Realms torn apart von Silwyna ================================================================================ Kapitel 14: Dreist und dreister ------------------------------- Kapitel 14 - Dreist und dreister Ylva wusste natürlich nicht, was ihre Freundin gerade durchmachte, aber ihr ging es auch nicht gerade gut. Eine Seherin war sie auch nicht, aber sie hatte eine seltsames und vor allem unangenehmes Gefühl in der Bauchgegend. Eine Unruhe hatte sie befallen und wenn sie gekonnt hätte, dann wäre sie wohl auf und ab gelaufen wie eine Raubkatze in einem Käfig. Das hätte allerdings nur unnötig viel Aufmerksamkeit auf sie gelenkt und in den letzten Stunden war es ihr ziemlich gut gelungen, das zu vermeiden. Anders als Liv, die gleich hatte aufbrechen wollen, war Ylva erst zwei Stunden später dran. Natürlich war es ein Risiko, doch wenn man ihnen auf die Schliche kommen sollte -dass das bereits passiert war, wusste sie ja nicht- dann würde man gewiss nicht davon ausgehen, dass sie zu so verschiedenen Zeiten reisten, oder gar getrennt. Dass zumindest hatten die beiden Frauen gehofft, als sie diesen Plan gemacht hatten, aber da hatten sie auch nicht damit gerechnet, wie schnell und effizient ihre Gegner reagieren würden. Wenn Ylva gewusst hätte, dass sich Liv bereits in den Händen der Leute befand, die sie heute bestohlen hatten, dann würde sie ganz sicher nicht so ruhig auf einer Bank an einer Bushaltestellen sitzen und darauf warten, dass ein Auto vorbeifuhr. Nein, sie würde nicht trempen. Ylva hatte mithilfe einer App eine Fahrgemeinschaft gesucht, der sie sich anschließen würde. Die würde sie in die nächste Stadt bringen und von dort aus würde es mit der Bahn weitergehen. Alles Bar bezahlt und ohne die echten Namen zu nutzen, natürlich. Ein bisschen vorsichtig musste man doch sein, nach so einer Aktion! Geistig spielte Ylva den Diebstahl noch einmal durch und unterdrückte dabei verzweifelt jede Art von Schuldgefühlen die aufkommen wollten und das taten sie häufig in den letzten Stunden. Anders als Liv jedoch konnte sie diese mit einer gesunden Portion Wut wieder herunter schlucken, aber sie hatte auch keine Moralpredikt in allerfeinster Yugi-Manier um die Ohren gehauen bekommen. Ob sie dann immer noch so eisern wäre, das blieb abzuwarten. Das Quietschen von einer schlecht gewarteten Bremse ließ sie aufhorchen und vor sich sah sie wie ein grüner Wagen vor ihr zum Stehen kam. Kurz vergewisserte sie sich mit einem Blick, dass es auch das richtige Modell -und Kennzeichen- war, ehe sie die Beifahrertür öffnete. Am Steuer saß ein blonder Kerl, ungefähr so alt wie Liv sein musste, während auf der Rückbank ein Hüne von Kerl saß, aber sein Gesicht konnte sie nicht genau erkennen. Und nebem dem Schrank war noch eine Person, aber die schien zu schlafen, der Körperhaltung nach zu urteilen und sie konnte das Gesicht nicht sehen, das die Person eine Kapuze trug, die das gesamte Gesicht verbarg. „Hey, bist du Takeo?”, fragte sie den Fahrer der nur mit einem verschmitzen Lächeln antwortete und sie herein winkte. Mit einem Seufzer parkte Ylva ihren Rucksack im Fußraum des Wagens und setzte sich daraufhin auf den Beifahrersitz. Soweit schien alles so zu sein, wie vereinbart. Wäre ihr irgendeine Abweichung aufgefallen, ein anderer Wagen, andere Ankunftszeit ...irgendwas außerhalb der Norm, dann wäre Ylva sicher nicht dazu gestiegen. Der Fahrer wartete, bis Ylva sich angeschnallt hatte, ehe er wieder losfuhr und da sie sich gerade nicht in der Rush-Hour befanden, ging es auch recht zügig voran. In wenigen Augenblicken müssten sie... „Wieso bist du nicht auf die Autobahn abgebogen?”, fragte sie den Fahrer des Wagens perplex, als dieser recht flott an der Ausfahrt vorbei fuhr und den Wagen auf