In this world von Jani-chan44 ================================================================================ Kapitel 1: Prolog: My story in this world ----------------------------------------- Wir leben in einer merkwürdigen Welt. Vor vielen Jahren verringerte sich die Anzahl der Menschen, die auf diesem Planeten lebten, drastisch, und der Menschheit drohte die Auslöschung. Doch die Natur findet immer einen Weg, oder so ähnlich sagt man. Evolution ist erstaunlich. Innerhalb weniger Jahrhunderte passten sich die menschlichen Körper an, um eine möglichst hohe Geburtenrate zu ermöglichen. Die Geschlechter vermischten sich. Männer und Frauen waren plötzlich in der Lage, sowohl Kinder zu zeugen, als auch zu gebären. Doch so, wie die Linien zwischen den Geschlechtern immer unklarer und bedeutungsloser wurden, stachen zeitgleich andere Merkmale hervor. Anstatt, dass man Menschen als Männer und Frauen unterschied, gab es drei neue Typen: Alphas, Betas und Omegas. Die Alphas sind die Anführer dieser Welt. Man erkennt sie an ihren hohen Positionen im Job, ihrer erstaunlichen Gesundheit, dem guten Aussehen und auch ihrer hohen Potenz. Von Geburt an kümmert sich die Regierung um diese besonderen Menschen. Die Eltern der Alphas werden finanziell unterstützt, während den Kindern Zugang zu den besten Schulen ermöglicht wird. Ja, als Alpha hat man ein gutes, sorgenfreies Leben, sollte man meinen. Die Betas, die den Großteil der Bevölkerung ausmachen, haben es nicht so leicht. Ihnen ist es zwar möglich, ähnlichen Erfolg, wie die Alphas zu haben, unterstützt werden sie dabei aber nicht. Sie sind normal, können gut oder schlecht aussehen, gesund oder kränklich sein, als Chef einer Firma oder als Hausmeister enden. Sie führen gewöhnliche Leben, gründen Familien, werden alt und sterben schließlich. Und dann gibt es noch die Omegas. Man könnte sie als einzige Schwäche der Alphas bezeichnen. Sie stellen den kleinsten Teil der Bevölkerung. Geächtet von der Bevölkerung, führen viele von ihnen ein Leben im Schatten. Der Grund dafür ist die Veranlagung ihres Körpers, während der Zeit ihrer Hitze, Pheromone auszuschütten, die selbst die sonst so starken Alphas in die Knie zwingen, ihrer Sinne berauben und ihr Verhalten unkontrollierbar machen. Vergewaltigungen und andere körperliche Vergehen an Omegas durch Alphas sind daher keine Seltenheit. Zwar gibt es Mittel und Medikamente, um diesen einmal im Monat vorkommenden Prozess zu unterdrücken, ausnahmslos zuverlässig helfen diese allerdings nicht. Zudem garantiert dieser kleine Trick der Natur, auch wenn er sich viel zu oft als Nachteil für den betroffenen Omega erweist, der sonst körperlich unterlegenen und von der Gesellschaft gemiedenen Art das Überleben. Und als wäre dies nicht genug, gibt es noch eine Besonderheit, die Alphas und Omegas verbindet. Man spricht dabei von dem sogenannten Seelenbund, der nur zwischen diesen beiden Arten Mensch möglich ist. Es passiert so selten, dass die meisten glauben, es handelt sich dabei um ein bloßes Gerücht, ein Schauermärchen, das Alphas erzählt wird, damit diese sich von Omegas fernhalten, oder, in den Augen eines Omegas, eine Geschichte, die ihnen erzählt wird, um ihnen Hoffnung zu machen, eines Tages Ansehen in der Gesellschaft zu erlangen, indem sie es schaffen, einen Alpha dauerhaft an sich zu binden. Der Seelenbund ist die unumstößliche Vereinigung eines Alphas mit einem Omega. Treffen sich die beiden, verschwimmt die Welt um sie herum. Für beide gibt es nur noch einander. Eine Liebe und ein Schicksal, welches sie auf ewig aneinander bindet. In meinen Augen ist dies Quatsch. Ein alter Aberglaube. Noch nie habe ich von Freunden oder Bekannten gehört, dass es ihnen oder jemanden, der ihnen nahe stand, so etwas tatsächlich passiert wäre. Nicht, dass ich sonderlich viel Kontakt zu Omegas oder anderen Alphas pflegen würde. Auch, wenn ich selber zu dieser auserwählten Art Mensch gehöre, fühle ich mich nur bei sehr wenigen Menschen meines Typs wohl. Da wäre zum einen die, nach meinem Geschmack, viel zu laute und aufdringliche Hanji Zoe, eine alte Schulfreundin und inzwischen ausgezeichnete Ärztin, und zum anderen mein früherer Arbeitskollege und guter Freund Erwin. Eine Weile arbeiteten wir in derselben Anwaltskanzlei, doch da mein Klientel - ich setze mich für Gleichstellung von Omegas in der Gesellschaft ein- eine 'unzumutbare Belastung' für meine Kollegen darstellte, machte ich mich vor wenigen Jahren selbstständig. Sicherlich wäre mein Beruf mit einem anderen Klientel lukrativer, doch hier geht es mir nicht um Geld, davon habe trotz allem mehr, als genug. Nein, dies ist eine Herzensangelegenheit von mir. Meine Mutter Kuchel war, im Gegensatz zu mir, ein Omega. Sie war eine liebevolle Frau und gute Mutter, trotz des Umstands meiner Zeugung. Damals war sie noch jung, gerade 17 Jahre alt, und hatte noch nie die Hitze erlebt. Bis zu diesem einen Tag. Sie war gerade auf dem Rückweg von ihren Einkäufen, als es bei ihr einsetzte. Auf offener Straße brach sie zusammen. Niemand half ihr mit Notfallmedikamenten oder stand ihr beiseite, als sich das Rudel Alphas über sie her machte und einer dieser Bastarde mich zeugte. Anstatt, dass man das Verbrechen an ihr ahndete, beglückwünschte man sie zu ihrem Alpha-Sohn, überhäufte sie mit Geschenken und Fördergeldern. Doch die Tat an ihr hatte sie nie verarbeitet. Auch, wenn sie mir all ihre Liebe gab, sich selbst gestand sie diese nicht zu. Sie aß immer weniger, wurde depressiv und ließ sich gehen. Gerüchte besagen, sie hätte damals angefangen, mit Drogen zu experimentieren. Ihre Konstitution verschlechterte sich zusehends und eines Morgens, ich war zu diesem Zeitpunkt zehn Jahre alt, fand ich sie tot in ihrem Bett. Ob es die Drogen waren, die sie töteten, oder doch etwas anderes, wurde nie ermittelt. Wieso auch? Am Ende war sie doch nur ein Omega. Und so hatte ich, ihr kleiner Alpha-Sohn, wenigstens die Chance unter anderen Alphas aufzuwachsen. Dass dieser Alpha, unter dessen Obhut man mich stellte, trotz seines Status, ein emotionsloser Schläger und Taugenichts war, zogen die zuständigen Behördenmitarbeiter dabei allerdings nicht in Betracht. Schließlich war er mein Onkel. So könnte ich zu dem Sohn werden, den er nie gehabt hatte, und die