BUCK ROGERS - 01 von ulimann644 (Am Morgen einer anderen Zeit) ================================================================================ Kapitel 2: Zeit des Erwachens ----------------------------- 2. Zeit des Erwachens Karzeka Gzan, Raumjagdpilot im Dienst der Armada des Draconianischen Reiches, rannte, gemeinsam mit seinen beiden Flügelpiloten, in den Steuerbord-Hangar der DRACONIA, dem Flaggschiff der Draconianischen Flotte. Erst vor wenigen Augenblicken hatte der Alarm, aus dem Kommandozentrum, sie in ihrem Bereitschaftsraum erreicht. Was mehr als ungewöhnlich war, denn sie befanden sich bereits innerhalb des Sol-Systems. Hier auf etwas zu stoßen, dass einen Alarm auslösen konnte, war mehr als unwahrscheinlich. Deshalb fragte sich der schwarzhaarige Jagdgruppen-Führer, während er auf seine Jagdmaschine zu hielt, was der Auslöser sein mochte. Anders, als viele seiner Kameraden trug er keinen Bart, wie es derzeit auf der Hauptwelt des Draconianischen Reiches, Draconia, nach der diese Sternenfestung benannt worden war, wieder einmal in Mode kam. Wartungstechniker erwarteten ihn bereits, öffneten das Cockpit der geflügelten, rostbraunen Maschine und halfen ihm beim Einsteigen. Ähnliche Szenen spielten sich bei den Jägern seiner beiden Kameraden ab. „Alarm! Alarm!“, quäkte die Stimme des Hangarleit-Offiziers der DRACONIA durch die weite Hangarhalle. „Feindschiff im Anflug. Alle Abschusskanäle für den Angriff auf das feindliche Raumschiff klarmachen!“ Erneut fragte sich Karzeka Gzan, was für eine Art von Feind es sein sollte, der es wagte, ein Kriegsschiff des Draconianischen Reiches anzugreifen. Noch dazu, wo die Terraner in dem Ruf standen, ihr eigenes Territorium konsequent zu verteidigen. Und dass die Terraner selbst es waren, die angriffen, glaubte Gzan nicht so recht. Die Luke seines Jägers wurde geschlossen und während Karzeka Gzan seine Instrumente kontrollierte sagte er sich, dass er es ohnehin bald erfahren würde. Auf ihren Gleitkufen schoben sich die drei bemannten Jagdbomber zu den Führungsschienen der Abschusskanäle. Das System der, mit energetischen Abstoßfeldern arbeitenden Gravo-Katapulte wurde aktiviert, wobei ein buntes Glühen der Abstoß-Ringfelder ihre Bereitschaft anzeigte. Die Ringfelder bauten sich, von der zweihundert Meter entfernten Abschuss-Öffnung aus nacheinander auf. Das bunte Glühen schien dabei durch den Kanal auf Gzan zu zu kommen. Als nach zwei Herzschlägen auch der letzte Ring aktiviert war, bauten sich drei Abstoßfelder um die Jagdbomber auf. Die drei Maschinen erfuhren eine signifikante Beschleunigung, von der die Piloten, dank der Andruckabsorber, nichts spürten. Gzan und seine beiden Flügelpiloten steuerten ihre Jagdbomber vom Mutterschiff fort und korrigierten den Kurs um mehrere Grad nach rechts, bis sie sich auf Kollisionskurs zu dem anfliegenden Raumschiff befanden. Es hatte bisher durch Abtastungen der Scanner-Systeme der DRACONIA nicht identifiziert werden können. Was Gzan mehr als verwunderlich fand, da die Militär-Datenbanken der Sternenfestung, von den Informatikern innerhalb der Besatzung, stets auf dem neuesten Stand gehalten wurden. Doch mit diesem Gedanken hielt sich Karzeka Gzan nur kurz auf. Sein Befehl, den er von Kane, dem Befehlshaber der DRACONIA, persönlich übermittelt bekommen hatte, lautete schlicht: Aufspüren und vernichten! Also aktivierte er die Zielscanner seiner Maschine. Dabei ahnte der Jagdgruppen-Führer, dass seine beiden Begleiter gegenwärtig dieselben Aktionen durchführten, wie er selbst. „Habe das Ziel aufgefasst!“, meldete sich der linke Flügelpilot von Gzan, in demselben Moment, als er selbst das fragliche Raumschiff ortete. In geschlossener Keilformation näherten sie sich dem unbekannten Raumschiff. Gzan erwiderte: „Bestätigt. Machen Sie Ihre Waffen klar. Sie fliegen am nächsten zu dem feindlichen Raumschiff.“ „Verstanden, ich greife an!“ Während sich die draconianischen Jagdbomber ihrem Ziel näherten, grübelte Karzeka Gzan darüber nach, warum das unbekannte Raumschiff so seltsam unregelmäßig flog. Außerdem bewegte es sich relativ langsam für ein konventionelles Raumschiff. Gzan bemerkte das behäbige Rollen der Maschine in demselben Moment, als sein Flügelpilot, mit seinen Laserkanonen, das Feuer eröffnete. Aus einem inneren Impuls heraus gab er die Anweisung: „Wartet! Irgendetwas stimmt nicht, mit diesem Raumschiff! Wir werden dieses Raumschiff umfliegen. Achtet dabei auf alles Ungewöhnliche.