Partners von WaldelfLarian ================================================================================ Kapitel 2: A long night ----------------------- 20.02.2039 23.46 Uhr Das Licht flackerte und die alte Neonröhre knarzte und ächzte. Tick Tack. Tick Tack. Diese elendige Uhr. Wie lange war er schon hier? 30 Minuten? 40 Minuten? Er wusste es nicht mehr. Connor hatte den Kopf auf seine Arme gelegt. Seine Handgelenke waren mit Fesseln an einem Tisch fest gemacht. Welch Ironie, dass er jetzt einmal auf der anderen Seite des Tisches saß. Ein fremder Verhörraum, in einem Fremden Polizeirevier, irgendwo am Stadtrand von Detroit. Der Laden war winzig, heruntergekommen und verdammt veraltet. Das klimpern eines Schlüsselbunds war auf dem Gang zu hören. Mit einem schrecklichen quietschen ging schließlich die Tür auf und Connor hörte die Schritte von einer Person. Dem Klang nach, wohl ein Mann. Er reagierte nicht. Es quietschte erneut, dieses mal war es der zweite Stuhl, der über den Boden gezogen wurde. Jemand setzte sich. „Name, Modell und Seriennummer.“ Erklang eine fremde Stimme. „Wie geht es ihm?“ „Name, Modell und Seriennummer!“ Wiederholte die Stimme hörbar verärgert ihre Worte. „Ich muss wissen, ob er noch am Leben ist. Wenn... Sie irgendetwas wissen, sagen Sie es mir!“ Es knallte laut. Der fremde Polizist hatte wohl auf den Tisch geschlagen. „Verdammt noch mal, ist es so schwer auf ein paar einfache Fragen zu Antworten?!“ Fauchte der Mann. Ohne auf eine weitere Reaktion des Androiden zu warten, fuhr er fort. „Wir haben eine Beschreibung des Schützen, gleich von zwei Augenzeugen: Männlich, weiß, fast so groß wie das Opfer, dunkle Androidenkleidung, kurze, dunkle Haare, eine verdammte LED am Kopf! Interessante Personenbeschreibung, nicht wahr?“ Connor spürte wie der Polizist ihn am Nacken packte und verärgert von der Tischplatte riss. Der Mann verstärkte den Griff im Nacken des Androiden und zwang Connor, ihn direkt anzusehen. Der Mann war Mitte 40, kurzes grau blondes Haar. Bartstoppeln. Er stank nach Zigarettenqualm. Auf seiner Uniform konnte Connor folgendes lesen. Captain P. Worth. Connor kannte den Namen, wenn auch nur von einigen Akten. „Wir sind Partner, seid über vier Monaten. Ich habe nicht geschossen!“ Mit einem Ruck lies der Captain Worth Connor los. „Ich wiederhole: Name, Modell und Seriennummer.“ „Ich würde ihm nie etwas tun!“ „Antworte auf die Frage, Plastikmüll!“ „Connor, RK800, #313 248 317 51.“ Worth Blick ruhte auf Connor, es lag keine Regung im Gesicht des Mannes.. „Ich habe nicht geschossen!“ In Connors Stimme lag Verzweiflung. „Ich bin anderer Meinung.“ Die Stimme von Captain Worth war auf einmal ruhig geworden. So ruhig, dass es Connor beunruhigte. „Sie können mich nicht ernsthaft verdächtigen.“ „Die Beschreibung passt perfekt auf dich.“ „Greifen Sie auf meinen Speicher zu, dann sehen Sie, dass ich unschuldig bin.“ Es knallte erneut, doch dieses mal hatte Worth nicht auf den Tisch geschlagen, sondern Connor ins Gesicht. Erschrocken hatte der Android den Kopf zur Seite gedreht. Tropf Tropf Etwas Thirium lief Connor aus der Nase. „Du bist schuldig.“ Wiederholte er seine Worte. Connor reagierte nicht. Er konnte es nicht fassen, was ging in diesem Menschen vor sich? Hass und engstirniges Verhalten gegen Androiden war trotz aller Ereignisse vor vier Monaten normal, wenn nicht sogar zum Teil schlimmer geworden. Gerade Connor kannte das, es gehörte zu seinem Alltag dazu mit dem Hass und den Vorurteilen der Menschen – aber auch der Androiden zu kämpfen. Ein Vermittler beider Seiten. „Wir wollen das selbe! Greifen Sie auf meinen Speicher zu!