eine Spur lenkte, die wieder ins Stadtzentrum führen würde. Jetzt wurde sie richtig misstrauisch und warf mit dem Seitenspiegel einen kurzen Blick hinter sich. Der Riese sah immer noch recht missgelaunt drein, aber der Schlafende Kerl hatte seinen Kopf nun so weit zurück gelehnt, dass sie zumindest bis zu Nase gucken konnte und wenn sich Ylva nicht gänzlich irrte, dann hatte er ein leichtes, triumphierendes Lächeln auf den Lippen. „Okay, was soll der Scheiß?”, fragte sie „Takeo” nun etwas forscher, aber der drehte sich nur kurz zu ihr, immerhin gehörte seine Konzentration der Straße und grinste, aber dieses Mal hatte das Ganze einen mitleidigen Hauch. „Sorry, Kleines! Planänderung...” „Was willst du mir damit sagen, was-?” Ylva brach ab, als sie eine große Hand auf ihrer Schulter spürte, die sie etwas zurückzog, so dass sie sich anlehnen musste! „Bleib ruhig und mach keinen Aufstand, damit ist allen am besten geholfen!” „Wer seid ihr überhaupt?!” „Das müsstest du doch am besten wissen, du kleine Diebin!” Diese Stimme erkannte sie auf der Stelle und kaum hatte sie eins und eins zusammen gezählt, drehte sich Ylva mit einem solchen Ruck zur anderen Seite um, dass der Griff des Hünen lockerte und sie sich wieder frei bewegen konnte. Die Schlafmütze war wach, sehr wach sogar und zog sich die Kapuze zurück, kaum dass ihr Blick auf ihn fiel. Jetzt wurde ihr auch klar, warum er sie getragen hatte. Einerseits weil seine Haare nun einmal sehr auffällig waren und andererseits weil sie ihn sonst auch so erkannt hätte ... und wahrscheinlich galt diese kleine Spitze auch ihrer Erscheinung von vorhin. „Hallöchen! Willkommen auf unserem sehr kurzen RoadTrip, zum Hauptsitz der KaibaCorp. Mein Name ist Joey Wheeler und ich bin heute ihr Fahrer. Ich bitte alle Fahrgäste sich ruhig zu verhalten”, meinte dann der Fahrer, der wohl nicht besagter Takeo war und Ylva dämmerte spätestens jetzt, dass sie direkt in eine Falle gerannt war. Mit einem erschöpften Seufzer drehte sie sich fast komplett auf ihrem Sitz, um ihrem Opfer, das nun wohl ihr Jäger geworden war, direkt in die Augen zu sehen. „Wo ist Liv!?” „Bei uns!”, antwortete der riesige Kerl hinter ihr und sie war überrascht wie ruhig er immer noch klang. Sie wollte gerade den Mund aufmachen um ihre nächste Frage loszuwerden, als er hinzufügte: „Es geht ihr gut!” „Davon werde ich mich wohl selbst überzeugen müssen!”, zischte sie wütend und drehte sich wieder auf ihrem Sitz zurück so dass sie gerade saß und wieder nach vorn sah. Nun befanden sie sich schon wieder im Stadtzentrum, bis zu dem Teil wo die ganzen Hochhäuser standen, waren es höchstens noch drei Kreuzungen. In Ylvas Kopf ratterte es. Auf der einen Seite wollte sie sich vergewissern, dass es Liv auch wirklich gut ging, andererseits musste sie diesen Männern möglichst flott entkommen und ihr Diebesgut außer Reichweite bringen. ' Okay, Ylva denk nach... Wir halten gerade. Und nur weil die sagen, dass Liv bei ihnen ist, muss das noch lange nicht stimmen. Das könnte ein Trick sein, damit ich kooperiere und wenn sie mich dann weichgeklopft haben suchen sie die Kleine. Ich muss aus diesem Wagen raus und dann muss ich versuchen Liv zu kontaktieren. Wenn sie sie haben, muss ich sie befreien und wenn es eine Lüge war, dann ist sie gewarnt und kann abhauen... Aber zunächst muss ich- ... Oh, Scheiße, das gibt blaue Flecken!', dachte Ylva innerhalb weniger Sekunden und warf einen Blick zu Joey. Dann zu dem Knopf in der Mitte mit einer Autotür und einem Schlüssel darauf. Der leuchtete nicht was hieß, der Kerl hatte die Zentralverriegelung nicht aktiv. „Idioten!”, war das letzte, was Ylva zu ihnen sagte, ehe sie mit einer Hand ihren Rucksack packte und im nächsten Moment schon aus dem Auto