was passiert ist und es sprechen damit zwei stimmen gegen eine. Was auch immer Jinbai erzählt hat, es hat damit keinerlei Wirkung. Und dich trifft bei alldem keine Schuld! Du bist das Opfer nicht er!“, redete er auf mich sehr leise ein, da gerade eine Pärchen an uns vorbei geschlendert. Eher lustlos löffelte ich an dem Eis. Auch wenn es sicherlich lecker war, war mir eigentlich nicht danach. „Davor hab ich weniger Angst.“, murmelte ich leise. „Nach dem was passiert ist, wird dir Yui nicht mehr von der Seite weichen. So sollte dir mit Sicherheit nichts mehr passieren und wenn doch, werde ich ihm die Hölle heiß machen.“ Das sagte sich alles so einfach... *** Über den Haupteingang beim Pförtner setzte ich den ersten Schritt auf das Gelände. Das Herzrassen und der kalte Schweiß der sich auf meiner Stirn sammelte waren mehr als nur ein deutliches Zeichen von Unbehagen. „Du dir geht es wirklich gut kleiner?“, fragte der Pförtner hinter mir und ich nickte noch einmal. Ich konnte fühlen wie Hide mich beobachtete. Aus einiger Entfernung zwar aber er registrierte jede Bewegung mir und meiner Umgebung, bis ich hinter der Mauer verschwand. Ich hatte das Gefühl das wirklich jeder Schüler den ich traf mich anstarrte. Auch wenn dem nicht wirklich so war. Das ganze hier war für mich stress. Und das war erste die Spitze des Eisberges! „Warum hast du nichts gesagt? Ich hätte dich beim Tür eingesammelt.“, seufzte Yuichi und bemerkte recht schnell wie bleich und verkrampft ich war, als er mir im Gang zu dem Zimmer entgegen kam. „Vergessen.“, gab ich von mir und drückte mich bei Seite um einen Klassenkameraden vorbei zu lassen. „Verdammt Honda! Mach dich nicht so breit!“, fauchte ihn Yuichi an, worauf der angesprochene ihm nur den Mittelfinger Zeigte. Im Zimmer atmete ich erleichtert aus. „Du siehst schlecht aus.“, bemerkte Yui sehr direkt. „Ich fühle mich auch gerade so wie ich aussehe.“ „Wie ein halbverhungertes überfahrenes Eichhörnchen?“ Mein Kopf wand sich zu Yui. „Sollte nicht so gemein klingen...“, entschuldigte er sich schnell. „Es gibt hundert orte an denen ich jetzt lieber wäre als diesen hier.“, seufzte ich und musste mir gedanklich eingestehen das ich gar nicht so viele kannte, aber sicherlich war es jetzt überall, außer vielleicht bei meinen Eltern, besser als hier. Yui nickte verstehend, nahm eine Tüte vom Schreibtisch und kippte zwischen den Futons aus. „Hab ein bisschen eingekauft. Wahrscheinlich werden wir wegen dem vielen Zucker die nächsten Tage nicht mehr schlafen können, aber vielleicht fühlst du dich dann besser.“, murmelte er und ich besah mir den mix aus Chips, süßem Gebäck, Schockriegeln und Fruchtgummi an. „Danke.“, lächelte ich angestrengt. Kurze zeit später war mir schlecht von dem vielen zeug, allerdings fühlte ich mich ziemlich zufrieden. „Ich hab mich immer mal wieder umgehört. So weit ich es beurteilen kann, hat keiner so recht was mitbekommen. Von Jinbai fehlt auch jede Spur. Ich denke mal das er über das Wochenende bei seinen Eltern sein wird. Dieses feige kleine Wiesel!“, knurrte Yuichi und lag rücklings auf seiner Matte. „Wenn er auf der Rückfahrt verunglücken würde, würde ich ihm keine Träne nach weinen.“, gab ich Tonlos von mir, dabei starrte ich auf meine Hände und knetete auf dem Daumen herum. Ich konnte den Blick des Blonden auf mir spüren und mir wurde bewusst wie schrecklich das war was ich gesagt hatte. „Ich... Denk jetzt bitte nicht schlecht von mir...