“ Connors Stimme wurde lauter, Die Worte des Androiden schienen nichts zu bewirken. Als 'Antwort' verpasste Worth Connor den zweiten Hieb ins Gesicht. Was bezweckte Worth damit? Er blickte den Polizisten ernst an. „Greifen Sie auf meinen Speicher zu!“ Forderte Connor erneut. Der dritte Schlag folgte, heftiger als die zwei davor. Der Android gab ein kurzes Keuchen von sich, während seine Systeme kurz durcheinander geraten waren. „Schluss damit! Du bist Schuldig, und bei Gott, werde ich es beweisen!“ „Ich wiederhole mich. Greifen Sie auf meinen Speicher zu! Seid über Zehn Jahren ist es normal, dass die Aufzeichnungen von uns Androiden in diversen Kriminalfällen als Beweismaterial genutzt werden. Sie lassen sich nicht fälschen, zumindest nicht im Innern des Speichers eines Androiden. Da werden Sie Ihren Beweis haben!“ Connors Stimme Zitterte. Der vierte Hieb folgte, erneut lag viel Wucht in dem Schlag und abermals entfuhr Connors Kehle ein Laut. „Wer sagt, dass du sie nicht fälschen kannst? Wer sagt, dass du nicht einen Komplizen hattest?“ Connor blickte den Mann fassungslos an. War er sich klar, was für einen Unsinn er da von sich gab? Es war Sinnlos. Als würde Connor mit einer Wand reden. Langsam war seine Geduld aufgebraucht. Das führte doch zu nichts! Der Kerl war engstirnig, verblendet, hasserfüllt und auf seiner Meinung festgefahren. Fast schon wie ein trotziges Kind, drehte Connor den Kopf zur Seite. Er wollte diesem Kerl keine Aufmerksamkeit schenken. „Ich werde kein Wort mehr sagen. Lesen Sie meinen Speicher aus, wenn Sie wirklich daran interessiert sind, zu helfen. Oder informieren Sie Captain Fowler – er wird eh früher oder später von der Sache hier erfahren.“ Connor hörte, wie Worth wütend schnaubte. Gedanklich bereitete Connor sich auf einen weiteren Schlag vor. Er kam nicht. „Wir sind noch lange nicht fertig.“ Knurrte Captain Worth, was Connor ignorierte. Ein lautes quietschte verriet Connor, dass die Tür zum Verhörraum geöffnet wurde. „Viel Spaß hier drin. Das wird eine lange Nacht werden.“ Hörte Connor Worth Stimme hinter sich. Das klacken eines Lichtschalters war zu hören und die alte Neonröhre ging flackernd aus. Die schwere Tür viel ins Schloss und Connor hörte dumpf, das klappern des Schlüsselbundes. Nach ein paar Sekunden war schließlich alles still und dunkel um ihn herum. Langsam legte Connor seinen Kopf zurück auf die Arme. Würde er die Nacht hier verbringen? Er konnte es immer noch nicht fassen, dass er verdächtigt wurde. Nie, nie würde er Hank bedrohen oder ihm etwas tun. Nie. Hank, wie es ihm wohl ging? Hoffentlich lebte er noch. Er musste einfach Leben. Er musste. Und was war mit Sumo? Der Hund war ganz alleine... unwissend, was passiert war. Und Connor musste sich doch jetzt schließlich um ihn kümmern – solange bis Hank es wieder konnte. Langsam hob Connor seinen Kopf. Er weinte. Er saß hier fest, unfähig auch nur das geringste zu tun. Ohne zu wissen, wie es Hank ging und was ihm zugestoßen war. Sein eigenes Schicksal interessierte ihn nicht. Er hatte nur noch einen Wunsch: Hank lebendig wiederzusehen. Tick ,Tack, Tick, Tack Diese elendige Uhr. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)