Alpha-Blutlinie der Familie rein halten. Nun, wie man sich denken kann, ging dies nicht lange gut. Nachdem ich mit den ersten blauen Flecken im Gesicht und Prellungen am Körper zur Schule kam, entzog man ihm das Sorgerecht und steckte mich in ein Elite-Internat. Ohne Probleme erreichte ich den Abschluss und studierte danach Jura. Ich wollte Menschen, den es erging, wie meiner Mutter, eine Stütze sein. Ich wollte, dass man diesen Menschen nicht nur finanziell hilft, sondern sich auch um ihre körperliche und psychische Verfassung kümmert. Und vor allem wollte ich, dass Alphas dieselbe Gerechtigkeit widerfahren würde, wie jedem anderen Menschen auch. Natürlich war zu Beginn meiner Karriere die Skepsis der Omegas groß. Wer hätte schon vermutet, dass es gerade ein Alpha sein würde, der ihnen in ihrer Situation Hilfe anbietet? Doch nach meinen ersten erfolgreichen Prozessen, hatte ich mir schnell einen Namen gemacht. Ein Name, der nun in goldenen Lettern an meiner Bürotür prangt: 'Levi Ackerman, Dr. iur.'. Natürlich bringt dieses nicht nur Positives mit sich. Andere Alphas, die von meinen Beruf erfahren, meiden mich für gewöhnlich. Sie sehen mich als Verräter meiner eigenen Art an. Ich habe schon vor langer Zeit aufgehört, mich deswegen schlecht zu fühlen. Die oftmals überheblichen und arroganten Charakterzüge, die Alphas eher häufiger, als selten, aufweisen, empfinde ich als abstoßend. Der ausschweifende Lebensstil, den sie pflegen, ist nichts, mit dem ich mich identifizieren kann. Meinen Feierabend verbringe ich lieber in einer kleinen Kneipe voller Betas, als in den Nobelclubs der Alphas. „Petra, ich mache Feierabend. Sei so gut und schließe alles ab, wenn du die Schreiben fertig bearbeitet hast.“ „Gerne, Levi. Hab einen schönen Abend.“ Petra ist meine Sekretärin. Ein liebes Mädchen, eine Beta, doch leider körperlich völlig reizlos für mich. Der Blick auf meine Uhr verrät mir, dass es gerade 18 Uhr ist. An einem Freitag viel zu früh, um mich zu Hause auf die Couch zu legen und den Tag hinter mir zu lassen. Einer meiner Klienten gab mir in der Vorwoche einen Tipp, eine kleine Bar, nicht weit von meiner Kanzlei. Laut seiner Aussage sieht man dort nur selten Alphas. Dies ist einerseits angenehm für mich, da ich mir keine Gedanken darüber machen muss, dort einem Alpha zu begegnen, der mich als Verräter betrachtete, aber vor allem würde mir auch kein Alpha in die Quere kommen, wenn ich mir einen Mann für diese Nacht mitnehme. Nicht, dass ich das sonderlich oft tun würde, ich bin kein Raubtier und hüpfe nicht durch die Betten. Allerdings wäre es gelogen, zu sagen, dass ich gar keine körperlichen Bedürfnisse hätte. Natürlich habe ich die. Gerade als Alpha. Und manchmal möchte ich abends mehr, als die eigene Hand, spüren. Und heute ist wieder so ein Abend. Ich steige in meinen Wagen, einen schwarzen Audi, werfe meine Ledertasche auf den Beifahrersitz, und fahre durch die Straßen New Yorks. Es ist voll, wie immer eigentlich, und die Staus verzögern den eigentlich so kurzen Weg bis zu meinem Ziel. In einer kleinen Seitenstraße sehe ich mein Ziel. Die großen, grünen Neonbuchstaben zeigen den Namen der Bar an: Three Sisters. Einen Moment überlege ich, ob die Bar wohl wirklich von drei Schwestern geführt wird, denke dann aber, dass da sicherlich eine andere Bedeutung hinter steckt. Einige Meter entfernt vom Eingang finde ich einen Parkplatz, eine wahre Seltenheit in dieser Stadt. Ich nehme mein Portemonnaie aus der Tasche und stecke es mir in das Innenfach meines Jacketts. Möglicherweise hätte ich mich zunächst zu Hause umziehen sollen, der Laden macht nicht den Eindruck, als wäre ein Anzug der übliche Dresscode. Andererseits wirkte dieser attraktiv an mir und erhöhte so meine Chance, den heutigen Abend nicht alleine zu verbringen. Ich schaue rechts und links über die Straße – alles frei- und überquere sie. Durch die kleinen Glasfenster der Tür kann ich einen Blick ins Innere des Ladens werfen. Alles sauber, dem ersten Anschein nach, und noch nicht überlaufen. Ich drücke dir Tür auf und sie öffnet sich quietschend. Vor mir sehe ich die dunkle, massive Eichentheke, zu meiner Linken eine kleine Tanzfläche und zu meiner Rechten einige Sitzecken. Hinter der Theke führt eine Wendeltreppe hinauf zur Galerie, auf der ich einen Billardtisch stehen sehe, und weitere Räume, vermutlich die Toiletten und Mitarbeiterräume, gehen von einem kleinen Flur dahinter ab. An der Bar sind noch einige Plätze frei und man hat einen guten Blick auf neu ankommende Gäste. Ich nehme mir einen Stuhl und werfe einen Blick in die Karte. Die Preise sind angemessen und die Getränkeauswahl ist groß. Sogar meine liebste Sorte Schwarztee bieten sie an. „Kann ich Ihnen etwas bringen?“, unterbricht mich eine freundliche Männerstimme. Ich lasse die Karte sinken und blicke das erste Mal in die Augen des Mannes, den ich heute Abend mit nach Hause nehmen möchte.   Kapitel 2: Rejection -------------------- Ich schaue in seine blau-grünen Augen und öffne den Mund um zu sprechen, doch der Blick, den mir der junge Barkeeper schenkt, ist nicht der, den ich erwartet habe. In seinen Augen liegt Angst, Hass und so etwas, wie Ekel. „Mikasa, könntest du bitte den Kunden für mich übernehmen?“, sagt er und lässt mich stehen. Ich wundere mich einen Moment über sein Verhalten, doch ehe ich lange darüber nachdenken kann, steht eine junge, schwarzhaarige Frau vor mir. „Hallo! Was darf's sein?“, fragt sie freundlich, doch ihre Augen verraten, dass ich hier mehr, als unerwünscht bin. „Einen Schwarztee und eine Erklärung für das Verhalten deines Kollegen, bitte.“, antworte ich ihr nonchalant. Sie wendet ihren Blick ab und macht sich an die Zubereitung meines Getränks. Ich habe nicht damit gerechnet, eine ernsthafte Antwort auf meine Frage zu erhalten. Umso mehr verwundert es mich, als sie zu sprechen beginnt: „Eren kann nicht gut mit Alphas umgehen. Bitte entschuldigen Sie das Verhalten meines Bruders.“ „Bruders?“, frage ich erstaunt, denn die beiden sehen sich alles andere, als ähnlich. Im Gegensatz zu ihrem Bruder, weist die junge Frau asiatische Gesichtszüge auf und weder Haar- noch Augenfarbe sind dieselben. „Wir sind Ziehgeschwister, also nicht wirklich verwandt. Ich habe eine Weile bei ihm und seinen Eltern gelebt.