“, bettelte ich. Yui fing an zu lachen. „Du bist der letzte auf diesem Gelände der das nicht denken darf! Es würde dir keiner einen Vorwurf machen.“, grinste er und meinte das er selber noch versucht hatte der Kerl noch einmal für ein Gespräch in die Finger zu bekommen. *** Bereits aus der ferne konnte ich Kashima an der Kantinen Tür stehen sehen und musste leicht schlucken. Er brauchte gar nichts sagen, den ich folgte ihm ohne das er auch nur den Mund aufmachte. Je dichter das Büro kam desto mehr spannte sich alles an mir an. In meinem Kopf klammerte ich mich an die Worte von Hide. „Sei einfach ehrlich und erzähl alles!“ Das sagte sich so einfach... Im Büro saß der direktor bereits an seinem Tisch, sah mich kurz an, zog anschließend ein paar Unterlagen aus seiner Schublade und nahm seine Tasse zur Hand. Für einen kurzen Moment war es erdrückend still, bis Yuudai das Wort ergriff. „Ayumi Nezumi... was machen wir nur mit dir...“, seufzte er und ich musste ein wenig schlucken. „Du weißt warum du hier bist?“ Ich nickte. „Gut! Ich möchte das du weißt das wir alles was wir hier besprechen werden, von mir vertraulich behandelt wird. Mir ist zu Ohren gekommen das einige sehr unschöne Dinge passiert sind.“, sagte er sehr Einfühlsam, was mich gefühlt noch nervöser machte. Vielleicht lag es auch an was anderem. Mein Kopf war gerade förmlich am explodieren. „Ich möchte dazu deine Aussage über die Ereignisse haben.“, forderte der große Mann sehr ruhig und ich nickte abermals. Schluckte kurz und musste mich räuspern, da ich das Gefühl hatte meine Stimme wäre mit Teer verklebt. Anschließend erzählte ich alles. Ging dabei nicht zu sehr ins Detail schämte mich so unsagbar. Juudai hörte sich alles an, unterbrach mich nicht oder stellte zu zusätzliche fragen. Zum ende hin fühlte ich mich ein wenig erleichtert... H Wie ein Tiger im Käfig lief ich auf und ab in meinem kleinen Behandlungszimmer. Ich wusste das Ayumi gerade dem Kreuzverhör von Yuudai ausgeliefert war. Als es an meiner Tür klopfte steckte mein Kopf so voller Hoffnung das mein Freund durch diese kommen würde. “Hide?!”, hörte ich zögerlich und Haruma steckte seinen Kopf durch den Spalt der Tür. “Was ist los?”, fragte ich immer noch aufgebracht und kaute an meinem Daumennagel herum. “Das sollte ich lieber dich fragen! Du siehst aus als würdest du jeden Moment einen Herzinfarkt erleiden”, murmelte Haru unsicher und kam hinein. “Mich macht das alles langsam wahnsinnig”, lächelte ich ihn matt an und ließ mich nun auf meinen Stuhl fallen. “Weshalb ich hier bin. Hat Yuichiro sich irgendwie bei dir krank gemeldet?”, fragte er und ich schüttelte den Kopf. “Der Knirps weiß das ich ihm schon aus Prinzip keine Krankmeldung gebe. Wir werden in diesem Leben einfach keine Freunde mehr”, schmunzelte ich und musste daran denken wie er mal in meinem Krankenzimmer saß und Bauchschmerzen angab nur um früher ins Wochenende zu können. Abends traf ich ihn dann zum ersten mal als Aki im Sometimes. Ab da gingen meine Probleme in diesem Leben los! Wobei, sie begannen auch schon viel früher wenn ich ehrlich war. “Yuichiro ist nicht zum Unterricht erschienen und allgemein geht er mir irgendwie seit ein paar Tagen aus dem Weg. Ich glaube ich hab es versaut”, murmelte er und ich schnalzte laut mit der Zunge. “Meine Güte dein Bengel ist taffer als wir alle zusammen. Sei ein Mann, geh an seiner Tür klopfen, vögel ihn ins Universum und sag ihm das es dir leid tut. Was immer du auch angestellt hast”, knurrte