sprang. Das mit den blauen Flecken stimmte, denn da sie die Zeit, die sie an der Ampel stehend verbracht hatten, genutzt hatte um sich den Plan zurecht zu legen, verließ sie den Wagen gerade dann, als Joey wieder anfuhr. Zu ihrem Glück noch langsam, denn sie hätte sich sonst einige Knochen brechen können. So aber trat sie „nur” etwas dumm auf, was ihr einen stechenden Schmerz im Knöchel bescherte und als sie sich mit der Hand daran hindern wollte, mit dem Gesicht die Straße auszumessen, bekam sie ein paar unschöne Kratzer die brannten, aber das war auch schon alles was sie die Flucht aus dem Wagen gekostet hatte. Joey war eigentlich ein ruhiger und ordentlicher Autofahrer -mit der Zeit geworden, sein Fahrlehrer war immer noch auf Kur um das Trauma zu überwinden-, aber dass eine Person während des Anfahrens aus dem Auto lief, darauf war er nicht vorbereitet gewesen. Prompt legte er eine Vollbremsung hin und sein Kopf donnerte gegen das Lenkrad, was in einem Hupen resultierte. Das wurde von etlichen anderen Autofahrern beantwortet, die damit allerdings ihre Empörung über den plötzlichen Stop zum Ausdruck bringen wollten. Joey hatte kaum Zeit sich wieder zu orientieren, da waren Atemu und Odion auch schon aus dem Wagen gehopst und rannten der Flüchtenden hinterher. „Scheiße, Scheiße, Scheiße!”, murmelte er während er den abgesoffenen Wagen neu starten musste und sich dann so schnell wie es  ging ohne rücksichtslos zu fahren auf dem Weg machte, um den beiden fahrend zu folgen. In der Zwischenzeit machte er sich einen Vorwurf nach dem anderen, die Zentralverriegelung betreffend. Wenn er die abgeschlossen hätte, dann wäre das alles nicht passiert. „Oh Mann, Joey reiß dich mal zusammen!”, motivierte er sich selbst während er Atemus bunten Haarschopf auf dem Gehweg erkannte und hastig in die Seitenstraße bog, in der sein Kumpel verschwunden war. Immerhin, die Flucht der Diebin hatte insoweit ihr Gutes, dass sie nun in einen etwas ruhigeren Teil der Stadt gelangten und das hieß sie konnte nicht so schnell in einer Menschenmenge untertauchen. So wie es für ihn aussah, war sie blind in irgendeine Richtung gerannt, frei nach dem Motto „Erst mal schnell weg!”       +#+#+#+#+#+#+#+         Und damit behielt Joey auch recht. Kaum dass sich Ylva halbwegs wieder gefangen hatte, rannte sie los. Wohin war egal, Hauptsache runter von der Straße und schnell weit weg. Die Leute um sie herum waren ihr egal, von den beiden die ihr kurz darauf hinterher liefen mal abgesehen und sie entschuldigte sich auch nicht, wenn sie jemanden anrempelte und das passierte recht häufig. Sehr zu ihrem Leidwesen, denn dadurch verlor sie immer wieder ein bisschen Tempo, das sie gut hätte gebrauchen können. ' Ein bisschen Talent im Parcour-Laufen wäre jetzt ziemlich ideal!', dachte sie sich, als sie gerade an einem Zugang zu einer Gasse vorbeisprintete. Dann bremste sie abrupt und ein kurzer Blick über die Schulter, während sie abbog, verriet ihr, dass ihre Verfolger langsam aber beständig näher kamen. Ihr Hals brannte von der falschen Atmung, aber wer hatte schon Zeit darauf zu achten, richtig Luft zu holen, wenn man verfolgt wurde?   „Ganz schön fix, das Biest!”, meinte Odion und Atemu beschränkte sich auf eine Nicken, weil Ausdauerlauf nun auch nicht gerade zu seinen großen Talenten gehörte. Aber Odion schien es mitbekommen zu haben, denn er fragte nicht weiter nach. „Na, was hab ich verpasst?!”, hörten sie eine euphorische Stimme, etwas zu fröhlich für diese Situation und schon kam Joey über den nächsten Zaun gesprungen. Als er sah wie Atemu ihn überrascht ansah zwinkerte er dem nur kurz zu, ehe er etwas an Tempo zulegte und wieder über eine Kiste sprang, die im Weg stand. Was die Verfolgung anging, hatte er ihnen