Erinnerungen eines Soldaten von MadMatt ================================================================================ Kapitel 2: Interview II - Eren Jäger ------------------------------------   Es waren drei Tage vergangen, die Sonne ging bereits unter und doch hatte Maxi sich schwer getan vor ihrem zweiten Treffen, ihren ersten Artikel bei der Zeitung abzugeben. Sie wollte noch mehr wissen, dieses erste Interview hatte sie so gepackt, der große Held der Menschheit war eigentlich mal ein Krimineller? In ihrem Kopf gab dies einfach keinen Sinn, Levi Ackermann stand für Veränderung, er war ein Idol für so viele tausende Bürger. Sinnbild einer Revolution. Wie konnte dieser Mann ein Verbrecher sein?   Sie hatte schon als Kind die Zeitungsartikel verschlungen, konnte nicht genug von den Geschichten rund um die Mauer und den Titanen bekommen. Es wirkte heute kaum vorstellbar, dass die Menschen hunderte von Jahren hinter drei Mauern lebten und sämtlicher Transport mit Segelschiffen und Pferden stattfand. Maxima war sich sicher, dass das Heute - ihr Heute - nicht mehr mit dem damals zu vergleichen war. Den ganzen Weg dachte die junge Journalistin darüber nach, wie es wohl damals gewesen war.   Allerdings durfte Maxima nicht ihr eigentliches Ziel vergessen, sie wollte herausfinden wer Levi Ackermann war und dafür hatte sie nur noch neun Gelegenheiten! Sie musste sich maßregeln nicht den Kampf der Titanen, den Sturz der Regierung oder den Krieg gegen die Marley hier in den Fokus zu stellen, sondern sich auf den Menschen zu konzentrieren. Eine sehr schwierige Aufgabe, gab es doch sicherlich hunderte Geschichten, welche es zu erzählen galt. Sie hatte sich entschlossen eine ganz bestimmte zu erzählen, jedoch lag diese noch im Dunkeln, Maxima selbst kannte die letzten Seiten noch nicht, im Grunde nicht einmal die Richtung, welche diese Gesichte einschlagen würde.   Nebenbei sollte man an dieser Stelle erwähnen, dass der ehemalige Hauptgefreite extrem selten Interviews gab, das letzte lag über sieben Jahre zurück und füllte damals gerade einmal eine Seite des Troster Tageblatts. Somit lastet schon ein gewisser Druck auf ihren Schultern.   Das zweite Interview sollte an einem anderen Ort stattfinden, dieses Mal traf Maxima Levi in einem Café, genauer gesagt in Café Schwarz eines der wohl bekanntesten Kaffeehäuser in Trost, bekannt für guten Kaffee und ausgezeichnete Torten. Sie hatte sich beeilt wollte auf keinen Fall zu spät kommen, Maxi hatte sehr schnell gespürt, dass Levi eine Person war, die schnell von anderen gelangweilt wurde, deshalb hatte sie sich den Kopf zerbrochen wie sie nun weiter machte und welches Thema sie als nächstes anschneiden würde, um ihrer Frage näher zu kommen   Dicke Wolken hingen über dem Himmel - sicherlich würde es bald regnen. Die Straßen waren leer und so hatte Maxima keine weiteren Probleme pünktlich zu erscheinen. Sie betrat das Café und eine Dame hinter dem Tresen erklärte, dass sie bereits erwartet würde.   Was? dabei bin ich doch fünfzehn Minuten früher dran?, dachte sie und eilte zum Hinterzimmer. Dort an einem kleinen Tisch, an einem Fenster saß er. Katzenhaft saß er auf einem alten Stuhl, hielt mit seiner rechten Hand seine Kaffeetasse am Tassenrand und blickte nicht einem auf, als die junge Journalistin den Raum betrat, obwohl außer ihnen niemand hier war.   "Komm ruhig her.", sprach Levi und winkte Maxi heran.   "Hallo, Herr Ackermann...", antworte Maxi und setzte sich.   "Du hast noch gar nicht veröffentlicht, sag... bin ich dir zu langweilig?"   "Nein!", kam es wie aus der Pistole geschossen von Maxima, scheinbar so schnell, dass Levi nun sie ansah.   "Nein?", begann er mit ruhiger Stimme und neigte den Kopf zur Seite.   "Nein, weil ich mir tausendprozentig sicher sein wollte. Ihr letztes Interview erschien vor sieben Jahren und wurde von einem Zeitungsveteranen geschrieben, es war außerordentlich wohlwollend, mit Witz geschrieben, und doch gefiel es ihnen nicht. Ich habe den Beschwerdebrief gelesen, welchen sie damals an den Verlag geschickt haben. Ich weiß wie selten sie sich bereit erklären Interviews zu geben, und... und ich möchte gute Arbeit leisten. Ich möchte weder meinen Verlag, die Zeitungsleser, noch sie enttäuschen.", erklärte Maxi mit etwas eingeschüchterter Stimme. Levi sah sie dabei nur an, sein Blick war starr und gab niemanden eine Chance zu entkommen, der einmal von ihm erfasst wurde.   "Der Typ hat aus dem Interview eine heroische Sage gebastelt, was einfach nicht der Wahrheit entsprach, das hat mich ziemlich geärgert, danach schwor ich mir keine Interviews mehr zu geben.", erklärte der Kriegsheld und Maxima entspannte sich etwas.   Die Wahrheit...   "Aber trotzdem sind sie hier?"   "Ja, trotzdem bin ich hier. Also ich denke mal wir sollten mal anfangen? Wie sieht es aus, über was willst du heute mit mir reden Kind?, Levi beobachte wie Maxima sich setzte und etwas aus ihrer Tasche kramte.   "Ich habe ein Zitat eines ihrer ehemaligen Kollegen gefunden, nun ja es ist eher eine ganze Textpassage, welche mich neugierig gemacht hat und vielleicht erzählen sie mir mehr dazu.", sie reichte Levi einen Zeitungsartikel mit einer unterstrichenen Textpassage.   Der Ackermann griff diese und las im Stillen diese.   "Als wir den Angriff auf die Marley planten war ich immer noch skeptisch. Konnten wir dieses Unterfangen überhaupt überleben? - doch dann als die beiden dort in Rebellio eine Schneise der Zerstörung durch die Stadt zogen und das gesamte Eldia-Ghetto binnen weniger Stunden befreit hatten, spürte ich es. Etwas hatte sich verändert. Zuhause auf der Paradiesinsel wurden sie gefeiert wie Helden, die Menschen hatten wieder Hoffnung. Wir hatten nur schwere Verluste über Jahre eingefahren und nun hatte sich das Blatt gewendet. Es schien an meinem besten Freund und dem damaligen Hauptgefreiten zu liegen, die beiden waren der Motor eines Widerstandes, einer Revolution. - Armin Arlert "   Maxima hatte während dessen Levi nicht aus den Augen gelassen, sie sah ihm zu wie er leise für sich las und irgendwie bildete sie sich ein, dass sich während dem Lesen die Gesichtszüge des Ackermanns zu verändern schienen, so wirkten sie weicher, doch in seinen Augen schien Wehmut aufzukeimen. Sollte Maxi etwas sagen? Sie verkniff sich den Gedanken, wohl auch, da Levi sie nun wieder ansah.   "Ich soll also über Eren Jäger mit dir sprechen?", sagte er kühl und plötzlich schien eine gewisse Spannung in der Luft zu liegen. Maxi war sich nun sicher, nein sie war fest davon überzeugt hier steckte mehr dahinter. Da war dieses Bauchgefühl, es verschwand einfach nicht, sie wollte herausfinden was dahinter steckte, aber wie sollte man das herausfinden? Sie war zwar noch jung, allerdings war sich die Journalistin sicher - einfache Fragen hatten hier keine Zweck! Vielleicht wurde sie sich damit sogar das Interesse von Levi Ackermann verspielen und genau so ein "Reinfall" werden wie der letzte Interviewer. Nein! Sie wollte es besser machen, doch war die Frage wie sie das anstellen sollte, jetzt im Moment, noch überfordernd.   Du wirst schon eine Lösung finden! Irgendwie schaffst du das schon, motivierte sich Maxima und raffte ihren Mut zusammen, um möglichst souverän zu wirken.   "Ja das will ich.", sagte sie kühn und erntet darauf ein knappes Schmunzeln. War das nun ein gutes Zeichen? Oder hatte die Blondine sich nun lächerlich gemacht? Sonst hatte sie immer gerne Interviews geführt, aber dieses stellte sich als wahrlich knifflig heraus. Dieser Mann schien ein Meister darin zu sein sich nicht in die Karten zu schauen zu lassen.   "Gut...", kam schließlich nur als Antwort und Levi legte dabei den Kopf etwas schief und stützte ihn mit zwei Fingern seiner rechten Hand ab.     Gut? Was heißt das jetzt? Was heißt das nun? Ich versteh diesen Mann nicht, auf der einen Seite total geheimniskrämerisch und dann wenn man scheinbar das richtige Stichwort in den Raum wirft zerpflückt er es in tausend Teile...fast schon wie eine wilde Straßenkatze..., Maxima haderte, doch mahnte sie sich erneut nun nicht aufzugeben, sie wollte eine gute Arbeit abliefern, also war es nun ihre persönliche Herausforderung aus diesem Menschen etwas herauszubekommen.   "Wie war ihr erster Eindruck von Eren. Was haben sie gedacht? Ich habe recherchiert, dass Eren Jäger noch ein Rekrut war, als seine Titanenkräfte zum ersten Mal aktiviert wurden, sie waren bereits im Aufklärungstruppe. Also habe ich geschlussfolgert, dass er ihnen wohl präsentiert wurde, da den Aufklärungstrupp zu dieser Zeit Landes intere Geschichten nicht sonderlich tangiert haben.", sprach Maxi weiter und fand nun wieder mehr an Sicherheit in ihrer Stimme.   "Korrekt! Du scheinst recht gründlich zu arbeiten. Schön, schön, dann werde ich mal aus dem Nähkästchen plaudern.", Levi lehnte sich zurück und nahm einen weiteren Schluck aus seiner Tasse.   "Ich diente in der Spezialeinheit des Aufklärungstrupps. Erwin hatte mir schon immer viele Freiheiten eingeräumt, da ich seiner Meinung nach 'sehr zufriedenstellende' Ergebnisse lieferte. Er war immer ein sehr ereignisorientierter Mensch, solang ich die Resultate lieferte, die er wollte, war er zufrieden. So war meine Team nördlich von Trost unterwegs, als wir die Nachricht bekamen der Kolossale Titan die Stadt angegriffen hatte und ein paar Rekruten diese verteidigten. Bis wir jedoch ankamen war das meiste schon geschehen, der damalige Kommandant der Mauergarnision Dot Pixis schien die Lage im Griff zu haben und wir vom Aufklärungstrupp durften wie üblich die Drecksarbeit machen und die Titanen töten. Allerdings war ich erstaunt weshalb Pixis alles im Griff zu haben schien. Ein Titan hatte laut diverser Aussagen die offene Mauer mit einem Felsen verschlossen. Es hörte sich schlichtweg bescheuert an, doch sah ich schon von weitem zwei Soldaten, die hektisch versuchten einen dritten aus dem Titanenrumpf zu befreien."   "Eren Jäger...", kam es plötzlich von Maximas Lippen, die dem Ackermann aufmerksam gefolgt hatte.   "Ja, es war in der Tat Eren...", begann Levi und wieder schien sein Gesicht voller Wehmut zu sein, dieses Mal war die blonde Journalistin sich noch sicherer.     "Ich schaffte es zwei Titanen, die im Begriff waren die drei Rekruten zu fressen, zu erledigen und konnte gerade noch zusehen wie Mikasa Ackermann und Armin Arlert Eren aus der Titanenhülle schnitten. Für einen kurzen Augenblick sahen mich diese grünen Augen an bevor der Junge vor Anstrengung das Bewusstsein verlor."     "Das bedeutet bei ihrer ersten Begegnung hatten sie keine Gelegenheit mit Eren zu sprechen?", Maxi war verwundert.   "Richtig, Eren wurde danach in Gewahrsam genommen und es dauerte über einen Tag bis der Junge zu sich kam, in dieser Zeit erstattete ich Erwin Bericht, welcher nun selbstverständlich den Jungen im Aufklärungstrupp haben wollte. Er war wie besessen. So waren wir die ersten, die mit Eren sprechen durften, nachdem der Junge aufgewacht war. Ich hielt mich im Hintergrund auf, beobachtete, überließ Erwin das Reden - so taten wir es immer. Ich betrachtete den jungen Mann, der eigentlich noch mehr ein Kind war. Ein Kind ohne Eltern, ohne Halt, nur mit einem Gedanken - die Titanen zu töten. Dieser Junge sollte also unsere Hoffnung sein? Ich war mir ehrlich gesagt nicht sicher. Aber er redete und redete, dann ließ er diesen einen Satz fallen. Er wollte alle Titanen töten und deshalb dem Aufklärungstrupp beitreten.", es entstand eine kurze Pause. Maxima und Levi sahen sich an.   "Also war diese ihre aller erste richtige Begegnung?", fragte sie.   "In der Tat, rückblickend, auf all die Jahre die folgten, würde ich diesen Augenblick als die Stunde null beziffern. Wir redeten an diesem Tag zwar kein weiteres Wort, allerdings sollte meine Entscheidung seinen Eintritt zu genehmigen vieles verändern. Sicher hast du darüber gelesen, dass ich wenige Tage später, den Jungen in einem vollbesetzten Gerichtssaal verprügelt habe.", erklärte Levi. Maxi nickte, sie hatte bei ihrer Recherche darüber gelesen.   "War er ihnen böse?", fragte sie vorsichtig und war verwundert, dass der damalige Hauptgefreite plötzlich breit grinste.   "Nein, Eren war mir nie böse, obwohl ich ihn nicht gerade fein behandelt habe."   Diese Aussage war wahrlich interessant musste Maxi feststellen. Sie schlussfolgerte, dass die beiden wohl mehr verband, ihre Geschichte war größer.   "Also waren sie die klassische, militärische Führungsposition für ihn oder doch ein Mentor?", sie spürte wie die Neugier immer mehr in ihr größer wurde. Vielleicht war auch dies der Grund, weshalb sie sich mehr und mehr mit ihren Fragen aus dem Fenster lehnte.   "Ich war so vieles für Eren und er war auch sehr vieles für mich."   Was war das für eine Antwort? Es war eine so schwammige Antwort, dass man nicht anders konnte wie nachzuharken? Die beiden musste viel verbinden. Natürlich, sie hatten in einer Einheit gedient, gekämpft, gewonnen und verloren, doch Maxi wollte in dieser Sekunde nicht glauben, dass dieser Satz nur auf diese Thematik spielte.     "Man bekommt das Gefühl sie beide verbindet etwas besonderes...", sagte die junge Journalistin, der Regen prasselte an die Fensterscheiben, das Tageslicht hatte stark abgenommen und man hörte wie sich das Café mehr und mehr zu füllen schien, während, der Raum in dem sich Levi und Maxima befanden, war  immer noch vollkommen leer war.   Beide blickten sich einen Moment einfach nur an, der Regen trommelte an die Buntglasfenster, doch eine Antwort schien nicht zu kommen.   "Ich sollte etwas sagen... Allerdings kann ich diese Frage nicht in einem Satz beantworten.", sagte der Ackermann nach eine Weil und dieses Mal war es Maxima, die den Kopf neigte.   "Dann erzählen sie mir einfach eine Geschichte, erzählen sie mir eine Geschichte von Eren Jäger, die mir zeigt wie sie ihn sahen."   Levi nahm einen Schluck aus seiner Tasse, er dachte nach. Maxima wusste sich, ob dies gut oder schlecht zu deuten war, allerdings nach einer schirr unendlichen Pause, lehnte sich Levi zurück und suchte nun die Aufmerksamkeit der jungen Journalistin.   "Eren war immer sehr loyal zu mir, was ich lange Zeit nicht verstand, so kannte er mich nicht und ich ihn nicht..."       . . . . .   Es war ein kalter Novembermorgen irgendwo am nördlichen Ende der Welt, eben dort, wo die äußerste Mauer allen Menschen eine Grenze bot. Der Aufklärungstrupp hatte seine Spezialeinheit in den Norden verfrachtet, da sie dort, umgeben von nur wenigen Menschen, den Raum und Zeit gab Eren in diese eingeschworen Gruppe zu integrieren. Der Winter war hart, er hatte sich schon früh angekündigt und ihre Rückreise Anfang Dezember würde sich wohl aufgrund der anhaltend schlechten Witterungsverhältnisse verzögern. Sie befanden sich in einer alten Jagtresidenz, die abgeschieden genug war, dass Levi und seine Kameraden alle Freiheiten hatten Eren zu trainieren.   