ich und Haru sah mich entgeistert an. Er lachte und nickte. “Vielleicht hast du ja Recht und ich mache mir ganz umsonst Sorgen”, begann er nun als es erneut an meiner Tür klopfte. “Endo, Post für sie!”, zischte Kashima der wohl nur ungern den Laufburschen für meinen Kumpel spielte. “Nowak, der Direktor möchte Sie sehen!”, gab er eher genervt von sich und ich folgte ohne weiteres. Haru ließ ich für den Moment zurück. War ja nicht so als hätte der Mathelehrer nicht noch Unterricht zu geben. Im Büro saß immer noch Ayumi der sich zu einem Lächeln bemühte als er mich sah. “Sie wünschen?!”, wendete ich mich an Yuudai und versuchte meine Gefühle und meine Freude Ayumi entspannt zu sehen etwas herunter zu schrauben. “Folgendes : Ich bin mir durchaus sicher das Herr Nezumi die Wahrheit sagt. Ich kenne ja deine Schilderung dazu gründlich. Allerdings will mir nicht in den Kopf, wieso ein fast 15 Jähriger nun nicht mehr auffindbar ist obwohl es Aussage gegen Aussage steht. Sai Jinbai ist nicht in seinem Zimmer, wurde nicht im Unterricht gesehen und ist auch nicht zu Hause bei seinen Eltern. Diese haben mir zwar versichert das ihr Bengel schon mal häufiger abhanden kommt und wieder auftaucht. Sie sorgen sich kein bisschen!”, brummte der Koloss vor mir etwas fassungslos und ich nickte ihm verständnisvoll zu. “Ich weiß nicht was es soll. Ayumi hat mit der Sache nichts zu tun, dass kann ich bezeugen!”, begann ich meinem Kleinen ein Alibi zu geben, wobei ich genau wusste wo Sai war. Nämlich in den Händen eines kranken Psychopathen. Mein Gewissen plagte mich schließlich zutiefst damit. “Wir werden heute noch die Polizei einschalten und ihn suchen. Danach wird es eine Gegenüberstellung geben und er kann sich zu den Vorkommnissen ebenfalls äußern”. Als ich dies hörte blieb mir beinahe die Luft zum Atmen weg. “Du willst mich doch verarschen oder?”, zischte ich und schlug mit der Faust auf seinen Schreibtisch. “Ayumi ist übersät mit Wunden, hat Albträume von allen möglichen Dingen die der Junge verlangt hat und du willst das er sich ihm gegenüber stellt und die ganze Scheiße erneut erläutert? Was versprichst du dir davon das er sich anhören muss, wie ihn jemand als Lügner darstellt?”. Ich wurde immer lauter und merkte wie erbost ich über die Tatsache von Yuudais Gerechtigskeitssinn war. Kashima kam einen Schritt näher auf mich zu, doch Yuudai hob die Hand um ihn stehen zu lassen. “Wir machen es auf die faire Art und Weise Hideki! DU kennst mich lange genug um zu wissen das ich die ganze Wahrheit will und nun geh!”, fixierte er mich mit seinen Augen und ich bekam eine Gänsehaut Das war noch nicht zu Ende! “Nein. Ayumi wird nichts mehr machen was ihn körperlich oder psychisch schadet. Das kannst du von ihm nicht verlangen!”, meinte ich und lehnte mich über den Schreibtisch. “Hideki vergiss nicht mit wem du sprichst!”, drohte er mir. “Ja und du vergiss nicht das es mir scheiß egal!”, erwiderte ich als sich eine Hand auf meinen Rücken legte. “Hör auf. Ich verstehe den Herrn Direktor und es ist in Ordnung”. Die ruhige Stimme von Ayumi beruhigte mich ein wenig auch wenn ich es nicht gut hieß. “Es ist aber nicht gerecht sondern einfach nur seine Absicherung das es Aussage gegen Aussage gibt”, gab ich beinahe schon verzweifelt von mir. “Selbst wenn, dann ist das eben so. Ich werde mich dem stellen”, lächelte er gespielt und ich wusste das er die Situation einfach nur entschärfen wollte. Er hasste es wenn ich an die Decke ging und nicht mehr klar denken konnte. A Mit einem leisen murren richtete sich Hideki auf, schob sich die Haare aus dem Gesicht und die Brille zurecht. „Yuudai! Sollte das auch nur im Geringsten nach hinten los gehen...