Crush on you von Dolly-Bird ================================================================================ Kapitel 1: Versehen ------------------- Hallo und willkommen zu meinem neuen Werk! Diese Fanfic entstand dank einem #Falterprompt der Schreifalter. Insgesamt gibt es acht Kapitel und ich werde jeden Sonntag ein neues hochladen. Ich hoffe, es gefällt euch! „Hallo Sebastian, ich weiß, wir kennen uns nicht so gut, eigentlich nur von der Arbeit, aber ich will dir schon lange etwas sagen. Ich liebe dich. Ich habe den Job eigentlich nur angenommen, um dir näher zu sein. Da ich mich nie trauen würde, dich direkt anzusprechen, schreibe ich es so. Ich weiß, dass ist nicht die beste Art und wahrscheinlich findest du mich jetzt noch seltsamer als eh schon, aber ich will einfach, dass du es weißt.“ Und jetzt nur noch den Text wieder löschen. Gerade, als ich auf den Löschen-Button drücken wollte, wurde die Tür zu meinem Zimmer aufgerissen und Celest, mein um wenige Minuten älterer Zwilling, kam hereingestürmt. „Ciel! Du …“ Vor Schreck hatte ich mein Handy fallen lassen, das mir natürlich direkt aufs Gesicht fiel. Ärgerlich hob ich es wieder hoch, um den Text nun endlich wieder löschen zu können. Während ich mir die Nase rieb, die am meisten abbekommen hatte, musste ich mit wachsendem Entsetzen feststellen, dass da kein Text mehr war, den ich löschen konnte. Meine Nase musste auf „Senden“ gedrückt haben! Ich spürte, wie mir die Gesichtszüge entglitten und ich blass wurde. Ich hatte mein Geständnis an Sebastian geschickt!! Aus Versehen! Als angezeigt wurde, dass mein Schwarm auch noch online war, schmiss ich das Gerät schnell von mir. Celest, der angesichts meines entsetzten Gesichtsausdrucks seinen Redefluss stoppte, setzte sich neben mich. „Was ist los?“, fragte er besorgt. „Ich … ich habe gerade Sebastian eine Nachricht geschrieben und ihm meine Gefühle gestanden.“ „Na und? Das machst du doch jeden Abend?“ Celest verstand meine Aufregung nicht. Ich schaute ihn mit weit aufgerissenen Augen an. „Aber diesmal habe ich sie abgeschickt!“ „Wie denn das? Du bist doch sonst so sorgfältig?“ Celest versuchte mitfühlend zu klingen, aber das gelang ihm eher schlecht als recht. Seiner Meinung nach hätte ich das schon vor Wochen tun sollen. Zum Verständnis sollte ich wohl etwas weiter ausholen: Es muss vor rund sieben Monaten gewesen sein, als ich mich nach einem langen, anstrengenden Schultag mit einer heißen Tasse Kakao und einem leckeren Stück Torte belohnen wollte. Ich hatte eine schlechte Note bekommen und Süßes half mir immer, um über den Frust darüber hinweg zu kommen. Nicht, dass es meinen Noten viel schaden würde, aber ärgern tat es mich trotzdem. Und so traf ich ihn. Sebastian Michaelis, wie ich später erfuhr. Er war 20 Jahre alt, Student und einfach nur unfassbar gutaussehend. Ich war ihm sofort verfallen und fing an, regelmäßig in dieses Café zu gehen. Aber nur, wenn Sebastian auch dort war, schließlich kam ich nur, um ihn zu sehen und seiner wohlklingenden Stimme zu lauschen. Als ich eines schönen Wintertages, vor etwa vier Monaten, gesehen habe, dass das Café eine Aushilfe für ein paar wenige Stunden die Woche suchte, meldete ich mich sofort. Ich sah darin die Möglichkeit, Sebastian näher zu sein, doch wir hatten nur alle zwei Wochen für zwei Tage eine gemeinsame Arbeitszeit. Und da ich nicht mehr als zwei Stunden am Tag arbeitete, mehr war neben der Schule auch einfach nicht drin, war das quasi nichts. Noch dazu war ich viel zu schüchtern, um ihn anzusprechen. So kam es, dass ich mir abends, wenn ich im Bett lag, oft vorstellte, wie ich ihm meine Liebe gestand. In meiner Vorstellung erwiderte Sebastian natürlich meine Gefühle. Nach ein paar Wochen reichte mir die bloße Vorstellung nicht mehr, also schrieb ich ihm eine Nachricht, die ich danach sofort wieder löschte, ohne sie je abzuschicken. Seine Nummer hatte ich dank unserer Gruppe von der Arbeit. Wenn jemand seine Schicht tauschen wollte, so schrieb er es in die Gruppe und irgendjemand bot sich dann immer an. Ich wurde, wie jeder, gleich an meinem ersten Tag in die Gruppe aufgenommen. So hatte ich nicht nur Sebastians Nummer, sondern auch ein Bild von ihm, das er als Profilbild nutzte. Mit der Zeit schrieb ich ihm immer öfter eine Nachricht und irgendwann tat ich es jeden Abend. Anfangs waren die Texte noch lang und voller Gefühl, aber manchmal war es auch nur ein Satz. Von „Ich liebe dich“ zu „Ich habe gerade zu deinem Bild masturbiert“ war alles dabei. Das war okay, schließlich schickte ich keine davon ab. Eines Tages erwischte mich Celest dabei, wie ich verträumt auf mein Handy starrte und fragte, ob ich jemanden kennen gelernt hätte. Anfangs zögerte ich noch, doch da ich meinem Bruder mehr als jedem anderen Menschen vertrauen konnte, erzählte ich ihm, dass ich in Sebastian verliebt war. Natürlich riet Celest mir, ihm meine Gefühle zu gestehen. Ich wehrte mich dagegen und irgendwann rutschte mir dann raus, dass ich Sebastian Nachrichten schrieb, die ich aber nie abschickte. Natürlich erzählte ich ihm nicht von dem genauen Inhalt, alles musste selbst mein Zwilling nicht wissen. Jetzt kennt ihr die Hintergrundgeschichte, also weiter im Text. „Du hast mich erschreckt und dann hat meine Nase die Nachricht verschickt! Das ist deine schuld!“ Böse funkelte ich Celest an, doch dieser angelte schon nach meinem weggeworfenen Handy am Fußende meines Bettes und drückte es mir in die Hand. „Das ist doch nicht so schlimm. Solange er es nicht gelesen hat, kannst du die Nachricht noch löschen.“ Etwas ruhiger aktivierte ich das Display, entsperrte es, öffnete die App und musste entsetzt feststellen, dass Sebastian meine Nachricht nicht nur gelesen, sondern auch noch darauf geantwortet hatte! Mein Herz geriet ins Stolpern und augenblicklich stellte ich mir die schlimmsten, möglichen Antworten vor. Doch es half nichts und so öffnete ich mit zittrigen Fingern die Nachricht. Celest, der neben mir saß, schaute stumm zu und las mit. „Hallo Ciel, vielen Dank für deine Offenheit. Ich bin, ehrlich gesagt, etwas überrascht. Aber ich möchte dich gerne besser kennenlernen :) Wie wäre es mit Abendessen morgen Abend?“ „Was …?“, meine Stimme war nicht mehr als ein Hauchen. Ungläubig starrte ich auf das Display und konnte nicht so recht glauben, was ich da sah. Ich träumte, oder? Celest bestätigte mir, dass es kein Traum war, indem er mir sachte auf den Oberarm boxte und strahlte, als er sagte: „Er mag dich!“ „Quatsch! Das macht er bestimmt nur aus Nettigkeit. Bestimmt hat er eine hübsche Freundin mit langen Beinen und großen Brüsten und-“ „Jetzt hör aber auf! Wenn dem so wäre, hätte er sie jetzt bestimmt erwähnt und dich nicht zum Essen eingeladen! Und jetzt sag ihm endlich zu!“ Da ich schon den Mund öffnete um zu protestieren, nahm Celest mir mein Handy aus der Hand und tippte schnell eine Antwort. „Gerne ^-^ Wie viel Uhr soll ich wo sein?“ Wütend nahm ich meinem Bruder mein Handy ab. Gerade wollte ich ihn sauer anfahren, was das sollte, als ich auch schon eine Antwort bekam. Sebastian würde mich abholen und fragte nach meiner Adresse. Wohin es ging, verriet er mir aber nicht. „Ihr habt ein Date!“, freute Celest sich für mich und umarmte mich stürmisch. Ich hingegen saß einfach nur sprachlos da und wusste nicht so recht, was ich sagen oder denken sollte. Ich hatte tatsächlich ein Date. Mit Sebastian. Ich hatte ein Date mit Sebastian! „Was soll ich nur anziehen?!“, diese Frage platzte aus mir raus, bevor ich nachdenken konnte. Plötzlich war ich ganz aufgeregt und hibbelig und fühlte mich wie ein 13-jähriges Mädchen, das zum ersten Mal ihren Schwarm traf und nicht wie ein 17-jähriger Junge. Nichtsdestotrotz war es mein erstes Date und dann noch mit dem Mann, in den ich mich vor so vielen Monaten verliebt habe. Kapitel 2: Date --------------- Ich war am Abend zuvor noch lange wach gelegen und alle möglichen und unmöglichen Outfits durchgegangen. Doch so recht entscheiden konnte ich mich nicht. Irgendwann war ich vor Erschöpfung doch eingeschlafen. Am nächsten Morgen war ich mehr als froh, dass Samstag war und ich in Ruhe ausschlafen konnte, sonst hätte ich Augenringe bis zum Boden gehabt. Und so wollte ich heute Abend auf keinen Fall aussehen! Da ich lange geschlafen hatte, war es fast Mittag, bis ich endlich aufstand. Normalerweise drehte ich mich nach dem Aufwachen nochmal um und döste oder las, aber heute war ich viel zu aufgeregt. Zwar waren es noch einige Stunden, bis Sebastian da sein würde, aber das machte es auch nicht besser. Ich ging, noch im Pyjama, in die Küche, um mir erst mal ein Glas Orangensaft zu holen. Da es bald Mittagessen geben würde, verzichtete ich auf das Frühstück. Nachdem ich ausgetrunken hatte, stellte ich das Glas in die Spülmaschine und ging wieder nach oben. „Ciel, da bist du ja!“, wurde ich direkt von Celest begrüßt. „Komm, ich muss dir was zeigen“, sagte er, nahm meine Hand und zog mich in sein Zimmer, das sich neben meinem eigenen befand. Überrascht schaute ich auf seinen Kleiderschrank, der links von der Tür stand. Dieser war kaum mehr zu erkennen, unter den ganzen Klamotten, die davor hingen. „Ich hab dir schon mal ein paar Outfits für heute Abend zusammen gestellt“, strahlte Celest mich an. Ich hob zweifelnd eine Augenbraue und sagte skeptisch: „Die werde ich bestimmt nicht alle anziehen!“ „Musst du doch auch nicht. Wir schauen die erst mal durch und sortieren aus. Ich hab das Beste aus deinem und meinem Kleiderschrank herausgeholt“, strahlte mein Bruder mich an und ich lächelte leicht. Bei ihm machte es mir nichts aus, wenn er an meinen Schrank ging, oder überhaupt in mein Zimmer, wenn ich noch schlief. Als wir Kinder waren, haben wir fast jede Nacht in einem Bett geschlafen und sogar heute noch, wenn es einem von uns schlecht ging, krochen wir in das Bett des anderen. Wir hatten, selbst für Zwillinge, eine enge Bindung, schon immer gehabt. Celest hielt mir das erste Outfit hin und riss mich damit aus meinen Gedanken. Ich schüttelte nur mit dem Kopf, das ging gar nicht! Ich wusste zwar nicht, wohin es ging, aber eine Stoffhose mit Hemd und Fliege war definitiv zu viel des Guten. Ein anderes Outfit bestand aus einer Jeans mit Löchern und einem Sweatshirt. Das war wiederum zu leger. Letzten Endes entschieden wir uns für eine dunkelblaue Jeans mit ganz dezenten Waschungen und einem hellblauen Hemd. Dazu würde ich schlichte, schwarze Sneaker anziehen. Das war nicht zu förmlich, aber auch nicht zu leger und ich fühlte mich wohl. Kaum war das entschieden, gab es auch schon Mittagessen. Da ich keine Lust hatte, mich dafür extra anzuziehen, ging ich im Schlafanzug, zusammen mit Celest, nach unten. Da es Samstag war, waren sowieso keine Angestellten im Haus und selbst wenn, hätte es mich nicht gekümmert. Manche kannten uns schon seit unserer Geburt. Während dem Essen teilten uns unsere Eltern mit, dass sie am Abend ins Theater gehen würden und erst am nächsten Tag wieder nach Hause kämen, da es wohl sehr spät werde und sie nicht mitten in der Nacht durch halb London fahren wollten. Sie würden also in einem Hotel schlafen und ich musste nichts von meinem Date erzählen. Es war nicht so, dass wir so etwas verschwiegen, aber beim ersten Date wollte ich unangenehme Fragen vermeiden. Meine Eltern wussten, dass ich schwul war, ich hatte mein Coming Out mit 14 und sie hatten es lächelnd akzeptiert. Damals war ich total fertig mit den Nerven und aufgelöst, doch Celest hatte mich unterstützt und war dabei gewesen, als ich es unseren Eltern sagte. Nach dem Mittagessen, das sich bei uns oft in die Länge zog, vor allem am Wochenende, wenn wir alle vier Zeit hatten, beschloss ich, mir die Zeit mit Lesen zu vertreiben. Ich war so vertieft in die Geschichte, dass mich mein Wecker, den ich mir vorsorglich auf 18 Uhr gestellt hatte, erst wieder zurück in die Realität holte. 