beiden wohl einiges voraus. „Sie ist in die Gasse da gerannt!”, informierte Odion ihn und Joey kommentierte das nur mit einem knappen „Okay”, denn er war nun schon ein gutes Stück vor ihnen. Wie er es schaffte, nach dem Sprint um zu ihnen aufzuholen, nun auch noch Energie dafür rauszuholen war den beiden anderen ein Rätsel aber immerhin gereichte es ihnen zum Vorteil. Oder... „Was zum-?”, Atemu brach ab und bremste, um nicht in Joey hinein zu rennen, der ebenso plötzlich stehen geblieben war und Odion schaffte es nur mit großer Mühe, die beiden nicht über den Haufen zu rennen. Vor den dreien erstreckte sich ein regelrechtes Labyrinth aus Gassen, Nebengassen und noch kleineren Nebenstraßen und jetzt noch heraus zu finden, wohin ihr Ziel gerannt war, stellte eine schier unmögliche Aufgabe dar. „Ich weiß das klingt wie ein schlechter Satz aus noch schlechteren Horrorfilmen aber... Wir sollten uns aufteilen”, meinte Joey und die anderen beiden stimmten knapp zu. Wie sie die Frau in diesem Chaos jedoch finden wollten, das wusste keiner von ihnen, doch keiner dachte ans Aufgeben! „Ich geh links!”, erklärte Odion und ging dann ruhig in besagte Richtung bog in eine Gasse ab und war aus dem Sichtfeld verschwunden. Joey und Atemu sahen sich kurz an und nickten sich aufmunternd zu ehe erster Rechts abbog und Atemu den Weg nahm, der gerade vor ihnen lag. Anders als zuvor, wo sie möglichst schnell hatten sein müssen, galt es nun auch noch aufmerksam zu bleiben. Sicher konnte ihr Ziel bereits über alle Berge sein, aber so Hals über Kopf wie sie hier rein gestürmt war, bestand eine Chance, dass sie sich genauso verirren konnte, wie sie drei. Wie genau er sie in diesem Gewirr finden sollte, dass war ihm noch nicht klar und es blieb Atemu wohl keine Wahl als sich auf sein Bauchgefühl zu verlassen. Er hatte stets eine enge Verbindung zum Milleniumspuzzle gehabt und diese Frau war einfältig zu glauben, dass eine Trennung von ihm oder ein Entfernen einiger Teile daran etwas ändern würde. „Okay...ganz ruhig!”, sagte Atemu leise zu sich und schloss für einen Moment die Augen. Er war die ganze Zeit über so aufgewühlt gewesen, dass er kaum die Möglichkeit gehabt hatte sich mal richtig zu konzentrieren. Vielleicht war das auch der Grund dass sie es noch nicht geschafft hatten, das Puzzle an sich zu bringen. Atemu lief weiter, die Augen zwar nicht mehr geschlossen aber weniger auf seine Umgebung achtend, als auf das was er fühlen konnte. Es war nur ganz schwach, aber er glaubte einen leisen Ruf zu vernehmen. Nicht der einer Stimme, den man einfach so hören konnte und hätte man Atemu danach gefragt so hätte er es sicherlich nicht einfach so in Worte fassen können. Es war einfach ein Gefühl, fast wie ein Instinkt und darauf musste er sich nun verlassen, da ihm seine Augen in diesem Gewirr doch wohl kaum helfen würden.   Nicht wissend, dass das was sie gerade tat wohl ein Fehler war, lehnte sich Ylva nur drei kleine Kreuzungen weiter an einen großen Müllcontainer und versuchte erst einmal sowohl Puls als auch Atmung wieder halbwegs unter Kontrolle zu bekommen. Sie war blindlings einfach drauf los gerannt und nun hatte sie den Salat... Sie hatte absolut keine Ahnung wo sie eigentlich war und das musste sie schleunigst wieder ändern. Hilflos hier herum zu rennen würde sie weder außerhalb der Reichweite ihrer Verfolger bringen, noch ihr helfen herauszufinden, was mit Liv war. Sie warf in jede abzweigende Gasse noch einmal vorsichtshalber einen Blick, um sich zu vergewissern, dass sie auch nicht entdeckt worden war, ehe sie aus ihrer Jackentasche ihr Handy hervor holte und hastig Liv anrief. Während das Freizeichen erklang lief sie nervös hin und her und es hätte nicht viel gefehlt und sie hätte wohl