Teilzeitsklavin von Alaiya (BDSM ♀️|♀️|♂️) ================================================================================ Kapitel 13: Mittelalter, Met & Gemeinsamkeiten ---------------------------------------------- Beinahe überraschte es Nadja, dass sie tatsächlich mitgekommen war. Noch mehr überraschte sie allerdings, dass dasselbe auch für Stef galt. Sie standen in der Warteschlange am Eingang des Mittelaltermarktes. An sich schon fast eine Frechheit, dass sie acht Euro für den Eintritt würden hinblättern würden, auf einer Veranstaltung, wo man sowieso nichts tun konnte, ohne dafür noch einmal extra zu blechen. „Sind die anderen auch verkleidet?“, fragte Stef, die ihrerseits ein normales, ärmelloses Top mit Ausschnitt zusammen mit einer Jeans trug, während Nadja ein altes Kleid in grün-gelb und einem zum Ambiente passenden Schnitt angezogen hatte. „Ich gehe schwer davon aus“, erwiderte sie. Stef lachte verlegen. „Was seid ihr alle nur für Nerds?“ Nervös zwirbelte sie eine Haarsträhne. Bei der Frisur hatte Nadja ihr geholfen einen Kranz zu flechten, um zumindest nicht ganz zu wirken, als wäre sie rein zufällig hier. Ihre eigenen Haare trug sie offen, selbst wenn sie die Entscheidung dank der schwülen Hitze bereute. „Ich bin kein solcher Nerd wie Christorph“, meinte sie und trat nun vor die Kasse. Sie zahlte acht Euro, Stefanie zehn. Wie so oft gab es einen Rabatt für Gewandung. Gott, war sie lange nicht mehr auf so einem Markt gewesen! Als ihre Hände gestempelt waren und sie den eigentlichen, von einem Holzzaun abgetrennten Markt betraten, schlug ihnen der Geruch diverser Feuer, gebratenen Fleisches und Met entgegen. Nadja fischte ihr Handy aus der Ledertasche an ihrem Gürtel hervor, um Chris eine Nachricht zu schreiben. Schnell kam die Antwort. Chris und „seine Leute“ waren am großen Lagerfeuer. „Dann lass uns mal“, meinte sie zu Stef und versuchte sich zu orientieren. Es war ein größerer Markt, doch fast immer war das große Lagerfeuer in der Nähe der Bühne und wo die Bühne war konnte sie hören. Stefanie zuckte mit den Schultern. „Schon unterwegs.“ Sie drängten sich zwischen den Ständen hindurch, die alles von Gewandung, über Schmuck hinzu allerlei passenden und unpassenden Leckereien verkauften. Am östlichen Rand der Veranstaltung war eine Bühne vor einer freien Festwiese aufgebaut und tatsächlich fand sich in der Nähe der Wiese ein Lagerfeuer, um das herum jemand einfache Bänke und Tische – übliche Festbänke, wie man sie auch auf jedem Schützenfest fand – aufgestellt hatte. An einem der Tische saßen Chris, seine Frau, Kai und drei andere, die Nadja nicht wirklich kannte. Ein anderer Kerl mit kurzem, blonden Haar, den sie zumindest mal gesehen hatte, und zwei Frauen. Bis auf den Typen, dessen Namen sie nicht kannte, waren alle in Gewandung. Chris trug seine übliche Magierrobe, inklusive allerhand Ketten, von denen er einen Teil selbst gemacht hatte, Christina ein weit ausgeschnittenes Kleid. Ihre Haare waren ähnlich wie die Steffs zu einem Kranz geflochten, jedoch komplexer, als Nadja es bei Stef hinbekommen hatte. Außerdem hatte sie Elfenohren angeklebt. Die beiden anderen Frauen trugen einfache Gewandung, Kai ein blaues, geschnürtes Doublet über einer schwarzen Hose. Er hatte außerdem eine einfache Umhängetasche bei sich. „Da seid ihr ja“, begrüßte sie Chris. „Sorry, dass wir so spät sind“, meinte Nadja. „Wir sind heute Morgen einfach nicht in die Gänge gekommen.