18 Uhr, das bedeutete, ich hatte noch zwei Stunden Zeit, um mich fertig zu machen. Also nahm ich mein bereitgelegtes Outfit und frische Unterwäsche und ging in das gegenüberliegende Bad, das Celest und ich uns teilten. Im Bad legte ich meine Sachen auf das kleine Holzregal, das neben der großen Dusche stand und nahm mein Handtuch vom Halter, um es vor die Dusche zu legen. Als das Wasser eine angenehme Temperatur hatte, betrat ich die, für eine Person eigentlich viel zu große, ebenerdige Dusche und entspannte mich unter dem warmen Wasser. Gleichzeitig dachte ich über mögliche Gesprächsthemen nach. Smalltalk war noch nie meine Stärke gewesen. Über was sprach man bei einem ersten Date? Hobbys? Hatte ich nicht viele. Hauptsächlich lesen, das klang nun nicht besonders spannend. Da ich fertig mit duschen war, stellte ich das Wasser ab, angelte nach meinem bereitgelegten Handtuch und trocknete mich ab. Danach zog ich mir erst meine Unterwäsche, dann ein dünnes Unterhemd an. Ich mochte Hemden nicht tragen, ohne etwas darunter und abends konnte es durchaus etwas kühl werden. Ich stellte mich vor das Waschbecken und putzte mir die Zähne, für einen frischen Atem. Dann widmete ich mich meinen Haaren. Zuerst kämmen, dann föhnen. Und jetzt? Ich ging in mein Zimmer, um mir meine Augenklappe umzubinden. Ich hasste sie und trug sie zu Hause auch nicht, doch nun war es notwendig. Während ich überlegte, welche ich nehmen sollte, kam Celest in mein Zimmer und lächelte. „Na, aufgeregt?“ Ich nickte und versuchte die aufsteigende Nervosität zu verdrängen. „Nimm die“, sagte mein Bruder und nahm mir die hässliche, weiße Augenklappe aus der Hand, um sie mir um den Kopf zu binden. Ich wollte eigentlich die schwarze nehmen, diese trug ich bei offiziellen Anlässen, aber oft fühlte ich mich damit wie ein Pirat. Mit hängenden Schultern sah ich Celest nun mit einem Auge an. Er wusste, wie sehr ich das Teil hasste. Ohne Vorwarnung zog er mich in seine Arme und spendete mir damit Trost. „Vergiss das blöde Teil. Sebastian hat dich damit kennengelernt, also wird es ihn bestimmt nicht stören. Komm, ich frisier dich, damit es gar nicht mehr so auffällt.“ Mein Bruder grinste mich an, dann wuschelte er so lange in meinen Haaren und legte einzelne Strähnen zurecht, bis er zufrieden war. Erst dann durfte ich mich im Spiegel betrachten. Er hatte meine Haare so gelegt, dass sie das hässliche, weiße Teil fast vollständig verdeckten. Ich war zufrieden und da nicht mehr viel Zeit blieb, schlüpfte ich in Jeans und Hemd. Wie immer knöpfte ich dieses bis zum letzten Knopf zu, doch Celest öffnete die ersten Knöpfe wieder. „Damit man einen Blick auf deine Schlüsselbeine erhaschen kann“, sagte er mir mit einem Augenzwinkern. Bevor ich etwas darauf erwidern konnte, klingelte es an der Tür und ich schluckte trocken. Da unsere Eltern schon vor über drei Stunden gegangen waren, öffnete mein Bruder die Tür. Später erzählte er mir, dass Sebastian ihn erst mal ziemlich überrascht und verwirrt angestarrt hatte. Zumal Celest in Jogginghose und lockerem T-Shirt vor ihm stand. „Du musst dann wohl Sebastian sein. Moment, ich hole ihn.“ Damit drehte er sich um und rief nach mir. Ich ging mit geröteten Wangen und klopfendem Herzen nach unten und im Vorbeigehen zwinkerte Celest mir noch einmal zu, wünschte mir viel Spaß und verschwand. An der Tür angekommen, sagte ich schüchtern: „Hi.“ „Hallo“, lächelte Sebastian, „wollen wir?“ Ich nickte, überlegte kurz, ob ich eine Jacke mitnehmen sollte, entschied mich dann aber dagegen. Wir gingen die Straße nach unten und Sebastian verwickelte mich sofort in ein zwangloses Gespräch. Ich war froh, dass er mich nicht auf meine Nachricht ansprach, das wäre einfach zu peinlich gewesen! Verraten, wo hin wir gingen, wollte er mir aber immer noch nicht. Zehn Minuten später sah ich ihn überrascht an. Der Rummel? War das sein Ernst?! Wollten wir nicht essen gehen? Diese Frage stellte ich laut, da ich wirklich Hunger hatte. Sebastian lächelte: „Keine Sorge, wir gehen essen. Ich kenne einen tollen Stand, das wird dir bestimmt schmecken.“ Sebastian hatte die Idee von seinem Kumpel Claude, da er sich gut vorstellen konnte, dass ich recht wortkarg wäre, würden wir uns an einem Tisch in einem Restaurant gegenüber sitzen. So aber gab es viel zu sehen, die Atmosphäre war lockerer und ich hoffentlich entspannter. Sebastian führte mich zu einem Stand, der Flammkuchen in vielen verschiedenen Varianten anbot. „Isst du Fleisch?“, wurde ich gefragt und nickte überrumpelt. So eine Frage hat mir bisher auch keiner gestellt. Sebastian derweil bestellte vier verschiedene Flammkuchen, bezahlte trotz meines Protests, und wir setzten uns. Neben dem Stand waren Biergarnituren aufgestellt. Wir mussten auch nicht lange warten, dann bekamen wir unsere vier Flammkuchen gebracht und jeder noch eine Cola dazu. Das Essen war einfach nur köstlich und zufrieden grinste ich. Nachdem wir ausgetrunken hatten, stand Sebastian auf. „Komm, das war noch nicht alles.“ Verheißungsvoll leuchteten seine Augen, als wir auch schon nach ein paar Metern vor einem Crêpeswagen standen. Allein der Duft, der zu uns wehte, ließ mir das Wasser im Mund zusammen laufen. Da Sebastian die Flammkuchen bezahlt hatte, bestand ich darauf, die Crêpes zu zahlen. Wir beiden wählten ihn klassisch mit Nutella. Es schmeckte herrlich und genießend schloss ich mein Auge. So entging mir, wie Sebastian mich sanft anlächelte. Nachdem wir auch unser Dessert verspeist hatten, spazierten wir gemütlich durch die vielen verschiedenen Stände. Das Schweigen zwischen uns empfand ich als sehr angenehm. Auch war ich froh und erleichtert, dass Sebastian mir nicht an diversen Schießständen oder Dosenwerfdingern zeigen musste, wie toll und fähig er ist und mir ein Plüschtier, das ich nie haben wollte, schenkte. Nein, sowas mochte ich nicht und er scheinbar auch nicht. Wir passierten die verschiedenen Fahrgeschäfte, bis wir an einem Stand mit Schokofrüchten vorbei kamen. Mit leuchtenden Augen sah ich ihn an. Wer konnte da schon widerstehen? Ich liebte nun mal Süßes und ehe ich mich versah, stand ich schon an der Theke und bestellte eine Schokobanene. Sebastian war mir gefolgt und stand leise lachend neben mir. „Solltest du nicht schon längst satt sein?“ Beleidigt blies ich die Backen auf: „Schokolade geht trotzdem noch!“ Nachdem ich bezahlt hatte, gingen wir weiter und unterhielten uns über alles Mögliche. „Hast du Höhenangst?“, fragte Sebastian mich plötzlich aus dem Kontext gerissen und ich sah ihn verwirrt an. „Geht so, warum?“ „Dann lass uns mit dem Riesenrad fahren, da hat man eine tolle Aussicht!“, strahlte er mich an und ich war kurz davor, in diesen schönen, rotbraunen Augen zu versinken. Ehe ich mich versah, saßen wir in einem der leicht schaukelnden Wagons des Riesenrads, das sich sehr langsam in Bewegung setzte. Ich begann meine Schokobanene zu essen und schaute nach draußen. Ganz langsam wurde der Rummel kleiner und umso höher wie fuhren, umso nervöser wurde ich. Meine Frucht war aufgegessen, als wir den höchsten Punkt erreichten und das Riesenrad zum Stehen kam. Ich schluckte und traute mich kaum, nach draußen zu sehen. Bei dieser Höhe hatte ich durchaus Höhenangst! „Ciel, sieh nur, der Ausblick ist atemberaubend!“, ermunterte mich Sebastian, doch einen Blick zu riskieren. Nach kurzem Zögern tat ich es und staunte nicht schlechte. Wir waren wirklich weit oben und hatten nicht nur einen Wahnsinnsausblick über den Rummel, sondern auch über einen guten Teil von London. Den Rest der Fahrt verbrachten wir schweigend, es war sehr angenehm. Mit Sebastian war selbst Schweigen schön. Als unser Wagon wieder unten ankam, stiegen wir aus und gingen weiter über den Rummel. Es war eine sternenklare Nacht und ein wenig fröstelte es mich. Ich schauderte leicht und prompt fragte Sebastian: „Ist dir kalt?“ Ich nickte und er legte mir einfach seine Strickjacke über die Schultern, die er die ganze Zeit um die Hüfte gebunden hatte. Überrascht sah ich ihn an: „Brauchst du die nicht selbst?“ „Nein, ich finde es sehr angenehm so“, sagte Sebastian lächelnd und ich war mir nicht sicher, ob sich das auf die Temperatur oder den Abend bezog. Irgendwann traten wir doch den Rückweg an, es war schon recht spät und ich wurde müde. Wir unterhielten uns und ich genoss jede Minute. Als wir an meinem zu Hause ankamen, gab ich Sebastian seine Strickjacke wieder und bedankte mich leise. Wir standen vor der Tür und ich wusste nicht, ob ich einfach aufschließen und reingehen sollte, oder ob noch etwas passieren würde. Unsicher spielte ich daher mit meinem Schlüssel. „Es war ein sehr schöner Abend.“ „Das war er“, bestätigt ich atemlos und mit schnell schlagendem Herz. Sebastian schaute mir tief ins Auge und strich eine aschblaue Strähne hinter mein Ohr. Dass er damit meine unschöne Augenbinde etwas mehr freilegte, war mir in diesem Moment egal. Mein Herz pochte heftig in meiner Brust und ich befürchtete, Sebastian könnte es hören. Dann nähert er sich langsam meinem Gesicht und nach einem kurzen, bestätigenden Blick in mein sichtbares Auge legte er seine Lippen sanft auf meine. Mein ganzer Körper begann zu kribbeln und ich schloss mein Auge und erwiderte den Kuss vorsichtig. Sebastian vertiefte ihn noch ein bisschen, ohne seine Zunge einzusetzen. Als wir uns voneinander lösten lächelte ich verträumt und nachdem wir uns verabschiedet hatten, bekam ich noch einen kurzen Kuss, dann ging Sebastian. Mit stark klopfendem Herzen öffnete ich die Haustür und ging in mein Zimmer, wo Celest mich schon breit grinsend erwartete. Natürlich hatte er gesehen, wie wir zur Tür gingen und nach der Dauer, bis ich in mein Zimmer kam, war der Ausgang des Dates wohl positiv. Und wie er das war! ~~~~~~~~~~~~~~~ Ich bin mir ziemlich sicher, dass es in London keinen Rummel gibt, aber es passt gut als erstes Date, daher hab ich ihn mir ausgedacht ^-^ Kapitel 3: Zweites Datel Teil 1 ------------------------------- „Und wie war es? Wo ward ihr?“, fragte Celest mich neugierig. „Wir waren auf dem Rummel“, fing ich meine Erzählung an und mein Bruder verzog direkt sein Gesicht. Er wusste, dass ich Menschenmengen nicht mochte. „Aber es hat richtig Spaß gemacht! Wir haben Flammkuchen gegessen, Crêpes und dann hab ich mir noch eine Schokobanene geholt!“ Mit leuchtenden Augen erzählte ich wie schön es war, sich mit Sebastian zu unterhalten und zu schweigen und wie entspannt das Date war. Er hatte nicht nach meiner Augenbinde gefragt, worüber ich froh war. Ich redete nicht gerne darüber und noch viel weniger wollte ich zeigen, was sich darunter befand. „Und was habt ihr noch so lange an der Tür gemacht?“, unterbrach Celest meine Schwärmerei mit wissendem Unterton. Ich spürte, wie sich meine Wangen augenblicklich erhitzten und erzählte dann, dass Sebastian mich geküsst hatte. „Sogar zwei Mal! Aber ohne Zunge …“ Den letzten Satz sagte ich verunsichert. War das schlecht? Diese Frage stellte ich laut und Celest lachte mich an. „Ich als Datingexperte“, war er nicht, „würde es positiv werten. Er mag dich, sonst hätte er dich nicht geküsst. Und da es das erste Date war, war es doch okay, wenn er nicht gleich aufs Ganze geht. Vielleicht wollte er dich auch nicht verschrecken.“ Das konnte sein. Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, vibrierte mein Handy und kündigte eine neue Nachricht an. Mit klopfendem Herzen, es könnte Sebastian sein, aktivierte ich das Display und stellte fest, dass es zwar von Sebastian war, er aber in die Gruppe geschrieben hatte. Er fragte, ob jemand mit ihm seine Schicht am Samstag tauschen könnte. Enttäuscht legte ich das Gerät wieder beiseite, um endlich das Hemd ausziehen zu können. Als mein Handy schon wieder vibrierte, ließ ich es liegen, da ich nicht glaubte, es sei jetzt doch eine Nachricht von Sebastian. Wahrscheinlich wurden jetzt die Schichten getauscht und ich war mehr als enttäuscht, dass er sich nicht bei mir meldete. Celest hatte mein Zimmer schon längst verlassen, also zog ich meinen Pyjama an, ging ins Bad um mir die Zähne zu putzen und warf mich dann auf mein Bett. Da ich noch lesen wollte, nahm ich mein Handy wieder zur Hand. Natürlich hatten viele in die Gruppe geschrieben. Genervt öffnete ich die App, damit mir diese Nachrichten nicht mehr angezeigt wurden. Da danach immer noch eine ungelesene Nachricht angezeigt wurde, öffnete ich die Übersicht und stellte fest, dass Sebastian mir doch noch geschrieben hatte! „Hallo Ciel, hast du am Samstag Zeit? Entschuldige, dass ich erst jetzt schreibe. Ich bin gerade zu Hause angekommen und wollte vorher sicher sein, dass ich am Samstag auch frei habe ;)“ Ach so war das? Ich freute mich riesig und antwortete ihm gleich. Doch bevor ich die Nachricht abschickte, überlegte ich, ob ich vorschlagen sollte, wo es hin gehen könnte. Sebastian wusste zwar von meinen Gefühlen, aber er sollte nicht denken, dass die Initiative nun immer von ihm ausgehen musste. Okay, ich fing an, zu viel darüber nachzudenken. Ich schlug vor, dass wir ins Shoppingcenter fahren könnten. Das war klimatisiert und ein beliebter Treffpunkt für Leute in unserem Alter. Kaum hatte ich die Nachricht geschickt, fragte ich mich, ob das wirklich so eine gute Idee war. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten und Sebastian stimmte zu und schlug vor, dass wir nach dem Shoppen noch ins Kino gehen könnten. „Klar, gerne :D Gibt es einen bestimmten Film, den du sehen willst?“ Moment. Shoppen?! Sebastian wollte mit mir shoppen gehen?! Das war eins der Dinge, die ich absolut nicht mochte. Die vielen Menschen, die ganzen Klamotten, danach fühlte ich mich oft erschlagen und ich brauchte nicht mal unbedingt etwas Neues zum Anziehen. Aber ich Idiot war selbst schuld, schließlich war es mein Vorschlag gewesen, in das Einkaufszentrum zu fahren. Hätte ich mir doch denken können, dass er dann shoppen gehen will. Ich tröstete mich mit dem Gedanken, dass Sebastian ein junger Mann war und bestimmt nicht so kaufwütig wie meine Cousine Elizabeth. Ein paar wenige Male hatte ich das zweifelhafte Vergnügen sie beim Einkaufen begleiten zu dürfen. Es war der blanke Horror. Sie nahm einen riesigen Stapel Kleidung mit in die Kabine, wie auch immer sie die ganzen Klamotten da rein geschafft hatte, und probierte jedes Teil an. Unnötig zu erwähnen, dass sie zu jedem Kleidungsstück meine Meinung wissen wollte. Anfangs war ich auch noch halbwegs motiviert bei der Sache, aber irgendwann verlor ich den Durchblick und sagte zu allem nur noch ja. Ich weiß nicht, mit wie vielen Tüten wir am Ende nach Hause gefahren sind, aber es waren mehr als genug und meine Finger bedankten sich, als ich sie endlich von dem Gewicht erlöste. Die folgende Woche verging recht schnell, da ich meine Zeit eigentlich nur mit Schule, lernen, lesen und schlafen verbrachte und das, bis einschließlich Freitagmittag. Kaum ertönte der erlösende Gong der letzten Stunde, packte ich meine Stifte ein, nahm die Blätter meiner letzten Klausur für diese Woche, kontrollierte, ob mein Name überall drauf stand und gab sie ab. Kaum stand ich vor dem Schulgebäude, atmete ich erst mal die frische Luft tief ein. Endlich Wochenende! Endlich konnte ich mir Gedanken über das morgige Date machen! Gesprächsstoff hatten wir mehr als genug, wie sich die letzten Tage herausgestellt hatte. Es war nicht so, dass wir uns dauernd schrieben, aber jede freie Minute wurde genutzt, um eine Nachricht an den jeweils anderen zu schreiben. Während ich in der Schule festsaß und, da es kurz vor den Ferien war, drei Klausuren in diesen fünf Tagen schreiben musste, konnte Sebastian sich in der Uni entspannen. Für ihn war die Prüfungsphase zu Ende und bald hätte er Semesterferien. Ein wenig beneidete ich ihn. Student zu sein musste so cool sein! Es musste Freiheit bedeuten, wenn man nicht mehr den willkürlichen Launen der Lehrer ausgesetzt war und nicht ständig irgendwelche Klausuren zu schreiben hatte. Ich seufzte. Allzu lange würde es nicht mehr dauern, bis ich mich selbst für einen Studiengang entscheiden musste. Zwar hatte ich noch über ein Jahr Zeit, bis ich mich an den Unis bewerben musste, aber trotzdem sollte ich mir in spätestem einem halben Jahr Gedanken darüber machen. Aber nun gab es Wichtigeres, über das ich mir Gedanken machen musste! Mein Outfit für das zweite Date mit Sebastian. Die Entscheidung fiel mir dieses Mal leichter. Zum Shoppen zog ich bequeme Kleidung vor, also entschied ich mich für eine mittelblaue Röhrenjeans und einen schwarzen, dünnen Strickpullover. An diesem Abend ging ich früh schlafen, oder versuchte es zumindest, da wir uns schon um 11 Uhr treffen wollten und dann dort frühstücken. Da ich kein Frühaufsteher war, ging ich noch am Abend duschen und stellte mir meinen Wecker. Um dann doch zu verschlafen. Fluchend sprang ich aus meinem Bett, verhedderte mich in der Decke und hätte beinahe Bekanntschaft mit dem Boden gemacht. Zum Glück fing ich mich noch rechtzeitig und stolperte dann ins Bad. Schnell putzte ich meine Zähne, kämmte meine Haare, die nicht so wollten, wie ich. Ich sollte einfach aufhören, mit nassen Haaren ins Bett zu gehen. Trotzdem war ich froh, dass ich am Abend zuvor geduscht hatte. Kaum war ich angezogen, schnappte ich mir mein Handy und meinen Geldbeutel und eilte zur nächsten U-Bahn-Station. Das ging einfach schneller, als mit dem Auto. Und ich musste niemanden finden, der mich fahren würde. Nachdem ich mich vergewissert hatte, am richtigen Gleis zu stehen, stieg ich ein. Zum Glück waren es nur vier Stationen, dann war ich schon fast da. Sebastian wartete schon am Eingang auf mich und umarmte mich herzlich zur Begrüßung. Ich genoss die paar Sekunden und sog, möglichst unauffällig, seinen angenehmen Duft tief in die Nase ein. „Also, Frühstück?“, fragte Sebastian lächelnd. „Kannst du etwas empfehlen?“, fragte ich grinsend, während wir rein gingen. „Eigentlich nicht“, lachte er mich an. Wir entschieden uns aus dem Bauch raus für einen der Bäcker, die hier verstreut waren und studierten das Angebot. Sebastian bestellte ein fertiges Frühstück, ich bestellte mir Rührei mit Brötchen und einem köstlich aussehenden Stück Himbeerschnitte und Saft. Als jeder sein Tablett hatte, suchten wir uns einen freien Tisch „Rührei und Kuchen?“, fragte Sebastian schmunzelnd, während er ein Brötchen aufschnitt. „Ich esse es nicht zusammen, keine Sorge.“ Ich wusste, dass er mich nur ein wenig aufzog, trotzdem wurden meine Wangen warm. Wie ich es hasste, rot zu werden! Nach dem Frühstück schleifte Sebastian mich direkt in das erste Geschäft. Natürlich gab es dort Klamotten. Viel zu viele davon, ich wusste gar nicht, wo ich zuerst hinschauen sollte. Sebastian scheinbar schon, denn er steuerte schon den ersten Kleiderständer an. Er nahm einen mittelblauen Strickpullover in die Hand und ich sah ihn nur skeptisch an. Das würde ihm nie und nimmer stehen! Das sah selbst ich und ich war wirklich kein Experte auf dem Gebiet. Plötzlich hielt er mir das Teil unter die Nase und lächelte breit: „Der würde dir super stehen!“ Bitte? Das war nicht sein ernst, oder? War es wohl doch, denn Sebastian ging mit dem Pullover in der Hand weiter. Er suchte für sich ein paar Teile raus. Dadurch wurde ich lockerer und fand tatsächlich auch das eine und andere Kleidungsstück, das ich anprobieren wollte. Zusammen gingen wir zu den Umkleidekabinen und probierten an. Ich zog zuerst den blauen Strickpullover an. Er war fast ein wenig groß, obwohl es eigentlich meine Größe war. Unsicher trat ich aus der Umkleide, um mich zu präsentieren. Meine Wangen waren schon wieder warm, aber dagegen tun konnte ich nichts. Sebastians Augen leuchteten, als er mich betrachtete. „Der steht dir ausgezeichnet! Er passt zur Farbe deiner Augen.“ Jetzt war ich bestimmt rot wie eine Tomate! Ich murmelte ein leises „danke“ und entschied mich für den Pullover. Sebastian hatte ein langärmeliges Shirt an, das schräge, breite, schwarze und weiße Streifen hatte. Ich fand, es stand ihm. Dazu zog er einen grauen Blazer mit schwarzem Kragen über. Beinahe wäre mir der Mund offen gestanden. Wie konnte ein Mensch so gut aussehen? Nachdem wir alles anprobiert hatten, gingen wir zur Kasse und bezahlten. Ich hatte mich neben dem Pulli noch für ein dunkelgrünes T-Shirt mit Aufdruck entschieden. Sebastian schleifte mich direkt in den nächsten Klamottenladen, doch lange hielten wir uns nicht darin auf. Die Preise waren übertrieben hoch! Auch, wenn ich es mir leisten könnte, wollte ich es nicht. So zogen wir noch durch drei weitere Geschäfte und kauften noch ein paar Teile. Als wir beide je zwei Tüten hatte, entdeckte ich, mitten im Gang, einen kleinen Stand, der unter anderem Frozen Yoghurt verkaufte. Ich stand total auf dieses Zeug und zog Sebastian einfach mit. Ich bestellte mir den größten Becher mit drei Toppings und Sebastian tat es mir gleich. „Also, welche Toppings kannst du mir empfehlen?“, fragte er mich grinsend. Da ich immer die gleichen nahm, ich weiß, nicht sonderlich abwechslungsreich, aber ich liebe es, sagte ich mit leuchtenden Augen: „Erdbeeren mit Erdbeersoße und Schokolade mit Joghurtfüllung!“ Sebastian lachte sein angenehmes, leises Lachen und wählte, als er an der Reihe war, die gleichen Toppings wie ich. Wir setzten uns auf eine der gepolsterten Bänke und genossen die kalte Süßspeise. ~~~~~~~~~~~~~~~ Das Einkaufszentrum gibt es, meines Wissens nach, nicht in London ^-^ Kapitel 4: Zweites Datel Teil 2 ------------------------------- Nachdem wir unsere Frozen Yoghurt verspeist hatten, entdeckte ich einen Buchladen. „Da will ich als nächstes rein!“ Sebastian schaute mich, aufgrund meiner plötzlichen Euphorie, verdutzt an. Was soll ich machen? Ich liebe Bücher nun mal. Ich könnte mich an manchen Tagen ewig in einem Buchladen aufhalten und stöbern. Selten ging ich mit leeren Händen wieder nach Hause. So kam es auch, dass ich lange vor den Regalen stand und einen Klappentext nach dem anderen las. „Hast du schon etwas gefunden?“, fragte Sebastian, der plötzlich neben mir stand. Erschrocken zuckte ich zusammen und erinnerte mich, dass wir gerade mitten in unserem zweiten Date waren! Fast schon entsetzt sah ich ihn an: „T-tut mir leid!“ Aber Sebastian lachte nur leise. „Ist doch okay. Ich mag es, dich in deiner „natürlichen Umgebung“ zu beobachten.“ Ärgerlich zog ich meine Augenbrauen tiefer ins Gesicht: „Blödmann! Ich bin doch kein Tier!“ „So hab ich das auch gar nicht gemeint“, lachte Sebastian wieder, „aber es ist schön zu sehen, wie du komplett versunken bist in die Bücher und alles andere vergisst.“ Er legte einen Arm um meine Schultern und gab mir zur Wiedergutmachung einen Kuss auf die Wange. Augenblicklich wurde nicht nur mein Gesicht, sondern sogar meine Ohren heiß! Ich war bestimmt feuerrot geworden und wendete peinlich berührt mein Gesicht ab. „Süß“, hauchte Sebastian mir ins Ohr, dann entfernte er sich ein paar Schritte, da er ein interessantes Buch gesehen hatte. Und ich wünschte mir ein Loch, in das ich mich verkriechen konnte. Wenigstens so lange, bis sich meine Gesichtsfarbe und mein Herzschlag wieder beruhigt hatten. Wäre ich in einem Cartoon, würde mein Herz, gut sichtbar für jeden, bei jedem Schlag weit aus meiner Brust springen, sich unter meiner Kleidung abzeichnen und sich dann wieder zurückziehen. Zum Glück war ich aber in der realen Welt. Hier konnte ich mich zwar nicht in einem Loch, aber dafür mein immer noch heißes Gesicht in einem Buch und unter meinen Haaren verstecken. Nachdem mein Körper sich wieder beruhigt hatte, entschied ich mich für drei Bücher, die ich unbedingt haben musste. Ich schaute nach Sebastian, dieser las sich gerade die Beschreibung eines Buches durch. „Ich hab alles“, sagte ich und er schaute überrascht auf. Als er mir in Auge blickte, lächelte er. „Ich auch. Für was hast du dich entschieden?