Der Abend hatte Mitternacht schon weit überschritten, Petra und Gunther hatte eine Erkältung und Eren trieb der nächtliche Hunger in Richtung Küche im unteren Stock. Die Zimmer befanden ich auf der ersten und zweiten Etage, die Treppenstufen knarrten, während sich der junge Soldat nach unten bewegte. Vermutlich schliefen alle schon, zumindest ging Eren davon aus. Er wollte ja nur ein Stück Brot und vielleicht auch etwas Käse finden, und dann wieder weiterschlafen. Mittlerweile hatte Eren sich in die Gruppe schon etwas eingelebt. Eld und Gunther hatten sich als wahre Manöver-Spezialisten herausgestellt und zeigten dem jungen Jäger einige Tricks. Aurou unterhielt die ganze Truppe Tag ein Tag aus mit seinen neunmalklugen Lebensweisheiten, allerdings scheute er es zu keinem Zeitpunkt jemanden zu helfen oder einen ernst gemeinten Rat zu geben. Petra mochte Eren besonders, sie war die gute Seele der Spezialeinheit. Nicht nur, dass sie eine hervorragende Soldatin war. Petra hatte ein Gespür zwischen Zeilen zu lesen. So gab sie Eren gerade in der Anfangsphase immer die ein oder andere Hilfestellung, damit er sich keinen Ärger einhandeln oder den Hauptgefreiten enttäuschte.   Tja, der Hauptgefreite, das Kronjuwel in Erwin Smiths Aufklärungstrupp. Eren hatte bereits in seiner Ausbildungszeit von dem Hauptgefreiten Levi erfahren, jedoch hatte er sich ihn immer ganz anders vorgestellt. Mehr wie Erwin, der groß gewachsen war, breite Schulter, muskulös und immer heroisch, motivierend und allzeit bereit zu all seinen Leuten sprach. Gegenüber Erwin wirkte Levi auf den ersten Blick wie einen unscheinbare schwarze Katze. Der Hauptgefreite war ein gutes Stück kleiner als Eren, war schlank, wirkte nicht sonderlich muskulös - zumindest auf den ersten Blick. Eren hatte schon längst zu spüren bekommen. Levi bestand weiterhin darauf, dass die gesamte Spezialeinheit von ihm auch im Nahkampf trainiert wurde, auch Eren. Zu Anfang hatte sich der junge Jäger dies gar nicht so schwierig vorgestellt, war er doch rein größentechnisch überlegen? Weit gefehlt, Levi war wendig wie eine Katze, zudem, zumindest empfand es Eren so - so schnell wie der Wind selbst.   So war Eren wieder einmal in Gedanken versunken, hatte tausend Fragen und doch wollte er eigentlich nur ein Käsebrot essen, er ging also zielgerichtet in die Küche und bemerkte nicht einmal, dass in einer Ecke, etwas in seinem toten Winkel, jemand saß, der ihn einige Zeit einfach etwas beobachtete,   “Ich dachte ja, Petras Eintöpfe machen jeden satt, aber scheinbar habe ich mich da getäuscht.”, sprach eine Stimme, die Eren wohl bekannt war und ihn augenblicklich zusammenfahren ließ.   “Hauptgefreiter? Sie sind noch auf.”, fragte er mit zitternder Stimme, ihm war augenblicklich der Hunger vergangen.   “Ja, du doch auch?”, antwortete dieser knapp und musterte Eren im schummrigen Schein der Kerze.   “Eh...ja...also ich…”, stammelte Eren, man konnte wahrlich spüren wie unangenehm ihm das ganze war.   “Du kannst dich ruhig hier hinsetzten und essen.”   Eren nickte bloß, es war irgendwie eine komisch Situation, er war noch nie alleine mit dem Hauptgefreiten gewesen, Levi war immer jemand, vor dem er großen Respekt gehabt hatte. Eine dieser Menschen vor denen man nichts falsch machen wollte.   “Okay…”, brachte der junge Jäger hervor und setzte sich, er begann zu essen und eine Weile saßen sie beide einfach nur schweigend da, während das Öl in der Lampe langsam verbrannte.   “Sag mal Eren, wie hast du dich bisher eingelebt? Gefällt es dir hier?”, fragte der Hauptgefreite und der junge Jäger sichtlich verwundert von dieser Frage, blickte in die grauen die ihm gegenüber saßen und überlegte.   “Ja! mit gefällt es hier gut.”, sprach er plötzlich ganz bestimmt und Levi neigte den Kopf leicht zur Seite.   “Wirklich, dabei nehmen wir dich ganz schön hart ran.”, antworte er und doch lächelte Eren nur, er schien auf einmal ganz beflügelt zu sein.   “Das stimmt, das Training erinnert mich an meine Akademiezeit, allerdings ist es viel anstrengender. Ich lerne viel, auch wenn man es mir sicherlich nicht so ansieht. Aber ich bin gerne hier, an spürt die Verbindung zwischen den Menschen, es sich sehr familiär. Ich bin froh hier zu sein.”   Levi sagte erst einmal nichts auf die Worte des jungen Jäger, sicherlich auch, weil er damit nicht ganz gerechnet. Irgendwo in seinem Inneren gab etwas Eren recht, jedoch verstand auch etwas in ihm diese Aussage nicht.   “Dafür, dass ich dich in diesem Gerichtssaal nach Strich und Faden verprügelt habe und dich schon einige Male beim Training richtig zur Sau gemacht habe und ich die anderen angehalten habe nicht nachlässig mit dir umzugehen, sprichst du sehr wohlwollend.” antwortet Levi ehrlich und schaffte es dadurch erneut bei Eren Verwunderung auszulösen.   “Sie haben die Verantwortung für mich übernommen, ohne, dass sie einer sie darum gebeten hat. Der Kommandant hat damals nichts gesagt, es waren sie die für mich gebürgt haben, ich will nicht wissen was mit mir passiert wäre, hätte mich die Militärpolizei bekommen. Hier...hier komme ich meinem Wunsch näher, eigentlich hätte es sogar nicht besser treffen können. Ich habe es damals im Gerichtssaal noch nicht verstanden, aber ich glaube langsam verstehe ich es. Es gibt niemand besseren als sie... das weiß ich...ich weiß auch dass der Kommandant das weiß, deshalb werde ich alles tun um hier zu bleiben, ich will den Menschen helfen, die Titanen bekämpfen und dafür muss ich lernen, irgendwie. Und wenn ich noch tausend Mal in diesem Gericht verprügelt werde, hier in der Spezialeinheit haben die Menschen ein ehrliches Interesse an mir, das spüre ich jeden Tag und dafür bin ich sehr dankbar…”   .   .   .   .   “Er war dankbar bei ihnen sein zu dürfen?”, Maxima setzte nach einer gefühlten Ewigkeit wieder zu sprechen ein, sie hatte Levi aufmerksam zugehört und war fasziniert, sie konnte sich gut vorstellen wie die beiden Soldaten im Schein einer Öllampe miteinander sprachen und draußen die Welt im Schnee versank.   “Ja, das wahr er...Ich konnte in diesem Moment erst einmal nichts sagen, um ehrlich zu sein konnte ich nicht ganz mit dieser Situation umgehen. Dieser Junge war erst wenige Wochen bei uns und doch hatte er scheinbar eine Ersatzfamilie gefunden.”   “Und sie waren eine Art Vater für Eren?”, Maxi wusste, dass diese Frage durchaus gewagt war, allerdings musste sie es einfach wissen.   Levi blickte sie an und die junge Journalistin sah in diese grauen Augen, Augen die sicherlich hunderte Menschen sterben sahen, sie wirkten müde…   “In der ersten Zeit sicher schon irgendwie, aber die Dinge änderten sich so oft. Auch zwischen mir und Eren. Zu Beginn war ich wohl sein Mentor, brachte ihm bei was ich wusste. Natürlich war ich erst misstrauisch, aber Eren trat mir immer mit sehr viel Respekt gegenüber,so wuchs meine Hoffnung endlich einen Fortschritt zu erzielen, waren meine Freund doch hierfür gestorben, mit den Ereignissen verwischten sich auch das Verhältnis zwischen Eren und mir. Ich glaube uns beiden warf vieles aus der Bahn, doch brach unsere Verbindung nie.”, Levis Stimme klang wehmütiger, jedoch auch auf einige gewisse Art stolzer, als im gesamten bisherigen Gesprächsverlauf.   “Sie haben für ihn gekämpft, dass spüre ich…”, Maximas Stimme war leise, sie zitterte ein wenig, gepackt von dieser Geschichte, die so spürbar schein und doch konnte es nur die Spitze des Eisbergs sein.   Levi blickte sie nur an - ein knappes Lächeln.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)