“ Zugegebenermaßen hatte sie allerdings auch nichts bereits um zehn auf dem Markt sitzen wollen. Selbst jetzt hatten sie noch mehr als genug Zeit. „Du bist die Mitbewohnerin von Chris, nicht?“, fragte eine der Frauen, deren Namen Nadja nicht kannte. Sie nickte rasch, zuckte dann mit den Schultern. „Ehemalige Mitbewohnerin natürlich. Nadja. Und das hier ist meine aktuelle Mitbewohnerin, Stefanie.“ Deutlich unsicher zwang Stef sich zu einem Lächeln und sah sich um. „Ich … bin normalerweise nicht auf solchen Verantstaltungen.“ Und so wurden erst einmal die üblichen Grüße und Vorstellungen ausgetauscht, bei denen Nadja zumindest erfuhr, dass die drei ihr nicht wirklich bekannten, Tobias, Svenja und Fiona hießen. Irgendjemand mit ungewöhnlichem Namen musste ja dabei sein. Sie setzten sich zu den anderen dazu und Chris lud sie auf ein Met ein, weshalb sie bald saßen, tratschten und lachten, während Musik von der an sich leeren Bühne hinüberhallte. Offenbar hatte jemand eine CD reingelegt. „Jetzt fühle ich mich irgendwie albern“, meinte Stef nach einer Weile mit gesenkter Stimme an Nadja gewandt. Sie sah zu ihr und zuckte mit den Schultern. „Hier sind genug andere Leute ohne Gewandung.“ „Ja, schon …“ Was sie sagen wollte war klar: Aber nicht hier. „Wollen wir uns vielleicht erst einmal umschauen?“, schlug Nadja vor. Immerhin war sie selbst auch nicht hergekommen, um sich auf der Bank zu betrinken. Sie musste außerdem ja auch noch fahren. Stef nickte. Also stand Nadja auf. „Stef und ich werden uns mal ein wenig umschauen. Gucken was es zu kaufen gibt und so.“ „Soll ich Euch begleiten, meine edlen Damen?“, bot Chris an. Nadja zuckte mit den Schultern. „Ein Eskort ist nicht notwendig, soll Euch jedoch nicht verboten sein.“ Sie knickste übertrieben und lachte. Kai kam auf sie zu und verbeugte sich. „Wenn es Ihnen nichts ausmacht, mein Fräulein, werde ich Sie über den fremden Markte geleiten.“ Nur schwer konnte sie ein weiteres Lachen unterdrücken. „Sehr gerne, edler Herr.“ Ein weiterer Knicks, ehe sie doch kicherte. „Ich komme auch noch einmal mit“, meinte Christina dann. „Ich wollte mir ohnehin noch etwas zu Essen holen.“ Chris stand auf und verdrehte die Augen. „Dann habe ich ja kaum eine Wahl.“ „Du weißt, dass ich auch ohne dich überlebensfähig bist, ja, Schatz?“ Sie betrachtete ihren Mann amüsiert. Ein weiteres Augenrollen folgte, ehe er sich wieder auf die Bank fallen ließ. „Ganz wie du meinst.“ Er zog einen Schmollmund, bekam dafür jedoch einen Kuss auf die Stirn. Christina flüsterte ihm etwas ins Ohr, ehe sie sich zu ihnen umwandte. „Wollt ihr etwas bestimmtes sehen?“, fragte Kai schließlich. „Ich wollte mich eigentlich nur umschauen“, erwiderte Nadja und wechselte einen Blick mit Stef. „Ich weiß nicht, was sie …“ Stef zuckte mit den Schultern. „Ich hatte überlegt auch mal diese … Gewandung.“ „Aber nicht nur aus Gruppenzwang, oder?