“ Ich zeigte ihm meine Auswahl, drei Krimis. Er hatte sich einen Roman ausgesucht. Ich musste ihn überrascht angeschaut haben, denn Sebastian sagte: „Der soll echt gut sein, ich wollte ihn schon länger lesen. Vor allem, da es um eine Beziehung zwischen zwei jungen Männern geht.“ „Sowas liest du?“, meine Stimme klang überraschter, als ich es wollte. Sebastian grinste mich an, als er sagte: „Klar, wieso nicht?“ Er zwinkerte mir zu und ging Richtung Kasse. Ein paar Herzschläge lang stand ich einfach nur sprachlos da. Flirtete er etwa mit mir?! Vorhin hatte er mich auch als „süß“ bezeichnet, wie mir jetzt erst wirklich bewusst wurde. Augenblicklich wurden meine Wangen schon wieder warm. Ich seufzte leise genervt, dann ging ich auch zur Kasse, um zu bezahlen. Sebastian sollte schließlich nicht auf mich warten, nur, weil er mit mir geflirtet hatte. Und ich zu dämlich war, es zu merken oder gar darauf einzugehen. Als wir aus dem Geschäft gegangen waren, überlegte ich, wie ich mit Sebastian flirten könnte. Ich hatte nicht wirklich eine Ahnung davon, aber erzwingen konnte ich es nicht. „Wohin jetzt?“, fragte er mich. Gute Frage. Ich überlegte kurz, dann sagte ich: „Allmählich bekomme ich Hunger. Gehen wir essen?“ „Und danach Kino?“, schlug Sebastian vor. Ich stimmte gut gelaunt zu und schnell entschieden wir uns für Pizza. Das Essen verlief weitestgehend schweigend, aber es war trotzdem angenehm. Wie ich schon auf dem Rummel festgestellt hatte, machte mit Sebastian sogar schweigen Spaß. „Kino? Oder willst du lieber nach Hause?“, fragte er mich, nachdem wir gegessen hatten. Da ich es sehr genoss, mit Sebastian Zeit zu verbringen, sagte ich sofort: „Kino!“ Er lachte wieder sein angenehmes Lachen und sagte: „Das war eindeutig. Möchtest du in einen bestimmten Film?“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein, ich weiß auch gar nicht, was aktuell läuft. Bin da nie auf dem Laufenden. Solange es kein Horror ist, bin ich da recht offen.“ „Zu schade, ich hätte so~ gerne diesen einen Film gesehen. Ein Pärchen, das ein Wochenende in einer Hütte mitten im Wald verbringt, doch dann passieren seltsame Dinge. Plötzlich läuft Blut statt Wasser aus dem Hahn, wenn sie ihn aufdrehen, nachts hören sie schwere Schritte, die über den Holzboden schlurfen, bis plötzlich die Frau mitten in der Nacht aus dem Bett gezerrt wird, von etwas, das nicht sichtbar ist und-“ „Stopp!!“, unterbrach ich ihn entsetzt. So gerne, wie ich Krimis mochte, so sehr hasste ich Horror. Davon konnte ich nicht schlafen und war eine Zeit lang regelrecht paranoid! Sebastian lachte leise. „Keine Angst, ich mach nur Spaß. Ich steh, ehrlich gesagt, auch nicht so auf Horrorfilme, lieber Actionfilme und Komödien.“ Ich warf ihm einen bösen Blick zu, aufgrund seines nicht lustigen Scherzes, aber dann lächelte ich. „Komödien mag ich auch!“ „Dann schauen wir mal, was sie im Moment für Filme anbieten“, sagte Sebastian mit einem liebevollen Lächeln. Als wir vor dem Eingang des Kinos standen, betrachteten wir die verschiedenen Plakate. Die Auswahl war recht groß. Wir entschieden uns für eine Komödie, die schon seit ein paar Wochen lief. Es klang interessant und der Kinosaal würde nicht allzu voll sein. „Möchtest du Popcorn?“, fragte Sebastian mich, nachdem wir die Karten geholt haben. „Aber ich zahle, du hast schon die Karten gekauft!“ Ohne eine Antwort abzuwarten, kaufte ich eine große Tüte mit süßem Popcorn und zwei große Cola. Sebastian nahm mir meine Einkaufstüten ab, damit ich das Popcorn und mein Getränk tragen konnte, dann gingen wir in den Saal. Wie zu erwarten war, waren nur eine Handvoll Leute anwesend. Die Werbung hatte schon begonnen, also würden, wenn überhaupt, nicht mehr viele dazu stoßen. Wir setzten uns in die hinterste Reihe, die wir für uns allein hatten. Das Popcorn stellte ich auf meinen Schoß, da es zwischen unseren Sitzen keine Halterung gab. Schon bevor der Film anfing, hatte ich begonnen Popcorn in mich zu schaufeln. „Hast du immer noch Hunger?“, fragte Sebastian mich belustigt. „Eigentlich nicht. Willst du auch welches?“ „Gerne.“ In seiner Stimme schwang ein anzüglicher Unterton mit, den ich aber nicht so recht verstand. Erst, als Sebastian sich etwas Popcorn nahm und damit quasi in meinen Schritt fasste, wurde es mir klar. Zum Glück fing in diesem Moment der Film an und es war zu dunkel, als dass er mein feuerrotes Gesicht hätte sehen können. Während dem Film lachten wir viel, es war eine gute Wahl gewesen. Bei manchen Szenen konnte ich gar nicht mehr aufhören zu lachen. Es war mir fast schon unangenehm, wenn niemand mehr, außer mir, lachte, aber der Film war genau mein Humor. Ich lachte, bis mir kleine Tränchen in den Augen standen. Als wir, nach dem Abspann, den Saal verließen, hatte ich mich immer noch nicht ganz beruhigt. Verstohlen wischte ich mir mit dem Ärmel über mein sichtbares Auge, dann schob ich meine Augenbinde ein Stück nach oben, um mir auch über das verborgene Auge zu wischen. Sebastian beobachtete mich dabei, aber da ich mich so wohl fühlte, realisierte ich nicht, was ich tat. Irgendwo war es mir auch egal, dass er das sah. Was sich unter der Augenbinde verbarg, konnte er doch nicht sehen. „Der Film war klasse!“, strahlte ich ihn an und Sebastian stimmte mir grinsend zu. Nachdem wir kontrollierten, dass wir auch alles dabei hatten, verließen wir das Kino und dann die Mall. Wir redeten noch eine ganze Weile über den Film, bis wir an der U-Bahnstation ankamen. Da es langsam spät wurde, wurde es Zeit nach Hause zu gehen. Schweren Herzens verabschiedete ich mich, wobei ich Sebastian gleich fragte, ob er am nächsten Wochenende Zeit hätte. „Leider nicht. Da ich meine Schicht von heute getauscht habe, muss ich nächsten Samstag und Sonntag arbeiten.“ Er seufzte und ich versuchte, meine Enttäuschung zu verbergen. „Aber hast du nicht auch bald Ferien?“ Da war was. „Ja, Montag in einer Woche ist der erste Ferientag.“ „Wollen wir uns dann an dem Tag treffen?“, schlug Sebastian vor und ich stimmte zu. Da ich in dieser letzten Woche noch zwei Klausuren schreiben musste, hatte ich noch gar nicht weiter geplant. Wir verabschiedeten uns mit einer Umarmung und ich bekam noch einen Kuss auf die Wange. „Ich würde dich jetzt gerne küssen, aber hier sind zu viele Menschen“, flüsterte Sebastian mir mit rauer Stimme ins Ohr, während er mich an sich drückte. Ich schluckte trocken und meine Wangen färbten sich rot. Mein Herz schlug heftig gegen meine Rippen und so war ich ganz froh, dass wir uns voneinander lösten, sonst hätte Sebastian bestimmt meinen schnellen, heftigen Herzschlag gespürt. „Schreib mir, wenn du zu Hause bist!“, rief er mir noch zu, hob die Hand, dann verschwand er aus meiner Sicht. Wir fuhren mit verschiedenen Linien nach Hause. Glücklich kam ich zu Hause an. „Ich bin zu Hause!“, rief ich einfach mal ins Haus. Und schon kam meine Mutter um die Ecke. „Ciel! Da bist du ja! Oh, zeig mal, was du gekauft hast!“ „Mum, lass mich doch erst mal rein kommen“, schob ich meine Mutter zur Seite und ging ins Esszimmer. Natürlich folgte sie mir und wollte wissen, wie mein Tag war. Sie wusste nicht, dass ich ein Date hatte. Sie dachte, ich sei mit einem Freund unterwegs gewesen. Ich packte die erste Tüte aus, da war auch der blaue Pullover drin. „Oh, der steht dir gut!“ Ein bisschen peinlich berührt zeigte ich ihr das nächste Teil, das ich gekauft hatte. Nachdem ich meiner Mutter alles gezeigt hatte, holte ich eine Schere, um die Etiketten abzuschneiden und warf dann alles in die Wäsche. Meine neuen Bücher stellte ich vorerst in mein recht volles Bücherregal. Ich freute mich schon darauf, sie zu lesen, aber es würde gleich Abendessen geben und die nächsten Tage musste ich mit lernen verbringen. Oder eher verschwenden. Bevor ich nach unten ging, schrieb ich Sebastian noch schnell eine Nachricht, dass ich zu Hause sei und meiner Mutter erst noch die gekauften Sachen zeigen musste. Kaum hatte ich mein Handy zur Seite gelegt, um nach unten zu gehen, vibrierte es und kündigte eine neue Nachricht an. Sie war von Sebastian und augenblicklich fing ich unbewusst an, dämlich zu grinsen und in meinem Bauch kribbelte es. Er schrieb, dass es ihm genauso ergangen war. Kaum, dass er zu Hause war, hatte seine Mutter ihn belagert. Ich lachte leise und schrieb, ich würde mit ihm fühlen. Er lachte. „Es war wirklich schön heute.“ Mein Herz pochte wieder spürbar in meiner Brust. „Das war es. Danke, für den schönen Tag :)“ „Ich freue mich schon auf das nächste Mal ;)“ „Ich mich auch :D Meine Mutter ruft, ich muss zum Abendessen.“ Ich legte mein Handy zur Seite und ging nach unten. Schnell fächerte ich mir Luft zu, damit meine Wangen wieder eine normaler Farbe annahmen. Nicht, dass meine Eltern noch unangenehme Fragen stellen würden. Versteht mich nicht falsch, ich wollte Sebastian nicht ewig vor ihnen geheim halten. Aber es war noch ganz neu und am Anfang und ich wollte warten, wie es sich entwickelte. Hätte ich ein gebrochenes Herz, würde meine Mutter ständig um mich herumschwirren und Fragen stellen und mich umsorgen, also genau das, was ich dann nicht wollen würde. Sollte aus uns tatsächlich ein Paar werden, dann werde ich Sebastian meiner Familie vorstellen. Bis dahin reichte es, wenn Celest von ihm wusste. ~~~~~~~~~~~~~~~ Das nächste Kapitel heißt dann auch "Drittes Date Teil 1". Kapitel 5: Drittes Date - Teil 1 -------------------------------- Die folgende Woche zog sich hin wie Kaugummi. Ich schrieb zwar immer wieder mit Sebastian, einen Abend hatten wir sogar telefoniert, aber ich verbot mir selbst, ihn zu sehen. Die letzte Klausur, ausgerechnet am Freitag, war sehr wichtig. Ich hasste das Fach und den Lehrer, Deutsch war einfach nicht meine Sprache, aber das interessierte niemanden. Ich wollte zumindest mit einer 3 bestehen und dafür musste ich mich sehr anstrengen. Zur Belohnung verwöhnte ich mich Donnerstagabend selbst, während ich Sebastians Bild betrachtete. Schreiben tat ich es ihm nicht, aus Angst, ich könnte die Nachricht versehentlich versenden. Nicht, dass das noch nie passiert wäre. Zwar hatte es mir schon zwei Dates mit meinem Schwarm eingebracht und das dritte würde bald sein, aber ich wollte nicht probieren, wie Sebastian auf so eine Nachricht reagieren würde. Am Wochenende verbrachte ich tagsüber Zeit mit meiner Familie und abends las ich eins meiner neuen Bücher. So vergingen die letzten zwei Tage, bis es endlich Montag war, recht schnell. Ich hatte keine Ahnung, was Sebastian vorhatte, er wollte es mir, egal wie oft ich ihn fragte, auch einfach nicht verraten. Also zog ich eine meiner Lieblingsjeans an, ein Unterhemd, ich weiß, total uncool, aber ich mochte es nicht, unter einem Pulli nichts zu tragen und es war einfach bequemer als ein T-Shirt. Da meine neuen Sachen schon gewaschen waren, zog ich den blauen Pullover an, den Sebastian für mich ausgesucht hatte. Ich hoffte, er würde sich freuen. Da ich nur wusste, an welcher U-Bahnstation wir uns treffen würden, fuhr ich mit dieser dort hin. Meine Eltern waren arbeiten und Celest war am Morgen zu seiner Freundin gefahren. Ein nettes, hübsches Mädchen aus gutem Haus. Ich hatte sie zwar noch nicht oft getroffen, aber sie passten gut zusammen und ich freute mich für meinen Bruder. Das einzige, das mich wunderte, war, dass ich mir Essen und Trinken mitnehmen und bequeme Schuhe tragen sollte. Ich befürchtete, Sebastian wollte mit mir wandern gehen. Aber da wir uns in der Stadt trafen, konnte das eigentlich nicht sein. Nun ja, ich ließ mich wohl oder übel überraschen. Als ich die Station erreicht hatte, stieg ich aus. Oben sah ich mich um, konnte Sebastian aber nirgends entdecken und so ging ich nach draußen. Dort stand er. Unfassbar gutaussehend mit lässiger, schwarzer Jeans, schwarzem T-Shirt mit roten Aufdruck und schwarzer, offener Sweatjacke. „Hey“, begrüßte er mich und zog mich in eine feste Umarmung. Ich erwiderte den Gruß, als ich auch schon seine weichen Lippen auf meinen spürte. Ich hatte kaum Zeit, den Kuss zu erwidern, da hatte er sich schon von mir gelöst. Wir waren in der Öffentlichkeit und auch, wenn die Leute toleranter waren als noch vor ein paar Jahren, wollten wir keine Gaffer oder gar blöde Kommentare. „Du siehst gut aus“, lächelte Sebastian mich an. „Du auch“, erwiderte ich leise und mit gesenktem Blick. „Danke!