“ „Ah.“, gebe ich zur Antwort. Weiter nachzufragen, würde zu sehr in das Privatleben der beiden eindringen. Außerdem hätte ich die Antworten auf meine vielen Fragen lieber aus dem Mund des Jungen gehört. „Bitte sehr, Ihr Tee.“, spricht das Mädchen, Mikasa war ihr Name, wenn ich mich nicht verhört habe, und reicht mir eine dampfend heiße Tasse, „Brauchen Sie Milch, Sahne, oder Zucker?“ „Nein, danke, ich bevorzuge ihn so.“, antworte ich knapp und lasse meinen Blick hinüber zu Eren schweifen. Dieser scheint ein wenig zu sehr damit beschäftigt zu sein, die verschmutzten Gläser zu reinigen, und würdigt mich keines Blickes. Dass er ein Omega ist, habe ich in dem Moment gespürt, als er vor mir stand. Der einzigartige Geruch, den sein Körper ausströmt, lässt keinen Zweifel daran. Ich kann nur vermuten, dass er Ähnliches, wie meine Klienten erlebt haben muss, wenn er mit solcher Abneigung auf Alphas reagiert. Ich würde ihn gerne nach seiner Geschichte fragen, doch unter den gegebenen Umständen scheint sich dies als schwierig zu gestalten. Mikasa wirft mir einen boshaften Blick zu. „Bitte hören Sie auf, Eren so anzustarren. Ihre Anwesenheit ist schon problematisch genug für ihn.“ Ich lasse meinen Blick sinken und widme mich meiner Tasse Tee, ohne dem Mädchen eine Antwort zu geben. Etwas, wie Resignation, zeichnet sich in ihrem Gesicht ab. Sie lehnt sich zu mir hinüber und beginnt zu reden: „Es ist nichts Persönliches gegen Sie. Aber Sie wissen doch, welche Gefahr Alphas für Omegas darstellen können. Und Eren musste das auch schon erleben. Also bitte, wenn Sie heute einen Mann suchen, der Ihr Bett wärmen soll, dann nehmen Sie sich jemanden Ihresgleichen.“ Ihren Worten konnte ich das entnehmen, was ich eh schon vermutet hatte. Eren hatte in seiner Vergangenheit erfahren müssen, was ich jeden Tag bei der Arbeit erlebe. Er oder jemand, der ihm nahe steht, wurde Opfer eines Überfalls durch Alphas. Ich zücke eine meiner Visitenkarten aus dem Portemonnaie und schiebe sie über den Tresen, sodass Mikasa sie an sich nehmen kann. „Wenn er Hilfe benötigt, kann er sich an mich wenden.“, gebe ich ihr zu verstehen. Wortlos nimmt sie die Karte an sich und wirft einen Blick darauf. Einen Moment legt sich ein undurchdringlicher Ausdruck auf ihr Gesicht, dann findet sie wieder zu sich und antwortet mir: „Vielen Dank, dass Sie Ihre Hilfe anbieten. Aber ich befürchte, dass wir uns keinen Alpha-Anwalt leisten können. Und selbst wenn, unsere Angelegenheit wurde bereits geklärt und die Täterin hat ihre gerechte Strafe erhalten.“ Ich frage mich, was sie mit 'Unsere Angelegenheit' meint. War Mikasa auch in den Vorfall verwickelt? Sie ist unverkennbar eine Beta, was eine direkte Beteiligung ziemlich unwahrscheinlich macht. Und wer war die Täterin und in welchem Verhältnis steht sie zu Eren? „Sei doch trotzdem so gut und gib die Karte an Eren weiter. Sollte er noch einmal Hilfe benötigen, würde ich mich gerne als sein Anwalt anbieten. Bei den Kosten käme ich ihm natürlich auch entgegen.“, sage ich, verfolge damit aber eigentlich nur das Ziel, Eren in den Besitz meiner Handynummer zu bringen. Sie nickt höflich und steckt die Karte in ihre Hosentasche. Dann wendet sie sich den anderen Gästen zu, denen offensichtlich nicht schnell genug ihr Bier geliefert werden kann. Ich weiß nicht genau, wieso ich nicht locker lassen kann. Ich kenne den Jungen nicht und mehr, als einen abwertenden Blick, hat er mir nicht geschenkt. Und doch hat er mich in seinen Bann gezogen. Die Augen, denen man jede Gefühlsregung ablesen kann, das zarte Gesicht, das von seinen braunen Haaren eingerahmt wird, der schlanke, aber nicht magere Körper, und die Geschichte, die sich hinter all dem verbirgt. Ich will es alles kennen lernen. Ich will wissen, wie er aussieht, wenn er schläft, wie sich sein Gesicht verzieht, wenn er erregt ist und wie sich seine Haut unter meinen Fingerspitzen anfühlt. Der eigentliche Grund meines Aufenthaltes ist lange in den Hintergrund gerückt und wer die Bar betritt, interessiert mich nicht mehr. Ich spüre die Blicke der anderen Gäste, die mich förmlich zu durchbohren scheinen, doch sie lassen mich kalt. Die einzigen Augen, die mich heute Abend ansehen sollen, sind zu meinem Missfallen aber immer noch an die schmutzigen Gläser geheftet. Wieso schafft er es nicht einmal, mir ins Gesicht zu blicken? Unmut macht sich in mir breit. Heute würde ich hier nicht weiter kommen, so viel war klar. Ich lege das Geld für den Tee, inklusive einem großzügigen Trinkgeld, auf die Theke und erhebe mich vom Hocker. Es ist nicht einmal 20 Uhr, als ich mich auf den Heimweg mache. Zu Hause erwartet mich dasselbe, wie jeden Tag: Eine makellos saubere Wohnung ohne viel Schnickschnack und bunte Farben. Ein sauberes Umfeld ist mir wichtig. Als meine Mutter körperlich immer weiter abbaute, war ich es, der sich um den Haushalt kümmerte. Ich putzte die Wohnung und kochte für uns beide, auch, wenn sie kaum etwas davon aß. Dieses Verhalten habe ich mir bis heute bewahrt. Natürlich könnte ich mir ohne Probleme eine professionelle Reinigungskraft leisten, die sich, während ich auf der Arbeit bin, um die Säuberung der Wohnung kümmert. Doch bringt es immer ein Risiko mit sich, fremde Personen in die eigenen vier Wände zu lassen, vor allem, wenn man sich durch seinen Beruf, wie ich, viele mächtige Gegner gemacht hat. Ich öffne den kleinen Abstellraum, in dem sich meine Putzutensilien befinden, und greife nach ihnen. Mit einem kleinen Wedel befreie ich zum zweiten Mal am heutigen Tage die Regale von den letzten Körnchen Staub. Was sollte ich mit dem angebrochenen Abend auch sonst anstellen? Nach zwei Stunden glänzt und blitzt es überall. Nun, für die meisten Menschen hätte es das wahrscheinlich auch vorher schon getan, schließlich habe ich dieselbe Prozedur bereits am Morgen durchgeführt, und doch konnte ich mich erst jetzt, wo ich wusste, dass alles frisch gereinigt war, wirklich wohl fühlen. Bevor ich mich auf den Weg in mein Bett begebe, dusche ich mich gründlich. Meine Gedanken wandern immer wieder zu dem Jungen aus der Bar, zu Eren. Ich stelle mir vor, wie er sich mir hingibt, wie seine Augen nach mehr betteln und wie sich sein Körper unter mir windet. In kürzester Zeit erreiche ich meinen Höhepunkt und spritze in meine Hand ab. Nun endet der Abend doch genauso, wie ich es mir nicht gewünscht habe. Ich greife nach einem Handtuch und reibe mir meinen Körper ab. Im Schlafzimmer nehme ich frische Unterwäsche und ein T-Shirt aus dem Schrank, ziehe beides über und lege mich in mein Bett. Es dauert Stunden, bis ich in den Schlaf finde. Albträume von den letzten Tagen meiner Mutter suchen mich in der Nacht heim. Am Morgen erwache ich unausgeruht und in Schweiß gebadet. Wieder führt mein Weg unter die Dusche. Vielleicht hätte ich auf Hanjis ärztlichen Rat hören sollen und die Schlaftabletten nehmen, die sie mir verschrieben hat, um zumindest in manchen Nächten wirkliche Ruhe zu finden. Nachdem ich mich im Bad erfrischt habe, führt mein Weg in die Küche. Ich bereite mir ein einfaches Frühstück zu und brühe mir einen frischen Tee auf. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass es 8 Uhr am Morgen ist und ich frage mich, wie ich die Stunden bis zum Abend herumbekommen soll. Ich weiß nicht, ob Eren heute wieder in der Bar arbeiten würde, doch ich will zumindest versuchen, heute noch einmal das Gespräch mit ihm zu suchen. Ein weiteres Mal reinige ich meine Wohnung von oben bis unten und muss danach feststellen, dass es immer noch viel zu früh ist. Unruhig laufe ich im Wohnzimmer auf und ab. Da mir keine bessere Beschäftigung einfällt, lasse ich mich auf die große, graue Couch fallen und schalte den Fernseher ein. Das Vormittagsprogramm ödet mich schnell an. Ich schalte durch die Sender und bleibe schließlich bei den Nachrichten hängen. Es wird von Übergriffen an Omegas berichtet, in denen diese als Schuldige an der Situation dargestellt werden, da sie ihre Medikamente nicht eingenommen haben und somit die Vorfälle provoziert haben. Dieselben Berichte mit unterschiedlichen Gesichtern und Namen gibt es jeden Tag zu hören. Die Entwicklung von neuen Unterdrückungsmedikamenten scheint einen Stillstand erreicht zu haben. Immer mehr Omegas zeigen Immunität gegenüber den aktuellen Mitteln. Böse Zungen behaupten, dass die Regierung einen Fortschritt absichtlich verhindert, um härter gegen Omegas vorgehen zu können und diese somit weiter an den Rand der Gesellschaft zu stellen. Für mich bedeuten diese Neuigkeiten hauptsächlich, dass mir meine Arbeit so schnell nicht ausgehen würde. Ich notiere mir die Namen der Omegas, die in dem Beitrag erwähnt wurden. Am Montag würde ich sie ausfindig machen, anrufen und anbieten, ihren Fall zu übernehmen. Ich selbst habe ebenfalls schon einige Omegas während ihrer Hitze erlebt. Ich kann nicht sagen, dass es mich überhaupt nicht beeinflusst hat, doch bisher konnte sich meine Willenskraft noch immer gegen meine Triebe durchsetzen, weswegen das haltlose Benehmen von anderen Alphas für mich nur schwer nachvollziehbar ist. Oft frage ich mich, ob die Pheromone auf sie wirklich so stark wirken, dass sie jegliche Kontrolle verlieren, und ich eine Besonderheit bin, oder ob viele sich genauso zusammenreißen könnten, wie ich, aber die Ausrede, dass sie sich als Alpha in so einer Situation nicht zurückhalten können, ihnen gerade recht kommt. Dass ich mich den Omega-Pheromonen so gut widersetzen kann, ist einer der Gründe, warum mir meine Klienten vertrauen. Doch natürlich kann Eren davon nichts wissen. Und das wurmt mich. Ich schalte den Fernseher wieder aus, bevor sich meine Laune weiter verschlechtern kann. Es ist immer noch zu früh, die Bar aufzusuchen. Ich überlege mir, ob es nicht besser wäre, heute Abend nicht alleine dort aufzutauchen. Würde es nicht einen besseren Eindruck machen, wenn ich mit Freunden die Bar betreten würde? Natürlich würde das meine Chancen verringern, ihn heute Abend mit nach Hause zu nehmen, aber dass das bei dem Jungen so schnell möglich wäre, habe ich mir eh schon lange abgeschminkt. Ich gehe im Kopf die Liste meiner Freunde und Bekannten durch und überlege, welcher von ihnen am ehesten als Begleitung in Frage kommen würde. Am Ende bleibe ich bei Hanji hängen. Sie ist zwar auch ein Alpha, was problematisch werden könnte, allerdings auch der freundlichste und offenste Mensch, den ich kenne. Keiner kann ihrer mitreißenden Art lange widerstehen, und wahrscheinlich ist genau diese Charaktereigenschaft von ihr der Grund, wie unsere Freundschaft überhaupt entstanden ist und die lange Zeit seit damals überstehen konnte. Ich zücke mein Smartphone und suche ihre Nummer heraus. Nach wenigen Sekunden geht sie ran. „Leeeevi!“, schreit sie in den Hörer und ich muss das Telefon einige Zentimeter von meinem Ohr weghalten. Als sie sich beruhigt hat, nehme ich das Handy wieder näher an meinen Kopf und beginne zu reden: „Vierauge! Hast du heute Abend schon etwas vor?“ „Nein, Moblit ist mit seinen Freunden trinken, ich bin also alleine zu Hause. Was hast du vor?“ „Es gibt da eine kleine Bar, die ich mir ansehen will. Kommst du mit?“, frage ich sie. „Gerne, Levi. Aber da steckt doch noch mehr dahinter, oder? Du würdest mich doch nicht einfach so fragen.“ Ich stöhne auf und verdrehe die Augen, weil sie mich sofort durchschaut hat. „Ja, Hanji, es gibt noch einen weiteren Grund.“, antworte ich ihr und streiche mir die Augenbrauen glatt, „Der Barkeeper gefällt mir ganz gut, er scheint mir gegenüber aber skeptisch zu sein. Ich dachte, wenn ich in Gesellschaft auftauche, wirke ich...-“ „Nicht ganz so gruselig?“, lacht Hanji ins Telefon, „Du hattest mich schon bei 'gutaussehender Barkeeper'. Aber wehe, du verrätst das Moblit!“ „Ich habe nie gesagt, dass er gut aussieht.“ „Ach, Levi-Schatz, dass er gut aussieht, höre ich dir an deiner Stimme an. Also, wann wollen wir uns treffen?“ Kapitel 3: Mildly annoyed/Eren ------------------------------ Seit einer Woche geht das nun so. Jeden Abend taucht dieser Typ bei der Arbeit auf. Meistens ist er alleine, aber eine Freundin hatte er auch schon mitgebracht. Selbst an meinen freien Abenden war er hier, wie mir Mikasa und mein bester Freund Armin, der mich an meinen freien Tagen vertritt und uns bei besonders geschäftigen Abenden unter die Arme greift, verraten haben. Als er am Freitag die Bar betrat, ist mir zuerst überhaupt nicht aufgefallen, dass er ein Alpha ist. Durch seine kleine Körpergröße und die tiefen Augenringe, wirkte er auf den ersten Blick wie ein Beta oder Omega auf mich. Erst, als er direkt vor mir war und mir der unverkennbare Alpha-Geruch in die Nase stieg, fiel mir mein fataler Fehler auf. Sein Gesicht, das bei genauerer Betrachtung unglaublich fein und wie gemeißelt aussah, bestätigte meine Ahnung noch einmal. Es waren eindeutig die Gesichtszüge eines Alphas. Mikasa zeigte mir seine Visitenkarte, die er ihr an diesem Tag zugesteckt hatte - anscheinend heißt er Levi Ackerman und ist Anwalt - doch diese habe ich gleich, ohne einen zweiten Blick darauf zu werfen, im Müll entsorgt. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, was der Kerl überhaupt von mir will und warum er glaubt, sich in meine Angelegenheiten einmischen zu können. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, sind mir seine Blicke aufgefallen, die seit dem ersten Abend an mir haften und mich auf Schritt und Tritt verfolgen. Ist das alles ein Spiel für ihn? Ich habe schon von Alphas gehört, die sich einen kleinen Harem von Omegas anlegen und diese für ihre perversen Spiele missbrauchen. Ist er etwa auch einer von der Sorte? Mich schüttelt es bei dem Gedanken. Was hat einer von der Sorte überhaupt in dieser Bar, die ein Tummelplatz für Betas und Omegas ist, zu suchen? Sollte er nicht lieber mit Leuten seines Standes seine Freizeit verbringen? Und warum mache ich mir wegen dem Kerl überhaupt so viele Gedanken? Ich ärgere mich, als ich feststelle, dass ich seit geschlagenen zehn Minuten an ein und demselben Glas schrubbe und meine Gedanken die ganze Zeit um diesen Mann kreisen. Entnervt stöhne ich auf und stelle das Glas beiseite. Als er am zweiten Abend diese unsäglich laute Alpha-Frau mitgebracht hat, hatte ich zunächst vermutet, dass die beiden miteinander verheiratet sind. Allerdings hat sich meine Ahnung schnell als falsch entpuppt - wäre ja auch zu schön gewesen -, als ich dabei zuhören konnte, wie beide über den Ehemann der Frau, einen gewissen Moblit, gesprochen haben und die Frau, sie stellte sich mir als Hanji vor, mich immer wieder versuchte, in ein Gespräch über Levi zu verwickeln, was zum Glück meist schnell durch Mikasa unterbunden wurde. Was genau sich beide davon erhofft haben, ist mir immer noch ein Rätsel. Nun sitzt er wieder an der Bar, dieses Mal alleine, und starrt mich schamlos an. Ich bin froh, dass meine Schwester seine Bestellungen entgegen nimmt und ich daher nicht mit ihm sprechen muss. „Hallo Eren! Na, wie geht es dir?“, höre ich eine vertraute Stimme sagen und drehe mich um. Es ist Hannes, der gerade durch die Tür kommt. Er ist ein Freund meiner Eltern gewesen, bevor diese starben, und hat sich danach um mich und Mikasa gekümmert. Er ist ein liebenswerter Kerl mit dem Hang, zu viel zu trinken. „Hallo Hannes! Kann nicht klagen. Dasselbe, wie immer?“, frage ich ihn und greife routiniert nach einem Bierglas. „Sicher.“, sagt er und nimmt an der Bar Platz. Zu meinem Missfallen, setzt er sich direkt neben Levi. Ich stelle Hannes sein Bier hin und spüre dabei die Blicke seines Sitznachbarn, wie sie meinen Körper auf und abwandern, und schenke ihm dafür einen giftigen Blick. „Eren, hast du dir schon überlegt, was wir am Todestag deiner Mutter machen? Halten wir wieder eine kleine Gedenkfeier in deiner Wohnung ab?“, fragt Hannes und trinkt an seinem Bier. „Ich würde dieses Jahr den Tag lieber alleine auf dem Friedhof verbringen.“, antworte ich ihm und bemerke, dass unser Gespräch von Levi belauscht wird. „Haben Sie dazu auch etwas zu sagen oder reicht es Ihnen, die Gespräche von Fremden mitanzuhören?“, frage ich ihn gereizt. In dem Moment ist es mir egal, ob er ein Gast ist. Der Tod meiner Mutter und die Umstände, die dazu führten, haben ihn nicht zu interessieren. Beschämt schaut Levi zur Seite. War ja klar, dass er jetzt nichts mehr zu sagen hat. Was hat es ihn auch anzugehen? Als ob ein Alpha, wie er, überhaupt Sympathie für das, was passiert ist, entgegen bringen könnte. Wahrscheinlich hätte er noch gesagt, dass meine Mutter damit hätte rechnen müssen. Oder, dass es ihr recht geschehen ist. So zumindest sind die typischen Reaktionen von Alphas, wenn einer von ihrer Sorte einen Omega getötet hat. Meine Mutter war, wie ich, ein Omega. Sie hatte ein liebevolles und freundliches Wesen. Als sie meinen Vater, einen Alpha, kennen lernte, war dieser verheiratet mit einer Alpha-Frau. Doch wie das Schicksal so spielte, entstand zwischen meinem Vater und meiner Mutter ein Seelenbund. Beide brannten durch und er ließ aus der Ferne die Scheidung von seiner ersten Ehefrau, mit der er bereits ein Kind hatte, einreichen. Viele Jahre später, ich war schon lange auf der Welt und Mikasa lebte bereits bei uns, traf meine Mutter auf die erste Frau meines Vaters. Meine Mutter suchte die Versöhnung, doch fand sie diese nicht. Stattdessen wurde sie von ihrer Vorgängerin auf offener Straße aus Wut und Eifersucht erstochen. Nur der Tatsache, dass mein Vater ein Alpha war, hatten wir es zu verdanken, dass überhaupt gegen die Mörderin ermittelt wurde. Doch nachdem sie im Gefängnis war, fing mein Vater an, sich zu verändern. Es schien, als hätte er jeden Sinn im Leben verloren. Er schloss seine Arztpraxis und ging nicht mehr aus dem Haus. Er verlor an Körpergewicht, seine geistige Leistung ließ nach und selbst die einfachsten körperlichen Aufgaben fielen ihm immer schwerer. Es war, als wäre mit meiner Mutter, auch ein Teil von ihm gestorben. Und nur wenige Monate später war er tatsächlich tot. Man diagnostizierte seinen Fall als Broken-Heart-Syndrom. Sein Herz hörte aus Trauer einfach auf zu schlagen. Es war erschreckend und traurig zugleich. Als ich älter wurde und begann zu begreifen, was passiert war, wurde in mir die Wut auf Alphas entfacht. Ich wurde wütend, dass sie so eine Macht auf uns Omegas haben, dass wir unseren freien Willen in ihrer Gegenwart einbüßen, sobald bei uns die Hitze einsetzt, und dass sie auf uns herabschauen, als wären wir Menschen zweiter Klasse, obwohl sie, viel zu oft ungestraft, all diese Dinge mit uns anstellen können. Ich wurde sauer auf das Schicksal, das so grausam war und meine Eltern durch den Seelenbund zusammenführte. Es kostete beiden das Leben und brachte einen anderen Menschen ins Gefängnis. Und es machte mir Angst. Ich schwor mir deshalb, mich niemals auf einen Alpha einzulassen und ihnen so gut, wie eben