“ Die drei draconianischen Jagdbomber umkreisten in perfekter Formation das Raumschiff, als sie es erreichten. Gzan, der schon viele fremde Raumschiffe gesehen hatte, kam das Design dieses Objekts nicht vertraut vor. Es wirkte plump. Bei der zweiten Umkreisung erkannte Gzan, dass die Außenhaut des unbekannten Raumschiffs zahllose Einschläge von Mikrometeoriten aufwies. Offensichtlich verfügte es über keine modernen Prallschirme, wie es sie selbst an Bord seines Jagdbombers gab. Sie dienten dazu kleine, materielle Körper von Raumschiffen abzuweisen, damit die bei hohen Geschwindigkeiten keine Schäden anrichten konnten. Leider gab es gegen Waffenenergie keine solchen Schutzschilde. Endlich kam auch das Cockpit in Sicht, und für einen Moment konnte Karzeka Gzan erkennen, dass eine Eisschicht den reglos dasitzenden Piloten einhüllte. Er traf die Entscheidung, Kontakt zur DRACONIA aufzunehmen. Nachdem er die Lage geschildert hatte, wurde er um einen Moment Geduld gebeten. Schließlich war es Kane persönlich, der ihm neue Anweisungen gab. Karzeka Gzan gab sie an seine beiden Flügelpiloten weiter. „Fertigmachen zum Abschleppen. Feindliches Raumschiff in Kraftfeld hüllen und zur DRACONIA bringen.“ Gzan und seine beiden Begleiter hatten bereits öfter solche Manöver geübt. So dauerte es nicht lange, bis Gzan über dem Raumschiff und etwas nach vorne versetzt Position bezog, während seine Begleiter sich zu beiden Seiten etwas unterhalb positionierten. In Flugrichtung bildeten die drei Jagdbomber nun die Eckpunkte eines gleichseitigen Dreiecks, in dessen Mitte sich das fremde Raumschiff befand. Auf das Kommando das Jagdgruppen-Führers hin aktivierten die Piloten ihre Traktorstrahl-Projektoren und vektorisierten sie so, dass sich die Fluglage des Fremdschiffs stabilisierte. Grellgrün glühende Energieströme bildeten nun die Kanten des gedachten Dreiecks und ihre Zugwirkung sorgte dafür, dass sich das Fremde Raumschiff mitführen ließ. Da die Masse des fremden Raumschiffs nicht zu unterschätzen war, bewegte sich die Formation mit nur mäßiger Geschwindigkeit auf die DRACONIA zu, wobei sie Kurs hielt, auf den großen Fronthangar, der im Regelfall zur Aufnahme größerer Versorgungs-Einheiten, Kurier-Raumschiffe und sonstige Arten von Beibooten gedacht war. Er besaß zudem den Vorteil, ein automatischen Landeleit-System zu besitzen, das auf einem ganz ähnlichen, technischen System basierte, wie die Traktorstrahlen der drei Jagdbomber. Als die Gruppe nur noch etwas mehr, als einen halben Kilometer von der gewaltigen DRACONIA entfernt war, aktivierte sich das Landeleit-System des Hangars und sandte einen grün schillernden Landeleitstrahl aus. Gleichzeitig deaktivierten die drei Jagdbomberpiloten ihre Traktorstrahl-Projektoren und lösten ihre Formation auf, um nicht mit dem Mutterschiff zu kollidieren. Wie von Geisterhand gesteuert bewegte sich dabei das fremde Raumschiff auf die gähnende Öffnung des Fronthangars zu, wobei es gleichzeitig verlangsamte. Elegant flog es in den weiten Hangar ein, der überhastet auf die Ankunft des fremden Raumschiffs vorbereitet worden war und landete weich auf einem Landegestell, dessen Oberfläche sich den Konturen des Raumschiffs automatisch anpasste. Das war nötig, da das Fremdraumschiff ohne Energie war und sein eigenes Landesystem, über das es zweifellos verfügen musste, selbst nicht ausfahren konnte. Doch davon bekamen die drei Jagdpiloten Nichts mit. Auf Gzans Geheiß hin setzten sie wenig später zur Landung in einem der beiden kleineren Nebenhangars an und der Jagdgruppen-Führer bedauerte, dass er nun vorläufig nicht Mehr erfahren würde. * * * Als Commander Kane sich auf den Weg zur Medo-Abteilung der DRACONIA aufmachte, da wusste er nicht, was er von den bisherigen, spärlichen Informationen halten sollte, die ihm ein nur sehr vages Gesamtbild vermittelten. Der dunkel gekleidete, hagere Mann schritt eilig durch die Gänge der DRACONIA. Er hatte beschlossen, sich direkt vor Ort ein persönliches Bild der Lage zu machen. Dabei funkelten die dunklen Augen des Mannes in einem seltsamen Glanz. Am stärksten brachten sie Misstrauen zum Ausdruck. Aber auch Neugier, die momentan überwog. Schließlich erreichte er die Medo-Abteilung, in der ein sehr gedämpftes Licht herrschte. Die Augen von Draconianern waren