an ihren Nägeln geknabbert. ' Das wählt aber verdammt lange ', dachte sie sich gerade in dem Moment als am anderen Ende der Leitung abgehoben wurde. Sofort, beinahe noch bevor sie die Stimme der Person hörte, die abnahm, wurde Ylva klar, dass etwas nicht stimmte. Als dann auch noch die Stimme eines Mannes zu hören war, schlugen bei ihr sämtliche Alarmglocken. „Sie ist wohlauf, keine Sorge. Aber du hast etwas, was wir gern zurück hätten!” „Arsch!”, murrte sie wütend zurück und legte einfach auch, nur um es beinahe sofort wieder zu bereuen. Nur weil der Schrank von Kerl behauptet hatte, sie würden ihrer Freundin nichts tun, musste das noch lange nicht heißen, dass er auch die Wahrheit sagte und weil sie ihrer Wut über ihre eigene Unfähigkeit freien Lauf gelassen hatte, steckte Liv vielleicht in Schwierigkeiten. So wie sie selbst. „Manieren scheinen aber nicht deine Stärke zu sein!” Er! Wieso war er es immer, der ihre Pläne über den Haufen warf? Sie steckte das Handy wieder in die Tasche und drehte sich eiligst zu ihrem Verfolger um, während sie sich nach einer Fluchtmöglichkeit umsah. Er war allein, was hieß sie hatten sich aufgeteilt. ' Nun... mit dem werde ich vielleicht fertig. ', dachte sich Ylva und ging einen Schritt von ihm weg... oder versuchte es. Da sie sich an einen Müllcontainer gestellt hatte, stand sie halb in der Ecke und die einizigen Möglichkeiten ihm zu entkommen wären ihm umzurennen -mal wieder- oder auf den Container zu springen. „Ich hab andere Prioritäten!”, erwiderte sie gelassen, auch wenn sie aufgekratzter war als ein Eichhörnchen mit Koffein im Blut und das zu verbergen war fast anstrengender als der Dauerlauf gerade. „Diebstahl, zum Beispiel?” „Du bist aber auch nachtragend!” Dem Blick nach zu urteilen, den sie von ihrem Gegenüber bekam, fand er das nicht im Mindesten so witzig wie sie. Atemu musterte die Frau vor sich abschätzend. Er hatte bisher noch nie die Gelegenheit gehabt, die Frau die ihm sein Milleniumspuzzle gestohlen hatte, genauer in Augenschein zu nehmen. Irgendwie hatte er auch keinen Gedanken daran verschwendet, sie sich vorzustellen. Dennoch war er überrascht dass sie so... Hübsche Frauen hatte er in seinen Leben zur Genüge gesehen, allein zu Lebzeiten als Pharao war er von denen umschwirrt worden wie eine Lampe von Insekten. Die Frau vor ihm stach allein wegen der Optik nicht gerade hervor und er hatte einige gesehen, die man wohl oberflächlich gesehen hübscher nennen konnte. Aber da war etwas in ihrer Ausstrahlung, was ihn stutzig werden ließ. Er konnte das nicht genau einordnen und das wiederum frustrierte ihn, fast schon genauso sehr wie die Tatsache dass es ihr gelungen war, ihn zu beklauen und das mit einem Objekt, das um seinem Hals gehangen hatte. "Ich weiß wieso ihr es stehlen wolltet", erklärte er dann, sichtlich bemüht ruhig zu bleiben und wartete auf die Reaktion der Frau. Die bekam er auch, aber zufriedenstellend war die gewiss nicht. Sie verzog lediglich ihr Gesicht zu einem schiefen Grinsen und ihre Miene schrie ihm regelrecht entgegen, dass sie ihn nicht im Mindesten respektierte. Das machte es ihm fast noch schwerer, nicht in sein altes Verhaltensmuster zu fallen. "Ich weiß, dass ihr Liv habt. Lass uns verhandeln!" "Du gibst mir das fehlende Teil und wir lassen sie gehen." Die Frau verdrehte die Augen und schnaubte. "Ja klar, als ob! Ich könnte dir auch einfach eine reinhauen und Liv selbst befreien!" "Das wirst du nicht schaffen!" "Ich lass es drauf ankommen!", war das letzte was Atemu hörte, bevor er auch schon eine Faust auf sich zu kommen sah und es war nur ein schneller Schritt nach hinten, mehr aus dem Schreck heraus als dass er wirklich reagierte. Es hätte nicht viel gefehlt und er wäre rückwärts