“ Er grinste mich an, dann nahm er meine Hand und zog mich mit. „Wo gehen wir eigentlich hin?“, fragte ich und Sebastian blieb stehen. Er drehte sich um, mit gehobener Augenbraue fragte er belustigt: „Ist das nicht offensichtlich?“ Ich erwiderte verwirrt seinen Blick, als mein Auge an ihm vorbei schaute und mir ein Licht aufging. „Du willst in den Tower?“ Er musste meine kaum, eigentlich gar nicht, vorhandene Begeisterung heraus gehört haben. Ich hatte auch nicht versucht, meine Unlust zu verstecken. Sebastian grinste mich an und schleifte mich einfach weiter. Leise seufzend ergab ich mich. Nachdem wir den Eintritt, der fast schon unverschämt teuer war, bezahlt hatten, gingen wir rein. Naja, ich schlurfte eher lustlos. „Da es wahrscheinlich nichts gibt, das du zuerst anschauen willst, schlage ich vor, wir gehen in den White Tower“, sagte Sebastian und schleifte mich mit. Auf dem Weg zum White Tower sah ich mich dann doch neugierig um. „Kennst du die Geschichte der Prinzen?“, fragte Sebastian mich plötzlich und ich schüttelte verwirrt mit dem Kopf. Das sagte mir absolut nichts. „Die Prinzen Eduard und Richard waren neun und zwölf, als sie starben. Ihnen wurde der Thron abgesprochen, da ihre Eltern wohl nicht rechtmäßig verheiratet waren. Ihre Eltern hatten wohl heimlich geheiratet, das war damals ein Beweis dafür, dass es rechtliche Hinderungsgründe gab. Was die Entscheidung des Parlaments letztlich beeinflusste, ist nicht überliefert. Ich will dich auch gar nicht zu sehr mit Namen und Spekulationen langweilen. Auf jeden Fall sperrte ihr Onkel, Richard III., sie hier ein, nachdem ihr Vater 1483 gestorben war. Der Tower ist Palast und Gefängnis zugleich. Bis heute ist nicht bekannt, was damals passierte, aber im Sommer 1483 wurden die Jungen zum letzten Mal lebend gesehen. Ihr Onkel ist auch einer der Tatverdächtigen, aber aufgeklärt wurde der Fall nie. Im 17. Jahrhundert wurden hier, im White Tower, die Knochen von zwei kleinen Menschen, wahrscheinlich Kindern, bei Renovierungsarbeiten gefunden. Das sind wahrscheinlich die Überreste der beiden Prinzen.“ Sebastian hatte die Geschichte recht kurz zusammengefasst, während wir durch den Turm gingen. Als er geendet hatte, überkam mich eine unangenehme Gänsehaut. Menschen konnten wirklich unfassbar grausam sein. Sebastian führte mich nach dem White Tower durch die anderen Türme, deren Namen ich mir nicht gemerkt hatte. Ich musste zugeben, es war schon interessant, etwas von der Geschichte des Tower of London zu sehen. Als wir im Bloody Tower waren, sagte Sebastian, dass die Prinzen wahrscheinlich hier ermordet worden waren. Plötzlich sah ich zwei kleine Jungen vor mir, mit blonden Locken und großen Augen, die nur mit weißen Nachthemden bekleidet auf einem Bett saßen und sich ängstlich an den Händen hielten. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken und ich schüttelte mich. Ich wollte nur noch schnell aus dem Turm, diese Geschichte, obwohl sie so viele hundert Jahre zurück lag, ging mir seltsam nah. Sebastian folgte mir schweigend und führte mich weiter herum. Als wir wieder im Hof standen, sagte ich, dass ich etwas essen wollte. Das viele Laufen machte mich echt fertig und hungrig war ich mittlerweile auch. Also setzten wir uns auf eine der freien Bänke, aßen unsere mitgebrachten Sandwiches und beobachteten die Leute. „Findest du es jetzt immer noch langweilig hier?“, fragte Sebastian mich schmunzelnd. „Nein, gar nicht. Es ist viel interessanter, als ich gedacht habe. Ich hab aber auch einen tollen Führer“, grinste ich ihn an. Sebastian lächelte mich an und ich versank in seinen schönen, rotbraunen Augen. Wie gerne ich ihn jetzt küssen würde! Da wir aufgegessen hatten, nahm Sebastian meine Hand: „Komm mit.“ Er zog mich hinter sich her, die große Treppe nach unten Richtung Eingang, dann bogen wir um mehrere Ecken, bis wir in einer verlassenen Ecke im gefühlt hintersten Teil des Towers standen. Ehe ich mich versah presste er mich an die Steinmauer hinter uns und seine Lippen auf meine. Erst sanft, doch dann wurde Sebastian schnell fordernder und seine Zunge streifte über meine Unterlippe, bat um Einlass. Diesen gewährte ich ihm gerne, während mir das Herz bis zum Hals schlug und es in meinem Bauch kribbelte, als würden tausende von Schmetterlingen dort explodieren. Sebastians Zunge erkundete meinen Mund, forderte meine eigene zum spielen auf und würde ich nicht zwischen der Wand in meinem Rücken und Sebastian eingekeilt sein, ich wäre längst zu Boden gegangen. Meine Beine hatten ihren Dienst längst aufgegeben und waren weich wie Wackelpudding. Während Sebastians Hände an meinen Hüften lagen, machte sich die eine plötzlich auf Erkundungstour unter meinen Pullover. Er streichelte meine Seite nach oben, am Rücken wieder nach unten. Die andere Hand wanderte über meine Jeans zu meinem Hintern und presste meinen Unterleib noch weiter an seinen. Natürlich ging das nicht spurlos an mir vorbei, aber Sebastian ließ mir keine Zeit, auch nur peinlich berührt zu sein. Die Hand, die gerade noch an meinem Hintern war, wanderte plötzlich nach vorne und nestelte an dem Verschluss meiner Hose. In dem Moment, als Sebastian mir das Kleidungsstück von den Hüften schieben wollte, löste ich mich von ihm und hielt ihn auf. „Nicht!“, meine Stimme war nicht mehr als ein Hauchen, aber es reichte, dass er von mir abließ. „Entschuldige, ich hab mich mitreißen lassen“, flüsterte er gegen meine Lippen und gab mir noch einen intensiven Kuss. Dann schloss er meine Hose und lächelte mich, ich würde es fast schon verliebt nennen, an. Es war nicht so, dass ich nicht von Sebastian berührt werden wollte, aber das erste Mal sollte nicht in der Öffentlichkeit sein und schon gar nicht im Tower of London, mit dem ich nun auf ewig die traurige Geschichte der beiden Prinzen verband. Außerdem sollte er nicht meine peinliche Unterwäsche sehen! Ihr wisst, dass ich Unterhemden trage. Diese unsexy weißen Teile. Aber ich trage, anders als die anderen Jungs in meinem Alter, immer noch Slips! Ich habe Boxershorts probiert, die weiten wie die anliegenden, aber ich hasse sie. Vor allem die weiten finde ich schrecklich. Nicht nur, dass sie auch die beste Figur ruinieren, es hängt auch alles einfach frei da rum. Da kann ich auch gleich ohne Unterwäsche rumlaufen. Ich wusste, dass Sebastian wohl früher oder später meine Wäsche zu Gesicht bekommen würde, aber ich wollte es noch heraus zögern. Wir hatten erst unser drittes Date, und auch wenn die meisten in Filmen dann miteinander ins Bett stiegen, wollte ich das nicht. Ich wollte, dass wir uns erst richtig kennen lernen und ein Paar sind, bevor wir es tun. Das sagte ich Sebastian zwar nicht, aber er akzeptierte meine Reaktion mit einem Lächeln und schleifte mich zur nächsten Ecke des Towers. Wer hätte gedacht, dass es hier so viel zu sehen gibt? Am Ende, als wir wirklich alles gesehen hatten, schlug ich vor, dass wir uns noch die Kronjuwelen anschauen könnten. Die Schlange war nun kaum mehr vorhanden. Nicht, dass es mich wirklich interessierte, aber bei der unfassbar langen Schlange von heute Mittag wollte ich einen Blick hinein werfen. Kaum waren wir drin, war ich sehr ernüchtert. Die Luft war stickig und muffig, es war ziemlich dunkel und die Leute konnten einfach nicht vorwärts gehen! Ich schnaufte genervt und Sebastian drückte meine Hand. Die hatte er, seit dem Kuss, auch nicht mehr losgelassen. Irgendwann waren wir dann auch an der Reihe, uns auf das Fließband zu stellen. Im Schneckentempo fuhren wir an Vitrinen vorbei, in denen die Kronjuwelen, wenn es überhaupt die echten waren, ausgestellt wurden. Gelangweilt schaute ich es an. Nach dem Fließband gab es noch viele weitere Vitrinen mit Kronjuwelen zu bestaunen. Die Leute sammelten sich um jede einzelne und gafften minutenlang einfach nur darauf. Ich verstand nicht, was daran jetzt so spannend war. Fragend warf ich einen Blick zu Sebastian, aber dieser zuckte auch nur mit den Schultern. Nachdem wir uns alle Kronjuwelen angeschaut hatten, verließen wir das Gebäude und dann auch den Tower. Meine Füße taten unfassbar weh, das teilte ich Sebastian auch gleich mit, und so setzten wir uns auf eine der Bänke, die außerhalb des Towers aufgestellt worden waren. Müde lehnte ich meinen Kopf an seine Schulter und schloss mein Auge. „Wow, wir waren jetzt über fünf Stunden drin!“, sagte Sebastian erstaunt und brachte mich damit dazu, meinen Kopf doch noch mal zu heben. Erstaunt sah ich ihn an und warf einen Blick auf sein Handy, das er mir hinhielt. Kein Wunder, dass meine Füße so schmerzten. Ich lehnte meinen Kopf wieder an Sebastian und dieser legte einen Arm um meine Schultern. Nun war es uns egal, was andere von uns dachten. Wir genossen einfach nur die Nähe des jeweils anderen. ~~~~~~~~~~~~~~~ Ich hoffe, euch hat der Ausflug in den Tower of London gefallen :) Fünf Stunden klingen zwar nach einer langen Zeit, aber wenn man erst mal drin ist und sich alles interessiert anschaut sind fünf Stunden gleich rum *lach* Kapitel 6: Drittes Date - Teil 2 -------------------------------- Als ich meine Augen öffnete, blinzelte ich irritiert. Wo war ich? Langsam hob ich meinen Kopf und starrte verwundert auf die Themse. „Na, wieder wach?“, fragte mich eine Stimme neben mir und ich drehte verwirrt meinen Kopf. Sebastian lächelte mich an und strich mir dann eine aschblaue Haarsträhne hinters Ohr. „Hast du gut geschlafen?“ Langsamen kamen meine Erinnerungen zurück. Ich war mit Sebastian im Tower of London gewesen und als wir alles angeschaut hatten, hatten wir uns draußen auf eine Bank gesetzt. Augenblicklich wurden meine Wangen heiß und ich wendete peinlich berührt meinen Blick ab. Ich war doch tatsächlich eingeschlafen! An Sebastians Schulter! „Wie … wie lange war ich weg?“, fragte ich mit brüchiger Stimme. Mein Hals war ganz trocken, also kramte ich in meinem Rucksack nach meiner Wasserflasche und trank erst mal einen großen Schluck. „Nur etwa eine halbe Stunde.“ „Was?!“ Entsetzt sah ich ihn an und riss meine Augen auf. Das rechte schloss ich direkt wieder, wozu ich aber meine Augenklappe etwas anheben musste. Ich fand es immer sehr unangenehm, wenn ich versuchte, mein Auge darunter zu schließen. Es fühlte sich irgendwie einfach seltsam an. Sebastian beobachtete mich dabei und fast rechnete ich damit, dass er fragen würde, was sich darunter verbarg, doch nichts dergleichen geschah. Er lächelte mich einfach nur liebevoll an und gab mir einen sanften Kuss auf den Mund. „Wie wäre es noch mit einem leckeren Burger?“, fragte er mich grinsend. Perplex blinzelte ich ihn an, die Frage kam unerwartet. „Was für eine Frage!“, lachte ich und stand auf, „ich kenne einen guten Laden. Dafür müssen wir aber erst noch ein Stück mit der Bahn fahren.“ „Dann los!“ Sebastian stand auch auf, nahm meine Hand in seine und gemeinsam gingen wir zur nächsten Station. Es war angenehm, wie unsere Finger sich ineinander verhakt hatten. Ich warf ihm ein glückliches Lächeln zu und in meinem Bauch kribbelte es. Konnte ich das als Zeichen sehen, dass er mich auch mochte? Dass aus uns ein Paar werden könnte? Sebastian erwiderte mein Lächeln und drückte meine Hand kurz fester. „Welche Linie müssen wir nehmen?