etwas lichtempfindlicher, als die der irdischen Menschen und so bevorzugten sie eine etwas weniger grelle Beleuchtung. Kane, der selbst von der Erde stammte, hatte sich mittlerweile daran gewöhnt. Die silbernen Rangabzeichen, am Kragen seiner langen, bestickten Uniformjacke funkelten im schwachen Licht der Instrumentenanzeigen. Sie waren einmalig, denn es gab nur einen Flottenkommandeur im Draconianischen Reich; und nur einen Terraner in einer so verantwortungsvollen und hohen militärischen Stellung. Für einen Moment ging Kane durch den Sinn, dass er wohl gerade zur rechten Zeit hier eintraf, denn eine Computerstimme forderte: „Neuro-Systeme einschalten!“ Gelegentlich dachte Kane daran zurück, dass das Erd-Direktorat ihn, als Geheimnisträger, nur ungern hatte ziehen lassen. Hätte der Computerrat auf Terra auch nur im Entferntesten geahnt, warum er die Erde verlassen hatte, so hätten sie ihn, aller Wahrscheinlichkeit nach, gar nicht ziehen lassen. Eine gewisse Kälte gesellte sich zum bisherigen Ausdruck in Kanes braunen Augen, als er wortlos an die Medo-Liege heran trat, auf die man den fremden Piloten, der in seinem Cockpit eingefroren gewesen war, gebettet hatte. Zuvor hatte sich Kane das Raumschiff angesehen, doch die Bauweise war ihm gänzlich unbekannt. Ebenso das rechteckige Symbol mit den roten und weißen Streifen und dem kleinen, blauen Rechteck in der linken, oberen Ecke des Symbols, auf dessen Grund ein Muster aus Sternen zu erkennen gewesen war. Dasselbe Symbol trug der Pilot am Ärmel seiner Flugkombination und Kane grübelte, seit er es bemerkt hatte, darüber nach, was es bedeuten mochte. Der hagere Commander sah den Medizinern bei der Arbeit zu, mischte sich jedoch nicht ein. Er wusste, dass er, trotz seiner hohen Stellung an Bord, als Laie von den Ärzten eine unverblümte Abfuhr erhalten hätte. So fasste er sich zwangsweise in Geduld. Einer der, in düsteres Rot gekleideten, Mediziner nahm mehrere Schaltungen an der positronischen Vital-Automatik vor. Dabei beobachtete er angespannt die transparente Maske, über dem Gesicht des Piloten der in den letzten neunzig Minuten aufgetaut worden war. Zugleich hatten Ultraschallmassagen den Metabolismus des Fremden stabilisiert. Die beiden Versorgungsschläuche, die zu beiden Seiten der Gesichtsmaske angeschlossen waren, leuchteten nun in einem etwas helleren, goldgelben Schein. Nach wenigen Augenblicken meldete sich die seelenlose Stimme der Automatik und forderte, mit schwach modulierter Stimme: „Herz-Lungen-Behandlung jetzt aktivieren. Ein geringes Druck-Agens einleiten!“ Der Mediziner nahm eine weitere Schaltung vor, und eine andere, mehr weiblich modulierte Computerstimme gab die Bestätigung: „Übertragen!“ Für einige Sekunden blieb es still in der Medo-Station, bevor die erste Computerstimme forderte: „Diogene Kristalline proportional vermehren!“ Nach Vornehmen der entsprechenden Schaltung meldete die bestätigende, weibliche Computerstimme: „Herz, Lunge und sonstige Vitalfunktionen steigend! Null Komma Zwei und zunehmend! Der Unbekannte hat positive, neurologische Zeichen empfangen!“ Keinen Herzschlag später beschlug die transparente Maske von Innen und die Atemgeräusche, die nun zu hören waren, machten eins überdeutlich: „Er lebt“, brachte es Kane lakonisch auf den Punkt. Trotz seines Wissens um die hochstehende draconianische Technik und Medizin, erstaunte ihn diese Feststellung. Gleichzeitig öffnete der Fremde die Augen, obwohl er noch zu benommen zu sein schien, um seine Umgebung bewusst erfassen zu können. Wortlos wandte sich Kane von der Liege ab. Er hatte sich dazu entschlossen die Kronprinzessin zu informieren, die sich an Bord dieser Sternenfestung befand. Auf diplomatischer Mission, entsandt von ihrem Vater. Draco, der Eroberer. Kane kannte den Usurpator nun bereits seit vielen Jahren persönlich und noch immer jagte ihm der Gedanke an diese harten, kräftigen Mann einen Schauer über den Rücken. War er selbst intelligent und gerissen, so konnte man den draconianischen Kaiser Draco am ehesten als brutal, machtgierig und als vollkommen unberechenbar bezeichnen. Auf dem Weg ins Innere der Sternenfestung kam Kane ein Trupp Soldaten entgegen, die ihm im Gang respektvoll Platz machten. Ihre dunkelblauen Uniformen wirkten auf den Commander noch immer etwas antiquiert. Noch mehr jedoch ihre breiten, fast bis auf die Schultern hinab