“ Christina trat neben sie. Sie gingen los und relativ schnell vertiefte sich Stef in ein Gespräch mit Christina, als diese anfing mit ihr über Gewandung und darüber, wie teuer diese war und warum zu sprechen. Außerdem erklärte sie bald in aller Ausführlichkeit, was es mit ihren Elfenohren auf sich hatte. Etwas unschlüssig lief Nadja neben Kai. „Bist du auch so einer?“ „So einer?“ Er hob amüsierte eine Augenbraue in einer Geste, die Spock erstaunlich gut immitierte. „LARPer?“ Er grinste. „Nicht so sehr, wie ich gerne wäre, aber ja.“ Nadja seufzte. „Ich fühle mich verfolgt.“ „Aber warum denn, Werteste?“ „Ich kenne irgendwie sehr viele LARPer und Rollenspieler.“ Sie dachte nur an Andre. „Jetzt lässt du es so klingen, als sei das etwas schlimmes“, meinte er. „Ich fürchte nur wieder früher oder später zwangsrekrutiert zu werden.“ „Nun, wenn du nicht willst, kann dich niemand zwingen, oder?“ Sie zuckte mit den Schultern und blieb vor einem Schmiedestand stehen, wo tatsächlich jemand gerade alte Schmiedetechniken zur Schau stellte. „Nicht zwingen, aber mir ein schlechtes Gewissen machten.“ „Ich verstehe.“ Kai schmunzelte und beobachtete ebenfalls den Schmied und seine Gehilfin. Dann aber wandte er sich Nadja zu, musterte sie und schaute schließlich zu Christina und Stef hinüber, die vor einem der Gewandungsstände stehen geblieben waren. Er räusperte sich unsicher. „Du weißt, was dein Gewand …“ Ein weiteres Räuspern. „Ich meine die Farbe.“ „Du meinst du Farbe Gelb?“ Sie grinste ihn an und schenkte ihm einen vielsagenden Blick. „Nun ja, eigentlich waren es meist gelbe Haarbänder, habe ich gelesen.“ „Es war generell eine Farbe, die … Ähm.“ Er leckte sich wieder über die Lippen. Ein kurzes Kichern konnte sie sich nicht verkneifen. „Ja, das weiß ich. Und?“ Noch einmal räusperte er sich. „Dann ist gut.“ Seine Wangen brannten deutlich sichtbar. Sie gingen weiter, blieben vor einem anderen Laden stehen. Dieser verkaufte Anhänger für Ketten, aber auch ein wenig Lederware. „Du bist Chemikerin, oder?“, fragte Kai schließlich, wohl da ihm das Schweigen zu unangenehm wurde. „Ja. Ich studiere Chemie im Master.“ „Cool.“ Eine obligatorische Antwort, während er einen Anhänger fixierte. Nadja schenkte ihm einen Seitenblick. „Und du?“ „Ich mache gerade mein Referendariat.“ „Du bist Lehrer?“ „Angehender Lehrer.“ Sie lächelte. „Schulform? Fächer?“ „Realschule. Deutsch und Geschichte.“ „Da macht das Mittelalterliche Interesse zumindest Sinn“, meinte sie. „Ich habe das Fach nicht umsonst gewählt.“ „Ich verstehe.“ So redeten sie weiter, während sie meist mit ein, zwei Ständen Abstand Christina und Stef folgten, bis Stef tatsächlich in die Umkleidekabine eines Gewandungsladens verschwand. Wobei „Kabine“ hier als relatives Wort zu verstehen war, da es eher ein von drei Vorhängen abgegrenzter Bereich war. Gemeinsam mit Christina blieben sie stehen, während Stef gleich fünf verschiedene Kleider anzog und am Ende doch keines davon kaufte, da die Preise einfach zu hohrende waren. Dann liefen sie weiter, holten sich ein paar gebrannte Mandeln, hielten bei einem anderen Laden. Das Gespräch wanderte über diverse Themen. Studienstress. Studienfinanzierung. Die miesen Gehälter von Referendaren. Leselisten im Deutschunterricht. Bücher. Fantasybücher. Die