möglich, aus dem Weg zu gehen. Natürlich ist das in meinem Job nicht immer leicht, aber dafür habe ich ja Mikasa an meiner Seite. Sie übernimmt die Alpha-Kunden und hält sie so von mir fern. Und für gewöhnlich funktionierte das gut. Die meisten Alphas kamen kein zweites Mal in die Bar, sobald sie bemerkten, wie sich das Publikum zusammensetzte. Doch Levi ist anders. Dass sich nur selten andere Alphas hierher verirren, scheint ihm nichts auszumachen. Er interagiert nicht mit anderen Gästen. Jeden Abend, den er alleine hierher kommt, sitzt er nur hier an der Bar, trinkt seinen Tee und sieht mir bei der Arbeit zu. Dass ich ihm mit Ablehnung begegne und nur selten ein Wort mit ihm wechsel, scheint ihm nichts auszumachen. Als ich bemerke, dass er sich erneut in meine Gedanken geschlichen hat, und ich seit mehreren Minuten regungslos vor mich hinstarre, beginne ich, mich über mich selbst zu ärgern. „Mikasa, ich brauche eine Pause. Übernimmst du für mich?“, rufe ich ihr zu und lege, ohne ihre Antwort abzuwarten, meine Schürze ab. Eilig gehe ich hinter der Theke hervor und begebe mich in den Pausenraum hinter der Bar, der aus einer kleinen Kochzeile und einem großen Tisch, mit mehreren Stühlen darum, besteht. Ich lasse mich auf einen dieser Stühle gleiten und lausche der leisen Musik, die aus dem Radio dudelt. „Alles in Ordnung bei dir?“, fragt mich Armin, der sich, zu meiner Verwunderung, auch hier aufhält. „Was machst du hier?“, frage ich ihn verwundert. „Meine Schicht fängt doch bald an. Zu Hause ist mir die Decke auf den Kopf gefallen und ich dachte, ich könnte mich hier noch ein wenig entspannen.“ Erst da wird mir bewusst, dass ich heute nur einen halben Tag arbeiten muss und Armin den Rest des Abends für mich übernimmt. „Gar nicht mehr daran gedacht.“, antworte ich ihm. „Wo hast du nur deinen Kopf zurzeit?“, neckt er mich mit einem Lächeln. „Ach, ich bin nur genervt von diesem Kunden, der hier seit einer Woche jeden Tag herkommt.“, sage ich stöhnend und fahre mir mit den Händen durch die Haare. „Levi schon wieder?“ „Genau der.“, antworte ich mit einem vielsagenden Blick. „Was macht er denn heute wieder Schlimmes?“ „Eigentlich...“, sage ich und muss überlegen, „Eigentlich tut er nichts. Er ist in die Bar gekommen, hat seinen Tee getrunken und mich dabei die ganze Zeit angesehen.“ „Und von ein paar Blicken lässt du dich so aus der Bahn werfen? Er ist doch nicht der erste Kunde, der dir schöne Augen macht.“ „Aber er ist ein Alpha!“, schimpfe ich wütend, „Was will der Kerl überhaupt von mir? Der macht sich doch eh nur einen Spaß daraus, mich auf die Palme zu bringen. Er sollte doch inzwischen wissen, wie ich auf Typen seiner Art reagiere.“ „Hast du schon einmal daran gedacht, dass er vielleicht wirklich Interesse an dir haben könnte?“, fragt Armin mich unverblümt und mir platzt fast der Kragen. „Wieso sollte er das?“, schreie ich Armin entgegen, „Wir haben bisher vielleicht zwei Sätze miteinander gewechselt. Er ist ein Alpha. Gutaussehend und erfolgreich. Und ich bin ein Omega. Ich hab keine gute Schulausbildung und bin lediglich Barkeeper. Was sollte er also an mir finden?“ „Du findest ihn also gutaussehend?“, grinst Armin und ich fühle mich ertappt. „Er ist ein Alpha. Die sehen doch alle gut aus. Liegt in den Genen.“, murmel ich vor mich hin und bemerke, wie meine Wangen anfangen zu glühen. „Weißt du was, Eren? Ich glaube dein Problem ist, dass du ihm gegenüber nicht abgeneigt bist und dich deswegen viel mehr über dich selbst ärgerst, als über ihn.“, spricht Armin altklug. Ich muss mich zusammenreißen, ihm nicht an die Gurgel zu gehen. „Armin, du kennst mich besser, als jeder andere, und du weißt, wie ich zu Alphas stehe. Warum denkst du, dass es bei Levi anders ist?“ „Weil du seit Tagen kein anderes Gesprächsthema mehr kennst. Immer, wenn wir reden, heißt es 'Levi hat heute dies gemacht' oder 'Levi hat heute das gemacht'.“ Ich gerate ins Stocken und schweige. „Ich scheine also nicht ganz daneben zu liegen.“, deutet Armin die Stille. „Ich gehe besser wieder zurück.“, sage ich und flüchte damit aus der unangenehmen Situation. Als ich hinter der Bar ankomme, lege ich meine Schürze wieder an und muss feststellen, dass Levi nach, wie vor, auf seinem Platz sitzt und Hannes in ein Gespräch verwickelt hat. Auch das noch! Ich wende meinen Blick von den beiden ab und beginne, die anderen Gäste zu bedienen. Die letzte Stunde meiner Arbeitszeit ist schnell herum. Armin kommt hinter die Bar und ich überreiche ihm meine Schürze, ohne ein weiteres Wort mit ihm zu wechseln. Im Pausenraum ziehe ich mich um und greife nach meiner Tasche. Als ich durch den Hauptraum der Bar zum Ausgang gehe, fällt mir auf, dass Levi nicht mehr an seinem Platz sitzt, und ich atme erleichtert auf. Winkend verabschiede ich mich von Hannes, Mikasa und Armin, verlasse das 'Three Sisters' und gehe durch die Tür hinaus ins Freie. Der Geruch von Sommerregen strömt mir in die Nase und fröhlich trete ich meinen Heimweg an. „Eren! Warte!“, ruft mir eine tiefe Stimme hinterher. Das kann nicht wahr sein! Ich überlege, ob ich einfach loslaufen soll, entscheide dann aber, die Gelegenheit zu nutzen, und dem Kerl ein für alle Mal zu sagen, dass er mir aus dem Weg gehen soll. „Lassen Sie mich bitte in Ruhe, Herr Ackerman.“, antworte ich ihm förmlich, ohne mich zu ihm umzudrehen. „Nenn mich Levi, bitte.“, sagt er, greift nach meinem Arm, damit ich mich zu ihm drehen muss, und fragt mich dann unverhofft, „Hast du ein Problem mit mir? Habe ich dir etwas getan?“ Ich weiche seinen Blicken aus und schnaube verächtlich. „Du bist ein Alpha und ich bin ein Omega. Reicht das nicht als Grund aus?“ „Da steckt doch noch mehr dahinter, Eren. Hat ein Alpha dir mal etwas getan?“ „Das geht dich nichts an, Levi.“, sage ich trotzig und merke, wie mein Körper beginnt zu beben. „Eren, geht es dir nicht gut?“, fragt Levi besorgt, „Dein Kopf ist gerötet und du zitterst.“ „Das ist, weil ich mich über dich aufrege!