reichenden, kastanienbraunen Helme. Obwohl Kane nun seit einem Jahr offiziell dem draconianischen Kaiser diente. Bei diesem Gedanken verzogen sich die Lippen Kanes zu einem spöttischen Lächeln. Denn er stand weitaus länger in Kontakt zu den Draconianern. Beauftragte des Kaisers waren bereits im Jahr 2486 an ihn herangetreten. Sie hatten ihm ein Angebot gemacht, das er letztlich nicht hatte ablehnen können. Doch erst im Frühjahr 2490 hatte Draco persönlich beim Erd-Direktorat um einen Verbindungsoffizier gebeten. Und er, Kane, hatte diesen Posten schließlich bekommen. Dabei hatte er Bedauern geheuchelt, als Huer ihm mitteilte, dass er, auf Verlangen des Kaisers von Draconia, seine terranische Staatsbürgerschaft dafür aufgeben musste. Denn er stand auch mit seinem Herzen für das Draconianische Reich. Das Verteidigungs-Direktorat der Erde hatte ihn, im Rang eines Lieutenant-Colonels, ehrenvoll aus seinen Diensten entlassen. Offiziell diente er seit dieser Zeit als Verbindungs-Offizier, zwischen Terra und Draconia. Es dauerte einige Minuten bis Kane endlich den kurzen Seitengang erreichte, der zu den prunkvollen Privatgemächern der Prinzessin führte. Bei den gewaltigen Ausdehnungen, von 3000 Metern Länge und 3046 Metern Breite, bei einer Höhe über Alles von 874 Metern, kein Wunder. Nachdem er dieses Raumschiff zum ersten Mal betreten hatte, war mehr als eine Woche vergangen, bevor er sich einigermaßen an Bord auskannte. Selbst gegenwärtig musste er manchmal intensiv nachdenken, bevor er bestimmen konnte, wie er zu einem bestimmten Sektor dieses gewaltigen Raumschiffs gelangte. Vor dem breiten Panzerschott, durch das man Ardalas Gemächer betreten konnte, traf Kane auf Tigermann. Dieser Leibsklave, der gleichzeitig als bester Kämpfer persönlich für den Schutz der Prinzessin verantwortlich war, trug keinen Eigennamen. Weshalb ihn Kane irgendwann einmal Tigermann genannt hatte. Ob seiner Felljacke, die er für Gewöhnlich trug. Ardala hatte dieser Name amüsiert und so hatte sie ihn schnell als Bezeichnung für den hünenhaften, glatzköpfigen Muskelprotz übernommen. Als Zeichen seiner besonderen Stellung trug dieser Leibwächter der Prinzessin kunstvolle Tätowierungen, über seine Nase und die linke Kopfhälfte verteilt. Rund um das linke Auge herum in Blau gehalten, waren andere Partien weiß, violett, orangebraun und schwarz gefärbt. Die Enden seines Schnurrbarts bildeten, mit mehreren, schmalen Haarsträhnen, die an Kinn und Wangen wuchsen, beinahe eine Art Kunstwerk. Kane mochte diesen Mann nicht besonders. Mehr noch, er verachtete ihn und das ließ er ihn spüren wo er nur konnte. Ihn keines Blickes würdigend erklärte er, lediglich das Protokoll wahrend: „Ich habe eine wichtige Nachricht für die Prinzessin.“ Mit mürrischer Miene gab der Leibwächter den Weg frei und öffnete das Schott. Kane schritt rasch an ihm vorbei, ohne ihn weiter zu beachten. Ein zusätzliches Signal, welches das Öffnen des Schotts begleitete, sagte der Kronprinzessin, dass jemand ihr Quartier betrat. Noch während sich das Schott hinter Kane schloss, klang die weiche und etwas gelangweilt wirkende Stimme der Prinzessin auf: „Was, an unserem Gast, ist so wichtig, dass Sie nicht warten konnten, Kane?“ Der Mann ignorierte die beiden, nur spärlich bekleideten, Dienerinnen der Prinzessin. Ardala saß mit dem Rücken zu ihm, auf einer niedrigen, gepolsterten Bank und wandte sich nicht zu ihm um. Sich weiter ihre Hände massieren und das lange, braune Haar bürsten lassend, zeigte sie Kane damit überdeutlich, in welchem Verhältnis sie zueinander standen. Sie war die zukünftige Herrscherin eines Sternenreiches - er der Emporkömmling, der nicht einmal ihrem eigenen Volk angehörte. Auch das ignorierte Kane. Wusste er doch zu gut, wie schnell sich Machtverhältnisse verschieben konnten. Stattdessen blieb er zunächst vor den vier Leuchtstäben stehen, die sich mitten im Wohnraum des Quartiers erhoben und ein gedämpftes, bläuliches Licht verströmten. Dabei sagte kühl: „Der Mann lebt. Ich habe keine Erklärung dafür.“ Der fließende, hauchdünne Stoff ihres, schwarz abgesetzten, roten Umhangs verbarg die perfekten fraulichen Rundungen der Prinzessin nur unzureichend. Unbefangen warf Ardala ihr Haar zurück und fragte spitz: „Sie können es sich nicht erklären? Wollen Sie mir etwa ein Rätsel aufgeben, das ich lösen soll, Commander?