“, zischte der Mann. Aber der Direktor winkte ein wenig ab, was den Arzt dazu bracht sich mit einem schnauben abzuwenden. Kurz trafen trafen meine Bernstein Farben Augen auf seine Braunen und ich wusste was dachte ohne das er es aussprach. Dann verschwand er auch schon zur Tür. „Sie dürfen nun auch gehen Nezumi.“, seufzte der Direktor leicht brummend und rieb sich über die Stirn. Ein bisschen hektisch raffte ich mich auf, vergaß fast meine Tasche mit zu nehmen welche ich neben dem Stuhl abgestellt hatte und verließ den Raum. Mit schnellen schritten holte ich Hide ein. „Dieser Mistkerl!“, fauchte dieser nur und setzte fragte kurz wie es mir ging. „Verhältnismäßig eigentlich ganz gut.“ Kurz sah er mich verwundert an. Die frage: „Wie kann das sein, bei der Scheiße!“ stand ihm so laut im Gesicht geschrieben, dass man es aus 20 Meter Entfernung hätte sehen können. „Ich bin ein wenig erleichtert... Ich hatte Angst das Yuudai mir nicht glaubt und alles nur noch schlimmer würde.“, seufzte ich. „Aber er hat mir zugehört. Mich nicht einmal unterbrochen und erst zum Schluss ein paar fragen gestellt.“ „Welche?“ „Wann dies oder jenes genau war. Und ein paar andere Details.“, gab ich an und Hide bis sich auf die Lippe, lief jedoch weiter. Ich nutzte den Moment. „Hide!“, sagte ich leise aber doch bestimmt. „Bitte sag das du nichts mit dem verschwinden von diesem Jinbai zu tun hast?!“, forderte ich leise. Ich sah ihn dabei unterwandert an. Ich war mich nicht sicher ob ich ein leichtes zucken gesehen hatte. „Glaub mir wenn ich den Bengel zwischen die Finger bekommen hätte wäre er vor zwei Tagen bereits wieder aufgetaucht!“,murrte er und strich sich dabei durchs Gesicht. „Wo auch immer die Kröte ab geblieben ist, zu ihrem eigenem Wohl sollte sie lieber dort bleiben und nicht meinen weg Kreuzen. Sonst weiß ich nicht ob ich weiterhin Herr meiner Hände bin und diese sich nicht ohne mein Zutun um seinen kleinen schmierigen Hals legen.“, schnaubte er und nahm meinen entsetzten Blick wahr. Ich hatte schon davon gehört das Jinbai nach dem Vorfall nicht mehr groß gesehen worden war und ich hatte ihm alles mögliche schreckliche gewünscht. Was zwar mein recht war, dennoch tat man das nicht und ich hatte im Nachhinein ein schlechtes gewissen gehabt. „Bitte stell nicht schlimmes an!“, gab ich leicht blechern von mir. Der brünette strich mir über den Kopf. „Das letzte was ich möchte ist das du mich bei der Todes Zelle besuchen kommen musst um mich zu sehen... Glaub mir!“, sagte er jetzt sanfter und ich hoffte das es stimmte. *** Der Unterricht zog sich zäh wie Kaugummi und wie Hide es Prophezeit hatte folgte mir Yuichiro auf schritt und tritt. Zumindest soweit bis sich unsere wege trennten, da er in einen anderen Kurs musste als ich. Die Angst auf unangenehme fragen der Anderen schien auch recht unbegründet zu sein. Keiner hinterfragte wo ich gewesen war, allerdings bekam ich auch die selbe Beachtung wie sonst auch. „Nezumi. Schön dich zu sehen.“, lächelte Herr Endo und war gerade dabei die Rezepte auf den Kochinseln zu Verteilen. Außer mir war noch keiner da. Ich rang mir ein ehrliches lächeln ab. „Ich hatte schon die Befürchtung Hide würde dich nicht mehr aus seiner Hölle lassen.