“, antworte ich wütend. Doch nur kurz später wird mir bewusst, dass dies nicht der Grund für die Reaktion meines Körpers ist. Mein Körper fühlt sich an, als würde er vor Hitze schmelzen und ich kann mich nicht mehr auf den Beinen halten, sodass ich taumelnd auf die Knie gehe. Und dann werde ich mir der Situation bewusst, in der ich mich befinde. Oh nein! Nicht hier! Nicht jetzt! Nicht vor ihm! Kapitel 4: Heat --------------- Es dauert einen Moment, bis ich begreife, was gerade mit Eren passiert und warum er plötzlich zitternd auf dem Boden kauert. Doch nur wenige Sekunden später steigen mir die süßlichen, hochkonzentrierten Omega-Pheromone in die Nase und ich reiße meine Augen weit auf. Eren bemerkt meinen Blick und weicht vor mir zurück. „Eren, wo sind deine Notfallmedikamente?“, frage ich ihn hastig. Er schaut mich verängstigt an und scheint nicht in der Lage zu sein, mir eine Antwort zu geben. „Ich tu dir nichts, versprochen!“, rede ich beruhigend auf ihn ein und lege meine Hand auf seine Schulter, „Aber du musst mir verraten, wo deine Medikamente sind, bevor dich jemand anders so sieht.“ Einen kühlen Kopf in der Situation zu bewahren, kostet mich all meine Kraft. Mein Körper schreit danach, den Jungen zu berühren und unaussprechliche Dinge mit ihm anzustellen, während mein Gewissen mir einredet, dass ich diese Situation nicht ausnutzen darf und Eren in dieser Lage beschützen muss. „Sie... sie sind zu Hause. In meiner Wohnung.“, sagt er endlich, „Ich wohne nur zwei Straßen von hier entfernt. Ich schaffe das schon.“ Er rappelt sich auf und greift nach seiner Tasche, doch ich stoppe ihn, indem ich nach seinem Arm greife. „Sei nicht dumm, Eren. Wenn du unterwegs einem anderen Alpha begegnest, war es das für dich. Ich fahre dich.“ „Damit du dich dann an mir vergehen kannst? Niemals!“, schreit er und setzt zum Sprint an. Bevor er loslaufen kann, schnappe ich ihn mir und werfe ihn mir über die Schulter. Mit dem bebenden und protestierenden Bündel im Arm, renne ich zu meinem Auto. Die Pheromone vernebeln mir mein Gehirn und es fällt mir von Sekunde zu Sekunde schwerer, mich zusammenzureißen. Ich hoffe, dass ich unbemerkt bleibe und Passanten die Situation nicht falsch interpretieren. Aus der Hosentasche zücke ich den Autoschlüssel, öffne die hintere Tür des Wagens, lege Eren auf der Rückbank ab und schnalle ihn an. Schwer keuchend und bibbernd sitzt er vor mir. Die Gefühlswallungen, die sein Körper in dem Moment durchmachen muss, möchte ich mir gar nicht vorstellen. Es muss unglaublich quälend sein, wenn der Körper mit jeder Faser nach Sex verlangt, aber der Geist nicht dazu bereit ist. Damit er nicht auf die dumme Idee kommt, während der Fahrt aus dem Auto zu springen, stelle ich die Kindersicherung der Tür ein, bevor ich diese schließe. Ich setze mich auf den Fahrersitz und starte den Wagen. „Sag mir, wo du wohnst.“, rufe ich ihm über die Schulter zu und biege auf die Straße. „Die nächste Straße rechts und dann gleich wieder links.“, sagte er und verzieht das Gesicht. Im Rückspiegel kann ich beobachten, wie er seine Oberschenkel immer wieder aneinander reibt und sich in seiner Hose eine Beule bildet. Mir entweicht ein scharfes Zischen. Ich sammel all meine verbliebene Willenskraft, um dem Jungen nicht hier an Ort und Stelle die Kleider vom Leib zu reißen, lasse die Fenster hinunter, damit sich die Pheromone nicht weiterhin auf engstem Raum anstauen können, und fahre den Weg entlang, den Eren mir beschrieben hat. „Hier ist es.“, wimmert er von seinem Sitz aus, als wir vor einem alten Mehrfamilienhaus aus roten Backsteinen stehen. Ich parke den Wagen in der Nähe der Haustür, steige aus und öffne Eren die Tür. Mit hochrotem Kopf, Tränen in den Augen und wackligen Knien versucht er auszusteigen. Ich weiß, dass sein Stolz es ihm verbietet, mich um Hilfe zu bitten, daher greife ich ihm ungefragt unter der Arme und begleite ihn zur Eingangstür. „Du musst das nicht tun. Und du solltest mich nicht so sehen.“, murmelt er weinerlich, wehrt sich aber nicht gegen meine Unterstützung. „Tch, jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt für falschen Stolz. Sag mir einfach, wo ich dich absetzen soll.“ Als ob mir das hier leicht fallen würde. Er greift in seiner Tasche nach dem Hausschlüssel, der ihm aber durch die zittrigen Finger zu Boden gleitet. Ich bücke mich, hebe den Schlüssel auf und öffne die Tür, da Eren offensichtlich nicht mehr dazu in der Lage ist, seinen Körper zu kontrollieren. „Wir müssen zwei Treppen nach oben. Dann ist es die Wohnung auf der linken Seite.“, spricht er und klammert sich an mir fest. Ich schleife ihn neben mir das Treppenhaus hinauf und stelle ihn vor seiner Wohnung so ab, dass er sich an die Wand lehnen kann, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Ich probiere einen Schlüssel nach dem anderen durch, bis schließlich einer passt und sich die Wohnungstür mit einem Klicken öffnet. Ich lege Erens Arm um meine Schulter und trage ihn ins Innere der Wohnung. Der kleine, mit Regalen und Kommoden überladene, Flur führt direkt in sein Wohnzimmer, das schlicht gehalten, aber sauber ist. Dort angekommen, lege ich ihn auf dem großen, schwarzen Sofa ab. „Wo sind deine Medikamente, Eren?“, frage ich ihn erneut. „Badezimmerschrank, über dem Waschbecken.“, antwortet er knapp und reibt sich immer wieder mit seiner Hand über die Hose. Ich muss hart schlucken. Es sieht zu verführerisch aus, wie die Lust ihn übermannt. Doch ich weiß, dass ich stark bleiben muss und keine Schwäche zeigen darf, wenn ich sein Vertrauen gewinnen will. Hastig laufe ich durch die Wohnung und öffne jede Tür, bis ich schließlich das Badezimmer entdeckt habe. Mir sticht die Badewanne in der Ecke des Raums ins Auge. Ich lasse für Eren kühles Wasser ein, bevor ich mich dem Schrank zuwende und fieberhaft nach seiner Medizin suche. Eine steril abgepackte Nadel und eine dazugehörige Glasampulle mit einer durchsichtigen Flüssigkeit fallen mir auf. Ich wasche mir die Hände, nehme die Nadel aus der Verpackung und ziehe die Flüssigkeit auf. Damit ausgerüstet, gehe ich zurück ins Wohnzimmer zu Eren, der immer noch wimmernd und sich windend auf der Couch liegt. „Eren, ich habe die Medizin.“, lasse ich ihn wissen und setze mich an seine Seite, „Wie lange dauert es, bis sie wirkt?“ „Zwanzig Minuten etwa...