“ „Ich werde das Rätsel lösen müssen“, gab Kane bestimmt zurück. „Das fremde Raumschiff ist völlig veraltet. Es ist anders, als alle Raumschiffe, die ich bisher mit eigenen Augen gesehen habe und auch anders, als alle Raumschiffe aus den Geschichtsbüchern.“ „Kane, bitte“, gab die Prinzessin ungeduldig zurück. Commander Kane umrundete die Dienerin, die zu Ardalas rechter Seite kniete um zu Prinzessin Ardala hinunter zu sehen. „Er war eingefroren“, fuhr Kane ungerührt fort. „Er überlebte, Dank einer Kombination von verschiedenen Gasen. Oxygen, Kryogen, Ozon, Metalon. Immerhin eine fast perfekte Mischung.“ Zum ersten Mal, seit er das Quartier der Prinzessin betreten hatte, sah sie ihn mit ihren grün-braunen Augen an. Unwillig, weil er immer noch nicht zum Kern seines Anliegens kam, erwiderte sie: „Also, dass sind doch Techniken, die jetzt überall in der Galaxis für tödliche Krankheiten eingesetzt werden.“ „Ja, heute“, erwiderte Kane mit besonderer Betonung. „Außerdem ist da noch etwas. Das Raumschiff des Fremden.“ „Kane, Sie haben noch eine Minute.“ „Seine Instrumente wurden gestoppt. Fest eingefroren im terranischen Jahr 1987.“ Erwachendes Interesse spiegelte sich, bei Kanes letzten Worten, in den unergründlich wirkenden Augen der hochgewachsenen Frau. „Wollen Sie damit etwa sagen, dass…“ „Dass der Mann möglicherweise über fünfhundert Jahre alt ist!“, fuhr Kane der Frau in die Parade. Triumphierend beobachtete er dabei die Wandlung, die sich auf dem Gesicht der Prinzessin abzeichnete. Neugierig erkundigte sich die Frau: „Ist das Ihr Ernst?“ Kane erwiderte den Blick der Prinzessin und bestätigte: „Ja. Der Pilot wurde in einer Art und Weise eingefroren, die ihn perfekt erhielt. Er ist vollkommen gesund und lebt.“ Für einen langen Moment war die Prinzessin zu keiner Reaktion fähig. Dann erhob sie sich geschmeidig von der kleinen Bank und entzog ihrer Dienerin die rechte Hand. Mit federnden Schritten stieg sie die drei Stufen hinauf die, an einer gemütlichen Sitzecke vorbei, zu dem breiten Himmelbett führten. Oben angekommen wandte sie sich wieder Kane zu, wobei nun ein neuer, schwer zu definierender, Zug auf ihrem ebenmäßigen Gesicht lag. Interessiert fragte sie: „Wirkt er denn jung, oder wirkt er alt?“ „Er wirkt jung.“ Ihr Lieblingsparfüm von dem Nachttisch nehmend fragte Ardala weiter: „Entstanden irgendwelche Schäden durch das Auftauen und die anschließende Behandlung?“ Kane verneinte. „Da hat er Glück gehabt. Die draconianische Tiefsttemperatur-Technik ist weit fortgeschritten, wie Sie selbst wissen, Prinzessin.“ Die Prinzessin öffnete das Kristallfläschchen und tupfte etwas von dem Parfüm auf ihren Hals. Dabei meinte sie ironisch: „Ich habe noch nie einen fünfhundert Jahre alten Mann kennengelernt. Bereiten Sie ihn für eine Audienz vor.“ Kanes Gesicht verzog sich etwas. „Ich fürchte, Prinzessin, dass er sehr irrational antworten könnte.“ Ein leichtes Lächeln umspielte die roten, vollen Lippen der Prinzessin. Schnell eine Entscheidung treffend erwiderte sie: „Ich werde ihm das zugestehen.“ * * * Buck Rogers träumte. Der erste Moment des Erwachens hatte nur kurz angehalten, bevor der amerikanische Raumfahrer, noch immer sehr geschwächt, wieder weg gedämmert war. Dicht unter der Schwelle des Erwachens hielt ihn ein angenehmer Traum gefangen. Er sah sich selbst auf dem Boden liegen. Eine dunkle Ebene, deren Ausmaße sich nicht schätzen ließen. Zu allen Seiten hin verlor sie sich in der Dunkelheit. Nur ein kleiner Bereich von ihr lag im Licht. Wobei die Lichtquellen die Buchstaben seines Namens bildeten. Er selbst schien auf einem von ihnen geruht zu haben. Auf der Seite liegend sah er nun auf eine hübsche Frau mit schulterlangen, lockigen Haaren. Die getönte Brille, die sie trug, verbarg im Halbdunkel die Farbe ihrer Augen. Rogers erkannte, dass sie einen silbernen, engen Einteiler trug, einem Badeanzug nicht unähnlich. Sie legte einen Arm um ihn und Rogers zog die schlanke Frau in seine Arme, als sie sich an ihn schmiegte um ihn zu küssen. Sie entglitt nach einer Weile seinen Armen und Buck Rogers drehte sich enttäuscht auf die andere Seite. Zu seiner Freude entdeckte er neben sich eine schlanke Frau, deren brünettes, lockiges Haar ihr bis in den Nacken fiel. Der knappe, ebenfalls silberne, Bikini verbarg ihre wohlgeformten Rundungen nur unzureichend. Ihre grün-braunen Augen wirkten katzenhaft. Eine ihrer Hände reichte