“, fragte er mich und holte mich damit kurz von Wolke 7. „Ähm …“, sagte ich wenig intelligent und überflog den Fahrplan. „Ah, die hier. Wir müssen nach Westminster!“ Kaum kamen wir an den Gleisen an, fuhr die Bahn auch schon weg. Ich warf einen Blick auf die digitale Anzeige und seufzte genervt. „Na toll, die nächste kommt erst in zehn Minuten.“ Sebastian zog an meiner Hand, sodass ich direkt vor ihm stand. „Das macht doch nichts, ich weiß schon, wie wir uns die Zeit vertreiben können.“ In seiner Stimme schwang ein anzüglicher Unterton mit und ich fragte unschuldig: „Ach, und wie?“ Als Antwort zog er mich noch näher an sich und küsste mich. Mein Auge fiel fast automatisch zu und nur zu gerne erwiderte ich den Kuss. Dieses Mal war ich es, der seine Zunge in den fremden Mund schob. Zwar war ich noch unsicher, ob ich es auch richtig machte, aber Sebastians Erwiderung und leises Seufzen machten mir Mut. Ich drückte mich noch enger an ihn und vergaß alles um uns herum. Erst das hochfrequente Pfeifen, das die nächste Bahn ankündigte, holte uns zurück in die Realität und wir lösten uns langsam voneinander. Eine dünner Faden Speichel hing noch zwischen unseren Lippen. Allerdings teilte sich auch dieser, als wir uns umdrehten, um einzusteigen. Nicht, dass wir noch mal auf die nächste Bahn warten mussten. Es würde mir zwar nichts ausmachen, aber irgendwie hatte ich auch Hunger und der beste Platz zum Knutschen war hier auch nicht. Zu unserem Glück war der Wagon, in den wir stiegen, fast leer und so konnten wir uns setzen. Sebastian legte einen Arm um meine Hüfte und hielt mich ganz nah neben sich. Ich genoss seine Nähe. Ich fühlte mich einfach rundum wohl neben ihm. Als unsere Station als nächste angezeigt wurde, machten wir uns bereit, auszusteigen. Als die Bahn in Westminster hielt, stiegen wir aus und verließen die U-Bahn-Station. Draußen atmete ich erst einmal die frische Luft ein. Auch, wenn es nicht unbedingt stickig war da unten, es war kein Vergleich zu draußen. Hand in Hand gingen wir los. Es fühlte sich toll an. Wenn uns Mädchen entgegen kamen und unsere ineinander verschränkten Hände sahen, kicherten und tuschelten sie. Ein Passant warf uns einen schrägen Blick zu, aber die meisten beachteten uns nicht weiter. Ehrlich gesagt war ich froh darüber. Wäre ich ein Mädchen, würde schließlich auch niemand etwas sagen. Erst, als wir das Lokal erreichten, ließen wir uns los. Schließlich konnten wir schlecht nebeneinander durch die Tür gehen. Kaum waren wir eingetreten, kam uns schon ein Kellner entgegen und zeigte uns eine ganze Auswahl an Tischen. Zu unserem Glück war es noch vor der üblichen Stoßzeit, so würden wir auch nicht lange auf unser Essen warten müssen. Während wir uns einen Tisch aussuchten, schaute Sebastian sich neugierig um. Die Einrichtung war überwiegend in dunkelbraunem Holz gehalten, selbst der Boden und die Deckenbalken. Es wirkte einladend und gemütlich und war dank der großen Fenster nicht zu dunkel. „Warst du schon mal hier?“, fragte ich Sebastian, nachdem wir uns an einen Zweiertisch gegenüber gesetzt hatten. „Nein, aber ich bin normalerweise auch nicht in dieser Gegend.“ Bevor ich noch etwas sagen konnte, kam der Kellner mit Karten und nahm unsere Getränkebestellung auf. Sebastian schlug die Karte auf und überflog sie kurz. „Was kannst du mir empfehlen?“, fragte er grinsend. Hab ich schon mal erwähnt, dass er damit noch unwiderstehlicher aussah? Ich riss mich zusammen, sonst hätte ich mein Gegenüber einfach nur angestarrt, und sagte, ohne überlegen zu müssen: „Den Bacon-Cheese-Burger!“ Sebastian klappte die Karte zu. „Dann nehme ich den.“ „Also … Du kannst auch einen anderen nehmen“, sagte ich unsicher, aber er lächelte mich nur an. „Mit Bacon und Käse kann man doch gar nichts falsch machen, außerdem ist das mein Favorit.“ Er zwinkerte mir zu, sodass ich wieder mindestens rosa anlief. Zum Glück kam in diesem Moment der Kellner und brachte uns unsere Getränke und nahm gleich unser Essen auf. Ich trank einen großen Schluck kalte Cola und hoffte, meine Gesichtsfarbe würde sich dadurch wieder normalisieren. „Also, wie hat dir der Tower gefallen?“, fragte Sebastian grinsend. „Es war toll! Danke, dass du mich da rein geschleift hast“, lächelte ich. Ich hatte den Tower zwar schon oft von außen gesehen, aber nie das Bedürfnis gehabt, tatsächlich rein zu gehen. „Was ist los?“, fragte Sebastian. Ich schreckte auf und sah ihn kurz verwirrt an. Ich war, ohne es zu merken, in Gedanken versunken gewesen. „Die Geschichte mit den Prinzen geht mir irgendwie nahe.“ „Obwohl es schon über 500 Jahre her ist?“, Sebastian klang nicht überrascht, sondern eher mitfühlend. „Was für ein Mensch muss das gewesen sein, der aus Machtgier Kinder tötet?“ „Das weiß ich nicht“, sagte Sebastian und drückte meine Hand, die auf dem Tisch lag. Er lächelte mich aufmunternd an und ich erwiderte es. Dann wurden auch schon unsere Burger gebracht. Allein bei dem Anblick lief mir das Wasser im Mund zusammen. Wir wünschten uns einen guten Appetit und fingen an zu essen. „Köstlich!“, sagte Sebastian zwischen zwei Bissen und ich stimmte ihm nur nickend zu. Obwohl wir während unserer Besichtigungstour gegessen hatten, waren wir beide wohl hungriger gewesen, als gedacht. „Hast du noch Lust auf einen Spaziergang?“, fragte Sebastian mich, als wir am Eingang der U-Bahn-Station standen. Es dämmerte zwar schon ein kleines bisschen, aber da es noch dauern würde, bis es dunkel war, stimmte ich lächelnd zu. Ich genoss es sehr, Zeit mit Sebastian zu verbringen. Und selbst wenn es dunkel wurde, konnte ich mich abholen lassen. Ein wenig schüchtern ergriff ich Sebastians warme Hand, dieser erwiderte sofort den Druck. Schweigend gingen wir über die Brücke und bogen dann nach rechts ab, um direkt an der Themse entlang zu laufen. Ein paar Menschen saßen auf den Bänken, die an der Seite standen. „Was denkst du, was da drin ist?“, fragte ich und deutete auf ein sehr großes, blaues Gebäude, das scheinbar nur aus Fenstern bestand. Noch dazu sah es aus, als wären verschiedene Würfel einfach kreuz und quer aufeinander gestapelt worden. „Das ist das Ausbildungsgebäude für Fensterputzer“, sagte Sebastian ernst. „Ernsthaft?“, fragte ich ungläubig und starrte ihn an. „Nein, ich mach nur Spaß“, lachte er und zog mich zu sich, um mir einen Kuss auf die Wange zu geben. Ich spürte, wie ich rot wurde und senkte meinen Kopf ein wenig. „Es war wirklich schön heute“, sagte ich leise, um die angenehme Stille zu durchbrechen. Es war schön, mit Sebastian zu schweigen, aber ich wollte mich mit ihm unterhalten und seiner wohlklingenden Stimme lauschen. Allerdings wusste ich nicht so recht, über was. „Freut mich, dass es dir gefallen hat“, lächelte er mich an und blieb stehen. „Was ist los?“ Plötzlich schien er unsicher zu sein und kaute auf seiner Unterlippe. „Ciel … Also-“, fahrig fuhr er sich durch seine schwarzen Haare und wirkte gar nicht mehr so selbstsicher wie sonst. Ich versuchte, den dicken Kloß in meinem Hals herunterzuschlucken. Wollte er mir jetzt sagen, dass er mich doch nicht so mochte und wir das besser sein lassen sollten? „Ich fand es auch sehr schön und hab die Zeit mit dir sehr genossen.“ Ich spürte, wie sich die ersten Tränen in meinen Augen sammelten. Wieso hatte er mich heute Mittag noch geküsst, wenn er mich nun doch nicht wollte? „Ciel“, riss er mich aus meinen trüben Gedanken und ich schaute ihn mit leicht verschwommenem Blick an. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass Sebastian etwas gesagt hatte. Er nahm meine zweite Hand in seine und sagte lächelnd: „Ich bin gerade dabei, mich in dich zu verlieben. Möchtest du mein fester Freund sein?“ Warte. Was?! Mit aufgerissenen Augen starrte ich ihn sprachlos an. Hatte er das gerade wirklich gesagt? Mein Herz geriet ins Stolpern, nur um danach schnell und heftig gegen meine Rippen zu pochen. „Ja“, krächzte ich. „Ja, natürlich will ich!“ Sebastian zog mich an sich und wir küssten uns sanft und liebevoll. Ich konnte nicht in Worte fassen, wie glücklich ich war! Ich konnte auch nicht sagen, wie viel Zeit vergangen war, als wir uns voneinander lösten, aber es war recht dunkel und unsere Lippen rotgeküsst und geschwollen. Atemlos schaute ich in Sebastians schöne, rotbraune Augen und lächelte verliebt. Er strich mir ein paar Strähnen hinters Ohr und erwiderte mein Lächeln. „Kommst du noch mit zu mir?“ Diese Frage hatte meinen Mund verlassen, bevor mein Gehirn überhaupt so weit war. Augenblicklich wurde ich feuerrot, sogar meine Ohren! Zum Glück war es schon dunkel, so konnte Sebastian es höchstens erahnen. Dieser lachte leise. „Hast du es plötzlich so eilig?“ Wenn möglich wurde ich noch röter und stammelte vor mich hin. „Ich wollte dich nur aufziehen“, kicherte Sebastian. Wieder ernst fragte er: „Aber denkst du nicht, dass es noch etwas früh dafür ist?“ Heftig schüttelte ich meinen Kopf, sodass meine aschblauen Haare nur so flogen. „So hab ich das doch gar nicht gemeint! Aber es ist doch schon spät und dunkel, da möchte ich nicht, dass du allein nach Hause gehst.“ Sebastian hob skeptisch eine Augenbraue. „Wir müssen doch sowieso mit der Bahn fahren.“ „Ich kann meinen Cousin bitten, uns abzuholen.“ „Und was werden deine Eltern dazu sagen?“ „Die wissen, dass ich schwul bin und sind auf Geschäftsreise.“ „Soso“, sagte Sebastian mit anzüglichem Unterton. Ärgerlich boxte ich ihm leicht gegen den Oberarm. „Mein Bruder ist aber da und der schläft direkt nebenan! Du kannst aber auch gerne im Gästezimmer schlafen.“ „Okay, überzeugt. Aber nur, wenn ich bei dir im Bett schlafen darf.“ Er zwinkerte mir zu und ich stimmte mit weichen Knien zu. Mit flatterndem Herzen rief ich Edward an, der missmutig zustimmte. Er wohnte mit seiner Familie nicht weit von uns. Noch dazu fuhr er lieber nachts noch mal los, bevor ich mich in der U-Bahn-Station rumtrieb. Auch, wenn ich in Begleitung war. ~~~~~~~~~~~~~~~ Der Ausflug in den Tower hat euch wohl doch nicht so gefallen :/ Diese Geschichte neigt sich nun langsam dem Ende zu, es wird nur noch ein Kapitel folgen und der Epilog. Kapitel 7: Erste Übernachtung ----------------------------- Bei mir zu Hause angekommen sah Sebastian sich neugierig um. „Ich hol noch was zu trinken“, sagte ich unsicher und ging in die Küche. Dort lehnte ich mich mit der Hüfte an die Arbeitsplatte und atmete kurz durch. Ich war jetzt tatsächlich mit Sebastian zusammen! Und würde heute mit ihm schlafen! Also nicht die Art von miteinander schlafen, sondern einfach nur schlafen. Ich war total aufgeregt und versuchte, mich zu beruhigen. Schließlich wartete mein Freund auf mich. Ich grinste dämlich, nahm eine Flasche Wasser und zwei Gläser und ging zurück in den Eingangsbereich. Dort stand Sebastian wie bestellt und nicht abgeholt und lächelte mir entgegen. Schweigend führte ich ihn nach oben in mein Zimmer. „Da ist das Bad und das hier ist mein Zimmer“, mit diesen Worten öffnete ich die Tür und war froh, relativ ordentlich zu sein. Wie peinlich wäre es gewesen, wenn ich meinem Freund einen Saustall präsentieren würde? Das wäre ein toller erster Eindruck. „Brauchst du Sachen zum Wechseln?“, fragte ich, bevor mir klar war, dass meine Kleidung Sebastian nicht passen würde. Dieser winkte jedoch nur ab. „Ich schlafe mit Unterwäsche und T-Shirt.“ Mit diesen Worten begann er auch schon, sich auszuziehen. Sprachlos sah ich ihm dabei zu. Als Sebastian soweit ausgezogen war und seine Sachen ordentlich auf meinen Schreibtischstuhl gelegt hatte, grinste er mich an. „Willst du dich nicht ausziehen?“ „Oh! Äh, doch! Natürlich!