gestolpert. Dann übernahm allerdings sein Instinkt und zwar einer der wirklich lange geschlafen hatte. Schnell griff er nach dem Handgelenk und machte einen Schritt zur Seite um aus der Bahn zu gelangen während er leicht zog, genau in dem Moment als ihre Kraft im Schlag am größten war. Nun war Ylva es, die perplexer nicht hätte sein können. Gut, dass er nicht einfach so in ihre Faust rennen würde hätte sie schon erwartet aber seine Reaktion, wenn auch unbeholfen anfangend, kam dann so koordiniert dass es sie im wahrsten Sinne des Wortes umwarf. Sie stolperte und da die Gasse in der sie waren nicht gerade eben zu den breitesten gehörte, blieb ihr nichts anderes übrig als sich mit den Händen an der nächsten Hauswand abzufangen. ' Supi, ich hab ja ich nicht schon genug Kratzer! ', murrte sie in Gedanken. Mehr an gedanklichen Meckereien konnte sie sich allerdings nicht erlauben, denn dann waren die Rollen plötzlich vertauscht. Der einzige Unterschied bestand darin, dass Atem nicht versuchte ihr die Nase zu brechen, sondern nur versuchte sie irgendwie festzuhalten, um sie dann irgendwie zurück zu den anderen zu bringen. Blöd nur, dass seine Kontrahentin beschlossen hatte, sich mit Händen und Füßen zu wehren und das im wörtlichen Sinne. Sie drückte sich unter seinem Arm hinweg und machte einen Schritt auf ihn zu, aus Mangel an Alternativen. Das kostete Atem ein gutes Stück Gleichgewicht aber das war nichts im Vergleich zu dem Schlag den er auf den Brustkorb bekam. Ihm war als hätte ihn dort eine Metallstange getroffen und als er zurück taumelte sah er auch wieso. Im Gehen hatte sie ihren Ellbogen nach vorn gestoßen und ihn damit getroffen und... Setzte schon zum nächsten Schlag an. Wieder griff Atemu nach ihrem Handgelenk aber dieses Mal wollte sie sich wohl nicht einfach wegziehen lassen. Sie hatte ihr Gewicht anders verteilt und so musste er etwas tiefer in die Trickkiste greifen. Er mochte es nicht, so weit gehen zu müssen, aber da sie sich in den Kopf gesetzt hatte, nicht kooperieren zu wollen, blieb ihm wohl keine Wahl. Noch während er sie festhielt, schlug er kurz aber kräftig genug ihre Seite. Ylva schnappte kurz nach Luft. Der Schlag traf ihre Magengegend und sie klappte kurz nach vorn. Dann fing sie sich wieder und sah ihn an, als hätte sie ihm wohl am liebsten in tausend kleine Stücke gerissen. Dass er wirklich so weit gehen würde sie zu schlagen überraschte sie, wenn auch nur ein wenig. Es war nicht dass erste Mal, dass ein Mann sie schlug und auch bei weitem nicht das schlimmste was sie je hatte einstecken müssen. Sie konnte sich immerhin noch gut genug konzentrieren, um den nächsten Angriff zu wagen, der darin bestand, sich mit ihrem gesamten Gewicht gegen ihren Gegner zu werfen. Atemu erschrak über den heftigen Stoß und brauchte eine Sekunde um sich wieder zu fangen beziehungsweise um zu verarbeiten, dass er mit dem Rücken auf dem Boden lag... der nicht gerade eben bequem war. Asphalt war niemals bequem. Dann allerdings begann sein Verstand wieder zu schalten und er packte Ylva am Handgelenk und mit einer ruckartigen Drehung -und einer gehörigen Portion Schwung- schaffte er es ihre Positionen zu tauschen, so dass sie mit dem Rücken auf dem Boden lag. Ylva war zunächst überrascht über diese Entwicklung und schließlich einfach nur stinksauer, so dass ihr aus Mangel an Dingen die sie ihrem Gegenüber gern an den Kopf geworfen hätte einfach nur ein unartikulierter Schrei herausrutschte. Hätte der Pharao ihre Hände nicht festgehalten und zu Boden gedrückt, dann hätte er sie wohl im Gesicht gehabt und auch ihm fiel auf dass sie recht lange Fingernägel hatte. Die wollte man nicht im Auge haben... „Ruhig jetzt!”, blaffte Atemu schließlich und drückte ihre Hände etwas fester runter