zu seinem Gesicht hinüber und berührte sanft seine linke Wange. Im nächsten Moment drehte sie sich in seinen Armen und Buck Rogers beugte sich leicht über diese ebenfalls sehr willige Frau. Auch sie entschwand seinem Zugriff, nach einer geraumen Weile und Buck Rogers sah sich um. In nur geringem Abstand sah er eine dritte Frau. Diesmal blieb das hübsche Geschöpf auf Abstand und kniete, mit lasziven Bewegungen, zu seiner Rechten. Eine ausnehmend hübsche Blondine, deren leicht gewelltes, langes Haar ihr ovales Gesicht umfloss, wie flüssiges Gold. Die Hände hielt sie hinter ihrem Rücken, während sie Buck Rogers mit ihren unschuldig wirkenden, aquamarin-blauen Augen ansah. Ein Blick, der Buck Rogers selbst im Traum durch und durch ging. Nachdem auch sie verschwunden war wechselten sich weitere Frauen, mit den verschiedensten Haut- und Haarfarben, in immer schnellerem Tempo dabei ab, sich von Buck Rogers umarmen und küssen zu lassen, oder ihn einfach nur anzusehen. Irgendwann kippte der Traum plötzlich nach links. Buck Rogers gewann den Eindruck wegzurutschen. Ein grässliches Gefühl des Fallens überkam ihn und instinktiv streckte er seine Arme seitlich aus. Dann wurde aus dem Fallen ein beruhigendes Schweben. Bevor er irgendwo ankam erwachte er. Buck Rogers wusste nicht ob er immer noch träumte, oder wachte, als er endlich seine Augen aufschlug. Im Halbdunkel der Umgebung die ihn umfing kam ihm nichts bekannt vor. Eine ungewohnte Schwäche verhinderte, dass er sich erheben und umsehen konnte. So lag er auf der weichen Unterlage, atmete tief durch und versuchte, mit geschlossenen Augen, sich daran zu erinnern was mit ihm passiert war. Erinnerungen, die bisher im Hintergrund geblieben waren, drängten sich nun mit Gewalt wieder an die Oberfläche seines bewussten Denkens. Er hatte den Mond umrundet und danach hatte es ein Unglück gegeben. Die Klimaanlage für das Cockpit der RANGER-3 war ausgefallen. Er hatte seine Augen geschlossen, um sie vor der immer beißender werdenden Kälte zu schützen. Und dann… Ja, was war dann passiert? Hatte er es zurück zur Erde geschafft? Das Denken fiel Buck Rogers ungewohnt schwer. Er versuchte, etwas Genaues zu erkennen, doch vor seinen Augen wirkte Alles verschwommen. Als würde er sich, in einem Swimmingpool, unter Wasser befinden und nach draußen sehen. Dabei glaubte er im Hintergrund Stimmen zu hören. Intuitiv lauschte Rogers den Worten, doch er konnte keinen Sinn darin erkennen. Die Worte schienen in einer ihm fremden Sprache gesprochen zu werden. Für einen kurzen Augenblick lang nahm er den kahlen Schädel eines muskulösen, tätowierten Mannes wahr. Einen Moment später wechselte er mit dem Gesicht einer schönen, dunkelhaarigen Frau um schließlich am Antlitz eines Mannes hängen zu bleiben. Sein Gesicht wirkte kantig und seine dunkle Kleidung verstärkte den düsteren Eindruck, den der Mann bei ihm hinterließ. Im Kopf von Buck Rogers drehte sich alles und er verspürte einen zyklisch stärker und schwächer werdenden Schmerz. Er hob seinen Kopf leicht an. Mit kratziger Stimme fragte er den Mann, den er zuletzt wahrgenommen hatte, schließlich: „Wo… Wo bin ich?“ So etwas wie Überraschung schien sich im Gesicht des dunkel Gekleideten widerzuspiegeln, als er Rogers, mit hartem Akzent und seltsam betont, anfuhr: „Wir stellen hier die Fragen! Wer sind Sie?“ „Captain Buck Rogers. United States Air Force.“ Buck Rogers Antworten kamen mehr unbewusst. Dann nahm er einen erneuten Anlauf und fragte seinerseits: „Wer sind Sie?“ Aus dem Hintergrund trat die dunkelhaarige Frau in das Sichtfeld von Buck Rogers. Gleichzeitig griff der Mann, der ihn angesprochen hatte, an ein kleines Gerät, am Kragen seiner Jacke. Rogers bekam mit, dass die Fremde sich nicht seine Sprache bediente und dennoch konnte er sie aus irgendeinem Grund verstehen, als sie fragte: „Was hat er gesagt?“ Kane nutzte dieselbe Sprache, wie die Frau, um ihr zu antworten, doch auch diesmal verstand Buck Rogers was er sagte. Ob das mit dem Gerät an seinem Kragen zusammenhing? „Er sagte irgendwas von: United States Air Force.“ Nachdem der unbekannte Mann mit der Frau gesprochen hatte, die Rogers aus seinem Traum zu kennen schien, wandte dieser sich wieder an ihn. „Captain Rogers, was ist Ihr Bestimmungsort? Wohin sind Sie unterwegs?