“ Mit roten Wangen drehte ich mich weg. Als ich meine Jeans auszog, wurde mir bewusst, dass Sebastian meine Unterwäsche sehen würde! Er selbst trug diese anliegenden Boxershorts, die seinen Hintern unglaublich gut betonten. Was würde er dann über meinen weniger erotischen Slip denken? „Soll ich dir helfen?“, fragte er mich und stand plötzlich hinter mir. Ohne meine Antwort abzuwarten, ergriff er den Saum meines Pullis und zog ihn mir über den Kopf. Jetzt wirklich rot stand ich da, mit Slip und Unterhemd. „Süß“, flüsterte Sebastian und zog mich an ihn, um mich zu küssen. Ehe ich mich versah war ich auch das Unterhemd los. „Ich ähm …“, unsicher wand ich mich. Schnell ging ich zu meinem Bett und nahm meinen Schlafanzug. Ich war mir zwar nicht sicher, was Sebastian dazu sagen würde, aber damit schlief ich nun mal immer noch am besten. Doch ich hatte mir umsonst Sorgen gemacht. Er lächelte nur liebevoll und zog mich dann zu sich. „Ah! Willst du noch Zähne putzen?“ Fiel mir plötzlich ein. Ich zerstörte damit zwar die Stimmung, aber das war mir eben wichtig. Nachdem wir gemeinsam Zähne geputzt hatten, wie ein frisch verheiratetes Ehepaar, gingen wir wieder in mein Zimmer. Sebastian setzte sich auf mein Bett und schaute mir zu, wie ich meine Kleidung aufräumte. Als ich mich zu ihm setzte, fragte er: „Willst du die nicht zum Schlafen abnehmen?“ Verwirrt schaute ich Sebastian an, als mir einfiel, was er meinte. Ich stotterte unsicher und wehrte ab. Ich wollte ihn schließlich nicht noch mehr verschrecken. „Ciel“, sagte er ernst, „du musst dich damit nicht quälen. Das ist bestimmt unangenehm beim Schlafen und egal, was du darunter verbirgst, es macht mir nichts aus. Du kannst auch das Auge geschlossen halten, bis das Licht aus ist. Im Dunkeln kann ich sowieso nichts erkennen.“ Liebevoll gab er mir einen Kuss und ich kaute unsicher auf meiner Unterlippe. Recht hatte er natürlich. Unsicher löste ich den Knoten und hielt mein rechtes Auge geschlossen. Sebastian rutschte nach hinten zur Wand und ich löschte das Licht, dann legte ich mich auch hin. Sofort wurde ich an den Körper hinter mir gezogen. Mein Herz raste. „Gute Nacht“, flüsterte Sebastian, dessen Herz ich deutlich an meinem Rücken schlagen spürte. Mit geschlossenen Augen drehte ich mich um, um mich an seine Brust zu kuscheln. Es beruhigte mich, dass nicht nur ich aufgeregt war. „Nacht“, murmelte ich und atmete durch die Nase, möglichst unauffällig, seinen Geruch ein. Ich fühlte mich so wohl und geborgen, dass ich schnell einschlief, ohne es zu merken. Als ich am nächsten Morgen aufwachte fühlte ich mich unfassbar wohl und geborgen, wie in einem Kokon. Zufrieden kuschelte ich mich an die Brust der Person neben mir und genoss die Wärme. Erst, als mein Verstand langsam wach wurde, fragte ich mich, wann Celest in mein Bett gekrochen war. Verwirrt zog ich meine Augenbrauen tiefer ins Gesicht. Ich hatte gestern ein Date mit Sebastian gehabt. Wir waren im Tower, dann essen, spazieren und … Schlagartig fiel mir ein, dass nicht mein Zwilling neben mir lag, sondern Sebastian! Erschrocken saß ich kerzengerade im Bett und starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. „Guten Morgen“, lächelte er und streckte seine Hand aus, um mich zu ihm zu ziehen. Eher zufällig wanderte mein Blick zu meinem Nachtisch, auf dem meine Augenbinde lag. Es dauerte einen Herzschlag lang, dann hatte mein Gehirn die Informationen verarbeitet und erschrocken legte ich meine Hand auf mein rechtes Auge. Das hatte er doch nicht sehen sollen! „Du musst es nicht verstecken, ich hab es schon gesehen“, sagte Sebastian ruhig und zog sanft, aber bestimmt, meine Hand wieder weg. „Findest du es nicht … abstoßend?“, fragte ich zutiefst verunsichert. Nun war es an meinem Gegenüber, sich aufzusetzen und mich verwirrt anzusehen. „Nein, wieso auch? Es macht dich zu etwas Besonderem.“ Sollte das nun etwas Gutes sein? Zweifelnd sah ich ihn an. „Du hast wirklich keinen Grund, dich zu verstecken.“ Sebastian lächelte mich liebevoll an. Ich wartete auf die Frage, wie das passiert sei, doch sie kam nicht. Nach einer Weile hielt ich es nicht mehr aus: „Willst du nicht wissen, wie es passiert ist?“ „Natürlich! Aber da du dein Auge versteckst, gehe ich davon aus, dass es dir unangenehm ist, darüber zu reden.“ Sprachlos sah ich ihn an. Ich hatte mit vielem gerechnet, aber nicht mit so einer Antwort. Plötzlich fühlte ich mich gar nicht mehr so unwohl ohne Augenbinde. „Eigentlich gibt es nicht viel dazu zu erzählen“, begann ich, „als ich zehn war, wurde ich von einem Auto angefahren. Ein paar Glassplitter waren in mein Auge eingedrungen, seit dem bin ich halbblind auf diesem Auge. Daher ist es auch fliederfarben.“ „Das tut mir leid“, sagte Sebastian ehrlich. Doch ich winkte ab: „Muss es nicht. Das ist nun sieben Jahre her, ich hab gelernt damit zu leben und ich bin nicht völlig blind. Ich sehe rechts ziemlich unscharf ohne Brille und die Leute starren mich oft an, deswegen trage ich, wenn ich nach draußen gehe, eigentlich immer die Augenbinde.“ Ich war ehrlich selbst überrascht über meine Offenheit. Noch nie hatte ich das jemandem außerhalb meiner Familie so offen erzählt. Sebastian belohnte mich mit einem liebevollen Kuss. Es schmeckte komisch, da wir beide erst aufgewacht waren, aber es war seltsamerweise nicht unangenehm. Plötzlich wurde meine Tür geöffnet und Celest kam rein: „Ciel, bist du schon wach? Ich mach gleich – oh, ich störe wohl.“ Er grinste verschmitzt und wollte schon wieder gehen, aber ich hielt ihn auf. „Das ist nicht so, wie du denkst!“ „Seid ihr jetzt zusammen?“, fragte er unverblümt und ich strahlte regelrecht, als ich seine Frage bestätigte. „Das freut mich! Also, ich mach dann Frühstück, wenn ihr auch wollt.“ Ich nickte und mein Zwilling verschwand. „Das ist doch okay für dich, oder?“, fragte ich nun doch unsicher Sebastian. Es gab schließlich Menschen, die frühstückten nicht. Für mich war das unvorstellbar, aber vielleicht gehörte mein Freund – wie das klang – auch zu dieser Sorte. „Natürlich“, lachte er leise und stand dann auf. „Komm, helfen wir deinem Bruder.“ Eigentlich hätte ich gerne noch etwas im Bett gekuschelt, aber Sebastian hatte recht. Außerdem drückte meine Blase. „Geh schon mal vor, ich muss noch kurz ins Bad“, sagte ich und verschwand in eben dieses. Ich wunderte mich, dass Sebastian nicht auch musste. Was ich nicht wusste, war, dass dieser schon war, als ich noch geschlafen hatte. Daher hatte Celest auch gedacht, ich sei schon wach, weil er jemanden im Bad gehört hatte. Als ich die Küche betrat roch es köstlich und die beiden unterhielten sich angeregt. Da ich nicht wie bestellt und nicht abgeholt rumstehen wollte, nahm ich mir erst mal eine Tasse aus dem Schrank und bereitete mir einen kalten Kaba zu. Es ging doch nichts über Kaba am Morgen! Da Sebastian schon versorgt war und mit Celest den Tisch deckte, setzte ich mich einfach und ließ mich ausnahmsweise mal bedienen. „Und wie war es gestern?“, fragte mein Bruder, als wir zu dritt am Tisch saßen. „Sehr interessant! Ich hätte nicht gedacht, dass es im Tower so viel zu sehen gibt“, sagte ich immer noch begeistert. „Echt? Lizzy will mich auch schon lange da rein schleppen. Vielleicht sollte ich es mir doch mal anschauen“, überlegte Celest laut. Wir unterhielten uns noch eine Weile über alles Mögliche, als plötzlich die Stimme unserer Mutter ertönte: „Wir sind wieder da!“ Augenblicklich wurde ich blass. Sie wollten doch erst morgen wieder kommen! Zwei Herzschläge lang war ich versucht, Sebastian einfach unter dem Tisch zu verstecken, dann suchte mein Gehirn fieberhaft nach einer Ausrede, wer er ist und wieso er mit uns beim Frühstück sitzt, wo meine Eltern ihn doch nicht kannten. „Oh, Besuch? Hallo, mein Name ist Rachel und das“, sie deutete auf unseren Vater, „ist mein Mann Vincent.“ Sebastian war aufgestanden um ihr die Hand zu reichen. „Hallo, ich bin Sebastian, Ciels Freund.“ Er schüttelte auch unserem Vater die Hand, während ich auf meinem Stuhl kleiner wurde. Das hatte er jetzt nicht wirklich gesagt. „Seit wann seid ihr denn zusammen? Und warum weiß ich davon nichts?“, fragte meine Mutter direkt und ich wünschte mir ein Loch, in dem ich versinken konnte. Mein Vater lächelte ruhig und schenkte für sich und meine Mutter je eine Tasse Tee ein, dann setzte auch er sich an den Tisch. „Seit gestern“, grinste Sebastian. „Dann willkommen in der Familie, Sebastian!“ Mein Vater lächelte ihn freundlich an und meine Mutter strahlte. Celest versuchte ein Lachen zu unterdrücken, da mir die ganze Situation offensichtlich peinlich war. Meine Eltern wussten zum Glück, dass ich schwul bin. Selbst mein Coming Out damals war mir nicht so unangenehm gewesen wie das gerade. Celest und ich hatten das Glück mit sehr liebe- und verständnisvollen Eltern aufzuwachsen. Klar, es gab manchmal auch Streit, doch wir versöhnten uns und reflektierten dann über unsere Fehler, um es beim nächsten Mal gar nicht so weit kommen zu lassen. Als Kinder war das ganz normal für uns, erst später hatten Celest und ich erfahren, dass unsere Eltern gerade bei solchen Sachen die Ausnahme waren. „Was machst du beruflich, Sebastian?“, fragte mein Vater ihn und holte mich damit aus meinen Gedanken. „Ich studiere Medizin im dritten Semester.“ Ach so? Erst jetzt fiel mir auf, dass ich ihn nie gefragt hatte, was er eigentlich studierte. Am liebsten wäre ich schon wieder im Boden versunken. „Dann willst du Arzt werden?“, fragte meine Mutter. Wann waren sie eigentlich zum Du gekommen? „Ja, genau genommen Chirurg. Mein Vater ist Chefarzt, da wurde es mir quasi in die Wiege gelegt. Langfristig möchte ich mich aber in die Forschung.“ Mein Vater nickte anerkennend. Gut, meine Eltern schienen Sebastian zu mögen. Erleichtert atmete ich möglichst unauffällig aus. ~~~~~~~~~~~~~~~ Nun ist das Geheimnis, was sich unter Ciels Augenbinde verbirgt, auch gelöst. Für die, die "Glücklich sein" verfolgen / verfolgt haben: in meinem Profil findet ihr jetzt eine kleine Übersicht, wie weit ich mit der FF bin. Da ich zur Zeit aber kaum Zeit zum Schreiben habe, wird es wohl noch etwas dauern, bis es weiter geht. Kapitel 8: Urlaub ----------------- Seit dem Kennenlernen zwischen Sebastian und meinen Eltern war ein halbes Jahr vergangen. Ein halbes Jahr voller Glück, Geknutsche, Lernen und Schulstress. Es war Winter, ich hatte Ferien und mein Freund Semesterferien. Die letzten Wochen hatten wir uns kaum gesehen, da er viel für die Uni hatte lernen müssen. Doch nun fuhren wir für eine Woche in ein Ferienhaus außerhalb Londons. Wir wollten endlich den nächsten, großen Schritt gehen und miteinander schlafen. Wir waren zwar schon ein paar Mal intim geworden, ab das konnte ich an einer Hand abzählen und nun war ich bereit, auch diesen Schritt zu gehen. Die Hütte war nicht sonderlich groß, aber gemütlich eingerichtet. Wir gingen zuerst in das einzige Schlafzimmer und packten unsere Koffer aus. Ich war aufgeregt, das war schließlich unser erster gemeinsamer Urlaub! Hier würde uns auch niemand stören, da der Mobilfunkempfang mehr als schlecht war. Es gab ein Telefon für Notfälle, aber das war es. Kein WLAN, kein Internet. Nur wir beide, eine Woche lang. Ich freute mich sehr darüber und wollte am liebsten sofort unanständige Dinge mit Sebastian tun, doch wir hatten beide Hunger nach der langen Anreise. Vorausschauend waren wir einkaufen, bevor wir die Zivilisation verlassen hatten und holten erst mal die Einkäufe rein und verstauten alles in der Küche. Glücklicherweise hatte Sebastians Vater ihm sein Auto geliehen, denn ohne wäre es ziemlich umständlich gewesen hier raus zu kommen. Während Sebastian kochte, klebte ich wie eine Klette an ihm. Ich hatte ihn die letzten Wochen so vermisst, ich wollte jede Minute voll und ganz auskosten. „Ciel“, sagte Sebastian gespielt streng, „du könntest mir auch helfen, statt nur an mir zu kleben. Dann geht es schneller und wir können es uns auf dem Sofa bequem machen.