“, keucht er und schaut mich flehend an. Ohne weiter darüber nachzudenken, schiebe ich sein Langarmshirt nach oben, greife nach einer kleinen Bauchfalte und injiziere ihm das Medikament. Die benutzte Nadel entsorge ich im nächsten Abfalleimer. Gleich danach gehe ich wieder zu Eren zurück. Ich streiche ihm die braunen Haare von der schweißnassen Stirn und sehe ihm zum ersten Mal seit unserer ersten Begegnung in die wunderschönen türkis schimmernden Augen, in denen jetzt etwas anderes liegt, als Hass und Verachtung. „Ich hab dir ein kühlendes Bad eingelassen.“, sage ich im ruhigen Ton und biete ihm meinen Arm als Stütze an, an dem er sich dankend festhält. Ich trage ihn zum Badezimmer und setzte ihn vorsichtig auf dem Wannenrand ab. Ich beobachte, wie er versucht, sich die Kleidung vom Leib zu streifen, aber seine Finger nicht auf ihn hören wollen. „Lass mich.“, biete ich ihm an. Ich hatte eigentlich schon in dem Moment, in dem ich meinen Mund geöffnet habe, mit einer Abweisung gerechnet, doch Eren überrascht mich und lässt mich gewähren. Ich ziehe ihm sein Oberteil über den Kopf, öffne seine Schuhe und Hose und streife ihm beides mitsamt seiner Socken, vom Körper. Es fällt mir schwer, meinen Blick abzuwenden. Zu behaupten, Erens Anblick würde mich kalt lassen, wäre gelogen. Der athletische, sonnengebräunte Körper, der vor Erregung glüht und nach Erlösung bettelt, hätte wohl den stärksten Mann schwach werden lassen. Und die süßlichen Pheromone, die sein Körper ausschüttet, zwingen meinen Verstand förmlich in die Knie. Ich weiß, dass ich der Lage nicht mehr viel länger gewachsen bin, und dass sein Körper so viel Bereitschaft zeigt, macht es nicht leichter. Seine Unterhose ist stark ausgedellt und unter seinem Hintern zeichnet sich ein feuchter Fleck - das natürliche Gleitmittel der männlichen Omegas – ab. Ich hieve ihn so, wie er ist, in die Wanne, und reiße meinen gierigen Blick von ihm los, um Eren nicht weiter in Verlegenheit zu bringen. „Hast du hier auch Waschlappen?“, frage ich ihn. „Unter dem Waschbecken.“, antwortet er mit heiserer Stimme. Ich öffne den kleinen Schrank und werde schnell fündig. Ich halte das Stück Stoff unter den kalten Wasserstrahl und lege es anschließend auf Erens Stirn. Dieser seufzt zufrieden auf. „Das tut gut.“, murmelt er vor sich hin und beginnt, sich sichtlich zu entspannen. „Ich sollte mich jetzt besser auf den Heimweg machen.“, sage ich und wende mich zum Gehen. Doch schon im nächsten Augenblick spüre ich einen festen Griff um meinen Arm. „Geh nicht!“, fleht mich Eren an und erhebt sich aus der Wanne. Das kalte Wasser, das seinen Körper hinab perlt, lässt ihn förmlich glänzen und der sehnsüchtige Blick, den er mir schenkt, gibt mir den Rest. Wieso freut er sich gerade jetzt nicht, dass ich gehen will? Warum muss er es mir so schwer machen? Bevor ich weiter zum Nachdenken komme und überlegen kann, was richtig und was falsch ist, haben sich seine heißen, vor Verlangen brennende Lippen schon auf meine gelegt. Ich weiß, dass dieses Verhalten nur dem Umstand geschuldet ist, dass seine Hitze ihn zum Opfer seines sexuellen Verlangens macht, und doch koste ich diesen Moment aus; dieser kleine Augenblick, in dem mein Körper das bekommt, was er sich, seitdem ich Eren vor einer Woche zum ersten Mal sah, gewünscht hat. Einen kurzen Moment gestatte ich mir, dem Verlagen nachzugehen. Ich schlinge meine Arme um Eren, der taumelnd aus der Wanne steigt und sich noch näher an mich schmiegt. Das Wasser, das von ihm herunter tropft und meine Kleidung und den Boden besudelt, versuche ich gekonnt zu ignorieren. Immer härter und dringender reibt er seinen Körper an meinem, während sein Mund mich zu verschlingen droht. Seine Zunge leckt gierig an meiner Unterlippe und ich öffne meine Zähne, um ihr Einlass zu gewähren. Ich dränge ihm meine Zunge entgegen, die er sofort gekonnt mit seiner umspielt. Seine Hände beginnen meinen Körper abzutasten und streicheln über der Hose über meine harte Erektion. Ich schrecke auf, als mir bewusst wird, was ich im Stande bin, zu tun. Sanft nehme ich seine Hand in meine und löse sie damit von meinem Glied. „Eren, nicht.“, spreche ich sanft, „Wir sollten das nicht tun.“ Er weicht einen Schritt zurück und schaut mich mit großen Augen an. „Wenn wir hier nicht aufhören, wirst du mich morgen dafür hassen.“, versuche ich ihm zu erklären. „Was soll das, Levi?“, schreit er mich erbost an, „Du läufst mir seit einer Woche hinterher und jetzt, wo du mich soweit hast, weist du mich ab? Wolltest du sehen, wie lange du brauchst, um den widerwilligen Omega zu knacken? Ihr Alphas denkt doch immer nur an euch und macht euch einen Spaß daraus, Omegas zu quälen!“ „Eren, so ist das doch gar nicht!“, protestiere ich, „Im Gegenteil! Ich will dich nicht ausnutzen!“ Doch da ist Eren schon aufgesprungen. In Windeseile greift er sich ein Handtuch aus dem Badezimmerschränkchen, wickelt es um seinen Körper und stürmt aus dem Zimmer. „Warte, Eren!“, rufe ich ihm hinterher und folge ihm. „Lass mich in Ruhe, Levi. Und komm mir so schnell nicht wieder unter die Augen.“, spuckt er mir entgegen und knallt mir seine Zimmertür vor der Nase zu. Einen Moment später höre ich ein Rascheln im Türschloss und schließlich ein leises Klicken. „Oi, Eren, jetzt hör mir bitte zu.“, rufe ich durch die Tür, „Ich wollte dich nicht verletzten. Du glaubst nicht, wie schwer es mir gefallen ist, dich abzuweisen. Aber ich kann den Umstand, dass du dich in deiner Hitze befindest, nicht ausnutzen. Du würdest doch gar nicht mit mir schlafen wollen, wenn es nicht so wäre. Spätestens in fünf Minuten, wenn dein Medikament anfängt zu wirken, wirst du es auch bemerken. Bitte hass' mich nicht dafür.“ Ich lehne mich mit meiner Stirn an die Tür und warte auf eine Antwort, doch nichts kommt. „Eren, bitte.“, flehe ich ihn an. „Verschwinde, Levi.“, faucht Eren von der anderen Seite der Tür. Mir wird klar, dass ich hier heute nichts mehr erreichen kann. Ich suche in Erens Wohnzimmer nach einem Zettel und einem Stift. Schnell schreibe ich meine Handynummer und meinen Namen darauf, da ich davon ausgehe, dass er meine Visitenkarte bereits entsorgt hat, und schiebe das Blatt Papier unter dem Türspalt zu Erens Zimmer hindurch. „Bitte melde dich bei mir, wenn du reden möchtest.“, spreche ich durch die Tür. Wie ich es erwartet habe, bleibt meine Bitte unbeantwortet. „Ich gehe jetzt.“, teile ich ihm mit, bevor ich mich auf den Rückweg zu meinem Wagen machen. Das ist gründlich in die Hose gegangen.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)