“ Bevor Buck Rogers etwas darauf erwidern konnte, wurde ihm schwarz vor Augen und er ließ sich stöhnend auf die weiche Unterlage zurücksinken. Mit schneidender Stimme sprach die Frau Rogers, zum ersten Mal, direkt an: „Was ist denn mit Ihnen?“ „Mein Kopf“, ächzte Buck Rogers. Ihm schwindelte und die Umgebung verschwamm wieder vor seinen Augen. Er griff mechanisch an seine Stirn. „Hat jemand ein Aspirin?“ Nur undeutlich bekam Rogers, der seine Augenlider geschlossen hatte, mit, wie die Frau sich erkundigte: „Was meint er?“ „Vermutlich so etwas, wie ein… Anti-Schmerzmittel“, orakelte der Mann und Buck Rogers ging für einen Moment die Frage durch den Kopf, was geschehen sein mochte, dass man hier nicht zu wissen schien, was Aspirin war. „Geben Sie ihm etwas gegen seine Schmerzen“, verlangte die Frau, bei der es sich offenbar um eine wichtige Persönlichkeit zu handeln schien. Obwohl sich Rogers nicht daran erinnern konnte, sie jemals zuvor gesehen zu haben. Abgesehen von seinem Traum. Diese Ungereimtheiten weckten neue Kräfte in Buck Rogers. Er nahm alle Willenskraft zusammen und richtete sich halb vom Lager auf, auf das man ihn gebettet hatte. Fast gleichzeitig erfasste ihn erneut ein starkes Schwindelgefühl und der Druck in seinem Kopf wurde fast unerträglich. Dennoch schaffte der Pilot es, bei Bewusstsein zu bleiben. Erneut sah er die Personen, an seinem Lager, der Reihe nach an. Sie wurden abwechselnd deutlich und verschwommen, bevor sein Blick sich an der Frau festhielt. Drängender als zuvor fragte Rogers: „Was ist das hier? Wo bin ich? Wer sind Sie?“ Es war die Frau, die ihm antwortete. „Sie sind an Bord des kaiserlichen Flaggschiffs DRACONIA, unter dem Befehl der kaiserlichen Prinzessin Ardala.“ Buck Rogers, der versuchte, die Worte zu erfassen, sank wieder auf das Lager zurück und schloss für einen Moment erneut die Augenlider. Er nickte abwesend, bis ihn die Bedeutung dessen, was die Frau eben gesagt hatte, endlich erreichte. Mit einer leicht ungläubigen Miene sah er im nächsten Moment zur Seite und fragte: „Wer?“ Kane bedrängte ihn erneut. „Woher kommen Sie?“ „Moment, warten Sie mal“, wich Buck Rogers aus, dem selbst eine Frage auf den Nägeln brannte. „Was war das, über das Schiff?“ „Eine der kaiserlichen Sternenfestungen“, warf die Frau ein, von der Buck Rogers vermutete, dass es sich bei ihr um die erwähnte Prinzessin Ardala handelte. „Auf dem Weg zur Erde. In einer Friedensmission.“ „Auf dem Weg zur Erde?“, echote Rogers matt, bevor er endgültig begriff. Dabei heftete sich sein Blick auf die grün-braunen Augen der Frau. „Sie meinen, wir sind hier nicht… Sie meinen wir sind hier nicht… wir sind nicht… nicht… auf der Erde?“ Schwindel überkam Buck Rogers erneut und er wandte seinen Blick von der Frau ab. Unter die Decke des Raumes starrend seufzte er: „Ich brauche unbedingt ein Aspirin.“ „Geben Sie ihm was“, hörte Buck Rogers die Frau sagen. Erst jetzt hörte er in ihrem Tonfall das Herrische; Befehlsgewohnte. Er versuchte sich aufzurichten, als er spürte, dass sich an seinem rechten Unterarm Jemand zu schaffen machte. „Was ist das?“ Etwas berührte seinen Unterarm und mit einem hellen Klicken spürte Buck Rogers ein leichtes Ziehen am Arm. Im nächsten Moment schien es ihm, als würden die Hormone in seinem Körper einen wilden Tanz aufführen. Dann war es vorbei. Der Schmerz schien wie weggeblasen. Dafür erfasste ihn eine seltsame Euphorie, so als sei er betrunken. „Captain!“, sprach ihn der dunkel gekleidete Mann erneut an. Doch das alles interessierte Rogers in diesem Moment nicht mehr. Gar nichts interessierte ihn mehr. Er fand Alles einfach nur noch maßlos lächerlich. „Bedenken Sie, dass Sie unser Gefangener sind! Gefangener einer Dynastie, die weite Bereiche dieses Raumsektors erobert hat! Sie werden uns gewissenhaft und ehrlich antworten, wenn Ihnen etwas an Ihrem Leben liegt!“ Buck Rogers hörte die Stimme des Mannes und lächelte verträumt. Er richtete seinen Blick wieder auf die hübsche Frau und fragte grinsend, ohne auf die harschen Worte des Mannes einzugehen: „Sie sind wirklich eine echte Prinzessin?“ Im nächsten Moment fand Rogers auch das nur noch urkomisch und er begann, schallend über seine eigene Frage zu lachen. Die Frau sagte zu ihrem Begleiter: „Die Dosis für unseren Captain ist wohl etwas zu stark ausgefallen.“ Doch das hörte Buck Rogers nur unterbewusst. Er schüttelte seinen Kopf und entgegnete auf die Worte der Frau: „Nein, nein, ich fühle mich großartig. Ich weiß zwar nicht, was Sie mir da gegeben haben, aber ich hoffe, Sie haben noch etwas davon.