Witcher-Spiele. Andere Spiele. Comics. Marvelfilme. Rollenspiele. Natürlich hatte das Thema aufkommen müssen. Bis sie wieder zum Lagerfeuer und der nun bevölkerten Bühne, auf der eine Gruppe Musiker instrumentale Musik mit Tanz aufführte, hatte sich Stefanie doch etwas gekauft: Eine einfache Robe, die sie sich hatte leisten können. In Rot, da sie die Farbe mochte. Derweil hatte Nadja eine Menge über Kai erfahren. Wie zum Beispiel, dass er die Abwesenheit von Fantasybüchern in der Leseliste genau so beklagte, wie dass SciFi-Literatur selten ernst genommen wurde. Außerdem hatte er einmal ein Buch geschrieben, dass aber vom Verlag abgelehnt worden war und hatte es seither nicht wieder probiert. Er las gerne Fantasy-Literatur aus Polen und Russland. Die Familie seiner Mutter kam aus Russland, weshalb er bilingual aufgewachsen war. Außerdem spielte er aktuell mit Chris, Christina und zwei anderen eine Runde DSA, in der sein Charakter ein Briester namens Valerian war. Nadja bemühte sich das Gespräch danach in sicherere Gefilde zurückzusteuern, doch auch Christina stimmte ein, um über ihre Dunkelelfe Ixenia zu erzählen. Als auch noch die anderen am Tisch mit einstimmten und begannen Stef zu erklären, was daran genau so toll war, stand Nadja schließlich wieder auf. „Ich hole mir etwas zu Essen. Will sonst noch jemand was?“ „Warte, ich komme mit“, bot Kai sofort an. Sie seufzte. „Sicher?“ Er kam zu ihr hinüber. „Ja.“ „Könnt ihr für mich eine Grillfackel mitbringen?“, fragte Tobias. „Geld kann ich euch geben.“ Aus der einen Grillfackel wurden zwei und ein Steak, das sie vom Grillstand mitbringen sollten, doch letzten Endes hatte Nadja es ja angeboten. „Sorry, wenn ich dich vorhin mit dem DSA-Kram genervt habe“, meinte Kai, während sie sich auf den Weg zum Grill machten. Sie zuckte mit den Schultern. „Nicht schlimm. Ich bin daran gewöhnt mit den Abenteuern von solchen Charakteren beleert zu werden.“ Als er sie fragend ansah, grinste sie. „Chris.“ „Ah. Verstehe.“ Er lächelte. „Trotzdem sorry.“ „Schon okay. Verstehe ja, wie das ist. Mit einem Hobby.“ „Also, du spielst lieber auf Konsole“, meinte er rasch. „Was für Spiele denn sonst so?“ „Wie gesagt. Also ich mag alles was Hack and Slash ist. Aber auch gerne mal etwas taktischeres.“ „Hast du Dark Souls gespielt?“ „Das erste. Beim zweiten stecke ich fest.“ „Wo denn?“ „Beim Drachentöter.“ „Ja, da habe ich auch ein paar Anläufe gebraucht. Soll ich dir mal helfen?“ Daraufhin verdrehte sie die Augen. „Oh ja, mein Held. Hilf mir aus meiner Beduillie.“ Abwehrend hob er die Hand. „Sorry. So habe ich das nicht gemeint. War nur ein Angebot.“ „Ich schaff es schon irgendwann“, meinte sie. „Im Moment spiele ich mal wieder Batman.“ Wieder vertieften sie sich in ein Gespräch, während sie am Stand saßen und warteten. Reden konnte man mit ihm schon ganz gut, selbst wenn sie immer mal wieder einen seltsamen Blick von ihm bemerkte. Als er schließlich für sich selbst welche der Bratkartoffeln bestellte, konnte sie sich einen amüsierten Kommentar nicht verkneifen: „Das ist aber auch nicht sehr Mittelalterlich.“ Er zwinkerte. „Nicht Mittelalterlich. Aber Lecker.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)