“, gluckste er so leise das nur ich es hören konnte. Ich konnte fühlen wie mir das Blut in die Wangen lief. „Ich kann nicht ewig dem Internat fern bleiben... wie soll das sonst mit dem Abschluss was werden.“, sagte ich mitleidig und schaute auf das Blatt. Gefüllte Teigtaschen mit Hühnchen. Das Rezept hatte ich schon ausprobiert... „Sie sind doch mit Hideki befreundet...“, sagte ich vorsichtig. „Ja, wir kennen uns schon eine Gefühlte ewigkeit.“, bestätigte der Lehrer und kontrollierte nun die Zutaten. Nervös guckte ich mich um, ob bereits die anderen kommen würden. Aber es sah nicht danach aus. „Ich habe die Befürchtung das er was dummes angestellt haben könnte...“, fing ich an. Endo sah von seiner Liste und schaute mir in die Augen. „Etwas dummes?“, fragte er und ich nickte. Sein recht erstanter Gesichtsausdruck wechselte in fröhliche. „Ich hatte eigentlich gehofft das du wegen irgendwelcher Fremdgeh Befürchtungen zu Yui gehen würdest. Ayumi. Hide liebt dich und...“, seufzte er aber ich unterbrach ihn. „Ich meine nicht so was! Sai Jinbai! Er ist verschwunden! Ich habe angst das Hideki damit was zu tun hat!“, sagte ich sehr ernst und das lächeln in Endos Gesicht epte ab. Das lachen einiger Schüler war zu hören und ich zog mich zu einer der Kochinseln zurück. Es war deutlich zu sehen das Endo sich mit der Information beschäftigte, jedoch schnell in den Unterrichts Modus um zwischte. H Mehrfach war ich bei Yuki am Telefon abgeblitzt. Entweder er ging nicht an dieses oder ignorierte mich mit Absicht. Das Einzige was ich gesagt bekam war, dass es dem Blondschopf gut ging und er bald wieder auftauchen würde. Was hatte dieser gestörte Kerl nur getan? Ich hätte es viel früher unterbinden müssen. Ich knurrte ziemlich viel vor mich hin, versuchte mich mit Arbeit abzulenken, denn diese blöde Studienfahrt musste weiter organisiert werden. Eine Sache für die ich aktuell so gar keinen Kopf für hatte. Alles nervte mich und am liebsten hätte ich mein Behandlungszimmer auseinander genommen und geschrien! Wieso musste alles so kompliziert sein? Ayumi würde ab heute Abend wieder im Internat bleiben, hieß aber auch ich war mit meinen Gedanken und Gefühlen so ziemlich alleine. Yuudai wusste nun das ich mich an meinem ehemaligen Minderjährigen zu schaffen gemacht hatte und das zwischen Ayumi und mir keine “Phase” war. Wie sollte ich damit umgehen? Wie würde mein Freund das verkraften? Wahrscheinlich wird er in eine Schockstarre verfallen oder hochrot an laufen, jedes Mal wenn er auch nur in Yuudais Nähe käm. So viel kreiste in meiner Birne herum. Kurz entschlossen, machte ich einfach Feierabend. Würde sich schon niemand in den letzten 10 Minuten den Hals brechen. Wenn doch, würde ich eh nicht mehr helfen können. Mit meiner Tasche im Schlepptau machte ich mich auf den Weg nach Hause. Duschte, zog mich um und marschierte pünktlich zur Öffnungszeit ins Sometimes. Die Barhocker standen noch teilweise oben und auch Sergei war mit dem Auffüllen der Bar beschäftigt. “Ehm, was machst du denn hier Hideki? Es ist gerade mal früher Abend?”, fragte er verblüfft und ich knurrte das er seinen verdammten Job machen sollte. Am besten mit viel weniger Fragen! Genervt von mir, schob er mir einen Blue Lotus nach dem anderen zu und redete wirklich nicht mehr als nötig mit mir. Die Host waren mir egal, schließlich hatte ich Ayumi! Aber dieser Drink, lockte mich immer wieder in diese Gegend. Keine Ahnung wann es so gewesen war, aber ich meine nach dem elften oder zwölften