als er spürte wie sie sich gegen ihn stemmen wollte. „Du machst es dir nicht leichter, also lass es bleiben!” In diesem Moment kamen Joey und Odion um die Ecke gerannt. Ylvas Schrei hatte sie alarmiert und jeder mit einem halbwegs normalen Orientierungssinn hätte kein Problem sie so zu finden, selbst in diesem Labyrinth. Genau in dem Moment, in dem die beiden das, was sich vor ihren Augen abspielte auch verstanden, machte Ylva etwas, was weder Atemu noch die beiden anderen ihr zugetraut hätten, geschweige denn davon, dass irgendjemand so etwas auch nur erwogen hätte. Für einen Moment sah man nur, wie die beiden einander anstarrrten, nicht gewillt auch nur einen Funken nachzugeben. Dann hob Ylva leicht den Oberkörper und Joey konnte sehen, wie Atemu mit einem wütenden Laut zurückzuckte und sich über das Gesicht wischte, während Ylva kurz triumphierend lächelte, ehe sie diesen Moment nutzen wollte, um sich zu befreien. Atemu hingegen sah die Frau an und selbst Odion wäre bei dem Blick vorsichtig geworden, denn auch wenn er den Pharao um ein ganzes Stück überragte, so war einer mit Mordlust im Blick auch für ihn heißes Pflaster, egal wie groß. Joey bekam ebenfall ein bisschen Angst, als er sah wie sein Freund Ylva ansah, während dieser der Gedanke kam, dass ihre Aktion vielleicht doch nicht die beste Idee gewesen war, während sie weiter zurück wich. „Das war's für dich!”, meinte Atemu, sein Tonfall im Vergleich zu vorher fast schon furchterregend ruhig, während seine Mimik keinen Zweifel daran ließ, was er damit meinte. Und wer konnte schon wissen, was Atemu in dem Moment getan hätte, wäre da nicht Odion gewesen. Der packte nicht nur Ylva am Arm, um sie am wegrennen zu hindern, sondern auch Atemu, dessen Hand sich zweifellos um ihren Hals geschlosse hätte. „Schluss damit!”, meinte der Hüne von Kerl ernst und auch wenn er nun Ziel von Atemus Zorn war, so erwiderte er dessen Blick unnachgiebig. „Was fällt dir ein!? Lass mich sofort los!!!” „Schließ die Augen, atme durch und zähl bis zehn, dann reden wir nochmal darüber!” Natürlich tat Atemu nicht, was ihm empfohlen wurde, er funkelte den anderen nur an, als wäre er der Urpsrung seiner Wut, doch da Odion regungslos zurücksah, schwieg er und nach ein paar Sekunden... fragte er sich was eigentlich in ihn gefahren war. Und Ylva? Die mühte sich vergeblich damit ab, Odions Griff zu entkommen, aber bevor ihr das gelänge, konnte sie sich eher den Arm abreißen.. „Geht's wieder?” „Ja... verzeih meine Worte!”, meinte Atemu und vermied es, Odion in die Augen zu schauen. „Keine Sorge. Ich verstehe deinen Zorn. Eine Kränkung dieser Art ist auch für einfache Leute schwer zu übergehen... aber keinen Grund einen Mord zu erwägen. Zumal sie als einzige weiß, wo das fehlende Teil des Milleniumspuzzles ist!” Atemu seufzte. Er konnte sich nicht erinnern wann er das letzte Mal so aus der Haut gefahren war. Nicht einmal gegenüber Kaiba oder Bakura hatte er so eine Wut gehabt. Jedoch hate keiner der beiden ihm je ins Gesicht gespuckt, dabei  waren sie seine größten Widersacher gewesen. Keiner hatte ihn so beleidigt, wie diese Frau. Ob er das anders aufgefasst hätte, wäre er zu Lebzeiten ein einfacher Mann gewesen, das wusste er nicht. „Du hast Recht... Lass uns einfach gehen und versuchen Infos aus ihr rauszukriegen!”       +#+#+#+#+#+#+#+         Liv wusste wie aufbrausend Ylva werden konnte und auch dass diese gern mal jenseits der gesellschaftlichen Normen agierte. Wohl weil sie anders groß geworden war als sie selbst, von den Ereignissen die zu ihrem Tod geführt hatten ganz zu schweigen. Aber das hätte sie Ylva auch nicht zugetraut, vor allem nicht, wenn sie die Lage betrachtete, in der sie sich befanden. Noch aber wusste die junge Frau nichts davon, lediglich dass ihre Freundin gefunden worden war und dass man sie herbringen würde. Yugi und die anderen hatten das kleine Intermezzo in der Gasse auch nicht sehen können und so war man entsprechend verwundert, als sowohl Ylva als auch Atemu etwas „zerrupft” aussahen und letzterer noch dreinsah, als könne er im nächsten Moment an die Decke gehen. „Sieht aus als hättet ihr Erfolgt gehabt!”, stellte Mokuba nüchern fest und gab Odion mit einem kurzen Wink zu verstehen, er solle sie in den Raum bringen, in dem auch Liv war. Das mochte vielleicht dumm erscheinen, arbeiteten die beiden doch zusammen, doch Ylva hatte wohl deutlich zu verstehen gegeben, dass sie kein Wort über den Verbleib des fehlenden Puzzle-Stücks verraten würde, bis sie nicht von ihrer Freundin selbst gehört hätte, dass sie unversehrt sei. Niemand zweifelte, dass sie daran festhalten würde, auch wenn ein paar von ihnen auch so andere Ideen hatten, die sie vielleicht zum Reden gebracht hätten. Kaum war die Tür offen und kaum hatten die beiden einander erkannt, da lagen sich die beiden Freundinnen auch schon in den Armen. „Tut mir leid...Alles meine Schuld...Tut mir so leid!”, schluchzte Liv und klammerte sich an ihre Freundin als hinge ihr Leben davon ab. Wobei sie davon ausging, dass genau das der Fall war. „Schon okay”, versuchte Ylva sie zu beruhigen und hielt sie ihrerseits so fest, dass man sie wohl mit einem Stemmeisen trennen müsste. „Wir haben es beide verbockt... aber wenn wir zusammen halten, stehen wir das schon durch” Dass die beiden die ganze Zeit über beobachtet wurden, muss wohl nicht erklärt werden. Nicht nur durch die Kameras im Raum, durch die sich die Kaiba Brüder einen Überblick verschafften, sondern auch „Live”. Odion, Atemu, Yugi und Pegasus standen in der Tür und sahen dem Ganzen zu, was den beiden Frauen herzlich egal war. „Geht es dir gut? Hat man dir was getan?”, fragte Ylva schließlich, nachdem der erste Gefühlsausbruch überwunden war und musterte ihre Feundin dann von oben bis unten. Aber angesehen von der offenkundigen Nervosität schien ihr nichts zu fehlen. „Nein, alles in Ordnung...relativ” „Ein Glü-” „Ach was ist das niedlich... Ich will kotzen!” Niemand hatte gehört wie Bakura den Raum betreten hatte, außer Odion, der von ihm -vielleicht absichtlich- angerempelt worden war und der dann ein Zeichen bekommen hatte, ihm zu folgen. Dem war er nicht ohne Stirnrunzeln nachgekommen. Nun stand Bakura hinter Liv und wie er so schnell eine Klinge vor deren Hals bekommen hatte, war jedem ein Rätsel. Selbst Ylva, die unmittelbar davor stand hatte nicht reagieren können. Wohl auch, weil Odion sie wieder festhielt. „Bakura, was soll das?”, rief Yugi dazwischen, teils entsetzt und teils wütend und warf Atemu einen Seitenblick zu in der Hoffnung die gleiche Missbilligung zu erkennen, die auch er empfand. Nur um dann zu sehen, dass der vollkommen gelassen zusah. ' Was hat er denn für ein Problem? ', fragte sich Yugi in dem Moment in dem Bakura antwortete: „Ich beschleunige das hier! Wir haben keine Zeit für deine Weltverbesserer- Tour, also lass mich das machen!” Er ging ein paar Schritte rückwärts, sein Blick fest auf Ylva gerichtet,, die verzweifelt versuchte aus Odions Griff zu entkommen, während Liv sich Mühe geben musste flach zu atmen, denn sie konnte spüren wie die Klinge an ihre Haut drückte. „Also Schätzchen, ich nehme an, du willst nicht, dass der Kleinen hier hier ein Unglück passiert. Wenn ich da richtig liege, solltest du lieber damit rausrücken, wo das fehlende Stück des Milleniumspuzzles ist, am besten bevor mir die Hand abrutscht oder mir die Geduld ausgeht! Ich will nur ungern diesen Teppich mit Blut versauen!”   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)