“ Dann lachte Buck Roger erneut, weil er das alles, um ihn herum, so maßlos erheiternd fand. Er war sich in diesem Moment nicht bewusst, dass diese Heiterkeit kaum angebracht war, da das Mittel, das ihm verabreicht worden war, seine Realitätswahrnehmung beinahe vollkommen ausgeschaltet hatte. Die Menschen an seinem Lager interessierten ihn nicht länger. Buck Rogers lachte und lachte, bis ihm die Tränen kamen. * * * Auf dem Rückweg zu ihrem Luxusquartier wurde Prinzessin Ardala von Kane und Tigermann begleitet. Sie waren übereingekommen, den Captain später weiter zu befragen, da es momentan gar keinen Sinn hatte. Unterwegs sah die Prinzessin Kane fragend an und sinnierte nachdenklich: „Die Vereinigten Staaten von Amerika. Das war doch eine Großmacht auf der Erde? Vor ein paar Jahrhunderten, wenn ich mich nicht irre?“ „Die kaiserlichen Lehrer haben sich wirklich bezahlt gemacht“, gab Kane, mit einer Spur von Ironie in der Stimme, zurück. „Also, Sie kommen doch von der Erde, Kane“, bemerkte Ardala, ohne auf dessen Tonfall einzugehen. „Sie sollten das besser wissen, als ich.“ Kane verzog die Mundwinkel zu einem flüchtigen Lächeln. Natürlich wusste er es besser, als die verzogene Kronprinzessin. Überlegen erläuterte er: „Die Vereinigten Staaten sind, vor etwa fünfhundert Jahren, vernichtet worden. Während der Großen Katastrophe. So, wie alle anderen Großmächte der Erde auch. Es dauerte mehrere Jahrhunderte, bis die Menschheit sich von diesem Schlag, auch nur ansatzweise, wieder erholte. Wie wir wissen, leiden die Terraner selbst heute noch unter den Folgen dieses Ereignisses. Ardala machte eine zustimmende Geste. „Das würde ja Alles erklären. Sein Raumschiff, seine Instrumente, seine Kleidung…“ „Ich habe eine bessere Erklärung“, unterbrach Kane die Ausführungen der Prinzessin. „Ich glaube, dieser Mann ist ein ganz schlaues Produkt. Und zwar aus dem Verteidigungs-Direktorat der Erde.“ „Ein Produkt?“ Ardalas Miene war ein einziges Fragezeichen. „Ja, ein Spion!“, führte Kane weiter aus, der erkannt hatte, dass die Prinzessin nicht durchschaut hatte worauf er anspielte. Ihr Verteidigungs-Direktorat hat ihn in die Flugbahn der DRACONIA gebracht.“ Unglaube spiegelte sich auf dem leicht gebräunten Gesicht der hochgewachsenen Frau wieder, deren Bewegungen stets irgendwie fließend wirkten. „Das würden sie nicht wagen! Wir kommen als kaiserliche Abgesandte, auf Geheiß meines Vaters!“ „Ich bin mir über die Absichten Ihres Vaters im Klaren“, bemerkte Kane doppelsinnig. „Er will den Handel sichern, zwischen der Erde und den Welten des Draconianischen Reiches. Zum Wohle Aller.“ Die Prinzessin, nun wieder ganz auf die Mission der DRACONIA konzentriert, erkundigte sich mit angehobenen Augenbrauen: „Gibt es für die Menschen der Erde irgendeinen Grund, einen Spion an Bord zu bringen?“ Kane grinste schief. „Sie vertrauen uns nicht. Sie wollen auf diese Weise unser Raumschiff durchsuchen und prüfen, ob und wie gut wir bewaffnet sind.“ Die Prinzessin nickte in Gedanken. „Ich denke, Sie haben Recht, Kane.“ Der dunkel Gewandete zog seine dichten Augenbrauen zusammen und sagte hart: „Das dürfen wir nicht zulassen, Prinzessin. Oder sehen Sie das anders?“ Sie erreichten das Quartier der Prinzessin, als Ardala bestätigte: „Nein.“ Kane hielt, zusammen mit Ardala und ihrer Leibwache, an und blickte fragend in die Augen der Tochter seines höchsten Vorgesetzten. „Dann darf ich also annehmen, dass ich mit Captain Rogers so verfahren darf, wie ich es für richtig halte?“ Nun wieder eher gelangweilt drein blickend erwiderte die Prinzessin: „Es obliegt ganz Ihnen, Commander Kane, wie sie unsere Sicherheitsprobleme lösen.“ Die Hochgewachsene gab ihrem Leibwächter einen Wink. „Komm, Tigermann.“ Während die Kronprinzessin das Schott zu ihrem Quartier öffnete und eintrat, gefolgt von ihrem Leibwächter, sah Kane den beiden nach, bis sich das Schott hinter ihnen geschlossen hatte. Dabei verfinsterte sich der Blick seiner dunkelbraunen Augen und ein ein beinahe diabolisches Lächeln verzerrte sein hartes Gesicht. Langsam setzte der Commander sich wieder in Bewegung und schlug den Weg zum Kommandozentrum ein. Dabei nahm ein teuflischer Plan, in seinen Gedanken, langsam aber sicher Gestalt an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)