Drink, war mir die Birne ausgegangen und ich schien eine gute Weile an der Bar gepennt zu haben. Als ich unangenehm wach gerüttelt wurde, bemerkte ich die Chipskrümel in meinem Gesicht. “Ja bitte?”, fragte ich schnippisch in die Richtung von der das Gerüttel kam und sah in Harus Augen. “Machst du hier Probleme?”, fragte er lächelnd und ich begann zu nicken. “Natürlich! Meine Lebensaufgabe. Weißt du doch”, zwinkerte ich ihm zu und er lachte. Er setzte sich einen Moment zu mir, bestellte ebenfalls etwas und fragte mich wieso ich hier so versacken würde. “Ich habe keinen blassen Schimmer”, brummte ich obwohl ich wusste wie gelogen es doch war. “Lass mich raten. Du hast vielleicht doch etwas mit Sais Abwesenheit zu tun?”, meinte er und traf damit dem Nagel auf den Kopf. Ich spielte den dummen, der von nichts eine Ahnung hatte. Gelingen würde mir das aber wohl eher nicht, denn er hatte seinen durch leuchtenden Blick drauf. “Erzähl keinen Unsinn. Klär mich auf!”, bat er nun und unter Schnauben und Seufzen, begann ich ihm alles zu erzählen. Vor allem die Tatsache das mein Chef von meinem Liebesverhältnis mit Ayumi in Kenntnis gesetzt wurde. Geschockt und überrascht zugleich, sah er mich an und konnte es wahrscheinlich selbst nicht fassen, was ich da gerade von mir gelassen hatte. “Wir müssen Sai suchen! Hide, was wenn er tot ist?!”, wurde mein bester Freund gerade panisch und ich winkte ab. “Eins muss ich dem Psycho lassen, wenn er ihn umgebracht hätte, hätte er es am Telefon auch gesagt. Er wird wieder auftauchen, mach dir keinen Kopf. Ich weiß nur nicht wie der Junge aussehen wird dann”, gab ich zu und war einfach selbst nicht stolz darauf. “Du hast es einfach so zugelassen?”, kam es nun vorwurfsvoll und ich stöhnte. “Ja. Ich weiß ich bin ein elendes Schwein. Aber das was er meinem Freund angetan hat, konnte ich nicht verzeihen. Ich habe versucht herauszubekommen wo er ist, ihn zu retten doch ich war einfach machtlos”, jammerte ich und ließ den Kopf wieder auf den Tresen sinken. “Komm, du pennst heute bei mir!”,gab er noch von sich und schien die Rechnung schon bezahlt zu haben, denn zwei der Host schoben sich links und rechts unter meine Arme und trugen mich quasi hinter Haru her. *** In seiner Wohnung lag ich nun auf dem Sofa, schrieb Ayumi noch eine kurze Mitteilung wo ich war und das er sich nicht sorgen sollte. Wie er damit wohl zurecht kam? “Komm endlich zur Ruhe, ich kann deine Gedanken förmlich bis ins Schlafzimmer hören!”, zischte Haru der kurz aufgestanden war um sich etwas zu trinken zu holen. “Du Haru, sag mal wie läuft es denn zwischen Yui und dir?”, lenkte ich nun von dem einen Thema ab und sah wie mein Freund mit den Schultern zuckte. “Ich habe keine Ahnung wo wir gerade stehen. Die Sache mit dem Kerl der noch herum rennt und die neue Wohnung macht es irgendwie kompliziert. Yui kann sich hier ein Zimmer aussuchen, will es aber nicht. Er hat die Befürchtung er könnte auffliegen das er nicht Volljährig ist und Aki heißt. Andererseits will er allen zeigen das wir ein Paar sind. Es ist einfach… ich weiß nicht”, meinte er und sah mich fragend an. Wenn er glaube das ich nun einen Ratschlag hätte oder eine Idee, na dann hatte er sich aber gewaltig geschnitten. “Was meinst du?”, hakte er nun nach und ich begann zu lachen. “Glaub mir, von mir solltest du dir wirklich keine Beziehungstipps holen”, schmunzelte ich und drehte mich auf die Seite. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)