“ Murrend ließ ich von ihm ab und deckte den Tisch. Schließlich war ich mehr als hungrig und es duftete einfach nur köstlich, was Sebastian da zubereitete. Als er fertig war, stellte er die Töpfe auf den Tisch und ich bediente mich gleich. Natürlich bekam erst mein Freund eine Portion, dann ich. „Mmmhh das ist so lecker!“, sagte ich noch mit dem ersten Bissen im Mund. „Schluck erst mal runter! Aber danke“, lachte Sebastian. „Du weißt, wenn das mit dem Studium nichts wird, kannst du immer noch mein persönlicher Koch werden“, grinste ich. Als Antwort bekam ich nur ein Lachen. Sebastian konnte unglaublich gut kochen und backen. Schon allein deswegen würde ich ihn irgendwann heiraten wollen, damit er mir jeden Tag etwas Leckeres kochte. Von den Süßspeisen und Kuchen ganz zu schweigen. Nach dem Essen spülte Sebastian, ich trocknete das Geschirr ab und so waren wir recht schnell fertig. Wie versprochen kuschelten wir uns auf dem großen Sofa zusammen und schauten irgendeine Komödie. Es gab keinen Fernsehanschluss, dafür eine große Auswahl an DVDs. Hier war man wirklich abgeschieden von der Außenwelt. Würde morgen eine Zombie-Apokalypse ausbrechen, wir würden es nicht einmal mitkriegen. Als der Film schon eine Weile lief, robbte ich auf Sebastian ein Stück höher, sodass unsere Gesichter auf einer Höhe waren. Augenblicklich verwickelte ich ihn in einen leidenschaftlichen Kuss. Ich konnte es einfach nicht mehr abwarten! Ich wollte ihn endlich richtig berühren und spüren. So fand mein Oberteil auch recht schnell den Weg zum Boden. Der Rest ließ sich nicht lange bitten und kurz darauf lagen wir nackt aufeinander, küssten und streichelten uns. Es dauerte zu meinem Ärger auch nicht lange, da kam ich schon. Das hielt Sebastian aber nicht davon ab, weiter zu machen. Stattdessen benutzte er es, um seine Finger zu befeuchten und fuhr zwischen meine Pobacken. Ich seufzte genüsslich. Er hatte, um mich langsam daran zu gewöhnen, schon öfter einen oder auch mal zwei Finger in mir versenkt. Anfangs war es mehr als komisch gewesen, doch mittlerweile genoss ich das Gefühl sehr und so bewegte ich meine Hüfte fast automatisch mit. Wir küssten und streichelten uns, während Sebastians Finger mein Innerstes verwöhnten. „Lass uns lieber ins Schlafzimmer gehen“, sagte er zwischen zwei Küssen und zog seine Finger zurück. Ich murrte unwillig, aber er hatte recht. Auf einem Bett war es dann doch bequemer und so klammerte ich mich an Sebastian. Meine Arme schlang ich um seinen Hals, meine Beine um seine Hüfte und drückte unsere Körpermitten aneinander. Er keuchte und schwankte kurz, als er stand, ging aber langsam und ein wenig wacklig ins Schlafzimmer. Dort setzte er sich umständlich aufs Bett, da ich ihn nicht loslassen wollte. Er selbst machte aber auch keine Anstalten, mich auch nur kurz von sich zu lösen. Irgendwie hatten wir es geschafft, in der Mitte des Bettes zum Liegen zu kommen. Sebastian lag hinter mir und seine Finger weiteten und bereiteten mich auf das Kommende vor. Ich war mehr als aufgeregt, mein Herz raste, in meinem Bauch kribbelte und schwirrte es wie verrückt, doch ich war bereit. Ich wollte es. Ich wollte Sebastian. Erst, als ich dachte, es nicht mehr auszuhalten, zog er seine Finger zurück und drehte mich auf den Rücken. Nun war ich doch ein wenig unsicher, schließlich war das, was jetzt kam wesentlich mehr als ein paar schlanke Finger. Sebastian angelte nach einem Kondom, das er sich überzog, dann beugte er sich über mich und küsste mich sanft. Wir küssten und streichelten uns lange, dann positionierte er sich zwischen meinen Beinen und ich schluckte. Seine schönen, rotbraunen Augen sahen nochmal tief in meine bifarbigen, dann drang er mit der Spitze in mich. Ich lag total verkrampft da, rechnete mit höllischen Schmerzen, doch es tat nicht weh. Es ziepte vielleicht ein wenig, aber das merkte ich kaum, zu sehr überschwemmten mich die verschiedensten Emotionen. Ganz langsam und vorsichtig drang Sebastian in mich ein, ließ mir dazwischen immer wieder Pausen, um mich daran zu gewöhnen. Als er komplett in mir war, schmerzte es dann doch, aber abbrechen wollte ich auf keinen Fall. Eine kleine Träne stahl sich aus meinem Auge. Die hatte sich durch die vielen verschiedenen Emotionen einfach nach draußen geschlichen und Sebastian wischte sie sanft weg. Er küsste mich liebevoll, dann zog er sich langsam aus mir zurück. Dieses Gefühl war seltsam, ich konnte es erst nicht recht einordnen, ob es mir gefiel. Als er sich wieder in mich drückte, musste ich unwillkürlich schaudern. So nahm er langsam einen Rhythmus auf und als meine Hüfte sich ihm unkontrolliert entgegen schob, wurde er schneller. Nach meinem explosionsartigen Orgasmus war ich so eng geworden, dass ich Sebastian fast sofort mitgerissen hatte. Langsam zog er sich aus mir zurück, wobei ich das Gesicht verzog. Ich fühlte mich plötzlich unglaublich leer. Sebastian zog sich das Kondom ab, verknotete es und ging schnell ins Bad, um es dort in den Mülleimer zu werfen. Danach kam er zu mir ins Bett und kuschelte sich an mich. Er zog mich in seine Arme und wir schliefen recht schnell ein. Erst mitten in der Nacht wachte ich wieder auf und hatte einen unfassbaren Durst. Da Sebastian schlief, stand ich ganz leise auf und holte mir ein großes Glas Wasser in der Küche, das ich in einem Zug leerte. Danach schenkte ich mir noch eins ein, dass ich dann nur noch zur Hälfte trank. Ich füllte es noch mal auf und nahm es mit ins Schlafzimmer, da Sebastian bestimmt auch durstig war, wenn er aufwachte. Ich stellte das Glas auf einem der Nachtische, die auf beiden Seiten des großen Bettes standen, ab und kroch wieder unter die Decke. Kaum hatte ich mich eingekuschelt, wachte Sebastian auf. Ich reichte ihm direkt das Glas, bevor er überhaupt etwas sagen musste. Dankbar lächelte er mich an und trank es leer. Kaum hatte er es weggestellt, rollte er sich auf mich und grinste anzüglich. „Bereit für eine zweite Runde?“ Als Antwort zog ich ihn zu mir runter, um ihn zu küssen. Wer hätte gedacht, dass aus einem versehentlich abgeschickten Geständnis so eine wundervolle Beziehung werden würde? Ich bestimmt nicht. Doch ich war so glücklich, ich konnte es kaum in Worte fassen. Ich liebte Sebastian von ganzem Herzen und er erwiderte meine Gefühle ebenso intensiv. Uns stand eine wundervolle Zukunft bevor, der wir freudig entgegensahen. ~~~~~~~~~~~~~~~ Das war es, das letzte Kapitel T_T Es hat viel Spaß gemacht, die FF zu schreiben und ich hoffe, sie hat euch gefallen! Lasst mir doch ein Kommi da und sagt mir eure Meinung. Kapitel 9: Urlaub ohne adult ---------------------------- Dieses Kapitel ist für die u18-Leser. Dank einem Kommi bin ich erst auf den Gedanken gekommen, es noch mal ohne adult-Inhalte hochzuladen :'D Seit dem Kennenlernen zwischen Sebastian und meinen Eltern war ein halbes Jahr vergangen. Ein halbes Jahr voller Glück, Geknutsche, Lernen und Schulstress. Es war Winter, ich hatte Ferien und mein Freund Semesterferien. Die letzten Wochen hatten wir uns kaum gesehen, da er viel für die Uni hatte lernen müssen. Doch nun fuhren wir für eine Woche in ein Ferienhaus außerhalb Londons. Wir wollten endlich den nächsten, großen Schritt gehen und miteinander schlafen. Wir waren zwar schon ein paar Mal intim geworden, ab das konnte ich an einer Hand abzählen und nun war ich bereit, auch diesen Schritt zu gehen. Die Hütte war nicht sonderlich groß, aber gemütlich eingerichtet. Wir gingen zuerst in das einzige Schlafzimmer und packten unsere Koffer aus. Ich war aufgeregt, das war schließlich unser erster gemeinsamer Urlaub! Hier würde uns auch niemand stören, da der Mobilfunkempfang mehr als schlecht war. Es gab ein Telefon für Notfälle, aber das war es. Kein WLAN, kein Internet. Nur wir beide, eine Woche lang. Ich freute mich sehr darüber und wollte am liebsten sofort unanständige Dinge mit Sebastian tun, doch wir hatten beide Hunger nach der langen Anreise. Vorausschauend waren wir einkaufen, bevor wir die Zivilisation verlassen hatten und holten erst mal die Einkäufe rein und verstauten alles in der Küche. Glücklicherweise hatte Sebastians Vater ihm sein Auto geliehen, denn ohne wäre es ziemlich umständlich gewesen hier raus zu kommen. Während Sebastian kochte, klebte ich wie eine Klette an ihm. Ich hatte ihn die letzten Wochen so vermisst, ich wollte jede Minute voll und ganz auskosten. „Ciel“, sagte Sebastian gespielt streng, „du könntest mir auch helfen, statt nur an mir zu kleben. Dann geht es schneller und wir können es uns auf dem Sofa bequem machen.“ Murrend ließ ich von ihm ab und deckte den Tisch. Schließlich war ich mehr als hungrig und es duftete einfach nur köstlich, was Sebastian da zubereitete. Als er fertig war, stellte er die Töpfe auf den Tisch und ich bediente mich gleich. Natürlich bekam erst mein Freund eine Portion, dann ich. „Mmmhh das ist so lecker!“, sagte ich noch mit dem ersten Bissen im Mund. „Schluck erst mal runter! Aber danke“, lachte Sebastian. „Du weißt, wenn das mit dem Studium nichts wird, kannst du immer noch mein persönlicher Koch werden“, grinste ich. Als Antwort bekam ich nur ein Lachen. Sebastian konnte unglaublich gut kochen und backen. Schon allein deswegen würde ich ihn irgendwann heiraten wollen, damit er mir jeden Tag etwas Leckeres kochte. Von den Süßspeisen und Kuchen ganz zu schweigen. Nach dem Essen spülte Sebastian, ich trocknete das Geschirr ab und so waren wir recht schnell fertig. Wie versprochen kuschelten wir uns auf dem großen Sofa zusammen und schauten irgendeine Komödie. Es gab keinen Fernsehanschluss, dafür eine große Auswahl an DVDs. Hier war man wirklich abgeschieden von der Außenwelt. Würde morgen eine Zombie-Apokalypse ausbrechen, wir würden es nicht einmal mitkriegen. Als der Film schon eine Weile lief, robbte ich auf Sebastian ein Stück höher, sodass unsere Gesichter auf einer Höhe waren. Augenblicklich verwickelte ich ihn in einen leidenschaftlichen Kuss. Ich konnte es einfach nicht mehr abwarten! Ich wollte ihn endlich richtig berühren und spüren. ~~~~~ Sebastian zog sich das Kondom ab, verknotete es und ging schnell ins Bad, um es dort in den Mülleimer zu werfen. Danach kam er zu mir ins Bett und kuschelte sich an mich. Er zog mich in seine Arme und wir schliefen recht schnell ein. Erst mitten in der Nacht wachte ich wieder auf und hatte einen unfassbaren Durst. Da Sebastian schlief, stand ich ganz leise auf und holte mir ein großes Glas Wasser in der Küche, das ich in einem Zug leerte. Danach schenkte ich mir noch eins ein, dass ich dann nur noch zur Hälfte trank. Ich füllte es noch mal auf und nahm es mit ins Schlafzimmer, da Sebastian bestimmt auch durstig war, wenn er aufwachte. Ich stellte das Glas auf einem der Nachtische, die auf beiden Seiten des großen Bettes standen, ab und kroch wieder unter die Decke. Kaum hatte ich mich eingekuschelt, wachte Sebastian auf. Ich reichte ihm direkt das Glas, bevor er überhaupt etwas sagen musste. Dankbar lächelte er mich an und trank es leer. Kaum hatte er es weggestellt, rollte er sich auf mich und grinste anzüglich. „Bereit für eine zweite Runde?“ Als Antwort zog ich ihn zu mir runter, um ihn zu küssen. Wer hätte gedacht, dass aus einem versehentlich abgeschickten Geständnis so eine wundervolle Beziehung werden würde? Ich bestimmt nicht. Doch ich war so glücklich, ich konnte es kaum in Worte fassen. Ich liebte Sebastian von ganzem Herzen und er erwiderte meine Gefühle ebenso intensiv. Uns stand eine wundervolle Zukunft bevor, der wir freudig entgegensahen. ~~~~~~~~~~~~~~~ Das war es, das letzte Kapitel T_T Es hat viel Spaß gemacht, die FF zu schreiben und ich hoffe, sie hat euch gefallen! Lasst mir doch ein Kommi da und sagt mir eure Meinung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)